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War da nicht sonst noch eine „Kleinigkeit“? Haben nicht die US Security and Exchange Commission (SEC) und die englische Financial Conduct Authority (FCA) im Oktober 2020 der CS wegen der skandalösen Mosambik-Kredite von 2013 eine Busse von knapp 500 Millionen sFr. aufgebrummt und einen Rückforderungsverzicht von 200 Millionen zugunsten von Mosambik vorgeschrieben? – Das Land wurde durch das Kreditgeschäft in die tiefste Wirtschaftskrise seiner Geschichte gestürzt und bleibt weiterehin auf viele Jahre hinaus zahlungsunfähig. Derzeit sammeln die Gerichte in den USA und England die Klagen der geprellten Gläubiger. Ihre Forderungen an die CS – vermutlich gegen eine Milliarde Dollar - dürften anlässlich des für Oktober 2023 vorgesehenen Prozesses publik werden.
Gelegentlich kommt Ekel und Verachtung hoch. Lohnbezüger, Angestellte mit Arbeitsvertrag die mit dem Geld anderer Leute Casino Abzocke und Gambling betreiben. Weit entfernt von dem, was man hoch respektiertes Entrepreneurship nennt. Mich haben in meinem bisherigen Berufsleben nur eine Sorte „Banker“ überzeugt: Venture Kapitalisten, die einen Fokus auf eine Branche haben, von der sie viel verstehen und wo ihre Entscheidungen verbunden sind mit eigener Haftung und eigenem Engagement im Startup Unternehmen.
Einmal mehr ein hervorragender Beitrag - herzlichen Dank dem Autor dafür!
Dann soll die CS also systemrelevant sein... Da gehe ich mit diesem anonymen Kadermann sehr einig, wenn er sagt, Zitat: "...Dass die Finanzmarktaufsicht (Finma) bei einer systemrelevanten Bank ein derartiges Führungschaos zulässt, verwundert. Aber ihr bleibe wohl auch gar nichts anderes übrig, wie ein ehemaliger Kadermann bemerkt, der anonym bleiben möchte...
Kann es sein, dass es zwischen der Finma und der CS (+UBS, etc.) eine zu grosse personelle Nähe gibt?
Allerdings bezweifele ich die Sinnhaltigkeit der angeblichen 'Systemrelevanz' sehr stark, so dass zu schlechter Letzt dann die SteuerzahlerInnen zum Zuge kommen 'dürfen', nur damit Grosskonzerne eine Auswahl an Grossbanken haben?
Entweder wird die Finma ihrer Rolle gerecht und sonst kann man diese Bank (Casino träfe es wohl eher...) getrost bachab gehen lassen.
Mit der Übernahme der angelsächsischen Art das Bankgeschäft zu betreiben wurden zentrale Schweizer Tugenden verkauft, die da wären Seriosität, Fairness, Qualität und Menschlichkeit. Statt dessen wurden dadurch Personen mit einem rein (eigen-)profit-zentrierten Weltbild angezogen - und weit und breit kein/e SchweizerIn, welche dem irgend etwas entgegen zu setzen hatte. Der Imageschaden, welcher damit der Schweiz zugefügt wurde und immer mehr wird, ist immens. Früher konnte man im Ausland fast ein wenig mit Stolz erwähnen, dass man Schweizer sei - und heute verklemmt man sich diesen Hinweis am besten.... so weit haben wir es gebracht.
Edit: Den erster Satz noch hinzugefügt...
Die Aufgabe der Politik wäre es, nicht die Credit Suisse zu retten, sondern dafür zu Sorgen, dass die richtigen Rahmenbedingungen bestehen, dass etwas neues und besseres entstehen kann. In einem gesunden Kapitalismus müssen alte Firmen, bei denen der Wurm drin ist, fallen dürfen und gleichzeitig neue entstehen. Genauso misst sich übrigens auch die Gesundheit eines Waldes nicht an der Höhe der ältesten Bäume, sondern daran, ob junge Bäume nachwachsen, wenn ein alter Baum morsch geworden ist und umfällt. Ein Problem dabei ist, dass die Anzahl der Regeln und Gesetze immer weiter steigt, womit es auch immer kostspieliger und schwieriger wird, in den Markt einzusteigen. Daher gab es früher auch viel mehr Banken als heute. Beispielsweise hatte die Stadt Zürich von 1805 bis 1990 eine eigene Sparkasse. Heute wäre es aufgrund der viel höheren regulatorischen Anforderungen nicht mehr rentabel, eine Bank nur für die Stadt Zürich zu betreiben. Am Ende leidet darunter nicht nur die Innovationskraft (denn Innovation kommt meist aus den kleineren Unternehmen), sondern auch der Konsument, da er weniger Auswahl hat und den Gebühren der existierenden Banken stärker ausgeliefert ist.
