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Vielen Dank für diese wichtigen Gedanken. Es gibt ja eigentlich einen populären Slogan und Song der ArbeiterInnenbewegung, der diesen Ansatz auf den Punkt bringt bzw. zumindest in diese Richtung interpretiert werden kann: "Brot und Rosen".
In diesem Zusammenhang ist auch das " Manifest des Feminismus für die 99%" sehr zu empfehlen: https://www.matthes-seitz-berlin.de…ie-99.html.
Allgemein muss eine rotgrünbunte Politik im 21. Jahrhundert meines Erachtens um das zentrale Konzept des "TO CARE" aufgebaut werden - Aufwertung der Pflege und Sorge im weitesten Sinn, auch gewerkschaftlich, und mit einer entsprechenden Ethik des Sich-Kümmerns.

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Ja, das ist sie, die Überwindung der Gartenhag-Politik, die ich bisher immer vermisst habe.

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Die zielstrebige (lose) politische Vernetzung von Zivilgesellschaft (klimastreik.ch, NGO’s,
xy for future) und Politik (Parteien u.a.) könnte auch in der Schweiz massgeblich zu einer ganzheitlichen Sicht und „inkludierenden“ Lösung der anstehenden gesellschaftlichen Probleme - insbes. Klimaerwärmung und Digitalisierung - beitragen. Und ihre Stärke wäre es, dass sie sich gleichzeitig sowohl in politischen, gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Kontexten verbreiten könnte - dies im lokalen, regionalen, nationalen als auch internationalen Rahmen. Auf der Grundlage der UN-Agenda2030 (17 Nachhaltigkeitsziele] sowie der UN-Menschenrechtscharta als Wertekompass und als Handlungsorientierung könnten über eine gemeinsame solidarische Nachhaltigkeitspolitik und -agenda nachgedacht und in der Schweiz mit politische Mehrheiten die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen erreicht werden.

An die SP und Grünen gerichtet: Warum zieht ihr bspweise. im Bundesparament nicht die Bildung einer gemeinsamen Fraktion in Erwägung und setzt damit ein politisches Zeichen?

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Bruno Bucher
Trotzdem funktioniere ich.
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Das wäre zumindest wahltaktisch unklug.

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@ Bruno Bucher: Warum „wahltaktisch unklug“? Vor dem Hintergrund der mehrheitsfähigen und kommunizierbaren Plattform der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, die für die Schweizer (Regierung)spolitik verbindlich sind (!), könnten SP und Grüne ihre Politik gerade als nicht dem „Gärtchendenken“ verhaftet kommunizieren. Und die Grünen könnten damit den Rahmen bzw. die Agenda setzen beim angekündigten parteienübergreifenden „Klimagipfel“.

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Mitdenker
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Na gut, dann müssen wir mal grundsätzlich beim Sprachgebrauch und der Vereinnahmung von Begriffen anfangen. Liberal war vor langer Zeit mal fortschrittlich und für das Allgemeinwohl, heute steht es (neoliberal) für "wer hat, dem wird gegeben". Die Nazis tragen den Sozialist im Namen und je sektiererischer und menschenverachtender eine Kirche, umso rabiater reklamiert sie für sich die christlichen Werte.
Also müssen wir nun zu jedem Begriff eine ellenlange Erklärung hinzufügen, wie er gemeint sei und wie sich diese Auslegung von der Gegenseite abgrenzt, die denselben Begriff auch verwendet? Die Trumpwähler zeichnen sich ja genau dadurch aus, dass sie, wie ihr Obertroll, alle Werte ins Lächerliche ziehen (SVP-"links und nett"-Verunglimpfung"), umkehren, als fake bezeichnen und dann, wenn es ihnen wieder mal dienlich erscheint, doch wieder als die ureigenen reklamieren.
Selbermitdenken ist halt schon immer auch noch gefordert!
Dazu noch ein brandaktuelles Beispiel:
Die Kampagne gegen die Initiative für gemeinnützige und bezahlbare Wohnungen. Ich nehme an, man hat die Scheissplakate schon wahrgenommen, wo man uns weismachen will, die Initiative würde das Gegenteil bewirken.(?)
Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Masse der Nichtmitdenker einmal mehr gegen ihre eigensten Interessen stimmte.

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Besten Dank, lieber Herr S. «Selbermitdenken ist halt schon immer auch noch gefordert!» – das ist ein wunderbarer Satz! Und vielleicht die kürzest mögliche Geschichte der Aufklärung.

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dazu passt doch wunderbar „...dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht.“ (Weder Kant noch Hegel: Präambel Bundesverfassung).

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Hervorragender Essay mit entsprechender Illustration! Herzlichen Dank dafür. Soll noch einer sagen, die Republik brauche kein Feuilleton! So wie der Text für ein Zusammengehen von Rot-Grün-Bunt wirbt, was in Anbetracht der anstehenden Herausforderungen essentiell ist, finde ich den Essay selber ein Meisterwerk konstruktiv zusammengedachter 'Gegensätze' unter dem Obertitel Gerechtigkeit.
Eine Verkürzung kann ich nicht erkennen: sowohl Mobilität wie Ernährung, Globalisierung, Frieden, technologischer Wandel, aber auch wirtschaftliche Transformation sind mitgefasst. Oder ist etwas davon nicht (auch) eine soziale Frage oder vom Klimawandel nicht betroffen? Hat Frieden nicht auch mit Zugehörigkeit einzelner zur Gemeinschaft zu tun, im Kleinen, Nationalen wie im Grossen international? Wie sollte Frieden ohne Gerechtigkeit gehen?
Gerade über dieses (oft wahltaktisch motivierte, immer konkurrenzorientierte) Gegeneinander-Ausspielen unterschiedlicher Begriffe, Positionen, Definitionen müssten wir vielleicht langsam hinauswachsen, wenn ein konstruktives Zusammengehen statt gegenseitiges Blockieren möglich werden soll. Was die menschliche Produktionskraft anbelangt, könnten wir ebenfalls zumindest gedanklich einen Schritt wagen von der Vor- zur Fürsorge, weg von der Ausbeutung, die immer nur mehr will, hin zur respektvollen Nutzung und Pflege dessen, was wir haben: alle gemeinsam eine begrenzte Welt und jede*r Einzelne ein Leben. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

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Herzlichen Dank, liebe Frau J.! Sehr schön finde ich, dass Sie noch einmal den Gedanken der Ausbeutung auf den menschlichen Umgang mit der Natur anwenden. Denn das war lange Zeit der vielleicht am häufigsten vergessene Faktor in Kapitalismus-Debatten, auf Seiten der Kritiker_innen ebenso wie bei den Apologeten. Im Gegensatz zum Menschen nämlich protestiert die Natur nicht – so jedenfalls die Illusion, der man sich offenbar jahrzehntelang hingegeben hat. Dass das alles natürlich dennoch drastische Folgen hat und von dem – wenn man so will grössten aller Objekte der Ausbeutung – im metaphorischen Sinne sehr wohl eine «Reaktion» kommt, das zeigt sich nun immer beklemmender.

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zu Birgit J. (Merci!): „Was wir haben: alle gemeinsam eine begrenzte Welt und jede*r Einzelne ein Leben.“

„Ein Leben“ — Im Umgang mit der Natur muss das Natursein und die Endlichkeit von uns Menschen wieder in das Blickfeld geraten: „Es stellt sich die Aufgabe, die Natur, die wir selbst sind, d.h. unser Leibsein, mit unserem Selbstbewusstsein zu integrieren [statt abzuspalten]. Wir müssen anerkennen, dass wir im Durchzug der natürlicher Medien leben. Erde, Wasser, Luft ziehen durch uns hindurch“ (Gernot Böhme, 1995).

Statt Abwehr und Verdrängung, das Gebrechen des Subjekts und seines Souveränitätsanspruchs anerkennen: Unsere Subjektfähigkeit ist an eine sich bewusstlos vollziehende, singulär gegebene und unverfügbare Leiblichkeit gebunden. Wir sollten darauf achten, zu dieser ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen. Die Aufklärung findet zu sich. „Einst ist alles Leib“ (Novalis).

Ain‘t got no - I got live (Nina Simon)

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kritischer zukunftsorientierter Bürger
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Die Verkürzung relevanter Themen auf soziale Fragen, Identität und Klima ist mE nicht angemessen. Es gibt weitere Themen wie Mobilität, Ernährung, Globalisierung, globale Politik, Frieden und technologischer Wandel, die für die Zukunft mindestens so wichtig sind. Ich stehe ein für eine Politik, die nicht mit 1 bis 3 Themen verkürzt und vergangenheitsbezogen auftritt. Dies ist leider bei der traditionellen Linken und auch in diesem Artikel der Fall.

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Lieber Herr M., haben Sie vielen Dank. Während ich meine Antwort an Sie tippte, kamen bereits weitere Beiträge. Vielleicht dennoch kurz: Ich sehe gar keinen grundsätzlichen Widerspruch – selbstverständlich gibt es viel mehr Themen, als dieser Artikel behandeln kann. Die drei Hauptbereiche des Textes beziehen sich auch auf aktuelle Ausrichtungsdebatten, nicht auf eine Liste politischer Ressorts. Oder anders: es sind Themencluster, keine Einzelfragen. Und sie stehen in enger Verbindung zu «Ihren» Themen, im Gegenteil. Mobilität und Ernährung zum Beispiel sind ja heute ganz massgeblich ökologische Fragen, die Digitalisierung ist aufs Engste mit sozial- und klimapolitischen Fragen verknüpft. Dass ich für eine globale, zukunftsorientierte Perspektive werbe, können Sie, denke ich, dem Artikel unschwer entnehmen. Dies und die Skepsis gegenüber Verkürzungen haben wir also schon mal gemeinsam.

