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Danke! Auch ich habe mich keineswegs mit der Ukraine beschäftigt, geschweige denn mit der Literatur von Schreibenden aus diesem Land. Ich habe vor etwas mehr als einem Jahr begonnen Russisch zu lernen, weil ich irgendwie so eine naive Ahnung hatte. Ich wollte endlich die mir unheimliche und auch unbekannte Landkarte mit Menschlichem füllen und dem "Bösen im Alltäglichen" schaue ich lieber ins Auge, als es zu verdrängen, glaube ich. Habe mich auch umgeschaut, wo ich leicht an Quellen kam, die mir Kulturelles etwas näher bringen könnten. Das war meistens Literatur aus dem 18./19. und noch ein bisschen 20. Jahrhundet. Individuelle Kontakte haben eher meine furchtbaren Stereotypien genährt. Die russisch-Lehrerin aber, hat mir schon allein durch die Sprache, sehr viel vermitteln können. Eine kritische und wunderbare Fau. Ich will doch kennen lernen!
Deshalb vielen Dank!

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Liebe Frau K., haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar. «Ich will doch kennen lernen!» ist ein schönes Motto.

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Lieber Herr Graf
Ich habe Ihre ausgezeichneten Rezensionen gelesen und bin einfach erschüttert. Im Moment muss ich auf das berühmte Zitat von Ludwig Wittgenstein zurückgreifen, um mich zu fassen:
„Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“

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Vielen herzlichen Dank, lieber Herr F.!

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Mitdenker
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Gestern war Katja Petrowskaja bei Anne Will und hat, wie Selenski und Klitschko usw insistiert, der Westen, Deutschland insbesondere, müsse die Ukraine auch militärisch unterstützen.
Das tat sie so eindringlich, dass "man" sich beinah als Verräter oder egoistischer Feigling fühlen muss, wenn man, wie z.B. der anwesende Spitzenpolitiker der SPD, dagegen hielt.
Dabei ist ein gewisser Widerspruch in der Argumentation, wenn einerseits Putin als unbeeindruckbar durch Diplomatie ("er anerkennt nur Stärke") charakterisiert und ein Unbeteiligtbleiben Deutschlands als Illusion ("es ist schon längst ein gesamteuropäischer Krieg") dargestellt und andererseits die Gefahr eines Atomkriegs kleingeredet wird ("Putin will leben").
Da auch ich Teil von "man" bin, fühle ich mich wie beschrieben, wenn ich diese Gedanken niederschreibe und möchte sie deshalb eher als Frage an Graf/Binswanger und Genossen Verlegerinnen richten.
Für mich dreht sich die "Zeitenwende" im Kern um die Frage:
Sind/waren "wir" Pazifisten/Bewunderer von Gandhi, Mandela, LutherKing/
Kompromissorientierten Demokraten/...
schlichtweg naiv und deshalb für die gegenwärtige Gewalteskalation ( zumindest moralisch) mitverantwortlich?
All in oder nicht; ich kann mich nicht erinnern, jemals ein grösseres Dilemma gefühlt zu haben.

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Lieber Herr S., herzlichen Dank für Ihre Sätze. Sie sprechen genau das Dilemma an, das mich auch umtreibt. Marieluise Beck hat dieses Dilemma einmal auf den mahnenden Satz gebracht: „Auschwitz wurde von Soldaten befreit.“ Ein Satz, der, eben als Mahnung verstanden (und nicht als Waffen-Apologetik), auf den Punkt bringt, warum eine simple radikalpazifistische Antwort in bestimmten realen Extremsituationen nicht nur naiv wirken, sondern geradezu zynisch sein kann. Es sieht jedenfalls sehr danach aus, als trete derzeit wieder deutlich vor Augen, dass ein verabsolutierter Pazifismus, der von jeglichen Kontexten absieht, es sich immer schon zu einfach gemacht hat, weil er angesichts von realer militärischer Aggression, die sich von jeglicher Diplomatie abgekoppelt hat, in Wirklichkeit entweder zahllose Opfer in Kauf nehmen muss oder einkalkuliert, dass dann eben andere sich die Hände schmutzig machen sollen, um den Aggressoren das Handwerk zu legen. Gleichzeitig finde ich den Aufrüstungs-Eifer, der zuletzt eingetreten ist und in dessen Windschatten die Militär- und Waffen-Lobbys auf Hochtouren laufen, verstörend und ebenfalls zynisch. Generelle Aufrüstung, gar ein Rüstungswettlauf, ist ganz sicher nicht die Lösung. Was es aber wohl braucht, ist ein Pazifismus, der seine Positionen nicht allein aus einer utopischen Laborsituation des wishful thinking gewinnt, sondern dessen Ethik sich auch mit Blick auf eine Welt real existierender Bedrohungen und menschenverachtender Aggressoren ausbilden und sich an den Erfordernissen dieser Realität messen lassen muss. Das bedeutet wohl, das Konzept der wehrhaften Demokratie auch in diesem Sinne zu durchdenken. Oder doch noch einmal abstrakter: das regulative Ideal festhalten, es aber immer wieder neu realpolitisch konkretisieren. Reflektierte pazifistische Positionen versuchen genau dies und würden selbstverständlich nicht das Recht auf Selbstverteidigung gegen einen Aggressor bestreiten. Die komplizierte Frage, um die es ja auch aktuell geht, ist die Rolle, die in einer bereits (einseitig) eskalierten Situation die Gemeinschaft der „Drittländer“ einnehmen soll. Sie sehen, ich habe auf diese Dilemmata ebenfalls keine fertige, schon gar keine einfache Antwort und ich glaube, es gibt keine einfachen. Wer dem Dilemma begegnen möchte und die moralischen Fragen ernst nimmt, die daraus resultieren, muss vielleicht mit dieser Einsicht beginnen: dass die einfachen und pauschalen Antworten auf komplexe moralische Abwägungen und situationsspezifische Entscheidungen meistens falsch sind.

