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Leser
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Guten Tag,

der Artikel bringt eine ausgewogene Mischung von Statistik und persönlichen Erfahrungen.

Das war sehr aufschlussreich zu lesen.

Ich bin Single, 65 järig und lebe alleine.Ich bin auch tage- und wochenlang allein.

Telefonieren mit Freunden und meinen erwachsenen Kindern hilft - ein bisschen.

Letzthin habe ich aus der deprimierenden Aussicht auf einen weiteren Monat lockdown heraus einen Entscheid gefasst: ich wollte mir bis Ende Februar ein Ziel setzen, das mich täglich beschäftigen würde.

Ich nahm mir vor, Joseph Roth's Erzählung "Radetzkymarsch" für eine Lesung mit Musik einzurichten - ein guter Freund hat mir dafür musikalische Unterstützung zugesagt.

Nun habe ich viel zu tun - den umfangreichen Text auf seine wichtigsten Themen reduzieren, erklärende Kommentare verassen, die passende Musik dazu suchen, sie für Gitarre und Cello einrichten und mit Üben beginnen..

Es ist zwar immer noch Einsamkeit, aber es die Einsamkeit des Künstlers.

Und die fühlt sich bedeutend besser an.

schöner Gruss

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Das finde ich eine wunderbare und kreative Art, mit dieser schwierigen Situation umzugehen! Alles Gute!

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schön, von dir zu hören, lieber kuno. herzlich dorothee
mir geht es ähnlich wie dir und auch für mich ist eine betätigung, die begeistert und fordert, unerlässlich, um sich eben nicht einsam zu fühlen. letztlich fand ich sogar schon mal: 'her mit den hobbies'... - das ist ein bisschen lächerlich. aber ich glaube, heute verbringen wir viel zu viel zeit mit tätigkeiten, die wir eigentlich gar nicht so gerne machen. da kommt dann sofort der gedanke, wie sinnvoll ein bedingungsloses grundeinkommen wäre.

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Je jünger Menschen sind, desto einsamer fühlen sie sich.

Da erscheinen mir die illegalen Parties und auch die aggressiven Ausschreitungen in der Niederlande gleich in einem anderen Licht.

Danke für diesen Artikel. Diese Diskussion ist schon lange fällig.

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Theologe
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Danke für diesen berührenden Text voller Zwischentöne und Brücken.

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Schöner, inspirierender Artikel - herzlichen Dank. Ich habe auf die Dauer keine Lust mehr auf das Anklagende, Polarisierende und Besserwisserische bei Binswanger und der Serie Eyes Wide Shut . Ich hab Lust auf Konstruktives, auf Empathie und die feinen Töne.

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Ja, ein sehr feiner Beitrag.
Meine Gedanken gehen da hin …: Wir werden momentan:
zugedröhnt
verklebt
mit Warnhinweisen, Vorschriften bzgl. Corona-Pandemie.
Statistiken schiessen hemmungslos durch die Decke - DOCH:
Warum gibt es nirgends einen Wink von:
Freundlichen Wörtern, Bildern, Gesten usw. - ein weites Feld von emphatischen, menschlichen Inhalten wäre da möglich und könnte Aufmunterung, ein Lächeln zaubern, ein Hey, bist nicht allein oder Hey, ein Lächeln schenk' ich Dir - sollten wir nicht einfach die Scheiben unserer Fenster beschreiben, bepinseln, um die Menschen draussen oder gegen über zu grüßen - oder ein: Kann mir wer einkaufen? zu zuwerfen.
Vielleicht unterschätzen wir unsere Ressourcen.
Vielleicht wären wir verzaubert, wenn ein Anderer anfangen würde ……
lass mir ein fell wachsen
verlink meine augen und bin frauglücklich
Ganz sicher habe ich sehr viel Erfahrung mit Alleinsein, Einsamkeit … ich hatte jahrzehntelang Zeit, um zu lernen.

