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Glückwunsch zu dieser im Kern sehr gelungenen Analyse. Ich war in den letzten Jahren mehrfach in Bolivien, in La Paz, Potosí und Uyuni und habe dort nicht eine Person gesprochen, die Evo Morales weitere Kandidatur verteidigen wollte. Der Tenor der Aussagen deckt sich mit der Linie dieser Analyse. Ebenso bin ich einverstanden mit der Kritik an Medien, die Evo Morales Fall allein nach dogmatischen Schemen analysieren. Dennoch finde ich, als einer jener kritisierten Kontinental-Korrespondenten, die nicht von vor Ort berichten konnten, ein paar Anmerkungen hilfreich:
Fast gleichzeitig zu der Krise in Bolivien explodierte die jahrzehntelang aufgestaute Unzufriedenheit der Chilenen mit einem Staat, der einerseits sämtliche Lebensbereiche einem Markt unterwirft, dessen Spielregeln aber auf der anderen Seite nicht kontrolliieren will. Und in Argentinien und Uruguay wurden neue Regierungen gewählt, in der selben Woche, in der die bolivianische Jugend in La Paz und Santa Cruz demonstrierte. Natürlich hätte ich liebend gerne aus allen vier Ländern gleichzeitig berichtet und große Analysen geschrieben. Aber kein Medium hatte den Platz für vier Lateinamerika-Berichte auf einmal. Ausserdem gibt es in der heutigen Medienlandschaft schlicht und einfach kaum noch Budgets für längere Recherchereisen in ferne Länder. Und: Das Geschehen in Bolivien ist ja ganz interessant, wenn nicht gerade was wichtiges passiert. Wieviele Südamaerika-Geschichten sind in den letzten Jahren rausgeflogen, weil Dnald Trump oder den jeweiligen britischen Premiers wieder irgendwelcher Blödsinn eingefallen ist.
Das heisst natürlich nicht, dass man deswegen schemenhaft und undifferenziert über Bolivien berichten sollte, ganz im Gegenteil. Zumindest ich, der ich über das alles aus Buenos Aires geschrieben habe, muss mir diesen Schuh nicht anziehen.
Ich bin, aufgrund meiner eigenen Erfahrungen im Land des Cerro Rico, überzeugt, dass man in Bolivien Geopolitik nie wird ausklammern können. Natürlich sind die Dinge nicht mehr so plump wie in den 1980er Jahren. Längst ist die junge bolivianische Bevölkerung hochgradig reizbar, wenn es um die Vermarktung nationaler Ressourcen geht. Gerade der Widerstand in Potosí gegen den von der deutschen Bundesregierung massiv angeschobenen Vertrag mit der deutschen ACI Systems macht das überdeutlich. Dennoch: Es gibt enorme Interessen. Morales knüpfte ja nicht nur Bünde mit den ALBA-Staaten Venezuela, Nicaragua, Kuba und Ecuador. Er pflegte auch enge Verbindungen in den Iran und nach China. Die erste Tonne Lithiumkarbonat, die Bolivien produzierte ging 2017 nach China, das Morales beim Aufbau der Produktion am Südufer des Salars massiv unterstützte, ich selber habe die chinesischen Arbeiter dort gesehen. Und die Freundschaft zum Iran? In neun der elf bolivianischen Departements lagert Uran unter der Erde. Und im Chapare, Evo Morales` Heimatregion nahe von Cochabamba, wächst auf 13000 Hektaren Koka, die keiner kauen kann, weil sie, wie jeder Bolivainer weiss, viel zu bitter ist. Die Produktion dieses Anbaus geht komplett in den Drogenhandel. Und das ist sehr wohl ein globales Thema. Im letzten Jahr haben sowohl Argentinien als auch Paraguay die libanesische Hisbollah als Terrororganisation eingestuft. Diese Schiitengruppe verdient seit Jahren Dollar für ihren Kampf daheim mit dem Export von Kokain - aus Vennezuela und aus Bolivien. Hier erklärt sich die iranische Freundschaft. Darum bin ich sicher, dass alles, was wir derzeit in Bolivien erleben, nicht ohne Zutun der US-Administration und der brasilianischen Führung geschieht. Brasilien war die ersten Regierung, welche die Übergangspräsidentin anerkannte, gleich danach gratulierte Donald Trump via Twitter dem bolivianischen Militär für dessen Empfehlung an Morales, die Macht abzugeben. Im März dieses Jahres sagte John Bolton zu CNN, er habe keine Scheu, die Monroe-Doktrin von 1823 wieder zu beleben: Amerika den Amerikanern. Im Kontext einer globalen Auseinandersetzung zwischen den Usa und China und den erheblichen Investitionen und Kreditvergaben der Chinesen in Südamerika kann man, finde ich, den geopolitischen Hintergrund nicht zu leicht nehmen.
