Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!
Danke dass Sie sich dem Thema widmen.
Oft staune ich wie hoch die Anforderungen für neue Mitarbeiter sind. Meist stimmt das Anforderungsprofil nicht mit der später zu leistenden Arbeit überein. Das führt dazu, dass sich die einen eingeschüchtert fühlen (sich dann vielleicht trotz hoher Motivation nicht bewerben) und die anderen am Ende des Bewerbungsverfahrens sich gegen diesen Job entscheiden, da sie ihre Fähigkeiten nicht einsetzen können und sich stattdessen langweilen bei der Arbeit.
Oft sind die Anforderungen die gestellt werden garnicht notwendig für die zu leistende Arbeit. Die meisten aktuellen Mitarbeiter erfüllen die gestellten Anforderungen nicht einmal.
Bis vor zwei Jahren habe ich für zwei Kantone Arbeitslosenkurse für frisch Stellensuchende gegeben. In den ganzen 25 Jahren habe ich sehr viele Erfahrungen mit dem RAV, mit den AWA und der ganzen ALV-Bürokratie gemacht. Ich kann bestätigen, dass die AWA mit ihren Vorgaben und Überwachungen der Kursleitenden ebenso wie der RAV-Mitarbeiterinnen diesen Bullshit explizit fördern. Leider ist in diesen Kursen zur Stellenbewerbung und Standortbestimmung je länger je mehr nicht mehr Coaching und Unterstützung der individuellen Laufbahnplanung gefragt, sondern blosse Abfertigung nach vorgegebenen Mustern.
Als seit vielen Jahren an Persönlichkeitsentwicklung interessierte Person (Ausbilderin von Erwachsenenbildnerinnen und Autorin von Fachbüchern der Erwachsenenbildung) stört mich diese Entwicklung sehr, abgesehen davon, dass hier viele Gelder ans falsche Ort fliessen. Ich bedauere es zutiefst, das Menschen, die frisch auf Stellensuche und häufig völlig orientierungslos sind, nicht diejenige Hilfe zuteil wird, die sie brauchen.
Ich bin Wissenschaftscoach und begleite Menschen in Aus-und Weiterbildung. Zu den genannten verstaubten Bewerbungsprozessen kommt der ins Absurde gewachsene Bildungswettbewerb! Unzählige Abschlüsse, Diplomarten, ein zweiter Master und noch ein EMBA und besser noch ein CAS und aus drei mach ein MAS und so weiter. Alles dies verschärft die Tatsache, dass wir tätige Menschen sind und Tätigkeiten im direkten Zusammenhang mit unserer psychischen Verfassung und unserer Selbstwirksamkeit stehen. Was wir gedenken zu tun müssen, um Geld zu verdienen, und was wir tun sollten, damit es uns gut geht, ist weit auseinander gewachsen. Aus dieser Kluft heraus wachsen all unsere psychischen Probleme. Was wir tun, konstituiert, wer wir sind (Leontjew)! Profit, Prestige und Status machen psychologisch nicht glücklich, aber das passende Leben (Largo) und die richtigen Tätigkeiten können helfen, uns innerlich zu integrieren. Erst dies ermöglicht Entwicklung und Wachstum in unserem Sinne und nicht im Sinne des Systems. Und dann können wir uns erhobenen Hauptes bewerben, ohne uns nach etwas zu richtigen, was befremdet und unterordnet. Eben auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch.
Was tun, wenn mich die Inhalte eines CAS/MAS an sich wirklich interessieren, und/oder sie mir erst die Möglichkeit geben, von einem möglichen Arbeitgeber ernst genommen zu werden? Wie soll ich sonst "beweisen", dass ich mangels dieser Qualifikation für die Arbeit in diesem Feld geeignet/fähig bin? Ich weiss, die Frage zeugt von einem "das System verinnerlicht haben". Leider ist der Papiereffekt hier real.
Ja klar, ich stimme völlig überein! Der Bildungswettbewerb ist an und für sich natürlich etwas Gutes! Ich kritisiere die Anforderungen, mangelnde professionelle Begleitung und der Grad der Formalisierung, der keine inhaltliche Vertiefung ermöglicht und oft nur in reinem Stress endet. Vertiefung mit Inhalt ist der Kern von Bildung, durch den "realen Papiereffekt" und den damit verbundenen Wettbewerb geht die inhaltliche Vertiefung verloren. Und damit die Substanz des Wissens.
