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Eine parallele Geschichte dazu ist der Einsatz von Blei als Antiklopfmittel in Treibstoffen für Motorfahrzeuge. Im 19. Jh. vom unter anderem an der Universität Zürich tätigen Chemiker Carl Löwig erstmals synthetisiert, wurde Tetraethylblei ab den 1920er Jahren erstmals von General Motors als günstiger Treibstoffzusatz eingesetzt. Die bei der Verbrennung im Motor entstehenden Bleiverbindungen schädigen das Nervensystem, insbesondere das von Kindern.
Durch Bleibenzin gelangten Millionen von Tonnen Blei in die Umwelt. Erst ab den 1970er Jahren wurde die Gefahr durch eine schleichende Bleivergiftung der Bevölkerung ernst genommen, und es folgten erste Regulierungen in den USA, allerdings auch aus Sorge um die Funktionsfähigkeit der neu eingeführten Abgas-Katalysatoren.
Es sollte dann bis 1986 dauern, bis Deutschland verbleites Superbenzin verbot, die EU und die Schweiz folgten im Jahr 2000, erst 2021 wurde dessen Verwendung durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen als offiziell beendet erklärt.
Edit: Wie meistens ein Tippfehler
Fun Fact: Eine weitere Parallele ist, dass die "nützliche" Wirkung von beide Substanzen vom gleichen Chemiker entdeckt und verbreitet wurden, welcher dafür unter anderem als "one-man environmental disaster" in Erinnerung bleibt.
Danke! - Das war mir nicht bekannt.
Hier noch zusätzlich der Artikel in der deutschen Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Midgley
Wie wär's, wenn wir in den reichen, CO2 produzierenden Ländern, alle Kräfte bündeln würden um endlich Gesetze auf den Weg zu bringen, die der gesamten Menschheit eine Zukunft bieten- statt scheinheilig und werbetechnisch ausgeklügelt Entwicklungshilfe zu leisten in den Ländern, die durch unseren Lebensstil versehrt sind? Der Ablasshandel bringt uns schon in den Himmel, fragt sich nur in welchen.
Absolut korrekt.
Da sind wir aber wieder bei dem Problem, dass die lokalen Wirtschaftsvertreter die altgedienten Argumente auf den Tisch werfen: "wenn nur wir etwas ändern, dann hat das auf das Weltklima keine Auswirkung, schadet aber wegen Wettbewerbsnachteilen der lokalen Wirtschaft".
Ich würde dann gerne immer wieder laut ausrufen "aber wenn wir nichts machen wie aktuell, gibt es in der Zukunft keine Wirtschaft mehr"
bei diesem Beitrag, C. D. geht es mir kalt den Rücken runter, weil er einen grossen Teil der Wahrheit rundum enthält. Es ist schwer all die Geschichten zu tragen, zu verarbeiten, und irgendwie zu integrieren….
Lust auf noch mehr Schauder? Lesen Sie die Kommentare und studieren Sie deren Beliebtheit auf diesen «Blick»-Artikel. Ich weiss, dass ich mich wiederhole. Allein der Umstand, dass diese von Stimmberechtigten abgegeben werden offenbart: Demokratie und Dummheit ist eine gefährliche Mischung.
Marcel Hänggi schreibt im WOZ-Artikel "Löcher im Himmel stopfen", dass der Kampf gegen das Ozonloch kaum als Vorbild für den Klimaschutz tauge. Ein Berufen auf Montreal sogar gefährlich sei.
Als Faktoren für den Erfolg zählt Politologe Reiner Grundmann, der eine Studie über den Verhandlungsprozess verfasst hat:
Der Begriff «Ozonloch» sei «geschickt gewählt» gewesen; eine Farbanimation der Nasa, die zeigte, wie das Ozonloch sich vergrösserte, fand weite Verbreitung.
Das Abkommen enthält eine Klausel, wonach es beim Auftauchen neuer Erkenntnisse zwingend zu verschärfen ist.
Unterschiede zum Klimawandel wären:
Selbst wenn es kein qualitativer Unterschied wäre, sondern ein gradueller wäre der Unterschied "riesig".