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Meditierender
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Es gibt bei der Einsamkeit auch noch eine spirituelle/philosophische Perspektive. Nämlich die, dass wir als einzelne Wesen in unserem Körper/Geist/Seelenkonstrukt "gefangen" sind und uns dadurch von der Welt und dem Leben abgeschnitten fühlen. Kontakte hin oder her. Doch genau in der Annahme dieser Einsamkeit liegt der Schlüssel zu mehr persönlichem Glück und Freiheit, unabhängig von den äusseren Umständen. Der Weg dorthin führt (gemäss meiner eigenen Erfahrung) über Meditation, einen offenen Geist für neue Ansichten und Ausdauer auf dem Weg. Wir als Menschen sind noch viel zu stark mit unseren Gefühlen und Gedanken identifiziert und sind uns nicht bewusst, dass wir diese als neutralen Beobachter beobachten können und sie dadurch ihre ohnmächtige Wirkung auf uns verlieren. (Das Gefühl der Einsamkeit gehört da auch dazu).
Als Metapher dienen hier die Wolken am Himmel, welche kommen, für eine Weile da sind und dann schlussendlich (ausnahmslos) irgendwann auch wieder weiterziehen um Platz für den immer vorhandenen blauen Himmel zu machen. Der blaue Himmel (Frieden) war eigentlich schon die ganze Zeit da, er war einfach verdeckt durch die ganzen Wolken (Gedanken/Gefühle). Doch niemand von uns würde auf die Idee kommen die Wolken bekämpfen zu wollen, da wir wissen wie aussichtslos dies sein würde...

Weiterführende Informationen zu diesem Weg:
Bücher:
Die Seele will frei sein - Michael A. Singer (Mein persönlicher Favorit)
Das Buch der Freude - Dalai Lama, Desmond Tutu, Douglas Abrams
Keep Calm: Mit Gelassenheit durch das Auf und Ab des Lebens - Ashley David Bush

Meditation:
Headspace (App)
Vipassana by S.N. Goenka (in der Schweiz Dhamma Sumeru)
uvm.

Non-Dual Teaching auf Enlisch (eher für spirituell Fortgeschrittene):
Mooji (Youtube)
Rupert Spira (Youtube)
Krishnamurti (Youtube)
Alan Watts (Youtube)

Ich weiss, einige dieser Sachen sind sicher nicht abschliessend wissenschaftlich Belegbar, lassen viel Raum für verschiedene Interpretationen und werden von unserer Gesellschaft kaum akzeptiert. Trotzdem möchte ich Sie ermutigen die ganze Problematik psychische Erkrankungen, Depression und Angstzustände auch aus diesem Winkel zu betrachten und als Chance für persönlichen Wachstum zu sehen.

Ich wünsche Ihnen alles gute und mögen Sie Frieden finden.
R. S.

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Ein wichtiger Artikel, danke dafür!

Dahinter steckt auch Politik.

In den 80er-Jahren haben Maggie Thatcher, Ronald Reagan & Co. die neoliberale Wende durchgesetzt.

Diese neoliberale Wende ist ein Hauptgrund dafür, dass heute verlorene und einsame Menschen Halt, Identität und Zugehörigkeit suchen.

Wer bietet Halt, Identität und Zugehörigkeit?

Trump, Brexit, AfD, QAnon, Querdenker: „Unser Land zuerst!“ „Mach unser Land wieder gross!“ „Wieder die Kontrolle haben“...

Die westlichen Regierungen hätten sich in der neoliberalen Wende nicht für unzuständig erklären sollen für menschliche Rahmenbedingungen der Gesellschaft.

Märkte, Jugendzentren, Vereine, Quartiertreffs sind ein sichtbarer Teil davon.

Ein weniger sichtbarer Teil davon sind Löhne, die gleich schnell steigen wie die Kapitalgewinne.

Das war seit der neoliberalen Wende nicht der Fall (vgl. Thomas Piketty „Das Kapital im 21. Jahrhundert“). Die Kapitalgewinne insgesamt sind schneller gestiegen als die Löhne insgesamt.

So hat die neoliberale Wende vor drei Jahrzehnten unabsichtlich die Saat gesät für den Siegeszug der autoritären Bewegungen heute.

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da bin ich sehr mit einverstanden, danke!

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Unverbesserliche Optimistin
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Manchmal muss ich mich rechtfertigen, dass es mir gut geht, dass ich mein Leben kaum verändert habe, dass ich auf weniges verzichte. Beiträge wie dieser erinnern mich wiedermal dran, dass wir eine Pandemie haben. Sehr oft muss ich nochmal zurücklaufen, weil ich die Maske vergessen habe. Ich könnte noch care-Arbeit übernehmen. Bleibt alle gesund & fröhlich!

