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Am Montag war ich im Wallis und habe den Walliser Bote gelesen. Mich gefragt, wer wohl diese Zeitung heraus gibt. Gestern mit jemandem um den Murtensee flaniert, der über das Bieler Tagblatt berichtete. Mit Erstaunen stellte ich als benachbarte Bernerin fest, dass die Zeitung wider mein Erwarten selbständig operiert. Und heute dieser Bericht. Chapeau für Freddy Bayards Unternehmertum und seine Crew
Schon lange hab ich mir gewünscht, etwas darüber zu lesen. Insgesamt ein Artikel, wie ich ihn schätze: Facts, Figures, Flow. Gute Bilder, tolle Illustration. Danke!
Ich finde es schade, sind fast alle Artikel mit Bezug zur Abstimmung diesen Sonntag zur Medienförderung. Ich habe mal grob nachgezählt für dieses Jahr, wieviele Beiträge zu welcher Vorlage aufgeschaltet wurden:
Medienförderungsgesetz: 8
Tabakwerbeverbot: 3
Stempelabgabe: 1
Tierversuche: 0
Dazu kommen noch etliche Beiträge im Vorfeld zum Referendum gegen die Medienförderung. Und generell viele Recherchen zur Medienlandschaft Schweiz.
Ich verstehe, dass der Republik in der Vorlage eine besondere Rolle zukommt und ich finde das Thema «Medien» auch sehr wichtig. Zudem ist die Medienförderung wohl die spannendste und am härtesten umkämpfte Frage am kommenden Sonntag. Ein Übergewicht find ich durchaus berechtigt, aber gleich so krass?
Mich interessieren auch andere Themen wie Medien. Ich habe manchmal den Eindruck, die Republik-Redaktion ist so tief im Thema drin, dass sie sich nicht mehr vorstellen kann, dass jemand ausserhalb der Branche noch etwas anderes lesen möchte.
Speziell, dass gar nichts zu den Tierversuchen erschienen ist, hat mich enttäuscht. Wie vielschichtig das Thema ist, hat für mich spätestens Das Magazin mit ihrem langen Beitrag zu Tierversuchen der Zukunft bewiesen. Auch wenn die Vorlage Mängel aufweist, wäre es eine gute Gelegenheit mal darüber zu reden, ob Tierversuche wirklich immer so alternativlos sind.
Nicht falsch verstehen: Die Recherchen zur Medienförderung waren alle erste Sahne und ein Genuss zu lesen. Aber nach meinem Gusto insgesamt zu viel davon auf Kosten anderer aktueller Themen.
Danke für die Rückmeldung! Kann ich sehr gut nachvollziehen. Wir haben in diesem Fall wirklich vergleichsweise viel gemacht - auch weil die Republik ja als Projekt gegen das kaputte Mediensystem in der Schweiz entstanden ist. Die initiative zu den Tierversuchen haben wir nicht mit einem eigenen Beitrag behandelt, weil die Vorlage im Parlament schon fast einstimmig abgelehnt wurde - und wir sie darum als so gut wie chancenlos einschätzen.
Sehr erfrischend als „Quasi-Gegenlektüre“ zur Tamedia-Papers Reportage-Serie, bei der man den Glauben an Schweizer Journalismus zu verlieren scheint. Anscheinend würde es ja durchaus anders funktionieren.
Interessant zu hören, dass es noch andere Modelle als die Grossverlage mit ihrer Konzentration auf eine Redaktion gibt. Neben der Republik brauche ich halt doch noch eine lokale Tageszeitung. Bin gespannt, was die Hauptstadt-MacherInnen in Bern zustandebringen werden!
Die regionale Presse ist offensichtlich wichtig und hat dank ihrer lokalen Verankerung auch eine gedruckte wie digitalisierte Zukunft. Das facettenreiche Portrait von Fredy Bayard zeigt die Chancen eines engagierten Unternehmer(innen)tums und bringt durchaus Argumente für deren Förderung mit einem JA zum Mediengesetz. Und macht Hoffnung, dass über die Relevanz einer "vielklingenden" Berichterstattung für das demokratische Selbstverständnis der Schweiz weiter intensiv nachgedacht wird.
