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Fazit: Aus den (Militär-)Kommunisten von einst sind die raffiniertesten und listigsten
(Staats-)Kapitalisten von heute geworden.
Am besten an diesem interessanten Artikel hat mir genau der Spruch des Dalai Lamas gefallen, den die Chinesischen Technokraten-Aparatschiks um jeden Preis zensurieren und eliminieren wollen:
«Betrachte die Situation von allen Seiten, und du wirst offener»
Warum haben die Chinesischen Machthaber eine solche Angst vor diesem Spruch?
Weil er uns öffnet für die befreienden Möglichkeiten der Demokratie und der Vielfalt?
Dieses China mag wirtschaftlich stark sein, in seiner Seele ist es immer noch bedauernswert schwach...
Sie fallen hier leider genau auf zwei Fehler des Artikels herein:
Staatskapitalismus ist das wirtschaftliche Konzept des Faschismus in der eine elitäre Machclique mit den Kapitalisten kooperiert, um das Volk zu entmachten. Sowohl Lenin, als auch Mao, Deng und Xi, sowie alle relevanten chinesischen Ökonomen und Politikwissenschaftler lehnen Staatskapitalismus ab. Sozialistische Marktwirtschaft (das wirtschaftspolitische System der VR China) basiert kurz gesagt auf planwirtschaftlichen Elementen (Makroplanung, KP-Verbindungsbüros in Grossunternehmen, Staatsunternehmen in relevanten Branchen) und marktwirtschaftlichen Elementen (Privatunternehmen in vielen Branchen, marktwirtschaftlicher Wettbewerb auch zwischen Staatsunternehmen). Dies Staatskapitalismus zu nennen ist ein Fehler der entweder auf Ignoranz basiert, oder eine gezielte Provokation ohne Zweck darstellt, m.E.
Bei dem Zitat geht es mitnichten um den Text, sondern um seinen Urheber. Ich wette mit Ihnen, ich könnte viele ganz harmlose Zitate von Osama bin Laden finden. Dennoch würden wir (völlig zurecht) Firmen boykottieren, welche ihn zitieren. Nun will ich den Dalai Lama nicht mit bin Laden gleichsetzen, aber Mercedes Benz sollte wissen, dass er ein chinesischer Staatsfeind ist, welcher über Jahrzehnte daran arbeitete, die chinesische Verfassung und die Regierung der KP zu unterminieren. Wenn man so eine Figur moralisch unterstützt, dann kann man das tun. Man kann aber nicht damit rechnen, dass das unbemerkt bleibt.
Ohne demokratische Mitbestimmung-Möglichkeiten ist diese angeblich sozialistische Marktwirtschaft aber nichts weiter, als ein Staatskapitalismus mit sozialistischem Mäntelchen!
Dabei haben sich die Chinesischen Partei-Bonzen zu einer neuen Kapitalisten-Elite gemausert, ähnlich den früheren "Genossen Direktoren" von Sowjetischen Staatsbetrieben.
Diese "Kommunistischen Kapitalisten" halten sich ja sogar eigene Schläger-Trupps, die sie auf die DemonstrantInnen der Demokratie-Bewegung in Hongkong loslassen konnten, ohne dass sie von der offiziellen Polizei daran gehindert wurden!
Erzählen Sie mir doch keine solchen Märchen über einen Sozialismus!
In Polen versuchten uns die (auffällig dicken) Funktionäre auch immer sozialistische Märchen zu erzählen und uns mit reichlich gedeckten Buffets und reichlich nachgeschenktem Wodka davon zu überzeugen, wie unglaublich toll sie und ihr System waren.
Aber sie konnten nicht verhindern, dass wir die Tristesse ihres mehr schlecht als recht funktionierenden Riesengefängnisses mitbekamen.
Sozialistisch war das höchstens in dem Sinne, dass die Nomenklatura der "Kommunistischen Partei-Mafia" zusammenhielt, bis zu dem Moment, als das ganze, hoch aufgetürmte Kartenhaus der Falschheit zusammenstürzte.
Später wurde dieses Kartenhaus teilweise erneut aufgebaut, mit neuen Lügen.
Und auch dieses Kartenhaus wird zusammenstürzen.
Denn Lügen und Falschheit sind wie schlechter Mörtel, oder rostige Armierungseisen bei einem Gebäude...
