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Genau was ich sagte tritt jetzt ein: die Schadenfreude quer durch Medien und sonst anständige Kreise von links bis weit nach rechts (viele klassisch Bürgerliche sind ja auch angewidert von den Rechtspopulisten), diese Schadenfreude führt zu noch stärkerem Hass jener, welche die Rechten unterstützen. Der Grund ist einfach: Strache sagt Dinge, von denen viele glauben, dass sie eh passieren, und dass die anderen Parteien die genauso machen. In der Tat ist es nicht wahrscheinlich, das Strache als einziger auf die Idee kam, illegale Spenden via Vereine sauber zu waschen. Die Vergabe von Staatsaufträgen gegen finanzielle Unterstützung ist für den Bildungsbürger eine unglaublich dreiste Form der Korruption, aber auch hier: viele Bürger in ganz Europa sind fest überzeugt, dass die Grosskonzerne alle möglichen Formen von Korruption nutzen, um ihre Profite immer weiter zu steigern, während der einfache Bürger gefühlt immer wenige hat. Dass Linke für mehr Soziale Institutionen und höhere Gehälter für Staatsangestellte plädieren, um sich dann als Sozialarbeiter vom Staat anstellen lassen. Und vielleicht das wichtigste: sie wählen die FPÖ nicht, weil sie glauben das seien viel bessere Menschen, sondern weil sie deren politisches Programm der nationalen Abschottung und innerstaatlichen Sozialprogramme nur für Inländer (man könnte sagen national-sozial...). Und sie merken dass diese Ziele nun nicht erreicht werden können, weil einer ihrer Exponenten in eine Falle tappte, die in der Tat bewusst gestellt wurde - von wem, darüber können wir nur spekulieren. Nachdem in Österreich aber vor 2 Jahren erwiesenermassen Sozialdemokraten beim Stellen einer Falle erwischt wurden (die Republik berichtete gestern darüber), ist es mehr als Verschwörungstheorie, wieder solche Kreise dahinter zu vermuten.
Ich möchte noch anfügen, dass ich die Politik der FPÖ ablehne und absolut abstossend finde. Mir ist aber wichtig, realistisch zu sein darüber, wie Leute denken welche die FPÖ wählen. Ich finde deren Perspektive nicht sehr schwierig zu verstehen, auch wenn ich sie nicht teile. Ich glaube Rechtspopulisten stehen letztlich bewusst oder unbewusst im Dienste von Ölkonzernen (Klimazweifel sähen) und Finanzadel (gegen Regulierung, Steuern, Staat wettern). Wer diese Einschätzung nicht teilt, und dazu noch Angst vor Fremdem hat, also konservativ (gegen Homosexuelle, gegen Neues, gegen Wertewandel) und xenophob (gegen Ausländer) ist der findet sich eigentlich perfekt wieder bei den Rechtspopulisten.
„Und vielleicht das wichtigste: sie wählen die FPÖ nicht, weil sie glauben das seien viel bessere Menschen, sondern weil sie deren politisches Programm der nationalen Abschottung und innerstaatlichen Sozialprogramme nur für Inländer (...)“. Das sehe ich genau so, und daran wird kein Skandalvideo etwas ändern. Es bestätigt sie viel mehr in ihrem Weltbild und die Fpö ist einfach begnadigt darin jeden Fehltritt für sich zu nutzen im Gegensatz zu den Oppositionsparteien, die mal nach Hause schmollen gehen.
Meric für den Kommentar. Aber wo entdecken Sie in dem Bericht Schadenfreude?
Ich würde sogar sagen sie wählen die FPÖ nicht weil sie glauben das seien viel bessere Menschen, sondern weil sie in ihrer Frustration über ihr Leben und die Welt einfch der Meinung sind, dass es keine gut und gewissenhaft gandelnden Menschen gibt, die FPÖ also quasi nur die einzig ehrlichen sind und man sich eben einfach einer schlechten Gruppe anschliesst, die angeblich gut für sich und ihre Interessen schaut.
Das Täter-wird-zum-Opfer-Drama, das sich erneut vor uns entfaltet, erinnert mich an das "rechte Sprachspiel", wie es der Leitfaden "Mit Rechten reden" beschreibt (vgl. diese Rezension).
Eine gezielte Provokation wird in die Welt gesetzt.
Die reflexartige Reaktion: rassistisch, menschenverachtend, eine Verharmlosung der Naziverbrechen usw.