Ich finde das Bewerben, 'Werbung für sich machen', 'sich verkaufen' grauenhaft. So unehrlich, falsch. All die Floskeln und Rituale, mit denen so getan wird, als ob es um nichts als Leidenschaft, Begeisterung sowie Exzellenz ginge. Während tunlichst verschleiert wird bzw. auf gar keinen Fall offen gesagt werden darf, um was es doch in recht vielen Fällen eigentlich geht: um Müssen, Profit und gutes Mittelmass. 'Ich brauche halt ein Einkommen, um meinen Lebensunterhalt zu decken. Unsere Gesellschaft verlangt dafür in der Regel (genauer: von allen Menschen, die nicht entweder sehr reich sind oder als arbeitsunfähig gelten), dass man einen Job haben muss. Und darum möchte ich für euch etwas machen, was ich nicht unbedingt grossartig, aber doch zumindest passabel kann, und mich dafür bezahlen lassen. Ihr wollt mit meiner Arbeit Gewinn machen. Das ist OK für mich. Deal?'
Diese Heuchelei geht natürlich über den Bewerbungsprozess hinaus. Es geht auch darum, dass es schon fast als Bringschuld der Arbeitenden geht, ihre Arbeit nicht nur ordentlich zu erledigen, sondern sie gefälligst auch noch zu lieben. Wer seinen/ihren Job nicht liebt, ist demnach selber schuld und es ist nicht etwa Sache der Arbeitgeber, die Jobs möglichst angenehm zu gestalten.
Wie wäre hier mehr Offenheit und Ehrlichkeit und angstfreies Äussern von Kritik möglich? Bin gespannt!
Ein Missverständnis gibt es ja bereits in der Bezeichnung: Arbeitgebende, sind ja wohl eher und wenn alles korrekt abläuft Lohnzahlende, welche die Arbeit(sleistung) von Mitarbeitenden entgegennehmen.
Folglich sind vielmehr die Mitarbeitenden diejenigen, die etwas geben (Arbeitsleistung, Lebenszeit, Ideen) und statt -nehmer, tatsächlich die Arbeitgeber*innen.
Die erwähnten Ängste werden Studierenden in vielen Disziplinen auch regelrecht eingeredet: Es gibt zu wenig Jobs, erst recht keine anständig bezahlten, also nehmt alles an was ihr kriegen könnt, Hauptsache Berufserfahrung. Wenn ich erst mal so ins Berufsleben gestartet bin, mit der Haltung "ich darf keine Ansprüche stellen und muss froh sein, wenn ich überhaupt Arbeit finde", und wenn 'mangelnde Berufserfahrung' mir als riesiger Makel eingeredet wird, über den ich als Bewerberin irgendwie hinwegtäuschen soll, stehen die Chancen gut, dass sich diese Haltung in meiner Laufbahn immer weiter fortsetzt.
Ein Ansatz, der mehr auf Persönlichkeit und Originalität beruht, würde es Berufseinsteigenden erleichtern, sich von Beginn an als Arbeitskräfte zu sehen, die etwas zu bieten haben und ihnen helfen, gar nicht erst die Bittsteller-Falle hineinzutappen. Ich bin sehr gespannt und freue mich auf die Serie.
Weiterer Punkt: Gerade Bewerbungsprozesse verstärken oft den Eindruck, dass "man" gefälligst extrovertiert und gesellig sein müsse und introvertierte Menschen nicht gefragt seien. Als eher introvertierte Person bzw. Einzelgängerin fühle ich mich da abgewertet, unerwünscht, jedenfalls abgeschreckt. Oft steht ja diese verflixte "Teamfähigkeit" sogar unter den Anforderungen, aber selbst wenn das nicht ausdrücklich verlangt wird, traut man sich kaum, sich im Bewerbungsschreiben NICHT als "teamfähig" zu bezeichnen.
Erstens, wie kann jemand wie ich so etwas mitteilen wie: "Ich kann mit anderen Leuten auskommen und zusammenarbeiten, wenn es erforderlich ist. Aber ihr habt mehr von mir, wenn ihr mich meistens alleine meinen Aufgaben nachgehen lasst. Ich bin produktiver (und glücklicher), wenn ich nicht ständig von anderen Leuten umgeben bin und in meinem Rhythmus und auf meine Art mein Ding machen kann."
Zweitens müsste man besser erkennen können, was wirklich dahinter steht, wenn "Teamfähigkeit" im Jobprofil genannt ist: Geht es einfach darum, gelegentlich mit Anderen zusammenarbeiten zu können, ohne einander an die Gurgel zu gehen? Oder muss prinzipiell alles im Team erledigt werden, auch dann, wenn die Aufgabe an sich dies nicht erfordert und Einzelarbeit für viele besser passen würde? Oder, noch schlimmer: Wird bei der Firma so Teambildungs-Bullsh!t um der Teambildung willen betrieben? Oder erwartet, dass man mit den Arbeitskolleg:innen auch befreundet sein muss?
