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Ich finde: Wir müssten sogar darauf verzichten, wenn es einen negativen Einfluss auf die Rendite hätte. Und wir dürfen bei solchen Themen auch aus emotionalem Antrieb abstimmen, oder weil wir ethische und moralische Argumente ebenso berücksichtigen wie wirtschaftliche. Ich will nicht, dass mein Pensionskassengeld schmutzig angelegt ist. Und ich erwarte, dass gerade die Pensionskassen in ihrer Anlagestrategie bezüglich Transparenz ganz besonders vorbildlich sind und umfassende Nachhaltigkeits-Kriterien anwenden.
Also braucht es das Gesetz. Die Umsetzung kriegen die schon hin.
Die Intranzparenz der Schweizerischen Nationalbank erhöht deren Glaubwürdigkeit nicht. Und widerspricht der behaupteten Unabhängigkeit. Schade
Dass die SNB ihr Portfolio nicht offenlegt, kann ich noch so halbwegs nachvollziehen. Es würde sicher mehr Druck auf ihre Anlagestrategie von aussen entstehen, wenn offengelegt würde, in was sie genau investiert. Beim SRF heisst es, die SNB "will sich nicht als Grossinvestorin in Szene setzen, sondern weiterhin primär als Hüterin des Frankens verstanden werden." Dieser Teil scheint mir mindestens der Unabhängigkeit zuträglich. Das hilft auch der Glaubwürdigkeit. Anderseits stört es mich, dass wir ein paar älteren Herren in Anzügen blind vertrauen sollen, dass sie ihre Arbeit schon nach bestem Gewissen machen. Wie es unter dem Strich mit der Glaubwürdigkeit aussieht, wenn das Portfolio geheim bleibt, finde ich also schwierig zu bewerten.
Dass die SNB nicht aufzeigen will, wie sie auf die Zahlen bezüglich der Initiative gekommen ist, finde ich aber auch sackschwach. Vor allem bei einer solchen Differenz zur Rechnung der Republik. Das erodiert die Glaubwürdigkeit definitiv. Und legt den Schluss nahe, dass sie vielleicht doch nicht so unabhängig agiert.
übrigens: die zukünftige rendite von kriegsmaterialherstellern ist nur eine hypothese, eine wette auf eine welt mit immer mehr waffen. wollen wir das? da gehe ich mit M. S. einig. hier dürfen wir getrost emotional für die initiative entscheiden. der ratio ist damit auch gut bedient - entgegen der meinung der gegner. realität wird die welt die wir uns denken.
Bravo für diese Recherchen! Ich habe sowieso schon JA gestimmt, denn ich kann diese faulen Ausreden seitens der Behörden, der Bankenaufsicht und der Banken selbst nicht mehr hören. Ich bin überzeugt, es gibt einen besseren Weg, die Gelder der SNB besser anzulegen, aber wollen wird man müssen!
Danke für diesen Beitrag. ABER: Als jemand, der sich seit fast 25 Jahren mit dem Thema nachhaltige Investments befasst, muss ich hier leider ein paar Vorbehalte bzw. Ergänzungen anbringen.
In der Tat ist die Definition eines Rüstungsunternehmens (auch schon eines Rüstungsgutes) alles andere als trivial. Die Vereinfachung, die hier vorgenommen wurde (Konzentration auf einen offiziellen Subindex), ist aber für die prinzipielle Frage nach der Rendite OK. Was hingegen nicht OK ist, ist die Konzentration ausschliesslich auf die Rendite. Um diese richtig einschätzen und vergleichen zu können, müssen Sie diese unbedingt mit dem eingegangene Risiko (Volatilität) ins Verhältnis setzen. (Nicht umsonst bekommt man ja am Aktienmarkt im Schnitt eine höhere Rendite als beim Sparbuch.) Dafür gibt es auch entsprechende Kennzahlen, die aber auch jeweils ihre Tücken haben können. (Sharpe Ratio, Information Ratio etc.)
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die 5%-Schwelle nicht wirklich ein Problem ist. Sie ist seit bald drei Jahrzehnten schlicht Standard für Nachhaltigkeitsfonds. Nicht, weil diese Rüstung toll finden, sondern weil die Anbieter dieser Fonds ehrlich sind: Es wäre schlicht unmöglich für einen Externen herauszufinden, ob nicht doch 1'000 oder 100'000 Franken mit einem Gut umgesetzt wird, das eine wesentliche Komponente für eine Waffe wird. Ab einem Umsatzanteil von 5% wird das aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit offensichtlich. Übrigens: Ob das jetzt 4.9% oder 5.1% sind, ist irrelevant. Zum einen gibt es nur wenige Anbieter, die an dieser Schwelle operieren. Zum anderen lässt man dann einfach aus dem Vorsichtsprinzip die Finger davon.
