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Danke! So ein wichtiger Beitrag 💕. Was mich als gewollt kinderlose Frau seit Jahren beschäftigt, ist wie wir als Gesellschaft nach wie vor dieses Konzept von Partner:in und Kind als das unbedingt zu erreichende Ziel unbewusst tagtäglich zementieren. Es gäbe so viele andere Lebenskonzepte, die neue Möglichkeiten öffnen würden. Wenn eine Frau einen Kinderwunsch abkoppelt vom Partner, ist das eine solche Möglichkeit, ein Weg von vielen dazu. Ich bin zum Glück nicht mehr in einem gebärfähigen Alter, da nun die Sprüche wie: "hey, warte du nur, wenn der richtige Mann da ist, willst du sicher auch ein Kind", oder "och du Arme, du hast kein Kind! Warum? Du scheinst doch normal zu sein. Du wärst bestimmt eine gute Mutter" etc. Ich könnte noch ganz lange weitere Beispiele aufzählen. Damit bekam ich jedes Mal das Gefühl, kein vollwertiger Mensch zu sein. Es kostete mich Mut und Selbstvertrauen, welches auch immer wieder schwand und ich infrage stellte, meinen Weg trotzdem zu gehen. Ich arbeite in einer Psychiatrischen Klinik und erlebe täglich Menschen, die diesem Anspruch von Familienkonzept nicht zu erfüllen schaffen und unter anderem daran krank werden. Deshalb: bitte mehr von solchen Beiträgen :-).
Danke Frau Alterherr, dafür dass sie diese Erfahrungen hier teilen. Ich finde Ihren Betrag extrem wichtig.
Merci auch von mir, Frau A. – dass Erfahrungen wie Ihre breit rezipiert werden, ist ein wichtiger Schritt in die Richtung, die Sie ansprechen 🙏
Sehr tolle Geschichte, vielen Dank. Die strafende Härte gegenüber Frauen, die dringend Mutter werden wollen - oder eben auch gar nicht, wie Badinter richtig feststellt - hält sich genau darum, weil wir viel zu selten die echten Frauen dahinter kennenlernen. In ihren neuen Stiefeln, mit ihren Sehnsüchten und ihren Zweifeln.
Darum ist diese Geschichte so wichtig. Merci <3
Diese strafende Härte gibt es auch noch in einem weiteren Fall. Wenn eine Frau mit einem Partner ein Kind bekommen hat und dann die Partnerschaft warum auch immer in die Brüche geht und (meistens) die Frau alleinerziehend wird, dann heisst es: Die hätte halt bei der Partnerwahl besser aufpassen sollen, statt mit dem Erstbesten eine Familie zu gründen. Also einerseits soll eine Frau mit Kinderwunsch doch nicht so wählerisch sein und nicht zu hohe Ansprüche haben. Andererseits soll sie bitteschön doch sichergehen, dass sie nur mit einem Partner Kinder in die Welt setzt, mit dem es auch wirklich längerfristig funktionieren wird mit Beziehung und Elternsein (als ob man das jemals absolut sicher im Voraus wissen könnte …).
Frau Kühni, schön von Ihnen zu lesen (ich muss schon sagen, ich vermisse Sie manchmal in dieser Zeitung). Für meinen Geschmack haben Sie hier den Durchblick. „Die strafende Härte…hält sich genau darum, weil wir viel zu selten die echten Frauen dahinter kennenlernen.“ Genau. Dieses Statement werde ich mir einrahmen.
Merci, liebe Olivia!
Ich war 24 und entschlossen, kinderlos zu bleiben. Mein Leben mit mir war mir schon abenteuerlich und kompliziert genug. Ausserdem diffundierte die Keuschheit meiner Jugend langsam ins bedrohliche, kaum erstrebenswerte Erwachsenenleben.