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kritischer zukunftsorientierter Bürger
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lieber Herr Graf, ich denke auch, dass wir Vieles gemeinsam haben und bin überzeugt, dass Sie persönlich eine globale Zukunftsorientierung vertreten. Bei den ExponentInnen der Schweizer Sozialdemokratie bin ich mir weniger sicher. Klar sind alle zusätzlichen Themen, die ich erwähnt habe, mit sozial- und klimapolitischen Fragen verknüpft, aber sie lassen sich nicht darauf zurückführen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: In den 1970er Jahren haben einige Gruppierungen der Neuen Linken, zB die POCH, die Diskriminierung der Frauen als Nebenwiderspruch des Klassenkampfes bezeichnet, bis sie dann diese blöde Reduktion nicht mehr öffentlich machten (aber bis zu ihrem Ende daran glaubten), weil die Frauenbewegung eben nicht auf den Gegensatz von Kapitalisten und Arbeiterklasse reduziert werden kann, und das war den meisten politisch reflektierte Menschen auch damals völlig klar. Generell meine ich, dass es gefährlich ist, überlappende Themen auf eines dieser Themen zu reduzieren. So hat zB Biodiversität sicher in Zukunft immer mehr mit Klima zu tun, wenn wir nichts ändern, aber die Besiedelung, die Landwirtschaft, die Brandrodungen etc. sind nicht Folgen, sondern ua auch Ursachen des Klimawandels, aber eben auch Probleme sui generis. WWF, Greenpeace etc haben schon für wichtige Anliegen gekämpft, als CO2 und Klima noch überhaupt keine Thema war. Und auch wenn nur noch Elektroautos mit Sonnenenergie-geladenen Batterien auf den Strassen wären, hätten wir keinen Platz für Velos... etc... Wir sollten den Mut haben, die Vielfalt und Komplexität der Zukunftsprobleme wahrzunehmen und aufzuzeigen. Die Lösungen kommen nicht nur von Links.

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Hallo Pit, lieber Herr Graf
Frage: Wie seht Ihr denn die Frage der Gerechtigkeit in Bezug auf die Bodenpolitik? Meine Meinung ist, dass einE LandwirtIn, die den Boden bebaut und pflegt schon Rechte an diesem Boden haben muss, mindestens solange sie oder er den Boden bewirtschaftet. Aber wieso fast jeder Quadratmeter Land jemandem gehört, ewig weitervererbt wird und teils nur noch Firmen und Staaten wie China sich den Kauf leisten können, das geht mir nicht so richtig in den Kopf.
Abgesehen von der Zweitwohnungfrage und der Lex Furgler, die bei uns den Markt etwas einschränkt, habe ich schon lange nichts mehr zum Bodenrecht gehört.
Spannend wäre wenn die GLP hier mal ein soziales Thema aufgreifen könnte. (Meine eigene Partei die AL Zürich ist dafür wohl noch zu klein ;-)
LG Richi

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Mitdenker
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Sie widersprechen dem Grundanliegen dermassen, dass ich mich frage, ob Sie verstanden haben. Kein vernünftiger Sozialdemokrat meint, man könne linke Politik auf "ein bis drei Themen" verkürzen. Wenn es jedoch nicht gelingt, den einfachen Bürgern wieder verständlich zu machen, was linke Politik im Kern meint und auf die rechtspopulistischen Versimplifizierungen einfache, allgemeinverständliche Gegenpositionen zu finden, dann wird der Zerfall der Sozialdemokratie weiter fortschreiten.
GERECHTIGKEIT als gemeinsamen Nenner sozialdemokratischer Politik zu deklarieren macht Sinn.

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kritischer zukunftsorientierter Bürger
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@T. S.: ja, wir verstehen uns nicht besonders gut. Ich ahne zwar zu wissen, was Sie unter GERECHTIGKEIT verstehen, aber auch wenn sie das mit Grossbuchstaben unterstreichen, heisst es noch lange nicht, dass der Inhalt klar ist. Alle Parteien deklarieren ihre Politik als gerecht. Wenn aber die Sozialdemokratie unter Gerechtigkeit primär verstärkte Umverteilung versteht (wie zB Mattea M., die SP-CH Ko-Präsidentin werden will), ist das eindimensional, nicht mehrheitsfähig, und definitiv keine Lösung für die dringenden Probleme des 21. Jahrhunderts.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Eine gute Analyse. Der im politischen Umfeld benutzte Begriff "Grün" ist so plakativ wie "Schäfchen oder Würmer", wenn auch was gutes dahinter steht. "Grün" wählen ist weniger komplex als "Sozial" wählen. Da muss ja auch Verantwortung übernommen werden. Wer dann noch Angst hat sein Konsumdenken überprüfen zu müssen wählt "Grün-Liberal".
Das der Artikel beim Begriff "Gerechtigkeit" mündet, gefällt mir, aber das hat mit meiner Auslegung des Begriffs zu tun. Vielleicht braucht es dazu auch Begriffe wie: Verantwortung übernehmen, Achtsamkeit, Sozialkompetenz und eine kritische Auseinandersetzung mit eigenem Verhalten.

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Eine Sozialpolitik, welche die Klima-und Umweltpolitik nicht berücksichtigt, ist zum Scheitern verurteilt. Was nützt die beste Sozialpolitik, wenn die Umwelt kaputt geht und unser Planet unbewohnbar wird. Das umgekehrte gilt aber auch, eine Klima- und Umweltpolitik ohne eine gute Sozialpolitik ist nicht mehrheitsfähig und kann höchstens in einer Diktatur funktionieren. In Zeiten der Globalisierung darf sich eine Sozialpolitik nicht nur auf das eigene Land beschränken. Auch international muss sich gegenseitig geholfen werden, damit auch die Bevölkerung in den heutigen Entwicklungsländern ein anständiges Leben führen kann.
Das gleiche gilt bei der Identitätspolitik: ohne dass die Klassenfrage (nicht nur national sondern auch international) berücksichtigt wird, ist zum Scheitern verurteilt und umgekehrt ebenso.
Kurz gesagt: Das Eine tun und das andere nicht lassen.

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Diese Spaltung sehe ich in der Schweiz überhaupt nicht. Levrat hat sich glaubwürdig über den grünen Sieg gefreut. Nur kommen Linke dennoch nicht über die 30% Wähleranteil in der Schweiz. Ich sehe auch hier keine Konzepte für eine Verbesserung der Welt. Die europäische Nabelschau geht weiter. Das Problem mit so Texten ist das gleiche wie mit der kirchlichen Predigt: jeder findet selber er/sie sei der Gerechteste. Keine Rechte Partei ist gegen Gerechtigkeit. SVPler finden es einfach saumässig ungerecht dass Ausländer einfach so kommen können, und von unserem Reichtum profitieren. Ich teile dieses Weltbild nicht, profitieren wir doch vom Westen welcher mit Waffen, Zöllen und Grosskonzernen die Heimatländer der Migranten zur Hölle machen. Aber es ist nicht das Schlagwort der Gerechtigkeit welches mich vom Rechten trennt. Ich befürworte Diebstahl von Technologie, wenn es Arme Leute reich macht. Denn die Technologie “gehört“ einer Gruppe Menschen, die schon genug oder zu viel hat. Das ist für mich links. Investitionen in Infrastruktur welche Wirtschaftswachstum für die Ärmsten Länder möglich macht, oder auch für Osteuropa, das ist links. Dafür sollte man auch mit den Feinden der USA zusammenspannen, denn die USA sind mit ihren endlosen Kriegen das Gegenteil von dem wofür ich kämpfe. Manche Linke in den USA sehen das auch so. Mit denen kann man gerne kooperieren.

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Jakob Surber
Show me the data.
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Leider ein weiterer Artikel in der Republik, in dem linke Identitätspolitik verteidigt wird und Einwände dagegen durch Strohmänner ersetzt werden.
Es wird die These in den Raum Gestellt, dass die Identität gegen die Soziale Frage ausgespielt wird. Stattdessen solle sich die Linke lieber auf das und konzentrieren. Das klingt zwar schön, kann aber leider nicht kaschieren, dass Identitätspolitik (egal ob links oder rechts) oft im krassen Gegensatz zu sozialen Grundwerten und -man sollte meinen- linker Politik steht.

Die Republik hat zu dieser Debatte (wie im Artikel verlinkt) mehrfach Stellung bezogen. Doch beim wiederlesen der Artikel fällt auf, dass während Fukuyama (berechtigterweise) hinterfragt wird, ist die Verteidigung der Identitätspolitik (von Villa & Geier) ein Essay, dass sich keinerlei kritischen Befragung stellen muss. Ernsthafte Kritik von political correctness und Identitätspolitik gäbe es scheinbar nicht («Kritik? In Wirklichkeit bloss ein Abwehrreflex») und auch die Republik schreibt nur von einem bashing. Tatsächliche Problematiken werden umschifft. Identitätspolitik wirft nämlich eine ganze reihe Probleme auf.

Dazu die Definition aus wikipedia:
Der Begriff Identitätspolitik (englisch identity politics) ist eine Zuschreibung für politisches Handeln, bei dem Bedürfnisse einer jeweils spezifischen Gruppe von Menschen im Mittelpunkt stehen. Angestrebt werden höhere Anerkennung der jeweiligen Gruppe, die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Position und die Stärkung ihres Einflusses. Um die Mitglieder einer solchen Gruppe zu identifizieren, werden kulturelle, ethnische, soziale oder sexuelle Merkmale verwendet. Menschen, die diese Eigenschaften haben, werden zu der Gruppe gezählt und häufig als homogen betrachtet. Menschen, denen diese Eigenschaften fehlen, werden ausgeschlossen.

Abgesehen von ein paar Ewiggestrigen sind sich die meisten westlichen Gesellschaften einig, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale Sonderrechte (oder weniger Reche) zu geben, eine ziemlich schlechte Idee ist. Doch unter dem Deckmantel linker Identitätspolitik soll genau dies plötzlich wieder salonfähig werden.
Wenn der Unterschied zwischen links und rechts nur noch die Wahl der Ingroup (Bürger, Schweizer, bzw. Frauen, Schwule Transmenschen, etc.) und das Feindbild (Ausländer, Muslime, etc. bzw. der alte weisse heterosexuelle christliche Mann) ist, wird das Ganze zu einer traurigen Farce. Und ja – auch wenn der «weisse Mann» nur als eine abstrakte Idee «gemeint» ist.

Der Linken wird vorgeworfen «ohne not eine Konkurrenz- oder gar Ausschlusslogik zwischen ihren Anliegen zu konstruieren» ohne zu erkennen, dass genau linke Identitätspolitik zu dieser Ausschlusslogik führt, da sie die Menschen in homogene Opfer- und Tätergruppen einteilt. (Was neben dem Sex- & Rassismus auch noch ziemlich anti-emanzipatorisch ist.)

