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Die Mitgliederzahlen von politischen Parteien ist, glaube ich zumindest, auch ein heikles Thema in den Nachbarländern der Schweiz. Was hier wirklich fehlt, ist ein Gesetz zur Finanzierung der Parteien und der Abstimmungskampagnen. Haben Sie auch vor, mit derselben Akribie zur Finanzierung von der FDP zu recherchieren?
Sie sprechen einen wichtigen Unterschied zwischen der Schweiz und beispielsweise Deutschland an. Hierzulande fehlt ein Parteien- und Transparenzgesetz. Und nein, ich habe demnächst nicht vor etwas zur Finanzierung der FDP zu machen. Im nächsten grösseren Stück geht es um den Frauenstreik vom 14. Juni.
Die 120'000 habe ich schon in den 70er Jahren nicht geglaubt, als ich sie zum ersten Mal gehört hatte. Damals war die Erklärung von gut informierter Seite: "Der Freisinn zählt alle Familienmitglieder mit." Heute spekuliert Ladner über Sympathisanten. Mein Fazit: Parteien, die vor allem von ihren Mitgliederbeiträgen leben (z.B. die SP) wissen die Anzahl Mitglieder ganz genau. Jene, die aber hauptsächlich von Grossspenden der Wirtschaft oder superreichen Parteiführern abhängen, müssen das gar nicht so genau wissen. Insofern dürften ausser den FDP- auch die behaupteten SVP-Mitgliederzahlen nicht ganz stimmen.
Interessant ist ja, dass auch SP-Mitglieder/-Sympathisanten die Umfrage erhalten hätten.
Hier noch der Artikel dazu: https://www.blick.ch/news/politik/k…49304.html
Ist dieses Thema wirklich so wichtig, dass die Republik dazu recherchieren muss?
Es ist für diejenigen Forscher wichtig, die Erhebungen über die aktive Teilnahme an der Politik machen wollen. Das ist nicht ganz unerheblich für die Ausgestaltung eines Staatswesens. Wenn die Parteien nur sehr wenige Mitglieder haben, dann kann dies ein Indiz sein, dass sich viele Leute durch sie nicht repräsentiert fühlen oder dass die Themen, die sie behandeln, nicht die Themen sind, die interessieren. Es kann auch ein Indiz für eine Entpolitisierung der Gesellschaft sein.
Das kann ich nachvollziehen, aber wäre das dann nicht eher eine Forschungsaufgabe?
Ich hatte mich schon bei diversen Unterschriften-Sammlungen für Initiativen gefragt, wieso die grossen Parteien bei so vielen Mitgliedern die Unterschriften nicht zusammenbekommen. Wenn jedes zweite oder dritte Mitglied zwei bis drei Unterschriften in seinem Umfeld holt, müssten doch locker 100'000 zusammenkommen.
Beispiel Bürokratie-Stopp Initiative.
Ihre Rechnung ist richtig, Herr R. Sie entspricht nur nicht der Realität. Partei-Mitglieder sind auch nur Menschen und vergessen oder verhühnern ihren Unterschriftenbogen. Kommt hinzu, dass teilweise den Parteien die Postadressen ihrer Mitglieder fehlen. Und dann wäre noch: Jede Initiative muss von Hand unterschrieben und per Post eingeschickt werden.
Hier stösst wohl der Föderalismus und das System der dezentralisierten Miliz-Ortspartei an seine Grenzen. Alle FDP Schweiz-Mitglieder haben ihren Mitgliedsstatus qua Mitglieder ihrer Kantonalparteien (FDP Schweiz-Statuten, https://bit.ly/2J0geYL Art 6 Abs. 1).
Wenn man dann die kantonalen Sektionen anschaut (zB Zürich: https://www.fdp-zh.ch/service/statuten) wird's lustig - man kann nämlich entweder direkt Mitglieder der Kantonalpartei sein (Art. 3 Abs. 6, ist aber Ausnahmefall) oder Mitglied einer Ortspartei, einer Bezirkspartei oder einer Sektion (Art. 3 Abs. 5) - wobei Ortspartei anscheinend die "normale" Ebene der Mitgliedschaft sein sollte.
Das heisst: das nationale Sekretariat und die kantonalen Sekretariate wissen nur über ihre Mitgliederzahl Bescheid, wenn der ehrenamtliche Sekretär der FDP-Ortssektion Hinterdemwald auch pflichtgemäss diese Mitgliederliste immer wieder aktualisiert, und die Zahlen dann regelmässig der jeweiligen oberen Parteihierarchie-Stufe mitteilt. Wenn aber die eine Ortssektion knallhart jedes Mitglied 30 Tage nach der 1. Mahnung zum Mitgliederbeitrag vom Register löscht und Neumitglieder nur mit Formular unter Unterschrift aufnimmt, und die andere Ortssektion die Mitglieder auch bei mehrjähriger Nichtzahlung die Leute immerhin noch im Register behält, oder sowieso gleich jeden Newsletter-Abonnenten im gemischten Mitglieder/Sympathisanten-Register aufführt, dann wirds chaotisch.
Spannend wäre jetzt: wie machen es die anderen? Hat zum Beispiel der WWF Schweiz eine Ahnung, was seine genaue Mitgliederzahl (via Kantonalsektionen) ist? Und der schweizerische Turnverband, Fussballverband, via seine Sektionen ...?
Im Jahr 2019 wäre eine nationale Datenbank, von der IT der FDP Schweiz geführt, in dem jedes Mitglied aufgeführt ist zusammen mit einem Feld "Mitglied der FDP-Ortspartei Derendingen" oder "Mitglied der FDP-Bezirkspartei Hinwil" etc. technisch nicht sooo kompliziert. Aber strukturbedingt würde dies wohl eine riesige Reform in der Arbeitsweise der jeweiligen Ortsparteien bedürfen.
Danke für die kritische Nachfrage. Ist vorgemerkt.
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