Ich frage mich noch heute woher das Geld stammte, welches zur Übernahme der Mengis-Gruppe benötigt wurde, dito für den Ausbau der Kleidergeschäfte. Besonders in einer Phase wo Zalando und Co. die traditionelle Bekleidungsbranche fast plattgemacht hat.
Zu behaupten der Walliser Bote sei eine „unabhängige und neutrale Stimme“ im Oberwallis ist schon fast tragisch-komisch. Das Blatt ist, seit der Übernahme durch Bayard, praktisch wieder zum offiziellen Sprachrohr der Oberwalliser CVP zurückverwandelt worden. Man wähnt sich schon fast in der Vergangenheit zurück.
Guten Morgen, Herr Lüthi. 2017 hatten Herr und Frau Bayard 6/7 ihres Unternehmens verkauft. Mode Bayard lief und läuft sehr gut, weil es nicht nur eine breite Kundschaft bedient, sondern auch auf einem smarten Geschäftsmodell beruht. Überschätzen Sie Zalando nicht: Die machen zwar über eine Milliarde Umsatz in der Schweiz, betreiben aber bis auf weiteres keine stationäre Filialen. Zur Frage der Unabhängigkeit des «Walliser Boten»: Da höre ich ganz andere Stimmen als Sie. Mit dem Rückgang der Wählerinnenanteile der CVP im Wallis schrumpfte auch deren Einfluss auf die Medienwelt. Im Impressum des WB stand bis 2020, dass die Zeitung offizielles Parteiorgan sei. Faktisch sei das aber schon seit Jahren nicht mehr so, wie ich gehört habe. Bestätigt wurde mir auch Bayards Motto: «Wir lassen alle Glocken läuten», das beim WB spätestens seit seiner Übernahme tatsächlich gelebt werde.
Was sollen diese Mutmassungen? Wenn es sie echt interessiert fragen sie Freddy Bayard.
Im Oberwallis hat nun mal die CVP das politische Sagen und dem entsprechend und richtigerweise wird in der regionalen Zeitung darüber berichtet. Wenn sie das stört dann organisieren sie eine politische Alternative.
Leider habe ich nicht das Zeug dazu. Aber ja, ich würde mir tatsächlich eine neutrale Alternative für‘s Oberwallis wünschen.
Und ich differenziere klar zwischen „darüber berichten“ und „Sprachrohr sein“.
Gut geschrieben, wenn auch nicht alles ganz korrekt. So war bei der Digitalisierung Radio Rottu Oberwallis die treibende Kraft (erste Homepage 1996), welches u. a. die Todesanzeigen ins Netz und ins Lokal-TV brachte.
Richtig. Die digitalierten Todesanzeigen beziehen sich hier aber auf den «Walliser Boten». Das habe ich vielleicht nicht deutlich genug formuliert.
Auch das ist nicht ganz richtig. rro suchte schon früh die Zusammenarbeit mit den Bestattern und dem WB, sodass die Anzeigen gleichzeitig im WB und auf der Homepage von rro geschaltet werden konnten. Also, eigentlich hat der WB bzw. Pomona mit dem Zusammenschluss der Medien einfach auch die Inhalte von rro übernommen.
Was ist eigentlich an den Todesanzeigen so spannend?
Als mein Vater irgendwann verstorben ist, haben meine Schwester und ich über eine Todesanzeige gar nicht nachgedacht. Wozu, die relevanten Leute waren sowieso informiert. Und ich selber möchte eigentlich auch keine Todesanzeige, wenn es denn mal soweit ist.
Aus einer Vielzahl von Umfragen weiss man einfach, dass Todesanzeigen für viele Zeitungslesende eine der wichtigsten Inhalte einer Tageszeitung darstellen. Meine Frau und ich erfahren jedenfalls aus diesen Anzeigen öfters, dass Menschen gestorben sind, mit denen wir bekannt sind ohne zum engsten Bekanntenkreis zu gehören.
