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Wenn dieses Twitter so wichtig ist für all die Dinge die hier aufgezählt sind, dann darf es auch nicht einer einzelnen Person gehören und profitorientiert sein. Daher ist es sinnlos, diesem nachzuweinen. Wird ein Spielzeug kaputt gemacht, baut man ein neues und hoffentlich besseres.

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System Engineer
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Hier könnte Mastodon durchaus gute Voraussetzungen bieten. Es gibt viele Instanzen welche bereits von einem Verein betreut werden.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Hier noch paar Ergänzungen zu meinem Text, die ich bereits in einigen Kommentaren schon ausgeführt habe. Mir scheint Einige hier wünschen sich in die "Pre-Social Network-Ära" zurück.

Bei aller Aggressivität und Stumpfsinn, der auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben wird, was ich absolut nicht bestreite: Es ist eine Illusion – oder grenzt fast schon an Wahrheitsverleugnung- zu glauben, der Journalismus wäre pauschal ohne diese Plattform(en) auch nur irgendwie besser.
Ich behaupte sogar das Gegenteil. Ich kann es an meinem eigenen Beispiel sagen: Ich hätte keine der Enthüllungen zur Public Cloud-Beschaffung, eID, eVoting, Yandex ohne Twitter schreiben können. Wieso, das führe ich noch aus. Aber zuerst folgendes:

  1. Ein Kommentator behauptete dass ich Twitter eine Einordnungsleistung zuschreibe, die eigentlich Medien zustehen würde. Das ist absolut falsch. Das Eine ist die Plattform des Gesagten, die digitale Zitate-Sphäre, oder auch der digitale Marktplatz. Das Andere ist die Überprüfungsleistung was auf diesem Marktplatz alles behauptet wird, also der Faktencheck.

  2. Damit verbunden oder anders gesagt: Wer was wann gesagt oder verlautbart hat- und das ist nun mal sichtbar für alle auf Twitter- sind Fakten, an denen wir Journalist:innen uns orientieren. Die Medien als vierte Gewalt überprüfen, verifizieren diese Aussagen. Genau DIESE Gewissheitwer, was, wann gesagt hat- steht immer mehr auf dem Spiel. Schauen Sie sich die Entwicklungen der Technologie-Welt an: die Plattform-Landschaft wird immer fragmentierter. Darin gibt es viele wünschenswerte Innovationen wie etwa Signal oder Threema, Messenger-Apps mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Doch bilden diese kein Äquivalent zu Twitter. Und die Messengerisierung ist damit begründeterweise eine gefährliche Entwicklung. Die Gruppen- und Kammerbildung hat sicherlich Vorteile, aber eben demokratiepolitisch auch Nachteile. Es hat Auswirkungen auf diese Zitate-Verifikation. Und auf die Accountability, beispielsweise von Politiker:innen.

Wie soll ich das als Journalistin nun machen, wenn ein mächtiger Verschwörungstheoretiker seine Lügen über die Corona-Pandemie auf einem privaten, geschlossenen Telegram-Kanal an Tausenden von Follower:innen verbreitet, oder auf Snapchat eine flüchtige Nachricht kurz an seine Follower hinterlässt? Oder wenn eine politische Partei ihre zielgruppenspezifische Facebook-Werbung mit 2 Millionen Schweizer Franken bewirbt, und da irgendwelche Fake News über das Rahmenabkommen mit der EU (wishful thinking) behauptet, fernab jeglicher öffentlicher Beobachtung?

Twitter ist somit nicht nur ein Zitate-Archiv, sondern auch ein Quellenschatz. Sehr oft ist hier Gesagtes der Ausgangspunkt einer vertieften Recherche. Gerade hier finden wir Quellen, Insider und Expertinnen. Und hier setzen wir eben auch mit dem Faktencheck an, um zu widerlegen, einordnen, was mächtige Personen behaupten (oder eben twittern).

Es geht ausserdem nicht darum ob Sie heute Twitter beitreten wollen, ob uns der Ton gefällt, oder ob für mich Twitter ein Wohlfühlort ist, das ist alles nicht relevant...sondern welche Auswirkungen das auf Länder hat, die keine vergleichbaren Netzwerke, Foren und Tools haben, in denen keine Meinungsfreiheit herrscht, wo soziale Bewegungen unterdrückt werden und demnach nur Twitter als letztes Forum zur Verfügung haben. Und überdies hinaus: Ohne Twitter gäbe es nicht die empirische Evidenz, das Material für die Aufklärung von Kriegsverbrechen. Und die Möglichkeit zur grenzüberschreitenden, kollaborativen Zusammenarbeit.

Bevor man also pauschal alle Netzwerke und Plattformen über einen Kamm schert, diese abwertet und nostalgisch "früher war alles besser" behauptet: Bitte setzen Sie sich doch einmal mit den soziotechnischen Details aller Plattformen auseinander, auch mit den Eigenheiten im Republik-Dialog: welche Aussagen werden hier gefördert, welche downgevotet, wie finde ich andere Aussagen, welches Kommunikationsverhalten wird gefördert, belohnt, welches nicht?

Man möge mir aus dieser Perspektive einen gleichwertigen Ersatz zu Twitter nennen, der soziotechnisch genau dieselben Vorteile hat und genau dieselbe Dichte an Politiker:innen, Entscheidungsträger:innen, CEOs, Meinungsführer:innen aber auch Bewegungen wie BlackLivesMatter aufweist und genau denselben wertvollen Zitate/Datenschatz (ich meine nicht persönliche Daten, sondern Aussagen) für uns anbietet? Ich beschäftigte mich seit über 12 Jahren mit Plattformen und mir fällt kein Ersatz ein.

Ich persönlich habe grosse Freude an Mastodon, da ich hier sehr viel selber basteln und einrichten kann und es mich an die Grundzüge des früheren Internets erinnert. Aber ich bin realistisch. Wir sind uns nun zwei Jahrzehnte lang an "zuckrige", usability-freundliche zentralisierte Netzwerke gewöhnt. Ob sich die ganze kritische Masse inklusive nicht-techaffiner Personen inklusive Entscheidungträger:innen aus Politik, Wissenschaft, Non-Profi-Bereich und Wirtschaft zu Mastodon bewegen wird? Ich bezweifle es leider zum jetzigen Zeitpunkt.

Zuletzt: Es wäre wünschenswert wenn Twitter uns nicht nur die Möglichkeit geben würd, das eigene Datenarchiv herunterzuladen. Sondern das gesamte Tweet-Archiv von 15 Jahren, das dann in den Besitz einer Stiftung oder oder einer gemeinnützigen Organisation der internationalen Staategemeinschaft verlagert werden würde. Ich hoffe insgeheim die entlassenen Mitarbeiter:innen haben das getan und bauen damit etwas auf (im Rahmen einer alternativen Gesellschaftsform).

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Der gesamte Datenschatz wird wohl für immer exklusives Eigentum von Twitter bleiben.
Es gab den Versuch der Library of Congress, alle Tweets zu archivieren. Das ist unter anderem an der schieren Menge gescheitert, seit fünf Jahren werden nur noch "historisch wichtige" Tweets archiviert.
https://www.smithsonianmag.com/smar…180967651/
Wenn ich das dort erwähnte White Paper richtig verstehe, ist aber dieses Sammlung nur teilweise zugänglich, unter anderem weil Twitter mit der Art der Aufbereitung einverstanden sein muss. (Abschnitt "Collection Access").

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Wie soll ich das als Journalistin nun machen, wenn ein mächtiger Verschwörungstheoretiker seine Lügen über die Corona-Pandemie auf einem privaten, geschlossenen Telegram-Kanal an Tausenden von Follower:innen verbreitet

Salopp gesagt, sich in den telegram Kanal einschleichen und screenshotten? Ja, die Beweisbarkeit leidet darunter, das verstehe ich. Aber das geschieht ja bereits heute und wie gesagt wurde, wird die Fragmentierung weitergehen...

sondern welche Auswirkungen das auf Länder hat, die keine vergleichbaren Netzwerke, Foren und Tools haben, in denen keine Meinungsfreiheit herrscht, wo soziale Bewegungen unterdrückt werden und demnach nur Twitter als letztes Forum zur Verfügung haben.

Das verstehe ich nun aber wirklich nicht. Dort ist doch gerade eine Chance für alternative Netzwerke wie Mastodon. Warum sollte der Zugang zu diesen nicht möglich sein? Wenn schon sind diese schwerer zu blocken, da dezentral. Twitter ist doch das erste Netzwerk das geblockt wird, wenn etwas passiert. Auch geschlossene/anonyme Gruppen könnten da eher eine Chance sein, wo sich Menschen trotz Repression vernetzen können. Selbstlöschende Nachrichten sehe ich da auch eher von Vorteil.

Oder liege ich da komplett falsch?

Geschieht die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen echt über Tweets und nicht durch z. B. eine internationale Kommision vor Ort oder so?

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Die geschieht nicht über Tweets, aber Rechercheure erhalten so erste Hinweise. Und suchen und graben dann weiter im Netz. Eruieren die Originärquellen, nutzen Geolocation-Tools etc. Und dann geht die Arbeit weiter mit Gruppen vor Ort.

Es geht darum, wenn heute Twitter ausgeknipst werden würde: welche Alternativen wären gerade griffbereit und AUCH BEKANNT in jenen Ländern wie Indien? Mastodon ist noch sehr lokal begrenzt, und: ein europäisches Phänomen.

Es ist wishful (western) thinking, dass sich Mastodon in jenen Ländern in Nullkommanichts verbreiten wird, in denen Twitter nun fast zur kritischen Infrastruktur gehört. (was übrigens alles erst über die Jahre hinweg langsam aufgebaut worden ist).

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Vielen Dank für diese Klarstellung!
Ich dachte den halben Tag schon darüber nach, ob Sie als Journalistin mit mehr IT-/Web-Fähigkeiten Twitter so sehr anders nutzen und vor allem auch nutzen können (aufgrund Ihrer Fähigkeiten) als ich (es tat). Genau das ist der Fall!
Jetzt stimme ich Ihnen vollkommen zu!