FCKW hatten begrenzte Anwendungen und wurden nur in wenigen Ländern hergestellt. Öl, Gas und Kohle hingegen, die Hauptverursacher des Klimawandels, sind der Treibstoff der Weltwirtschaft.
Kioto versucht, den Kohlenstoff dort zu regulieren, wo er zu CO2-Emissionen wird, am Ende der Wirtschaftskette also. Das ist kaum kontrollierbar: Es erinnert an den Versuch, bei einem Brunnen, der aus vielen Rohren Wasser speit, ein paar Rohre zuzuhalten; solange die Wasserzufuhr nicht gedrosselt wird, speien dann einfach die anderen Rohre umso mehr. Montreal hingegen erfasst die Schadstoffe an der Quelle - es dreht bei der Wasserzuleitung des Brunnens den Hahn zu.
Montreal verbietet FCKW schlicht und einfach. Kioto hingegen setzt, Ausdruck des ungehemmten Marktglaubens unserer Zeit, auf «marktgerechte», «flexible» Ansätze. Das bedeutet in der Praxis vor allem, dass das Klimaabkommen vielerlei Möglichkeiten bietet, die eingegangenen Verpflichtungen zu umgehen.
Das Ozonproblem konnte wirksam angegangen werden, weil es dafür eine technische Lösung gab. FCKW konnten durch andere Stoffe ersetzt werden, deshalb musste niemand sein Verhalten ändern. Es gibt heute auf der Welt nicht weniger Kühlschränke, Klimaanlagen, Schaumstoffe und Sprays, im Gegenteil - aber sie sind nicht mehr so schädlich. Für Kohle, Öl und Gas gibt es keinen Ersatz im grossen Massstab, und es existiert bis anhin auch keine technische Lösung des CO2-Problems.
Fazit:
Der Klimaschutz ist bisher nicht zuletzt deshalb gescheitert, weil die Politik sich auf technische Lösungen verlässt, die im besten Fall Wunschträume sind. Sich in der Klimadebatte auf Montreal zu berufen, ist gefährlich: Man suggeriert dadurch Möglichkeiten, die gar nicht bestehen.
Ich habe den zitierten WOZ-Artikel seinerzeit geschrieben, und ich denke immer noch, dass es eine ganz andere Kiste ist, FCKW zu ersetzen, als fossile Energien zu ersetzen. Trotzdem ist mein Artikel von damals natürlich veraltet, was man schon daran sieht, dass ich mit dem Kioto-Abkommen vergleiche, das unterdessen vom Paris Agreement abgelöst wurde. Noch ein Punkt ist weitgehend überholt: Man kann fossile Energien heute technisch tatsächlich im grossen Massstab durch erneuerbare Energien ersetzen, die in vielen Fällen heute sogar billiger sind. Da ist die Situation heute sehr anders als vor 15 Jahren. Was natürlich bleibt: Die Fossilenergielobby ist unglaublich stark und unglaublich aggressiv und ein ganz anderer Gegner als die FCKW-Industrie.
Danke für den Hinweis auf den Artikel von Marcel Hänggi. Ich finde, Hannah Ritchie arbeitet in ihrem Artikel auch gut heraus, was die Parallelen und was die Unterschiede zum Kampf gegen die Klimakrise sind. Besonders bemerkenswert finde ich diese Passage:
Die reicheren Länder in Europa und Nordamerika sind vom Ozonabbau nicht nur in stärkerem Masse betroffen, sondern ihre Bevölkerung ist wegen ihrer Hautfarbe auch anfälliger für Gefahren wie Hautkrebs. Darum hatten die weltgrössten Produktionsländer ozonschädigender Stoffe eine starke Motivation, tätig zu werden.
Herzlichen Dank für diese wertvolle Ergänzung! Ich möchte gerne einen weitern Punkt hinzufügen, in dem der Vergleich hinkt: Zwar wurden, wie der Artikel schön darstellt, technische und politische Wege gefunden, um die Ozonschicht wieder herzustellen, doch wurde damit das übergeordnete, ökologische Problem nicht gelöst, sondern lediglich verschoben, denn "FKW [haben] den Nachteil, dass sie als potente Treibhausgase den Klimawandel befördern." Wenn es heute um den Klimawandel geht, können wir es uns nicht mehr leisten, technische Wege zu finden, die lediglich ein Teilproblem auf andere, allenfalls noch weniger erforschte Bereiche der Umwelt abschieben. Wir müssen Wege finden, um das Problem in möglichst all seinen Dimensionen zu lösen. Doch gibt es eine Technik, die die Probleme tatsächlich lösen kann ohne sie bloss zu verschieben?
