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Selbst als Pensionär wird man schräg angeschaut, wenn es einem genügt im Garten zu sitzen und den Vögeln zuzuschauen. Ist mir aber Wurst.
Ich kann Frau Shehadeh nur zustimmen. Leider musste ich es auf die harte Tour durch ein Burnout lernen. Als mir die Psychologin sagte, ich solle einfach auch mal nichts tun, war ich überfordert. Geht das überhaupt? Auf dem Sofa sitzen und eben nicht noch gleichzeitig rasch nachlesen, was das Kind auf die Schulreise mitnehmen muss oder dieses vom Sport abzumelden oder eine Winterjacke bestellen oder…
Ich habe mich dann mit Achtsamkeit beschäftigt, was mir sehr geholfen hat. Seither gehört eine meditative Pause / Siesta in der Tagesmitte zu meinem Tagesrhythmus und der Abwasch kann gut auch mal bis morgen warten, wenn ich zu müde bin dafür.
Als es mir nach dem Burnout langsam besser ging habe ich als Wiedereinstieg in unserem Dorfladen angefangen. Damals dachte ich, dass ich dies nur kurze Zeit machen und danach zurück in den prestigeträchtigeren studierten Beruf zurückkehren werde. Nach 6 Jahren bin ich immer noch dabei und habe die operative Leitung des Ladens übernommem. Es ist ein anderer Rhythmus, es sind andere Sorgen aber es ist auch das Gefühl, etwas sinnvolles für die Gesellschaft zu tun. Kunden und Kundinnen, die sich bedanken, dass noch jemand bereit ist, diese Arbeit zu tun, geben einem sehr viel zurück, das mindestens genauso wertvoll ist wie eine wichtige Jobbezeichnung auf Facebook.
Danke für das Teilen.
War spannend zu lesen und ich freue mich für Sie:)
Ich war schon immer der Meinung, dass ein Teilzeitjob (Job hier im Sinne von bezahlt!) zu den wirkungsvollsten Umweltmassnahmen gehört. Wir haben dann automatisch weniger für den Konsum zur Verfügung.
Belohnt werden wir mit mehr Reichtum an frei verfügbarer Zeit.
Viele würden gerne auf 80% oder 60% reduzieren. Dem steht das System entgegen, dass auf 40-Stunden Arbeitsplätze eingerichtet ist. Hier müssen wir dringend neue Modelle suchen und durchsetzen.
Ich schreibe bewusst System, denn meine Erfahrung zeigt, dass es nicht die Menschen sind, sondern es ist das System, welches uns immer mehr antreibt. Wer nicht schneller rennt, hat verloren, als Mensch, als Firma, ja sogar als Staat. In Bezug auf die Gesundheit der Menschen und der Umwelt sehe ich hier die grösste Herausforderung.
Guter Beitrag! Ich fände die Diskussion durchaus interessant, ob uns das System drängt, mehr zu arbeiten, oder ob wir das selbst nicht wollen. Viele Unternehmen heute haben sich auf den Fachkräftemangel angepasst und bieten auch 60-80% Arbeitspensen an. Wieviele arbeiten 80-100% und würden gerne reduzieren, können es aber aufgrund des Arbeitsgebers nicht?
Ja, das gibt es. Auch aufgrund der Situation im Team nicht.
Und manchmal reduzieren Arbeitgeber das Pensum, aber nicht die Aufgaben, sodass man in 60% die Arbeit erledigt, für die es eigentlich ein 100%-Pensum braucht...
Ich finde den Artikel wichtig, um über die leistungsorientierte Haltung in der Arbeitswelt nachzudenken.
Es gibt viele Gründe, warum es oft nicht geht. Wichtig ist, dass das Thema breiter diskutiert wird und Lösungen gesucht werden, die für AG und AN stimmen.
Aus Sicht des Unternehmens ist es nämlich nicht sehr interessant, wenn man Arbeitsplätze und Infrastruktur zur Verfügung stellen muss und diese dann nur an drei Tagen pro Woche für acht Stunden genutzt werden. Es braucht daher neue Modelle, je nach Job auch angepasste Infrastruktur, zum Beispiel mit nicht fix zugeteilten Bürotischen. Wenn der Arbeitgeber nur widerwillig wegen dem Fachkräftemangel in diese Richtung geht, wird es bei nächste Gelegenheit rückgängig gemacht, wenn nicht schlaue Konzepte dahinter stehen, die generelle Vorteile bieten.