Sich als Opfer in Szene setzen: Ich wurde falsch verstanden, man darf die Wahrheit nicht mehr sagen, ohne dass gleich die "Meinungspolizei" zuschlägt, man will das Volk "mundtot" machen.
Maximale mediale Aufmerksamkeit, die von den Echokammern von Facebook und Twitter noch verstärkt wird.
Permanente Selbstbestätigung ihres Weltbildes: Seht her, die böse Linke, der Staat, die "Lügenpresse" wollen uns verbieten, so zu sein, wie wir sind.
Das Perfide daran: Wer sich auf dieses Sprachspiel einlässt, kann nur verlieren. "Entweder wir machen sie platt, dann inszenieren sie sich als Opfer unserer Aggression. Oder wir machen sie nicht platt, dann deuten sie es als Zeichen ihrer Stärke, der Tatsache, dass sie Recht haben, und verhöhnen uns."
Der Ausweg aus dem Teufelskreis aus Beleidigen und Beleidigtsein?
Das Spiel nicht mitspielen.
Nicht auf die Provokation eingehen, sondern auf deren Inhalt.
Den anderen nicht als Feind sehen, sondern als Gegner, der Recht haben könnte.
Der seine Meinung aber auch begründen muss. Denn: "Wenn Du willst, dass Deine Meinung gilt: Finde Gründe."
Das Problem dabei:
Die Rechten gehen einer inhaltlichen Auseinandersetzung häufig konsequent aus dem Weg.
Hakt man nach, weichen sie aus.
Im Ungefähren, im Behaupteten liegt ihre Stärke.
Und treibt man sie argumentativ in die Enge, lenken sie mit einer neuen Provokation ab.
Im gegenwärtigen Fall hiesse das: Immer wieder auf den Inhalt des Videos verweisen und zurückkommen. Und Strache, die FPÖ und deren Unterstützer*innen nach einer Begründung und Erklärung befragen. Alles andere würde nur bedeuten, ihr Spiel mitzuspielen.
Bei einem solchen smoking gun Tape geht es in erster Linie um den Watergate-Skandal, nicht um Deep Throat. Um die Iraq War Logs, nicht um Manning oder Assange. Also auch um die Ibiza-Affäre, nicht um die noch unbekannte Quelle.
Wie wäre es stattdessen mit einer Alternative? Wenn ich immer über die Rechten rede, dann gebe ich ihnen immer die Chance die Themen zu setzen. Hunderttausende Schüler streiken jede Woche, aber wir reden über zwei hässliche Männer die besoffen über korrupte Ideen lallen. Sind die denn relevant für die Welt, für die Zukunft der Menschheit, die Zukunft Europas? Wenn nicht, warum reden wir denn noch über sie? Abgesetzt sind sie ja schon. Hat Europa keine drängenderen Probleme?
Nach der Wahl 2017 sind die Linken in Ö aufgeschreckt. Warum haben uns so viele Wähler verlassen? Wo sind sie hin die Arbeiter, die uns jahrzehntelang gewählt haben? Warum ist die Kernwählerschaft übergelaufen zu den Rechten?
Ich habe in meiner Heimat Wahlbezirke ausgemacht in denen bis zu 95% die FPÖ gewählt haben. Die Einwohner dort sind aber nicht ewta sozial benachteiligt, leben auch nicht in Armut. Arbeitslosigkeit ist dort ein Fremdwort. Flüchtlinge kennt man nur aus dem Fernsehen. Und trotzdem wählten diese Leute die FPÖ.
Auf meine Nachfrage hin war der Grund immer derselbe: "Denen gehört mal eine ordentliche Watschn verpasst." Gemeint ist damit die große Koalition. Eine Mischung aus Verärgerung und Angst treibt die Menschen in die rechte Ecke.
Zu unfähig und ratlos waren die großen Parteien in den Jahren nach 2008. Keine Konsequenzen aus der Finanzkrise, keine Konsequenzen aus den Datenskandalen, keine Lösung für die Fluchtbewegungen - obwohl diese schon zwei Jahre davor absehbar waren, etc...
Die Gelähmtheit der Spitzenpolitik und die Angst davor seinen Wohlstand teilen zu müssen oder gar zu verlieren gaben den Ausschlag für viele Gemäßigte, um ins rechte Lager zu wechseln.
