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Vielen Dank für den neuen Podcast, den ich wieder sehr gerne gehört habe. Es ist immer anregend für mich und einladend, meine eigenen Gedanken zu Themen zu machen, die allgegenwärtig sind und vielleicht gerade deshalb bei mir persönlich viel zu unreflektiert einfach so "mitlaufen" ohne Vertiefung.
Einen konkreten Satz, den ich nicht mehr hören möchte, habe ich nicht (spontan wäre mir auch der mit dem "wir respektieren Ihre Privatsphäre" oder auch schon gesehen: "Helfen Sie uns, Ihre Privatsphäre zu schützen" (indem ich Cookies annehme?) in den Sinn gekommen.)
Was ich aber zunehmend schwierig finde, ist die Aufforderung, alles mögliche selber und "bequem" online zu erledigen. Vom Buchen eines Bahnausfluges, über das Bezahlen von Rechnungen, dem Abschliessen/ändern von Versicherungen inkl. Krankenkasse, dem Stellen von Anträgen, Anmelden, Abmelden bei Behörden etc.
Inzwischen natürlich vieles davon auch nicht mehr vom Computer zuhause aus, sondern direkt via Smartphone-App. Das alles wäre natürlich in Ordnung, wenn nicht gleichzeitig analoge Dienstleistungen abgebaut würden.
Es ist toll, wenn ich mein Trambillet via Smartphone direkt beim Einsteigen lösen kann, wenn ich sowas mag, aber wenn ich mehr oder weniger dazu gezwungen werde, weil die Billetautomaten schlecht gewartet werden und ich kaum mehr eine Chance habe, zuverlässig mit Münz zu meinem Fahrschein zu kommen, habe ich ein Problem.
Das gleiche bei den SBB. Fahrplanauskunft? Reise buchen? Von Sparticket profitieren? Ohne Smartphone oder Computer inzwischen schwierig bis unmöglich.
Und nachher heisst es: Wir bauen diese und jene Dienstleistung ab, da die Nachfrage zurück gegangen ist, die Kunden wollen digital ...
Huhn oder Ei ? ;-)
Danke für das Gespräch zu überstrapazierten Metaphern. Einen, den ich nicht mehr hören möchte in Zukunft ist der Begriff der “digitalen Transformation“. Was für ein Nonsens, Veränderungen / Entwicklungen im Zusammenleben in einem Unternehmen / Gesellschaft mit einem begrenzten Zahlenset (i. d. R. 0/1) erreichen zu wollen! Der Begriff wird als Projektionsfläche genutzt, den Zwang zur Veränderung zu cachieren, der die Abhängigkeit der gebildeten Arbeitnehmerschicht zur Adaptation an die neuen Plattformgebundenen elekronischen Wirtschaftsräume mit sich bringt. “New Work“ ist ein weiterer Begriff derselben sparte. Er suggeriert “Freiheit“, zu arbeiten wo und wie Frau/Mann will. Dabei steht nichts Anderes dahinter, als die ständige Verfügbarkeit in den elektronischen Wirtschaftsräumen und die Vermischung zwischen Berufs- und Privatleben, cachiert als Möglichkeit zur Selbstorganisation, lies: Zwang zur Selbstoptimierung.
"Digitale Transformation" hätte es definitiv auch in die Hall of Fame oder besser Hall of Shame geschafft. Danke Herr Z.!
Schöner Beitrag. Würde mir wünschen, dass noch viel mehr darüber gesprochen wird, dass das "Füttern" von einer Masse von Menschen freiwillig erfolgt(e). So viele haben bei diversen Programmen (iPhone) freiwillig die Gesichtserkennung aktiviert, damit sie "schnell schnell" auf alle Fotos von "Oma Babsi" zurückgreifen konnen. So viele haben in Facebook jahrelang ihre "Freunde" markiert. Erst durch diese Daten PLUS die durch Menschenhand vorgenommene Zuordnung konnten dann Programme so gefüttert werden, dass dabei Gesichtserkennungssoftware entwickelt werden, die jetzt so gut ist. Die Leute geben also ihre Daten her UND machen sogar kostenlos die Arbeit, sie zuzuordnen. Wenn sie das Ergebnis sehen, gibt es einen kurzen Aufschrei. Danach machen die gleichen Menschen weiter mit Alexa und Co. Und ermöglichen die Entwicklung von Stimmerkennung, die jetzt bereits so ausgefeilt ist, dass ein 20 Minuten Gespräch die Persönlichkeit um ein vielfaches besser analysieren kann als ein Psychiater in 20 Stunden. Mir ist unklar, ob diese Zusammenhänge einfach nicht gesehen werden wollen oder können von den Menschen, die das möglich mach(t)en.