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Sehr schöner Beitrag, danke dem Autor und der Republik fürs Bringen. Beleuchtet auch einen Teilaspekt der Frage, wie es kommt, dass Verschwörungstheorien aktuell so viel Zulauf haben

«Fühlt man sich isoliert», schlussfolgerte Cacioppo, «schaltet das Gehirn in eine Hypervigilanz für soziale Bedrohungen.» Sprich: Das Gehirn wird darauf gedrillt, Gefahren zu erkennen, was dazu führt, dass es irgendwann auch Gefahren sieht, wo es gar keine gibt.

Sinnvoll auch die Anmerkung zur Psychotherapie. Diese ist Krücke in der Not, aber kein Lebensersatz.

Der Mensch sei anders konzipiert, als es Ökonomen annehmen: Das grundlegende Bedürfnis nach Zugehörigkeit werde durch einseitige Hilfe, also etwa Psychotherapie, nicht befriedigt. Dazu bräuchten sich Menschen gegenseitig, müssten sich helfen und beschützen. «Darum fühlt es sich gut an, etwas für andere zu tun.»

Aber auch

Sobald man sich selbst besser versteht, ist man auch zu mehr Empathie fähig.

Das heisst auch, dass Auseinandersetzung mit sich selber einen einfühlsamer im Umgang mit andern machen kann und damit Einsamkeit reduziert.
So könnte dann ein Gesprächsversuch mit einem Verschwörungsgläubigen bspw. auch lauten: und neben deiner intensiven Beschäftigung mit Impfungen und Bill Gates, wie geht es dir eigentlich? Der 'Umschwenker' wird nicht auf Anhieb gelingen, aber man markiert, worüber man zu reden bereit ist und worüber nicht, ohne in einen Machtkampf zu geraten über die Frage, wer denn nun recht habe. Daraus resultieren nur Verlierer. Will ein Umschwenken gar nicht klappen, kann man genau das zum Thema machen: mir fällt auf, dass du nur über XY redest, mir aber gar nichts darüber erzählen magst, wie es dir geht. Das macht mir fast ein bisschen Angst, dass ich dich so gar nicht mehr erreiche. Oder so ähnlich.
Dass solche Strategien auf der individuellen Ebene nicht einfach 1:1 auf die politische übersetzt werden können, ist klar, aber die Tendenz stimmt auch im Grossen. Defizitfokussierung, Unterdrückungsversuche, Ausgrenzung und Tabuisierung dürften im Endeeffekt da wie dort kontraproduktiv sein.
Das Beispiel von Herrn S. weiter unten finde ich wunderbar inspirierend.

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und (...) wie geht es dir eigentlich?
Defizitfokussierung, Unterdrückungsversuche, Ausgrenzung und Tabuisierung

Umkehrend: Wäre der wünschenswerte Ansatz ein "Empowerment" der einzelnen Personen, das Gute, Mögliche und Anschlussmöglichkeiten an andere Menschen wieder zu erkennen? Zusammen mit dem erwähnten Beispiel von Herrn S. fällt mir dazu ein, wie im letzten Jahr eine Zeit lang das Singen von Balkonen sehr in Mode war. Man sah und hörte die Nachbarn auf einmal wieder und war eingebunden in eine grössere Sache. Schade, dass dies in CH weniger gemacht wurde/wird.
Als Parallele dazu fällt mir auch ein, dass auch kleine Dörfer oft (besonders) viele Vereine haben - das Zusammensein und zusammen einem grösseren Zweck angehören scheint für uns als soziale Wesen nicht vernachlässigbar zu sein und schlägt sich auch hier nieder.
Es ist zu beobachten, dass auch die "Gruppen" der Verschwörungsgläubigen oder Nicht-Gläubigen unter sich diverse Prozesse durchlaufen, um diese Zugehörigkeit und "grösseren Sinn" zu finden. Vor einiger Zeit schon war hier ein spannendes Interview zu lesen:

Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse?
Was mir besonders stark aufgefallen ist und was mir zuvor nicht in dem Ausmass klar war: welche Bedeutung der Sozialisierungs­prozess hat. Also wie stark eine Subkultur aufgebaut wird, mit eigener Sprache, sogar eigenen Witzen. All das spielt eine enorme Rolle, damit sich neue Mitglieder in die Gruppe integrieren und mit deren Werten identifizieren. Was dazu führt, dass viele ihre eigene Identität komplett für die Gruppe aufgeben.
Zunächst also wird den Menschen keine ideologische Heimat gegeben, sondern eine soziale?
Genau. Die Indoktrinierung kommt eigentlich erst nach der Sozialisierung, oft sehr subtil. Es wird viel mit Scherzen und Memes, also visuellen Darstellungen, und mit satirischen Inhalten gearbeitet.