Beispiel Gefällig?
Bei linken Debatten über -sagen wir mal häusliche oder auch sexuelle- Gewalt ist die Einteilung in (weibliche) Opfer und (männliche) Täter klar gegeben. (Beim Wort Täter wird dabei notabene kein Gendersternchen, egal in welcher Ausführung, benutzt. Ebenfalls wird normalerweise von Tätern -nicht wie die Unschuldsvermutung gebieten würde Beschuldigten- gesprochen.)
Dass Frauen in Beziehungen ähnlich gewalttätig sind wie Männer , oder dass Männer ähnlich oft Opfer sexueller Gewalt werden wie Frauen (gleiches aus Deutschland), wird dabei gerne ausgeblendet. Schliesslich geht es in der Identitätspolitik darum die Bedürfnisse der eigenen Gruppeüber die der Anderen zu stellen. Es wäre ja problematisch, wenn Männerverbänden ein Teil des Geldes zugesprochen würde, der heute ausschliesslich an Frauenverbände fliesst oder wenn eine Rechtliche Benachteiligung von Männern gleich viel staatliche Aufmerksamkeit bekäme, wie eine Frau die sich komisch angeschaut fühlt.

Doch die rechtliche Gleichstellung von Männern wird lieber als «Pfand» vorenthalten, bis tatsächliche und imaginäre Benachteiligungen von Frauen verschwunden sind. (Das Umgekehrte, Bsp. Frauen irgendwelche Rechte zu entziehen bis der Frauenanteil in den Gefängnissen 50% (statt 7%) beträgt, würde wohl jeder vernünftige Mensch als Sexismus erkennen.) Doch in der Logik der Identitätspolitik wird die Gleichberechtigung lieber dem empfundenen Unrecht der richtigen Gruppe untergeordnet.

Ja zuhören würde sich lohnen. Wer spricht ist tatsächlich essenziell.
Doch sind es gerade identitätspolitische Linke die heute aktiv daran beteiligt sind, ungeliebte Meinungen auszuschliessen.
Unbeliebte Debatte? > Feueralarm ziehen
Kongress über Familienkonflikte, bei der nicht «patriarchale Gewalt» im Zentrum steht? > in Misskredit bringen
Ein Film einer ehemaligen Feministin, der Feminismus kritisiert? > besser die öffentlichen Screenings sabotieren

Ja Diversität ist gut. Aber wenn Diversität bedeutet genau 50% der Artikel müssen von Frauen geschrieben werden, statt Autor*innen anzustellen die etwas ausserhalb der linken Republik-Filterblase schreiben würden, dann bekommt Diversität plötzlich ziemlich hässliche Untertöne

Keine Identitätspolitik steht für eine allgemeine Gerechtigkeit. Identitätspolitik (egal ob links oder rechts) steht immer für die Partikularinteressen einer bestimmten Gruppe.

Dass "Links" für Gerechtigkeit steht, daran habe ich früher auch geglaubt. Doch wenn unter dem Deckmantel linker Identitätspolitik manche Tiere eben gerechter sind als andere, ist der Unterschied zur "Rechten" nur noch marginal.

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Lieber Herr Surber, besten Dank. Wir haben ja schon öfter im Forum über einige der Fragen diskutiert, die Sie hier ansprechen, was ich immer als anregenden Austausch empfand, obwohl (oder vielleicht gerade weil) unsere Positionen immer recht unterschiedlich waren. In diesem Fall scheint mir ein etwas grundsätzlicheres Problem darin zu liegen, dass Sie das Verständnis von linker Identitätspolitik, das diesem und den anderen genannten Texten zugrunde liegt, einfach durch ihre eigene Theorie ersetzen und behaupten, es gehe dabei um das egoistische Einfordern von Sonderrechten. Das aber wird in den genannten Texten gerade nicht gefordert, im Gegenteil: es wird zurückgewiesen. Und emanzipatorische Identitätspolitik so definiert, dass es darum geht, die Realität endlich an das Gleichheitsversprechen anzupassen, das die Moderne schon lange gegeben hat und das viele für eine bereits gegebene Grundlage unserer Demokratie halten, obwohl es faktisch für eine Reihe von Menschen so nicht gilt. Nochmal ganz schlicht: Es geht um echte Gleichberechtigung, nicht um Sonderrechte. Die Suggestion, die Sie machen, dass in Sachen Gendergerechtigkeit Männer die eigentlichen und wahren Benachteiligten seien, finde ich ziemlich gewagt (um es vorsichtig zu sagen). Mit Blick auf die Vertreter_innen jener Gendergerechtigkeit, die mir vorschwebt, kann ich Ihnen aber versichern: Der Einsatz für Gendergerechtigkeit schliesst selbstverständlich auch den Kampf gegen sexuelle Gewalt an Männern mit ein. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Im aktuellen Buch von Carolin Emcke wird genau dies ebenfalls thematisiert. Denn selbstverständlich ist sexuelle Gewalt an Männern genauso zu verurteilen wie jede andere auch. Und wie bereits dargelegt: Wo Vertreter_innen linker Emanzipationspolitik tatsächlich, wie Sie schreiben, «ungeliebte Meinungen ausschliessen» wollen, erfährt das Kritik aus den eigenen Reihen – ebenfalls anders, als Sie suggerieren. Vielleicht als letzten Punkt das Beispiel mit dem «weissen Mann», das Sie anführen: Exakt diese Gefahr, dass solche Redeweise selbst ins Problematische kippen kann, habe ich in dem Text zu Fukuyama u.a., den Sie ebenfalls erwähnen, ausführlich thematisiert. Und wie im aktuellen Text erwähnt: Sehr viele andere üben solche Kritik auch.
Mit anderen Worten: Wenn Sie die linke Identitätspolitik weniger pauschal verurteilen, werden Sie plötzlich eine Menge gemeinsamer Anliegen erkennen.

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Jakob Surber
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Lieber Herr Graf auch einen besten Dank für ihre Antwort

Offensichtlich unterscheiden sich unsere Erfahrungen betreffend Identitätspolitik ganz gewaltig.

Sie sprechen mehrfach von Gleichberechtigung, dass es nicht darum geht Sonderrechte einzufordern. Darum meine Frage: Können sie mir ein einziges aktuelles Recht nennen, dass Männer haben, Frauen aber nicht?

(Umgekehrt gibt es eine ganze Reihe von Bereichen, in denen Männer Frauen rechtlich nicht gleichgestellt sind. Bsp Wehrpflicht, Rentenalter, Vergewaltigung & Sorgerecht)

Wenn nicht, was verstehen sie unter Gleichberechtigung, wenn nicht gleiche Rechte?

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Jakob Surber
Show me the data.
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· editiert

(Was die Frage von Gendergerechtigkeit betrifft -abgesehen von den Büchern die sich darüber schreiben liessen ;)- nur so viel: Ich bin für Chancengleichheit und gegen erzwungene Resultategleichheit.)

Der Darstellung, dass Männer „eigentlichen & wahren Benachteiligten“ sind, möchte ich aber vehement wiedersprechen. Das habe ich nie behauptet und werde ich nie behaupten.
Es gibt eine Ganze Reihe von Vor- und Nachteilen die Männer und Frauen haben(, die notabene oft Teil der gleichen Medaille sind), was in den Naturwissenschaften als trade-off bezeichnet wird. (Bsp Männer werden eher als verantwortlich für ihre eigenen Taten gesehen, Frauen eher als fremdbestimmt. Dies führt u.a. dazu, dass Männer im Schnitt mehr Geld für Forschungsprojekte erhalten, aber auch dass Männer für das gleiche Verbrechen im Schnitt sehr viel längere Gefängnisstrafen erhalten.)
Dass meine Kommentare in der Republik hauptsächlich die Nachteile von Männern aufzeigen, stimme ich zu. Ich schreibe dies als Gegengewicht zu Darstellungen, die ich als Identitätspolisch extrem einseitig geprägt sehe. Solange man nur auf einer Seite nach Benachteiligungen sucht, wird man auch nur auf einer Seite benachteiligung sehen.

Was mich an der Identitätspolitik aber extrem irritiert, ist das krampfhafte festhalten am Opferstatus. (Was sie meiner meinung nach sehr anti-Emanzipatorisch macht.) Die Lohnungleichheit, die sie im Artikel ja auch ansprechen, ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Nur ein Bruchteil der Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind auf das Geschlecht zurückzuführen. Nur von den ~20% Lohnunterschied (beinhaltet mehr Überstunden die Männer im schnitt leisten, etc) zwischen Männern und Frauen sind nur ~7% „unerklärbare Lohnunterschiede“. (Und bei einer genaueren Betrachtung des Barichts fällt auf, dass diese 7% noch eine ganze reihe erklärbarer Faktoren beinhalten, die schlichtweg nicht erhoben wurden.)
Man könnte meinen dies sei eine gute Nachricht, denn offensichtlich sind wir viel näher an einer Geschlechtergerechtigkeit (hier Lohngleichheit) als viele dies glauben.
Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass wenn ich dies in einer Debatte über Lohngleichheit einbringe (und auch entsprechend belege), als Sexist (und anderes) bezeichnet zu werden. „Ich könne ja nicht wissen wie sich das anfühlt.“
Identitätspolitik führt dazu wissenschaftlich belegbare Argumente einer Person, die nicht zur in-group gehört, zu ignorieren, um die Identität der Gruppe nicht zu gefährden (festhalten an der empfundenen Benachteiligung der Gruppe, bzw. dem gemeinsamen Feind).

Schlussendlich behaupten sie, dass „ungeliebte Meinungen ausschliessen“ in emanzipationspolitischen Reihen zu interner Kritik führen würde.
Was ich sehe, ist dass Personen die die Dogmen der Identitätspolitik kritisieren (was ich als emanzipatorisch betrachte), aus den eigenen Reihen in die Rechte Ecke gestellt und angegriffen werden. Wie Feministinnen wie Svenja Fasspöhler, Christina Hoff Sommers, und Cassie Jaye, von Identitätspolitischen Kreisen behandelt werden ist dafür das beste Beispiel.

Ganz teif in der Identitätspolitik versteckt, sehe ich den Wunsch nach Gleichberechtigung als gemeinsames Anliegen. Doch sehe ich die Identitätspolitische „Gleichberechtigung“ leider als so von Partikularinteressen und Dogmen verzerrt, dass sie zu einer Karikatur ihrer selbst wird.

