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Ich finde es ziemlich peinlich, wie klar die Missgunst des Autors gegenüber Faber in dieser Kritik zur Geltung kommt. Ohne diese zu verurteilen, – es muss nicht alles jedem gefallen – finde ich es schade, wenn eine Kritik in einem ernstzunehmenden Magazin dem Kritisierten nicht ansatzweise entgegenkommt, nicht einmal versucht diesen irgendwie zu verstehen. Stattdessen wird jeder künstlerische Versuch, sich mit der Gegenwart auseinander zu setzen, direkt lächerlich gemacht (Als Beispiel, das «Wow!» im dritten Teil der Kritik). Selbst wenn es dem Autor der Kritik nicht gelingt, etwas für sich Interessantes oder Ansprechendes in Fabers Texten zu finden (eine Unfähigkeit, welche ich nicht verstehe), wäre es aus journalistischer Sicht zumindest zu erwarten, dass sein Schreiben einer Kritik nicht aus seiner persönlichen Absicht den Kritisierten niederzumachen hervorgeht.
Gleichwohl finde ich es ziemlich kontraproduktiv in einer Zeit der feministischen Bewegung, welche dem Autor ja wichtig zu sein scheint, das Geständnis jemandes, eben tatsächlich durch patriarchale Strukturen beeinflusst zu sein, als ein Zeichen der Schwäche zu interpretieren, bzw. das Zugeben eines Fehlers als Zeichen dafür, immer falsch zu liegen, zu verstehen. Wenn ich mir irgendeine gesunde und tatsächlich wirksame Beteiligung des Mannes in dieser Diskussion vorstellen kann, dann die, dass dieser sich selbst hinterfragt und seine offensichtliche Beteiligung an den Problemen gesellschaftlicher Strukturen und Prägungen offenbart und damit überhaupt erst Veränderung ermöglicht. Denn vor dem Einfluss, welcher die gesellschaftliche Vergangenheit auf uns alle hat, schützt auch kein Abschluss in Genderstudies.
LiebeR Anonymous, vielen Dank für die engagierte und genaue Rückmeldung. Sie haben Recht, dass Fabers Eingeständnis eines Fehlers in meinem Text zu wenig honoriert wird und ich gehe mit Ihnen darin einig, dass dies auch von Grösse zeugt, gerade als Mann. Es zeigt meiner Meinung nach allerdings auch, wie zerrissen der Künstler Faber ist. Diese Zerissenheit ist textlich auf «I Fucking Love My Life» zu hören. Darin gibt es Vieles, was ich für kritikwürdig befinde, allerdings auch Songs wie «Ihr habt meinen Segen», die im Kontext von Fabers früheren Songs von einer Entwicklung zeugen und die ich lobenswert finde. Diese Ambivalenzen habe ich versucht in meinen Text zu transportieren.
Ich kann die Kritik im Text nicht nachempfinden. Die Diskussion erinnert mich an die Kontroversen um „Dein Lied“ von Kraftklub. Ich habe „Brüstebeinearschgesicht“ und auch „wem du’s heute kannst besorgen“ nie als Verherrlichung von Sexismus verstanden, sondern immer als künstlerische Rolle die in den Liedern eingenommen wurde. Ich finde dies drum auch mitunter seine besten Lieder, gerade weil sie ohne Wertung daher kommen und vom Zuhörer eine kritische Auseinandersetzung verlangen! Es ist nicht vorgekaut und erzeugt daher noch echte Spannung, die man mit sich selber ausmachen muss. Ich jedenfalls wünsche mir keinen weichgespülten Faber.
Lieber M. C., herzlichen Dank für Ihre genaue Rückmeldung! Eins vorneweg: Ich wünsche mir auch keinen weichgespülten Faber. Denn ich sehe in ihm grosses künstlerisches Potenzial. Er will polarisieren und provoziert mit expliziter Sprache. Faber überlässt es uns, dies dann zu entschlüsseln. Sie haben vollkommen recht, dass dies dann eine kritische Auseinandersetzung bei uns verlangt. Das unterscheidet ihn nicht von dem von ihnen oben genannten weiblichen Rap-Duo SXTN. Dennoch stellt sich die Frage dort nochmal ganz anders, da es zwei Künstlerinnen sind. Im Gegensatz zu SXTN zweifelt Faber jedoch, ob ihm die Provokationen gelingen. Das sieht man im Zurückziehen der Single oder in seinen Aussagen in meinem Text. Faber hat einen politischen, aufklärerischen Anspruch mit seinen Provokationen, ich finde diesem wird er nicht immer gerecht. Faber machte auf mich den Eindruck eines zerissenen Künstlers. Ich wollte ihn als solchen ernst nehmen, das heisst für mich auch, ihn nicht vor Kritik zu schonen.
