Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Historiker
·

Noch vor wenigen Jahren habe ich mir nicht vorstellen können, dass ich mich je für aktuelle militärstrategische Fragen interessieren würde. Doch es gibt Situationen, in denen solche Analysen hilfreich sind. Der eminente Historiker Jean Rudolf von Salis hat während des Zweiten Weltkriegs regelmässig im Radio über den Frontverlauf berichtet und deutsche Propagandalügen durch sachliche Analysen bekämpft. Damit hat er vielen Menschen in den besetzten Ländern Hoffnung gegeben. Der Text von Freedman hat einen ähnlichen Stellenwert. Er unterläuft die russischen Propagandalügen, analysiert sachlich und kommt zum überzeugenden Schluss, dass im Moment nichts anderes übrigbleibt, als den militärischen Druck auf Russland aufrechtzuerhalten. Dazu kommen die Wirtschaftssanktionen, die auch aufrechterhalten werden müssen, und mindestens auf diesem Gebiet könnte die Schweiz noch wesentlich mehr tun. Putin muss gestoppt werden. Eigentlich hätte man das schon im Fall von Tschetschenien, Georgien, Aserbeidschan und der Krim erkennten müssen. Spätestens jetzt ist eine entschiedenes Einstehen für die UNO-Charta, das allgemeine Völkerrecht und das humanitäre Völkerrecht dringender denn je, und die Schweiz, die im nächsten Jahre im UNO-Sicherheitsrat sitzen wird, darf sich in dieser Beziehung nicht mehr auf eine Position der neutralen Unverbindlichkeit zurückziehen.

109
/
0

Alles in allem scheint mir das eine sorgfältige und abwägende Einschätzung der militärischen und gesellschaftspolitischen Situation in Russland zu sein, auch wenn ich deren sehr relativen Optimismus nicht ganz teilen kann. Auf die Auswirkungen des russischen Raketenterrors in der Ukraine und die endlosen Kriegsverbrechen wird zu wenig eingegangen. Und was fehlt, ist der Hinweis auf den massiven Propagandakrieg, den Russland mit Hilfe der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten (und einigen Linken) in den westlichen Ländern inkl. der Schweiz führt und dessen Auswirkungen wohl nicht unterschätzt werden dürfen. Und ja, wie bereits in einem Kommentar erwähnt, die wenigen Bilder zu diesem Text zeigen ganz eindrücklich die Absurdität und den Irrsinn dieses Krieges auf.

55
/
0

Widerwärtig, wie gewisse Staaten Russland die Unterstützung erst dann entziehen, wenn sie sich damit auf der Verliererseite wähnen. Damit spiegeln die Anführer dieser Nationen ein Weltbild, in dem nicht Verhandlungen im Zentrum der Konfliktbeilegung stehen, sondern einzig die Demonstration von Stärke.

Solange solche Figuren mit am Tisch sitzen, sehe ich leider keine Alternative als ebenfalls ein Minimum in militärische Abwehr zu investieren. Meine Hoffnung gilt dem Erfolg des Feminismus, der den absurden Kult der Mannhaftigkeit als solchen entlarvt und damit vielleicht dem Blutopfer-Militarismus irgendwann ein Ende bereitet.

52
/
2

So wie ich Sie verstehe, meinen Sie folglich nicht die feministische Aussenpolitik von Annalena Baerbock und Robert Habeck? Wo, die Demonstartion der Stärke im Vordergrund steht, wie zum Beispiel der Wunsch schwere Waffen in die Ukraine zu liefern?

0
/
11

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstehe.

Stimmt, das Liefern der Waffen ist eine Demonstration der Stärke. Eine Aktion, die ich kurzfristig leider als notwendig erachte, weil die Gegenseite auf Diplomatie nicht reagiert.

Langfristig hoffe ich, dass es dank dem Aufweichen überholter Rollenbilder gar nicht mehr erst Brutalos wie Putin ans Ruder schaffen und einem eine solche Situation aufzwingen können. Wo genau die deutsche Aussenpolitik speziell feministisch ist, habe ich aus Ihrem Kommentar nicht verstanden.

Beantwortet das Ihre Frage?