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Lieber Herr Graf, liebe Mitverleger:innen
Erstens literarische, dann zweitens sozialwissenschaftliche Bemerkungen.
Ein grosses Kompliment an Herrn Graf, wie die schillernden und berührenden Inhalte der Romane kurz und prägnant auf dem Punkt gebracht werden. Als Leser der Rezensionen fühlte ich mich sofort in die dargestellten Welten der Autor:innen hineingezogen und spürte am Leib, die unheimliche Atmosphäre und die markanten Geschehnisse. Wer weiss, vielleicht werde ich das eine oder andere lesen; mächtige Werke sind sie auf jeden Fall.
Ich bin alt genug, dass als Teenager und junge Erwachsene die Notwendigkeit von Befreiungskriegen und "Revolutionen" in der dritten Welt der 1950'iger bis 1970'iger klar vor Auge geführt worden war. Klar, ich war nur Beobachter, musste jedoch erkennen, dass gewisse politischen Zielsetzungen nur durch Gewaltanwendung möglich waren; unter den Umständen. Zudem gibt's die Definition von Max Weber: die Staat besitzt das Monopol über Gewaltanwendung, um Verbrechertum und Invasion zu verhindern. Deswegen stimmte ich für Kampfjets: die Schweiz muss in der Lage sein, mindestens ansatzweise das eigene Luftraum beherrschen zu können. So viel zu Pazifismus.
Was eigentlich jetzt zu tun ist, weiss ich auch nicht. Nicht nur die Schriftsteller der Ukraine, sondern wir alle, haben gesehen, wie Russland in den letzten dreissig Jahren in mehreren geografischen Regionen mit Gewalt eingegriffen hat, ohne schwerwiegenden Konsequenzen. Es sitzen jedoch potenzielle feindliche Truppen, Raketen usw. nicht weit weg von Moskau, ein Umstand, dass der USA nie erlaubt hätte. Und diese Kräfte sind in den letzten zwanzig Jahren näher an Moskau gerückt.
Vielleicht hätte Massnahmen über die letzten zwanzig Jahren, entwickelt von klugen Köpfen in Realpolitik auf beiden "Seiten," den Krieg verhindern können. Vielleicht nicht. Leider handelt es sich nicht "nur" um die Ukraine. Meine Freunde in Schweden sagen mir, alle sprechen nur über Ukraine, weil sie sich fragen, was der nächste Schritt sein könnte, und ob/wie Schweden (oder Finnland) involviert wäre. Ein Horrorszenario reiht sich an das nächste.

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Lieber Herr Wall, besten Dank für Ihre Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass Sie mit der Vorstellung der Bücher etwas anfangen konnten. Ich kann die Lektüre tatsächlich sehr empfehlen, natürlich auch über die Bücher hinaus, auf denen hier der Fokus lag. Ich würde Ihnen auch darin zustimmen, dass dieser Krieg eine Bedrohungslage über die Ukraine hinaus darstellt. Im konkreten Sinne, dass auch andere postsowjetische Staaten um ihre Sicherheit fürchten. Und in dem weiteren Sinne, dass Putins Angriffskrieg auch ein Angriff auf die Grundprinzipien von territorialer Integrität, Demokratie und Rechtstaatlichkeit ist. Wo ich Ihnen widersprechen möchte, ist dass potentiell feindliche Truppen näher an Russland herangerückt seien. Das stellt der Kreml so dar, aber es gab nie irgendwelche Anzeichen für eine militärische Aggression gegen Russland, im Gegenteil: Der Westen ist Putins längst bestehenden militärischen Aggressionen konsequent mit nichtmilitärischen Mitteln begegnet. Aber vielleicht habe ich Sie da auch falsch verstanden. Vielen Dank jedenfalls noch einmal für Ihr Feedback.

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Besten Dank für die stimulierende Antwort. Es ist Ansichtssache: Die explosionsartige Ausdehnung von NATO nach Osten kann als Verteidigungsbündnis (und zwar hauptsächlich gegen Russland) oder als geopolitische Bedrohung gesehen werden. Und ob es richtig gewesen wären, diese Länder eine Mitgliedschaft zu verneinen, nur um Russland zu hofieren? Keine Ahnung. Vielleicht hätte kluge Köpfe auf beiden Seiten eine zukunftsweisende Vereinbarung basteln können. War nicht mal die Rede davon, dass Russland ein Beobachter-Status in NATO erlangen würde? In den 1990'ern war das Land nicht als werdende Archfeind betrachtet; vielleicht wäre etwas dann möglich gewesen.

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