Teilzeit sehe ich übrigen nicht nur in der Wochenarbeitszeit. Es kann auch mal jemand ein mehrjähriges Projekt mit "Vollgas" zum Erfolg führen und dann wieder eine längere Zeit aussetzen oder auf 20% herunter fahren.
Ich arbeite aktuell 80%, würde auch sehr gerne reduzieren. Allerdings spreche ich es nicht an, weil ich bisher nicht so den Willen und das Bewusstsein sehe für eine tatsächliche Reduktion der Aufgaben bei 80%. Im Umkehrschluss wäre das dann für mich gleich viel Arbeit bei weniger Lohn, was natürlich nicht der Sinn der Sache ist.
Unser System hat sich an ein heisses Ende geführt. Wohlstand durch Konsum zerstört unsere Zukunft. Wie die Umkehr gehen soll kann sich kaum jemand vorstellen. Die Versuche, die Klimakatastrophe in den Griff zu bekommen wirken hilflos. Die Arbeit geht den Menschen nicht aus. Aber Einkommen generieren wird schwieriger werden. In 10 Jahren, in 20? Selbst die Wissenschafter wurden überrascht vom früheren Eintreffen vorher gesagter Ereignisse. Auf dem Sofa liegen - auf jeden Fall besser als shoppen und fliegen. Wir werden aufstehen müssen, nicht für unsere Karriere, sondern um die Neuordnung anzupacken. Und die wird nicht jeder gegen jeden heissen, sondern weniger für alle. Nur global und solidarisch, für uns verbunden mit viel Verzicht und Rückbau, schaffen wir eine Zukunft für Menschen.
Ich stimme Ihnen voll zu. Das gute, einfache, friedliche Leben - wohl in Zukunft wieder stärker in Gemeinschaften/Nachbarschaften - liegt jenseits des Konsums.
Ich bin absolut für mehr Faulenzen. Dies auch aus religiösen, spirituellen, psychologischen und ökologischen Gründen. Und faulenzen sollten alle dürfen, Frauen, Männer, Kinder, Diverse, Nichtmenschliche etc.
In allen religiösen Traditionen wird das uralte Wissen überliefert, dass Menschen nicht ohne Unterbrüche arbeiten können. Die Nicht-Arbeit soll sogar gemeinschaftlich gefeiert werden.
Beim Faulsein werde ich achtsam und präsent, sehe Vögel am Himmel kreisen oder Flugzeuge ihre Bahn ziehen, sehe den Ameisen bei ihrer Arbeit zu oder bemerke Liegengebliebenes. Ich atme nur. Und ich öffne mich für Kontaktaufnahmen aller Art, von nicht-menschlichen Lebewesen, von zufällig auftretenden Personen oder sogar von Anflügen und Spuren von persönlichen Lebenssinn.
Faulenzen ist Selbstorganisationszeit für unsere Seele. Unser Inneres organisiert sich
selbst, wenn wir es lassen. Es nimmt sich Zeit und Raum für Trauer, durchsteht Ängste, schöpft Hoffnung. In schwierigen Zeiten kann auch Faulenzen in Gemeinschaft helfen.
Faulenzen ist nicht primär Konsumieren. Im Faulenzen leisten wir unseren Beitrag zur Bewältigung unserer Krisen. Und gerade beim Faulenzen kommen manchmal die besonders guten Ideen.
Was will mir Frau Shehadeh sagen, wenn sie in einem Atemzug sagt „Der neoliberal ausgeprägte Kapitalismus treibt uns alle Träumereien aus.“
Und gleichzeitig: „Wenn mich dann meine Freunde fragen, was ich am Wochenende gemacht habe, (…) antworte (ich): «Netflix geguckt und auf dem Handy gesurft»“?
Denn am Handy surfen und Netflix gucken ist die Fortsetzung eines neoliberal ausgeprägten Kapitalismus, in dem sogar noch die Freizeit aka das Faulenzen eines Individuums maximal ökonomisch verwertbar gemacht wird - Apps wie Instagram sind ja genau so designt, dass wir nicht aufhören zu scrollen und damit am Ende schön Cash verdient wird.