Dieses "Zurückfinden", mittels Betätigung und Anerkennung, dünkt mich sehr wertvoll. Allerdings (wie zurecht bemerkt) auf der politischen/nationalen Ebene eher schwierig: Wie vermitteln wir die Idee eines gemeinsamen Ziels, und wie handeln wir es aus?

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Wie vermitteln wir die Idee eines gemeinsamen Ziels, und wie handeln wir es aus?

lieber Herr W., wenn ich das wüsste ^^ Meine Stärke liegt eindeutig in der individuellen, kleinteiligen Arbeit, und ich weiss auch nicht genau, wen Sie mit 'wir' meinen? Wir, die Schweiz, der Bundesrat, die Vernünftigen, die Republik-Leser*innen? Grundsätzlich, und das wird ja auch aus Ihrem Zitat deutlich, gilt es der sozialen Zersplitterung entgegenzuwirken, ist alles sinnvoll, präventiv in jeder Beziehung und heilsam, was integrativ wirkt. Betreffe das Migrant*innen, Corona-Skeptiker*innen, Verschwörungsgläubige, was ich nicht prima vista gleichsetzen würde; und andere Gruppierungen, die sich eher an den Rändern oder ganz ausserhalb der Gesellschaft bewegen. Hinschauen, differenzieren, ernstnehmen, so weit wie möglich integrieren. Aber auch klare Regeln, die für alle gleich gelten, erkennbare Grenzen, Transparenz. Die Frage in sämtliche Planungsvorgänge auf allen Ebenen einbeziehen: was wirkt ausgrenzend, was integrativ? In der Schule, in der Arbeitswelt, im Gesundheits- und Sozialwesen, auf der Strasse, im Netz. Und übergeordnet in der Politik. Natur und Umwelt, Raumplanung, Fiskalpolitik, Sicherheit: zu wessen Gunsten auf wessen Kosten? Zurückdrängen vorlauter Lobbies mit zuviel Ellenbogen, aber auch klandestiner Interessevertretungen, die vornedurch paktieren und hintenherum intrigieren etc. etc.
Ohne persönliches Engagement vieler wird das nicht gehen. Aber ich bin auch immer wieder überrascht, wie viel aus dem Einsatz Einzelner für eine Sache wachsen kann.
Interessant fand ich die Überlegungen von Ronja Beck und Marie-José Kolly über Wichtigkeit und Merkmale guter, verbindender Führungskommunikation: we are a team.....
Ein gemeinsames Ziel, meine ich, liege im Moment auf der Hand: wir wollen alle, ausnahmslos alle, aus dieser Pandemie heraus.

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Danke für den Text und die Bilder!
Dass man sich tendenziell weniger einsam fühlt, wenn man älter ist, habe ich selbst auch mit grossem Erstaunen im vergangenen Jahr gemerkt. Oder man hat eben tatsächlich eher gelernt, anders damit umzugehen.

Hier ausnehmen würde ich allerdings die sehr alten Menschen, die zwar noch selbständig wohnen, aber doch mit Einschränkungen zu kämpfen haben. Hier scheint es mir tatsächlich auch wieder, dass Einsamkeit oder Phasen von Einsamkeit als existentielle Bedrohung wahrgenommen werden. Und das Vertrauen, dass diese Phasen auch wieder vorbei gehen, ist ähnlich wie bei jungen Menschen weniger abrufbar. Die Zeit dehnt sich scheinbar endlos.
Als Angehörige sich da regelmässig zu melden ist natürlich ganz wichtig, aber gleichzeitig auch sehr herausfordernd, gerade, wenn jemand kaum mehr Kontakte zu anderen hat. Mich überfordert es manchmal tatsächlich.
Wie erleben dies andere hier?