Ein Blick über die Grenzen könnte diese Diskussion übrigens weiter bringen: Der staatliche Pensionsfonds in Norwegen hat einige Ausschlusskritieren, wobei die meisten sich momentan auf fossile Energieträger beziehen. Dennoch: Wie in einem aktuellen Bericht (https://www.nbim.no/contentassets/a…al_web.pdf) festgehalten wird: "The restrictions resulting from the evolving guidelines have led to an accumulated underperformance for the equity benchmark index of 1.3 percentage points against an unrestricted equity benchmark index in the period from the first exclusion in 2006 to the end of 2019. This translates into an average annual underperformance of 0.04 percentage point for the equity portfolio during this period. By way of comparison, the annual management costs for the fund came to just under 0.05 percentage point in 2019." (S. 18)
Zwischenfazit: In der Vergangenheit hat ein Verzicht auf Rüstungsunternehmen in einem Portfolio finanziell nicht wirklich weh getan.
ABER: Was würde ein Verkauf von Aktien und Obligationen solcher Unternehmen effektiv bewirken? Die wahrscheinliche Antwort (leider): sehr wenig bis nichts. Ja, es ist gut für das Gewissen, unbestreitbar. Doch wandern die Aktien einfach in andere Depots; solche, die das Geschäftsmodell des Unternehmens nicht interessiert. Selbst wenn viele Länder dem Beispiel der Schweiz folgen sollten, werden diese Unternehmen nicht "trocken gelegt". Denn zum einen haben ja viele Staaten ein Interesse an deren Produkten. Zum anderen steht diesen Unternehmen immer ein "going private" zur Verfügung. Sie verschwinden von den Kurszetteln an den Aktienmärkten und gehören ausschliesslich Privatpersonen. Ausschlusskriterien zählen im Bereich nachhaltigen Investments zu den eher einfachen Strategien, deren Wurzeln inzwischen 100 Jahre zurückreichen, doch zählen sie für Profis auf diesem Gebiet zu den eher stumpfen Schwertern (welch' passendes Bild...).
Irre ich mich, oder hat der norwegische Staatsfonds eine ausgezeichnete Rendite? Nein, ich irre mich nicht: Sie beträgt 6%! im Durchschnitt! Und sie brauchen die schmutzigen Investitionen nicht.
Unsere AHV schafft 2.5% bis 4%, macht auch mal Verlust (2018), aber auch Gewinn (9% 2019). Das ist vergleichsweise bescheiden. Nun könnte man argumentieren, die AHV solle auch in den Waffen- und Drogenhandel einsteigen, weil man es bei uns in der Schweiz ohne nicht schaffe. Oder man könnte sagen, wenn die Norweger so gut sind, dann wollen wir von ihnen lernen, besser werden und all das "gruusige Zügs" abschaffen.
Weiter könnte man schauen, wie all die Pensionkassenverwalter leben. Es ergeben sich völlig neue Perspektiven.
Danke für diesen Versuch, sogar jene zu überzeugen, die zum Umdenken zu faul, zu feig oder zu bequem sind, weiter nach den Aktienkursen schielen und die entscheidende Wirklichkeit verdrängen wollen.
Ich habe mich gestern das erste mal mit der Initiative befasst und total geärgert - wie kann man sich als Initiativkomitee bloss so ungeschickt anstellen? Schon die 5%-Definition an sich ist problematisch.
Aber die wesentliche Frage ist: Was zählt als Kriegsmaterial?
Der Artikel hier nimmt scheinbar die Zulieferbetriebe davon aus, im Gegensatz zu den Abstimmungsunterlagen vom Bund. Die SNB wird die Zulieferbetriebe ebenfalls mit einrechnen, aber das bezeichnenderweise nicht transparent kommunizieren. Und was das Initiativkomitee genau meint ist unklar.
Indem diese Frage nach den Zulieferbetrieben offen gelassen wurde, hat das Komitee die Initiative praktisch selbst torpediert. Treffer. Versenkt.
Ich habe natürlich trotzdem ein emotionales Ja eingelegt, aber Chancen sehe ich keine.