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Danke für das Feedback! Vielleicht waren gewisse Punkte im Essay zu unausgesprochen, zu implizit, oder eben zu klar gewesen für mich. Hätte hie und da noch 2-3 Beispiele mehr bringen können.
Und zu den Fähigkeiten: ich bin sicher ziemlich alle Journalist:innen nutzen Plattformen auf diese Weise (auch ohne IT/Web-Fähigkeiten).

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"Eines ist sicher: Ein allfälliger Tod des Netz­werks Twitter wird enorme Auswirkungen haben – für die politische Diplo­matie, den globalen Diskurs und den Fakten­konsens."

Nein. Die Welt geht nicht unter ohne Twitter. Also kann Twitter untergehen.

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Wolfgang Maehr
Designer
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Über die Analyse ob Twitter systemrelevant ist, oder nicht, können wir unterschiedlicher Meinung sein. Dass wir eine zugängliche Plattform des öffentlichen Diskurses (wie z.B. Twitter) brauchen, ist meines Erachtens recht klar.

Was ich in diesem Moment interessant finde, ist das Fehlen von Aktivismus. Mit Mastodon haben wir schon eine tolle Alternative, die seit Jahren im Schatten von Twitter steht. Jetzt gibt's die Shitshow und den Exodus bei Twitter und das ist doch der ideale Zeitpunkt, um zu schalten.
Ich bin froh, dass Die Republik einen Mastodon Account gemacht hat. Dennoch finde ich die Passivität vieler Kritiker doch sehr verwunderlich. So huatte ich doch sehr gehofft, dass statt Mastodon kurz im letzten Absatz zu erwähnen, es von Anfang an als mögliche Alternative nicht nur genannt, sondern auch empfohlen würde.

Ebenso, finde ich genug Leute, die gegen Big Tech wettern, aber nicht einmal ein Mastodon Konto haben. Also ob wir alle hilflos wären und eben nicht Teil einer Bewegung Richtung kritische Masse wären.

Was wir (alle, je nach Fähigkeit) machen können, um die Situation zu verbessern:

  1. Von Twitter zu Mastodon umsteigen

  2. Seinen Kontakten sagen, dass sie es ebenfalls tun sollten

  3. Mastodon auf Patreon unterstützen, damit es weiterentwickelt wird

  4. Mastodon Hosts auch finanziell unterstützen, damit andere mit weniger finanziellen Mitteln auch weiterhin einen Microblogging Service verwenden können

  5. Eigene Mastodon Instanz aufsetzen und betreiben und anderen zur Verfügung stellen

  6. Den Leuten, die von Twitter, Meta, Google, etc. abgesetzt wurden, einen Grund geben, um das Feediverse und den Commons statt dem Überwachungskapitalismus zu dienen.

Alle von uns können zumindest in dieser Hinsicht die digitale Welt etwas besser machen. Ich hätte gehofft, dass Adrienne und Die Republik da zumindest ein etwas beherzteres Plädoyer dafür geliefert hätten (dass das Feediverse lebt und Twitter stirbt).

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Theologin/Seelsorgerin
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Ich bin froh, dass Die Republik einen Mastodon Account gemacht hat.

Hat sie? Dann finde ich ihn leider nicht.

Gefunden. Per Zufall :)

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Das Plädoyer wird sicher noch kommen...:-) Oder kam schon an anderer Stelle: remember Matrix

Ich persönlich habe viel Freude an Mastodon. Aber ich bin realistisch. Wir sind uns nun zwei Jahrzehnte zuckrige, usability-freundliche zentralisierte Netzwerke gewöhnt. Ob sich die ganze kritische Masse inklusive nicht-techaffiner Personen inklusive Entscheidungträger:innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft dahinbewegen wird? Ich bezweifle es leider zum jetzigen Zeitpunkt.

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Hab's nicht geschafft diesen Artikel wirklich zu lesen. Bin über beinahe jeden Satz oder jeden Abschnitt gestolpert. Ich glaub es einfach nicht, dass eine brillante kritische Techreporterin einen Mikrobloggin -Dienst wie Twitter als systemrelevant und so zusagen alternativlos darstellt. Soweit sind wir also, dass Diplomatie, Politik, Wissenschaft (punktgenau Schnittstellen verifiziert, was immer das heisst), Journalisten mit ein paar Zeichen Wirklichkeit konstruieren und wir Menschen nicht im Diplomatendienst, nicht in der Politik, nicht wissenschaftlich und auch nicht journlistisch unterwegs, sollen da nicht schleunigst beginnen uns vorzustellen, wie das wohl mit dem Geheule um den Niedergang der Demokratie zu tun haben könnte und uns ALternativen auszudenken für Wörter, die Wörter sind und nicht in den Aether geworfene Gummibälle oder andere Geschosse.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Liebe Frau K. Zuerst einmal danke für das versteckte Kompliment. Schade haben Sie den Artikel nicht zu Ende gelesen. Wir könnten hier jetzt eine philosophische Debatte über die Wirklichkeitskonstruktion vom Zaun reissen, aber das würde zu weit führen. Fakt ist: Auf Twitter werden Aussagen gemacht von teils sehr mächtigen Menschen, und genau diese Aussagen gilt es einzuordnen, zu überprüfen.
Oder anders: Twitter bildet die digitale Zitate-Sphäre, der digitale Marktplatz. Das andere ist die Überprüfung was auf diesem Marktplatz alles behauptet wird, also der Faktencheck. Ich würde sagen: das sind Fakten und demnach auch Wirklichkeit.

Ich wiederhole nur was ich schon an anderer Stelle schrieb: Wer was wann gesagt oder verlautbart hat, klingt simpel. Die Medien als vierte Gewalt überprüfen, verifizieren diese Zitate. Wie soll ich das als Journalistin tun, wenn ein mächtiger Verschwörungstheoretiker seine Lügen über Corona auf einem privaten Telegram-Kanal von sich gibt in seiner Echokammer, oder auf Snapchat eine flüchtige Nachricht hinterlässt, die sich selbst danach auflöst?

Und genau diese Gewissheit – wer, was, wann gesagt hat- steht immer mehr auf dem Spiel. Die Plattform-Landschaft wird fragmentierter, die Gruppenbildung hat sicherlich Vorteile, aber eben demokratiepolitisch auch Nachteile. Es hat Auswirkungen auf diese Zitate-Verifikation, auf die Accountability von Politiker:innen.

Nennen Sie mir einen gleichwertigen Ersatz, der soziotechnisch genau dieselben Vorteile hat und genau dieselbe Dichte an Politiker:innen, Entscheidungsträger:innen aufweist und genau denselben wertvollen Zitate/Datenschatz (ich meine nicht persönliche Daten, sondern Aussagen) für uns anbietet? Es gibt keinen.

Haben Sie vielleicht überlegt wie ich etwa meine Reporterinnen-Arbeit erledige? Twitter ist nicht nur ein Zitate-Archiv, sondern auch ein Quellenschatz. Sehr oft ist hier Gesagtes Ausgangspunkt einer vertieften Recherche. Hier finde ich relevante Expertinnen, Insider, dafür sind Plattformen wie Twitter Gold wert. Ich hätte keines der Enthüllungen wie zur Public Cloud, eID, eVoting, Yandex schreiben können ohne diese Netzwerke (besonders hervorheben möchte ich auch noch LinkedIn). Ich finde darauf nicht nur die relevanten Kontakte, sondern ich lerne auch wahnsinnig viel über Technologien, da es diese Dichte an Expert:innen sonst nirgendwo gibt (meine Kolleg:innen und Co-Autor:innen lernte ich auch über Twitter kennen, aber das nur am Rande) Es ist eine Illusion zu glauben der Journalismus wäre ohne diese Plattformen auch nur ansatzweise besser.

Und damit bleib ich bei meiner These: Twitter ist insofern "too big too fail", weil es keinen gleichwertigen Ersatz in so kurzer Zeit geben wird.

Das sympathische Mastodon als den Ersatz zu preisen, ist Wunschdenken. Ich bin Realistin. Ich persönlich habe grosse Freude daran, aber ob sich die grosse Masse- die sich 20 Jahre zentralisierte Netzwerke gewöhnt ist- dahin bewegen wird? I doubt.

Update: Ich habe diesen Kommentar hier noch ausführlicher ausgeführt.

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Danke herzlich Frau Fiechter für Ihren ausführlichen Kommentar, dem ich insofern folgen kann, dass ich verstehe, dass sie in ein System von geschaffenen Fakten eingebunden sind, wenn sie Aussagen, Verlautbarungen oder was immer es ist von Mächtigen verfolgen, überprüfen und verifizieren und falsifizieren wollen. Nota bene zur Verfügung gestellt von privaten Besitzern eines Tech-Dienstes. Ihre Aufgabe als Akteurin in einem Medium der vierten Gewalt nur so ausführen können. Diese Zwangssituation, dieses Austreiben des Teufels mit dem Beelzebub verstört mich nur noch mehr. Wer also die grosse Masse, die sich seit 20 Jahren an zentrale Netzwerke gewöhnt hat, erreichen will, benutzt auch die zentralen Netzwerke. Der Tanz mit Google, Twitter etc korrumpiert auch diejenigen, die denken, sie würden die Maschinerie beherrschen. Ich bin nach wie vor für Widerstand und Gehorsamsverweigerung gegenüber allzu Mächtigen und Mächtigem!!!!! bis zum bitteren Ende.

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Patrik Eschle
Physikdozent an der ZHAW.
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Danke. Ich habs nicht geschafft, mein Erschrecken so prägnanten zu formulieren.