Die Übergangsregierung, deren einzige Funktion darin bestehen sollte, bis zum 20. Januar Neuwahlen zu organisieren, hat in ihrer ersten Amtswoche das Land neu ausgerichtet. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit venezuela, die Ausweisung aller kubanischen Regierungberater und das schmutzige und systematische Vorgehen gegen lateinamerikanische TV-Teams deuten auf einen klaren Plan hin, Fakten zu schaffen. Nachdem die neue Kommunikationsministerin Lazarraga ausländischen Journalisten umstürzlerische Absichten unterstellte, mussten vorige Woche fünf argentinische TV-Teams - auch jene der liberalen Konzerne Clarin und Telefonica - von einer Sondereinheit der argentinischen Gendarmerie aus dem Land geholt werden. Die Reporterin von Al-Jazeera bekam während einer Live-Schalte von einem Polizisten in Kampfmontur eine massive Ladung Tränengas ins Gesicht gespritzt.
Ich denke, die Bolivianer und auch die wirklich an Bolivien und nicht an Ideologien interessierten Korrespondenten müssen jetzt genau verfolgen, wie die nächten Wochen in Bolivien abgehen werden.
Vielen Dank, lieber Andreas Fink, für die wichtigen Ergänzungen. Ich freue mich über diesen Austausch und möchte, was das Sachliche betrifft, an keiner Stelle wirklich widersprechen. Auch hoffe ich, aus meinem Text wird deutlich, dass ich mit dem Agieren der Áñez-Truppe keineswegs einverstanden bin.
Mit meiner Kritik an bestimmten Schablonen der Bolivien-Kommentierung wiederum will ich keineswegs unterstellen, dass von außen immer nur "schemenhaft und undifferenziert" über die Lage dort berichtet werde. Zum Glück häufen sich inzwischen auch die Gegenbeispiele. Hier allerdings noch drei Bolivien-interne Links zu Texten aus den letzten Tagen, die ich für besonders gut und erhellend halte – die ersten beiden auf Spanisch, der dritte in deutscher Übersetzung (und in einem Portal veröffentlicht, wo man solch differenzierte Stimmen vielleicht nicht vermuten würde):
https://www.ramonacultural.com/cont…hxVWfZUN1A
danke für euren austausch, michael und andreas, das hat mich den fracaso der letzten morales präsidentschaft deutlich besser verstehen lassen, ebenso die jetzige jugendbewegung. mir war schon lange klar, daß die linken und rechten "deutungsmuster" zum teil wirklich engagierter journalist·innen einigermaßen danebengehen. eigentlich gingen sie das bereits in den 90er jahren, als ich das letzte mal in bolivien war (damals zeichnete sich evos "aufstieg" nur ganz sachte am horizont ab).
Vielen Dank für einen guten und balancierten Artikel! Freue mich schon auf eure weitere Berichterstattung in Bolivien (und der Welt). 🙂
Danke. Mir ist in letzter Zeit immer etwas mulmig gewesen bei den Artikeln zu Südamerika in der Republik. Es gab einfach vor allem bei der Venezuela Berichterstattung einige Punkte die keinen Sinn machten.