Der Vergleich der Problematiken "Ozonloch" und "Klimaerhitzung" erlaubt durchaus gewisse Lehren, für die Wissenschaften und Politik insbesondere auch für deren Wechselwirkungen. Die Herausforderung der Ozonproblematik war und ist viel weniger komplex als jene der Klimaproblematik. Durch die gesteigerte Komplexität wird es viel schwieriger gut umsetzbare Strategien und Massnahmen zu formulieren und zu realsieren. Doch die Wissenschaften haben kaum Anreize dazu, die Komplexität in ihrem Austausch mit Politik und Öffentlichkeit durch die notwendige Konzentration auf abgrenzbare Teilbereiche zu reduzieren. Bei der Klimadebatte wurde dies zu spät erkannt. Der WBGU hat es 2009 mit dem "Budgetansatz" (https://www.wbgu.de/de/publikatione…dgetansatz) versucht, aber die Klimadiplomatie war schon zu tief in den Widersprüchen verstrickt. Dies nicht zuletzt weil die hohe Komplexität der Reduktion von Treibhausgasen (berechnet in sogenannten CO2-Äquivalenten) den Ländervertretungen erlaubt, hohe globale Forderungen mit verschmerzbaren nationalen Vorgehen zu verbinden. Die Schweiz ist in diesem Vorgehen besonders geschickt, sie erweitert die Komplexität durch Kompensation im Ausland. Den Umgang mit komplexen Herausforderungen wird durch einen aufgeklärten "Systems Approach" erleichtert. (The Efficiency of Simplicity: A comprehensive evolutionary perception of the Earth can help to improve the management of subsystems. https://boris.unibe.ch/36276/)
Wenn die Geschichte im Artikel 1985 enden würde und wir Ozonschicht mit Klimawandel ersetzen würden, würde das ein recht stimmiges Bild der aktuellen Lage geben.
Insbesondere die Argumente "das kann ein Mensch gar nicht beeinflussen" oder "wenn nur wir etwas machen, schadet das der Wirtschaft aber bringt ansonsten dem Weltklima gar nichts" sind ja sehr beliebt.
Der Unterschied wird dann am Ende erklärt: "Damals" waren die Leidtragenden auch die, die den Schaden verursachen, beim Klimawandel ist es leider umgekehrt.
Noch, ist es umgekehrt.
Die Wetterextreme in Australien und den USA werden ihre Wirkung schon noch entfalten. Nur wird es halt entsprechend teurer, weil man nun 50 Jahre verplempert und mit Scheingefechten vergeudet hat.
Was soll man sagen, Menschen halt. Es ist im Kleinen ja auch nicht anders. Man rechne mal einem Teenager vor, dass er innert 1 Monat pleite ist, wenn er so viel ausgibt und der Lohn mal nicht pünktlich kommt ...
Danke für den Beitrag! So wohlwollend die vielen Kommentare sein mögen, die auf Unterschiede zwischen der Klimakrise und dem Ozonloch hinweisen, scheinen mir diese Kommentare jedoch genau in die "Untätigkeitsfalle" zu tappen. Wollen wir wirklich den Fokus darauf richten, wie viel schwieriger die Klimakrise zu lösen ist und uns dadurch entmutigen und lähmen lassen? Oder fokussieren wir uns lieber darauf, dass wir die Fähigkeit besitzen, Lösungen zu finden und umzusetzen? Ich wage zu behaupten, dass die Botschaft, wie schlimm und dringlich die Klimakrise ist, bei der Mehrheit der Bevölkerung angekommen ist. Es fehlt nicht am Wissen. Es fehlt an einem Gefühl der kollektiven Handlungsmacht und da helfen Beiträge wie dieser.
Es fehlt an einem Gefühl der kollektiven Handlungsmacht und da helfen Beiträge wie dieser.
Danke, das freut mich. Genau das war die Intention dahinter, diesen Text zu übersetzen und in die Republik zu holen.
