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ein artikel, der verschiedene gefühle auslöst, ohne übersäuerung durch moralin. auf jeden fall lesenswert.
Freut uns sehr!
Guten Tag, Frau P. Darf ich fragen, warum?
Danke für diese spannende Reportage, die weit mehr ist als "nur" das Porträt eines Arztes.
Danke für Ihr Feedback!
Uff… Ein Artikel wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch.
Jeweils am Morgen gilt fast mein erster Blick der REPUBLIK. Dieser Artikel hat mich geärgert und ich verstehe auch nicht, wofür er gut sein soll.
Zugegeben, ich habe den Artikel mit Widerstand und etwas Abscheu gelesen. Und dennoch finde ich es sinnvoll, dass solche Berichte in der Republik erscheinen. Nie hätte ich mir derartige Verhältnisse ausdenken können, weder auf der handelnden Seite, noch bei jenen, die sich unters Messer legen. Ein Blick in menschliche Abgründe - doch, es hat einen Wert, davon zu erfahren.
Warum hat der Artikel denn geärgert?
Ich fand ihn faszinierend, und toll geschrieben.
Da habe ich grad sehr gemischte Gefühle. Und muss entschieden Einspruch erheben: die Unterscheidung zwischen Krankheit und Lifestyle bleibt sinnvoll, ja matchentscheidend. Ein Beispiel: Ende des letzten Jahrtausends hatten die grossen Schwellenländer Indien und China ähnlich hohe Raten an vermeidbaren Erblindungen durch den grauen Star, d.h. eine eigentlich einfach zu operierende Erkrankung. Sie gingen diametral verschieden damit um. Indien stellte ein staatliches Programm auf die Beine und arbeitete den Backlog über mehrere Jahre konsequent ab. China überliess das Problem erst mal dem Markt. Mit dem Ergebnis, dass in Beijing um die Jahrtausendwende mehr LASIKs gemacht wurden als Staroperationen! (Explaining why that’s absurd would insult your intelligence, gentle reader; ask the Web.) Inzwischen hat China aufgeholt. Gehört habe ich das vor Jahren an einem Augenärztekongress. Der Referent war von der WHO. Die Öffentlichkeit erreichen solche Geschichten leider selten. Unterdessen wird die Lifestyle-Chirurgie auch hierzulande fröhlich beworben. Mit dem Ergebnis, dass sich die Wahrnehmung verschiebt. Ich würde mir wünschen, dass die ungeheurlichen Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung ein Thema wären. Weltweit ist der graue Star immer noch die häufigste Erblindungsursache. Aber Lifestyle ist halt prickelnder. Brr.
Die Frage war einzig, weshalb Komplikationen bei selbst gewählten Operationen für schlimmer gehalten werden, wovon ich nicht überzeugt bin. Über Sinn oder Unsinn von Lifestyle-Op's an sich ist damit nichts ausgesagt.
Der Bezug war zu Herrn Klopfsteins Aussage: „Heutzutage macht es wohl keinen Sinn mehr allzustreng zwischen life style Operationen und sogenannt durch Aerzte indizierte Eingriffe zu unterscheiden (...)“. Darüber kann man natürlich endlos philosophieren, hat er doch formuliert „durch Ärzte indiziert“ und nicht „medizinisch indiziert“. Klar: Lifestyle ist nicht nur prickelnder, sondern auch rentabler. Persönlich meine ich, es verlieren dabei alle Beteiligten das Wesentliche aus den Augen. Nennen Sie mich ruhig vorsintflutlich.
Was mir fehlte: kein Wort zu den operativen Komplikationen. Wenn auch nur 1 von 100 Operationen misslingt, ist das bei einem streng medizinisch höchst selten indizierten, also freiwilligen Eingriff, eine Katastrophe. Was, wer und wo sind die Treiber...?
Sind operative Komplikationen nicht immer eine Katastrophe für den*die Operierte(n)? Und ob es für den*die Operateur*in einen Unterschied macht, ob der Eingriff freiwillig geschah?
Streng genommen setzt ja jeder operative Eingriff die Einwilligung des*der Operierten voraus, ist in diesem Sinn also freiwillig. Davon abgewichen werden darf eigentlich nur, wenn Lebensgefahr besteht und der*die Patient*in nicht in der Lage ist, seinen*ihren Willen zu äussern, z.B. wegen Bewusstlosigkeit. Von daher verstehe ich Ihre Frage nicht ganz. Oder vielleicht auch einfach falsch?
Ja, Komplikationen sind unschön. Trotzdem blühen sie einem kleinen Prozentsatz der Patienten so sicher wie das Amen in der Kirche. Ist halt so, wird gerne verdrängt. Mediziner lassen sich weniger oft operieren als der Durchschnitt, dafür häufiger impfen. Eine Einwilligungserklärung braucht heute -+ alles, ausser die von Ihnen erwähnte unmittelbar bedrohliche Notfallsituation. Zu Recht. Juristisch gesehen ist jede Operation eine Körperverletzung. Trotzdem: Zumindest hierzulande macht die völlige Freiwilligkeit von ästhetischen Eingriffen für Patienten und Chirurgen sehr wohl einen Unterschied. Die Ansprüche sind höher.
An Brigit: Sie haben wahrscheinlich recht. Heutzutage macht es wohl keinen Sinn mehr allzustreng zwischen life style Operationen und sogenannt durch Aerzte indizierte Eingriffe zu unterscheiden, da sowohl patientenseits (sollte ich sagen kundenseits?) wie auch ärzteseits die ursprüngliche Bedeutung einer Operation, zu heilen, verlorengegangen ist. Es wird vielmehr repariert oder maximiert. Dank technischer Innovationen ist so vieles möglich geworden was früher undenkbar war und vielleicht aus diesen Gründen (und vielen anderen) wird zuviel operiert. Und jeder Eingriff der misslingt, ist eine Katastrophe.
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