Vielleicht sollte die „legendäre SKA-Mütze“ von der neuen Geschäftsleitung weniger an Medienkonferenzen, dafür aber konsequent im internen Führungsalltag getragen werden. Der ursprüngliche Zweck der Schweizerischen Kreditanstalt bestand ja vor allem in der Finanzierung volkswirtschaftlich bedeutsamer Infrastrukturprojekte und in Finanzdienstleistungen für inländische Firmen- und Privatkunden. Diese Kunden kannte man wirklich und konnte auf ihre Seriosität zählen. Im Gegenzug beruhte das Vertrauen der Kunden in ihre Kundenberater auf der guten Erfahrung der Geschäftsintegrität „ihrer“ Bank.
Die Wurzel all der aufgelisteten Übel eines ausser Rand und Band geratenen Finanzhauses liegt wohl wesentlich im Verlust der ursprünglichen volkswirtschaftlichen Zweckorientierung und der zugehörigen Dienstleistungsbereitschaft. In den Vordergrund rückte mit der „Finanzialisierung“ der globalisierten Wirtschaft das Eigengeschäft mit immer komplexeren und immer weiter von den realwirtschaftlichen Bedürfnissen entfernten „Finanzprodukten“, die allzu oft aus der „Verbriefung“ windiger Geschäftsideen wie der erwähnten Lieferkettenfunds (Greensill) bestanden. Dabei ging es vor allem darum, auf schnellem Weg, ohne den Umweg über anscheinend lästige realwirtschaftliche Produktions- und Dienstleistungsprozesse, aus Geld unmittelbar mehr Geld zu machen — im Grenzfall im Nanosekundentakt. „Banking“, wie es nun in bezeichnender angelsächsischer Anlehnung hiess, wurde zu einem gewinnmaximierenden Geschäft wie jedes andere, mental ganz abgehoben vom Dienst für die Realwirtschaft. Der wohl entscheidende Treiber dieses problematischen Mentalitäts- und Strukturwandels war die Unkultur der masslosen Boni. In ihnen ist der wahre Grund für die Hinwendung zum schnellen Eigengeschäft zu erblicken.
Falls an dieser Einschätzung etwas dran ist, kommt es für die nachhaltige Sanierung der CS wohl auf beides an:
— Erstens muss die Dienstleistung für Realwirtschaft und Gesellschaft wieder zum klar fokussierten Zweck — neudeutsch „Purpose“ — erhoben werden. Dazu passen sowohl Finanzierungsleistungen für sinnvolle realwirtschaftliche Investitionsvorhaben aller Art als auch ein Asset Management, das konsequent auf seriöse und nachhaltige Anlagen ausgerichtet ist. Bei der CS gibt es dafür übrigens durchaus gute Ansätze, etwa manche bemerkenswert gut konzipierte Themenfonds, mit denen sich die Vermögensverwaltung der CS (Schweiz) im Wettbewerb um nachhaltig denkende Anleger noch vermehrt profilieren kann.
— Zweitens erwarten die potenziellen Kunden für die soeben umrissene Art des Bankgeschäfts eine glaubwürdige Integritätskultur „ihrer“ Bank. Aus eigener langjähriger Erfahrung kann ich den meisten Kundenbetreuern im Private Banking die entsprechende Vertrauenswürdigkeit durchaus attestieren. Es sind die Teppichetagen, wo der grundlegende Mentalitätswandel noch stattfinden muss. Er dürfte nur zu erreichen sein, wenn konsequent nur noch neue Führungskräfte berufen werden, die bereit sind, sich ohne die in der CS seit langem besonders absurden (absurd intransparenten und absurd hohen) Boniprogramme für ihre Aufgabe voll zu engagieren. Jene Kader, die nur zu den bisherigen Fix- und Bonussummen arbeiten wollen, gehören eh eliminiert, sonst wird das mit dem schon allzu lange verzögerten Kulturwandel nix.