Der Artikel ist interessant und auch lang genug, um auf die Doppelmoral der Europäer hinzuweisen. Einen Aspekt hat die Recherche leider vernachlässigt, und in einzelnen Punkten ist sie erstaunlich polemisch formuliert, aus keinem ersichtlichen Grund:
Der vernachlässigte Aspekt: Bis vor 10 Jahren hatten praktisch nur westliche Firmen genug Kapital, um im grossen Stil Auslandsinvestitionen zu tätigen. In der Zeit hat gerade der Westen, insbesondere zwei Symbole der westlichen Weltordnung - IWF und Weltbank - auf der ganzen Welt gefordert, dass alle in allen Branchen die Tore öffnen für Auslandsinvestitionen. Jeder Protektionismus wurde scharf kritisiert. Auslandsinvestitionen wurden für ausschliesslich gut erklärt und mittels Schuldenfalle wurden diverse Entwicklungsländer regelrecht gezwungen ihre "Märkte" (inkl. Grundversorgung und Service Public) für ausländische, sprich westliche, Investoren zu öffnen. Jetzt wo man auf der Empfängerseite der Auslandsinvestitionen steht, beginnt man plötzlich zu zweifeln in Europa - OHNE aber zu reflektieren was man selber über Jahrzehnte gemacht hat.
Detail 1: Im Artikel wird drei mal von "Regenten" geschrieben. Laut Wikipedia bezeichnet "Regent" einen Monarchen, den Stellvertreter eines Monarchen, oder den Beamten einer Dominion im Mittelalter. Der Chef des britisch-kolonialen Hongkongs war somit ein Regent, denn er vertrat die britische Krone. Ich wüsste aber nicht welche chinesischen Beamten, CEO's, Chairmen oder Firmenleiter als Monarchen zu bezeichnen wären.
Die Fehler zu Staatskapitalismus (welches die Autoren leider unkommentiert stehen lassen) und Daimlers Faux-Pas mit dem Dalai Lama welcher mit dem Inhalt des Zitats nichts zu tun hat, habe ich in der Antwort zu Rolf Müller beschrieben.
Das Zitat des chin. Botschafters in der Schweiz, Herr Geng, finde ich sehr pingelig ausgelegt. Er wurde von Schweizer Journalisten des Tagi befragt und sagte wohl "wenn es euch nicht passt, könnt ihr Syngenta zurück haben". Der neue Schweizer Botschafter in China behauptete diesen Sommer in einer Ansprache auch "Die Schweiz ist vor allem für Berge und schöne Natur bekannt". Das ist genauso uninformiert, ist die Schweiz in China doch v.a. für High-Tech und Luxusprodukte bekannt (Uhren, ETH, Präzisionsmaschinen, etc.)
Wer kritisiert was genau zum MOU bezüglich Belt-and-Road? Da wäre jetzt ein Link doch sehr wichtig gewesen. Der Prestigegewinn ist ja nicht nur für China. Die Schweiz hat in China ebenfalls einen beträchtlichen Prestigegewinn eingefahren, war das MOU doch überall in den Nachrichten. Viele meiner chinesischen Freunde fanden es toll, dass die Schweiz da proaktiv dabei ist. Und es kostet die Schweiz ja nichts. Bessere Entwicklung in Asien, Afrika und Osteuropa ist aber im Interesse aller Beteiligten.
Kurz, im Detail sollte man noch etwas präziser werden. Ansonsten finde ich den Artikel durchaus lesenswert.
Lieber Herr B.
Ich gehöre zu einer Minderheit, die Ihre Texte ab und zu gerne liest. Zwar empfinde ich ihre Perspektive auch nicht gerade als neutral, aber erfrischend anders. Nach meinem Empfinden liegt sie ähnlich weit neben der (inexistenten) "Mitte" wie unsere selbstverliebte Schweizer-Perspektive und irgendwo zwischen diesen beiden Polen kann ich mir mein eigenes Weltbild zusammendenken. Besten Dank für die Horizont-Erweiterung.
Ein gut geschriebener und informativer Artikel, der die ganze Ambivalenz des politisch-ökonomischen Verhältnisses zwischen EU/CH und VRC (und USA) aufzeigt. Der also weder dämonisiert noch glorifiziert.
Ob nun VRC "staatskapitalistisch" ist oder nicht – wie ein Zitat aussagt und nicht der Artikel selbst – ist zudem eine Frage, welche Bedeutung man dem Ausdruck gibt. So wie auch die Frage, ob VRC noch eine "gelenkte Marktwirtschaft" ist oder schon eine "freie Marktwirtschaft.
Spannend, weil ebenfalls ambivalent, ist einerseits der Umstand, dass VRC 2005 die marktorientierten Reformen im Rahmen von Deng Xiaopings "sozialistischer Marktwirtschaft" gestoppt und teilweise zurückgedreht hat. Andererseits der Umstand, dass sich Chinas Wirtschaftssystem im Rahmen der Globalisierung sich ebenfalls an den liberalen Kapitalismus anpassen musste.