Dennoch: Ausruhen ist wichtig, ja - wie Byung Chul Han es auch schon mit seiner vita contemplativa beschrieben hat, die er der vita activa entgegen setzt: „ Vita activa entartet zur Hyperaktivität und endet im Burnout, nicht nur der Psyche, sondern auch des ganzen Planeten, wenn sie nicht die vita contemplativa in sich aufnimmt.“
Dann wird nämlich ein Schuh draus, und wir müssen nicht über individuelles Netflix oder nicht sprechen, sondern darüber, dass echte Ruhe, Denken, Kontemplation auch etwas produktives sein kann.
Und übrigens: was genau macht eine Karriere aus, was ist eine Loserin? Hätte mir bisschen radikaleres Denken jenseits von solchen Binaritäten gewünscht.
Danke Ihnen für den Hinweis auf das Buch von Byung Chul Han (auf das ich ebenso dankenswerterweise durch einen Artikel von Daniel Binswanger aufmerksam wurde). Das ist das erste, was mir bei dem Satz mit Netflix und Handy surfen in den Sinn gekommen ist: Wirkliches zielloses Nichtstun ist das eben genau nicht, und davon abgesehen, dass unsere Freizeit dadurch auch noch verwertbar wird, wie Sie richtig sagen, müssen diese Inhalte ja auch erstmal von jemandem erstellt/hergestellt werden.
Das Bedauern, das aus Ihrem letzen Satz spricht, teile ich ebenfalls.
Daran anknüpfend eine weiterer Lektüretipp: "How to Do Nothing - Resisting the Attention Economy" von Jenny Odell.
Die Suche nach schwierig verwertbaren Formen von Aufmerksamkeit / Nichtstun ist ein zentraler Faden dieser wunderbaren Gedankensammlung...
Ebenfalls Danke für den Hinweis auf Byung Chul Han. Ich teile die Gedanken von Ihnen und von Herrn M.
Idealerweise können wir Ruhe in der Bewegung und Bewegung in der Ruhe bringen; vita contemplativa und vita activa zusammenbringen.
Ich dürfte das in der A.T. lernen und dann geschieht was schon im Tao Te King geschrieben wird:
"Beim Tun im Nicht-Tun verweilen
und nichts bleibt ungetan"
Ich finde diese Stresskultur vor allem absurd im Hinblick darauf, dass sehr viele Jobs im Grunde unnötig und sinnlos sind. Wenn eine Ärztin in einer Grippewelle Überstunden macht, ist dagegen nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Aber was ist der Sinn davon, dass ein junger Banker oder Unternehmensberater eine 80-Stunden-Woche hinlegt? Wem nützt das etwas? Da wird doch die Leistung zum Selbstzweck: Es geht nur darum, zu beweisen, dass man es kann. Leistung wird zur Ideologie, zur Religion. Die dahinter steckende Sinnlosigkeit lässt sich aber auf Dauer nicht verdrängen und führt dann zu Burn-outs ...
Siehe David Grabber - Bullshit Jobs (Buch)
und das in einer Zeit, in der alle erschöpft sind. In der die Erwerbsbeteiligung so hoch ist wie noch nie, in der alle so viele Überstunden machen wie noch nie.
Stimmt das denn? In Stunden pro Woche wurde ja früher wesentlich mehr gearbeitet. Und ist es nicht zu sehr auf bezahlte Arbeit fokussiert und damit zB die so wichtige Care-Arbeit abgewertet?
Aber in dem Moment, in dem ich mich ausruhe, verweigere ich meinen Körper und meine Arbeit dem kapitalistischen System. In einem System, das auf Ausbeutung ausgerichtet ist, ist das schon ein wenig revolutionär.
Naja, wenn das so aussieht wie in der vorherigen Antwort beschrieben («Netflix geguckt und auf dem Handy gesurft»), dann sehe ich nicht, inwiefern das nicht dem 'kapitalistischen System' dient. Es wird ja dabei schön fleissig konsumiert.