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„Eines ist sicher: Ein allfälliger Tod des Netz­werks Twitter wird enorme Auswirkungen haben – für die politische Diplo­matie, den globalen Diskurs und den Fakten­konsens.“

Ich sehe einen „Tod von Twitter“ viel mehr als Chance für eine Demokratie. Vielleicht war Twitter wirklich mal wichtig für politische Diplomatie… bewusst habe ich „war“ geschrieben. Nur wer wirklich wirklich will, bekam oder bekommt bei Twitter einen „neutralen“ Überblick über Fakten oder Meinungen. Jeder „Normal-User“ ist gefangen in der Algorithmen-Bubble, statt Konsens und Vielfalt wird Auseinanderdriften und Spaltung bewusst gefördert.
In der realen Welt muss man sich um eine Demokratie bemühen. Das sollte auch in der virtuellen Welt so sein, dazu muss aber auch die Struktur gegeben werden.
Für mich beunruhigender ist die Satelliten-Aktion von Musk. Er besitzt nun Twitter und wird bald sehr sehr viele Satelliten alleine besitzen. Was für eine Macht in der Hand einer einzigen Person!
Alleine aus der Sicht bin ich für‘s Nutzen und Unterstützen dezentraler Systeme.

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Webentwickler und Hobby-Fotograf
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Alleine aus der Sicht bin ich für‘s Nutzen und Unterstützen dezentraler Systeme.

Absolut, da bin ich der gleichen Meinung, genau hier stellt sich dann aber die Frage ob die Mehrheit der Bevölkerung sich mit z.B. Mastadon auseinandersetzen wird, wenn sie schon den Mut nicht haben auf z.B. Threema zu wechseln.

Betreffend "den Algorithmen ausgeliefert sein". Es stimmt Twitter fördert die Bubble auch, aber bei welchem anderen Netzwerk sind die Beiträge öffentlich zu sehen, ohne Gruppenmitgliedschaft? Bei welchem anderen Medium ist die Dichte von Technik, Wissenschaft, Politik und vielen anderen Sektoren so sichtbar?
Gerade für eine Demokratie, das hat die Coronazeit gezeigt, muss Wissenschaft sichtbar sein. Und das wird sie bei Tiktok oder Facebook nun mal nicht.

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Bei mir bleibt die Coronazeit aber nicht als die Zeit in Erinnerung, in der die Demokratie besonders gefördert wurde.

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Aber genau bei Twitter in der Coronazeit hat sich doch gezeigt, wie mächtig die Desinformation ist und wie wenig Wissenschaftskommunikation dagegen ausrichten kann. Ich habe bei Twitter keine „Diskussion“ zum Thema Impfen, Massnahmen etc. gesehen. Vermeintlich falsche und korrekte Aussagen standen sich gleichwertig gegenüber. Es gab keinen Austausch zwischen Positionen. Stattdessen heizten Bots die Diskussionen und Auseinandersetzungen ein. Letztendlich vielleicht sogar mit der Absicht, Demokratien zu schwächen.
Für mich ist fraglich, ob überhaupt irgendein Medium für den wichtigen Diskurs in einer Demokratie geeignet ist oder ob jede Plattform oder jedes Medium „störanfallig“ ist.
Wichtiger ist es, im echten Leben wirklich das Gespräch oder den Austausch mit anderen zu suchen, so mühsam es auch ist.

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Ich bleibe trotz Artikel komplett anderer Meinung: Twitter ist absolut nicht systemrelevant.

Unzensierter, unsanktionierter, unbestrafter freier Informationsaustausch ist dagegen absolut wichtig. Doch Twitter braucht es dafür nicht, es ist nur eine Software. Es gibt auch heute schon viele andere Möglichkeiten.

Zitat Artikel: «Die Twitter-DNA: Alle sehen alles, alle sehen dasselbe»
Nein, das stimmt natürlich nicht. Auch bei Twitter sind Nutzer in einer Blase. Das bleibt auch bei jeglicher Kommunikation so, denn es ist eben schlicht zeitlich nicht möglich, dass jeder mit allen Menschen auf diesem Planeten sich austauscht.

Der Begriff "Systemrelevant" wird inzwischen inflationär für alles mögliche verwendet. Viel wichtiger als ein Twitter für das Thema Kommunikation sind dagegen Dinge, die wir für selbstverständlich ansehen: allein schon der Zugang zu Mobilfunk, Kabelinternet oder Wifi und der ganzen Infrastruktur dahinter, so dass wir Informationen überhaupt senden und empfangen können. Verschlüsselung, so dass unser Internetanbieter nicht ohne jeglichen Aufwand direkt alles analysieren, filtern und zensieren kann. Die Möglichkeit überhaupt Information an andere Internetteilnehmer senden zu können ohne dass von vornherein reguliert wird, mit wem wir Information austauschen dürfen und mit wem nicht. Dies sind Werte, die uns wichtig sein sollten. Die Twitter Plattform ist egal dagegen, und Ersatz existiert oder wird geschaffen.

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Welche andere Möglichkeiten eines globalen Informationsaustauschs mit grosser Verbreitung gibt es heute konkret?

Und zur Twitter-DNA: Natürlich steht es jedem frei, sich in seiner Bubble einzukuscheln und sich auf Twitter generell oder ausschliesslich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Genauso einfach kann man Twitter jedoch für den Zugang zu Informationen aus aller Welt verwenden und vieles über Lebenserfahrungen und -erlebnissen von Menschen lernen welchen man im Alltag nie begegnen würde (oder mit denen man im Alltag nie über einzelne Themen reden würde). Ich erlebe (erlebte?) das als Bereicherung, es würde mir definitiv fehlen.

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Meeresbiologe, Fotograf
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Viel wichtiger als das weltweite Gezwitscher sind doch gepflegte Debatten auf regionaler oder nationaler Ebene. Wie beispielsweise hier in der Republik.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Der Republik-Dialog ist ein schönes offenes Nischen-Netzwerk, wo sich eine Minderheit der Minderheit der Minderheit aufhält und gepflegt diskutiert (auch mir bereiten Debatten hier mehr Spass als woanders).

Dennoch: Es wird kein valabler Ersatz für Twitter sein. Und zu den regionalen Netzwerken: wir in der Schweiz sind privilegiert und könnten uns den Aufbau einer solchen Plattform leisten.

Denken Sie mal nur an die Orte, die genau nur Twitter als Kommunikationsinfrastruktur haben, die von autoritären Machthabern noch nicht abgeschaltet worden ist, wo Kriegsverbrechen mittels Tweets, Videos und Bildern dokumentiert und damit auch der UN und anderen Organisationen wie Amnesty International zugänglich werden können. Das ist dann mehr als nur "Gezwitscher".

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Meeresbiologe, Fotograf
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Ja, Sie nennen schon ein paar gute Argumente. Die Idee eines weltweiten «Speekers-Corner» finde ich gut. Ohne jetzt eine epische Diskussion über die Informationsflut, Medienkompetenz, Aufmerksamkeitsspannen, inhaltliche Qualität etc. anzuzetteln, frage ich mich, was die Millionen Tweets wirklich bewirken. Ich für mich halte mich wieder vermehrt an die Maxime "global denken, lokal handeln".

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Sorry, aber what the f ist hier in der Redaktion passiert? Gerade für mich einer der wohl schlechtesten Artikel der Republik überhaupt. Weder logischen Tiefgang, noch Nuance, und dann werden Sätze wie "Musks Amok­lauf" herumgeworfen. Als Tüpflein noch ein Click-Bait Titel. Da kann ich ja fast 20 20min-Artikel zusammen schneiden und als grossen Artikel lesen. (Ok, so schlimm wie die 20min war es dann doch nicht).

Egal was den mit Twitter passiert, ich bezweifle das dieser Artikel gut altern wird, oder in dieser Form einen kurz-, mittel- oder langfristige Relevanz bringt.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Stimmt nicht ganz, sonst hätten wir "6 Gründe, warum Twitter nicht sterben darf. Nr. 4 wird Sie überraschen" getitelt.

Und zum Altern: wir können gerne eine Wette abschliessen.

Schönen Tag noch!

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Ich meine, ich würde ja diesen Kommentar ernst nehmen, wenn er auch noch begründet wäre. Aber sonst: Interessiert niemand, was du denkst, Anonymous! 🙃

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Ich habe ca. 5 Minuten gebraucht, um den Artikel zu lesen - und bin nun froh, dass das die einzigen 5 Minuten sind (und sein werden), die ich in meinem Leben Twitter gewidmet habe.
(Und: Auch ohne Twitterkonto lebe ich noch und fühle mich politisch und sozial gut informiert und eingebettet; nicht zuletzt dank Medien wie der Republik, deren Aufgabe ja eigentlich das wäre, was die Journalistin Twitter zuweist).

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Falsch, ich weise Twitter keine Funktion der Einordnung, Einbettung und Informiertheit zu...Es ist eine Plattform des Gesagten, des Zitatearchivs, der öffentlichen digitalen Sphäre. Was die Medien daraus machen, ist nochmals was Anderes. Klar gibt es Medien, die ihre Hausaufgaben nicht machen, und eine Story zu einem Tweet basteln. Das ist dann aber auch auch kein Journalismus.

Haben Sie sich denn überlegt wie Medien der Republik, dank denen Sie sich gut eingebettet fühlen, beginnen zu recherchieren? Twitter ist nicht nur ein Zitate-Archiv, sondern auch ein Quellenschatz. Sehr oft ist hier Gesagtes Ausgangspunkt einer vertieften Recherche. Es ist eine Illusion zu glauben, dass Journalismus heutzutage ohne diese Plattformen besser irgendwie wäre und dass er früher ohne soziale Netzwerke irgendwie besser war. Twitter und LinkedIn sind sehr relevant für meine Arbeit, hier finde ich Expertinnen, Insider, wertvolle Quellen, die mir weiterhelfen.

Kurzum: Ich hätte keine der Enthüllungen wie zur Public Cloud, eID, eVoting, Yandex schreiben können ohne diese Netzwerke.

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Zur absurden Idee, soziale Probleme allein durch Technologie lösen zu wollen gab es kürzlich bei SMBC-Comics einen sehr treffenden Beitrag:

Ein älterer Mann spaziert mit einem Kind.

  • Seufz, ich fühle mich schlecht für deine Generation im Internet.

  • Wieso?