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Könnte es sein, dass diese Diskussion in einer aussichtslosen Polemik mündet, wenn man gemäss der stärksten Verkürzung dieses Artikel das Verlangen nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit als ein primär linkes Anliegen verstehen will? Allein die Deutungshoheit über die Begriffe wird sich als ein Minenfeld herausstellen, ganz abgesehen von einer historischen Ableitung, welche den Streit nur noch vergrössern würde. "Gerecht und menschlich" müsste politisch so konzipiert sein, dass es weder dezidiert links und grün noch bürgerlich und liberal ist. Angesichts des zunehmenden Desinteresses an der politischen Auseinandersetzung sollte man versuchen, das politische Profil der Res Publica neu zu definieren. Irgendwie taugen alle Programme der bestehenden Parteien nicht, plausible Wege aus den zahlreichen Miseren aufzuzeigen. Oder anders gesagt, die historischen und aktuellen Politiken des Gezänks und der Machtansprüche sind total überfordert. Wann hat in der CH Politik letztmals überparteilich ein wirklich vernünftiger Beschluss stattgefunden? Bei mir jedenfalls ist der Schritt von Resignation und Ärger bis zur verachtenden Misanthropie sehr kurz geworden.

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kritischer zukunftsorientierter Bürger
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@W. F. R.: Das sehe ich ganz ähnlich. Jede Partei deklariert ihre Politik als gerecht und human, logo. Es heisst nur immer wieder etwas anderes. Lösungsorientierte Politik muss in Zukunft vermehrt eine Kooperation über Parteigrenzen hinaus sein, die eine Solidarität aller Menschen erreichen will, weltweit, sonst finden wir keine Lösungen.

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Lieber Herr M., vielen Dank. Ich sehe, dass der Satz mit der Gerechtigkeit Missverständnisse hervorruft. Das war nicht intendiert, deshalb eine Präzisierung: Das Thema des Textes sind innerlinke Streitdiskussionen. Darum am Ende der Vorschlag, sich wieder stärker auf das Gemeinsame zu besinnen und sich am Ideal einer gerechten Gesellschaft zu orientieren. Dass die Linke sich meines Erachtens notwendig am Prinzip der Gerechtigkeit orientieren muss (und sich darüber verständigen muss, was genau das meint), heisst aber natürlich nicht, dass NUR die Linke das tun solle. Den Kooperationsgedanken, den Sie formulieren, habe ich im Text an dieser Stelle so gefasst: «Anstatt kategorisch angebliche Unvereinbarkeiten zu behaupten, geht es um vernetztes Denken. Das meint zum einen, ganz konkret, die Bildung strategischer Allianzen – je nach Kontext und Ziel selbstverständlich auch mit demokratischen Kräften ausserhalb des linken Spektrums.» Ich denke, das macht klar, dass es um übergreifende Lösungen, um Zustimmungsfähigkeit über das linke Lager hinaus gehen muss. Nicht nur über Parteigrenzen hinweg, sondern eben auch mit Blick auf die Zivilgesellschaft und auf nicht-parteiliche Organisationen, die sich um politische Lösungen bemühen.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Logo? Eben nicht. Es darf nicht sein, dass "jede Partei" ihre Politik "ungestraft" als "gerecht und human" (oder "grün") verkaufen kann, auch wenn das gar nicht zutrifft. Sie sprechen einen wichtigen Punkt an, indem Sie die Solidarität aller Menschen, weltweit, als Richtschnur angeben. Nehmen wir dies doch mal als "Lackmustest" : dann bleiben alle Parteien rechts der SP glatt im Netz hängen. Dasselbe bei "grün". Grüne Lösungen, die am System nichts ändern dürfen/wollen, sind ebenso zahnlos, wie eine Solidarität, die sich im punktuellen Einkauf von Fairtrade-Produkten erschöpft: Wohlfühlmomente für Saturierte. Zurück zum Anfang : warum können sich auch die Ungerechten und die Inhumanen als ihr Gegenteil verkaufen? Dies lässt sich am besten mit Gramsci's Konzept der kulturellen Hegemonie verstehen. Hier wartet ganz viel Arbeit auf die Linke. So lange sie die Gewichte auf diesem Feld nicht verschieben kann, werden ihre programmatischen Forderungen immer wieder auflaufen. Und: ob eine Programmatik auf 3 oder 6 Achsen aufgebaut wird, ob diese weitgehend überzeugend oder gar brilliant ist, bleibt unwichtig, so lange nicht daran gedacht wird, das Menschen nicht an Programme glauben oder Programme wählen. Sie wählen Menschen, die an diese Programme glauben und sie glaubwürdig vertreten.

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Lieber Herr R., vielen Dank. Ich hoffe sehr, dass Resignation, Ärger oder gar Misanthropie nicht die Oberhand behalten. Auch wenn ich Ihren Frust z.B. mit Blick auf den Klimagipfel in Madrid nachvollziehen kann. Zu Ihrem Punkt mit dem Verlangen und Anliegen: Meine Intention war es gerade darzulegen, dass und inwiefern die genannten teils klassischen, teils neuen linken Themen in Wirklichkeit Anliegen der gesamten Gesellschaft betreffen – und dass sich linke Politik und linker Diskurs immer auch in Beziehung setzen müssen zum gesamten Rest der Gesellschaft. Deswegen immer wieder die Verweise auf die Demokratie und die Gesellschaft im Ganzen, deswegen auch die speziellen Betonungen, dass es um unser aller Gemeinwesen gehe.

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Mein Vorschlag wäre es - auch um das in den Kommentaren angesprochene Begründungsdilemma parteipolitischer links-grüner „Spartenpolitik“ abzuwenden - die UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 (eingeschlossen der UN-Menschenrechtscharta) als gemeinsamer inhaltlicher Werte-, Orientierungs- und Handlungsrahmen einer „inklusiven“ nachhaltigen Politikgestaltung zu setzen: D.h. diese stehen dem gesamten Spektrum der Zivilgesellschaft und der Politik als pluralistische Verständigungsplattform offen (z.B Klimastreikbewegung, xy for future, NGO’s, Parteien :-) etc.) . Der UN-Ansatz der 17 untereinander verbundenen Nachhaltigkeitsziele https://www.un.org/sustainabledevel…nt-agenda/ erlaubt einen ganzheitlicheren Umgang mit den komplexen Problemfeldern der globalisierten Gesellschaft einschliesslich all ihrer schwer kalkulierbaren Wechselwirkungen und Abhängigkeiten (z.B. „Was haben Digitalisierung, Klimaerwärmung und Nachhaltigkeitspolitik miteinander zu tun?“). Auf dieser Basis könnten relevante Politikfelder in der Schweiz konkret identifiziert, analysiert, priorisiert und auf eine Vielzahl politischer Agenden gesetzt und kommuniziert werden (z. B. dass die Klimaerwärmung als Ursache von zukünftigen militärischen Konflikten bekämpft werden muss und daher die Erreichung der gesetzten jährlichen Klimaziele bis 2050 aus sicherheitspolitischer Sicht oberste Priorität haben muss - der geplante Kauf von milliardenschweren Kampfjets würde hingegen ein „Systemrisiko“ darstellen). Eben weil die Schweiz die UN-Agenda mitunterzeichnet hat, kann und muss die konsequente Verpflichtung auf die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele hier und heute politisch eingefordert werden https://sdgindex.org/ .

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Ich gehe mit Ihnen einig, dass auf allen Seiten des politischen Spektrums viel zu viel um Gezänk und Macht geht. Wenn man sich aber zu sehr auf diesen unerfreulichen Aspekt der gegenwärtigen (und auch der vergangenen) Politik einlässt, läuft man Gefahr, dass Grundsatzdiskussionen relativiert und verwässert werden.
Ich gehe mit ihnen auch einig, dass die Aufteilung in „links“ und „rechts“ durchaus auch problematische Seiten hat und für eine Problemlösung nicht immer förderlich ist.
Doch das Wesentliche in diesem Artikel ist für mich, dass es um gemeinsame Werte und Ziele geht, welche die zerstrittene Linke sich wieder bewusst machen muss. Begriffe wie Gerechtigkeit und Menschlichkeit, welche viel zu oft als blosse Worthülsen missbraucht werden, müssen mit Inhalt gefüllt und öffentlich diskutiert werden. Und in dieser Diskussion muss auch klar aufgezeigt werden, dass Gerechtigkeit und Menschlichkeit letztendlich nicht teilbar sind und dass eine Politik der Exklusion, wie sie die Rechte betreibt, mit Gerechtigkeit und Menschlichkeit nichts zu tun hat.

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Das ist eine klare Analyse des zerrissenen Zustandes der linken politischen Parteien, die sich viel zu oft, wie unter anderem das Beispiel in Frankreich zeigt, in sinnlosen Grabenkämpfen völlig zu lähmen scheinen. Die gemeinsamen Anliegen und Ziele linker Politik werden in diesem Artikel sehr gut dargelegt. Diese müssen allen linken Kräften wieder klar vor Augen stehen. Das Fazit dieses Artikels bringt es auf den Punkt: es geht um Gerechtigkeit in all ihren Facetten und, möchte ich hinzufügen, untrennbar damit verbunden, um Menschlichkeit.

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Lieber Herr Kienholz, herzlichen Dank, besonders für den letzten Satz. Sie haben es schöner formuliert als ich!

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Ein Kommentar hierauf müsste so komplex sein, das einer ganz rotgrünbunt vor Augen werden könnte. Mir fallen diese aber bereits wieder zu, ne drücken bleischwer. Anyway.

Interessant nur: auch hier, ganz klassisch, wieder eine fast reine Männerdebatte. Fast wie die alte Linke. Die Genossen, das Bier, mit Brot, Sänf und Bratwurscht, der Klassenkampf - erstmal, historisch gesehen, schwer männlich. Bartlastig halt.

Was ich am wichtigsten finde an den vorgebrachten Gedanken: Linke Politik als Politik der und für die Unterprivilegierten. (Egal welcher Herkunft, egal welcher Ausrichtung, egal welcher Klasse.)

Punkt, Schluss. - Genau das ist es doch.

Arbeiterklasse gibt es so ja nicht mehr, kaum mehr, sagen wir mal.

Kehrichtabfuhr - mitten in der Nacht - vor anderthalb Jahrzehnten im damals noch etwas weniger heissen und damit etwas weniger selbstentzündlichen Australien (in dem Land gibts ja Bäume, die entzünden sich selber - die haben steinharte Samenkapseln, die öffnen sich nur durch Feuer - ist effektiv so!) : IT-Technik pur, der Mülltruck von innen. Lenkräder auf beiden Seiten noch dazu Ausserirdisch.

Und Unterprivilegiertes ist nun mal auch klassenübergreifend. Gibt es in jeder Klasse. So wie Kolonialismus - und mehr oder auch weniger gut gelingender Postkolonialismus - auch.