Das Erschöpfende an der heutigen Arbeit ist meiner Meinung nach weniger die Anzahl Wochenstunden oder der vermeintliche Antrieb Karriere machen zu müssen. Es sind die ständigen Ablenkungen durch die sozialen Medien, die andauernd irgenwo aufpoppen und auf sofortige Antwort drängen, weil man ohne etwas verpassen könnte. Das ermüdet doch auch, wenn ich nur auf dem Sofa entspannen möchte. Der Abschied vom Herumstressen funktioniert nicht mit einem Handy in der Hand.
Sehe ich auch so, wenngleich natürlich jeder selber verantwortlich ist, ob und wie er diese Medien nutzt. Ob planloses rumscrollen auf Instagram wirklich der Erholung dient, würde ich auch in Frage stellen.
Daneben sollte man auch das sogenannte Doomscrolling nicht ausser Acht lassen, was nebst dem Vereiteln der Entspannung auch zusätzlich auf die Psyche schlagen kann - was meiner Meinung nach dann auch wieder erschöpft.
Stimmt das denn? In Stunden pro Woche wurde ja früher wesentlich mehr gearbeitet.
Die Stunden pro Woche pro Person mögen abnehmen. Die Erwerbsbeteiligung nimmt aber zu – z.B. indem Paare mit Kindern wo früher bloss ein Elternteil 100% gearbeitet hat heute gemeinsam oft 120% bis 180% arbeiten.
Wobei meines Wissens der Einverdienerhaushalt erst Mitte des 20. Jahrhunderts aufkam, und die Erwerbsbeteiligung der Frau vorher selbstverständlich war.
Ganz allgemein finde ich die Aussage, dass wir wegen den Überstunden gestresst sind sehr fragwürdig, denn früher haben alle massiv mehr gearbeitet:
Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert der industriellen Revolution. Ihren Anfang nahm sie in England, doch nach und nach brachte sie die neuen technischen Errungenschaften nach ganz Europa. In den Schweizer Manufakturen und Fabriken setzte sich die Automatisierung der Arbeit durch und körperliche Kraft war keine Voraussetzung mehr für eine Anstellung. Frauen und Kinder waren auf einmal gefragte und günstige Arbeitskräfte, insbesondere in der Textilindustrie, die in unseren Breitengraden florierte.
Die Arbeitstage waren lang, die Arbeit war anstrengend und der Lohn war bescheiden. In manchen Betrieben arbeiteten Minderjährige bis zu 18 Stunden pro Tag. Es wurden erste Stimmen aus Bildungs- und Familienschutzkreisen laut, die eine Mindestausbildung und Religionsunterricht für die Jugend des Landes forderten. Die Kantone Zürich und Thurgau, die in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnahmen, verabschiedeten bereits 1815 kantonale Gesetze, welche die Arbeitszeit von Minderjährigen auf 14 Stunden pro Tag begrenzten und die Schulpflicht für Kinder einführten, die in den Fabriken arbeiteten.
Das Herumhängen auf dem Sofa muss auch erst "verdient" werden. In unserer reichen Gesellschaft klappt das nur, wenn Einkommen und Konsum in einem Gleichgewicht sind. Menschen in der sogenannten "Dritten Welt" (bereits dieser Begriff klingt so, als könnten wir darauf verzichten) werden häufig als arbeitsscheu und unproduktiv bezeichnet. Es gibt aber viele Menschen, die ein einfaches Leben leben und nicht mit uns tauschen möchten. Wir sind dazu gezwungen, reich zu sein. Wenn es mir monatlich gelingt, Miete, Krankenkasse, Ernährung und Internetzugang zu leisten, kann ich gemütlich auf dem Sofa liegen. Zudem ist es ökologisch und sozial sinnvoll auf überflüssigen Luxus zu verzichten (Ferienflüge, Auto, Telefon ... )
Das kommt aus dem kalten Krieg (die Schweiz ist von daher auch ein 3.Weltland eigentlich). Man kann globaler Norden und globaler Süden sagen.
Oder imperial core.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Third_World
The term "Third World" arose during the Cold War and it was used to define countries that remained non-aligned with either NATO or the Warsaw Pact.
Danke für die Präzisierung. Ich habe den Begriff "Dritte Welt" bis jetzt falsch interpretiert. Die Bezeichnung "globaler Süden" trifft aber auch nicht wirklich, was oft darunter verstanden wird. Dass die Schweiz demnach ein "Drittweltland" ist, klingt wie ein Witz, ich weiss noch nicht, ob der lustig ist. Ich merk’ ihn mir aber.