Ja, allerdings gibt es nicht sooo viel Auswahlmöglichkeiten. Stichwort Geo-Location. Sie können in allen Apps Ihre Standortbestimmung verweigern. Der App-Betreiber wird diese über Ihr Smartphone dennoch eruieren (wenn auch weniger genau) und an die AdTech-Firmen weiterleiten für Anzeigenbuchung. Leider gibt es noch wenig Möglichkeiten auszuweichen, es sei man entsagt sich ganz dem Smartphone. Natürlich kann man mit Verschleierung und Obfuskation eine andere Persona vorspielen, das aber ist sehr zeitraubend und bedarf viel Aufmerksamkeit. Hier übrigens ein Artikel, der mich etwas zuversichtlicher stimmt. Der Datenschutz-Markt erhält in den USA an Momentum, danke DSGVO und CCPA (kalifornisches Privacy Gesetz): https://www.nbcnews.com/tech/securi…o-n1128626
Danke Adrienne Fichter und Nicolas Zahn für die kurze, unterhaltsame und doch kritische Podcast-Folge! Pädagogisch "wertvoll" fand ich ja den Satz "We value your privacy". Von "wertschätzen" und "schützenswert finden" kippt die Bedeutung zu "be- und verwerten" oder "valorisieren". Es müsste also heissen: "We valorize your privacy".
"We've been misused" finde ich ebenfalls so eine Bullshit-Schutzbehauptung. Ziel ist, sich vor accountability und complicity so weit wie möglich zu verwahren. Als Analogie bieten sich hier Waffen an und die Schutzbehauptung "Guns don’t kill people; people do" (NRA). Dazu gibt es (u. a.) eine fallacy, nämlich das "Mistaking the Relevance of Proximate Causation". Waffenhersteller, -Lieferanten und -Gesetze haben m. M. n. in jeweiligem Grad eine Mitverantwortung. So auch die Datensammler-, -Verbreiter und -Gesetze. Dazu müssten sie ehrlich (gerade) stehen.
Am spannendesten fand ich jedoch das Marketingsprech "Data is the new oil". Statt den Satz allzu schnell im Orkus des letzten Jahres verschwinden zu lassen, würde sich m. E. ein Versuch einer eingehenden Parallelisierung lohnen. Denn der Satz hebt den materialistischen Aspekt hervor. Es geht um Kapitalismus, Handel und Profite.
Denn so wie es eine Öl-Wertschöpfungskette gibt, gibt es eine Daten-Wertschöpfungskette. Wer profitiert wann mit was von wem und zu welchen Kosten? Wie vom Rohöl bis zur Tankstelle/Ladenregal könnte man die Reise von Rohdaten bis zur Dienst/App verfolgen. Beiderorts wird reklamiert und extrahiert, transportiert und raffiniert, gehandelt und genutzt. Ja, auf beiden Seiten gibt es toxische oder letale "Externalitäten" (s. o.).
Gerade der Graumarkt von data broker finde ich in dieser Hinsicht spannend. International (siehe hier, hier und hier) wie auch in der Schweiz (siehe Postfinance, Wahlen und Autonomie.
Anyway, weiter so!
Danke für das kritische Hinterfragen von oft gehörten Phrasen. Ich wäre ja fast geneigt, eine verlinkbare Textversion der Argumente zu wünschen welche man PhrasendrescherInnen dann jeweils um die Ohren wickeln könnte :-)
Etwas irritiert haben mich die Bemerkungen über das kleine Team bei Twitter welches die Plattform neu denken/designen soll, und die implizite Aussage, dass da mit fünf Menschen nichts zu bewerkstelligen sei. Ich kenne die konkrete Situation und Teamzusammenstellung bei Twitter nicht, aber generell nimmt in einer Brainstorming- und Designphase die Leistungsfähigkeit von Teams massiv ab wenn mehr als fünf bis sieben Köpfe daran beteiligt sind. Und fünf sind grundsätzlich auch genug um die unterschiedlichen Anforderungen an eine Plattform berücksichtigen zu können.
Dass es für die technische Realisierung eines neuen Twitters dann mehr als fünf Menschen braucht (und alles in allem wahrscheinlich eher 500 als 50), ist ebenso klar. Aber dann liegt der Fokus ja nicht mehr auf Konzeption sondern auf der Technik und Produktentwicklung.
Sehr interessanter Beitrag, danke! Mir scheint der Satz vom "new oil" in einer Hinsicht nicht so schlecht: Er illustriert die enorme Wichtigkeit von Daten.
