Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Danke für die ausführlichen Besprechungen. Habe die Bücher gleich auf meine Bestellliste gesetzt.

10
/
0

Vielen Dank für die interessanten Buchempfehlungen, davon gerne mehr und öfters was!

10
/
1
Märchentante*onkel
·
· editiert

Es gibt diese Tendenz in der Jugendliteratur, entweder für die Mädels oder für die Jungs zu schreiben. Das sind zwei völlig getrennte Welten. Jacqueline Wilson und Louise Rennison sind für die weiblichen Teenies, und geschmückt werden dann diese Werke mit rosaroten Einbänden, Herzchen, Kussmündchen und was die Grafiksparte halt so für mädelpassend hält, Anthony Horowitz und Robert Muchamore für die männlichen Teenies und auf den Einbänden finden sich Mountainbikes, Roller, Explosionen und alles, was deren Herzen aus Sicht der Marketingabteilung halt höher schlagen lässt; und die Gräben werden ungefähr immer soviel tiefer wie die Rasierklingen im Supermarkt immer rosaroter, respektive dunkelgrauer werden.

Und so schätze ich diese Lektüreempfehlungen sehr, würde den einen oder anderen Akzent aber anders setzen. Zum Beispiel:
"Ähnlich wie bei Ernaux gibt es auch bei Ditlevsen etwas, was die Leserin ganz unmittelbar berührt; dieses Gefühl, wie zum ersten Mal so präzise und so treffend zu lesen, was es bedeutet, als Mädchen mehr zu wollen als das, was für einen vorgesehen ist." Unmittelbar berührt zu sein, wenn Du wie zum ersten Mal präzise und treffend davon liest, was es bedeutet, mehr zu wollen als das, was für Dich vorgesehen ist, das ist eine anrührende Beschreibung einer Leseerfahrung, die, finde ich, über Gender und Milieu hinauszielt, die Menschen ganz grundsätzlich anspricht, und wenn es eine Autorin schafft, solche Gefühle zu wecken, schreibt sie in der Tat lesenswert.
Oder zum von männlichen Autoren geprägten Genre des Entwicklungsromans:
"Denn der Entwicklungs­roman, ebenso wie die Coming-of-Age-Erzählung in der Tradition von Salingers «The Catcher in the Rye» (1951), unterstellte zwar immer universelle Erfahrungen; diese waren aber im Grunde spezifisch für männliche Protagonisten mit ihren Träumen von einem erotischen und künstlerischen Selbst."
Es ist Frauen zuzutrauen, 'von einem erotischen oder künstlerischen Selbst' zu träumen, was immer das konkret heissen mag. Wie es Männern in dieser schönen neuen Welt zuzutrauen ist, sich um die Kindbetreuung, den Haushalt, und die Partnerbeziehung zu kümmern. Ditlevsen wie Ernaux, Marilynne Robinson (Housekeeping) wie Sally Rooney sind nicht Frauenliteratur, wie der grüne Heinrich oder Knausgard nicht Männerliteratur sind. Gerade letzterer thematisiert das heutige Spannungsfeld zwischen häuslichen Verpflichtungen und dem Wunsch zu schreiben sehr erhellend und humorvoll, nebst dem auf Lötscher unangenehm wirkenden Hang zur Selbstbespiegelung.
Literatur kommt aus dem Spezifischen. Es ist wertvoll, dieses Spezifische zu benennen und sich der besonderen Herausforderungen für schreibende Frauen bewusst zu sein. Das schöne an ihr ist zudem, dass sie niemandem die Türe vor der Nase zuschlägt. Sie befähigt uns, uns auch in Schicksale einzufühlen, die vorab sehr fern von uns selbst scheinen.

8
/
0
· editiert

Sehr schöne Besprechung mit einem tollen Abschluss: unter der Oberfläche bleiben die Konflikte die alten, auch wenn die literarischen Formen ihrer Beschreibung sich ändern.

5
/
0

So wichtig, dass sich die Frauen zu Wort melden! Ich kann mich erinnern, dass die Pflichtlektüre meiner Gymnasialzeit mit einer einzigen Ausnahme aus Männern/Schriftstellern bestand. Daraufhin habe ich eine Zeitlang ausschliesslich Frauen gelesen - und heute kann ich einfach lesen und vom Geschriebenen das Geschlecht zuordnen. Einfach zum Unterstreichen, welch andere Sicht sich auf die Welt ergibt, wenn man als Frau sozialisiert wurde.

3
/
1