10
/
0
Sabin Bieri
Nachhaltigkeitswissenschaftlerin
·

Erschütternde Bildstrecke. Sie zeigt eindringlich, wie sich die zerstörerische und hochgradig gestörte Machtgeometrie aus dem Kreml in die Kapillaren der Gesellschaft ausbreitet. Das muss man sich erst einmal vorstellen - die Bilder untermalen dies bis an die Schmerzgrenze.

Das Abschiedsbild, ein Familienbild das die Normalität solcher Kompositionen zerreisst. Der bewölkte Blick des Vaters, die gefassten Frauen, der hochgeschossene Teenage-Bruder oder Cousin, der selbst bald dran sein wird.

Die Fotografin schafft eine wirklich bewegende Bildsprache jenseits der Kriegsfotografie, an die wir uns leider alle schon gewöhnt haben.Ein echter Mehrwert zum soliden Text. Chapeau.

50
/
0
Leser, Biotech, Jazz, Sport
·
· editiert

Ein Land, das den grössten Exodus (seiner Intelligenzija, um einen russischen Begriff zu verwenden) seit 100 Jahren erlebt, hat bereits verloren. Wie kann es wieder aus dem Verein der failed nations finden? Zum 10 Punkte Plan Selenskyjs würde ich einen 11. dazu fordern: Aufarbeitung der eigenen Geschichte des Stalinismus. Das müsste bottom-up passieren, da in Russland kein Nürnberger Tribunal existiert.

42
/
0
· editiert

Russland hat erst ,,gewonnen“, wenn Putin weg ist und sich sein Nachfolger für die Fehler seines Vorgängers entschuldigt und sich mit der Ukraine versöhnt.
Das dürfte auch im Sinne der russischen Bevölkerung sein, die - bis auf ein paar Ewiggestrige- diesen Krieg nie gewollt oder befürwortet hatte. (Sofern sie überhaupt davon wusste). Wenn man sich die inländische Propaganda und Desinformation wegrechnet und die Russinnen und Russen von Beginn an Zugang zu unabhängigen Nachrichten gehabt hätten, hätte es dieser Krieg gar nie so weit geschafft.
So gesehen stimmt es schon, dass im Krieg immer zuerst die Wahrheit verliert. Und zwar schon, bevor der Krieg begonnen hat.

39
/
3

Es reicht natürlich nicht, einfach Putin durch einen andern zu ersetzen. Wie auch schon in andern Beiträgen zur Struktur des politischen Systems Russlands geschrieben wurde, geht es um wesentlich mehr. Insbesondere durchdringt - laut dem faktenreichen Buch "Putins Netz" von Catherine Belton - das KGB-System sämtliche Bereiche. Für einen grossen Teil der Bevölkerung, besonders auf dem Land, galt Putin als Garantie für eine geordnete Entwicklung (aus Gesprächen mit durchaus aufgeschlossenen Menschen in Russland selbst). Es ist möglich, dass sich dies durch die Mobilmachung verändert hat oder verändert wird. Aber, ob sich das Bedürfnis nach einer autoritären Führung auch verändert, scheint mir fraglich.

15
/
0

Da gebe ich Ihnen völlig recht. Es war etwas sehr vereinfacht ausgedrückt von mir, sollte aber herausstreichen, dass es weniger ein Bedürfnis der Bevölkerung war, als das von Putin, diesen sinnlosen Krieg zu beginnen.
Auch wird man nach Putin nicht gleich zur Demokratie wechseln oder so. Scheints ist dieser ,,starker Mann“ Mythos, der heldenhaft und mit entblösstem Oberkörper unerschrocken eine Nation anführt, sehr verführerisch. Aber solange sein Nachfolger nur autoritär, aber nicht paranoid und kriegslüstern ist, bestünde eine eventuelle Chance, dass sich dieses Land wieder auf seine Kompetenzen konzentriert und seiner Bevölkerung wieder Perspektiven bieten kann.

7
/
0

Sehe es fast gleich - und frage mich, was bei dieser offensichtlichen Diktatur die Oligarchen für eine Rolle spielen - vgl. Chodorkowski.

2
/
1

es ist unfassbar wieviel Leid und Zerstörung durch politischen Blödsinn verursacht wird. Die Situation erscheint blockiert, Selenski ist recht zugeben, dass ein Angriffskrieg nicht akzeptiert werden darf. Und auf der russischen Seite ist kein Weg erkennbar aus der sinnlosen Einbahnstrasse. Alles andere als eine düstere Prognose scheint mir hier nicht plausibel. Mein Mitgefühl allen in der Ukraine und in Russland.