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Liebe Frau L., ja, die Schwierigkeit in Ihrem letzten Absatz kenne ich auch. Wenn nur Telefonkontakte möglich sind, ist das eine zusätzliche Erschwerung: ich bin keine Plaudertasche, die einfach drauflos erzählen kann. Und wenn das Gegenüber dann selber auch wenig zu erzählen hat, weil die Welt auf die eigene Stube zusammengeschrumpft ist, entziehe ich mich dieser grausamen Stille manchmal auch einfach und ein bisschen feige. Beieinandersitzen und Schweigen fällt mir leichter, aber ohne Blickkontakt ist die Stille kaum aushaltbar. Ich habe keine Lösung, ausser dass ich in meinem Alltag gedanklich eine Art Liste führe: was habe ich erlebt, beobachtet, gedacht, gelesen, gelernt, was sich am Telefon zu erzählen lohnt? An meinem Haus führt ein Schulweg vorbei, den viele Kinder frequentieren. Da gibt es oft lustige Begebenheiten, die ich für später registriere.
Es ist belastend, und ich leiste mir auch Auszeiten, wo ich bewusst beschliesse, dass mich die Welt jetzt nichts angehe, ich mich einfach mit einem guten Buch und einem Glas Wein unter der Leselampe einkuschle, das Alleinsein geniesse und mich nur um mein eigenes Wohlergehen kümmere. Das gibt auch Kraft.

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Herzlichen Dank, Frau J.!
Das mit der gedanklichen Liste finde ich sehr hilfreich!

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Schlimmer Zustand in einer scheinbar gut gebildeten Gesellschaft. Und jetzt? Sollten wir das Problem in der Politik angehen und/oder vielleicht uns selbst hinterfragen? Sollte ich mir mehr Zeit nehmen für mein Umfeld/Familie? Vielleicht auch mal wieder den Nachbarn auf einen Kaffee einladen. Sich in Achtsamkeit und Mitgefühl üben? Sich für Probleme anderer ehrlich interessieren. Ja ich glaub gewisse Werte sind in unserer Gesellschaft verloren gegangen und wir haben da was nachzuholen!

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Ich leide seit gut einem Jahrzehnt an leichten Depressionsschüben. Vor 2 Jahren hatte ich regelmässig Panikattacken und musste diese auch medikamentös behandeln. Die Winterzeit hat bei mir die letzten 15 Jahren praktisch immer eine kleine Winterdepression ausgelöst. Ich fühlte mich ständig einsam und von den wenigen Freunden nicht immer gut verstanden.

Erstaunlicherweise hatte diese Pandemie genau den umgekehrten Effekt auf mich als im Artikel beschrieben: Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr. Von Panikattacken keine Spur, ich bin diesen Winter so produktiv wie noch nie. Die Einsamkeit akzeptiere ich unterdessen.

Ich glaube langsam, dass mich vor der Pandemie die Diskrepanz zwischen der Zeit die ich für mich brauchte und die ich für mich hatte so unglücklich gemacht hatte. Viele meiner Freunde erlebten sehr viel und ich hatte immer Angst etwas zu verpassen. Wenn ich mein Leben und das meiner Freunde verglichen habe, so kam ich mir immer passiv und energielos vor.
Die Pandemie hat dieses Ungleichgewicht erstaunlicherweise zurechtgerückt. Ich habe mich mit der Einsamkeit längst abgefunden, ich habe Tätigkeiten gefunden, die ich alleine machen kann und die mich erfüllen. Ich habe mich so eingerichtet gehabt, dass ich mich in meiner Wohnung wohl fühle.

Die Pandemie hat mein Leben kaum verändert. Im Gegenteil: ich muss jetzt kein schlechtes Gewissen mehr haben wenn ich tagelang meine Wohnung nicht verlasse oder viel Netflix und Computerspiele konsumiere. Niemand macht ja was anderes oder besseres.

Die Pandemie hat mich viel über mich selbst gelehrt. Ich nutze nun meine gute Laune und die Energie, die ich nach wie vor habe, meine Freunde, die langsam durchdrehen und die sich teils komplett zurückgezogen haben, wieder aufzumuntern.

