Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Vielleicht schätze ich das falsch ein, aber ich habe das Gefühl, dass Journalist*innen den Themen aus den eigenen Reihen eine überproportionale Relevanz zuschreiben
und vergessen, dass diese Themen aber für die Leserschaft nicht besonders relevant sind.
Der Artikel beleuchtet eine Person, die mir zuvor nicht wirklich bekannt war, dessen Einfluss auf die Medienlandschaft ausserhalb der NZZ aktuell nicht besonders ersichtlich ist und trotzdem als einer der wichtigsten Journalisten in der Schweiz bezeichnet wird.
Es ist ein Portrait eines Menschen mit anscheinend schlechtem Charakter. Es gibt nach den Verfasser*innen nur kritisch eingestellte Personen oder eine loyale "blinde" Gefolgschaft. Aber sind wir mal ehrlich, bei welcher Führungsperson ist das denn nicht so?
Ich verstehe die Probleme von Projers Führungsstil, ich kenne auch solche Menschen und versuche sie zu meiden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es einen 26min Artikel dazu braucht, der Projer öffentlich durch den Dreck zieht. Eigentlich wäre das eher etwas für seine Personalakte.

130
/
26
Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
·

Danke für Ihren Kommentar, Herr B. Sie haben recht: Es macht Sinn, solche Menschen zu meiden. Wenn das möglich ist. Aber was, wenn nicht? Genau darum gehören unsere Recherchen nicht nur in Jonas Projers Personalakte: Er ist eine Person des öffentlichen Interesses.

46
/
24

Ich persönlich finde den Artikel ziemlich geschmacklos. Es gibt noch viel bedenklichere Führungskräfte als Herrn Projer, wenn man bedenkt, dass Herrn Projer ja keine eigentlichen Vergehen vorgeworfen werden, sondern nur begrenzter Unfähigkeit. Deshalb riecht das hier eher nach Retourkutsche für einen nicht erhaltenen Journalismuspreis oder ähnlichem. Solche Angriffe gegen Personen von begrenztem öffentlichem Interesse, haben für mich Boulevardniveau. Wie Herr B. richtig hinweist, ist ein solcher Führungsstil heutzutage gang und gäbe. Nur wenn man das Beispiel Projer in einem breiteren Kontext gebracht hätte, wäre es für mich OK.

79
/
31
· editiert

Herr B. Kommentar bringt meinen Eindruck des vorliegenden "Porträts" voll auf den Punkt. Auch dem Prädikat "Boulevardniveau" würde ich mich anschliessen.

Jonas Projer mag als NZZaS-Chefredaktor tatsächlich eine "Person des öffentlichen Interesses" sein. Sie Herr Albrecht, wie auch der Rest des Teams, welche die publizistische Verantwortung der Republik trägt, sollten sich hingegen fragen: Haben Sie auch tatsächlich was Relevantes zu berichten über diese Person?

(Meinem Verdikt nach: Offenbar nicht wirklich. Deshalb die Seichtigkeit.)

33
/
15
Mit-Verlegerin und interessierte Leserin
·

Was soll/will dieser Artikel mir sagen? Was genau ist Ihr wesentlicher Vorwurf an Jonas Projer und warum ist dieser von grösserer Bedeutung?

104
/
22
Umweltwissenschaftler, Dokumentarfilmer
·
· editiert

Ein sehr interessantes Fallbeispiel zu den Aufgaben und Grenzen von Journalismus.

Ich verstehe den Gedanken, der diesem Artikel zugrunde liegt: Da sitzt ein Machtmensch, der über Karriereleichen geht, auf einem verantwortungsvollen Posten... Da muss man doch was tun, bevor Schlimmeres passiert. Und nun, da die ersten Stimmen auspacken, würde der Gang an die Öffentlichkeit sicherlich noch mehr Opfer zu einer Aussage bewegen. Gleichzeitig versteht es dieser Mensch so gut, auf dem schmalen Grat zwischen forderndem Chef und untragbarem Mobbingtäter zu tanzen, dass nichts, was während der Recherche ans Licht kam, zweifelsfrei genug Nachrichtenwert hat, um das Publikum zu überzeugen. Jedenfalls nicht in anonymisierter Form.