  • Als ich ein Kind war, dachten wir, das Internet würde alles lösen. Information würde frei sein. Die Menschen würden sich alle vernetzen und gegenseitig verstehen. Demokratie würde den Ton angeben. Nun ist es aber wie jedes andere Medium - getrieben von Geiz, Ignoranz und Grausamkeit.

Beide gehen in Gedanken vertieft weiter. Dann das Kind:

  • Ihr dachtet, ein Protokoll zur Informationsübertragung würde soziale Probleme lösen?

  • Naja...

  • Waren damals alle so dumm?

  • Wir dachten, wenn die Leute anonym in einem öffentlichen Forum sagen konnten, was sie dachten, würde das dazu führen, dass die beste Idee am meisten geteilt würde -

  • Also ja.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Ich denke auch, der SMBC-Comic bringt es auf den Punkt. Die Geschichte mit Twitter zeigt nicht, dass diese Plattform Systemrelevant ist, sondern, dass für unseren Alltag nötige Abläufe in ein überkommerzialisiertes Internet ausgelagert wurden. Viele scheinen anzunehmen, dass dort alles Gratis sei. Musik, Bild, Video, Information und Shoppingplattformen. Wir bezahlen aber teuer mit unseren Daten, unserer Integrität und scheinen unsere demokratischen Errungenschaften damit aufs Spiel zu setzen.

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Sehr gut! Genau das trifft es!

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Die sozialen Medien sind das neue Rauchen. Sie machen süchtig. Und man merkt erst, wie gut es sich anfühlt, wenn die Sucht überwunden ist. Die Möglichkeit zur Verführung des Menschen hin zur Hysterie macht süchtig und wurde immer mehr zum Geschäftsmodell. Die sozialen Medien sind ein Teil davon. Sie werden bleiben, aber von der Sucht danach gibt es Heilung.

Und: Demokratien funktionierten auch oder nicht, bevor es Twitter&Co. gab.

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Das Problem bleibt doch: Welche globalen Informationen sind überhaupt relevant? Wieso misst der Journalismus gerade Twitter so einen grossen Wert bei, eher als lokalen Netzwerken? Es war einfach, damit “den Puls zu fühlen” klar - aber wer sagt, dass gerade auf Twitter die relevanten Dinge auftauchen? Wenn ich wissen will, was in Burma läuft, hoffe ich doch schwer, dass Medien auch noch andere Quellen haben. Und was Joe Müller-Kardashian in Hollywood über sein neues Auto denkt kann mir getrost gestohlen bleiben genau so wie welcher US Politiker wen eine Schlampe nennt. So vieles ist heisse Luft und füllt eine Medienwelt um die es gleich nochmals nicht schade ist.

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Ja, Medien haben noch andere Quellen, Medien wie Private haben allerdings via Twitter auch einen oft viel direkteren Zugang zu Informationen (die es natürlich nach wie vor einzuordnen gilt, um nicht auf Propaganda reinzufallen). Aber man vergleiche mal die Berichterstattung der CH-Medien über die Proteste im Iran mit dem Material welches via Twitter verfügbar ist.

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Sehr häufig habe ich jedoch den Eindruck, dass sich viele Journalisten die Mühe nicht mehr machen Aussagen welche sie auf Twitter finden zu prüfen und tatsächliche Eigenleistung in einen Artikel zu stecken. Ein Artikel der aus Zitaten von Twitter besteht, welche nicht geprüft wurden und keine zusätzlichen Informationen beinhaltet, hat mit Journalismus nichts mehr zu tun.
Er generiert vielleicht Klicks, einen Mehrwert für den Leser generiert er aber nicht.
Das selbe gilt für Artikel über Youtube-Serien welche nur einige Punkte aus einem Video aufgreifen ohne zusätzliche Informationen. Dann könnte man genau so gut nur den Link zum Video in den Artikel schreiben.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Seit Musk am Ruder ist, lebt Twitter wieder auf! Viele zu unrecht gesperrte Benutzer erscheinen endlich wieder auf meiner Timeline. Musk stärkt mit seinem Vorgehen Meinungsfreiheit (es kommen wieder mehr Leute zu Wort) und Demokratie (er macht Benutzerumfragen vor grossen Entscheidungen).

Was auch viele nicht verstehen, ist dass die "Debakel" wie das mit dem blauen Häkchen System haben. Das System heisst "trial and error". Die Idee dahinter ist, dass man Ideen nicht monatelang in grossen Kommittees diskutieren, sondern einfach mal ausprobieren sollte und bei nich gelingen wieder rückgängig machen. Da geht zwar ab und zu mal was schief. Aber wer immer wieder zwei Schritte vorwärts und einen zurückgeht kommt schneller voran als jemand, der nur stehenbleibt.

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Nix gegen Trial&Error, aber das es in die Hosen gehen wird, wenn der blaue Haken statt "Twitter hat verifiziert, dass der Account zu dem Menschen gehört der im Profil beschrieben ist" neu "Twitter hat $8 für die Anzeige eines Hakens erhalten" bedeutet, war auch ohne einen Versuch vorhersehbar. Und es war ja nicht so, dass Twitter nicht auch vor Musk mit Änderungen experimentiert hätte. Nur war man da noch vorsichtig genug, diese in kleinen Schritten und initial kleinen Benutzergruppen zu verifizieren, um schnell lernen und allenfalls anpassen zu können.

Beim ersten Abschnitt oben hoffe ich jetzt einfach mal, dass der ironisch gemeint ist...

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Der erste Abschnitt war nicht ironisch gemeint. Hier sind drei Beispiele von Accounts, die früher gesperrt waren und die ich aber gerne lese:

Das ist kein Endorsement des jeweiligen Inhalts.

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Viele zu Recht gesperrte aber auch. Und die "Benutzerumfragen" werden grösstenteils von Bots beantwortet und der API-Zugang um das nachzuweisen geschlossen - denn die Nachricht ist halt Herrn Musk nicht genehm...

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Die kurzfristig anberaumte "Abstimmung" kann leider als gutes Beispiel dienen, was bei eVoting alles schief gehen kann (z.T. lässt sich das ändern, aber nicht alles):

  • Kurzfristig anberaumt

  • Das frühere Versprechen, dass es vor der Gründung einer Kommission nicht zu solchen Abstimmungen käme

  • Keine vorherige Diskussion

  • Intransparentes Verfahren

  • Conflict of Interest: Der Chef der Plattform macht die Abstimmung auf der Plattform selbst

  • Unklar, wer abstimmen durfte (und ob die Stimmenden irgendwie repräsentativ waren)

  • Unklar, was mit den Voten geschieht (was passiert mit denen, die dagegen gestimmt haben?)

PS: Gibt es Infos zur Sperre des API-Zugangs?

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Wenn ich mit meinen Mitmenschen spreche, dann höre ich oft, dass viele von der Informationsflut überfordert sind. Und ich bin es mittlerweile auch. Wenn ich mir eine Meinung bilde auf der Basis falscher Information, dann kann es unter Umständen passieren, dass ich eine Meinung vertrete, die ich gar nicht hätte, wenn ich es besser wüsste. Deswegen schätze ich auch die Republik. Ich habe gelernt keine Meinung zu haben, wenn ich keine Informationen habe. Heute denkt auch jeder, er müsste zu allem eine Meinung haben. Leider hebt der Artikel die Vorteile von Twitter hervor, ich halte aber die Nachteile aus meiner subjektiven Sicht einfach grösser, weil ich der Ansicht bin, dass auf Twitter vor allem extreme und „laute“ Meinungen durch die Algorithmen und schlussendlich halt auch durch den menschlichen Instinkt nach Sensation hervorgehoben werden. Durch die daraus resultierende Informationsflut und der Überforderungen, verstärkt sich dann meiner Meinung nach das „false-balancing“, das Herr Drosten so gut beschrieben hat.
Oder wenn wir es von einem anderen Gesichtspunkt betrachten:
Ich habe immer mehr den Eindruck dass es die Aufgabe von Linken geworden ist, die Falschbehauptungen von den Rechten zu widerlegen. Bis diese aber korrigiert sind, glaubt es aber bereits die Hälfte und hält daran fest. Wir würden lieber diese Energie zum Widerlegen stattdessen in sinnvolle Ideen einsetzen.

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David Brühlmeier
Brückenbauer
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Votum für eine Mastodon-Instanz für Republik-Abonnent:innen

Ich verstehe, dass ein offenes Netzwerk wie Twitter eine wichtige Funktion wahrnimmt. Und genau deshalb darf sie nicht eine Aktiengesellschaft sein, die jederzeit an Meistbietende verkauft werden kann.

Daher hätte mir eine andere Schlagzeile gewünscht:

"Twitter muss sterben. Nutzen wir diese Chance!"

Mit Mastodon steht eine Alternative bereit, die die erwünschten Eigenschaften aufweist und nicht verkauft werden kann.

Wäre es nicht im Sinne der Statuten der Project R Genossenschaft (Art. 2 Abs. 2 lit. c), eine solche Alternative zu fördern?

Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn es schon bald eine Mastodon-Instanz der Republik gäbe, die von allen Abonnent:innen als Teil des Angebots genutzt werden kann.

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David Brühlmeier
Brückenbauer
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Zu meiner positiven Überraschung ist eine Mastodon-Instanz schon ein Thema:

https://www.republik.ch/dialog?t=ge…207dd35cce

Und für Redaktor:innen scheint es schon realisiert zu sein: https://republik.social/

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Noch besser fände ich: eine Mastodon Republik Instanz für jeden der will!

Was passiert sonst z.B. wenn ich mein Abo kündige, kann ich dann mein Account nicht mehr nutzen. Ist ja auch doof. Dann nutze ich lieber gleich eine andere Instanz.

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over-newsed but underinformed?
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Ja, das ist genau das Problem! "...Dass eine derart wichtige Kommunikations­infrastruktur in die Hände einer einzigen Person geraten konnte und eine solche Macht­konzentration überhaupt möglich wurde, ist das grösste Armuts­zeugnis unserer deregulierten globalen Digital­wirtschaft..." .
Insofern gehe ich mit Frau Fiechter sehr einig. Der Rest scheint mir, wie bereits mehrfach hier angedeutet, bei allen richtigen und wichtigen Aussagen, doch etwas einseitig. Daher vielen Dank an Frau Fiechter für diesen Denkanstoss!