30
/
1

Wer den Krieg gewinnen wird, weiss man nicht.

Und dass Russland den Krieg schon verloren haben soll und es nun gelte Putin davon zu überzeugen, ist zwar ein entspannender Gedanke, aber kaum nahe der Realität.

Wahrscheinlich.

Eher wäre es an Europa die Ukraine militärisch zu ihrer Verteidigung besser zu unterstützen und die Emotionssätze von Frieden durch sitzen an einen Tisch und bitteschön ohne Waffen verschiedener Intellektueller &Innen und das Neutralitätsgesäusel zwecks Handel trotz fallender Bomben, Folter und Vergewaltigungen zu entlarven als das was es ist: eine individuelle Ablenkung der schwer auszuhaltenden Gefühle wegen Krieg mitten in Europa und im Falle der Unternehmerposition die Abwehr der nur schmerzhaft hinzunehmenden Verluste in der halbjährlichen Geschäftsbilanz.

29
/
1
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Sie haben recht, es ist zu früh russland abzuschreiben.
Die Ukraine ist auf Gedeih und Verderb auf die militärische und wirtschaftliche Hilfe des Westens angewiesen. Sollte diese Hilfe massiv bröckeln, und auf nichts anderes zielt putins Kriegsstrategie, könnte sich das ukrainische Militär wohl kaum länger als ein paar Wochen behaupten.
Allerdings ist dies absolut nicht im Interesse aller westlichen Länder. Nur versäumten es die Regierungen bislang, ihrer Bevölkerung die drastischen Auswirkungen eines russischen Sieges aufzuzeigen.
Wenn russland die Ukraine in die Knie zwingt, hat es eine äusserst schwierig zu verteidigende Grenze zur Nato. Also muss es, aus militärischer Logik zwingend, Teile von Rumänien, Polen und die baltischen Staaten besetzen, um die strategische Tiefe zu beherrschen, welche einen militärischen Angriff auf russland praktisch verunmöglicht.
Nachfolgende Kriege sind also unvermeidlich, ob unter putin oder dessen Nachfolger (ich gehe zuversichtlich davon aus, dass es sich um einen Mann handeln wird), spielt keine Rolle. Wir, der Westen, wären gezwungen, gigantische Ressourcen in militärische Aufrüstung zu investieren, während ein proaktiver Gegenschlag wegen der russischen Kernwaffen unmöglich ist.

8
/
1

Ich lese viele Sätze, die für mich keinen Sinn ergeben. Beispielsweise: "Wenn die Krim für Putin oberste Priorität hat, kann er sich kaum noch weitere Rückschläge in anderen Gebieten leisten." Man würde doch erwarten, dass in diesem Fall Rückschläge in anderen Gebieten weniger wichtig seien.

Zudem hat es viele Gedankensprünge. Direkt nach dem obigen Zitat geht es wie folgt weiter: "Die Hoffnung hinter der Mobilisierung war, den Druck zu verringern, indem die russischen Streitkräfte in die Lage versetzt würden, neue Offensiven zu starten. Wird es gelingen, aus den neu ausgehobenen Einheiten eine schlag­kräftige, gut ausgebildete und ausgerüstete Kampf­truppe zu formen?"

Auch scheint es Widersprüche zu geben. Da lese ich: "Auf kurze Sicht sind dem, was erreicht werden kann, praktische Grenzen gesetzt, doch werden wir darüber erst dann Gewissheit haben, wenn die neu ausgehobenen Einheiten im Frühjahr in den Krieg ziehen." Aha, denke ich, die neu ausgehobenen Einheiten ziehen also noch nicht in den Krieg und werden wohl noch ausgebildet.
Weiter unten folgt jedoch ein Absatz über russische Probleme bei der Herstellung von Rüstungsgütern für Landoffensiven und dass Russland uralte, modernisierte Panzer einsetzen müsse. Unmittelbar danach folgt - Gedankensprung - die Aussage: "Berichte über die Behandlung der jüngst mobilisierten Männer an der Front lassen vermuten, dass die Bezeichnung «Kanonen­futter» in diesem Fall mehr als zutreffend ist." Oho, denke ich, also sind die Rekruten doch schon im Krieg und das nicht nur ohne adäquate Waffen, sondern auch ohne adäquate Ausbildung.