Kurz: Ethisch betrachtet muss das Schweigen gebrochen werden, obwohl es aus journalistischer Sicht noch nicht genug zu sagen gibt.

Die Schwäche dieses Artikels liegt weder darin, dass er zu früh erschienen ist, noch in seinem Inhalt. Er krankt einzig und allein an seinem Framing. Der Artikel behauptet, statt zu zweifeln. Er ist kritisch, ohne selbstkritisch zu sein. Die Autor:innen scheinen restlos überzeugt von ihrer Einschätzung. Diese stützt sich allerdings auf so viele Fakten, die die Leserschaft nicht erfahren darf (vor allem auf die Identität, Qualifikation und Vorgeschichte der anonymen Quellen), dass sie uns Leser:innen nicht zu überzeugen vermag. Wo ein derart grosser Wissensvorsprung besteht, ist es ratsam, auf dem Wissensstand der Leserschaft einzugehen, auch wenn man selbst schon einen grossen Schritt weiter ist.

Man stelle sich vor, der Artikel hätte so angefangen:

"Bei fast jedem Mobbingskandal fragt sich das Publikum: 'Warum hat nicht schon viel früher jemand ausgepackt? Warum hat man nicht schon vorher was getan? Man hat es ja kommen sehen.' Auch uns als Journalist:innen ging es schon oft so.
Nun sassen wir auf einer Recherche zu einer Geschichte, die an genau diesem Punkt des 'Früher' stand: Man sieht es kommen. Der grosse Skandal ist bisher ausgeblieben, aber er scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Und uns wurde klar, warum sich an diesem Punkt noch kaum jemand traut, zu publizieren: Wir wussten zu viel, um noch guten Gewissens zu schweigen. Aber dem, was wir von unserem Wissen preisgeben durften, fehlten die Sprengkraft und der Nachrichtenwert des Skandals, der bereits passiert ist.
Wir standen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder schubladisieren wir unsere Recherche, bis Schlimmeres geschieht und eine grosse Story daraus wird. Oder aber wir schreiben eine kleinere, vielleicht verfrühte Story voll von Grauzonen und offenen Fragen, die das Thema an die Öffentlichkeit bringt - in der Hoffnung, Schlimmeres zu verhindern.
Wir haben uns für Letzteres entschieden. Hier ist sie, die unfertige Geschichte des Jonas Projer."

Wäre doch auch eine Variante gewesen, nicht?

87
/
6

Er war ja in Brüssel also ist er ein Euroturbo und sicher nicht unparteiisch. Das macht ihn offenbar interessant bei den Medienhäusern.

3
/
54
Elia Blülle
Journalist @Republik
·

Darum wurde Boris Johnson nach seiner mehrjährigen Zeit als Brüssel-Korri ja auch ein so grosser EU-Fan. Sehen Sie das Problem?

77
/
1

Ich rede von Projer und nicht von Johnson

0
/
42
· editiert

Die Argumentationskette 'war in Brüssel (ich nehme an, gemeint ist seine ehemalige Stelle) = Euroturbo' verstehe ich nicht.

33
/
0

Weil da kein Kritiker akzeptiert wird

2
/
49

Meine Erinnerung an Projers Arena-Zeit: ein klar bürgerlicher Moderator der übelst manipuliert. Sein Abgang ein Segen, sein Star-Status mir unverständlich.
Danach Blick-TV. Wen interessiert das schon?
Die NZZ am Sonntag ist eine etwas andere Liga und dies rechtfertigt den ausführlichen Text der Republik. Ein klar rechter, manipulativer Machtmensch in der Schaltzentrale eines einflussreichen Mediums: das ist keine gute Aussicht.

79
/
14

Stimmt. Ich mache mir nämlich gerade Sorgen um mein NZZ am Sonntag - Abo.

23
/
1
· editiert

Ich habe Herrn Projer in der Arena nicht als klar bürgerlich empfunden, eher als linksliberal. Aber da hatte ich woh durch eine andere Brille in die Röhre gekuckt am Freitag, spätabends...