Leider hinken die staatlich-politischen Instanzen einmal mehr der technologischen Entwicklung hinterher - anders kann ich es mir nicht erklären, dass wir dieses weite und wichtige Feld einfach gemäss treu-doofer, neoliberaler Ideologie dem Profitstreben einzelner Menschen überlassen.

Zudem: Wenn Twitter et al wirklich systemrelevant wären (was ich allerdings nicht finde) dann müsste der Staat solche Einrichtungen schon lange reguliert haben. Sei es z.B. dass er solche Plattformen einer breit abgestützten Stiftung überantwortet, sei es dass er das Ganze in die Open-Source Sphäre übergibt, usw.
Denn, was solche Netzwerke m.E. sehr gefährlich macht, sind die völlig im Versteckten wirkenden Algorithmen! Und diese sind manipulierbar...

Dies einen einzigen, noch so reichen, Menschen kaufen zu lassen ist eigentlich völlig idiotisch.

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anonyme Verlegerin
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Vielleicht ist „systemrelevant“ etwas zu hoch gegriffen. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht Musks „Starlink“ Internet, mit gem. Wikipedia angestrebten 30000 Sateliten im Erdorbit eines Tages plötzlich wirklich systemrelevant ist. In der Ukraine spielt es schon eine grosse Rolle. Ist es die Ursache, dass wie Sie schreiben die „staatlich-politischen Instanzen“ den technologischen Entwicklungen „hinterherhinken“. Oder ist es das Geld? „Because he can.“ Warum kann er? Die Konzentration von Geld in diesem Ausmass in wenigen Händen, was heisst das für „Demokratie“?

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Guten Tag Herr S., ich danke Ihnen auch. Ich sehe jetzt aber nicht inwiefern der Artikel einseitig ist. Ich dekliniere ja alle Nachteile von Twitter genauso durch: das schlechte Diskussionsklima, die Bedrohung von Minderheiten und vulnerablen Gruppen, dass Twitter seine eigenen Diskussionregeln nicht durchsetzte, den Datenkapitalismus und Journalist:innen die Grösse von Twitter stets überschätzen.

Zu Ihrer Aussage: Wenn Twitter et al wirklich systemrelevant wären (was ich allerdings nicht finde) dann müsste der Staat solche Einrichtungen schon lange reguliert haben

Nein, das ist ja eben der Konstruktions- und Fundamentfehler. Es war von Anfang eine profitorientierte Firma, die sehr schnell gewachsen ist und deren Grundlage der Datenkapitalismus ist. Die Systemrelevanz bezieht sich auf den immateriellen Wert des globalen Diskurses/Vernetzung, den man nicht beziffern kann. Insofern können Staaten auch nicht einfach eingreifen und das Netzwerk verstaatlichen (das getraut man sich mal bei Meta und Google).

Dieser ideelle Wert lässt sich nicht in Franken und Dollars etc beziffern. Es wäre besser gewesen, die Gesellschaftsform wäre von Anfang eine andere gewesen. Aber wir haben uns jahrelang eingeredet dass Twitter halt bleibt, eine Art Service Public für alle ist und wir ein "Recht auf Twitter" haben. Und nun sind wir mit der schmerzhaften Realität konfrontiert.

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over-newsed but underinformed?
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Grüessech Frau Fiechter

Ja, 'einseitig' war wohl zu hart, sorry! Vielleicht fehlen mir ein paar Hinweise zu Alternativen, aber das war nicht die Stossrichtung Ihres Artikels...

Nun, mit "...dann müsste der Staat solche Einrichtungen schon lange reguliert haben..." meine ich keinesfalls eine Verstaatlichung, sondern eine klare, die Allgemeinheit schützende, Regulierung (bis hin, ob solche 'systemkritischen' Netzwerke von nur einer Person besessen werden dürfen) - z.B. analog der Regulierungen einer Wettbewerbs-Behörde. Auch teile ich die Bedenken von Anonym 7 voll und ganz. Wer hat eigentlich Herrn Musk gestattet, zig-tausend Satelliten in einen relativ nahen Erdorbit zu schiessen? Ein weiterer Punkt, wo die Politik geschlafen hat (zumal die Amerikanische...).

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Es lässt sich ohne Twitter sehr gut leben. Ich hatte es nie und ich denke, ich habe nichts verpasst. Oder etwa doch? Aus dem Artikel finde ich für mich keinen überzeugenden Grund Twitter beizutreten.

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Es geht nicht darum, dass SIE Twitter beitreten müssen, sondern darum, dass ein Absterben dieser Plattform möglichst verhindert werden sollte. Und dafür liefert der Artikel sehr wohl überzeugende Gründe:

  • Ein zentrale Raum für die öffentliche Debatte

  • Transparenz darüber, wer was wann geschrieben, auch wegen der Unveränderbarkeit einmal veröffentlichter Tweets (solange diese nicht gelöscht werden)

  • Die Zugänglichkeit für Recherchen im Vergleich zu anderen Netzwerken (spricht mich als Historiker besonders an)

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Mein Gott, wie einseitig dieser Artikel wieder ist. Twitter hat Vorzüge, zweifellos. Ich denke an den arabischen Frühling, der zwar rückblickend auch nicht die erhoffte nachhaltige Veränderung gebracht hat. Twitter hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun: Es ist die Verschlagzeilung von jeder und jedem, mit einer Halbwertszeit von Sekunden und Minuten, manchmal Stunden oder Tagen. Bin seit 2009 auf diesem Netzwerk und habe in dieser Zeit Zehntausende von Tweets abgesetzt. Meine Beobachtung ist, dass Andersdenkende auf dieser Plattform systematisch gemobbt werden, wenn sie nicht in das jeweilige Schema passen. Politaktivisten:innen legen dazu Blockierlisten an, fallen über Einzelne her, die beispielsweise Balthasar Glättli kritisieren. Unappetitlich, undemokratisch, unsouverän, destruktiv, sehr unfreundlich und energieraubend.

Politiker:innen und Journalisten:innen führen sich selbstinszeniert als Hauptdarsteller:innen auf der Twitterbühne auf. Der Rest ist nicht Publikum, sondern sind nötige Statisten. Zur Kenntnis genommen, wenns um Herzchen und Retweets geht. Der Dialog bleibt verweigert und faktisch dieser Elite vorbehalten. Diese Bubble sieht sich nun durch Musk gefährdet: Ein weisser Mann erdreistet sich, Fragen zu stellen und den Laden aufzuräumen. Natürlich ist das auch ein Konflikt zwischen den Geschlechtern: Willkommen im Leben. Wieso soll ein Unternehmer kostenlos eine Plattform betreiben? Wieso soll Musk Tausende von Mitarbeiterinnen beschäftigen - die nichts tun ausser Latte drinken, HR-mässig regelgebend sich mit sich selbst beschäftigen und im Marketing politische #staywoke-Shirts stapeln - wenn eine Handvoll Ingenieure gerade den Allzeitrekord mit 20000 Tweets/Sekunde schaffen? Es gibt keinen Grund dazu. Diese Erkenntnis hat auch diese Bubble und begreift, dass sich möglicherweise ihre Privilegien gerade in Luft auflösen. Und das ist gut so, denn das ist Demokratie.

P.S. Um die Leute müssen wir uns keine Sorgen machen. Die haben rasch ihre eigenen Bubbles gefunden. Twitter läuft längst Pornhub jeden Rang ab. Aber auch das ist Realität. Wie im Bundeshaus, wo am Tag in der Session grosspurig debattiert wird und ausserhalb in der Nacht das Sexgewerbe Hochkonjunktur hat.

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Im Bundeshaus hat das Sexgewerbe Hochkonjunktur? Diese Aussage steht etwas exemplarisch für die meisten Sätze, die über diesem stehen...

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Stockholm-Syndrom?

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Kommt da noch mehr? :-) Ich glaube im Nachhinein hätte ich von Twitter 1.0 und Twitter 2.0 schreiben sollen. Ich möchte nicht dass das "alte Twitter" stirbt. Ich führte es an dieser Stelle aus:

Sollte Twitter tatsächlich demnächst hinter einer Pay­wall verschwinden oder wegen Musks Amok­lauf ganz abgeschaltet werden, hätte das verheerende Folgen: Die relevanteste und wichtigste öffentliche globale Platt­form wäre weg, die Diskurse würden noch verschachtelter statt­finden, die Foren­landschaft wäre noch fragmentierter und die Blasen­bildung würde noch weiter voran­schreiten.

Insofern: Ich verteidige nicht den Peiniger, ich will ihn am liebsten LOSWERDEN. Und hoffe auf ein Wunder. Oder auf die EU. Oder dass er sich ein neues Spielzeug kauft und Twitter wieder verkauft und die neuen Käufer:innen eine gemeinwohlorientierte Organisation bilden.

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Für jemanden ohne Twitter Account, ohne irgendeinen Social Media Account, ist Twitter jetzt schon hinter einer Paywall. Gelegentlich bekomme auch ich Links zu einem Twitter Thread den man doch "unbedingt" lesen solle. Man sieht dann jeweils noch die ersten paar Antworten, danach ist es auch schon vorbei und man wird aufgefordert einzuloggen, beziehungsweise einen Account zu erstellen. Zum selber testen ohne sich ausloggen zu müssen kann man dies auch mal im Privaten Fenster (Firefox, andere Browser haben es auch, heisst allenfalls Inkognito) ausprobieren.

Von daher sind aus meiner Sicht solche Plattformen alles andere als öffentlich zugänglich und sollten auch so behandelt werden. Davon auszugehen dass wenn etwas auf Twitter veröffentlicht wurde, sei es "öffentlich", also für jeden einsehbar, stimmt so leider nicht. Vor alle dann, wenn man gerne noch ein bisschen mehr Kontext und Reaktionen darum herum einsehen möchte.