Dann lese ich: "Ein Szenario für einen Kurswechsel Russlands ist auf jeden Fall, dass die Krim «verloren» wird." Wie bitte, habe ich nicht unmittelbar vor dem hier zuerst zitierten Satz gelesen, dass bei die Rückeroberung der Krim "eine der wenigen Eventualitäten darstellt, die zu einer nuklearen Eskalation führen könnten."? Ist eine Eskalation ein Kurswechsel?

Dass Herr Freedman "Commander of the Most Excellent Order of the British Empire" und "Knight Commander of the Most Distinguished Order of St Michael and St George" ist (Wikipedia), dürfte diese Verständnisprobleme erklären: Die St Michael and St George Orden werden mit CMG, KCMG and GCMG abgekürzt. Dabei steht CMG für "Call me God", der KCMG-Orden von Herrn Freedman wird mit "Kindly Call Me God" übersetzt und derselbe Orden mit grossem Kreuz - GCMG - "God Calls Me God". Bekanntlich sind Gottes Ratschlüsse für Menschen unerforschlich. (Ideal dazu "Yes Minister" und "Yes Prime Minister" über die Karriere von James George Hacker, des englischen Ministers für administrative Angelegenheiten.)

Russlands Überfall auf die Ukraine schreckt nicht nur die baltischen Staaten und halb Europa auf, sondern bewirkt, dass Schweden und Finnland, die sogar im Kalten Krieg neutral blieben, jetzt in die Nato wollen. Nur schon deshalb ist der Überfall ein grosser Misserfolg. Umso wichtiger wird die Frage des Gesichtsverlustes: Die grossen russischen Anstrengungen müssen aus russischer Sicht von Erfolg gekrönt sein. Weil sie es nicht sind, wird immer noch mehr investiert. (Die Erklärung dafür heisst "kognitive Dissonanzreduktion".) So wird es immer weitergehen. Der einzige Ausweg: Die Ukraine braucht so bald als möglich so viele und so schlagkräftige Verteidigungswaffen wie möglich. Dann bekommen Verhandlungsangebote Gewicht. In der Schweizer Armee nannte man das Konzept Dissuasion.

Positiv sehe ich nur etwas: die russische Armee wurde offenbar extrem überschätzt. Sie kann nicht einmal ein Nachbarland erfolgreich überfallen, das vom Westen Rückendeckung erhält. Die Idee, dass es unerheblich sei, dass das russische Budget vergleichsweise verschwindend klein ist, weil Russland viel günstiger produzieren könne, erweist sich als falsch.

14
/
23
Souri Thalong
Community-Support
·

Guten Tag. Nur kurz zu Ihrem Kommentar betreffend Wikipedia-Artikel über den Autor bzw. CMG, KCMG, GCMG:

  1. Einerseits tut das nichts zur Sache – bitte bleiben Sie sachlich und auf der inhaltlichen Ebene.

  2. Andererseits ist Ihre Aussage, wofür diese Abkürzungen stehen, meines Erachtens falsch. Dies scheint einem satirischen Format zu entstammen (s. Abschnitt «Popular references»), das sie am Schluss des Abschnitts selber erwähnen. Ihr Kommentar ist aber, so wie er verfasst ist, irreführend.

18
/
0

Guten Tag, Herr Unterstützer. Vielleicht geben Sie die Abkürzungen doch einfach einmal bei Google ein. Irgendwann landen Sie bei https://de.frwiki.wiki/wiki/Ordre_d…nt-Georges mit der umgangssprachlichen Deutung der Orden. (Es gibt auch noch andere, hämische Deutungen, die nur Engländer verstehen). Diese umgangssprachliche Deutung wiederum findet - richtig erkannt - auch beim von mir zitierten "Yes Minister" Verwendung. Nicht die Satire ist also die Basis, sondern Verständnis und Ironie der Orden in England. Hoffentlich hilft's weiter.

Ein anderer Kommentator schrieb, dass dieser Artikel ein "ein grausam mäandrierender Text, ein schlecht organisiertes Chrüsimüsi" sei. Diese Kritik habe ich versachlicht, sehr detailliert und begründet vertieft. Der Text ist schlecht: er ist voller Gedankensprünge, Widersprüche und Logikfehler und weit weg vom Niveau, das die Republik haben möchte. Hoffentlich haben Sie nicht noch bezahlt.