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Verband Tel143 - Die Dargebotene Hand
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Danke für diesen sehr feinfühligen Beitrag. Bei Tel143 werden nach jedem Gespräch ganz grob Altersgruppe, Geschlecht und 1-3 angesprochene Themen erfasst. Bei sehr vielen Gesprächen, wo es um andere Themen geht, schwingt Einsamkeit mit. Die im Bericht genannte Zahl ist darum sicher zu niedrig. Im Pandemiejahr hat das Thema gegenüber 2019 um 16% zugenommen. Einsamkeit gehört mit ‚Psychischem Leiden‘ und ‚Probleme mit der Alltagsbewältigung‘ seit Jahren zu den 3 häufigsten Themen und ist eine Art Pandemie für sich. Die Pandemie verstärkt diese Leiden noch und die Sorgen rund um Ansteckung, Existenz und der Stress aufgrund der Isolation kommen noch obendrauf.
Ganz ehrlich: wenn schon ich - in abgesicherten finanziellen Verhältnissen, guten Freunden und Unterstützung durch die Familie - derart an der Isolation leide, wie mag es denn jenen ergehen, die noch ganz andere Sorgen und Nöte haben?

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wie mag es denn jenen ergehen, die noch ganz andere Sorgen und Nöte haben?

Uff. Mein Lieblingsblog hat dazu mal etwas geschrieben. Ganz kurze Zusammenfassung, der Rest lohnt sich auch:

I work in a wealthy, mostly-white college town consistently ranked one of the best places to live in the country. If there’s anywhere that you might dare hope wasn’t filled to the brim with people living hopeless lives, it would be here. But that hope is not realized. Every day I get to listen to people describe problems that would seem overwrought if they were in a novel, and made-up if they were in a thinkpiece on The Fragmentation Of American Society.

Since starting working in psychiatry, I have realized that we also filter for misery. I think a big part of this is sorting by social class. But it’s in a more subtle way than you might think.

If the two problems mentioned above haven’t totally thrown off the calculations, this makes me think Psychiatrist-Me is getting a much better window into reality than Normal-Person-Me.

I think about all of the miserable people in my psychiatric clinic. Then I multiply by ten psychiatrists in my clinic. Then I multiply by ten similarly-sized clinics in my city. Then I multiply by a thousand such cities in the United States. Then I multiply by hundreds of countries in the world, and by that time my brain has mercifully stopped being able to visualize what that signifies.

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Verband Tel143 - Die Dargebotene Hand
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Danke, sehr spannender Blogbeitrag.
Ich hoffe sehr, dass die Situation in der Schweiz nicht ganz so prekär ist. Ziemlich sicher werden die CH-Zahlen zu psychischen Leiden und Einsamkeit unterschätzt, denn die meisten Umfragen zu den Folgen der Pandemie beruhen auf freiwilligen Online-Umfragen. Wer bei Tel143 anruft, überwindet inneren Widerstand und Scham, von da her ein guter Indikator für 'echte Probleme'.

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You said it...

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Sie ist schon verzwickt diese Covid Situation. Die Alleinstehenden fühlen sich einsam, sehnen sich nach Kontakte. Den Nicht-Alleinstehenden fehlen oft die gewohnten Ausweichmöglichkeiten: sie gehen sich schneller auf den Keks, und sehnen sich nach etwas mehr alleine sein.

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Natürlich leben viele in der CH in e h e r gut bis beneidenswerten Umständen, verglichen mit sehr vielen Ländern. Dennoch: selbst. Erwerbende OHNE Arbeit, also mit 0 Einkommen - oder einer Reserve, die seit Monaten beansprucht wird - keine Familie oder Partner (ja, das und die gibts!), keine prof. Aussichten, weil Frau/Mann ab 50... zu alt ist für den Markt (da nützen auch keine „Was-denn-auch-Weiterbildungs-Kurse“ oder Meditation), schon X Mal gelesen und gehört... da geht man in der Tat die Wände hoch.

Wenn zudem diverse „Gesundheits-Baustellen“ Sport treiben - spazieren, aber nicht joggen, ausgeschlossen - verunmöglichen, bleiben... Fenster-und Silberputzen. Weil ja, lesen, (gerne) kochen und fernsehen/ Musik hören irgendwann Mal e c h t nicht mehr Stille, Nutzlosigkeit und Vereinsamung füllen.