1
/
0

Ich bin ganz platt. Erstaunt kämpfte ich mich durch einen Artikel über einen Journalisten, von einer Journalistin und einem Journalisten geschrieben. Was mag deren Motivation sein? Halten die diesen Typen für so wichtig? Oder hält sich da schlicht ein Berufsstand für etwas gar wichtig? Braucht es dazu uns, das Publikum? Gibt es dafür keine andere Organe? Ichfragjanur.

86
/
30

Ja der Berufsstand ist wichtig. Und wenn es um Schlüsselfiguren der „Vierten Gewalt“ im Land geht, ist auch der Hintergrund wichtig. Uns braucht es als informiertes Publikum, nicht als Verführtes.

61
/
5

Einverstanden mit der Wichtigkeit der 4. Gewalt in der Demokratie.
Dennoch, er ist ja vor allem nicht mehr für die SRG tätig und wenn er eine Million von Ringier in den Sand bzw. einen leicht schattenoptimierten Studioboden setzt, geht mir das am A... vorbei. Ebenso, wenn Ähnliches der alten Tante widerfahren sollte. Da wird der Wirkungsradius eines Selbstdarstellers nicht nur kläglich überschätzt, sondern sogar noch aktiv kräftig überhöht.

Und äxgüsi, auf Grund der spitzen Feder beurteilt, schwingt da auch eine Portion Neid mit.

29
/
12

Von mir aus gesehen ist Herr Projer eine wichtige Figur, und er hat eine erstaunliche Karriere hingelegt für sein Alter. NZZ am So. chefredaktor werden in so jungen jahren, das sticht doch heraus.

1
/
2

Warum jetzt da gerade die Karriere und eventuelle Führungsschwäche dieses Journalisten ausgebreitet (und kritisiert) wurde, kann ich schwerlich nachvollziehen. Solche Curricula gibt es nahezu beliebig viele. Wozu also gerade Projer?

57
/
14

Hallo A. F., es gibt auch nahezu beliebig viele Unternehmen, die ihr Personal schlecht behandeln. Hätten wir deshalb nie über Globegarden schreiben sollen? Ich möchte nicht zynisch klingen, ich verstehe nur Ihre Argumentation nicht ganz. Jonas Projer ist nicht irgend ein Journalist bei einem Käseblatt, er ist Chefredaktor und damit Meinungsmacher in einem der mächtigsten Medienhäuser der Schweiz. Und brachte, wir wir zeigen, Probleme mit sich, die sich schon bei seinen vorhergehenden Arbeitgebern gezeigt hatten. Dass die Geschichte damit über ihn als Person hinausgeht, ist selbstverständlich, und das zeigen wir in unserem Text ja auf.
Beste Grüsse, Ronja Beck

60
/
9

Nein, Sie gehen ziemlich hart gegen die Person selbst. Nehmen wir das Beispiel Blick-TV. Glauben Sie wirklich, es hätte jemand in kürzester Zeit es geschafft, daraus einen Riesenerfolg zu machen? IT-Chefs die nur Probleme sehen, aber keine Lösungen bringen kennt man doch. Natürlich kann man dann im Nachhinein sagen, man hätte lieber auf ihn gehört, aber das hätte auch nicht mehr Zuschauer gebracht!
Das eigentliche Problem ist meistens bei einer Geschäftsleitung die schnelle Erfolge will, statt diesen langsam aufzubauen. Dann setzt man halt auf den Jungen Typ der was drauf hat und nimmt Kollateralschäden in Kauf. Den jungen Manager dafür in den Dreck zu ziehen, weil er es wegen seinem zu grossen Ego versucht hat umzusetzen ist der einfachste Ansatz. Von öffentlichem Interesse wäre jedoch eher das System in Frage zu stellen.

29
/
11
interessiert
·

Globegarden? Ich hoffe, die Geschichte über Projer fällt nicht genauso in sich zusammen … 😬

6
/
32

Die Gemeinsamkeit die ich bei der Republik und Jonas Projer sehe: Beide Parteien sehen in Daniele Ganser einen "Staatsfeind oder Verschwörer". Die Arena Sendung mit Ganser und Projer war fragwürdig in vielerlei Hinsicht vgl: .https://www.tagblatt.ch/panorama/50…-ld.932626
Die Republik machte es sich da schon einfacher in ihrer Berichterstattung und liess Ganser schon gar nicht zu Wort kommen.