Natürlich gefällt Ihnen als Vertreter des Qualitätsmediums Republik die Kritik nicht, und es bestätigte mich, dass Sie in der Sache nichts finden, dem Sie widersprechen könnten und dafür den ironischen Abschnitt angreifen. Dass ich die englische Ironie zu den Orden des Verfassers satirisch verwende, mag Ihren Geschmack nicht treffen. Muss es aber auch nicht. Allerdings hilft das Lachen darüber über die Probleme mit dem Text hinweg.

Was ich überhaupt nicht verstehe, ist dass irgendetwas irreführend sei, zumal Sie konzedieren, dass ich die (halbrichtig vermutete) Grundlage noch im selben Abschnitt angebe. Was will man noch mehr? Bitte versuchen Sie Ihren doch recht üblen Vorwurf nach einem sachlichen Schema (tatsächliche Verhältnisse - vorgespiegelte Tatsachen - Differenz aka Irreführung) zu begründen. Danke.

9
/
28
Wirtschaftshistoriker
·

Anonym Geschriebenes bedeutet nicht automatisch unqualifiziert. Es gibt durchaus ernsthafte und stimmige Beiträge von Unbekannten. Es tummeln sich unter "Anonym" aber auch etliche Rechthaber und Besserwisser,
welche "enttäuscht" sind, dass sich "niemand mit ihrer Kritik" auseinandersetzt. Oder sie drohen mit der Kündigung des Abos bzw. attackieren
die Republik pauschal. Leicht zu durchschauen.
Ich werde es weiterhin so halten, wie bereits in einem anderen Kontext mal erwähnt: auf Anonymes gehe ich nicht ein und mache auch keine Bewertung.
Frage an die Redaktion: sind die anonym Schreibenden der Republik bekannt oder nicht?
Danke! Und auf weiterhin gute journalistische Arbeit, die durchaus auch kontrovers beurteilt werden darf und soll, aber sachlich und eben nicht anonym. Zumindest der Republik sollten die Namen aller Verleger bekannt sein.

1
/
1
· editiert

"Wenn die Krim für Putin oberste Priorität hat, kann er sich kaum noch weitere Rückschläge in anderen Gebieten leisten." Man würde doch erwarten, dass in diesem Fall Rückschläge in anderen Gebieten weniger wichtig seien.

Natürlich sind die wichtig. Der Sinn ist auch nicht schwierig zu dechiffrieren: Wenn Putin andere Gebiete verliert, dann wird die Krim isoliert oder können die Ukrainischen Kräfte auf die Krim konzentriert werden.

Zudem hat es viele Gedankensprünge. Direkt nach dem obigen Zitat geht es wie folgt weiter: "Die Hoffnung hinter der Mobilisierung war, den Druck zu verringern, indem die russischen Streitkräfte in die Lage versetzt würden, neue Offensiven zu starten. Wird es gelingen, aus den neu ausgehobenen Einheiten eine schlag­kräftige, gut ausgebildete und ausgerüstete Kampf­truppe zu formen?"

Wo sehen Sie den Gedankensprung? Die Argumentation ist hier stringent: Damit die Hoffnung, dass der Druck verringert, indem neue Offensiven gestartet werden können, setzt voraus, dass die neu ausgehobenen Einheiten fähig dazu sind. Was noch eine offene Frage darstellt.

Auch scheint es Widersprüche zu geben. Da lese ich: "Auf kurze Sicht sind dem, was erreicht werden kann, praktische Grenzen gesetzt, doch werden wir darüber erst dann Gewissheit haben, wenn die neu ausgehobenen Einheiten im Frühjahr in den Krieg ziehen."

"Berichte über die Behandlung der jüngst mobilisierten Männer an der Front lassen vermuten, dass die Bezeichnung «Kanonen­futter» in diesem Fall mehr als zutreffend ist."

Auch da gibt es keinen direkten Widerspruch. Was Sie machen ist ein Pars-pro-toto-Fehlschluss: Nur weil ein Teil bereits an der Front als "Kanonenfutter" behandelt wird, heisst dies noch nicht, dass alle neu ausgehobenen Einheiten im Frühjahr in den Krieg gezogen sind.