Und einfach immer daran denken, dass man bei solchen kommerziellen Plattformen, welche man kostenlos nutzen kann, selber das Produkt ist. Ich persönlich verzichte gerne auf solche Dienste und bin es gewohnt die Sachen welche ich brauche nach Möglichkeit auch selber zu betreiben, sei dies ein Mail- / Webserver und auch einiges anderes, vielleicht in Zukunft auch eine Fediverse Instanz.

Auch bitte ich darum, es nicht Mastodon, sondern Fediverse zu nennen. Denn Mastodon ist nur eines der vielen Software-Projekte welche das ActivityPub Protokoll unterstützen. Eine schöne Übersicht gibt es im Englischsprachigen Wikipedia Artikel zu Fediverse.

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Sollte Twitter tatsächlich demnächst hinter einer Pay­wall verschwinden oder wegen Musks Amok­lauf ganz abgeschaltet werden, hätte das verheerende Folgen: Die relevanteste und wichtigste öffentliche globale Platt­form wäre weg.

Nicht weiter tragisch. Du schreibst im Artikel ja selber

Valable, sympathische Alternativen gibt es – zum Beispiel Masto­don, das als dezentrales Open-Source-System an die Anfänge des Internets erinnert.

Mastodon ist von der prinzipiellen Architektur her (Föderation) um Welten interessanter als ein klassisches Plattformsilo wie Twitter. Deshalb sehe ich beim besten Willen nichts Gutes in einer Lebensverlängerung von Twitter.

Du schreibst in einem anderen Kommentar von Ländern "die keine vergleichbaren Netzwerke, Foren und Tools haben, in denen keine Meinungsfreiheit herrscht, wo soziale Bewegungen unterdrückt werden und demnach nur Twitter als letztes Forum zur Verfügung [hätten]".

Mastodon-Instanzen, die offen sind für alle Menschen (mit Internetzugang) gibts genügend. Für autoritäre Staaten dürfte es deutlich einfacher sein, eine zentralisierte Plattform wie Twitter zu sperren als alle Instanzen eines föderiertes Netzwerkes wie Mastodon. China bspw. hat Twitter bereits seit 2009 hinter ihre Great Firewall verbannt. Profitorientierte Konzerne – auch solche, die nicht in erster Linie ein überwachungskapitalistisches Geschäftsmodell verfolgen – tendieren auch viel eher zur Zusammenarbeit mit autoritären Regimes als Open-Source-Projekte wie Mastodon.

Du schreibst weiter

Ob sich die ganze kritische Masse inklusive nicht-techaffiner Personen inklusive Entscheidungträger:innen aus Politik, Wissenschaft, Non-Profi-Bereich und Wirtschaft zu Mastodon bewegen wird? Ich bezweifle es leider zum jetzigen Zeitpunkt.

Klar bedingt Mastodon eine gewisse Umgewöhnung und hat noch ein paar Ecken und Kanten, doch die dahinterliegende Software wird rasant weiterentwickelt. So ist es bspw. mittlerweile problemlos möglich, sein Profil inkl. aller Followers mit wenigen Klicks auf eine andere Instanz zu zügeln. Der anhaltende Twitter-Exodus dürfte die Entwicklung insb. auch in finanzieller Hinsicht dank wachsendem Spendenvolumen beflügeln.

Du hoffst

auf ein Wunder. Oder auf die EU. Oder dass er sich ein neues Spielzeug kauft und Twitter wieder verkauft und die neuen Käufer:innen eine gemeinwohlorientierte Organisation bilden.

Die EU beteiligt sich bereits seit Frühling 2022 offiziell am Fediverse, die Infrastruktur u.a. für einen behördlichen Mastodon-Gebrauch steht. Wieso sollte sie da Twitter retten?

Dass Twitter gemeinwohlorientiert wird, ist nicht nur unendlich viel unwahrscheinlicher als seine baldige Ablösung, sondern aus soziotechnischer Perspektive auch überhaupt nicht wünschenswert. Dass eine einzelne Entität (Konzern, Milliardär, Stiftung, whatever) die Profile aller Microblogging-Teilnehmer:innen kontrolliert, ist ein organisatorischer Designfehler. Föderation verschafft in dieser Hinsicht den Nutzer:innen ein Mass an Autonomie, dass sie auch bei einem gemeinwohlorientierten Silo (wie etwa dem Messenger Signal) nicht haben.

Kurzum: Es gibt sie ja bereits, die gemeinwohlorientierten Microblogging-Netzwerke. Deren vielversprechendster Vertreter heisst Mastodon. Er muss nur noch gross werden. Was Hoffnung macht: Für einmal spielen die Netzwerk-Effekte für statt gegen uns.

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Ich vermute Twitter ist gestorben. Musk wird das sicher nicht zum zum beinahe Nulltarif verscherbeln.
Aber mein Gedanke geht in Richtung Wikipedia. Wieso könnte nicht eine Platform wie Wikipedia so etwas wie OpenTwitter ins Leben rufen?

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krass, wie jemand einem völlig überschätzten selbstläufer so viel gewicht beimisst und fast verzweifelt, dass dieser verschwinden könnte.
ich habe noch nie (!) twitter verwendet und bin trotzdem bestens über alles wichtige informiert. oder habe ich etwas verpasst , zbsp. donald trumps getwitter nie gelesen zu haben :-)

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Fachperson
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Danke für die punktgenaue Analyse!

Soziale Netzwerke erscheinen uns immer unangreifbar - bis sie implodieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Twitter überlebt. Musk zeigt mit seinen Entscheidungen, dass er ein Soziales Netzwerk nicht führen kann.

Jedes Soziale Netzwerk hat besondere Eigenschaften, wegen derer es sich gegen andere Soziale Netzwerke durchsetzt. Zur "Twitter-DNA" gehört auch, dass jeder selbst entscheiden kann, welchen Personen er zuhört. Diese Eigenschaft wird sicher durch andere Soziale Netzwerke aufgegriffen werden, die vielleicht heute noch nicht existieren. Das löst aber unser Problem nicht.

Es steht schon im Essay:

Was viele Interaktionen und damit viel Aufmerksam­keit erzeugt, erhält maximale Reich­weite.

Einen öffentlichen Marktplatz der Meinungsbildung, der nicht aus Gewinnstreben Öl aufs Feuer der Diskussion giesst, werden wir erst bekommen, wenn wir das Gewinnstreben der Eigentümer Sozialer Netzwerke eingrenzen. In jedem Sozialen Netzwerk gibt es intern funktionierende Vorschläge dazu. Sie scheitern aber regelmässig daran, dass das zügellose Gewinnstreben sich durchsetzt: Empörung = Interaktion = interessierte Nutzer = mehr Werbeeinnahmen.

Die Verantwortlichen verlassen dann das Unternehmen. Zwei Beispiele von Facebook: Alex Stamos und Yael Eisenstat.

Soziale Netzwerke dahin zu bringen, dass sie nicht Öl ins Feuer giessen, ist keine Geheimwissenschaft. Nur harte, datenbasierte Arbeit.

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Ein kurzer Gedanke, der beim Lesen der zum Teil sehr diametralen Kommentaren sich aufdrängt... Ohne Twitter '1.0' wären wir wohl alle nicht hier online in der Republik am schreiben, den ohne gäbe es die Republik schlicht nicht, und wir hätten uns hier nicht alle zusammengefunden und dieses Projekt in diesem Umfang unterstützt.

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Verstehe ich nicht. Ich habe keinen Hinweis dass Twitter bei der Geburt von der Republik Hebamme gespielt hat

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Wer Mastodon ausprobieren will, kann so der Republik dort folgen:

  1. Einen Mastodon Host aussuchen (die Dezentralisierung bedeutet, dass ein beliebiger verwendet werden kann). https://joinmastodon.org/ gibt eine gute Übersicht

  2. Wenn das Profil erstellt wurde, auf Explore/Entdecken(?) klicken

  3. Im Suchfeld https://republik.social/@redaktion eintragen

  4. In den Resultaten Republik Magazin finden

  5. Follow/Folgen klicken

Ein wenig umständlicher als Twitter, aber immernoch in einigen Sekunden am Handy gemacht.
Willkommen und viel Spaß im Feediverse!

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Ein triviales Beispiel, das für mich die Stärke von Twitter hervorbringt (ich bin alles andere als ein Twitter-Experte, ihr dürft mich gerne korrigieren, wenn ich falsch liege, aber folgender Aspekt scheint mir noch wichtig):
Wenn bspw. der Fussballer Granit Xhaka mit Arsenal ein Spiel gemacht hat und ich wissen will, ob er gut gespielt hat, bringt mir Twitter Resultate wie kein anderes Medium. Teile davon schon während dem Spiel - in Echtzeit! Das aus meiner Sicht spezielle:
Ich finde gleichzeitig Tweets von Arsenal Hardcore Fans, von Gegnern, von Bloggern, von Zeitungen, vom Fanclub in Schweden, vom FCB-Fan aus Schwamedingen, (ok, unrealistisches Beispiel) vom Club selbst, von Politikerinnen, von Comedians, von Reportern, Videos von Szenen, und Memes, kurz: ein Sammelsurium unterschielichster Blickwinkel (private, professionelle, kompetente und falsche, pro und contra) ohne jegliche Hierarchie und ohne Aufwand und das alles in Echtzeit.

Dass der treffende Spruch der Nachbarin neben dem offiziellen Statement des Funktionärs steht (und beide auf ihre Sprüche antworten können), macht für mich den Reiz aus. Und dass mit einem Hashtag unterschiedlichste Menschen über ähnliche Erlebnisse berichten und ihre Berichte sichtbar werden können, (Stichwort: #metoo), ist für mich sehr eindrücklich.

Das bietet auf diese Art keine mir bekannte Plattform und bietet riesige und wertvolle Möglichkeiten für diverse Situationen.