Arbeit darf Spass machen. Aber Erholung auch!
Der Zwang zur Selbstoptimierung auch ausserhalb der Arbeit führt zur Unfähigkeit, sich zu erholen. Darum ist diese Erschöpfungs-Depression, das burnout, heute so verbreitet.
Tips wie „durchpowern“, „um 4 Ihr aufstehen, meditieren, joggen gehen, Grüntee trinken, Schreiben, dann zur Arbeit“ nutzen nur denen, die damit auf Youtube oder Instagram Werbung und Nahrungsergänzungsmittel verkaufen.
"Das Bild des Mannes, der mit Pizzakarton und Coladose ein Wochenende ungeduscht vor der Spielkonsole verbringt, lässt sich kaum auf die Frau anwenden, ohne sie im gleichen Zug zu pathologisieren und zu denken: Die muss durchgedreht sein! Wie ungerecht, denn ich möchte das nämlich auch tun können".
Ich finde das obige Beispiel irritierend und nicht zielführend. Denn hier wird chillen mit Sucht verwechselt. Ähnlich wie: Netflixen ist nicht gleich Tagträumen. Dies sind komplett verschiedene Strategien, wie Freizeit genutzt wird. Netflixen ist eine Form von Konsum, das Tagträumen nicht. Zum Netflixen braucht man Geld bzw. Elektrizität zum Tagträumen benötigt man nichts dergleichen.
Vor allem stimmt auch die Aussage so nicht, dass dies bei einer Frau überhaupt nicht toleriert würde, aber bei einem Mann wäre das ganz ok. Ich kenne niemanden, der das besonders erstrebens- oder nachahmnenswert fände, aber auch niemanden, der oder die das jetzt gleich pathologisieren würde, egal wer's tut.
Das Beispiel ist nicht glücklich gewählt.
Wenn mein Boiler leckt, bin ich froh, wenn der Sanitär schnell kommt. Und wenn die Sicherung dabei heraus springt, soll ein Elektriker die Schaltung vermessen. Auf den Kostenvoranschlag des Karosseriespenglers warte ich seit vier Monaten. Der Termin für die Hautkrebsvorsorge war zeitnah. Zeitnah, wie man an den Stehmeetings vor den bodennahen Fenstern mit Aussicht auf die darunter liegende Stadt den nächsten Termin gerne hätte.
So bin ich froh, dass diese Arbeiterinnen sich nicht vorwiegend auf dem Sofa fläzen, sondern arbeiten.
Das ist das Eine.
Das Andere ist wohl, dass der Profit süchtige Unternehmer seine Angestellten auspresst. Das Treten von oben nach unten macht Menschen krank und das hat zugenommen. Der Chef und seine Informatik überwacht im Minutentakt das Tun und Lassen der Arbeiterin. Der Pöstler darf nur noch definiert lang mit den Kunden sprechen, die Briefkästen haben eine vorgeschriebene Distanz zur Strasse und der Bankfilialleiter wird kontrolliert täglich, ob denn der Terminkalender und der return of invest voll, sonst kippt seine Ampel auf rot.
Gesund ist das nicht, deshalb die Erzählung des möglichen Reichtums für alle, damit die möglichst lange durchhalten. Nachhaltig ist das auch nicht, auch wenn der CEO ständig davon spricht.
Lieber Herr B.,
Auch ich bin dankbar, wenn Satitäre, Elektrikerinnen und Ärzte zeitnah verfügbar sind, aber die Frage ist doch, wer die Last trägt, wenn in Handwerksbetrieben, Spitälern, oder auch Büros und Banken zu viel Arbeit anfällt. Man würde meinen, dass in diesem Fall Arbeitende angestellt werden, aber im neoliberalen Profitdenken werden lieber Überstunden generiert, da das effizienter ist.
Ja, Boiler, Schaltung und Gesundheit sollen wiederhergestellt werden, aber auch die Ärztin und der Handwerker haben das Recht auf Faulenzen
Liebe Frau Shehadeh. Vielen Dank für ihren Beitrag. Es ist sehr wichtig darauf hin zu weisen, dass eben nicht alle Chef sein können und Karriere machen. Und dass wir in einem System leben wo die allgemein gültige Meinung vorherrscht, dass alle alles erreichen können, wenn sich nur genug anstrengen. Was einfach nicht stimmt!