Vielleicht machen Sie sich auch Illusionen darüber, wie Soldaten eingezogen werden. Mobilisierte müssen erst rekrutiert werden, was nicht alles auf einmal geht, und kommen je nach dem an diese oder eine andere Front, um Verluste zu kompensieren. Je nach Strategie und Taktik werden andere aber zuerst massiert, dh zusammengezogen und konzentriert, um dann schlag­kräftig eine neue Offensive zu starten. Es gibt also solche, die zur Kompensation von Verlusten an die Front geschickt werden und dabei als "Kanonenfutter" dienen. Und dann gibt es andere, die womöglich in einem gesicherten Terrain massiert werden, um im Frühjahr eine neue Offensive zu starten. Da gibt es keinen Widerspruch.

Die Logik muss sich an der Realität orientieren, nicht umgekehrt.

"Ein Szenario für einen Kurswechsel Russlands ist auf jeden Fall, dass die Krim «verloren» wird." Wie bitte, habe ich nicht unmittelbar vor dem hier zuerst zitierten Satz gelesen, dass bei die Rückeroberung der Krim "eine der wenigen Eventualitäten darstellt, die zu einer nuklearen Eskalation führen könnten."? Ist eine Eskalation ein Kurswechsel?

Ja, klar. Der Einsatz von Nuklearwaffen kann sehr wohl als "Kurswechsel" bezeichnet werden, oder etwa nicht?

Der Rest ist nur noch ein eitles wenn nicht neidvolles Schiessen gegen die Person, weil einem stichhaltige Argumente fehlen. Also nur heisse Luft.

9
/
2

"Spannend finde ich es, dass niemand sich mit meiner Kritik inhaltlich auseinandersetzt" Aha, denke ich, das wird wohl die kognitive Dissonanzreduktion sein, von der vorher ferndiagnostizierend gesprochen wurde. Oder schlicht ein simpler Selbstwiderspruch. 😂

3
/
3
wizard of unseen university
·

Interessantes Thema.
Aber ein grausam mäandrierender Text, ein schlecht organisiertes Chrüsimüsi, das einfach den Krieg rekapituliert. Um einen Faktor 2 zu lang. Den roten Faden muss sich die Leserin selbst basteln.

Ich finde keine zwingende Argumentation, warum zB eine russische Zermürbungstaktik durch Raketenangriffe am Ende die ukrainische Moral nicht doch brechen könnte?!
Oder, um mit Freedman zu sprechen,
'Bei der Prognose eines Kriegs­verlaufs geht es darum, Ereignisse zu berücksichtigen, die noch nicht eingetreten sind, sowie Entscheidungen, die erst noch getroffen werden.'

Deshalb bleibt Freedmans Schlussfolgerung
'Der Krieg ist schon lange verloren. Die Heraus­forderung besteht nun darin, Putin und sein Umfeld zu überzeugen, diese Einsicht zu akzeptieren.'
Wunschdenken. Leider.

29
/
10
· editiert

Ich finde keine zwingende Argumentation, warum zB eine russische Zermürbungstaktik durch Raketenangriffe am Ende die ukrainische Moral nicht doch brechen könnte?!

Weil "Strategic bombing" nicht funktioniert, und das ist für Freedman wohl schlicht ausreichend belegt und studiert, dass er das als gegeben ansieht. Und damit hat er, nach dem Stand der Wissenschaft, auch recht.

5
/
1
wizard of unseen university
·

Im Text eines Wissenschaftlers erwarte ich wenigstens eine kleine, in sich plausible Argumentation warum die Ukrainerinnen unter Dauerbeschuss nicht zermürbt werden. Zumal die ganze Story mit dem Argument steht oder fällt.
Aber so wie es da steht, ist er halt 'just another prolific blogger'.

3
/
5

Als Ergänzung zu diesem Beitrag ist auch ein Interview mit Timothy Snyder auf t-online.de unter dem Titel "Genau dann wird der Krieg enden" vor zwei Tagen empfehlenswert.

16
/
0
Leser
·

Ja, sehr lesenswert.

5
/
0

ein ausgezeichnetes Interview. T. Snyder ist sehr kompetent, und er überzeugt mich je länger je mehr.

2
/
0

Und Sie sehen das nicht als einseitige realitätsferne US-Propaganda?
US Generalstabschef Miley, Henry Kissinger, deutsche Generäle u.v.m. sind da ehrlicher.
Sogar Merkel und Hollande gaben jetzt zu mit Minsk 1 und 2 die Russen vera….. zu haben.