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Mastodon ist kein dezentrales geschlossenes System für sich sondern viel mehr Teil eines grösseren Netzweks, welches Landläufig als Fediverse bezeichnet wird. Teil von diesem Netzwerk sind Plattformen, welche eher zum Video oder Fotos teilen geeignet sind und andere, welche für längere Texte gemacht sind. Mastodon ist darin nur eine von mehreren Twitter-ähnlichen Umsetzungen - wenn auch die bekannteste. Aber auch für die bekannte Blog-Software Wordpress gibt es Erweiterungen, damit sie Teil des Fediverse werden können. Im Hintergrund sprechen alle untereinander über das ActivityPub Protokoll. Dieses Netz nur als Twitter-Alternative zu sehen, greift zu kurz.

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System Engineer
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Das war eine der Punkte den ich lange nicht kapiert habe.
Ich hatte verstanden das Mastodon Instanzen zusammenhängen und Peertube Instanzen zusamnmenhängen aber nicht das man von Mastodon etwa auch Peertube Accounts folgen kann.
Letztens hat Tumbler bekannt gegeben, dass sie auch das ActivityPub Protokoll unterstützen werden.
Wäre toll wenn der Trend weiter anhält.

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Falls die Welt wirklich einen unmoderierten, öffentlichen Newswire-Ticker braucht, dann wäre Mastodon als Basis vermutlich genügend und geeigneter.

Das Problem von Twitter was schon lange, dass der indirekte, "gesellschaftliche" Wert bei weitem das Monetarisierungspotential übersteigt. Als öffentliches Medium ist Twitter vermutlich inherent ein schlechtes Geschäft.

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Leserin
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Für welchen Faktenkonsens?

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Den Konsens darüber wer was wann gesagt hat, ein Tweet ist öffentlich und nicht einfach eine flüchtige, sich auflösende Nachricht.

Machen Sie den Test: Legen Sie ein Konto an bei TikTok, Instagram, Facebook, Twitter und wo auch immer an. Verweilen Sie darauf, vernetzen Sie sich. Suchen Sie Beiträge von Leuten. Sie werden feststellen: Nur Twitter bietet aufgrund seiner soziotechnischen Beschaffenheit und seiner enormen Dichte an vielen Entscheidungsträger:innen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft etc. zurzeit genau die Offenheit, die es für den Diskurs braucht, und ein Zitate-Archiv gratis ( oder eben mit unseren Daten bezahlt). Mastodon ist eine gute Alternative, hat aber noch nicht die kritische Grösse.

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Wann kann ich der Republik bei Mastodon folgen? Bei Twitter bin ich gegangen und jetzt kommt bei Twitter noch die Generalamnestie für Hassprediger, Alternative Fakten etc.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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· editiert

Hier - soeben von einer Leserin geschickt bekommen - noch eine Leseempfehlung (MIT) mit ähnlicher These: Twitter’s potential collapse could wipe out vast records of recent human history

Twitter has become integral to civilization today. It’s a place where people document war crimes, discuss key issues, and break and report on news. It's where the US raid that would result in Osama bin Laden's death was first announced. It's where people get updates on Russia's invasion of Ukraine. It's where news of the downing of flight MH17, a Malaysia Airlines plane that was likely shot down by pro-Russia forces in Ukraine in 2014, first surfaced. It is a living, breathing historical document. And there's real concern it could disappear soon.

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Zum Wert von Twitter, eine Anekdote: Ich habe via Twitter von der Republik erfahren. Ohne Twitter wäre ich nicht hier.

(Das will nicht heissen, auf Twitter sei alles super. Aber es wäre doch schade, wenn das Kind mit dem Bade ausgeschüttet würde.)

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Ich habe zur Republik gefunden, weil ich davon in einer Tageszeitung gelesen und am Radio gehört hatte...

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Adrienne Fichter schreibt es ja selbst:

Natürlich ist es nicht so, dass die Beschaffen­heit von Twitter besonders geeignet wäre für sachliche Debatten.

Für sie ist das, wenn ich es richtig verstanden habe, ein eher untergeordnetes Problem. Für mich nicht. Ich glaube, es ist für die Demokratie ganz wesentlich, dass sie geeignete Tools für Debatten hat. Twitter ist das Gegenteil davon und richtet so erheblichen Schaden an.

Das Beispiel mit dem Kristallnacht-Twitterer ist für mich kein Beleg dafür, dass Twitter die Demokratie rettet. Im Gegenteil. Mit solchen Tabubrüchen werden Journalistinnen oder politische Gegner vor sich her getrieben. Sie beschäftigten sich nur noch damit, wer nun wieder was Schlimmes gesagt hat und nehmen sich keine Zeit mehr für wichtigeres. Das lässt sich natürlich hervorragend ausnutzen. Oft geschehen diese Tabubrüche sehr bewusst und kontrolliert, meist hat es keine rechtlichen Konsequenzen. Diese Taktik zielt darauf ab, sinnvolle und konstruktive Dialoge zu verhindern, aus denen echten politischen Fortschritt entstehen könnte. Es ist eine sehr erfolgreiche Taktik. Seit vielen Jahren finden kaum noch fruchtbare Diskussionen in einer produktiven Atmosphäre statt. Das Klima ist völlig vergiftet.

Es ist kein Zufall, dass Leute wie Trump, Musk oder Bukele so Twitter-affin sind. Die wollen nicht diskutieren. Sie nutzen Twitter als Propaganda-Kanal unter Umgehung der klassischen Kanäle. Sie können skandalöse Dinge so schnell durchziehen, dass niemand mehr mitkommt. Ohne Twitter hätte Trump nicht im Minutentakt irre Statements abgeben und damit alle permanent verunsichern können. Er hätte Medienkonferenzen machen müssen. Er hätte sich vorher überlegen müssen, was er sagt und warum. Da wären Leute physisch gekommen, hätten Fragen gestellt. Er hätte sein Amt anders, langsamer und überlegter, ausüben müssen.

Mit der üblichen Zeichenlänge eines Tweets kann ich eine differenzierte Meinung nicht einmal ausformulieren, geschweige denn so begründen, dass sie jemanden überzeugen könnte. Ja, ich weiss, dass man Threads machen oder auf längere Texte verlinken kann. Das ändert aber nichts an der wilden Kakophonie: in zehn Sekunden kann ich zehn unterschiedliche Meinungen lesen. Das ist demokratietechnisch nicht wertvoll, sondern eine Katastrophe. Es führt dazu, dass man auf Meinungsäusserungen generell ablehnend reagiert: Zu viel, zu schnell, zu undifferenziert, zu wirr. Die Bereitschaft, mich mit der Meinung einer fremden Person auseinanderzusetzen, sinkt gegen Null.

Was mich immer wieder verblüfft: zynische, oberflächliche, narzisstische, aggressive oder sonstwie nicht zielführende Tweets kommen auch von Leuten, die sonst – also ausserhalb von Twitter – ganz anders sind. Ich glaube daher, dass Twitter nicht bloss ein Symptom ist. Es fördert dieses Verhalten.

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Sehr gute Analyse, gewürzt mit Wehmut, da die guten "alten" Twitter-Zeiten nun vorbei sind und die Fragmentierung der Gesellschaft weitergeht, die Bubbles stärker werden. Der Twitter-Niedergang ist aus meiner Sicht unvermeidlich und ein weiteres Indiz, wie krank die Welt geworden ist.

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Ingenieur & Salesman
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Danke für den guten Essay, dessen Inhalt ich in weiten Teilen zustimme. Was mich als passionierten User aber beschäftigt, respektive verwirrt, ist die grosse Entrüstung über Musk's Übernahme. Als User habe ich ehrlich gesagt bisher nichts gemerkt -- für mich funktioniert Twitter noch genauso super, wie vorher. Ich bin grundsätzlich zuversichtlich, dass sich die Panik wieder legen wird, und Twitter weiterexistieren wird.

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Realist
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"Als User habe ich ehrlich gesagt bisher nichts gemerkt -- für mich funktioniert Twitter noch genauso super, wie vorher"
Diese optimistische Einschätzung kann ich leider nicht teilen. So erhalte ich in meiner Timeline in letzter Zeit deutlich weniger Infos zum Krieg in der Ukraine. Dies obwohl die Korrespondenten denen ich folge nicht weniger Nachrichten posten. Mein Eindruck ist natürlich kein empirischer Beweis dass die die Algorithmen tatsächlich geändert wurden. Die Möglichkeit besteht aber zweifellos und dass ein Narzist wie Musk nun die entsprechende Macht darüber hat finde ich ziemlich gruselig. Gelinde gesagt.

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Software Engineer
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Naja, die Grundfunktionen von Twitter funktionieren auch (noch) wie gehabt. Aber zum Teil beginnt es bereits zu bröckeln - zum Beispiel war vor ein paar Tagen der Service offline, der sich um Content ID und somit Copyright „kümmerte“. Das hatte zur Folge, dass Accounts ganze Filme (mag mich primär an einen Fast and Furious Teil erinnern) auf Twitter hochgeladen wurden. Das ist aus User-Sicht vlt. egal, aus legaler und Platform-Sicht ziemlich gefährlich.

Zudem sind in meiner Techno-Bubble auch schon sehr viele auf Mastadon gewechselt, jetzt tootet die eine Hälfte meiner Followers und die andere Hälfte tweetet :-)

Zur Musk‘s Übernahme konkret: es gibt mehr als genug Gründe um da Entrüstet zu sein. Von einer operationellen Perspektive gegenüber den Systemen, aber auch von der humanen Perspektive. So wie Musk die bestehenden Engineers behandelt (hat), gehe ich davon aus dass nicht mehr viele lange bei Twitter als Arbeitgeber bleiben (die Fänge der H-1B Visas kommt Musk natürlich gelegen…).
Mehr oder weniger alle technische Personen, denen ich Folge, gehen davon aus, dass Twitter untergeht, mittelfristig. Es bleibt nicht mehr, als abzuwarten :-)

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Danke für den Beitrag. Auch für mich wäre das Verschwinden von Twitter ein Verlust. Ich mag das "Fediverse", technisch, konzeptionell und auch die Unterhaltungen dort sind lustig. Doch stört mich, dass die einzelnen Instanzen einwenig wie Clubs mit den Admins als Türsteher:innen funktionieren. Die Vorstellung, dass ich bei der "richtigen" Instanz sein muss, um relevanten Themen zu folgen, gefällt mir nicht.
"Dezentral" ist nicht immer von Vorteil. Hätte Lust, das zu diskutieren.