Dieser hier wirkt wesentlich differenzierter und hat auch zumindest keine für mich offensichtlichen Ungereimtheiten. Und auch wenn es schmerzt: möglicherweise ist Morales wirklich einfach etwas trunken von der Macht geworden. Hoffentlich findet Bolivien einen gesunden Weg und rutscht nun nicht in eine rechte Militärdiktatur ab.
Danke für den Text.
Aristide, Morales, ... Einst Hoffnungsträger, schlürfen sie vom süssen Gift der Macht, werden zu Süchtigen, können nicht mehr loslassen, verraten ihre eigenen Ideen und Leute, hinterlassen einen Scherbenhaufen, das Volk soll zusammenkehren ...
Traurige Männer-Geschichten. Überall.
Danke!!! Das tut so gut und war absolut überfällig. Bei der kolonialistischen „Analyse“ rund um die Proteste in Venezuela, hätte ich genau so einen Arrikel gebraucht. Danke, dass Sie ihn jetzt nahliefern. Vielleicht geht es hier um noch viel mehr als internationales Mansplaining, nämlich um Whitesplaining?
Danke für die vertiefte Einsicht in die Hintergründe der Entwicklungen in Bolivien. Und danke, dass dies ohne die üblichen ideologischen Scheuklappen vieler Analysen in Republik geschah. Lesson learned: Auch linke Initiativen können in die Diktatur führen. Venezuela, Simbabwe, Nicaragua …..
Unsere Erfahrung zeigt: Journalismus wird immer dann als gut befunden, wenn er eigene Meinungen bestätigt und immer dann als ideologisch gefärbt bezeichnet, wenn er der eigenen Meinung widerspricht. Von daher ist Ihr Lob für uns jetzt eher zweifelhaft – zweiteres ist für den Diskurs nämlich viel wertvoller. Herzliche Grüsse aus der Redaktion.
bellt nicht nur, beißt auch! (nichts für ungut, war ja auch berechtigt)
Danke für den Artikel, er hat mir einen differenzierteren Blick über die Ereignisse in Bolivien gegeben. Dennoch weiss ich als Leser nun nicht, was genau Sache ist. Ich habe überzeugende Artikel darüber gelesen, dass es eine Art Putsch der rechten Evangelikalen war und hier lese ich nun das (auch sehr überzeugende) Gegenteil. Gerade die vorübergehende, eigentlich undemokratische Amtseinsetzung von Oppositionsführerin Anez mit Gutheissung des Militärs sowie Berichte von vielen demonstrierenden Morales Anhänger*innen machen mich stutzig.
Es ist spannend, wie trotz (oder gerade wegen?) unserer weltweiten Vernetzung die Wahrheit über ein politisches Ereignis in einem entfernteren Land meist schwierig zu identifizieren ist. Bis auf weiteres werde ich mich damit zufrieden geben müssen, dass ich nicht genau weiss, was nun in Bolivien geschehen ist.
Danke für die Rückmeldung. Absolute Wahrheit gibt es nicht (respektive: es gibt sie schon, Tatsachen sind Tatsachen, aber die Vermittlung dieser Tatsachen ist nie absolut möglich). Journalismus ist immer nur eine Annäherung an die Wahrheit (sofern er aufrichtig ist, was leider schon selten genug ist). Für uns bei der Republik ist wichtig, wenn immer möglich auf erfahrene Korrespondentinnen vor Ort zu setzen und nicht auf Fernanalysen – so wie im vorliegenden Fall. Und für Sie als Medienkonsument ist wichtig, was Sie getan haben: mehrere (gute) Quellen konsultieren, um sich eine Meinung zu bilden. Herzlicher Gruss aus der Redaktion.
Danke für die Antwort. Wahrheit war wohl etwas zu absolut ausgedrückt, da sie als solches bei gesellschaftlichen Phänomenen nicht vollkommen existiert. Es ist zum Teil etwas erdrückend, wenn man seine eigene Meinung nicht genug bilden kann aufgrund unterschiedlichen Berichten. Anderseits ist es mir dennoch lieber, als die erst beste Aussage unreflektiert zu übernehmen.