Dazu kam, dass ich nicht einsah, wieso Frauen mit Pillen und den damit verbundenen Beschwerden alleine für Verhütung zuständig sein sollten, zumal wir den Gummi zu der Zeit nicht wirklich sicher und Lust tötend fanden. AIDS war damals noch eine Randnotiz. Irgendwo las ich, dass US-Soldaten, die in den Vietnamkrieg zogen, zuvor ihren Samen auf einer Samenbank hinterlegen konnten. Sollten sie nicht zurückkehren, hätten ihre Frauen zumindest die Möglichkeit, In Vitro ein Kind zu zeugen, sozusagen als Andenken an ihre gefallene Liebe.
Ich entschloss mich zur Vasektomie.
Machen wir nicht, Sie sind zu jung, sagte mir der Arzt. Da müssen Sie nach Ungarn oder sonst wohin.
Neue Idee. Erst Samenbank, dann Vasektomie.
Wir befinden uns im Huxley-Jahr 1984: Ich rief im Uni-Spital Zürich an und fragte, ob es möglich sei, bei ihnen meine Samenzellen zu hinterlegen? Die US-Soldaten hätten usw. Kurzes Schweigen am anderen Ende, dann wurde ich weitergeleitet, landete schliesslich bei einer Ärztin, die mir freundlich mitteilte, sowas gebe es bei ihnen nicht, zumal ich doch eh zu jung sei blablabla.
Auch weitere Versuche bei anderen Institutionen scheiterten.
Und nun Social Freezing. Witzig, wie sich Ansichten und Angebote ändern.
P.S. Inzwischen bin ich glücklicher 2facher Vater und unterbunden. Und gehe mit einer nächsten, zentralen Frage schwanger : Wie kann ich altern, ohne ein un-nützlicher Idiot zu werden? Ob ich die Antwort noch erleben darf?
Merci fürs teilen Ihrer Erfahrungen! Und alles Gute auf der Suche :)!
Vielen Dank für die berührende Geschichte. Mir war nicht bewusst, was es für eine Frau bedeutet, sich die Möglichkeit Kinder zu bekommen, offen zu halten.
Wie wunderbar, dass es heute möglich ist - und wie traurig, dass Frauen dafür verurteilt werden.
Jeder Einblick in die Lebenswelten anderer Menschen öffnet mir die Augen etwas mehr und lässt Mitgefühl entstehen. Danke für Ihren Artikel Frau Kolly!
Merci, Frau B., für Ihre Worte!
Ein schönes, empathisches Porträt mit Jonas Jonassonschem Titel. Vielleicht war es der Tatsache geschuldet, dass die Autorin die Protagonistin kannte, oder der persönlichen Haltung, doch hätte ich mir gewünscht, dass die Ambivalenzen besser herausgehoben worden wären sowie die sozialen Bedingungen für diese Praxis, und Kritik an dieser nicht sofort als patriarchal abgekanzelt.
Denn erstens ist "Social Freezing" ein unglaubliches Privileg für jene, die es vermögen. Die "Rechnungen" werden zwar angedeutet, aber was kostet nun eine Runde insgesamt? Wie sehen die Einkommenverhältnisse im Durchschnitt aus? Wie sieht es bei den unteren Einkommensschichten aus?
Dann ist es auch eine Technik & Praxis, die perfekt auf den neoliberalen Kapitalismus zugeschnitten ist: Arbeiten, leisten und für Privates & Reproduktion gibt es eine technische Ersatzlösung. Man erinnere sich an den Aufschrei als das Social Media Unternehmen Facebook (und Apple) ihren Mitarbeiterinnen das "Social Freezing" anbot. https://www.faz.net/aktuell/wirtsch…09317.html
Aber die Tatsache bleibt: Die Technik dient der Selbstbestimmung. Der Cyberfeminismus (Donna Haraway ua) proklamierte: Technik war bisher männlich geprägt, diente männlichen Interessen und lief meist auf Produktivitätssteigerung, Kontrolle & Unterwerfung der Natur & Anderen und Krieg hinaus. Weshalb sollte Technik nicht auch Frauen dienen, der Reproduktivität & dem Leben?
Manche gehen so weit, dass sie zB artifizielle, externe Gebärmütter gutheissen, denn diese würden Frauen endgültig von der Reduktion auf die Gebärmutter befreien. Für wen wäre das schon zu unnatürlich? Wo soll die Grenze gezogen werden?