Als ehemalige Langzeitarbeitslose, die der Aussteuerung knapp entkommen ist, stimme ich diesem Artikel zu 100% zu. Die Stellensuche (die mir auch wieder droht, da ich nur eine befristete Stelle gefunden habe) kann äusserst belastend sein; Arbeitslosigkeit sowieso. Ich empfand es häufig als unmenschliches Theaterspielen, bei dem am Ende beide Seiten irgendwie unzufrieden sind, obwohl sie vermeintlich alles richtig gemacht hatten.
Eine meiner Strategien war z. B., dass ich irgendwann im CV erwähnte, dass ich keine Kinder will, da die Frage nach der Familienplanung immer im Raum lag. Kaum hatte ich meinen CV damit ergänzt, wurde ich etwas häufiger an Gespräche eingeladen. Vielleicht war das Zufall, vielleicht nicht - jedenfalls: Neue Bewerbungsprozesse sind dringend nötig. Ich bin überzeugt, dass alle Beteiligten davon profitieren werden.
Eigentlich müsste man ja schreiben: Ich könnte mir vorstellen, bei Ihnen zu arbeiten, sofern die Chemie stimmt.
Ich wünsche allen das sie einmal das Glück haben einen gesuchten Job wie Informatiker zu haben.
Die Leute werden da so dringend gesucht, dass die Erfahrung eine ganz andere ist.
Da geht es eher in die Richtung, dass sich die Firmen verkaufen müssen damit sie überhaupt noch Bewerber finden.
Das Thema ist so wichtig und eine Sensibilisierung auf beiden Seiten dringend notwendig!
Entledigen Sie sich des Problems auf souveräne Art: Machen Sie sich selbstständig. Das macht meistens mehr Freude und Sie müssen sich nicht überlegen, was andere von Ihnen erwarten.
„...warum Sie ab jetzt nie mehr «Bewerbungsbrief Muster» googeln sollten...“ - ich unterstelle dem Autor vorab, dass die Serie über die seichten Erstlingstipps hinausreichen wird; die Ansage liest sich verheissungsvoll.
Aber solange man als Arbeitgeberin nach einem Erstgespräch von Kandidierenden immer mal wieder hört, so einen Dialog hätten sie jetzt noch nie erlebt, solange werden Stellensuchende vielleicht nach Sicherheit googeln, statt sich den authentischen Auftritt zuzutrauen.
Ja, Angst ausrotten: Wie macht das? Bin gespannt auf die Ansätze!
Hihi, Sie unterstellen ihm das zu Recht (wobei hoffentlich auch viele Leserinnen schon von den Einsteigertipps profitieren können). Der Autor hatte als Erstes eine Analyse zum Reformbedarf beim RAV geplant - wir haben die Reihenfolge gedreht, weil wir einen sehr konkreten Einstieg und bodennahen Einstieg gut fanden.
Bewerben heutzutage ist in der Regel Spiessrutenlaufen. Vor allem für Jugendliche, falls sie beim Verhalten keine Topnoten haben. Was will man da ehrlicherweise schreiben?
Auf Bewerbungen dann oft keine Antwort. Begründung eines Patrons, den ich mal erbost anrief: wir werden überschwemmt mit Briefen von RAV-Kunden (Und das RAV bietet den meisten kein vernünftiges Feedback auf CV/Motivationsschreiben, da werden nur die Strichli der abgeschickten Bewerbungen gezählt.) Für Eltern mit genügend Bildungsrucksack und Energie wird die Lehrstellensuche zur Chefsache, oft monatelang. Viele andere bleiben auf der Strecke, müssen auf die Wunschstelle verzichten, oder eine Übergangslösung suchen (10. Schuljahr, etc). Im Kt ZH sind das jährlich 400-500 Jugendliche. Theoretisch sollte das Bewerben in der Sek unterrichtet werden, aber dieQualität ist sehr unterschiedlich.
Vom Bewerben als Ü50, die etwas ganz Anderes machen wollte als die letzten 20 Jahre will ich gar nicht reden. Grundsätzlich brauchts für jede Kompetenz ein Papier. Will man ein branchenfremdes Papierli, müsste man erst einen Job in der neuen Branche finden, den man aber nur mit dem Papierli bekommt. Fazit: Quereinsteiger und Generalisten sind heute kaum noch gefragt. Da nützt alles Authentischsein und das schönste CV nichts.
End of the story: Ich hab mit viel Glück und zig Bewerbungen, die sich über viele Jahre hinzogen, einen neuen spannenden Job gefunden. Und kann Vielen beim Bewerben helfen.