Koloniale Familien - in Zurich gibts im Niederdorf immer noch Kolonialwaren Schwarzenbach, das Schaufenster ja nicht mal unattraktiv, im Gegenteil, bunt wie ein orientalischer Bazar halt, nur die Gefässe teurer und strikter, ordentlicher, linearer aufgestellt, die Waren ein xTausendfaches wohl teurer - Kolonialherrenfamilien also, haben in der eigenen Familie ja immer auch kolonialisierte Familienmitglieder, solche, die per Familiendefinition des Teufels, oder was auch immer, Nichtsnutze, die notfalls (also im Regelfall) dazu mit geradezu unglaublicher Ausdauer auch gemacht werden - und damit explizit zu Nicht-zugehörigen umdefiniert. Notfalls auch mit Gewalt; und sowas geht (auch innerfamiliär) ja nur mit Gewalt. Wenn auch je höher die Stratosphäre, dest besser versteckt, dest unsichtbarer also.

Damit liesse und lässt sich aber auch vertikale, quere, strahlenförmige Solidarität erreichen und denken.

Anstatt auch hier nur immer auf diesen stratosphärischen starren Schichten zu beharren. Nicht mal der Nebel ist heute mehr so schön geschichtet.

Überhaupt dieses Beharren auf Klassen: in sich ja schon dermassen starr - und hierarchisch. Hierarchisch fixierend auch.

Wer noch Bier und Bulle oder was immer die Kombi im Text war, an oberste Stelle setzt, ist heute bei den Fake-Alternativen in Deutschland, bei uns die letzten knapp dreissig Jahre in der Sünnelipartei der Milliardäre, die nur pro Forma noch Bauernpräsidien hatten.

Dafür dann „die Arbeiterklassen“. Der Bier-Brot-Cervelas auf dem Bundesplatz eben.

Wobei: Auch da wird interessanterweise, so hab ich heute gelesen, grad - das erste Mal seit zwei, drei Jahrzehnten {Zusatz von mir} - offenbar wirklich mal wieder neu ausgejasst, wer da was und wie, vielleicht sogar warum, zu sagen haben soll - und in welcher Art und welchem Ton.

Und ich möchte fast wetten, dass auch das nicht ganz ohne Debatte über Zweck und Ziele und Sinnhaftigkeit derselben abgehen kann. Vor drei, vier Jahren hätte ich das noch für quasi undenkbar gehalten.

Also: Zurück zu trotzdem hoffentlich auch mal wieder deutlich links davon: Quer-, über-, unter- und durcheinander-laufende soziale Verwerfungen und folglich Anliegen, in Einzelstrahlen quer durch die ganzen Stratosphären bzw. Klassen. Rot, grün, bunt und last not least auch violett. Yes! Ohne Frauen, and everyone beyond, gehts auch grad nicht mehr!!

Und, um das Wegkommen vom Entweder-Oder-Denken, das der Text anspricht, mal wieder mit meiner Lieblingsformulierung dafür umzuschreiben:

Weniger klassische Entweder-Oder-Physik mit all den Naturkraftgesetzen - und mehr quantenbasiertes Sowohl-Als-Auch.
Mehr alles Durchdringendes; dafür nicht mehr klassisch Beobachtbar-und-jederzeit-Sichtbares, heisst das auch. Mehr Bewusstsein, weniger Materie. Ökologie halt.

Oder auch pantha rei - alles fliesst. Um Quantenphysik auf Altgriechisch anzugeben.

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Hoffen wir also auf diese neu sich findende rot-grün-bunte solidarisch-gerechtere, wieder-fundierte pardon gefundene Linke. Jusos (aber auch Junggrüne und andere jung-Linkspolitisierende) sind da an sich gar nicht mal so schlecht aufgestellt. — Sofern sie denn mal das starre Klassendenken und diesen zentralen Kampf-Block mitten drin, das ganze Kapitalismus-Gekreise auf den (ausserirdisch flimmernden) Müll kippen und damit neuen fluktuierenden Platz schaffen können. Statt immer nur um diese alten Blöcke zu tanzen. Dann geht das auch mit Bier ODER Cüpli in der Hand. Oder auch bloody Sierra-Nena, formerly Mary; was auch immer. Caipirinha (wie schreibt sich das? kenn ich nur akustisch), irgendwas. Ist doch nicht das Zentrale daran!!

In dem ganzen frei gewordenen Piazza-Raum dann wieder in alle Richtung denken, sich bewegen, alles durchdringen können. Um das dann in konkrete, machbare Schritte wieder mal umsetzen zu können. Demokratie eben. Streit-Diskussionen, Palaver; vorzugsweise auf der Piazza, zu Wiegenzeiten auch Akropolis genannt.

Das nämlich ist Solidarität, mit Mensch und Welt: Schritt für Schritt lockern, chräbele, säen. Aufbinden, giessen, schützen, ineinander wuchern lassen und schliesslich ernten. Mit weitem Blick. Dem Blick für die ganzen Wurzelgeflechte auch. Das geht auch mit Menschen. Und deren Anliegen, Bedürfnissen, Wünschen, Rechten. Und eigentlich irgendwann dazwischen dann auch Festen. Nach Erreichtem; nicht im Perma-Modus, der anstelle der Permafröste und so. - Ihr seht, je müder, desto lafer.

Buonanotte also. Oder auch:

Prost Neujahr ;)

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Meine Augen sind auch schon schwer, deshalb nur ganz kurz:

  • immerhin stammt der längste Beitrag auf der Kommentarseite von einer Frau ;-)

  • Die Arbeiterklasse gibt es durchaus noch... aber entweder weit weg in China, oder aber mitten unter uns - aber ohne Stimmrecht, da ohne entsprechenden Pass!

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Tja, deshalb nehme ich mir diese Länge ja manchmal auch raus ... ;) der war vorher ja noch nicht da.
Ihr zweiter Punkt stimmt natürlich voll. Einer der Gründe, weshalb es eine klare linke Linie braucht, die insbesondere für hier neu oder relativ neu Angekommene auch einsetzt. Und zwar echt, statt so rechts angelehnt halbherzig nur.

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Die zwei kürzesten aber auch ^^

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Liebe Frau Goanna, haben Sie vielen herzlichen Dank. Ihr Beitrag freut mich sehr, in der Tat auch deshalb, weil er noch einen anderen Ton in die Diskussion bringt. «Vertikale, quere, strahlenförmige Solidarität» ist übrigens ein wunderbares Motto.

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Danke vielmals für diese schöne Rückmeldung. Hoffen wir nun auf vielfältige Umsetzungen :)

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Ah, genau, noch was.

Anstatt linke Zentraldebatten (was an sich schon patriarchal, hierarchisch, herr-schaftlich ist) weshalb nicht einfach vielfältige Einzelprogramme.

Rund um paar ganz schlicht formulierte zentrale, grund-legende Werte.

Ein bunter Reigen an AG-Einzelmanifesten. Statt Richtungsstreit jenste Arbeitsgruppen, die ihr jeweiliges zentrales Anliegen zu etwas Umsetzbarem ausarbeiten.
— Zu Vorstössen, Initiativen, parlamentarischen Reden. Oder auch einfach vielfältigen Schwerpunkttexten, Filmchen, Flyers, Pins, Postkarten ausarbeiten; für bunteste und vielgestaltigste PR-Aktionen vor und nach Anlässen aller Art (Tanz, Musik, Abstimmungslokale, Dorffeste, Theater, zum Beispiel). -

Oder die Themenmaterial für Schulbesuche kreieren. Zum Thema Social Injustice, zum Thema Tod im Mittelmeer, weshalb sind Länder mehr Egos als wir hier in der Klasse sogar? Zum Thema Vielfalt, Identität, Talent. Zum Thema: Was machten unsere Urururgrosseltern, wenn sie weit weg waren, auf anderen Kontinenten sogar. Was hat das mit uns Ururururenkel•innen zu tun? Zum Thema Eigenart und Gruppenvielfalt. Zum Thema: was heisst sorry ... was bedeutet Entschuldigung; was bedeutet sie nicht. Zu Einzelperson, Haltung, Überzeugung, Gesellschaft.

— Performance-Gruppen (parteiintern diesmal), die politische Themen so lang performen und tanzen, bis die Ideen und Stossrichtung•en klarer werden, und damit praktikabler.

Kurz: Schmetterlinge statt Klötze.

Blumenstrauss inklusive Florfliegen, Käfer und Bienen statt Zentralmanifest, statt fixes, eindimensionales zentrales AllPartei-Programm.

Die zentralen Werte definieren - Einzelworte:

Respekt, Würde, Solidarität, mehr Gerechtigkeit, Ausgleich, Streitdiskussion statt Schläge und schlimmer. Reden statt schweigen. Performen statt Linien richten.

Damit hoffentlich definitiv Gute Nacht.

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„Gerechtigkeit“ ist ein feuchter Waschlappen, den man allen um die Ohren schlagen kann. Diesem Begriff fehlt die ethisch-ideelle Tiefe bzw. ein Referenzpunkt, der uns bei der Findung dessen leitet, was im konkreten Fall gerecht ist (und was nicht).
Kurz: 1. Der Gerechtigkeitsbegriff ist keine Firewall gegen partikuläre Ansprüche (Trump-Fans halten seine Wirtschaftskriege und seinen Umgang mit dem Iran für absolut gerecht), 2. der Gerechtigkeitsbegriff birgt in sich implizit eine totalitäre Seite, weil er nicht danach fragt, was die jeweils direkt Betroffenen für gerecht oder ungerecht halten. (Von Europa aus kann ich zum Verzicht auf den Kauf von Textilien aus Niedriglohnländern weibeln, weil ICH/WIR die Arbeitsbedingungen dort für ungerecht halten, aber nach dem Einsturz des Rana Plaza baten junge Näherinnen, weiterhin ihre Produkte zu kaufen - weil ihr Einkommen sie finanziell und sozial unabhängig macht.)
Das Problem der Gerechtigkeit besteht darin, dass sich über die Köpfe anderer hinweg definieren lässt, was im konkreten Fall „gerecht“ ist.
Diesem Dilemma entgehen wir nur, wenn wir uns am Prinzip „fraternité / sororité“ orientieren: Dann müssen wir im konkreten DIALOG MIT den direkt BETROFFENEN die Lage definieren und die Agenda bestimmen - nicht über ihre Köpfe hinweg, wie dies die Linke in ihrem notorischen System-Denken notorisch tut. Fraternité / sororité, der zwischenmenschliche Dialog auf Augenhöhe - die gegenseitige VERSTÄNDIGUNG - , erlaubt es demgegenüber, zwischen den Polen der liberté und der égalité eine eigene Position zu definieren - und sich von den andern Parteien abzugrenzen. Verständigung ist der Kern jeder Zivilisation...
Heute passiert die Verständigung der Linken mit den Betroffenen nicht: Sie fühlen sich ALS MENSCH nicht verstanden, nicht ernst genommen und wandern leider (!!!) nach rechtsaussen. In der Schweiz wie in Deutschland verständigen sich die Linken nicht mit ihrer Klientel, sondern mit den andern Parteien - über die Köpfe der Menschen hinweg: GroKo dort, Konkordanz hier... blosses Feilschen hinter dem Rücken und auf dem Buckel der Betroffenen: Die Bündelung von AHV und Senkung der Unternehmenssteuern war in Sachen Kungelei der Polit-Apparatschiks von Links bis Rechts ein Fanal - verklickert als „gerechter“ Kompromiss...

