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Lieber Herr Graf
Schaut man sich die Anzahl Kommentare an, erhält Literatur (und ihre Besprechung) einmal mehr nicht die Wertschätzung, die sie verdient. Wo sonst werden - nicht nur - menschliche Phantasien, Visionen, Möglichkeiten, Gefährdungen und Gefahren visionärer abgehandelt? Wo reicht der Blick weiter vom Realen zum Möglichen, von der Zukunft über die Vergangenheit in die Zeitlosigkeit und zurück?
Was ist es, das das Streiten über numerische Grössen so viel attraktiver macht? Sind wir dort weniger mit dem konfrontiert, worauf es wirklich ankommt und was uns entsprechend Angst macht? Ist dort tatsächlich unser ganzes bisschen Mut gebunden? Auf einem Zahlenfriedhof, der 'eigentlich' nichts bedeutet?
Die mangelnde Beachtung tut mir leid. Bitte nehmen Sie sie nicht als einen Ausdruck für mangelnde Qualität, weder der Besprechung noch der vorgestellten Bücher. Zweite Schritte sind immer spannend und ein hervorragendes Strukturierungsmerkmal.
Wenn ich könnte, würde ich meine Anerkennung am liebsten unter mindestens zehn weiteren Pseudo- und Anonymen zum Ausdruck bringen, aber wie das halt so ist: wir können so oft weniger, als wir gerne können würden, und haben zudem nicht alle die gleichen Möglichkeiten. Umso wichtiger scheint mir, das wenige, was ich tun kann, auch zu tun: herzlichen Dank für diese Buchbesprechung!

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Liebe Frau J., haben Sie sehr, sehr herzlichen Dank für Ihre Worte! Ihre Wertschätzung für die Literatur freut mich ungemein. Vor allem auch weil Sie sehr treffend beschreiben, was Literatur kann, warum sie wichtig ist und wieso sie auch für diejenigen ein Versprechen beinhaltet, die sich vielleicht selbst gar nicht als besonders literatur- oder kulturaffin bezeichnen würden.
Was allerdings die Sorge betrifft, die aus Ihrem Kommentar spricht: Die Lage ist erfreulicherweise sehr viel positiver :-). Es ist ja generell so, dass Feedback der Leser:innen auf viele unterschiedliche Weisen zum Ausdruck und auf unterschiedlichen Wegen zu uns kommt. Die Kommentarspalte ist dabei ein Kanal unter vielen. Und insgesamt, muss ich sagen, empfinde ich die Wertschätzung, die uns entgegengebracht wird, als ausgesprochen ermutigend und motivierend.
Auch was thematische Interessen der Leserschaft angeht, ist die Anzahl der Kommentare mitunter ein ziemlich trügerisches Indiz: Natürlich, sehr häufig besteht zwischen der Anzahl der Kommentare und dem Interesse der Leserschaft ein direkter Zusammenhang – manchmal aber auch nicht. Das ist auch gar nicht verwunderlich: Unterschiedliche Themen und Textgattungen provozieren unterschiedlich starkes Kommentarverhalten. Es wäre ja geradezu beunruhigend, wenn nicht ein so brandaktueller, dringlicher Text wie der von Elia Blülle zu Long Covid ein Vielfaches an Kommentaren hervorrufen (und natürlich auch mehr gelesen) würde. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass ich mich nicht über mehr Kommentare zum Literatur-Text gefreut hätte. Denn der direkte Austausch mit den Leser:innen ist eine Besonderheit bei der Republik, die uns sehr wichtig ist. Und speziell für die Literaturkritik kann ich persönlich sagen (ohne das hier näher ausführen zu wollen): Genau dort, in einem viel stärkeren Dialog mit einer breiten Leserschaft als bisher, liegt meines Erachtens ihre Zukunft und ihre Relevanz. Das liegt ohnehin in der Natur der Sache, denn Kritik muss ihrerseits kritisierbar bleiben.
Weil Sie indirekt auch das Thema Klickzahlen anklingen lassen – auch da kann ich ein sehr positives Fazit ziehen. Die Texte, die wir bei Republik von feuilletonistischer Seite bringen, werden aufs Ganze besehen genauso stark rezipiert wie die aus anderen Bereichen (wobei wir ohnehin ganz bewusst keine starken Trennungen machen). Allerdings ist dabei die Streuung recht gross: Es gibt regelmässig Texte, die zu den meistgelesenen der Woche oder des Monats gehören; es gibt ein Mittelfeld (zu dem zum Beispiel dieser Text gehört); und es gibt Beiträge, bei denen wir schon vornherein wissen: Das wird leserzahlenmässig am unteren Ende liegen, aber wir – das Feuilleton, die Chefredaktion, das Team – finden es wichtig. Weil wir wissen, dass es auch Leser:innen gibt, die gerade diese Beiträge besonders schätzen. Und weil wir gottseidank unsere Inhalte nicht anhand von Klickzahl-Erwartungen kuratieren, auch wenn es dann mit jedem einzelnen Beitrag unser Ziel ist, so viele Leser:innen wie möglich zu erreichen (und gerne auch in einen Dialog zu bringen).
Long story short: Für Kunst und Kultur auch jenseits von Skandalen und Aufregerthemen Aufmerksamkeit zu erzeugen, ist und bleibt eine Herausforderung im Journalismus. Aber die nehmen wir gerne an – und was zurückkommt, ist oft sehr bestärkend. Ihr Kommentar ist dafür geradezu ein Idealbeispiel. Nochmals vielen herzlichen Dank dafür und sonnige Grüsse!