Lieber Timo Posselt
Vielen Dank für die Antwort und die Erklärungen. Ich sehe Ihren Punkt des zerrissenen Künstlers. Wahrscheinlich ist es sogar gerade das was ihn für mich so erfahrbar macht und mich so anspricht. Ich finde gerade diese Zerrissenheit, die er ja auch selber wahrnimmt macht ihn in der aktuellen Zeit so interessant.
Ich mag das er meist deskriptiv und unsicher bleibt und gar nicht unbedingt eine Lösung zeigen will. Ich finde das extrem sympathisch :).
Aber ich sehe deine Punkte ein und kann sie nachvollziehen.
Jetzt haben die Kritiker von der Republik sich den Faber vorgenommen. Mit vielem haben sie natürlich recht. Ich habe das Gefühl das es hier auch um die Suche nach dem Männerbild geht, und dabei stolpert man(n), irrt sich und verirrt sich.
Wer will kann auch Tina Turners Texte sexistisch interpretieren.
Ja, es ist immer wieder kritisch, doch dafür haben wir ja die journalistischen Beobachter. Obacht mit der Moralkeule.
Der junge Mann ist auf dem Weg … und ich mag ihn.
Faber irritiert mich tatsächlich immer wieder und ich weiss manchmal nicht genau, was ich von ihm halten soll. Aber Menschen, die Fehler machen und dazu stehen, sich trauen, eine Meinung zu ändern, zeigen Schwäche und daran finde ich nichts falsch. Im Gegenteil!
Genau das finde ich eben auch! Er steht zumindest dazu wenn er einen Fehler oder was Unkluges macht, lernt daraus. Zeigt Schwäche und damit eine grosse Stärke!
Vielen Dank für Ihre genauen Rückmeldungen! Ich verstehe Ihre Kritik und gebe Ihnen recht: Faber gesteht Fehler ein und das zeigt auch seine Grösse, gerade als Mann. Das honoriere ich in meinem Text zu wenig. Ich habe versucht Faber als Künstler ernst zu nehmen und den Menschen dahinter erstmal aussen vorzulassen. Das heisst für mich auch seine künstlerischen Entscheidungen, wenn nötig, vor Kritik nicht zu schonen. Gerade auch weil mich nicht alles an Faber überzeugt, hoffe ich auf weitere Faber-Songs.
hei, wer wagt scheitert oder gewinnt, wie einfach ist das und doch so komplex.
Faber ist ein Vagabund in allem, so kommt er bei mir an, verspielt, verzweifelt, provozierend und immer einnehmend. Was sollte diese Kritik? let him do, er ist gut, mutig und unverfroren. Er bekommt meinen Segen, for further provocations.
Liebe B. G., herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung! Sie haben recht, Faber traut sich etwas. Ich wollte ihn als Künstler ernst nehmen, das heisst für mich auch, ihn nicht vor Kritik zu schonen. Ich hoffe auf weitere Faber-Songs, gerade weil mir bis anhin nicht alles von ihm gefiel.
Ich finde die Kritik ziemlich gelungen. Sehr differenziert und reflektiert. Faber ist nunmal tatsächlich so zwiespältig. Einerseits fantastisch fast schon genial mit wunderbarer Stimme und andererseits ein unreifer wohlstandsverwöhnter kleiner Narzist, bei dem wir jedoch viel Potential sehen und die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, dass er mal in sich hineinwächst und reifer wird, sonst müssten wir ihn von Anfang an als unrelevanten selbstverliebten versoffenen sexistischen Polteri abtun und gar nicht über ihn und seine Musik diskutieren.
Ich find die Kritik auch sehr gut und überfällig. Bei „Volksmund“ wird mir immer schlecht. Total unnötig und dass dann auch noch als Gesellschaftskritik verkaufen zu wollen. Ganz nach dem Motto „Mädels stellt euch hinten an wir kümmern uns erst mal um die wahren Probleme“ ohne dabei den untrennbaren Zusammenhang zwischen Frauenfeindlichkeit und rechter Ideologie zu erkennen.
lieber autor
antifaschismus hinkt in seiner lebensverneinung und gewaltbereitschaft dem faschismus keine jota hinterher (auch wenn das die mehrheit hier nicht ganz so sehen dürfte).
also ist die vergewaltigungsparallele nichts als ehrlich (ist faber antifaschist?!?) und die einleitung in den artikel entblösst den autor deshalb nach gefühlten 0.4 zeilen als moralinapostel. ungeniessbar!
na da haben sie ja einmal richtig gepoltert, herr anonymous! faber also böser antifaschist und der autor moralinapostel und nach 0.4 zeilen als solcher zu erkennen. entsteht ihr gesamtes weltbild jeweils nach lektüre der ersten hälfte der ersten zeile dessen, was sie so lesen...?