Der Ansatz der Republik, möglichst auf KorrespondentInnen vor Ort zu setzen, unterstütze ich sehr.
Es gibt bei solchen Ereignissen ja wohl auch nie eine klare, allgemeingültige Deutung über die vielen gleichzeitigen Strömungen und Handlungen. Im Nachhinein (oder schon jetzt?) werden wir die Sache aus der Vogelperspektive betrachten, vereinfachen und zu einer schlüssigen Geschichte verdichten, aus Chaos und Zufällen wird zwingende Logik. Je nach Weltbild wird der Narrativ ein anderer sein... Aber die Wirklichkeit ist meistens vielschichtiger und komplizierter, als die Geschichte, die hängenbleibt.
Lieber Herr M., die Analyse der Hintergründe des Sturzes von Morales hat meine bisherige Meinung falsifiziert ! Ich habe auf die USA und interne reaktionäre Kräfte getippt. Insofern ist Ihre Antwort ziemlich daneben ! Oder hat mein Beitrag nicht Ihren Erwartungen entsprochen, weshalb Sie so reagieren, wie Sie mir indirekt vorwerfen ?
Überhaupt nicht, sehr geehrter Herr Baumgartner, das war eher eine allgemeine Bemerkung. Fundierten Widerspruch ist das, wofür wir arbeiten – Lob im Journalismus ist aus genanntem Grund oft zweifelhaft. Allgemein hat leider der Drang, die eigene Meinung bestätigt zu bekommen, deutlich zugenommen. Das unterhöhlt den demokratischen Diskurs.
Frage mich, wieso der moderate und breit respektierte Gegenkandidat Carlos Mesa mit keinem Wort erwähnt wird, ausser in der berichtigten Bildlegende. Immerhin scheint er um einen chancenreichen zweiten Wahlgang betrogen worden zu sein,. Wie äussert sich Carlos Mesa zur formal nicht bestätigten Übergangsregierung?
Liebe/r Anonymous, Sie haben recht, zum ersten Mal habe ich nun in einem meiner Texte zu Bolivien Carlos Mesa nicht erwähnt. Warum? Weil er in der politischen Auseinandersetzung dieser Tage keine große Rolle mehr spielt. Zur Kandidatur gegen Evo Morales ließ er sich nur widerwillig überreden. Bei den Cabildos in La Paz in den ersten zehn Tagen nach der Wahl trat er noch als einer der Hauptredner auf, rückte aber mehr und mehr in den Hintergrund, als die Comités Cívicos, vor allem mit Luis Fernando Camacho aus Santa Cruz und Marco Pumari aus Potosí, zu den Protagonisten der Protestbewegung wurden. Mesa zählte zu den ersten, die der Übergangspräsidentin Jeanine Áñez zum Amtsantritt gratulierten. Dieser Tage bekräftigt er immer wieder, dass unbedingt, zur Not per Dekret, die Neuwahlen innerhalb der verfassungsmäßigen 90 Tage gewährleistet werden müssten.
https://www.paginasiete.bo/nacional…38053.html
Wir sollten nicht vergessen, dass es ja auch soziale Bewegungen v.a. gegen Privatisierungsbestrebungen (z.B. Wasser in Cochabamba) waren, die Morales' Vorgänger aus dem Amt gejagt und ihn an die Macht gebracht haben. Dass er die Unterstützung dieser Kräfte verspielt hat, scheint offensichtlich. Und dass jetzt die weissen oligarchischen Kreise, deren Einfluss unter Morales zurückgedrängt wurde, diese Situation zu ihren Gunsten nutzen möchten, ebenfalls. Entscheidend ist nun, ob die mobilisierten Basisbewegungen die sozialen Errungenschaften der Ära Morales verteidigen können. Die aktuelle Repression der "Übergangsregierung" (mit Straffreiheit für Polizei und Militär) lässt eher fürchten als hoffen.