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Sie können im Fediverse auch jemandem folgen der nicht in ihrer Instanz ist und mit ihm diskutieren. Das finden von diesen Personen ist etwas schwieriger, aber über Hashtags oder Tipps von Anderen finden sie sicherlich genügend Personen mit denen sie diskutieren wollen.

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Ja, das mache ich auch. Aber das Problem dabei ist, dass ich Accounts vorher kennen muss, sei es persönlich, auf Empfehlung oder von von Twitter, damit ich interessanten Accounts über die Instanz hinweg folgen kann (es gibt Tools, die die Twitter Bios von Profilen, denen ich folge, nach Mastodon-Handles absuchen). Wenn der/die Admin auf meiner Instanz einen Server blockt, dann ist vorbei mit nach Hashtag suchen. Google indexiert Mastodon Trööts (noch) nicht. Wenn ich, z.B. Sie nicht kenne, aber mit Ihnen auf Mastodon diskutieren möchte, finde Sie vielleicht nie (okay, sie sind hier Anonym 4...). Wenn Sie auf einer anderen Instanz sind, kann sehr gut sein, dass ich Ihren Trööt nie zu Gesicht bekomme, auch wenn er noch so klug ist, auch wenn ihn alle auf ihrer Instanz faven.
Das ist das Problem einer Kleinstadt, eines Clubs oder einer Kneipe. Ich muss in die richtige Beiz gehen um die richtigen Leute zu treffen. Das "Netz" - und das ist mein Ideal - soll offen für alle sein und nicht zerfallen in Kleingartenkolonien, und seien sie noch so sympathisch.

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ichfürchte...
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· editiert

Ich verstehe das Problem nicht. In absehbarer Zeit werden sich einzelne wenige relevante Mastodon Server / Server-Verbünde herauskristallisieren (wenn das nicht schon passiert ist). Und wer etwas relevantes publizieren möchte, wird es dort tun, er/sie will ja gehört werden. Dann programmiert sicher irgendwer noch eine Volltext-Suche... Was fehlt dann noch?
Ich werde weiterhin auf eine Teilnahme am Microblogging verzichten, weil ich nichts wichtiges zu sagen habe, das Herausfiltern interessanter Dinge gerne engagierten Journalist_innen überlasse und im Journal der Republik nachlese 🤗

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ichfürchte...
·

P. S. Ich habe den Artikel trotzdem sehr gerne gelesen, denn er fasst eindrücklich zusammen, wie wichtig Twitter geworden ist und warum es einen guten Nachfolger braucht. Danke!

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Vielen Dank! Hoffen wir auf diese Volltextsuche...wir sehen uns "drüben" auf Mastodon.

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Liebe Adrienne, liebe Kommentator:innen hier
Relevanz darf jede:r für sich individuell beurteilen. Für mich sind zB. Skilifte überhaupt nicht relevant ;-) Ich teile aber deine Einschätzung, Adrienne. Wo ich allerdings nicht sicher bin ist, ob Musk Twitter wirklich an die Wand fährt. Es würde mich – bei aller Antipathie für den Geschäftsmann Musk – nicht überraschen, wenn er eine Strategie verfolgt. Ich würde deshalb sehr gerne die Fortsetzung «Inside Elon» lesen, die mir das erklärt ;-)

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Hier gibt es eine gute Einführung ins sogenannten Fediverse: https://fedigov.ch/
Die Website wendet sich an öffentliche Einrichtungen, ist aber auch sehr interessant für alle, die irgendwie mit "Öffentlichkeit" zu tun haben, also z.B. Politiker:innen oder Privatpersonen.
Ergänzung / Edit: Und hier gibt es noch lesenswerte Informationen zum Fediverse im Ratgeber der Digitalen Gesellschaft.

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Ich zitiere hier einen Tröt von George Takei bei Mastodon, der es auf den Punkt bringt:

„Over on Twitter it’s like the Penguin is in charge of Gotham.“

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Danke für den Beitrag! Als Twitter user habe ich mich jetzt einfach für laxe Abstinenz entschieden, kann mir aber gut vorstellen dass das für Euch Journalisten ein bahnbrechender Einschnitt sein wird, wenn Elong die Plattform an die Wand fährt. Zur Diskussion hier drin dass die Birdsite nicht System relevant sein kann, kann ich Euch einfach noch meine 2 Rappen geben. Für mich und Millionen anderer Independent Musiker ist zB. YouTube, Insta, Tiktok und Spotify System relevant geworden. Hier dümpeln wir mit den bekannten Akteuren und Algorithmen vor uns hin und wünschen uns auch schon lange eine gut besuchte dezentrale Lösung (oder mehrere). Bis anhin kennt man diese viel zu wenig, weil ganz einfach niemand mehr auf eine Website klicken wird von der er nie was gehört hat. Und die Konkurrenz sagt ‚das findest Du auf YouTube‘. SM sind derart ein Teil unserer Gesellschaft geworden, dass wir nicht mehr sagen können ‚ich verzichte, es geht auch ohne‘ Ich oder Frau Fichter sind ja auch keine Influencer-die Leute welche unsere Kinder vor 8 Jahren blendeten😆 Wir arbeiten hart daran Content digital zu erstellen. Twitter war grossartig Content zu erforschen. Ich schreibe war, weil momentan mehrere Twitter Bubbles die ich sehr schätzte, entweder wie ich abstinent sind, oder irgendwo hin migrierten☹️ Auf Mastodon habe ich weder die British Bass Music, noch die Game Audio Bubble gefunden-Zeit für einen Winterschlaf.

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Wieso sollte Twitter abschalten?
Ich sehe keine (tatsächlichen) Anzeichen dafür, ausser dass es viele heraufbeschwören.

Blasen können gut sein. Seit Trump auf truth social ist, ist seine Magie verpufft. Die scheint nur mit Widerstand zu wirken.

Falls Twitter doch abschalten würde, es gäbe genug Alternativen. Ev. wäre es besser es gäbe zwei drei davon. Der eine grosse Kommunikationstopf scheint die Gesellschaft eh zu überfordern.

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System Engineer
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Twitter macht 90% seines Umsatzes mit Werbung, die Werbekunden haben aber keine Lust mehr und springen ab.
Dazu kommt noch ein Kredit von 13 Milliarden welcher Musk wegen dem Kauf aufgenommen hat und pro Jahr ca. 1 Milliarde kostet.
Es ist auch sehr viel Personal gegangen (worden) welches für wichtige Teile des Betriebs verantwortlich waren.
Insgesamt sieht das eher weniger rosige Aussichten für das Unternehmen.

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Ich mochte Twitter früher gerne, weil man ohne ein Nutzerkonto schauen konnte was die Leute so erzählen. Ich habe sicherlich verschiedenste Dinge via Twitter entdeckt, und ich schätzte die grosse Bandbreite der jederzeit abrufbaren Meinungen und Reaktionen der verschiedenen Teilnehmer, im Grossen wie im Kleinen. Dies ist seit geraumer Zeit vorbei, man kann noch knapp 2-3 Tweets eines Nutzers lesen, bevor man zur Eröffnung eines Nutzerkontos genötigt wird. Obschon alle Tweets einzeln weiterhin allen zugänglich sind, kann man nicht mehr stöbern wie früher. Insofern ist die Bezahlschranke schon eine Weile da. Der ganze Zirkus um den erfolgreichen Unternehmer aus Südafrika hat mich nun endlich dazu verleitet einen zu mir passenden Server im Fediverse zu suchen. Ich muss sagen ich bin nicht enttäuscht soweit!

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Offenbar bricht Musk in Europa die Twitter-Zelte ab, wie laut Forbes die Financial Times meldet:
Forbes (viele Tracker zum wegklicken): Twitter Reportedly Leaves Brussels—Europe’s Regulatory Hub—Amid Concerns About Musk’s Content Moderation Plans
Financial Times (Paywall): Closure of Twitter Brussels office prompts online safety fears
Edit: FehlendenLink ergänzt.

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Wenn man die Aktivitäten im Fediverse (Mastodon und Freunde) ansieht, ist das auch sehr eurozentrisch. Scheinbar können sich die Europäer eher mit der föderierten Idee anfreunden oder stehen dem Technokapitalismus kritischer gegenüber. Weisst du/irgendjemand, ob es dazu Analysen gibt?

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(durch User zurückgezogen)

Twitter darf, soll nicht sterben. Ja, gut, aber jetzt in der Hand dieses Egomanen welcher anscheinend wie ein Berserker agiert. Wo geht das denn hin, zumal er dann eines schönen Tages noch seine tausende Sateliten erranggen sollte. Das dürfte doch letztlich das Problem sein, bzw. werden. Machtkonzentration- unter diesem Aspekt müsste man doch Systemrelevanz, wenn schon, betrachten.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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· editiert

Das schreib ich ja hier: Dass eine derart wichtige Kommunikations­infrastruktur in die Hände einer einzigen Person geraten konnte und eine solche Macht­konzentration überhaupt möglich wurde, ist das grösste Armuts­zeugnis unserer deregulierten globalen Digital­wirtschaft. Kein Regel­werk, keine Regulierungs­behörde wie die amerikanische FTC konnte diese Übernahme verhindern.

Ich präzisiere: Das "alte Twitter" darf nicht sterben.

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Mastodon, ein offenbar heute überholter Begriff für ein ausgestorbenes Rüsseltier.
Von Twitter zu Mastodon, vom Zwitschern zum Rüsseln?
Möge Nomen nicht Omen sein!
(Der Redaktion ins Ohr geflüstert: Ein ausgezeichneter Artikel, der allerdings meine mehr instinktive als rationale Digitalskepsis noch verstärkt.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Man 'rüsselt' nicht auf Mastodon, man trötet 😀

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