Ich kann nur dringend davon abraten, in einem Bewerbungsschreiben für einen Job in einem grossen, international tätigen, nicht-schweizerischen Unternehmen (Banken und Versicherungen ausgenommen) irgendwelche Angaben betreffend Charge in der Armee zu machen. Mir wurde anlässlich eines Bewerbungsgesprächs einmal klipp und klar bedeutet, dass das Unternehmen aktiv Militärdienstleistende prinzipiell nicht einstelle. Begründung : 1) Militärisch bedingte Abwesenheiten könne und wolle sich der Betrieb nicht leisten. 2) Militärische Führungserfahrung, ganz gleich auf welcher Stufe, sei nicht gefragt, Auslanderfahrung - und die dabei erworbenen, soliden Fremdsprachkenntnisse - hingegen sehr wohl. ... Fazit : Die militärische Karriere tunlichst verschweigen und stattdessen die fünf Jahre Berufspraxis in Marseille, Chicago und Singapur gebührend herausstreichen ...
Was mir bei der Stellensuche nach dem Studium aufgefallen ist, ist dass sehr viele Firmen nach langer Zeit zunächst mal vertrösten um dann einige Monate später eine Absage zu schicken. Wenn man fragt was ausschlaggebend für die Absage war, wird "um den heissen Brei herum" geredet. Ebenfalls habe ich den Eindruck dass sich Firmen in der Ostschweiz schneller meldeten als Firmen westlich von Zürich. Dazu kommt gefühlt dass eine schlechte Website mit unrealistischen Erwartungen einhergeht.
Was auch auffällt ist, dass wenn man mal in einer Branche tätig war vor dem Studium, man nach dem Studium ausserhalb dieser Branche kaum eine Chance kriegt obwohl man im Studium bewusst andere Wege eingeschlagen hat (Industrie/Technik bezogen).
Sich bewerben um eine Stelle zum Arbeiten wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr zum sich Verkaufen. Viele Personalverantwortliche sind überfordert damit, zu unterscheiden zwischen wirklichen Qualitäten des Bewerbers, der Bewerberin und aufgeblasenen Kompetenzen. Wer sich am besten plustert, wird eingestellt. Denn auf dem Plustern beruht ein Grossteil der Wirtschaft. Die Sinnhaftigkeit ist verloren gegangen, wichtig ist das verbalisierte Wachstum, das Potenzial in Sachen Verkauf und ebenso das scheinbare Potenzial des Bewerbers, der Bewerberin. Marketing überall und dauernd. Macht aber das Klima kaputt.
Es ist wohl ein schmaler Grat: Wie viel Ehrlichkeit ist sinnvoll? Respektive: Wie ehrlich will ich sein? Was der Frage gleichkommt: Wie risikofreudig (und vielleicht auch anpassungsfähig) bin ich?
Beide Texte, sehr erhellend und süffig und motivierend geschrieben, vielen Dank.
Danke für diese Zeilen, das tut gut. Ich arbeite im Personalbereich und die Briefe sind tatsächlich, sofern für die Stelle relevant, nur noch gut, um zu beurteilen, ob die Person die Grammatikkorrekturen von Word beherrscht oder nicht.
Ausgefallene Briefe lesen sich sicher besser, bzw. heben einen von der Masse ab. Viel wichtiger erachte ich jedoch heute klar einen guten CV, auch hier kann man Standart oder ausgefallen wählen. Wenn ich auf eine Stelle 100 Bewerbungen erhalte, istvein Anschreiben meist eh nicht das Erstgelesene, sondern klar der CV.
Freue mich schin auf den Teil zu den Stelkenauschreibungen...da haben wir auch schon Verschiedenes getestet, aktuell wieder eher sehr klassisch unterwegs...
Was mir hier noch fehlt, ist das Berücksichtigen vom AG, ob das Team menschlich passt.
Würde darauf eingegangen, wer wen wie ergänzt, könnte einiges an Kosten gespart werden.
Ansonsten brennt mir das Thema unter den Nägeln, seit ich vor einigen Jahren aufgehört habe, diese „do‘s“ & „don‘ts“ zu befolgen und anstatt dessen mich selber in die Bewerbungen einbringe.
Das kommt sehr auf die Branche an. Im Bereich der agilen Softwareentwicklung muss man sich im Moment kaum bewerben. Headhunter jagen einem mit Anfragen über linkedin. Die Firmen bewerben sich bei Entwicklern. Zudem sind bei agilen Firmen die Gespräche ganz anders. Vielleicht mal mit dem HR einer agilen Firma reden.
Republik AG
Sihlhallenstrasse 1
8004 Zürich
Schweiz