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Lieber Herr A., besten Dank. Vieles von dem, was Sie schreiben, würde ich auch unterschreiben. Und selbstverständlich kann der Begriff der Gerechtigkeit leider auch instrumentalisiert werden, wie jeder andere auch. (Der von Ihnen vorgeschlagene der «fraternité» z.B. könnte ebenfalls von rechts für eine ausschliessende Konzeption missbraucht werden.) Wenn Sie aber alle Begriffe, die jemand missbrauchen könnte, nicht mehr verwenden wollen – viel Spass! Das ist natürlich der sicherste Weg, sich die diskursive Agenda komplett diktieren zu lassen. Stattdessen – das führen Sie ja treffend aus – müssen wir in einzelnen Sachfragen jeweils neu konkretisieren, was Gerechtigkeit in diesem Fall bedeuten soll. Diese Verständigung ist ja das, worum es im gesellschaftlichen Diskurs und im politischen Prozess geht. Das heisst aber noch lange nicht, dass Begriffe beliebig wären und wir jedes Mal wieder bei Null anfangen. Begriffe wie Gerechtigkeit sind ja in einer langen Geschichte bereits in ein gesellschaftliches Wertesystem eingegangen und werden rechtsstaatlich permanent konkretisiert. Was nun wirklich falsch ist in Ihrem Statement: Dass ein (sinnvoller) Gerechtigkeitsbegriff nicht danach frage, was die direkt Betroffenen für gerecht halten. Das ist ja, im Gegenteil, geradezu die Grundbedingung eines tragfähigen Gerechtigkeitskonzeptes. Deswegen ist der Sinn des Begriffs auch nicht, ihn irgendwem «um die Ohren zu schlagen», sondern ihn zunächst zum Massstab des eigenen Handelns zu machen, ihn im Dialog beständig weiterzuentwickeln und – auf der politischen Ebene – demokratisch für eine gemeinwohlorientierte, inklusive Politik zu werben (bzw. auf Parteienebene: sie zu machen). Und das heisst auch: sich der Kritik anderer Gerechtigkeitsauffassungen zu stellen.

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Mitdenker
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Genau, sag ich doch ;-), gerecht im Sinne des allgemeinen Empfindens bedeutet sicher nicht das Recht des Stärkeren, Herr A., sondern eher, mit Empathie, Voraussicht und Vernunft das anstreben, was der Allgemeinheit und in besonderem Masse den Unterprivilegierten dient. Dafür gibt es innerhalb der Linken durchaus eine gewisse Bandbreite, konkret glaube ich sowohl Pascale Bruderer, wie auch Cédric Wermuth, dass sie genau dafür einstehen, Chantal Galladé dagegen nicht (mehr).

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(off topic) „Welches Rechts?“. Fast spiegelbildlich scheint man sich auch auf der politischen Rechten ... eh Mitte ... mit liberalen Werte- und Orientierungsfragen zu beschäftigen. Klaus Schwab grenzt sich in seinem „Davos Manifesto“ vom „shareholder capitalism“ mit deutlichen Worten des Missfallens ab und nimmt für das WEF den „stakeholder capitalism“ in Beschlag (Achtung: Neues Paradigma und Narrativ):

„advocates of shareholder capitalism, including Milton Friedman and the Chicago School, had neglected the fact that a publicly listed corporation is not just a profit-seeking entity but also a social organism. Together with financial-industry pressures to boost short-term results, the single-minded focus on profits caused shareholder capitalism to become increasingly disconnected from the real economy. Many realize this form of capitalism is no longer sustainable.“

„Businesses are thriving, societies are not. Time for urgent change. Businesses must urgently change to support the societies they operate in. Climate change and economic unfairness are among 6 flashpoints for companies.“*

„We should seize this moment to ensure that stakeholder capitalism remains the new dominant model. To that end, the World Economic Forum is releasing a new “Davos Manifesto,” which states that companies should pay their fair share of taxes, show zero tolerance for corruption, uphold human rights throughout their global supply chains“.

„ ‚Stakeholder capitalism' is gaining momentum, in part thanks to the 'Greta Thunberg effect'(!). It offers the best opportunity to tackle today's environmental and social challenges.

Wow, das ist wahrlich ein Steilpass für die Konzernverantwortungs-Initiative und die 13. AHV Rente ... Den bürgerlichen „shareholder value“-Freunden, Steuersenkungs-Advokaten Staatsquoten-Rechnern und AHV-Batzen-Kürzern von SVP, CVP, FDP und GLP wird regelrecht der Spiegel vorgehalten.

Davos Manifesto: https://www.weforum.org/agenda/2019…apitalism/
*Businesses are thriving, societies are not. Time for urgent change: https://www.weforum.org/agenda/2020…apitalism/

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Links heisst gerecht. Etwas kompliziert hergeleitet, mir ging fast der Schnauf aus... aber sehr treffend. Solidarisch und gerecht und das nicht nur ökonomisch sondern in allen Aspekten. Irgendwie logisch. Die grün oder sozial Frage ist damit pulverisiert. Der Klassenkampf greift zu kurz da vor allem ökonomisch geführt. Bei linker Politik ist gewerkschaftliche Politik nur ein Teilaspekt. Fairness in allem für alle und auch für wenige!

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Links heisst gerecht.

Links heisst selbstzufrieden, kommt mir da eher in den Sinn. Insbesondere wenn mit Bezug auf "Klimagerechtigkeit" eine wirksame Klimapolitik sabotiert wird, auf Kosten der ganz Armen auf dieser Welt. Linke sind leider zunehmend Teil des Problems, nicht der Lösung. Darum: wählt unbedingt Grün, nicht Links.

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Die one-woman-Autopartei mit dem umgekehrten Vorzeichen ist wieder mal auf dem Kriegspfad, mit der gewohnten Differenziertheit. Wobei man zugeben muss, dass der Differenzierungsgrad mittlerweile etwas zugenommen hat: jetzt sind nicht mehr die Kindervergifter allein an der Klimaproblemtik schuld, sondern die selbstzufriedene Linke, die sich der Lösung des Klimaproblems aus egoistischen Gründen auf Kosten der Armen verweigert. Um in der Stadt ein Minergie-Haus zu kaufen, sind die armen Schlucker zu arm, zu verweichlicht, um mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, und zu dumm, um die Einzigartigkeit Ihrer 'super einfachen' Lösung zu begreifen. Man könnte Sie ernster nehmen, Frau Kehrli, wenn Sie den Ball ein bisschen flacher halten würden. So lösen wir das Klima-Problem bestimmt nicht.

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Und noch ein weiterer „harter Brocken“ muss diese Debatte hier verdauen:
Die Zeiten der Realpolitik, d.h. der inkrementellen Verbesserungen von Politik und Gesellschaft, z.B. durch ökologische Spartenpolitik, scheinen angesichts der wahrscheinlichen Verfehlung des globalen Klimaziels von max 1,5 Grad Erderwärmung definitiv vorbei.

„We cannot solve a crisis without treating it as a crisis. [...] And if solutions within the system are so impossible to find, then maybe we should change the system itself.“ Greta Thunberg

Greta Thunberg wird auch am WEF2020 auftreten: 'At Davos we will tell world leaders to abandon the fossil fuel economy'
https://www.weforum.org/agenda/2020…-thunberg/

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Zum letzten Abschnitt von Daniel Grafs Essay (– netter Versuch zu sagen, was «progressive Politik sein soll):
«Kurz gesagt: Sie muss das Wort «links» wieder ernst nehmen. Dessen beste Übersetzung lautet: Gerechtigkeit.»
Das heisst, kurz gesagt: x=y, wobei sich für x wie für y jeder beliebige Wert einsetzen lässt; denn «links» wie «Gerechtigkeit» sind so hohle Begriffe, dass sie jede und jeder mit den Inhalten bzw. Bedeutungen füllen kann, die ihm und ihr gerade so passen.
Von einem halbwegs objektiven «Leitprinzip» resp. einem «Massstab» kann also keine Rede sein – finde ich, kurz gesagt.

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Lieber Herr M., zu Ihrer Lesart kann man eigentlich nur kommen, wenn man 1) neben den beiden Sätzen, die Sie zitieren, sämtliche anderen im Text ignoriert, und wenn man 2) auch in diesen beiden Sätzen alle Nuancen, auf die es ankommt, überliest. „Beste Übersetzung“ impliziert: “es gibt ganz viele Möglichkeiten, das Wort zu konkretisieren; hier folgt ein Vorschlag.”
“Gerechtigkeit“ wird dann absichtlich nicht als ein ganz bestimmtes Programm definiert, sondern als Leitprinzip, als Massstab, an dem Diskussionen orientiert werden können - auch als Selbstkorrektiv. Einer Verengung des Gerechtigkeitsverständnisses auf genau eine Vorstellung wird widersprochen („kein Singular“) und dafür plädiert, die vielen Facetten dieser Frage im Diskurs über Gerechtigkeit nicht auf einen Aspekt zu vereinseitigen. Welche Perspektiven dabei zu berücksichtigen wären, habe ich in all den vorigen Abschnitten zu skizzieren versucht - Sie können selbstverständlich gerne ergänzen, widersprechen, andere Aspekte stark machen. Es geht aber - darauf zielt mein Schlusssatz - bei all diesen Diskussionen darum, dass die Linke ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit auch gegenüber der Gesamtgesellschaft plausibilisieren können und in der Gesamtgesellschaft um Zustimmung für ihre Ideen werben muss.