Wo ich mich wundere, ist, dass die Greensill papiere ja "verbrieft" waren, um sie den Kunden zu verkaufen, und eben nicht in der Bankbilanz sind. Wieso gabs dann für die CS den Verlust, und nicht für die Käufer von diesem Fonds?
Überhaupt erinnert mich diese 'verbriefung' dieser Rechnungen an die Machenschaften, welche zur US Immobilienkrise 2007 geführt hatte. Ich frage mich, wieso solch komlizierte/intransparente Produkte überhaupt erlaubt sind, offensichtlich hatte hier ja niemand mehr den Durchblick. Sollte ein Unternehmen nicht einfach Liquide genug sein, um die Bezahlung der Rechnungen abzuwarten, und wenn nicht, dann kann es ja bei der Bank (oder von mir aus bei deren Kunden) einen Kredit aufnehmen.
Oder der liberale Ansatz: selber Schuld, wer solch intransparente verbriefte Werte/Fonds kauft. Aber dann müsste sichergestellt sein, dass die Bankbilanz dann bei einem Platzen des Fonds nicht auch mitblutet.
Ein Versuch, Ihre eingangs gestellte Frage zu beantworten:
Dass diese Produkte nicht in der Bilanz der Bank aufgeführt werden, bedeutet nicht, dass keine Haftung besteht - und sei diese auch 'nur' in der Form von saftigen Schadenersatzklagen der Kunden.
Nicht im Zusammenhang mit Ihrem Beitrag:
Ich frage mich, ob die ganze 'too big to fail' These nicht ein Lobbyresultat der Finanzbranche ist, um notfalls auf den staatlichen (sprich: unseren) Fallschirm zugreifen zu können.
Die zwei Grossbanken stehen in einem nur nationalbeschränktem Duopol. Dieses als Stärkung der Konkurrenz zu sehen, ist irreführend. Duopole neigen zu Absprachen.
Wenn Gier keine Grenzen kennt. CS schon bald to small to fail.
Ein Vorteil, dass die Schweiz 2 Grossbanken hat und dadurch einen Wettbewerb im eigenen Land? Quatsch. Der Wettbewerb der Grossbanken ist international, da gibt es genug Konkurrenten, um den Wettbewerb zu beleben. Und um den nationalen und regionalen Markt mit Wettbewerb zu beleben, gibt es mehr als genug nationale und regionale Banken.
Es ist wohl eher umgekehrt. Dass die Schweiz zwei Grossbanken hat, zeigt an, dass der Finanzstandort stark ist. Dass es bald nur noch eine gibt, zeigt seine Schwäche.
Für grössere Unternehmen in der Schweiz mag es durchaus ein Vorteil sein, wenn es zwei Grossbanken gibt. Bei grossen Kapitalmarktransaktionen wie Börsengängen und Übernahmen können sie wählen, mal mit der einen, mal mit der anderen, mal mit einer internationalen. Im Retail-Geschäft spielt es keine Rolle, ob eine oder zwei gibt. Das glaube ich auch.
Allerding frage ich mich, ob der Markt im KMU- und Kleinkunden wirklich spielt – angesichts der enorm hohen Margen, welche die Banken, auch die kleinen, in diesem Geschäft einstreichen.
Sind Sie sicher, dass es für die meist ausländischen Manager internationaler Firmen eine Rolle spielt, ob sie mit ausländischen Managern von Schweizer Grossbanken oder denjenigen ausländischer Banken sprechen? für Mergers mit ausländischen Firmen, zum Wohle ihrer hauptsächlich ausländischen Anleger? Der einzige Punkt, in dem sich Schweizer Grossbanken unterscheiden, ist die Regulierung und die Regulierungsbehörde Finma, die man als Schweizer politisch unter Druck setzen kann. Was aber ausländischen Managern internationaler Firmen mangels Kenntnis der ungeschriebenen Gesetze und mangels Netzwerk dann trotzdem nicht gelingt.
Der Niedergang der Bank kam wohl auch mit der amerikanischen Boni- und Salärmentaliät. Ein Selbstbedienungsladen für Egos. Ich würde keine Aktien einer Grossbanken kaufen - der Gewinn geht an die Führung, der Schaden an den Staat.
Der Verteilkampf zwischen Management und Aktionären ist seit den Neunziger zugunsten des Managements ausgegangen. Weniger höflich: das Management hat die Gewinne behalten und die Verluste den Aktionären oder gar dem Staat aufgebürdet.