Umgekehrt kann man als Politiker heute kaum eine strategische Entscheidung treffen, die einem nicht gleich quer im Hals stecken bleibt. Denn alles was man sagt, wird sofort gegen einen verwendet - in immer größerer Geschwindigkeit. Also züchten wir (Zivilgesellschaft und Medien) uns Politiker, die nurmehr taktisch agieren, um ja nirgends anzuecken. Eine Entwicklung die mir zunehmend Angst macht.
Wohlstandschauvinist*innen schaffen aus Ärger über opportunistische Verwalter*innen des ewigen Status Quo indirekt lieber die liberale Demokratie ab, die ihnen zu Wohlstand verholfen hat - als zu teilen?
Versuchen Sie es bei unserer Gattung bitte nicht mit Logik :).
Die Antwort läuft wohl darauf hinaus, dass Demokratie einerseits aufgeklärte Bürger und andererseits zumindest ein gewisses Maß an Bildung benötigt, um funktionieren zu können.
Ich habe für Ö leider keine ausführlichen Zahlen gefunden, aber ich glaube, dass man die Zahlen aufgrund des ähnlichen Schulsystems auch auf Ö umlegen kann:
https://www.bpb.de/apuz/179347/funk…smus?p=all
Wenn die Wähler die vermittelten Inhalte in politischen Diskussionen nicht verstehen können - sei es aufgrund der verwendeten Worthülsen oder der Komplexität von verschiedenen Themen - dann wenden sie sich unweigerlich den Medien und Politikern zu, die ihnen diese Dinge (vermeintlich) verständlich erklären, ohne sie dabei zu belehren (Kronen Zeitung und FPÖ).
Um ein Sprichwort aus den Favelas in Rio zu bemühen: Ein leerer Kopf lockt den Teufel an.
Ihr Votum macht Sinn ...
Bedenklich finde ich das gepushte framing des Videos. Weg vom Inhalt, hin zur Quelle. Statt auf die message blickt man auf den messenger. Und betreibt killing the messenger. Selbst wenn dieser nur spekulativ ein Verdächtiger ist.
Strache has been framed, heisst es. Er sei das eigentliche Opfer. Dass er aber auch red handed Täter war für mögliche strafbare (Vorbereitungs-)Handlungen - wo Staat und Bevölkerung die Opfer gewesen wären -, gerät in den Hintergrund.
Die "Politik ist halt so"-Haltung ist Symptom für den massiven Vertrauensverlust in die Politik. Der in einen (reaktiven) Nihilismus mündet. Weder moralische/demokratische Werte noch persönliche/charakterliche Massstäbe haben mehr Geltung. Übrig bleibt der reine Wille zur Macht. Der egal mit welchen Mitteln durchgesetzt werden soll.
Diese Wähler*innen wollen vielleicht "Saubermänner" nicht in dem Sinne, dass sie "sauber" sind, sondern, dass sie "den Saustall" "säubern". Dazu bedarf es "starker Kerle", die sich auch die "Hände schmutzig" machen wollen. Die also auch mal unmoralische oder extra-legale Handlungen begehen. Die gegenüber anderen respektlos und rücksichtslos sind. Die also gerne einen "schlechten" Charakter haben dürfen, so lange er nur ein "starker" ist. Denn, was nütze ein "guter" Charakter, wenn er "schwach" ist und nichts radikal zu verändern vermag.
Vielleicht hängen sie auch deshalb mit geradezu fanatischer Energie an solchen Figuren - ich denke da u.a. auch an Duterte - weil sie selbst das heimliche Begehren haben, so zu handeln. Dies aber aufgrund interner und externer Hemmungen nicht dürfen oder können. Weil sie zu wenig gross, stark und mächtig sind. Also benötigen sie gleichsam als ihr Avatar einen Heros.
Heros, Opfer, Märtyrer - das ganze Drama also.
Leider wurde gegenüber den rechten Wählern 'nur' moralisch argumentiert anstatt die bodenlose Dummheit von Strache &Co mehr in den Vordergrund zu stellen. Ein Spitzenpolitiker der sich derart erpressbar macht schadet dem Land - das hätten sogar die FPÖ Wähler kapiert.
Die Ehe auf Zeit mit Rechtsradikalen und Konservativen ist gescheitert.
Ein Beleg, das Populisten im Bezug zu Gesellschaftskritischen Themen, NICHT FÄHIG sind, mit diesen auseinander zu setzen um konstruktive Lösungen auszuarbeiten.
Das sind die klaren Unterschiede von "(Rechts)konservativen" und "Rechtspopulisten".
Die einen sind klug, die anderen offensichtlich dumm.
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