Ich find‘s gut, dass die Initiative überhaupt thematisiert wird. Selbstverständlich werde ich ja stimmen, verstehe aber die Problematik, dass gut gemeinte aber nicht ganz ausgereifte Vorstösse oft scheitern. In einem zweiten Ankauf sollte neben Rüstung auch die fossile Energie-Branche ausgeschlossen werden - alleine schon um (soweit noch blauäugige) Pensionskassen vor dem absehbaren Wertverlust zu bewahren.
Danke für den Artikel. Er bringt ein bisschen Licht ins Dunkel der Anlagekriterien von grossen (halb)öffentlichen Investoren, und relativiert die von Bundesrat und Parlament sowie der - eigentlich politisch neutralen - SNB verbreitete Untergangsstimmung im Falle einer Annahme der Initiative.
Was mich an diesem Artikel stört, ist dass er die SNB in der gleichen Rolle sieht wie Pensionskassen oder Geschäftsbanken. Für die SNB ist es aber nicht relevant, ob eine Aktie Gewinn abwirft oder nicht. Sie kauft Devisen und ausländische Aktien, um den Frankenkurs zu beeinflussen. Dabei gilt zu bedenken, dass sie das, anders als die anderen, mit selbst produziertem Geld macht! Sie flutet damit den internationalen Finanzplatz mit Schweizer Franken und drückt so deren Kurs. Deshalb ist sie gezwungen, Index-basiert anzulegen und sie hat ein Interesse daran möglichst breit und ohne Ausnahmen zu investieren, weil sie damit den Wert der Aktien nicht beeinflusst. Je mehr Aktien sie aus dem Portfolio streichen muss, desto mehr Gewicht hat ihr enorm grosses Investitionsvolumen auf den Wert der im Portfolio verbleibenden Aktien und desto eher rücken ihr internationale Kontrollbehörden auf den Plan. Wenn sie den Kurs einer Aktie also nicht beeinflusst, bzw. beeinflussen darf, ändert sich durch das SNB-Geld auch die Handlungsfähigkeit der darinterliegenden Firmen nicht. Und sofern diese Firmen nicht gerade Aktien emitieren, geht das SNB-Geld auch nicht an die Firmen selbst, sondern an die Vorbesitzer dieser Aktien.
"Für die SNB ist es aber nicht relevant, ob eine Aktie Gewinn abwirft oder nicht." Logischerweise müsste dann aber die SNB auch darauf verzichten, den Gewinn aus Wertschriften auszuweisen. Dass sie das nicht tut, deutet darauf hin, dass es doch relevant ist.
Nein, die SNB muss natürlich über ihre Positionen Buch führen und deren Gewinn und Verlust in der Buchhaltung ausweisen. Aber bei der SNB ist es nebensächlich, ob sie Gewinne oder Verluste schreibt. Natürlich freuen sich Bund und Kantone über Ausschüttungen, wenn die SNB Gewinne schreibt, aber das ist nicht ihr Auftrag. Ihr Auftrag ist, den Schweizer Franken stabil zu halten, insofern ist nur das wirklich relevant. Und das macht sie mit den verfügbaren Mitteln gut.
(Viele Zeitungen und Newsartikel verwenden die SNB Gewinne und Verluste meiner Meinung nach auch als Click Bait. Schlagzeilen wie "SNB schreibt Milliarden Verluste im 2. Quartal" (wenn der Eurokurs mal wieder etwas gefallen ist) hört sich dramatisch an und heizt auch immer sehr zuverlässig die Stimmung an, ist aber bei der SNB nicht wirklich relevant.)
Spannend, die Unsicherheiten und Fragen die am Schluss auftreten. Für mich schlägt sich so der Verdacht nieder, dass selbst die Profis nicht recht wissen wo sie eigentlich genau investiert haben.
Deshalb wird's doch endlich mal Zeit, dass sich die Banken und Pensionskassen mal überlegen, wo sie ihr Geld eigentlich anlegen und das nicht nur möglichst hohe Renditen wichtig sind. Anders kann ich mir nicht vorstellen, wie die Umsetzung der Initiative so grosse Unsicherheiten auslösen kann.