Danke B. S. für die gute Aufarbeitung der desolaten Situation der CS. Die Diskussion darüber, welchen Finanzplatz Schweiz es braucht für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft der Schweiz ist enorm wichtig. Als Project-R-Genossenschaftsratsmitglied erlaube ich mir darum, auf eine Veranstaltung aufmerksam zu machen, welche dieses Thema aufgreift: Dienstag 6. September, 17 h, im Zentrum Karl dem Grossen, Zürich - mit dabei sind Uni-Finanzprofessor Marc Chesney, Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig, der CEO der Schweizer Bankiervereinigung, Jörg Gasser und die Expertin für ethisches Investment, Dorothea Baur. Anmeldung obligatorisch. Mehr Infos: https://www.actares.ch/de/agenda/actares-forum-2
Ein spannender Einblick in die Welt der Banken, vielen Dank dafür.
Aber eine Anmerkung und ein paar Fragen: die Analogien zum Schluss sind ja hübsch, aber wo ist die Substanz zu den Aussagen, dass die Schweiz zwei Grossbanken braucht? Wie finanzieren sich denn österreichische Gtossprojekte und Firmen? Wieso kann hier nicht die internationale Konkurrenz wirken? Wie sieht es mit der too-big-to-fail Problematik aus?
Besten Gruss
Genau! Der Artikellead kündigt vollmundig an:
Unverzichtbar ist die Grossbank für die Schweiz trotzdem.
Und alles, um diese Behauptung dann zu belegen, sind die drei letzten, relativ inhaltsarmen Absätze des Artikels, welche einzig die Plattitüde wiederholen, Wettbewerb sei gut. Weder Zahlen, noch Forschungsergebnisse oder unabhängige Expert:innen (Volkswirt:innen) werden zitiert. Stattdessen darf der ehemalige CEO stumpfe Analogien von sich geben.
Ich finde es immer wieder interessant wie persönliche Schicksale keine Platform finden oder nicht näher untersucht werden. Im Beschattungsskandal hat jemand (der Auftragnehmer, der übrigens der CS auch in Absprache mit Sicherheitsexperten, von der Kahn Beschattung abgeraten hat) Suizid begangen und die Staatsanwalt hat nicht mal die Öffnung der Akten erreichen können. Man stelle sich mal diese Macht vor: ein Mensch sieht keinen anderen Ausweg mehr, aus Angst vor dieser Bank, als Suizid zu begehen. Viele Involvierte wussten um sehr viel mehr Bescheid als jemals an die Öffentlichkeit ging weder von der Polizei und Staatsanwaltschaft erfragt oder untersucht wurden. Aus Angst gingen viele Wissenden nicht zur Presse. Ein Menschenleben ausgelöscht, und keinen interessiert die Hintergründe denn diese hätte noch viel mehr Dreck um Thiam und einen Busenfreund ans Licht geschafft. Auch ich traue mich das nun Anonym zu posten.
Liebe:r Anonym 1, vielen Dank für Ihren Beitrag. Gerne würde ich mit Ihnen in Kontakt treten. Da Sie anonym geschrieben haben, kenne ich Ihre Identität nicht. Wenn Sie mir aber hier Ihr OK geben, dann darf jemand aus unserer Tech-Abteilung mir Ihre E-Mail-Adresse übermitteln.
Mich nimmt es wunder, ob Straumann damit wirklich richtig liegt: Das Modell der "Handelsbanken «beruhte darauf, dass die Ersparnisse eines Landes eingesammelt wurden, um sie gezielt in die Förderung von Industrie und Eisenbahn zu investieren»" - hat Escher wirklich Geld eingesammelt oder nicht vielleicht doch Geld geschaffen? Letzteres wäre wirklich modernes Banking, ersteres ziemlich old-school und ganz und gar nicht kapitalistisch.
Danke für den relevanten und informativen Beitrag. Herr S., noch zwei Fragen.
Die Losung, das Vermögensverwaltungsgeschäft auszubauen und das Investmentbanking auf die Bedürfnisse der Bankkunden zu redimensionieren, wurde ja bereits 2013 herausgeben, mit wenig Erfolg. Warum sollte es genau jetzt funktionieren?
Bis anhin hiess es: Wollen Sie Ihr Vermögen vernichten, kaufen Sie Aktien von Grossbanken. Seit den neunziger Jahren haben diese Aktien nur knapp eine positive Rendite erwirtschaftet, wenn nicht sogar negativ. Sehen Sie Anzeichen, dass sich dies ändert?
Republik AG
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