Soo lange habe ich gedacht (und gehofft!), die ganze Debatte um die eingeschränkte Redefreiheit durch die neue Genderpolizei sei eine Erfindung der NZZ. Aber das neue Spiessertum derjenigen, die keinerlei Spannung mehr ertragen (dafür gibt es neuerdings die grossartige "Ambivalenz-Toleranz"), erklimmt neue Höhenflüge. Schreiben Sie doch über seine Musik und beschreiben Sie von mir aus seine Zerrissenheit, aber seien Sie so gut und lassen Sie den Buben fluchen.
Ich habe nicht mitbekommen, dass der Autor dem Faber seine Texte verbietet oder verbieten will. Habe ich etwas verpasst? Ihm gefällt nicht alles, was Faber bringt und das sagt er auch, differenziert und überlegt. Und darin erkennt man dann messerscharf eine Einschränkung der Redefreiheit, ein neues Spiessertum? Die Kritik endet mit einer feinfühligen Beschreibung:
Solch autobiografische Songs möchte er seinen Nächsten nicht immer antun, sagt er. Schade. Denn wenn Faber sich selbst verletzlich zeigt, zeigt er auch Empathie für die Verwundbarkeit der anderen.
Man liest die Kritik, dann die Kommentare. Und dann wundert man sich. Hier ist nicht die Genderpolizei unterwegs. Sondern sensible Seelchen, die ausfällig werden, wenn dem andern etwas nicht gefällt, was sie selber mögen.
Ein sehr gelungener, differenzierter Text - vielen Dank. Wer ihn als unreflektierten Verriss wahrnimmt, hat meiner Meinung nach wirklich Mühe beim Leseverständnis. Der Schreibende sieht vieles in Faber, insbesondere aber eine Diskrepanz zwischen Anspruch an gesellschaftskritischer Tiefe und künstlerischer Empfindsamkeit, die sich Faber in der Maske bisweilen etwas zu dick auftragen lässt und plumper Gymnasiastenlyrik im Scheinwerferlicht. Nicht immer, aber eben auch. Nicht für alle, aber auch für mich. Wenn wir schon vielversprechende Künstler haben, die gewisse Ansprüche an ihr Wirken stellen, dann sollten wir uns nicht scheuen, auch da hinzusehen, wo Fassaden brüchig werden. Das ist es ja: Faber ist zu gut für Stuss à la „ich erfinde mich dauernd neu und erschrecke manchmal selbst ob den Dingen, die ich schreibe aber wenigstens bin ich so wie ich bin, der Faber halt!“ Das resultiert dann wahrlich in unausgegorenem, belanglosem - und ja, weil sich nur um sich selbst drehendem: narzisstischem - Gefasel.
Finden Sie wirklich? Die Kritik ist doch klar verurteilend und gespickt von rhetorischen Fragen und in Gänsefüsse gepackten Unterstellungen. Was soll beispielsweise die Erwähnung, Faber sei im «behüteten Seefeld» aufgewachsen, mit irgendetwas zu tun haben? Und auch: Haben Sie sich das Album angehört? Ich finde es gäbe durchaus Interessantes ausser Sexismus-Vorwürfen zu berichten – beispielsweise die dreigeteilte Dramaturgie.
Ich finde Ihren Kommentar im Vergleich zum Artikel bedeutend differenzierter und bin mit Ihrem Einwand genau hinzuschauen einverstanden, auch wenn ich nicht ganz verstehe, weshalb die Auseinandersetzung eines Künstlers mit sich selbst ein Ausdruck von Narzissmus sein soll.
Sorry, ich selbst finde weder Musik noch Texte von Faber in irgendeiner Weise spannend - aber dass wir in unserem langweiligen, weichgespülten Pop-Zirkus auch noch die kleinsten Unangepasstheiten bemängeln ist schon abartig. Das ist Kunst und Unterhaltung, kein politisch korrektes Gender-Manifest. Ist es sein Fehler, wenn das Publikum nicht reif genug ist?