Im Porträt taucht schliesslich ein Widerspruch auf, der wohl dieser Ambivalenz geschuldet ist: Einerseits wird die Natürlichkeitsideologie kritisiert, andererseits wird der Wunsch auf eine natürliche Nachkommenschaft (die die "eigenen" Gene mit einem teilen) als unerklärlich und unbewusst, aber autonome Entscheidung beschrieben.
Hallo, und merci für Ihre vielen Überlegungen!
Ich teile gerne meine Gedanken zu den angesprochenen Ambivalenzen – mit Nähe zur Protagonistin haben sie nichts zu tun.
Den sozialen Bedingungen – Stichwort Kosten – habe ich bewusst wenig Raum gegeben (1 Runde, ca. 5000 CHF, wie im Artikel angegeben), weil das ein ganz anderes Fass aufmacht, dem ich den gebotenen Raum hätte geben wollen, wenn ich darauf eingegangen wäre. Für mich wäre das auch keine Kritik an der Praxis sondern am Zugang dazu. In Frankreich etwa wird Social Freezing von der Krankenversicherung übernommen. Auch das wirft aber neue Fragen auf, welche die im Text zitierte Sozialanthropologin Yolinliztli Pérez-Hernández übrigens behandelt.
Zum neoliberalen Kapitalismus: Auch das habe ich bewusst nur angeschnitten, mehrheitlich deshalb, weil die meisten Frauen nicht freezen, um ihre Karriere voranzutreiben, sondern weil der richtige Partner fehlt.
Beste Grüsse!
Vielen Dank Anonym 1 für diese Ergänzungen. Sie sprechen mir aus dem Herz insbesondere der Widerspruch "Natürlichkeitsideologe". Als KomplementärTherapeutin Shiatsu und Sozialpädagogin habe ich über 30 Jahre viele Frauen in der Schwangerschaft (und Geburt), nach Aborten und Abtreibungen, bei unfreiwilliger Kinderlosigkeit und - nach einigem Widerstand - auch im Prozess der künstlichen Befruchtung (mit unterschiedlichstem Ausgang) begleitet. (Damals war das Einfrieren von Eizellen noch kein grosses Thema.) Jede dieser Geschichten war sehr intim, einzigartig, schwierig und schön und - egal welchen Weg die Frauen "wählten" - voller Bangen und mutigem Vorwärtsschreiten im eigenen Schicksal. Das gilt es immer zu bedenken, wenn Urteile gefällt werden. Ich als - je nach Blickwinkel - (un-) freiwillig kinderlos gebliebene Frau, bin sehr dankbar, durfte ich diese unendliche Vielfalt begleiten.
Die berührende Geschichte lässt mich sehr nachdenklich zurück. Nicht nur, aber auch deshalb, weil ich mal irgendwo gelesen habe, dass "nicht natürlich" gezeugte Kinder krankheitsanfälliger seien. Kennt jemand Studien dazu? Ich kenne zwei Kinder in meiner Verwandtschaft, die "nicht natürlich" gezeugt wurden. Das Mädchen hört nichts auf einem Ohr und der Bub ist Diabetiker. Vermutlich einfach ein blöder Zufall. Item - ich bin und bleibe der Reproduktionsmedizin gegenüber sehr skeptisch.
Wäre es nicht einfacher gewesen, selbst so eine Studie oder Ihre ursprüngliche Quelle zu ergoogeln und wenn Sie nichts gefunden hätten, einfach nichts zu schreiben, als hier zu spekulieren und der Protagonistin aufgrund von „mal gelesen“ wenn auch implizit und eher leise aber eben doch, Vorwürfe zu machen?
Im Übrigen würden mich Studien auch interessieren, aber in erster Linie wüsste ich gerne, ob man die Reproduktionsmethode im geborenen Kind überhaupt erkennt (was ich als Laie rein aufgrund logischer Überlegungen ziemlich stark bezwefeln würde).
(Warum ich jetzt nicht selbst google? Weil ich es unglaublich müde bin, dass die Beweislast nie bei den Behauptern liegt, sondern ständig bei den Zweiflern.