4
/
70
Souri Thalong
Community-Support
·

Eine wahre Meisterleistung, wie Sie versuchen, über drölf Ecken das Thema in eine für diesen Beitrag und diese Diskussion völlig irrelevante Richtung zu lenken.

Kurz und knapp: Bleiben Sie bitte beim Thema, Urs K.

50
/
0
· editiert

Welche Relevanz hat denn diese Gemeinsamkeit Herr K.? Immerhin weiss ich jetzt Ihre früheren, fragwürdigen Beiträge besser einzuordnen.

21
/
3
Verlegerin
·

Unabhängig davon, um welche Person es in diesem Artikel geht, finde ich den Beitrag relevant. Denn er greift ein Thema auf, das noch stark tabuisiert wird. Nämlich, dass die Führung von Menschen nicht einfach ein Teil von Karriere machen sein sollte und damit primär der Ego-Befriedigung dient. Wohin das führt, sehen wir an den Zahlen zur Mitarbeiter-Bindung, die in der Schweiz auf bedenklich tiefem Niveau liegt (Details: siehe Gallup Studie zu diesem Thema). Führung hat meiner Meinung nach die Aufgabe, dem gemeinsamen Ziel zu dienen und eigene Interessen mit Blick aufs Grosse Ganze einzuordnen. Was ich als wichtig erachte für echte Leadership ist, dass Führungskräfte innerlich so stark gereift sind, dass sie die Anerkennung im Aussen gar nicht brauchen. Das setzt voraus, dass sie erstmal Selbstführung übernehmen, sich selber die Anerkennung schenken, die sie bisher von aussen erhalten um mit sich selber im Einklang zu sein. Und nein, das hat nichts mit esoterischem Gugus zu tun, sondern schlicht und einfach mit reifer Führung, die eine innerlich gereifte Persönlichkeit voraussetzt. Dann kann sich eine Führungskraft ehrlich für das Miteinander und für die gemeinsamen Ziele engagieren. Das zu überdenken wird durch diesen Beitrag angeregt. Daher danke dafür.

51
/
3

Liebes Republik-Team. Habe gestern Abend ungläubig diesen Artikel gelesen. Ich verstehe das nicht. Von Projer darf man freilich halten, was man will. Rein zum Format: Für mich ist das Gossip: Persönliche Recherchen, gespickt mit Zitaten, wo sie grad passen. Macht doch wenigstens ein Interview. Ich finds im Fall unkollegial so mit „Schwächen“ von Berufskollegen umzugehen. Wunderbar, wenn wir die Meinung über unsere Kollegen gleich publizieren. Ein tolles Zeitalter. Sei perfekt, sonst kommt alles gleich online. Bitte anders! Ihr könnts besser!

63
/
19
Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
·

Ich möchte hier auf die vielen Kommentare antworten, die unseren Text kritisieren. Und ich möchte betonen, dass es für uns nach wie vor keinen Zweifel an der Recherche gibt. Es ist letztlich Zufall, dass es sich um eine Person aus dem Journalismus handelt. Unsere Motivation für diese Recherche wurzelt in den erstaunlichen Kündigungen bei der NZZaS, einer Zeitung die in der Branche bekannt war für ein vorbildliches, konstruktives Arbeitsumfeld. Das hat sich nach Projers Eintritt verändert. Nach Gesprächen mit Angestellten haben wir das Feld ausgeweitet und mit Leuten gesprochen, die mit ihm beim SRF und bei Ringier gearbeitet haben. Uns zeigte sich ein deutliches Muster: Eine sehr ambitionierte Person mit ausgeprägten rhetorischen Fähigkeiten zieht gleichzeitig die Aufmerksamkeit von Entscheidungsträgerinnen auf sich, während sie überfordert ist im Umgang mit Mitarbeitenden. Bei Ringier und der NZZaS vermischte sich dieses Muster mit einem unternehmerischen und fachlichen Defizit.
In der Unternehmensführung gibt es eine wichtige Regel für Veränderungen: Nimm die Leute mit! Doch in der Medienbranche – genauso wie in vielen anderen – gibt es Teamleiter und Chefinnen, denen das nicht gelingt und die damit grossen Schaden anrichten. Einige lernen aus ihren Fehlern, andere nicht. Letztere werden immer wieder dem Unternehmen schaden, weil Leute unter ihnen ausbrennen und kündigen. Bei Personen und Positionen von öffentlichem Interesse gehören solche Fälle erzählt, damit sie künftig verhindert werden können. Es ist wichtig, dass wir die Geschehnisse so wiedergeben, wie wir es hier getan haben. Dazu gehört auch die Zitierung von anonymen Quellen. Ohne sie wäre Veränderung unmöglich.