Ich selber verbringe auch immer wieder Zeit auf dem Sofa mit Netflix. Ich sehe das leider nicht so positiv. Ein Buch lesen, die Republik lesen, ein Nickerchen, finde ich alles tiptop. Nur den ganzen Zeitvertreib, der einem so ganz alle Sinne raubt, damit bin ich eigentlich nicht zufrieden. Aber ein richtig schlaues Argument dagegen fehlt mir leider.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Wer "Ja!" sagt zur globalen, kapitalistischen Weltwirtschaft, muss auch "Ja!" sagen zu mehr Ausbeutung und mehr Arbeit. Irgendein armer Tropf muss ja die Waren produzieren, die wir so gerne und regelmässig konsumieren.
Daher ist Faulenzen in erster Linie Konsumverzicht und daher zu begrüssen!
Unsere momentane Situation der Welt zeigt uns ganz deutlich, dass wir nicht Mehr brauchen. Wir haben alles und mehr macht nicht glücklicher. Wir müssen nur alles besser verteilen. Aber solange Menschen glauben, dass Glück durch materiellen Konsum erreicht werden kann, wird sich nichts ändern. Matrieller Konsum lenkt uns nur ab, von unserer Suche nach Glück.
Daher: weniger nach aussen schauen und den Blick friedlich nach innen wenden und denken: "Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf!".
Polo Hofer hat einmal gesagt, es gäbe keinen Krieg, wenn man die Leute ausschlafen liesse. Ausgeschlafene Menschen hätten kein Interesse an Krieg.
(Oder so… ist nur sinngemäss wiedergegeben)
Das glaube ich auch! Schlafmangel weckt nicht das Beste im Menschen! Und es fängt schon bei den Kindern an, die zu früh aus dem Schlaf gerissen werden. Entweder um in die Tagesstruktur gebracht zu werden oder in die Schule. Keine Zeit, um aufzuwachen, etwas zu essen, um den Tag in Ruhe zu beginnen. Genügend Schlaf ist aber in jedem Alter wichtig, auch ein Nickerchen nach dem Mittagessen erfrischt, macht munter und kreativ.
Wichtiger als das Ausruhen ist in meinen Augen eine sinnvolle Tätigkeit. Dabei ist der Rythmus entscheidend, stetig etwas zu tun was einen interessiert verschafft Befriedigung auch wenn es anstrengend ist. Schlimm ist, dass solche Arbeit oft weniger anerkannt und schlechter bezahlt wird. Darüber sollte man auch einmal nachdenken wie das zu ändern wäre.
Der zusammenfassende Absatz scheint zu sein:
Ich möchte den Leuten ein Angebot machen, sich ihre mentale und körperliche Bedürfnisse – zum Beispiel Faulenzen – nicht abzutrainieren, nur weil uns das angeblich am Vorankommen hindert.
Ich lese den Text als Erinnerung daran, dass Faulenzen eine Form von "Bedürfnisse wahrnehmen" ist. Dementsprechend ist Skepsis geboten, wenn uns davon abgeraten wird :)
Es werden nicht mehr Überstunden geleistet, sondern insgesamt weniger pro Woche gearbeitet. Wenn ich meine Eltern frage wie das früher war sagen sie, dass sie zwar mehr gearbeitet haben, aber viel zufriedener waren mit dem, was sie hatten. Ich schliesse daraus: Das Problem ist nicht, dass wir mehr arbeiten MÜSSEN, sondern, dass wir aufgrund des Konsumwahns mehr arbeiten WOLLEN.
In unserer Gesellschaft beklagen sich die, die schon genug „chillen“, darüber, dass sie zu viel Stress haben. Einverstanden, habe auch einige Mitmenschen, die dringend mehr chillen sollten, aber das unterscheidet sich individuell sehr stark.
Edit: Korrektur „weniger pro Woche“, nicht „pro Stunde“
Was genau ist ein „girlboss“? Sind alle weiblichen Führungskräfte „girls“ (Mädchen) oder ist damit ein bestimmter Typ weiblicher Führungskräfte gemeint? Gibt es auch „boybosse“ oder sind das dann einfach „bosse“?