Und wie geht der Merksatz? Behauptungen ohne Beweise darf man ohne Gegenbeweise als falsch abtun.)
Es gibt einen Text dazu (der auch Studien nennt) zu diesem Thema von 2018 in der "Zeit". Er ist unter dem Titel : Künstliche Befruchtung "Der allergrösste Teil der Kinder ist gesund" abrufbar.
"Eventuelle Bedenken zu dem Verfahren sind weniger medizinischer als vielmehr ethischer Natur: Ist Social Freezing nach der Pille der von vielen Reproduktionsmedizinern gefeierte Meilenstein für mehr Gleichberechtigung und die Freiheit der Frau?
Tatsächlich lässt die Fruchtbarkeit bei Frauen eher nach als bei Männern. Während Samenzellen im männlichen Körper ständig neu produziert werden, müssen Frauen mit den Eizellen auskommen, die bei ihnen im Fötus-Stadium angelegt wurden. Und diese Gesamtzahl an Eizellen nimmt von Jahr zu Jahr ab. Mit dem Alter sinkt zudem ihre Qualität: Bei einer 30-Jährigen sind rund zwei Drittel der Eizellen intakt, bei einer 40-Jährigen nur noch knapp die Hälfte.
Social Freezing könnte das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen aufheben. Vorausgesetzt, dass Frauen sich bereits in jungen Jahren mit dem Thema Nachwuchs beschäftigen. Eine Studie ergab aber, dass der Wunsch nach dem Fertilitätserhalt bei den Frauen deutlich später – nämlich erst mit über 38 Jahren – relevant wird.
Welche Folgen das kommerzielle Angebot für Arbeitswelt und Gesellschaft hat, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Kritiker befürchten, dass sich junge Frauen durch Gesellschaft, Medien und Firmen zur privaten "Eizellenvorsorge" gedrängt sehen. Noch ist Social Freezing aber nur ein Angebot für privilegierte Frauen, die in jungen Jahren die finanziellen Mittel haben, Eizellen über Jahre hinweg einfrieren zu lassen.
Frauen, die sich ernsthaft für Social Freezing interessieren, sollten überlegen, bis zu welchem Alter sie der körperlichen Belastung und der Versorgung eines Kindes gewachsen sind. Auch was mit eventuell ungenutzten Eizellen später passieren soll, gilt es zu bedenken. Diese könnten dann beispielsweise für zukünftige, möglicherweise auch in der Schweiz zugelassene Eizellspenden verwendet werden. Paare haben in der Schweiz derzeit die Möglichkeit überzählige Embryonen der Forschung zur Verfügung zu stellen oder vernichten zu lassen, wenn diese nicht mehr benötigt werden."
Vor rund 10 Jahren habe ich an der Theologischen Fakultät Zürich (im Fach Ethik) eine Seminararbeit zur sozialen und medizinischen Lebenssituation von Eizellspenderinnen in Spanien (vorwiegend Ukrainerinnen) und in Tschechien geschrieben. Angesichts der sozialen, medizinischen und finanziellen Ausbeutung dieser "Spenderinnen" überhaupt von Spende zu sprechen ist ein Hohn. Die Frauen werden pro gewonnene Eizelle bezahlt und entsprechend mit höchsten Hormondosierungen traktiert (angeblich freiwillig). Folgen sind gesundheitliche und psychische Folgen, nicht selten ist der Eintritt der Menopause bei unter 30 Jährigen zu beobachten. Diese Frauen haben keine Stimme, sind für schweizer FertilitätsmedizinerInnen (die ihre Kliniken in Spanien oder Prag betreiben) die Grundlage ihres Geschäftsmodells. "Julie" tut mir nicht leid. Eizellspenderinnen, die als Putzfrauen und Nannies im Prekariat arbeiten, hingegen schon. Und sie sind meist blond und blauäugig. Honi soit qui mal y pense.