Auch hier würde ich nicht grundsätzlich widersprechen, zumal ich überhaupt kein Fan der bolivianischen Übergangsregierung bin. Doch da der Kampf der Desinformation in Bolivien an allen erdenklichen Fronten geführt wird, empfehle ich auch in Sachen der "aktuelle[n] Repression" sehr genau hinzusehen, immer mehrere und möglichst unterschiedliche Quellen zu konsultieren und zu prüfen, woher diese ihre Informationen haben und wessen Interessen dahinter stehen könnten. Das viel beschriene Dekret zur "Straffreiheit für Polizei und Militär" z.B. geht auf ein Gesetz zurück, das die Regierung Morales letztes Jahr auf den Weg brachte – https://www.brujuladigital.net/poli…y-policias – und sieht bei näherer Betrachtung nicht nach einem Freibrief zur "Repression" aus. Damals ging es um bewaffnete Konfrontationen mit Schmugglern, heute um die Zusammenstöße mit militanten MAS-Anhänger*innen. Bisher sind mir keine belastbaren Belege dafür bekannt, dass die Gewalt bei diesen Auseinandersetzungen ihren Anfang bei Polizei und Militär genommen hat; zumal ja gerade solche Bilder – Soldaten schießen auf indigene Demonstrierende – den Kriegstreibern um Morales in die Hände spielen.
Noch ein Detail am Rand: Juan Ramón Quintana und Álvaro García Linera, die beiden Prominentesten unter diesen Kriegstreibern, sind ebenso weiss wie wie "oligarchischen Kreise", die Sie erwähnen.
Vielen Dank für den Kommentar. Vielleicht ist der Begriff "weisse oligarchische Kreise" etwas holzschnittartig - ich meine damit eine rassistische, jegleiche Form von Gleichheit verachtende Elite, mit deren Sprösslingen ich selber leider auch schon zu tun hatte. Aber ja: Die Konfliktlinie verläuft nicht einfach zwischen "Rasse" und "Klasse". Ich habe indigene lateinamerikanische Freund*innen, die Morales' Politik schon lang von links her kritisieren, insbesondere seinen Extraktivismus. Aber ist es nicht ein bisschen zu einfach, hinter den Protesten gegen die rechte Übergangsregierung v.a. MAS-nahe "Kriegstreiber" zu sehen? Ich glaube, dass viele Menschen Evos Allmachtfantasien nicht mehr tragbar fanden - aber ein Zurück zu einem autoritären Neoliberalismus wünschen sie sich wohl auch nicht. (Jedenfalls nicht die Leute, die ich kenne - von den Elitenzöglingen abgesehen.)
Und Uyuni? Tut mir leid, aber die Republik ist mir je länger je mehr zu USA-unktitisch. Die Behauptung, die kolonialen Zeiten der USA sei eine Geschichte aus den 80er Jahren ist wohl der grösste Schwachsinn, den ich je gelesen habe. Sorry, aber dann kann ich auch die Weltwoche lesen.
Wie wäre es denn mit ein paar Beispielen zu "je länger je mehr"? Und wo steht diese Behauptung?
Mit "Uyuni" meinen Sie vermutlich den Salar de Uyuni und das dortige Lithiumvorkommen? Ihm war ja der fragwürdige Vertrag mit der deutschen Acisa gewidmet, den die Regierung Morales Ende Oktober plötzlich wieder aufgekündigt hat. Wie es dort weitergeht, wer den Zuschlag für die Schürfrechte bekommt, bleibt abzuwarten. Und eine "Behauptung, die kolonialen Zeiten der USA sei[en] eine Geschichte aus den 80er Jahren" steht nicht in meinem Text und hat auch mit meiner Meinung nichts zu tun.