Lieber ein wenig ehrlichen Sexismus und Provokation, statt konformistischer Einheitsbrei. Wenn Faber den Text im nachhinein anpasst ist das sein Recht, in den Beispielen hier verliert er damit aber seine rohe Direktheit. Zum Glück gibt es noch einige "grosse" wie Rammstein, die sich auch auf deutsch trauen, kontrovers und provokativ zu texten. Egal ob es dann gut oder schlecht rauskommt.
Lieber F. W., vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich gehe mit ihnen darin einig, dass Fabers Direktheit durchaus erfrischend sein kann im deutschsprachigen Pop. Er provoziert bewusst. Doch er hat auch einen politischen Anspruch. Darin gleicht er den von ihnen genannten Rammstein. Nur leider finde ich im Ergebnis nicht. Rammsteins Provokationen sind meist sehr durchdacht. Bei Faber hingegen kommt allzu oft etwas wie «ehrlichen Sexismus» (wie sie ihn nennen) heraus, das finde ich weder künstlerisch interessant, noch scheint es Fabers eigenem künstlerischen Anspruch zu entsprechen.
Wie ich finde, wird hier zu sehr auf die polemische Moralkeule gesetzt. Wo Faber doch Kunst macht, scheint mir die hier verfasste Kritik, als wäre es ein Gegenlesen einer wissenschaftlichen Arbeit. Der pure Sexismus ist vermutlich weniger Julian als viel mehr Faber. Und Faber steht für das gesellschaftliche Spiegelbild eines durchschnittlichen, bürgerlichen Chauvinisten.
Die Art wie er dies anspricht, gehört gelobt. Unverblümt und genau so schnörkellos aufgenommen, wie die Gedanken eines erfolgsverschossenen Koksers nun mal sind. Immer mitten in die Fresse rein.
Die Kritik scheint zu erzwungen, als wolle einer den gemalten Sexismus Fabers, dem effektiven alltäglichen Sexismus im Einkaufsladen gegenüberstellen. Lasst der Kunst doch die Kunst, sonst werden wir in Zukunft die greifbaren Probleme unserer Gesellschaft nur noch in politisch korrekten Hörsälen thematisieren, anstatt zu Zigarette und Bier in einer Spelunke.
Lieber P. R., vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Eins vorneweg: Verbieten will mein Text nichts. Kritisieren allerdings schon. Faber greift mit seinen Texten aus dem Leben. So will er «Vivaldi» als Kritik an Macho-Anmachsprüchen verstehen. Statt lediglich den Macho-Rüpel darzustellen, will er ihn aufs Korn nehmen. Er will dem Macho-Mann zeigen wie eklig es ist, als Frau so angemacht zu werden. Meiner Meinung nach gelingt ihm das nicht ganz. Statt in die «politisch korrekten Hörsäle» schrieb ich das in meine Kritik. Gerade weil ich mit Ihnen einer Meinung bin, dass wir das öffentlich diskutieren sollten.
Es geht hier nicht um Weichspühlung, sondern um saudumme, bloede Textpassagen, die man anders bringen koennte. Falls mans kann. Das braucht bisschen Fantasie und Hirn.
Ich singe auch nicht ueber meine dreckigsten Gewaltfantasien als Frau - und andere singen groelend mit. Das funktioniert im umgekehrten Fall nur, weil es immer noch Mainstream ist und „echtes“ Gefuehl und „normal“ gilt. Es funktioniert nur in einer patriarchalen Gesellschaft. Und diese zu bekraeftigen ist einfach nur dumm.
Es gibt Frauen die das mit etwas Erfolg tun (z.B. SXTN) und warum auch nicht?
Das kann man gut oder schlecht finden, aber wo wenn nicht in der Kunst sollte man solche Gewaltfantasien, emotionale Abgründe und Gedankenspiele verarbeiten und behandeln?
Lieber M. C., sehe ich ähnlich! Gerade SXTN gelingen diese Provokationen sehr gut und sie werden ihrem politischen Anspruch gerecht, Faber hingegen gelingt das in einigen Songs weniger gut. Er zweifelt nicht zuletzt selbst daran, ob seine politischen Botschaften ankommen.
Also darum gehts nun wirklich nicht. Der Journalist, der meiner Meinung absolut zurecht für die R „schreiben darf“, kennt den Unterschied zwischen Mund und Volksmund bestens und macht Fabers Umgang damit Teil seiner sehr differenzierten Kritik. Wenn Sie seine Ansichten nicht teilen, sollten Sie sich stichhaltigere Ansatzpunkte für eine Kritik am Artikel suchen.
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