Wichtig anstatt einfach einige Aktien auszuschliessen, wäre aber, dass man endlich bei den Firmen wo man mit seinem Geld investiert ist, mitbestimmen kann. Die Finanzen der SNB sind unbekannt und wie viele Pensionskassen erlauben es ihren Kunden bei den GVs der AGs abstimmen zu gehen? Sie nehmen auch keine Wahlmandate war. Somit sind wir alle in tausenden von Firmen investiert, hätten Mitspracherecht wie sich das bei öffentlichen Firmen so gehört, nehmen dieses Recht aber nicht war.
Letzteres stimmt heute nur noch eingeschränkt: Aufgrund der Minder-Initiative sind Pensionskassen verpflichtet, zumindest bei Schweizer Unternehmen die mit ihren Aktienpositionen verbundenen Stimmrechte auszuüben. (Wie genau ist allerdings eher offen, weil interpretierbar. Es gibt aber ein paar PKs, die ihre Abstimmungsregeln offenlegen.) Die offene Flanke sind aber Beteiligungen an Unternehmen ausserhalb der Schweiz.
Seien wir aber realistisch: Die Stimmrechte einer PK ausüben können einzelne Mitglieder nicht wirklich bewerkstelligen. Das wäre zu schwerfällig und aufwendig. (Das sage ich als jemand, der das schon selbst gemacht hat.) Hier ist aber eindeutig die PK gefordert, das im Sinne der Mitglieder durchzuführen. Es wäre daher schon sehr hilfreich, wenn Mitglieder mit ihrer PK Kontakt aufnähmen und dies klar einforderten. Denn das ist eine noch heute anzutreffende Ausrede: Die Masse unserer Mitglieder wollen das gar nicht. (Und wenn, dann ist es zu teuer...)
Neben der Ausübung der Stimmrechte (Proxy-Voting) gibt es übrigens noch das Engagement, das vor allem von UK kommend auf dem (langsamen) Vormarsch ist. Dabei wird ein gezielter Dialog mit Unternehmen betreffend kritische Themen aus Umwelt, Sozialem oder Governance gesucht. Unbeobachtet von der Öffentlichkeit ist das noch recht erfolgreich. Ganz vorne zu nennen ist der Engagement-Pool von Ethos, in dem viele Pensionskassen Dir „Macht ihrer Beteiligungen“ bündeln, um so effizienter und wirkungsvoller mit dem Management zu reden. Auf internationaler Ebene bieten die UN Principles for Responsible Investment übrigens auch eine Plattform für eine solche Koordinierung. Traurig nur, dass nur wenige Schweizer PKs diese Prinzipien unterschrieben haben.
Herr S.,
Danke für die Analyse, ob dieser Initiative bei der Umsetzung etwas im Weg stehen würde. Offenbar nicht.
Spannend wäre jetzt noch die Wirksamkeit: Wenn die SNB, Banken und PKen ihre Anteile an Rüstunsgfirmen verkaufen müssten, welchen Impact hätte das? Zweifellos sprechen wir von grossen Summen. Aber spielt es für die Rüstungsfirmen eine Rolle, wer deren Besitzer sind? Welche Rolle? Oder geht es mehr um Anleihen oder allenfalls Finanzierungsrunden (wo neue Aktien emittiert statt bestehende weitergegeben werden)? Wäre der Einfluss auf ausländische Firmen gleich wie derjenige auf Schweizer Firmen?
Ich hoffe auf Ihre Expertise,
A. S.
Lieber Herr S.
Anleger aus der Schweiz dürften zusammengezählt nicht mehr als ein paar Prozent der Aktien von globalen Firmen halten. Wenn diese Anleger alle diese Wertpapiere abstossen, drückt das den Aktienkurs minimal. Umgekehrt verteuert sich die Finanzierung für diese Firmen, aber ebenfalls nur minimal. Das zu quantifizieren ist unmöglich - der Effekt wäre vermutlich nicht einmal spürbar. Erst wenn ein grösserer Teil der weltweiten Anlegerschaft aus gewissen Firmen devestieren könnte, würde das auf dem Finanzmarkt effektiv einen spürbaren Effekt haben. Insofern geht es primär um das politische bzw moralische Signal, das man damit aussenden will, evtl könnte das andere Länder zu ähnlichen Regeln inspirieren. Bzgl. ausländischen und schweizer Firmen: Gegeben, dass das Aktionariat von Schweizer Rüstungsfirmen stärker Schweizerisch geprägt ist, ist der Effekt grösser. Allerdings ist unklar, wie die Initiative im Detail umgesetzt wird und welche Firmen im Inland das dann treffen würde.
beste Grüsse, Simon S.