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Danke Ihnen beiden, Herr Graf und Frau J.!
Herr Graf für die wie immer wunderbar geschriebene und inspirierende Besprechung der drei Bücher und Frau J. für den Kommentar, der vieles ausspricht, was ich auch empfinde. Und Ihnen beiden für den schönen Austausch!
Ich bin froh, dass das Feuilleton weiterhin seinen Platz in der Republik hat. Gerade in diesen polarisierten Zeiten ist mir die Pflege der empathischen Annäherung an die Welt umso wertvoller!

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Gern, und Ihnen auch! Es ist ja schon fast sommerlich.

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Das Buch von Martina Clavadetscher "Die Erfindung des Ungehorsams" ist mit der Schweizer Post bereits zu mir unterwegs.
Die Spiegelneuronen funkelten rational und irrational. Herr Graf ist eine wunderbare Hinführung zu diesem Roman gelungen.
"Die Schriftstellerinnen haben keine andere Macht als die der Überzeugungskraft. Wegen ihrer Machtlosigkeit nicht selten verachtet, sind doch sie es, die die Vorstellungen schaffen und die Denkungsarten üben. Was sie tun, mag überwiegend in den Wind geredet sein. Aber in diesem Tun entsteht, was die Welt bewegen kann." Karl Jaspers
Die Evolution der Ideen ist eine unendliche Geschichte, die mächtig am Werk ist.

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Lieber Herr F., vielen herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und das tolle Zitat von Karl Jaspers, das ich noch nicht kannte.

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glücklicher rentner/kino-operateur
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lieber daniel graf
ich möchte mich dem lob von B. J., E. L. und M. F. anschliessen und betonen, wie wichtig es auch mir ist, dass die republik ein feuilleton sein eigen nennen kann, welches den namen – im gegensatz zu anderen presse-erzeugnissen, wo dieses zusammengespart wird – wirklich verdient (dieses kompliment geht natürlich auch an daniel binswanger sowie neuerdings theresa hein). ihre buchrezensionen sind für mich immer wieder inspirierend und dadurch gesundheitsfördernd, da ich mich öfters zur buchhandlung meiner wahl bewege, um das eine oder andere erwähnte buch zu meinem eigenen zu machen und vieles davon in frischer luft, zu fuss oder mit fahrrad unterwegs, auf einer bank am see sitzend, zu verschlingen, ohne mir dabei verdauungsprobleme aufzu-lesen. herzlichen dank dafür!
bei ihrer bezugnahme von meral kureyshis „fünf jahreszeiten“ zu tarkowskis „der spiegel“ und rohmers „jahreszeiten“-zyklus ist mir übrigens ergänzend spontan noch „frühling, sommer, herbst, winter… und frühling“ eingefallen, der wunderbare film des südkoreanischen regisseurs kim ki-duk, der anhand der schicksale eines buddhistischen meisters und seines schülers eine verschmelzung von jahreszeiten und lebenszyklus grossartig auf die leinwand gebracht hat (2003).
mit frühlingshaften grüssen vom bodensee.

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Allerbesten Dank, lieber Herr K.! Freut uns natürlich sehr. Mit Antje Stahl, die ebenfalls neu bei der Republik ist, sind wir nun zu viert im Feuilleton-Team und wollen natürlich unser Bestes tun, dass Sie auch weiterhin gerne und mit Gewinn die Texte lesen. Schöne Grüsse Ihnen und nochmals danke!

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Nun, heute ist "Die Erfindung des Ungehorsams" von Martina Clavadetscher mit dem Schweizer Buchpreis 2021 ausgezeichnet worden. Nach der positiven Besprechung hier habe ich nicht wenig gestaunt, auf srf.ch die Einordnung von Julian Schütt zu lesen.
Er äusserte sich schon im Vorfeld sehr skeptisch bis vernichtend zu den vier FinalistInnen: Stunde der Nobodys - die Nominierten des Schweizer Buchpreises und heute zu der Gewinnerin.
Ich habe das Buch leider nicht gelesen, wodurch meine Ratlosigkeit grösser wird. Vielleicht kann hier einE MitverlegerIn die Kritik von Julian Schütt ein wenig einordnen?
PS: Herr Graf, ich nehme nicht an, dass Sie als Jury-Mitglied dies jetzt noch dürfen (täusche ich mich?), Ihre Analyse und Einschätzung sind jedoch schon hier eindeutig.
Oh, gerade die Laudatio zu Ehren von Martina Clavadetscher entdeckt, gehalten von Daniel Graf.
edit1: Link korrigiert
edit2: Link zur Laudatio nachträglich hinzugefügt

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Ich halte es eher für ein Teilen der selbstgemachten Erfahrung in diesem Bereich.
Für mich stellt sich eher die Frage, ob die Person nicht Ihre Anonymität gefährdet, indem Sie uns die Buchtitel verrät... (Ausser, der Autorenname ist ein Pseudonym ;) )

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