Bei Männern gibts dafür den Hipsterboss, oder den Startup-Entrepreneur.
Insgesamt sollen natürlich junge Arbeitskräfte angelockt werden, mehr zu leisten, weil sie:
körperlich leistungsfähiger sind
leichter beeindruckbar sind ("Du bist jetzt Senior Developer! Mehr Geld? Nein, der Titel ist doch genug Annerkennung, oder?")
sie noch keine anderen Verpflichtungen (sprich Familie) haben
Daher die Betonung auf Jugend
Der Girlboss in mir hebt die linke Augenbraue und bittet den Herrn Advocat um etwas mehr Respekt gegenüber ernst gemeinten Fragen.
Ja, mich hat das Wort "Girlboss" auch irritiert. Barbie in der Führungsetage? Emily in Paris? Vielleicht mag die Autorin eine Erklärung anhängen? Oder soll ich es googeln?
So wie ich die Verwendung des Wortes bisher kenne, handelt es sich um einen bestimmten Typ von "Karrierefrau" und ist eher ein Bild, eine Vorstellung, als eine Beschreibung von tatsächlich existierenden Personen. Gemeint ist so eine Art Self-made-Woman, die selber eine kleine Einfrau-Firma gründet, gerne in einem als typisch weiblich gelesenen Feld, und dann grossen Erfolg hat (und dabei natürlich trotzdem super "weiblich" bleibt... :-D).
Hier gibt es eine Analyse dieses Bilds, wie es im Film verwendet wird (Youtubekanal The Take): https://youtu.be/D-djKLsxiwc
Und hier noch eine kritische Betrachtung dazu (Youtubekanal Brust raus): https://youtu.be/MgfvKOp4R8U
Ausserdem habe ich den Begriff auch schon angetroffen im Umfeld von diesen Multilevel Marketing-Betrugs-Geschichten, wo erfolglose oder verzweifelte Frauen geködert werden, ihr letztes Geld in windige Geschäftsideen rund um Duftöle, Kosmetik, Thermomixe oder Tupperware zu investieren und so angeblich ganz einfach von zuhause aus ein "Girlboss" zu werden - sprich: gleichzeitig omipräsente Stay-at-home Mama sein zu können und mit einer "tollen Karriere" super(erfolg)reich zu werden.
So würde ich das auch verstehen: als Motivationsposter-Ideal mit eher amerikanischem Touch. Sei wie Sheryl Sandberg, werde ein Vorbild für Millionen Mädchen in der ganzen Welt.
Guten Tag!
Als jemand der viel Zeit auf dem englischsprachigen Internet verbringt, kann ich Ihnen die Definition welche in meinem persönlichen gen-Z Algorithmus-Umfeld herumgeistert bieten: Girlboss ist eine Frau welche etwas geschafft hat. Unabhängig davon ob im Beruf oder in sozialem Kontext. Zum Beispiel könnte sie einen ekligen Nachpfeifer zurechtgewiesen, oder aber bei ihrer Arbeit ihre Ideen umgesetzt haben. Wird aber durchaus oft sehr sarkastisch verwendet!
Ich entschuldige mich dafür, dass ich anonym teilnehme - mein Name und Vorname ist weltweit sehr selten und in der Schweiz einzigartig
Ganz herzlichen Dank für diesen Artikel! Hier kommen sehr viele Themen zusammen, die mich intensiv beschäftigen.
Der Grundgedanke ist aus meiner Sicht: in welchem Fall ist es besser zu handeln, in welchem Fall ist es besser zu schweigen.
Für mich ist das die Kernfrage aus meiner Sicht des Entwerfenden, Planenden und Bewilligenden (Immobilien bzw. Infrastruktur).
Gemäss meiner Kenntnis, gibt es dazu keine Anweisungen und keine aktuelle Wissenschaft. Mir geht es um eine umfassende Wahrnehmung des Projekt-Managements im öffentlichen Raum: was ist dafür die Basis? Wann warten wir ab? Wann intervenieren wir? Wer befasst sich seitens der Wissenschaft mit solchen Fragen und welches Fachgebiet und welcher Professor treibt solche Fragen vorwärts?
Besser schlafen oder Initiative ergreifen?
Republik AG
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