"Kollektive Handlungsmacht" trifft es auf den Punkt Frau K.! Das Klimalabor dürfte m.E. in kollektiven friedfertigen, kreativen Taten münden, um grösstmögliche reale Wirkung zu erzielen... ein think tank für Aktivismus sozusagen. Beispiele: https://www.bpb.de/kurz-knapp/hinte…scher-weg/ https://de.wikipedia.org/wiki/Mensc…ch_Neu-Ulm
Weil ich mich angesprochen fühle als einer, der auf fundamentale Unterschiede zwischen der Klimakrise und dem Ozonloch hingewiesen hat, möchte ich kurz Stellung beziehen.
Grundsätzlich bin ich mit Ihnen einverstanden und mir wohl bewusst, dass das Ziel des Artikels darin besteht, ein "Gefühl der kollektiven Handlungsmacht" herbeizuführen, wie Sie so schön und zu Recht sagen. Womit ich jedoch nicht einverstanden bin, ist die Behauptung, dass wer auf den Ernst der Klimakrise aufmerksam macht, direkt in die "Untätigkeitsfalle" tappt. Ich habe den Eindruck (und zumindest auf mich trifft dies zu), dass diese Leute vielmehr Bereitschaft zum Ausdruck bringen wollen, radikale Lösungsansätze zu denken und umzusetzen – Ansätze, bei denen Worte wie Suffizienz oder Verzicht nicht von vornherein ausgeschlossen werden.
Danke für diese Ergänzung, so hatte ich das gar nicht wahrgenommen. Sie haben natürlich recht, wir brauchen viel mehr Stimmen, die sich auch für "radikale" Lösungsansätze starkmachen. Und das kam ja im Artikel auch sehr schön hervor: im Fall des Ozonlochs scheute man sich nicht davor auch nachzuschärfen statt zu verwässern.
Nachdem ich alle Kommentare gelesen hatte, war bei mir die positive Energie etwas verpufft. Meine Frustration ist dann in der Formulierung "Untätigkeitsfalle" geflossen. Natürlich sind nicht alle Kommentator*innen und deren Absichten über einen Kamm zu scheren. Mir war einfach wichtig, dass dieses Gefühl, dass wir es können, nicht verloren geht.
Ja, es gibt Parallelen zum Klimaproblem. Die Akteure, welche mit FCKW viel Geld verdienten, stellten wissenschaftliche Erkenntnisse in Abrede. Der grosse Unterschied zum Klimawandel: FCKW waren kein Wirtschaftsmotor wie Erdöl und Ersatzstoffe waren schnell gefunden. Darum war es relativ leicht, sie zu verbieten. Bei der auf fossiler Energie basierenden Weltwirtschaft ist es offenbar etwas schwieriger.
«Die Schweiz gehörte zu den Erstunterzeichnern.»
Die Schweiz als V...Vorreiterin für V...Verbo... - nein, ich kanns nicht sagen - Regulierungen? Was war damals anders?
Die SVP gehörte noch nicht den blochers ...
Es gab diese unerträgliche Vermischung von persönliche Freiheit / Egoismus noch nicht.
Ich würde ausserdem ergänzen: Die Schweiz gehörte zu den Erstunterzeichnern und setzte das ganze auch um! Heute wird von vielen Nationen inflationär alles Mögliche unterzeichnet und dann folgt ganz wenig oder nichts.
Ursache des Ozonproblems war eine schlechte und leicht ersetzbare Stoffwahl für eine Technik, die nicht geändert werden musste. Der Klimaschock (Wandel ist es nicht, der würde 10'000 Jahre dauern) hat aber eine ganz andere Dimension und Ursache. In nur 250 Jahren haben wir mit in Jahrmillionen gesparten fossilen Energien unbegrenztes Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft produziert. Dieses Wachstum auf dem begrenzten Planeten ist Ursache des Klimaschocks. Bereits heute verbraucht jeder lebende Mensch durchschnittlich (!) 2 Erden, Tendenz steigend. Wir müssten also sämtliche Parameter um die Hälfte reduzieren, um das Klima zu "reparieren". Und vom schwarmdummen immer mehr, grösser, schneller, schwerer weg, d.h. vom Wünschbaren zum Notwendigen kommen. Das ist in der Wachstumsfalle Kapitalismus nicht möglich. Lösungen, wie z.B. eine Kreislaufwirtschaft oder nachhaltige Produkte ohne Wachstum sind im Konkurrenzsystem illusorisch (sagen die Ökonomen). Freiheitsdrang und Konkurrenz sei im Menschen evolutionär veranlagt. Was nun? Auslöschung des Homo sapiens weils am besten rentiert?