Herr S.,
Danke für Ihre Antwort. Wenn das zutrifft, argumentieren beide Lager im luftleeren Raum: Weder tritt die von den Initianten gewünschte Wirkung ein, noch ist zu befürchten, dass einheimische Rüstungszulieferer in Schwierigkeiten kommen. Ich würde mir also einen ergänzenden Artikel wünschen, so dass man erkennt, dass die Initiative zwar durchaus umsetzbar wäre, dass aber auch wenig dabei rauskommt.
Es scheint sich bei der Abstimmung dann nur noch die Frage zu stellen: “Ist es für mich ok, Rüstungsfirmen in ‘meinem’ Portfolio zu haben?” Eine berechtigte Frage. Ähnliche Fragen stellen sich bei anderen kontroversen Themen wie Gentechnologie, Homöopathie, Kernkraft, etc. Ob die Antwort darauf in die Verfassung gehört? Oder in ein Gesetz? Oder in einen Brief an die Vorsorgekommission der eigenen Pensionskasse?
Grüsse,
A. S.
Als Doktorand am Institut für Banking & Finance der Universität Zürich kann ich Ihnen zumindest sagen, was die Theorie bezüglich Wirksamkeit sagt: wenn die Initiative beim Anleger zu keiner Minderrendite führt, dann nützt sie auch nichts, und umgekehrt. Die Begründung kann ich bei Bedarf gerne heute Nachmittag nachliefern.
Es ist falsch, die Diskussion rein auf das Finanzielle zu beschränken. Zur Erklärung:
Schon vor 1933 investierte die deutsche Schwerindustrie unter Krupps Führung konzertiert in die NSDAP, in Erwartung lukrativer Rüstungsaufträgen und mit den Aufträgen kam die Rendite. Bezahlt haben andere.
Was der Artikel indirekt auch zeigt: Der Anteil der SNB und der (prinzipbedingt meist index-nahe investierenden) Pensionskassen an den globalen Rüstungsunternehmen ist vernachlässigbar klein, es wird den Unternehmen daher keine Schwierigkeiten bereiten, andere Investoren zu finden. Insofern wäre der Verfassungsartikel etwa gleichermassen etwas fürs linke Gemüt wie das Minarettverbot fürs rechte: gut gemeint, aber ohne reale Wirkung
Sie kommen zum richtigen Schluss: Meine AHV- und Pensionskassenrenten werden vom Verbot nicht tangiert. Aber der Vergleich mit dem Minarettverbot gehört hier nicht hin. Oder nur, wenn das Minarett, wie es gewisse Landsleute empfinden, als Speerspitze angesehen wird.
Der Vergleich mit der Minarett-Initiative bezog sich insbesondere darauf, dass weder diese noch ein allfälliges Ja zur Kriegsmaterial-Initiative ihr postuliertes Ziel erreichen kann. Weder hat erstere einen Einfluss auf den Islam noch hat letztere eine friedensfördende Wirkung.
Lieber Herr S.
Danke für diesen fundiert recherchierten
Artikel. Er zeigt faktenbasiert auf, dass eine vergleichbare Rendite auch ohne Investitionen in Rüstungsfirmen ohne Probleme möglich ist.
Somit ist das Argument von wegen unser Pensionskassengeld steht auf dem Spiel vom Tisch. Zudem betrifft es ja ohnehin nur 1-2% der Gesamtsumme (das Problem ist nur zusammengezählt werden da immer noch einige Milliarden in Rüstung investiert).
Was mir an Ihrem Artikel jedoch widersprüchlich erscheint ist folgendes:
Bei der Abschätzung des SNB Portfolios ohne Rüstungsaktien schreiben Sie:
"Diese 59 Unternehmen haben einen Marktwert von total 2800 Milliarden Dollar und machen aktuell 2 Prozent des amerikanischen Aktienportfolios der SNB aus."
Weiter unten steht aber:
..."obigen Rüstungsindex ablesen. Die US-Firmen, die darin enthalten sind, bringen zusammengezählt etwas über 500 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung auf die Waage."
Ich verstehe nicht wie einerseits die 59 Rüstungsfirmen von welchen die SNB aktuell Aktien besitzt 2800 Millarden USD Marktwert haben können aber die US-Rüstungsfirmen zusammen "nur" 500 Mrd. USD auf die Waage bringen.
Es bezieht sich ja beide Male auf den US-Markt.
Habe ich da etwas übersehen?
Vielen Dank für eine Klärung.