Wenn Firmen mir das Leben erleichtern (sh. auch unten bei E. L.), dann tun sie dies ja nie aus Liebe, höchstens aus Liebe zu sich selbst. Erstaunlich, dass wir trotzdem tendenziell darauf hereinfallen. Letztlich ermöglicht unsere menschliche Tendenz zur Bequemlichkeit in vielen Bereichen das Sammeln unserer Daten.
Grüezi Herr Sager, danke für Ihren Kommentar! Ja das sehe ich ähnlich, weshalb ich persönlich die Öl-Metapher nicht schlecht finde (auch wenn sie dann natürlich keinen Sinn macht). Die Debatte um Technologie dreht sich zu oft um Algorithmen, Machine Learning etc. Um Mechanismen und Regeln. Doch diese Technologien produzieren je nach Input unterschiedliche Resultate und haben je nach Trainingsdatensätze unterschiedliche Effekte. Besondern beim Machine Learning auf einen Zielwert hin, werden Muster herausgearbeitet aus den Daten. Und der Mehrwert oder eben das Ausmass der einseitigen Diskriminierung ist sehr unterschiedlich, je nach Datensatz. Deswegen: algorithmusbasierte Entscheidungssysteme sind nichts OHNE ihre Daten.
Frau Fiechter - da bin ich langweiligerweise genau Ihrer Meinung! Und das Ungeheuerliche ist: Wir haben keine Ahnung, was aus unseren ungelöschten, wohl auch unlöschbaren Daten noch alles herausgelesen werden wird. Ohne paranoid zu werden, müssen wir einfach e chli vor- und weitsichtiger werden in unserer Offenheit, denke ich.
Die zwei Kombisätze, die uns alle zu lügen geradezu zwingen und die dringendst zu streichen wären:
Ich habe die gesamten Lizenzvereinbarungen gelesen. Und ich stimme diesen zu.
Unmöglich. Nicht-zustimmen geht auch nicht, sonst sind wir alle digital komplett raus. Keine App - auch Opensource nicht -, die dies nicht so verlangt.
Wer überhaupt noch drüber nachdenkt vor dem Click auf I agree - kann nicht anders als zu denken: ne, natürlich hab ich das nicht gelesen, schon gar nicht alles, stimme auch nicht wirklich zu - nur, drauf clicken muss ich ja trotzdem.
Von mir aus gesehen einer der Ursprünge dafür, dass wir Unwahrheiten und Lügen noch nicht mal mehr so nennen - und ihnen wie auch dem schon massiv beschönigenden Fake News so wenig noch entgegen zu setzen haben. Menschen, die mit Softwareinstallationen bereits aufgewachsen sind, kennen es gar nicht mehr anders; ihnen sträuben sich bei diesen erzwungenen Clicks wahrscheinlich auch nicht jedes Mal die Haare (wie mir bis heute jedes einzelne Mal).
Vielen Dank für diese vier Nonsens-Sätze. Ich kenne noch einen weiteren: "Sicher online einkaufen mit SSL-Verschlüsselung!" Das suggeriert den Konsumenten totale Sicherheit. Dabei verschlüsselt SSL nur die Kommunikation zwischen Browser und Server. Was danach mit den Daten geschieht, ist dem Online-Shop überlassen und hat nichts mit SSL zu tun. Die Frage ist dann, wie einfach man z.B. die Passwörter (rsp. deren Hashes) und Kreditkartendaten aller Benutzer aus der Datenbank klauen kann?
Dazu ob „Data is the new oil“ jetzt zutrifft oder nicht, gibt es ein ganzes Buch vom Grünen-Politiker Malte Spitz: „ Daten – das Öl des 21. Jahrhunderts?“. Im Podcast werden soweit ich mich erinnere alle wesentlichen Punkte aufgeführt.
Eine vielsagende Randnotiz aus dem Buch, die nicht erwähnt wurde:
Viele der Ölmagnaten haben haben sich auf irgendeine Weise als Mäzene betätigt. [...] Für Jer Thorp resultiert dieses Handeln immer aus einem Schuldgefühl heraus: „Man will nicht als Ölbaron in Erinnerung bleiben, sondern als der Mensch, der eine Bücherei oder ein Museum gebaut hat [...]. In der Tech-Welt ist das ganz anders, dort haben die Abteilungen für das Firmenimage diese Schuld getilgt. In vielen Tech-Firmen ist das Selbstverständnis, dass das Arbeiten in diesen Firmen schon ein Dienst an der Menschheit ist.“
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