Hallo Frau G.,
Merci für Ihren Beitrag. Die Eizellspende ist noch einmal ganz ein anderes, ethisch sehr spannendes (und manchmal, wie Sie schreiben, hochproblematisches) Feld. Für den Hinterkopf: auch Frauen wie Julie, die Eizellen auf Eis haben, sie aber nicht mehr brauchen, spenden sie manchmal.
Mir geht es um die Diskrepanz. Julie nimmt sich und ihre körperlichen Beschwerden inkl. Schilderung der Injektionen sehr wichtig.
Spenderinnen können nirgends klagen. Sie haben keine Stimme. Das Procedere der "Gewinnung" ist das selbe. Darum bin ich mit Ihnen nicht einverstanden. Eizellspende ist "kein anderes Thema".
Das mit dem "Spenden" überzähliger Eizellen ist nicht ganz richtig. Die meisten Paare lassen ihre Eizellen vernichten oder spenden sie der Forschung. Dass aus den überzähligen Eizellen mal kleine Spenderkinder rumlaufen ist dann doch zu arg. Auch hier: Eizelle ist halt nicht Samenzelle.
So unglaublich gut! Grossen Dank für diese Weihnachtsgeschichte (ich weiss, so wurde das nicht dargestellt, aber so fühlte es sich an). Ich habe mitgefühlt, mitgelacht (Dornröschen friert ihre oeufs ein!) und mitgelächelt. Das bedeutet so viel. Ich kenne diese Einsamkeit. Aus einem anderen Zusammenhang. Aber ich weiss von so vielen Frauen, die, wenn sie nicht genau der Norm entsprechen (und das tun ja doch fast alle bei gewissen Aspekten, Kinderwunsch, Schwangerschaftsabbruch, Stillen, Schöppele etc), sich sehr einsam fühlen. Und meist ist es genau diese Verlassenheit, die am härtesten ist. Darum herzlichen Dank, dass ihr diese Erfahrungen erfahrbar macht. Und damit etwas begleitet. So sind wir weniger allein und können diese Themen als gesellschaftliche angehen, und nicht eben als individuelle und schon gar nicht hormonelle abtun.
Merci für diese Worte und Ihre weiteren wertvollen Gedanken in diesem Dialog!
Eine faszinierende Geschichte. Mir war nicht wirklich bewusst, dass es diese Option gibt.
Ich werde nächstes Jahr 30 und bis jetzt habe ich keinen Wunsch nach Kindern, die direkt meine Gene haben. Aber ich kann verstehen, dass dies etwas ist, das evolutiv tief im Menschen vergraben ist.
Ich bin froh, dass Frauen, die Mutter werden wollen, nicht mehr so abhängig sind vom erstbesten Mann, der auftaucht. Meine Tante hat schlussendlich auf Kinder verzichtet. Vielleicht hätte sie auch ihre Eizellen einfrieren lassen, wenn das um die Jahrtausendwende schon so einfach gewesen wäre.
🙏
Das Vorgehen von Julie ist mir total unverständlich. Da sind wir 8 Milliarden Menschen, diskutieren über den Klimawandel, dessen Ursprung in zu vielen Menschen zu finden ist und es gibt Menschen, die - einfach, weil sie keine Kinder haben können - zur Vermeidung der Überbevölkerung beitragen könnten.... aber sie tun es nicht.
Ursprung der Klimaerwärmung ist die Nutzung fossiler Energie, nicht die blosse Existenz von Menschen ... ich finde es absolut deplaziert, mit diesem Framing Entwicklungsländer für die Klimaerwärmung verantwortlich zu machen, obwohl Entwicklungsländer pro Kopf nur 0.28 t CO2 emittieren, Industrieländer aber 10.27 t CO2.
Wer braucht fossile Energie? - die Menschen. Also: Weniger Menschen = weniger fossile Engerie. Wieso ist das so schwer zu begreifen? Jedes neue Kind ist ein weiterer Nagel im Sarge des Planeten. Von Entwicklungländern habe ich nichts geschrieben.
Das ist zu kurz gedacht.
Hohe Reproduktionsraten resultieren vor allem aus sozialer Unsicherheit und die 10% des vermögendsten Bevölkerungsanteils, belastet die Umwelt weit überproportional, während die ärmere Hälfte fast nichts dazu beiträgt.