1
/
0
Verlegerin
·

Ich stolperte über:

Als seine Truppen aus Kiew zurück­gedrängt wurden,

Wenn mit Kiew die Stadt gemeint ist, ist das doch falsch?

5
/
1
Christian Merk
Aktiv-Rentner
·

„Pushed away from Kiev“ könnte auch mit „zurückgedrängt aus der Umgebung/Region von Kiew“ übersetzt werden, was dann ganz korrekt wäre.

12
/
1

Warum muss Kiev mit Umgebung/Region Kiev übersetzt werden? Wenn ich Sie richtig verstehe, denken Sie, dass die Übersetzung hier mangelhaft ist.

0
/
0

Übersetzungsfehler. Das englische Original schreibt:

Once his forces were pushed away from Kyiv

"push away from" bedeutet wörtlich "von ... weg stossen".

3
/
0
em. Professor UZH
·

Warum kein Link zum englischen Originaltext?

1
/
2
Christian Merk
Aktiv-Rentner
·

Im kleinen Text über den Autor vorhanden.

10
/
0
Verlegerin
·

Ich habe weiter unten eine Frage gestellt zu einer Aussage im Text von Freedman. Nun möchte ich von der Republik wissen: wie werden Uebersetzungen gehandhabt, wenn es sich nicht um literarische Texte handelt? Freedman trug Tatsachen zusammen, die von Pörtner übersetzt wurden. Ist es für die Republik egal (gleichwertig) ob seine (Putins) Truppen aus Kiew oder der Nähe von Kiew zurückgedrängt wurden? Wer segnet eine Uebersetzung ab - was ja bei Berichten über Kriegshandlungen nicht unwichtig ist.

5
/
2

gute Frage.
Ist mit "Zürich" nur die Stadt, das Umland oder der ganze Kanton gemeint?

6
/
0
· editiert

Was ist eigentlich mit der verminten Staumauer oberhalb von Cherson? Ich erinnere mich einmal so etwas gelesen zu haben. Hat sich das bestätigt? Und sinkt da nicht die russische Hemmschwelle diese zu sprengen, wenn sich jetzt die russische Armee immer weiter aus der Region zurückzieht und die ukrainische nachrückt? Es sind ja sogar die mörderische Wagnertruppe und Prigoschin mit dem Rückzug einverstanden, wie ich lese. Irgedwie geht mir das in der letzten Zeit immer wieder durch den Kopf...

3
/
1
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Ein kompliziertes Thema. Natürlich hat russland den Damm zum Sprengen vorbereitet, alles andere wäre militärisch gesehen fahrlässig.
Daneben muss aber berücksichtigt werden, dass eine Sprengung militärisch nur Sinn macht, wenn die Ukrainer tatsächlich über den Dnipro angreifen, auf was derzeit nichts hinweist und das militärisch sehr unklug und mit schwersten Verlusten verbunden wäre.
Eine Sprengung hätte ausserdem schwerwiegende Auswirkungen auf das russisch kontrollierte Territorium, welches durchwegs tiefer liegt als das westliche Ufer, auf die Wasserversorgung der Krim, die versiegen würde und die Kühlung des Kernkraftwerkes Saporischschja, ebenfalls auf russisch kontrolliertem Gebiet, welche durch eine dramatische Senkung des Pegels gefährdet würde.
Alles in allem, scheint diese Option einigermassen unrealistisch. Aber das trifft auf den ganzen Krieg zu, den russland ganz einfach hätte vermeiden können.
Hatte es sich doch die Rechte zur Benutzung von Sewastopol bis 2042 vertraglich gesichert.
Die russen hätten nur ihre Miete weiter bezahlen müssen, und russland wäre noch heute eine militärische Grossmacht, welche von allen global relevanten Playern anerkannt wäre. Und sie hätten auf der Krim, weitestgehend das Sagen, weil, es sich niemand mit dem wichtigsten wirtschaftlichen Partner in der Region versauen möchte.

