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Kulturkritiker
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Werte Frau Ayaz
Ich hatte mich auf Ihr Gespräch mit dem Autor gefreut, bin aber schon beim Satz "Aber sie sind in ihren Zügen extremer als reale Vorbilder." steckengeblieben, weil er meinen Eindruck untermauerte, diese Generation sei entsetzlich ungebildet und beherrsche die Deutsche Sprache nicht. Hat der Autor das wirklich so gesagt, und ist die Sprache des Werkes genauso verhunzt?

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Daniel Graf
Redaktor Republik
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Lieber Herr M., es steht Ihnen selbstverständlich frei, über den Artikel zu denken, was Sie wollen. Aber ich finde es schade, dass Sie, wenn Sie Kritik haben, nicht einmal ein Argument formulieren, sondern lediglich pauschale Vorurteile gegenüber einer ganzen Generation kundtun. "Kritik" funktioniert anders.

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Kulturkritiker
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Lieber Herr Graf
Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben, für Ihre Kollegin in die Bresche zu springen, indem Sie meinen Kurzbeitrag kommentieren. Ich glaube, dass Sie meinen Beitrag missverstanden haben, weil Sie ihn nicht aufmerksam gelesen haben. Sonst hätten Sie nicht behauptet, ich hätte "den Artikel" in toto kritisiert. Wie kommen Sie darauf, dass ich den ganzen Artikel kritisiere? Leider äussere ich auch nicht pauschale Vorurteile, sondern ein konkretes, am Beispiel des zitierten Satzes und eigener Erfahrung erhärtetes Urteil. Nur ein Hinweis: Die Aufnahmeprüfung der ETH. Könnte es sein, dass Ihnen der Murks, wie Herr Meyer vom Korrektorat so treffend in diesem Falle formulieren würde, gar nicht aufgefallen ist?

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Sehr geehrter Herr M., nachdem Sie sich derart über den Komparativ des Adjektivs "extrem" echauffieren und gar behaupten, die Bildung "extremer" sei eine "Missbildung" und "Sprachmüll", komme ich nicht umhin, Sie darauf hinzuweisen, dass wer sich derart über die angeblich mangelnde Sprachbeherrschung anderer auslässt, selbst tunlichst fehlerfrei schreiben sollte. Es heisst "deutsche Sprache" und nicht "Deutsche Sprache". Falls Sie das bezweifeln: Der Duden hilft weiter.

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Kulturkritiker
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Danke!

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Danke für die Besprechung und das Interview. Nach der Leküre des Artikels aus klinischem Interesse eine Leseprobe beim KiWi versucht - Atmosphäre und Sprache wie in meinen alten Schulaufsätzen ab 1970. Harmlos, belanglos, wirkungslos für meine Generation. Wenn diese Betulichkeit wirklich die Realität der Millenials abbildet, kann man nur hoffen dass den Kindern nichts Ernsthaftes zustösst.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Allegro-Pastell-Gefühle beschränken sich wohl ohnehin auf die späten Zehner­jahre.

Wow! Also auf die "heiteren" Jahre nach der Grossen Weltwirtschaftskrise? Auf Fukushima, Ukraine-Krise, Arabischer Frühling, IS-Terror, Flüchtlingskrise und Aufstieg des Rechtspopulismus?

Wahrhaftig! Cocooning ist im Wohlfühl-Kapitalismus die wohl vorhersehbarste Reaktion eines Bionade-Biedermeiers, der angesichts dieser "ungemütlichen" Realität eine geradezu bewundernswerte "Inkompetenzkompensationskompetenz" (Odo Marquard) entwickelt.

Im Cozy Homing der LOHA's (Lifestyles of Health and Sustainability) hat man's in der gated community immer schön hyggelig und ikigai.

Sie betreiben etwas Spiritualität hier, etwas Meditation da - Zen lite für Eilige - und bleiben doch stets die Selbstoptimierer im Ego-Tunnel.

Leiden tun sie höchstens an ihrem eigenen "Prinzessin-auf-der-Erbse-Syndrom" (wieder Odo Marquard), dessen "Gesetz der zunehmenden Penetranz der negativen Reste" lautet: "Wer unter immer weniger zu leiden hat, leidet unter immer weniger immer mehr".

Wen wunderts freuen sie sich auf einen "Tanz auf dem Vulkan", wie in den letzten 20er-Jahren:

Die Zwanziger sind was wirklich Neues. Aber ich finde die Gegen­wart gerade viel zu interessant, um sie schlimm zu finden.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Das ganze erinnert natürlich auch an Nietzsches "letzte Menschen":

Wir haben das Glück erfunden – sagen die letzten Menschen und blinzeln. Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben; denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme. Krankwerden und Misstrauenhaben gilt ihnen als sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Tor, der noch über Steine oder Menschen stolpert!

Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben. Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt, dass die Unterhaltung nicht angreife. Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich.

Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit.

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Mich erinnert das eher an "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells, in der die Eloi ein scheinbar sorgloses, ganz der Gegenwart verhaftetes, kindlich schönes, sorgloses Dasein fristen - in Wirklichkeit aber nur das Schlachtvieh der unterirdisch schuftenden Morlocks sind. Wenn man sich weigert, das Ganze zu sehen, lebt man "allegro-pastell" und übersieht dabei eben die Bedrohung.

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Sie haben absolut recht Michel Rebosura. Vielleicht weil es die Generation meiner Tochter ist mag ich die Millennials dennoch. Viele von ihnen überlegen und handeln mehr als es vordergründig erscheinen mag.

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Ich würde das einfach "nicht erwachsen werden/sein" nennen. Dass sich diese Phase nach hinten geschoben hat aufgrund einer fast ewigen Adoleszenz wissen wir schon länger. Das geht natürlich nur mit privilegiertem Leben. Und bei extrem privilegierten Verhältnissen hört es gar nicht mehr auf und wird dann zur Dekadenz. So ein Bisschen "Dorian Grey" für alle. Auch Literatur dazu gibt es schon lange, nur dass sie ursprünglich die Sinnsuche im Zentrum hatte. Millennials scheinen den Sinn immer schon gefunden zu haben, nämlich bei sich selber. Das genügt selbstverständlich nicht für ein ganzes, erfülltes Leben. Entsprechend werden die meisten von ihnen in 10-15 Jahren bodenständiger gworden sein und Kinder, Familien haben. Ein Teil wird sich weiterhin vor allem um sich selber drehen und zunehmend verzweifelter. Es ist auf Dauer schwierig auszuhalten, sich nie festzulegen. Ausbalancieren mit Vernunft geht dann nicht mehr sehr überzeugend. Gibt vielleicht noch Stoff für Literatur, aber jede/r, der/die kann, wird es beenden.

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Studentin, Teeliebhaberin
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Gerne möchte ich zu diesen vielen Kommentaren zu unserer "Realität" anmerken, dass fiktionale Literatur keine Realität abbildet (und auch keine realen Orte). Sie transformiert das ganze künstlerisch in ein Produkt, das zwar Bezüge hat zu unserer Welt, aber sie nie repräsentieren kann in ihrer Komplexität.
Deshalb: Nein, machen Sie sich keine Sorgen um die Millenials, die eventuell so verwöhnt-verkommen in ihren passiven, schnelllebigen Gefühlen baden. Die Realität sieht anders aus.

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Solches Geschwätz über Belanglosigkeiten ist zum Glück nicht repräsentativ für die Generation der Millenials. Lierarisch aufgeblähte Nabelschauen gab es schon immer. So what?

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mega cool! ich hatte „okboomer“ schon fast vergessen! thx, komm.spalte 😘

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