Der alternative Begriff, der diese Ambivalenz geradezu als Oxymoron ausdrückt, lautet "marktliberaler Staatskapitalismus".
PS: Auch die Zitierung des Zitats des 14. Dalai Lama ist ja kein "Fehler des Artikels" selbst, sondern eben: ein Zitat im Kontext eines tatsächlichen Falles.
... und die Schweizerische Nationalbank, um den CHF Kurs tief zu halten, weiss ihre Milliarden in nichts besseres zu investieren als in irgendwelche (Facebook?!-)Aktien. Wieso investiert die Schweiz nicht - nötigenfalls mit einem zu gründenden Staatsfond - in Europäische Infrastrukturprojekte? Liebe Mit-Schweizer - statt über Negativzinsen zu klagen im Ausland investieren? Schlaue Währungspolitik muss man jetzt bei den Chinesen lernen oder wie?
Sehr spannender Beitrag! Vielen Dank. Winzige Korrektur: „Three Georges“ klingt zwar deutlich witziger, müsste aber „Three Gorges“ (drei Schluchten) heissen.
Vielen Dank für den Hinweis, wir haben die Stelle korrigiert.
Ich gebe ja zu, dass ich von China und ChinesInnen erst einzelne Beobachtungen und Gespräche gesammelt habe und diese mit Beobachtungen und Erfahrungen von einer Reise nach Polen und mit MigrantInnen aus dem "Ostblock" kombiniere.
Ausserdem habe ich diverse Sachen gelesen, gehört und geschaut, die sich irgendwie und irgendwo in meinem Gehirn abgelagert haben und von dort aus weiter wirken.
Ich bilde mir also nicht ein, ein Experte für den Chinesischen Realsozialismus zu sein, was mich aber nicht daran hindert, eine Meinung und eine Einstellung zu diesem "Riesenreich der Mitte" zu entwickeln.
Ich bin halt mehr für das "Kleinräumige", organisch und langsam wachsende.
Die monumentale Grossüberbauung sagt mir nichts und schreckt mich ab.
Ich halte nichts von dieser allzu offensichtlichen Art von Grösse.
In den letzten zwei Wochen habe ich meine Sommerferien zusammen mit meiner Familie in Süditalien verbracht und bin dabei sehr häufig mit meinem 11-monatigen Enkel auf allen Vieren herumgekrabbelt, immer darauf achtend, dass der Kleine bei seinen Entdeckungstouren und Beweglichkeitstrainings nicht rückwärts auf den Kopf fiel, oder von einer Welle am Strand weggespült wurde.
Es war wunderbar und grossartig!
Dieses kleine Menschlein hat etwas, was nicht mal der Dalai Lama hat:
Er ist BEGEISTERT, neugierig, experimentierfreudig, unvoreingenommen, hochgradig sensibel, ehrlich, direkt, spontan, aufmerksam, extrem herzig und liebenswürdig und riecht auch noch sehr gut!
Die Führung derKommunistischen Partei Chinas hat sich einmal für die "Ein Kind - Familie" entschieden und dieses Modell dann auch erzieherisch hart durchgesetzt.
Dafür gibt es viele vernünftige Gründe, wie "Das Bevölkerungswachstum kontrollieren".
Trotzdem war diese Politik in meinen Augen grundverkehrt, weil ihr das Entscheidende fehlte: Das Herz!
Und die damals von den KP-Partei-Apparatschiks nicht bedachten Folgen bereiten heute neue Probleme:
Sehr viele Mädchen wurden abgetrieben, so dass heute ein Männer-Überschuss besteht
auf die Einzelkinder konzentrierte sich der ganze Ehrgeiz der Eltern und Grosseltern. Sie wurden verwöhnt, übermässig erzogen und übermässig behütet.
Psychische Störungen und Drogenanfälligkeit sind die Folgen.
Dass es mit dem anderen Extrem, den vielen Kindern gerade in den ärmsten Familien, wie es sich in den Philippinen abspielt, auch nicht geht, ist dann auch klar. Aber ich glaube trotzdem, dass die Filipinos die Prioritäten im Leben besser setzen. Ihre Priorität liegt bei ihren Kindern. Sie LIEBEN (grossmehrheitlich) Kinder. Und mir geht es da ganz ähnlich.
Gegen weitere EnkelInnen hätte ich jedenfalls nichts einzuwenden.
Ganz im Gegenteil: Mich würde das freuen!
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