Herzliche Grüsse
R. G.
Für mich stellt sich die Frage wie es mit den Krediten aussieht. Im Initiativtext heisst es in Absatz 3: "Als Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten gelten: a. die Gewährung von Krediten (...) an Kriegsmaterialproduzenten".
Es gitb viele KMU's welche durch Aufträge wie bspw. die Erneuerung der Duros mehr wie 5% Umsatz mit Kriegsmaterial erwirtschaften. Dies je nach Firma über mehrere Jahre. Dies würde sie als Hersteller von Kriegsmaterial einstufen. Angenommen sie bräuchten einen Kredit für die Neuanschaffung einer Maschine welche mehrere 100'000 CHF kostet, um einen Auftrag gemäss Stand der Technik ausführen zu können. Würden sie diesen Kredit mit der Initiative noch bekommen? Dies könnte für viele KMU's ein Problem darstellen, kann aber nicht abschätzen wie es dann Effektiv aussieht mit der Umsetzung etc.
Danke für diesen erhellenden Beitrag! Ich frage mich, wie man dazu kommt, Aktien von insgesamt 2418 amerikanischen Firmen zu halten. Kann das effizient sein? Ist es nötig? Sinnvoll? Es kommen wahrscheinlich noch viel mehr Aktien aus der übrigen Welt dazu. Meine Behauptung: Die SNB merkt nicht mal, wenn sich eine ihrer Positionen in Luft aufgelöst hat und braucht viel zu viele Ressourcen, um das Portefeuille zu verwalten.
Lieber Herr S.
Nein, die Menge der Firmen alleine ist nicht ein Problem. Dass die SNB so viele Titel im Portfolio hält, liegt daran, dass sie möglichst breit investieren und den Markt nicht mit Investments in einzelne Firmen verzerren möchte. Und ja, aus der restlichen Welt kommen nochmals ca 4-5000 weitere Titel dazu. Das lässt sich mit einer professionellen Asset-Management-Abteilung schon bewältigen (und wenn einzelne Firmen eingehen bzw "sich in Luft auflösen" ist das wegen der grossen Menge an weiteren Positionen nicht so ein Problem).
Herzlich, Simon S.
Irgendwie ist unklar weshalb die SNB ueberhaupt Aktien halten muss. Die urspruengliche Aufgabe die Geldmenge zu kontrollieren hat sie den Banken uebergeben welche je nach Bonusbeduerftnis eine neue Blase erzeugen duerfen. Zur Zeit generiert sie Euro durch den Verkauf von Franken. Bindet uns an den Euro und wir duerfen an deren Schulden teilhaben. Aktien im Portfolio bedeuten eine Anbindung an deren Kurse. Entgegen anderen Investoren welche eine Rendite erzielen muessen, muessen Nationalbanken das nicht, koennen Titel beliebig lange liegen lassen. Bis am Schluss nur noch Nationalbanken diese Titel halten (zb Lehman Brothers). Daselbe gilt fuer Waehrungen (zb Venezuela xx). Ob Nationalbanken nun Aktientitel oder Waehrungen halten erscheint mir einerlei. Mit dem Unterschied, dass zb eine Firma, deren Technologie angeloest wird an Wert verliert. Resp eine Firma mit neuer Technologie durch stetig steigende Kurse werte generiert. Das Umsteigen von fallenden Werten (VW, Mercedes) auf steigende Werte (Tesla) ist nicht einfach. Man koennte ja einem Hype aufsitzen. Ist snapchat ein Hype? Ja. Wurde kuerzlick fuer eine Milliarde verkauft. Jetzt ist es ruhig geworden. Ist Tiktok ein Hype ? Ja. Wo stehen die in 10 Jahren ? Nicht abschaetzbar. Soll die SNB da zocken ?
Zu Rüstungsguetern. Dasselbe. Weshalb sollte die SNB Aktien halten. Ein Teil davon ist Hype. Die Amerikaner moechten, dass die NATO 2% des Bruttoproduktes fuer Ruestung ausgibt. Die Europaer haben unspezifisch nicht widersprochen, machen's aber nicht. Die Kriegsgurgeln bei uns moechten uns eine Bedrohung aufschwatzen, welche nicht spezifiziert Russland waere. Je nachdem wie realistisch wir diesen Fall einschaetzen, benoetigen wir Waffen oder nicht. Falls nicht waere es eher sinnlos in solche Aktivitaeten zu investieren.
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