Wer sind denn die „relevanten“ Leute? Heutzutage werden ja viele Beerdigungen nur im „kleinen Familienkreis“ abgehalten. Damit werden ganz viele Bekannte der Verstorbenen aussen vor gelassen. Klar, am stärksten trauern die nächsten Angehörigen - trotzdem gibt es sehr viele weiter entfernte Bekannte und Freunde, die die Verstorbenen geschätzt haben, über deren Ableben informiert sein möchten und/oder ihnen an der Beerdigung die letzte Ehre erweisen möchten. Im Leben eines Menschen waren sehr viel mehr Leute wichtig als nur die nächste Familie.
Eine Frage des Alters, meine ich. Je mehr Zehn Kleine Fixerlein, je näher die Einschläge kommen, und je mehr Last Man Standing, desto wichtiger werden die Todesanzeigen – für die Überlebenden, wenn man erfährt, dass wieder einmal ein alter Freund, eine ehemalige Nachbarin das Zeitliche gesegnet hat. Sei's, dass man gerade nochmal davongekommen ist, weil der Schnitter die Sense leicht anders angesetzt hat. Oder sei's weil Todesanzeigen der tagtägliche, schwarzweisse Beweis dafür sind, dass Widerstand zwecklos ist. Letztlich.
Weil nicht alle so denken wie Sie (und keine Todesanzeige wünschen), sind diese für die Verlage ein gut kalkulierbarer, verlegerisch spannender Bilanzposten.
Denn, so sollte man meinen, je mehr die Auflage schrumpft, desto günstiger müsse auch der Anzeigen-Millimeter werden. Stattdessen verhält sich das Preis-/Leistungsverhältnis umgekehrt proportional.
Mangels Alternativen müssen die Hinterbliebenen den Hinschied in der lokalen Presse vermelden. In Zürich läuft das auf Tagi und NZZ hinaus. In beiden Titeln eine durchschnittlich grosse Todesanzeige je einmal erscheinen zu lassen, ist teurer als ein ebenso durchschnittliches Liichemöhli.
Diese Preisgestaltung ist verlegerisch und unternehmerisch durchaus opportun, hat aber einen unangenehm zynischen Beigeschmack. Wobei schon die alten Römer wussten, dass de mortui nil nisi bene, und das bene,nein: das Beste am Tod ist – aus Verlegersicht zumindest – das Geld, und pecunia bekanntlich non olet.
Für mich sind Todesanzeigen aber auch etwas, wofür es Print braucht. Ich sehe die 84jährige nicht, die mit dem Pad auf eines der Memento-mori-Portale surft, um die neusten Hiobsbotschaften zu erfahren. Und auch die Post freut sich, dass es nach wie vor als stillos gilt, Trauerkarten per E-Mail, Messenger oder SMS zu versenden.
jeans für den verleger sind noch kein "smartes geschäftsmodell". schade, dass nicht erklärt wird, was denn das smarte modell ausmacht. zahlen die (alten?) leute im goms dafür, die todesanzeigen online zum zmorge lesen zu können? wenn ja: wieviel? wer bezieht noch die gedruckte zeitung? etc etc
Das Oberwallis ist dank seiner geografischen Geschlossenheit eine durchaus andere Welt als das Mittelland in dem auch der grösste Teil der Abonnentinnen und Abonnenten von Bieler Tagblatt und Journal du Jura leben. Das geht ja auch aus dem Artikel hervor. Und deshalb muss das, was im Oberwallis funktioniert, noch lange nicht im Mittelland funktionieren. Was mich erschüttert: Dass leitende Leute in einem Zeitungsverlag sich offenbar nicht bewusst sind, dass ihr Medium, seit dem vorletzten Jahrhundert von der Portoverbilligung profitieren. Warum also die Erhöhung und Erweiterung dieser indirekten Presseförderung die Abhängigkeit vom Staat verändern soll, ist mir schleierhaft. Aber dieser Zug scheint ja jetzt abgefahren zu sein. Nach dem Motto: Freie Fahrt für Blochers Gratiszeitungen, die im Mittelland Konkurrenten verlieren und Werbeumsätze erben können.
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