Lieber M. E.. Vielen Dank für die wichtige Ergänzung zur Positionierung von Carlos Mesa gegenüber der Übergangsregierung. Sie schreiben, dass er der Übergangsregierung gleich zu Beginn gratuliert und glz die verfassungsmässig vorgeschrieben Neuwahlen innerhalb von 3 Monaten eingefordert hat (siehe Thread weiter unten). Das hilft mir als ehemaliger Evo Morales Sympathisant, den demokratiepolitischen Nebel rund um Verfassungsbruch, Wahlbetrug, Putsch und rechts-aussen Übergangsregierung besser einordnen zu können. Dass Carlos Mesa in der aktuellen Auseinandersetzung keine Rolle mehr spielt, ist wohl einer gefährlichen Polarisierung geschuldet. Genau da braucht es eine differenzierte Berichterstattung. Oder hat sich Carlos Mesa mittlerweile selbst aus dem Rennen genommen? Das kann ich mir nicht vorstellen ...
Lieber K. E., vielen Dank zurück. Mein Eindruck ist, dass sich Mesa angesichts der charismatischeren und viel entschlosseneren neuen Protagonisten – eben vor allem Camacho und Pumari – freiwillig einen Schritt zurückgezogen hat. Da aber nach der gestern mit den MAS-Parlamentariern erzielten Einigung tatsächlich mit schnellen Neuwahlen zu rechnen ist (https://eldeber.com.bo/157526_comis…elecciones), wird die Frage akut, wer kandidiert …
Auch für Sie gelten die gängigen Anstandsregeln, um Meinungen ohne Namensverulkungen und Unterstellungen kundzutun. Verhalten Sie sich wie ein Erwachsener und vor allem so, dass der Austausch im Dialog nicht mit Unsinn zugedeckt wird, danke.
... ginge es evtl. etwas weniger moralinlastig ? Mit dem Einfordern eines "erwachsenen" Verhaltens sind Sie ebenfalls auf dem Weg, den Respekt für Mitdiskutierende aufzugeben. Ich bin froh darum, dass dieses Forum moderiert wird. Aber dies könnte m. E. etwas diskreter und weniger belehrend erfolgen.
Ich bin kein Südamerikaexperte. Der formulierte Anspruch ("... ohne kolonialistische Hybris") tönt vielversprechend und die Argumentationslinie wirkt auf den ersten Blick konsistent. Aber sie trägt nur so lange, als Fakten ausgeblendet werden, welche die aufgebaute Kulisse stören, beispielsweise:
.Camacho kniet mit einer Bibel unter dem Arm im Regierungspalast nieder und verkündet, die "Pachamama" werde nie an diesen Ort zurückkehren. Schliesslich sei Bolivien ein christliches Land.
.Interimspräsidentin Añez hat schon mal einen Erlass unterzeichnet, der Armee und Polizei vor Strafverfolgung schützt.
. Añez ist eine Evangelikale. Sie inszeniert sich mit einem grossen Buch unter dem Arm, welches den Titel "die vier Evangelien" trägt.
Dies sind sehr beunruhigende Fakten, die in krassem Widerspruch zu Ihrer Argumentation stehen. Das heisst nun nicht, dass das Vorgehen von Morales legitim war. Aber es entzaubert doch Ihre etwas blauäugige Darstellung in zentralen Punkten. Mir scheint, die weisse Oberschicht sei doch nicht ganz so postkolonial, wie Sie sich das wünschen...
Lieber Herr Frankhauser, wo stehen denn die von Ihnen aufgezählten Beispiele "in krassem Widerspruch" zu meiner Argumentation? An keiner Stelle verteidige ich das Vorgehen der Interimsregierung oder das Gebaren Camachos. Wie Sie darauf kommen, dass ich eine "weisse Oberschicht" in Bolivien für "postkolonial" zu erklären versuche, ist mir ebenfalls schleierhaft.
Stimmt, tun Sie nicht explizit. Aber eine Aussage wie "Dass bei diesen Wahlen eine neoliberale, dabei fanatisch christliche Rechte (...) stärkste Kraft wird, ist nicht auszuschliessen." halte ich für naiv. Ich denke, da unterschätzen Sie diese Kreise. Umsomehr, als genau diesen Kräften ausländische Hilfe (nicht nur aus den USA) gewiss ist.
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