Statt immer wieder darauf hinzuweisen, dass Kinderkriegen etwas Verurteilenswertes sei, wäre es zielführender, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die gigantische, unsinnige Vermögensakkumulation unseren Planeten zerstört, nicht die Kinder.
Lieber Herr Zoller,
Ich verweise hierzu auf die Stellen im Text, wo ich unter anderem die Philosophin Barbara Bleisch und ihre Co-Autorin Andrea Büchler zitiere: diese Gedanken fand ich, auch vorausgreifend auf Überlegungen zu Kindern und Klima, wichtig.
Sagte der Kopf zur Biologie…
Vielen Dank für diese einfühlsam erzählte Geschichte. Erschütternd finde ich, wie viel Kritik hier auf Julie niederprasselt - von "sie nimmt sich selbst zu wichtig" über "sie nimmt eine gesundheitliche Schädigung des Kindes in Kauf" und "mit Ende 30 ist man eh zu alt für Kinder" bis zu "Julies Kinderwunsch zerstört den Planeten". Immer dabei: Der Vorwurf des Egoismus, den Frauen so oft zu hören bekommen, wenn es um Kinder geht. Es wäre doch schön gewesen, wenn die Leser*innen diese Erzählung als zutiefst persönliche und zugleich von vielen Frauen geteilte Erfahrung hätten stehen lassen können, ohne gleich die Verurteilungskeule zu schwingen. Es zeigt sich mal wieder, dass es enorm viel Mut und ein dickes Fell braucht, um sich bei Themen rund um die reproduktive Selbstbestimmung zu exponieren.
Wenn « reproduktive Selbstbestimmung » ein erfülltes Leben ohne Kinder denken könnten mitmeint, dann bin ich ganz bei ihnen. Seien sie nicht überrascht: mit « reproduktiver Selbstbestimmung » hätte die frau dem mann am ende wohlmöglich etwas voraus. Die kräfteverhältnisse zwischen den geschlechtern könnten sich gar radikal verschieben. Kein wunder also, wenn Sie Gegenwind spüren;)
Hoi Anonym 2, genau so ist reproduktive Autonomie – im Artikel zitiert – definiert, und genau so beginnt der Artikel: selbstverständlich gehört zu dieser Selbstbestimmung auch der Entscheid, keine Kinder zu bekommen.
Merci, Frau J., für diese klaren Worte.
Sie (wir!) sind damit in guter Gesellschaft.
Das „happy end“ in der Geschichte stimmt mich auch etwas nachdenklich. Schön, nun hat Julie einen Partner und ein Kind und also ihr Glück gefunden. Vielleicht dank der Technologie (mit all ihren Kehrseiten), welche sie wohl möglich gedanklich befreit hat und so diesem Glück, oder (wage ich es zu schreiben?) dieser „Bestimmung“, näher brachte…. Brauchen wir Technologie (mit all ihren Übergriffen auf unsere Körper), um uns von gesellschaftlichem Druck zu befreien? Erlaubt die Gesellschaft uns nicht, anders frei zu sein?
Mir gehen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Wäre diese „Befreiung der Gedanken“ bei Julie nicht auch anders möglich gewesen? Hätte sie sich, wenn es die technologischen Möglichkeiten nicht gäbe, nicht einfach anders mit sich, ihrem Kinderwunsch und ihren Zukunftsplänen auseinandergesetzt und so zu einem inneren Frieden gefunden? Mich stimmt die Geschichte nachdenklich. Es liegt mir fern, irgendeine Frau für den Weg zu verurteilen, den sie wählt, bin aber skeptisch gegenüber dem Wunsch, auch in höherem Alter noch Kinder zu bekommen. Ich war um die 30, als ich unsere zwei Kinder bekam. Nun bin ich Mitte 40 und ich weiss nicht, ob ich heute noch die nötige Energie aufbringen könnte, zwei anspruchsvollen Babies und später Kleinkindern gerecht zu werden. Respektive, ich bin fast sicher, dass mich ein weiteres Kind heute energiemässig überfordern würde. Auch wenn heute überall der ewigen Jugend das Wort geredet wird, werden wir doch alle älter und die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht eben doch sinnvoll, dass gegen 40 die Fruchtbarkeit abnimmt. Einfach weil ein Kind grosszuziehen nicht nur Freude bringt, sondern gleichzeitig sehr viel Arbeit und mentale Belastung, was genauso wie das „social freezing“ ein Tabuthema ist. Sollte doch jede Mutter immer fröhlich im Muttersein aufgehen und ihre Energie aus der Liebe zu den Kindern schöpfen. Eine Illusion, die nichts mit der Realität zu tun hat.