55
/
12
· editiert

Naja. Meine Meinung:

Zum einen zentriert der Artikel viel zu stark auf die Person Projer (kommt ja auch als Porträt über ihn daher und viel weniger als Recherche über NZZaS-Interna). Die Fokussierung auf eine einzelne Person hilft überhaupt nicht, irgendwelche gesellschaftsrelevanten Vorgänge besser zu verstehen. Vielmehr festigt ihr damit ja bloss das Bild eines (gefallenen) jungen Gottes. Viel zu viel belanglose Human-Interest-Mutmassungen, dagegen deutlich zu wenig gesicherte Informationen. Über die "erstaunlichen Kündigungen bei der NZZaS" handelt der ganze Text leider bloss am Rande.

Zum andern ist der Artikel viel zu lang für das, was am Ende an stichhaltigem Inhalt übrig bleibt. Nicht, dass ihr solchen Vorgängen nicht nachrecherchieren sollt. Aber dem Relevanzanspruch der sonstigen Republik wird das Ergebnis halt nicht gerecht. Dann besser nicht – zumindest nicht in dieser Form – publizieren.

32
/
5
· editiert

Ich schliesse mich diesen Voten an. Auch ich wünsche mir, dass die Kritik, die hier laut wird, nicht einfach abgetan wird. Etwas Reflexion darüber, warum der Arikel so wirkt, wie er offenbar auf einige Leserinnen gewirkt hat, wäre schön.

Dabei geht es mir nicht darum, in Frage zu stellen, dass das Thema, wie Sie, Herr Albrecht es umreissen, relevant ist. Es gelingt im Artikel aber meiner Meinung nach nicht, aufzuzeigen, wie es im dargestellten Fall zum Tragen kommt, was genau an der Führungskultur (oder -unkultur) problematisch ist, wie der Führungsstil von Jonas Projer und die Kündigungen zusammenhängen, was die Kündigungen für die NZZaS bedeuten. Das blieb für mich alles vage.
Auch wurde zu wenig aufgezeigt, warum das alles von öffentlichem Interesse ist (auch wenn das durchaus so sein kann). Es genügt einfach nicht, dies im Dialog zu behaupten. Der Artikel sollte für sich selbst stehen können.
Es war auch für mich irritierend, dass der Artikel als Portrait daherkommt. Ich fand dieses zudem mit Häme gezeichnet.

30
/
7

Auch ich bin der Meinung das die relevanz dieses sehr langen Artikels nicht wirklich gegeben ist.
Ich bin allerdings vor allem entäuscht wie auf die kritischen Kommentare reagiert wird. Ich sehe vor allem Rechtfertigungen und Abwehrreaktionen. Natürlich sind diese verständlich, da ja viel Zeit und Einsatz in die Recherche gesteckt wurde. Trotzdem bin ich der Meinung das kritische Voten der Leserschaft ernstgenommen und als lehrreiches Feedback aufgenommen werden sollten. Ich hoffe das dies intern geschieht, auch wenn es in den Antworten hier nicht danach aussieht.

27
/
9

Schon erstaunlich, wie viel Goodwill Jonas Projer bei der REPUBLIK-Leserschaft zu geniessen scheint. Dieses ganze Geraune von 'Abrechnung', 'Kolportage', 'Neid' etc. Es hat fast den Eindruck, als möchte man nicht wahrhaben, was nicht sein darf. (Alternativ wird der Story gleich die Relevanz abgesprochen.)

Dabei ist der Artikel gut recherchiert und zeigt ein eindeutiges Bild. Warum viele Quellen anonym bleiben (wollen), hat einen einfachen Grund: Die Branche ist vergleichsweise klein ('Man kennt sich'), der Verdrängungskampf ist hart und Projer ist ein wichtiger Player.