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Lieber Herr Graf, Sie dürfen davon ausgehen, dass ich nicht bloss den letzten Absatz Ihres Essays gelesen habe.
Ihrer Auffassung, «progressive Politik, die den gesellschaftlichen Realitäten und den Herausforderungen der Gegenwart angemessen begegnen wolle, müsse zwangsläufig sozial und ökologisch und antirassistisch und feministisch sein, sie müsse sich für eine humane Flüchtlingspolitik, für Gendergerechtigkeit und für postkoloniale Verantwortung einsetzen», will ich gar nicht widersprechen; sie ist schlicht eine von vielen möglichen Meinungen. Und ich bringe durchaus «die nötige Toleranz auf, unterschiedliche Vorstellungen über die Reihenfolge und Vollständigkeit solcher Aufzählungen auszuhalten» – sowie nicht zuletzt über die Richtigkeit dieser Forderungs- oder Wunschliste.
Und mit Ihrer Aussage, die Linke – wer auch immer sich dazu zählt – müsse «ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit gegenüber der Gesamtgesellschaft plausibilisieren können und in der Gesamtgesellschaft um Zustimmung für ihre Ideen werben», gehe ich einig; aber eben: ihre Vorstellungen und ihre Ideen!
Der letzte Absatz Ihres Texts läuft aber auf die apodiktische Behauptung hinaus: links ist a priori gerecht. Wer die Vorstellungen der Linken von Gerechtigkeit nicht teilt und ihren Ideen nicht zustimmt, ist im Unrecht.

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Politologin | Universität Oxford
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Grandios! Super eingeleitet und dann haarscharf analysierr und motiviert. Danke

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Noch etwas die Frauenquote hier erhöhen... und gleich bisseli provozieren: Daniel Grafs Essay zeigt das Gebot der Stunde. Die Welt ist viel zu komplex geworden, als dass wir mit simplen Kategorien die Herausforderungen bewältigen könnten. Wir müssten zurück in gewalt- und hierarchiegeprägte Zeiten und Denkweisen, was niemand wirklich will. In jeder/m von uns stecken viele Persönlichkeitsanteile und Identitäten. Das wollen und können wir heute ausleben. So ist der "alte linke Patriarch" aus heutiger Sicht sowohl links als auch rechts. Die Feministin kann sowohl linke als auch wirtschaftsliberales Gedankengut vertreten. Diese Errungenschaften sind toll und halt auch anstrengend. Menschen sind immer widersprüchlich, auch in sich, denn sie haben genauso viel Antrieb sozialer Art wie jener der Eigeninteressen. Breit abgestützte demokratische Verfahren können dies als einziges politisches Projekt dauerhaft konstruktiv umsetzen und ausbalancieren. Wenn sich im Gegenteil innerhalb der "Linken" Segregation breitmacht, ist dies das Gegenteil von konstruktiven politischen Handlungsweisen.
Wie versprochen hier als Ergänzung der Argumentationslinien von Graf noch etwas Provokation (allerdings wissenschafltich recht gut fundierte): Testosteron, von dem Männer durchschnittlich 10x mehr haben als Frauen, ist ein sehr nützliches Hormon, wenn es um Wettbewerb, Durchsetzungsvermögen, Anerkennungsbedürfnis geht (damit ist nicht per se Gewalt gemeint!). Damit sind schnell Fronten und Gegnerschaft aufgebaut, obwohl es oft wohl gar nicht um Inhalte geht!
Wenn wie in den vergangenen Jahrhunderten zudem die politische Macht bei den Männern lag und die Geschlechter entsprechend sozialisiert wurden, geht dies extrem tief in die Psyche ein. So wie Frauen nun üben müssen, ihre Stimme zu erheben und sich öffentlich breitzumachen, wäre die Übung bei Männern umgekehrt. Auch hier. Auch links. Das heisst nicht verstummen, nur bei jeder Wortmeldung und möglichst jedem Satz in der politischen Auseinandersetzung zuerst immer kurz nachspüren, wieviel wohl jetzt gerade an diesen inneren Tendenzen wirksam sind. Damit können sie nämlich gebrochen/abgeschwächt werden.

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Liebe Mitmenschen, ich habe Mühe mit der in einigen Kommentaren despektierlichen Behandlung der Bier/Bratwurstgruppe. Ich nehme an dass viele (die meisten?) Republik VerlegerInnen einen Hochschulabschluss haben. Ich denke dass diese Schicht tendenziell zu den GewinnerInnen des Neoliberalen Projektes gehört, und daher wenig Verständnis für ‘untere’ Schichten und ihre Probleme hat. Inclusion (ein zentrales Konzept progressiver Politik) soll auch wieder für diese Menschen gelten.

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Intellektueller Landarbeiter
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Ich sehe den Fehler bereits in der Fragestellung:
Links ist immer einseitig und -von der gegenüberliegenden Seite her betrachtet- Rechts...
Darum würde ich mich lieber der Frage zuwenden, wie wir wieder GANZ werden können!
Das Fatale an Rechts-Ideologien besteht ja darin, dass sie automatisch Links-Ideologien provozieren und generieren, so dass die natürliche Ganzheit UND Widersprüchlichkeit wieder hergestellt wird.
Ich glaube, Engels hat mal von These und Anti-These gesprochen, die dann zur Synthese führen, die aber selber wieder aus Thesen und Anti-Thesen bestehen, so dass der Entwicklungsprozess unter Spannungen (als Voraussetzungen für das Fliessen von Strömen) immer weiter geht und zugleich in Kreisläufen immer wieder an jeden Punkt des Kreislaufs zurückkehrt, so wie Lebewesen gezeugt werden, heranwachsen, ihren Zenit erreichen, schrumpfen, sterben und zersetzt werden.
Sich auf eine "Linke Seite" zu versteifen, ist im Grunde genauso bescheuert und von der Natur entfremdet, wie sich auf eine "Rechte Seite" zu versteifen.
Wenn wir das Fussball-Spiel als Metapher nehmen, dann sind die Bildungen von Mannschaften und die Definitionen von Seiten, Toren, Freunden und Feinden allerdings absolut notwendige Voraussetzungen für aufregende und interessante Spiele!
Und wie immer in solchen "Spielen" entsteht gerade dort ein "Heiliger Ernst", wo im Grunde alles Theater und Maskerade ist. Doch das Theater und die Maskeraden werden so überzeugend und scheinbar echt aufgeführt, dass sie uns in eine andere Welt der Fantasien führen, mit spektakulären Action-Szenen, Super-HeldInnen und Super-Bösewichten, die nicht nur gespielt sind, sondern etwas mit unseren urtümlichen Trieben zu tun haben.
Die fantasierte Welt des Spektakels, inklusive "Rechts gegen Links" macht süchtig.
Und darum ist es gar nicht so einfach, aus dieser menschlichen Selbstüberlistung wieder auszusteigen...

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Lieber Herr Müller, Sie machen meines Erachtens eine falsche Alternative auf. Die Frage, was eine zeitgemässe politische Linke ausmacht und welche Fragen sie beantworten muss, liegt zunächst einmal auf einer ganz anderen Ebene als die sehr unbestimmte Frage, wie „wir wieder ganz werden“. Um zu fragen, was sie für die gesamte Gesellschaft beitragen möchte, muss die Linke natürlich einen Begriff davon haben, was ihre Themen und Ziele sind. Das ist ja die Grundlage für alles Weitere und hat nichts damit zu tun, nur die eine Seite zu sehen oder sich zu „versteifen“. Ich würde übrigens auch nicht davon ausgehen, dass die Rechte, insbesondere die Neue Rechte, sich allzu viel beschäftigt mit der von Ihnen aufgeworfenen Frage. Bei aller Konsensorienrierung: Let‘s not be naive.

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Danke! Wir (linken) haben alle einen gemeinsamen Nenner: Wir wollen eine bessere Gesellschaft für alle. Und wir haben in Faschismus und egoismus einen gemeinsamen Feind. Nehmen wir denen nicht die Arbeit ab.

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Studi
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"jedes Mal, wenn das Wahlvolk und die Grünen ihr junges Glück feiern, steht die SPD daneben wie eine abservierte Geliebte. "

Ganz ehrlich: hat sie sich dies nicht selbst zuzuschreiben? Kaum eine Partei hat ihre Grundwerte und Wähler so verraten, so zumindest die Erklärung, die ich von Deutschen dazu immer wieder höre

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Lieber Herr W., da würde ich Ihnen jetzt nicht heftig widersprechen ;-) Nur ist ja auch die SPD keine homogene Gruppe. Viele neuere Stimmen (junge, aber auch ältere) versuchen sich, wie ich meine glaubhaft, an einer Erneuerung. Wie sehr das zu Kursänderungen führt; ob, wann und in welchem Masse solche Aufbruchsignale und Kurskorrekturen auch wieder verlorene Glaubwürdigkeit zurückbringen und zu besseren Wahlergebnissen führen, das sind sicher existenzielle Fragen für die SPD.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Interessanterweise befindet sich auch die Gegenseite, nämlich der Libertarismus, in einer Sinnkrise. Hier freundet man sich derzeit mit dem Gedanken an, dass es zweitrangig ist, ob der Staat oder private Organisationen eine Aufgabe wahrnimmt. Wichtig ist, dass die Aufgabe überhaupt wahrgenommen wird und die Sache gut gemacht wird. Siehe dazu zB:
https://marginalrevolution.com/marg…anism.html

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Dieser Artikel zeigt einmal mehr auf:
Die Linke ist der grösste Feind der Klimapolitik
Warum? Die Linke ist absolut willig, das Klimaproblem als Geisel zur Durchsetzung von sozialistischen Zielen zu missbrauchen. Das bedeutet: auch wenn wir in kurzer Zeit eine Mehrheit für eine wirksame Klimapolitik haben könnten, wird die Linke sich dagegen wehren.

Gerade für die Klimapolitik, wo einschneidendes Handeln unumgänglich ist, bedeutet das: ohne soziale Gerechtigkeit keine Chance auf Akzeptanz.

Klarer kann man seine Bereitschaft, die Klimapolitik als Geisel zu verwenden, nicht formulieren.

Schade! Die Lösung des Klimaproblems wäre nämlich super einfach. Man müsst dazu nur vorschreiben, dass jegliches CO2 wieder eingefagen werden muss. Wie wir das beim Abwasser seit 50 Jahren tun. Das ist heute bereits technisch machbar. Es kostet so um die 1000 Fr/t und verteuert damit den Benzinpreis um lächerliche 3 Fr/L. Und wenn wir endlich damit beginnen, wird der Preis in 10 Jahren 10 mal tiefer sein. So wie bei den Solarpanels.