Diese Erfolgsgeschichte zeigt auch, dass eine Argumentation mit Gesundheitsschäden zum Handeln bewegt. Warum funktioniert das nicht auch bei den längst bekannten Gesundheitsschäden aufgrund der Schadstoffe, die bei der Verbrennung von z.B. Diesel oder Braunkohle entstehen?
Frag das die Strategen der SVP, die am Freitag Ihr Referendum gehen das aktuelle Klimagesetz in Bern eingereicht haben.
Das SVP-Referendum gegen das teure und verlogene Klimaschutz-Gesetz ist mit über 100’000 Unterschriften deutlich zustande gekommen. Das zeigt klar: In der Strom-Krise wollen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger kein Verbot von Benzin- und Diesel-Autos. Sie wollen auch nicht funktionierende Öl- und Gas-Heizungen herausreissen müssen. Damit hat das Volk am 18. Juni 2023 das letzte Wort zu diesem verlogenen und teuren Klimaschutz-Gesetz.
Die Geschichte von Anne Gorsuch (https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Gorsuch_Burford) ist ein Beispiel dafür, was für Schaden eine Juristin anrichten kann auf einem Posten, der ein Minimum an naturwissenschaftlichem Verständnis erfordern würde. Dass sie Juristin war, erwähne ich nur, weil die Zunft der Juristen m.E. besonders dazu neigt, sich für universal-kompetent zu halten. Es sei hier nicht verschwiegen, dass auch Gorsuch's Nachfolger William Ruckelshaus, der in gewissem Sinn Gorsuch's Fehler ausbügelte, Jurist war.
Nachtrag: vielleicht war Gorsuch auch besonders kompetent im Sinne ihres Vorgesetzten Ronald Reagan; sie handelte im Sinne der einflussreichen FCKW-Wirtschaftslobby, naturwissenschaftliches Verständnis war vielleicht gar nicht gefragt ...
Nun, die Pandemie hat gezeigt, dass sich auch Mediziner für allgemein-kompetent in allen medizinischen Fragen halten unabhängig von der für die im Kontext erforderlichen Fachkompetenz.
Aber grundsätzlich stimme ich dem zu. Hinzu kommt, dass ein Jurist natürlich primär die juristischen Probleme einer Aussage sieht und diese bewertet. Im Fall von Dupont und FCKW eventuell: "Wenn wir jetzt zugeben, dass wir mit FCKW ein Problem haben, könnten grobe Schadenersatzforderungen auf uns zukommen".
Ich erinnere mich noch gut: In der Primarschule war Fluorchlorkohlenwasserstoff – neben Desoxyribonukleinsäure – eines der langen Wörter, die lustig waren zu lernen. Weniger lustig waren hingegen die bedrohlich wirkenden Animationen des Ozonlochs in der Tagesschau – nicht unähnlich der radioaktiven Wolke über Europa nach Tschernobyl –, die angstmachenden Bilder von Hautkrebs, wie die Mütter uns Kinder ermahnten nicht zu lange draussen in der Sonne oder am Strand zu spielen, die dicken weissen Schichten an Sonnencremes auf unserem Gesicht, die immer höheren Sonnenschutzfaktoren… Aber alle verstanden die Bedrohungslage und haben mitgemacht.
Der Begriff 'extreme Armut' ist wertlos. Die 1$ pro Tag besagen nichts. Es gibt viele Leute, ich hab leider keine Zahlen, die leben ohne Geld gar nicht schlecht, sind einfach ausserhalb des Wirtschaftskreislaufes, ausserhalb des Hamsterrades. Weil der Fluss, das Meer, das Feld, der Urwald alles Benoetigte hergeben. Vielleicht verkaufen sie einmal einem Touristen eine Muschel oder eine Nuss. Fuer eine Regierung oder Externe, zb Rohstoffabbauer, muessen die natuerlich entwickelt werden, damit sie fuer 2$ am Tag an einer Nähmschine sitzen, wobei ihnen dann wieder 1.50 fuer Kost, Logis und Zinsen abgezogen werden. Dabei merken sie nicht, dass ihnen das Land gestohlen wird. Oder es wurde schon gestohlen. Dann sind sie bei den extrem Armen. Und ja, da immer wieder irgendo Land gestohlen wird, werden' mehr.