4
/
0

Wer die Vorgeschichte seit dem kalten Krieg und besonders seit dem Maidan nicht in die Analyse einbezieht und alle Informationen aus Russland als reine Propaganda bezeichnet ist wohl eher Teil des Problems als der Lösung.
Diese schwarz/weiss Darstellung mit "wir sind die Guten und haben keine Fehler gemacht" und "die Russen sind an allem schuld" entspricht 1. nicht der Realität und führt 2. nicht zu einer Lösung des Konfliktes.

0
/
4
· editiert

Was würde denn ihrer Meinung nach zu einer Lösung des Konflikts führen?

1
/
0

Russland hat im 2. WK mit 25 Millionen Toten wesentlich zur Befreiung von den Nazis beigetragen, hat bei der Beendigung des kalten Krieges den Warschaupakt aufgelöst und die Besatzungstruppen zurückgezogen (im Gegensatz zur Nato, die sich entgegen ihrem Versprechen bis an die Grenzen Russlands erweitert hat), hat die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglicht, wurde mit Minsk 1 und 2 an der Nase rumgeführt (eben bestätigt durch Merken und Hollande), hat seit 2014 gem. UNHCR ca. 8 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, hat seine Sicherheitsbedürfnisse inkl. rote Linie klar definiert u.v.m.
Wenn wir diese Zusammenhänge nicht verstehen wollen (ohne den Krieg zu rechtfertigen!) und die Eskalation immer weiter treiben, spielen wir mit den Risiko einer nuklearen Katastrophe.
Die Lösung ist (wie bei jedem Krieg) der diplomatische Weg in einzelnen Schritten. Es gibt genug Diplomaten die wissen wie das geht (z.B. Heidi Tagliavini in Georgien).
Und noch eines: Frieden in Europa ist ohne Russland nicht möglich. Das haben schon klugere Köpfe festgestellt!

2
/
3
Verlegerin
·

Republik: ich triple nach, obwohl nur wenige meine Fragen an Euch wichtig finden und jemand sogar dagegen ist: soll sich jede selber erklären was gemeint ist mit: Als seine Truppen aus Kiew zurückgedrängt wurden? Ist für Euch die Aussage eindeutig? Ist dieser Satz unwichtig im Text von Freedman? Für mich ist nicht unwichtig, ob und wie Ihr darauf antwortet. Ich möchte Euch einschätzen können.

0
/
0
Oliver Fuchs
Chefredaktor a.i.
·

Danke für's Nachtrippeln. Tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte.

Im Original schreibt Freedman:

When the war began Putin spoke of the need for Ukraine’s ‘demilitarisation and denazification’ - which could only mean regime change. Once his forces were pushed away from Kyiv this objective was replaced by a determination to take all of Donetsk and Luhansk if nothing else.

Man hätte es auch mit "von Kiew weggedrängt" übersetzen können. In der Praxis wäre jedenfalls beides richtig.

Aus Kiew:
In den ersten Tagen waren russische Saboteure in der Hauptstadt und machten Jagd auf Präsident Selenski. Eine Eindrückliche Schilderung davon gibt es hier:
https://podcasts.apple.com/ch/podca…0586280922

Von Kiew:
Der damals strategisch wichtige und sehr heftig umkämpfte Hostomel-Flughafen liegt gleich hinter der Stadtgrenze: https://www.youtube.com/watch?v=1uhUDSELSNw

2
/
0

Puh, die Einschätzung "Fake News!" konnte haarscharf noch zurückgedrängt werden.

2
/
0
Verlegerin
·

Danke

0
/
0
(durch User zurückgezogen)

...war im falschen Dialog...

1
/
0

"The probability of a Ukrainian military victory - defined as kicking the Russians out of all of Ukraine to include what they claim as Crimea - the probability of that happening anytime soon ist not high, militarily".
Wahrscheinlicher sei nach seiner Ansicht eine politische Lösung.

1
/
1

Zitat von US-General Milley, oberster US-Befehlshaber

0
/
1
Aktieve Pensionierte
·

Wer italienisch lesen kann, findet hier einen guten Beitrag um Zahlen zu ökonomischen Zusammenhängen und somit zum Verhalten der verschiedenen Nazionen zu erhalten. Der Giornalist Silvano Toppi ist sicher einer der Besten im Tessin und das Internetportal Naufraghi kann auf viele freiwillige, gute Journalisten zählen. https://naufraghi.ch/vietato-dire-n…n-la-nato/ Forse meno né con il petrolio né con l'uranio.

0
/
0