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Verband Tel143 - Die Dargebotene Hand
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Schlimme Situation, die ich aus eigener Erfahrung kenne. Jobsuche ist für Generalisten 50plus eine Tortur. Der Selbstwert sinkt mit jeder Absage. Dann Gesundheitsbaustellen, die regelmässiges Turnen erfordern oder starke Schmerzen und Schlaflosigkeit bedeuten: schlimm. Irgendwann hat man alle Bücher gelesen, mag keine Filme mehr sehen, niemandem mehr sein Leid klagen. Und die Selbstdisziplin lässt nach...
Danke, dass Sie sich gezeigt haben, vielleicht hilft es, wenn wir unser Leid ein wenig teilen.

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Danke auch, liebe SB, für Ihre Reaktion. Wenn man sich dann zusammen gerafft hat, UM raus zu gehen - ausser zum
einkaufen - sprechen doch Zweibeiner kaum noch miteinander, da ja fast jede/jeder, Kopf gesenkt, das smartphone als „Hauptpartner“ dabei hat, am liebsten noch mit „aussenwelt-ausschaltenden“ Kopfhörern. Das wird sich ebenfalls kaum noch ändern...

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Danke, Herr Sele, für diesen starken Artikel!

Zum Unterschied von Einsamkeit und Alleinsein, wie er von Tanja Gentina thematisiert, kommt mir immer der Refrain des Liedes „Sie ist weg“ der Fantastischen Vier in den Sinn:

Jetzt ist sie weg weg
Und ich bin wieder allein, allein
Sie ist weg weg
Davor war's schöner allein zu sein
Jetzt ist sie weg, weg
Und ich bin wieder allein allein
Sie ist weg, weg

Und zu Ihrem letzten Satz „Sie (die Einsamkeit) gehört fest zur Gesellschaft, in der ich lebe“ fällt mir (mal wieder) Irvin Yalom und seine Existenzielle Psychotherapie ein. Er würde vermutlich sagen „Einsamkeit gehört zum Menschsein“.

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Ich weiss nicht, ob Yalom das so sagen würde. Sicher ist Einsamkeit ein existentielles Thema. Zugehörigkeit ist das Grundbedürfnis - und das ist zum Glück beim Menschsein lebbar - wenn wir wollen.

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Ich denke, wir Menschen sind konflikthafte Wesen, da haben Yalom, Freud, Erikson und andere 'Gründervater' der Lehre der menschlichen Seele schon recht. Natürlich ist Zugehörigkeit ein Grundbedürfnis. In unserer Entwicklung steht ihr aber konflikthaft das Autonomiebedürfnis gegenüber. Erst dadurch wird das Ganze so vertrackt, wie es eben leider häufig ist: wird das eine Bedürfnis, nehmen wir an, jenes nach Zugehörigkeit, zuwenig befriedigt, fühlen wir uns einsam und der Wunsch nach Gesellschaft nimmt zu. Erfüllt der sich, sind wir erstmal glücklich, befreit. Wir geniessen. Und merken dann früher oder später, dass wir ganz gerne wieder mal ein Stündchen oder zwei für uns alleine hätten. Dann geht die Waage nach der andern Seite.
Seelische Gesundheit ist dadurch definiert, dass wir flexibel mit diesen entgegengesetzten Bedürfnissen umgehen können, sie in einem gewissen Rahmen regulieren, sie befriedigen oder auch ihre Frustration ein Stück weit ertragen, aber wenn die Erfüllung auf die Dauer unmöglich bleibt, werden wir zuerst auffällig und dann krank. Wenn auch das nichts ändert, wollen wir sterben. Und tun das irgendwann auch. Wir verkümmern.
Oder: was wohl Assange in seiner Einzelhaft zu Ihrem Kommentar meinen würde, Herr S.?