Das mit dem Waldsterben war ja auch so eine Geschichte. Die Bäume sind zu Hauf abgestorben, es war wirklich dramatisch und was ist passiert? Es wurden innert Kürze und gegen den vehementen Widerstand der Autoindustrie Katalysatoren und unverbleites Benzin eingeführt. Entschwefeltes Heizöl und bessere Filteranlagen bei der Industrie wurden Pflicht und das Waldmanagement hat sich der Situation angepasst. Resultat, Waldsterben war einmal. Die Mär, dass es einfach so nicht stattgefunden und eine Erfindung der Grünen war muss aber gekontert werden. Es hat nicht stattgefunden, weil Alarm geschlagen und gehandelt wurde. Wie beim Ozonloch und hoffentlich, wenn nicht schon zu spät, von wegen Kipppunkt, auch beim Klima demnächst. Auch wenn es beim Klima um Einiges komplizierter wird.
Danke für diesen Beitrag. Vor vier Tagen gewünscht, und schon geliefert. Wenn es nur auch in der Klimapolitik so schnell gehen würde!
Fairerweise müssen wir sagen, dass wir diesen Beitrag schon lange eingeplant hatten. Wie in der Klimapolitik: Vorausschauend agieren lohnt sich :-)
Ein Katalysator ist ein Stoff, der eine chemische Reaktion erleichtert oder bei einer kleineren Energie-Zufuhr ermöglicht und der nach der Reaktion wieder für weitere gleiche Reaktionen zur Verfügung steht. Die UV-Strahlung ist kein Katalysator.
Lieber Herr S., danke fürs Nachhaken, Ihr Hinweis von vor drei Tagen war uns entgangen. Wir gehen dem nach.
Das mit dem Rückgang der extremen Armut möchte ich auch mal anzweifeln, wenn man nämlich nicht die (Weltbank)-Definition von "1.9$ pro TAG" verwendet (und man kann sich ja mal überlegen, wass man in den USA 2011 für 1.9$ pro Tag kaufen kann.) sondern etwas "sinnvollere" Definitionen verwendet, dann siehts nicht mehr so klar aus.
Our World in Data, wo die Autorin des Artikels arbeitet, bietet auch eine hervorragende Übersicht zum Thema Armut mit Daten und Grafiken zur historischen Entwicklung und zur Frage, wie sich die Wahl des Schwellenwerts auf die Verteilung auswirkt.
Auch wenn es ständig schöngeredet wird, es gab noch nie so viele Arme wie gerde jetzt ...
Wie im Artikel geschildert, kann es mit dem Widerstand gegen Massnahmen sehr schnell vorbei sein, wenn getätigte Investitionen nicht mehr gefährdet sind, Kosten von allen Firmen gleich umgewälzt werden können (Wer bezahlt wie die Reduktion von SO2? -wäre eventuell auch einen Artikel wert) oder wenn Marktbarrieren wie Patente fallen.
Und das ist eigentlich das Einzige, w,as mich optimistisch stimmt: So herzlos, trostlos und zynisch es tönt, könnten Energiefirmen in ihrem angestammten Sektor diversifizieren und die Fossilfirmen haben auch die beste Information über die zu erwartende Kostenentwicklung (ROI und EROEI) und die entsprechenden Gelegenheiten. Die Frage ist aber, ob die Kohle ($ /Joule) nicht schon weg ist: Die Investitionen in Exploration und Produktion von Fossilien gehen seit 2015 global zurück.
Aus meiner Sicht wäre daher das Schlimmste, wenn es mit billiger Energie relativ plötzlich vorbei sein könnte - weil dieser Kollaps die ärmsten Menschen treffen würde, während sie sich auch noch mit den Folgen der Fossilparty herumschlagen müssen.
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