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auch wenn ich mich ja als klar links verstehe und somit verdächtig bin. hier muss ich widersprechen. Klimagerechtigkeit ist nicht eine Forderung der Linken weil es uns gefällt, sondern weil es nötig ist.
Beispiel 1: die Gillets Jaunes sind nicht links, respektive nur zu einem kleinen Teil. Der Widerstand kommt von unten weil sehr viele Menschen diese Preispolitik ungerecht empfinden.
Beispiel 2: die USA im zweiten Weltkrieg haben viele Opfer erbracht, aber diese wurden als gerecht empfunden, weil die Steuern hoch und progressiv waren, d.h. alle haben gemäss ihren Möglichkeiten Opfer erbracht, - solidarisch, - so hat es funktioniert (siehe Buch von J. S. Foer "Wir sind das Klima"; hier in der Republik besprochen.)

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"Klimagerechtigkeit" in dem Fall bedeutet: die Linke ist bereit die Klimapolitik zu verzögern und sabotieren auf Kosten der armen Länder, bei denen der Haupteil der Kosten anfallen. Das soll eine "gerechte" Politik sein? Das Gegenteil ist der Fall: die Linke benützt das Klima als Geisel, und das auf Kosten der Aermsten. Oder anders gesagt: die "Klimagerechtigkeit" entpuppt sich als Klimaegoismus.

Die Linke ist für Klimapolitik, aber nur wenn die Reichen sie bezahlen.

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Klimagerechtigkeit ist nicht eine Forderung der Linken weil es uns gefällt, sondern weil es nötig ist.

Das erinnert mich an die Erpressungsversuche der Firmenbesitzer, die sagen: "Das neue Steuergesetz ist keine Forderung der Rechten weil es uns gefällt, sondern weil sonst die Firmen die Schweiz verlassen".

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Eine Auseinandersetzung resp. Rückmeldung zu Artikel und laufender Diskussion seitens der Klimastreik-AktivistInnen (z.B. RedakteurInnen von www.klimastreik.ch ) und eine Debatte/Dialog über ein neu zu entwickelndes gemeinsam getragenes pluralistisches Politikverständnis (?) erscheinen mir sehr wünschenswert - ich vermute mal, das Durchnittsalter der Republik-Lesenden ist 40+ 50+ (das Geschäftsmodell der Republik - bezahlte Abos, statt Werbung - ist für diesen Zweck möglicherweise etwas hinderlich).

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Chefredaktion
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Sie vermuten falsch. Die Republik hat im Vergleich zu Mitbewerbern eher ein junges Publikum. Ein Alterspeak im Crowdfunding lag bei ~ 34. Letzte Daten stammen von September 2018. Rund 13'000 Verlegerinnen haben ein Geburtsdatum erfasst. 13% sind unter 30, 26% zwischen 30 und 40, 40% zwischen 40 und 60.

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Bruno Bucher
Trotzdem funktioniere ich.
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Nachvollziehbare und kolportierwürdige Analyse. Mit der Ergänzung von P. C. M. in Bezug auf die globale wirtschaftliche Transformation.
Neben dem ökologischen Umbau ist auch der Wandel der Arbeit an sich von Bedeutung. Es könnte so sein, dass die Digitale Transformation mehr menschliche Produktionskraft obsolet macht ehe Lösungen für die soziale Akzeptanz des ökologischen Umbaus gefunden wurden.

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Lieber Herr Graf, was mich betrifft handelt es sich eher nicht um ein Missverständnis, sondern um ein Herausgreifen von und Weiterspinnen an einzelnen Aussagen, auch aus den vorherigen Kommentaren. Ich möchte versuchen zu präzisieren: Als WoZ-Abonnent der ersten Stunde und sehr kritischer Leser derselben (seit über 30 Jahren), kenne ich viele Bemühungen um ein (strategisches; punktuelles) Bündeln linker/grüner/bunter politischer Kräfte. Ich finde das sehr wünschbar. Meine Skepsis wird genährt durch die Beobachtungen, wie oft und intensiv (partei)ideologische Denkscheren in den Köpfen eine Allianz verhindern. Insbesondere dann, wenn im ganzen politischen Spektrum (inkl. NGO) nach einem Schulterschluss gesucht wird. Es gibt zahlreiche Beispiele für diese Skepsis, eines ist mir vor kurzem aufgefallen: Auf die Jounalistenfrage, wie die von BR Sommaruga angekündigte stärkere Beachtung der Nachhaltigkeit in ihrem aktuellen Präsidialjahr zu beurteilen sei, sagte SVP-Rösti ins Mikrofon, das sei schon recht, aber es dürfe nicht ideologisch werden. Da gibt ein Superideologe (was klar nachzuweisen wäre!) eine imaginäre Grenze vor, wo vernünftiges Handeln in ideologisches übergeht. Besonders problematisch in der politischen Praxis ist das, weil deshalb keine Pilotversuche, keine "Experimente", keine wirklich überparteilichen Lösungen möglich sind. Einem Parteiprogramm verpflichtet, werden politische Vorschläge im Voraus unterstützt bzw. verhindert. In jeder Propaganda zu Abstimmungen tun immer alle Parteien so, als ob die Folgen einer Zustimmung oder Ablehnung ganz klar seien. Meine Schlussfolgerung: Parteiliche Programme und Positionen sind per se ideologieverdächtig, verhindern vernünftige Allianzen und müssten demzufolge zugunsten neuer Denkansätze aufgegeben werden.

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Lieber Herr R., haben Sie vielen Dank. Jetzt verstehe ich Ihren vorigen Beitrag noch etwas besser. Die Anekdote zu Albert Rösti, die Sie erzählen, zeigt, wie ich finde, sehr schön ein Phänomen, das weit über die Parteien hinausgeht. Ein ähnliches psychologisches Muster ist ja zum Beispiel auch zu beobachten, wenn jemand auf Social Media seinen Hass über Menschen ausschüttet, die Gender-Star oder -gap oder Binnen-I verwenden, und er dann vor lauter wutschnaubenden «Sprachpolizei!»-Rufen nicht einmal mehr merkt, dass er selbst womöglich der einzige ist, der allen anderen seine Sicht aufdrücken will. Und natürlich gibt es solche Beispiele auch für linke Dogmatismen. Um solche weltanschaulichen Verhärtungen zu vermeiden, braucht es sachliche Kritik, eine pluralistische Grundhaltung und die Bereitschaft, die eigene Position zugunsten besserer Einsicht zu revidieren. Deshalb waren mir in dem Text der Hinweis auf die Bedeutung solidarischer Kritik und das Votum für ein dialogisches, pluralistisches Politikverständnis wichtig. Das bedeutet, aufs gesamte politische Spektrum betrachtet, aber eben auch, inhaltliche Differenzen klarzumachen und einen Wettbewerb der Argumente zu pflegen, der sich nicht im Relativismus des „Jede_r hat eben seine Sicht der Welt“ erschöpft.
Was Ihre Bewertung der Parteien angeht, wäre ich etwas optimistischer: Parteien sind längst nicht der einzig wichtige, aber immer noch zentraler Faktor der politischen Meinungsbildung und Konsensfindung. Und ich sehe gegenwärtig durchaus Politiker_innen, die über Parteigrenzen hinausdenken und lebendige innerparteiliche Debatten führen. Übrigens, kennen Sie diesen Text von Naomi Klein? Ihre Position, die eigene Hoffnung vor allem auf soziale Bewegungen von unten zu setzen, dürfte Ihnen gefallen. https://www.freitag.de/autoren/der-…andstifter

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Theologe
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Tolle Gesamtschau. Wie immer augenöffnende Ergänzungen in der Kommentarspalte. Mir fehlt ein Aspekt von Freiheit. Befreiung von Leistungsdruck von der Spielgruppe bis über das Pensionsalter hinaus und Demokratisierung bzw. Beteiligung bis an die unterste Basis wird ein elementarer Schritt sein, um in die Nähe von so etwas wie Gerechtigkeit zu kommen. Das Projekt klimagerechte Welt wird erst nachhaltig, wenn sich möglichst viele Menschen frei-willig und unabhängig dafür entscheiden.

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Danke! Wenn man die „Unds“ liebt und unter den „Entweder-Oders“ leidet, als wären sie Nierensteine, ist dieser Text eine echte Wohltat!

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Grosses Panorama, Schlussfolgerungen aus meiner Sicht teilweise fragwürdig, aber darum geht mir jetzt grad nicht, sondern: bitte anonyme Beiträge mit einem beliebigen Begriff in der zweiten Zeile unterscheidbar machen. Danke.

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Märchentante*onkel
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If you want to make the world a better place, take a look at yourself and make that change.

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Der Artikel und die Diskussion sind für mich schwierig in den Alltag übersetzbar.
Ich beschäftige mich sich seit kurzem mit dem Thema New Work, neue Arbeit.
Weder bei der Republik noch bei den Linken konnte ich eine Stellungnahme zum Thema finden.
So viel wie ich bis jetzt verstanden habe, wäre New Work etwas wo sehr gut in den Alltag übersetzt werden kann. Gerade im Hinblick auf die Veränderungen der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Klimawandel, sie könnte sogar dazu führen, dass die Linken das Klima auch in Gebieten mit Kohlearbeiter-Wählenden retten können.
Ein guter Einstieg war für mich der Podcast mit dem Gründer von New Work, Frithjof Bergmann. (https://www.onthewaytonewwork.com/)

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Politikwissenschaftler
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Schade. Ich wollte den Artikel so gerne mögen. Aber der Artikel ist schlicht zu „Deutsch“. Ich war sehr gespannt, denn über die Linken in der Schweiz gäbe es einige interessante Analysen, die noch niemand zu Papier oder Online brachte. Und dann das. Im Wesentlichen eine Abhandlung über Linke allgemein (welche durchaus interessant ist aber ein bisschen ein Deckmäntelchen) denn eigentlich ist alles aus einem Deutschen Blickwinkel: Angefangen von den Bulletten, der Fussballmetapher über Schröder und SPD bis hin zur Analyse. Die Lage der Schweizer Linken in einem Nebensatz rudimentär abgehandelt. Die Kernaussagen sind sicherlich nicht falsch aber die Nachvollziehbarkeit leidet. Schade. Hier wurde eine Chance vertan.

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Märchentante*onkel
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Die amüsante Geschichte von Rainer ist noch gar nicht zu Ende erzählt und da kommt diese lange, dumpfe Analysenkost.

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