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Ja, das war missverständlich von mir geschrieben. Ich wollte damit überhaupt nicht sagen, dass es halt so ist und man sich damit als Mensch abfinden muss. Aber wie Sie richtig schreiben, kann es früher oder später ein existentielles Thema sein.
Ein anderes existentielles Thema, welches in der Pandemie aufkommt, ist die Frage nach dem Sinn. Vor allem wenn man jetzt nicht mehr arbeiten darf oder vielleicht sogar seine (über Jahre sicher geglaubte) Arbeitsstelle verloren hat.
Meiner Überzeugung nach ist dies auch die grosse Angst, welche die Klimakrise begleitet. Wahrscheinlich noch mehr als die Angst vor dem Tod. Wenn alles eh ganz schrecklich wird und in der grossen Katastrophe endet, was macht es dann noch für einen Sinn weiterzumachen? Diese Angst müssen wir überwinden, in dem wir uns mit anderen Menschen verbinden (und nicht nur übers Internet). Und das tut ja auch zum Beispiel die Fridays for Future Bewegung.

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Ich glaube und erlaube mir hier eine Theorie und zwar, dass wir es hier unter Anderem mit einem der grössten Probleme der letzten 50 Jahre zu tun haben, dass wie viele, durch Corona nur wesentlich verstärkt zutage tritt.

Meiner Generation, der der Millenials haftet ein schlechtes Image an, wie wohl vielen vor ihr.
Zu selbstverliebt seien wir, zu wenig kompromissbereit, hätten viel zu hohe Ansprüche, wollten uns nur selbst darstellen, dächten wir hätten nur das Beste verdient.

Manche dieser Klischees sind vielleicht genau das, andere rühren von mir aus aber klar von etwas her, das wir uns gar nicht bewusst zu machen scheinen. Und zwar davon, was ich als unltrakompetitive Gesellschaft zu beschreiben suche.

Was ich damit meine ist die Übertragung der hanebüchenen wirtschaftlichen Theorien des Neoliberalismus rund um den Homo Oeconomicus auf alle Lebensbereiche, wo entsprechend angepasste Handlungs- und Wertvorstellungen zum Standard geworden zu sein scheinen.

Viele bekamen von Kind auf, schon aus ihrem Elternhaus mit, dass die Welt unbarmherzig und grausam sei und jeder nur für sich selbst schaue, eine Erfahrung, die Eltern je länger je mehr in dieser kompetitiven Welt haben machen müssen und die so ungewollt zum Teufelskreis einer selbsterfüllenden Prophezeiung verkam.

Die nachfolgende Generation glaubte immer mehr leisten, immer mehr darstellen und sein zu müssen, um in der Unbarmherzigkeit dieser Welt überleben zu können. Grundbedürfnisse des Menschen, wie auch mal Schwäche zeigen zu können, tiefe Bindungen einzugehen, aber auch das Bewusstsein für den eigenen Wert als Menschen, egal wie es im Leben läuft und was man tut, scheinen in grossen Teilen äusseren Definitionen gewichen zu sein.

Die Tatsache, dass jedes menschliche Leben unschätzbar wertvoll ist, hört sich unter dem Gesichtspunkt des heutigen Existenz- und Leistungsdrucks, wohl für viele wie ein Hohn an.

Und die Konsequenz der Wertverschiebung in der Gesellschaft ist, dass arogantes, egoistisches und bisweilen antisoziales Verhalten toleriert wird, ja gar als normal oder erstrebenswert gesehen wird, solange derjenige liefern und leisten kann, Macht besitzt.
Was vermag das wohl für ein Signal darüber zu senden, welche Werte im Leben inhärent wichtig sind und welche Art Mensch wird in einem solchen System prosperieren können?
Ich wage zu behaupten keiner, den wir uns als Fortführung der Geschichte unserer Rasse wünschen.

Wir waren all die Jahre so damit beschäftigt unsere urmenschlichen Bedürfnisse nicht mehr ausleben zu dürfen, weil sie nicht zum Zeitgeist, von immer höher, schneller, weiter zu passen schienen.

Work hard, play hard holt uns nun ein.

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Wäre die Einsamkeit nicht so lehrreich, könnte glatt daran verzweifeln.

– Thomas Meyer (?)

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Super, dass Sie dieses Thema doch noch gefunden haben ! - Danke !
Jetzt könnten Sie vielleicht noch beginnen, ein bisschen Zahlen-Akrobatik dazu zu machen (wenn Sie gut suchen, finden sich sicher auch in diesem Bereich einige wissenschaftliche Untersuchungen) - und dann mit dem Corona-Bereich zu vergleichen - aber schöne und stimmige Akrobatik bitte !

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