Hallo Frau W., mir ging es nicht darum, den Kinderwunsch in einem bestimmten Alter zu hinterfragen. Das möchte ich mir nicht « herausnehmen ». Mir ging es um die Frage: gäbe es auch ein anderes « happy end » für eine Frau, als die Mutterschaft? Ist ein erfülltes Leben für eine Frau nur als Mutter denkbar, alles andere der « Trostpreis »? So schien mir z.B. die Beziehung, die Partnerschaft beider Mütter in der Geschichte weniger Bedeutung zu haben, als die Mutterschaft selbst.
Das freut mich sehr, liebe Frau C.
Meine beste Freundin hat vor 2.5 Jahren erfahren, dass sie via Sex mit ihrem Mann wohl nie schwanger werden kann. Die Spermienqualität war leider viel zu schlecht. Seitdem versuchen sie es mit IVF. Sie ist 33 und hat eigentlich eine "gute" Fruchtbarkeit. Es sah also zu Beginn alles so aus als würde das bald klappen.
Sie haben mit der Hormontherapie begonnen und bald stellte sich heraus, dass jeweils maximal 1, teilweise gar keine brauchbare Eizelle aus einem Zyklus mit Hormonen entnommen werden konnten. Sie spritzte während fast 2 Jahren, teilweise auch mit Pausen um sich zu erholen. Teilweise hiess es 5 Eizellen reifen heran nur um nach der Entnahme zu hören - keine davon ist brauchbar. Es gab sooo unglaublich viele Enttäuschungen. Ihr Mann konnte die ganze Zeit nur zusehen, wie sie leidet "wegen ihm" (ich benutze seine Worte). Oft haben wir telefoniert und sie hat mir zum Glück immer ihre Sorgen erzählt. Teilweise hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie mir 1h lang erzählt hat wie mühsam es ist. Ich habe immer gerne mit ihr gesprochen. Durch die Hormonspritzen fühlte sie sich jeweils super, aber die Medikamente welche sie nach einer Implantierung (ist das das korrekte Wort?) von einer befruchteten Eizelle nehmen musste waren für sie gar nicht gut und sie fühlte sich mega schlecht. Kommt dazu, dass dann jeweils 2 Wochen später der Arzt anrief um ihr mitzuteilen, dass es nicht geklappt hat.
Jetzt nach 2 Jahren habe ich 10 Sekunden nach Beginn des Telefonats gewusst, dass es endlich geklappt hat. Sie hat einfach so viel erleichterter und glücklicher geklungen am Telefon. Und ja sie ist schwanger :D.
Es ist so wichtig für Betroffene über ihre Erlebnisse, Gefühle und vielleicht auch ihre Verzweiflung erzählen zu können. Meine Freundin hat mir so oft gesagt, wie dankbar sie ist, dass sie mich immer anrufen kann. Sie hat auch das Glück, dass ihr Arbeitgeber sehr verständnisvoll ist. Bei so vielen Arztterminen wird es irgendwann einfacher zu erzählen was los ist...
1000 Dank für diesen Beitrag. Sie haben es in diesem Text geschafft das auszusprechen und aus den Punkt zu bringen, was viele von uns, die den Hormon-weg begingen erlebt haben. Sowohl die körperlichen als auch die seelischen Erlebnisse könnten nicht treffender beschrieben werden und das noch ohne pathetisch rüber zu kommen.
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