Besonders bezeichnend fand ich die Aussage ganz am Schluss:

«Ich weiss nicht: Haben wir eine Mobbing­stelle?»

Am Rande: Ich kenne die Gepflogenheiten nicht, aber ist es eigentlich üblich, dass man einem leitenden Angestellten für ein Interview eine Unternehmenssprecherin zur Seite stellt (und das Gespräch gleich dreifach aufgezeichnet wird)?

55
/
15
Community-Redaktor
·

Guten Tag
Dass bei einem Porträt über einen leitenden Angestellten die Medienstelle/Unternehmenssprecherin involviert ist, ist üblich. Nicht unbedingt ist sie beim Gespräch selbst anwesend, aber auch das kommt vor (übrigens nicht nur bei Unternehmen, sondern auch z.B. bei kantonalen Behörden). Weniger üblich ist, dass die interviewte Person/Partei das Gespräch ebenfalls aufzeichnet. Viel eher läuft es in der Regel so, dass Journalistinnen die direkten Zitate vor der Publikation zum Autorisieren vorlegen.

Oder, um es etwas deutlicher zu formulieren:

«Während er das sagt, sitzt Seta Thakur neben ihm, Leiterin Unternehmens­kommunikation, und zeichnet das Gespräch mit ihrem Smart­phone auf. Er sehe darin überhaupt kein Problem, das sei absolut normal, sagt Gujer, als ich ihn frage, was denn das für eine Show sei, und natürlich weiss Gujer, selbst Journalist, dass das überhaupt nicht Standard ist, dass der Interviewte das Gespräch ebenfalls aufzeichnet.»

(Aus dem Text «Wie war ich?» von Daniel Ryser)

3
/
0

Manchmal führe ich mit mir den folgenden Test durch: Ich frage mich "Was von dem, was ich eben gelesen habe, könnte ich jemandem als eine verlässliche und überprüfbare Information weitervermitteln?" Je näher die Antwort gegen Null zustrebt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es sich beim Gelesenen um Kolportage handelt.

48
/
10
Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
·
· editiert

Danke Philipp Albrecht und Ronja Beck für eure Story. Als ich das Setup gelesen hatte dacht ich mir schon. Hui, das wird heikel. Ein Artikel über eine Person die sich in der öffentlichen Wahrnehmung nichts hat zu schulden kommen lassen. Vielen noch in Erinnerung als der junge, sympathische, energiegeladene EU Korrespondent aus alten Tagesschau Beiträgen.

Ich hatte Projers Arbeit seither nicht verfolgt, und war daher sehr gespannt auf die Geschichte. Ich lese von einem Menschen dem dank seiner offensichtlichen Energie ganz viel zugetraut wird, und der die Verantwortung die ihm angeboten wird auch gerne übernimmt. Nur dass dann leider Energie und Engagement nicht ausreichen um in Jobs erfolgreich zu sein, die Führungsqualitäten verlangen und einen gut funktionierenden politischen Kompass.

Gerade der Bereich Personalführung ist ein dunkel schwarzes Kapitel in unserer Gesellschaft, dass meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Nur weil einer ein telegenes Auftreten hat, viele Ideen und grosse Einsatzfreude, heisst das nicht dass er in einer Führungsposition reüssieren kann.

Ich wünsche mir mehr solche Geschichte die auf Personen in Machtpositionen eingehen, und hinter den scheinbaren Glitzer blicken.

Danke! Und lasst euch von den vielen negativen Rückmeldungen nicht abschrecken!

44
/
6

Disclaimer: Jonas Projer war mein Kollege in Brüssel und ist mein Freund. Und für die „Republik“ hab ich mal gearbeitet. Aber so geht das nicht.
„Die Republik hat mit zwei Dutzend Personen gesprochen, …“ - diese Floskel ist kein Freipass, um nachher eine Geschichte ohne Belege und Zitate zu erzählen.
Einige wenige Leute werden namentlich zitiert. In deren Worten erkenne ich Züge des Menschen, den ihr angeblich porträtieren wollt. Der Rest: rauschende Vorwürfe von anonymen Quellen. Oder mit einem Wort: Gerüchte. Also das Gegenteil von Journalismus.

65
/
33
· editiert

Danke für Ihren Kommentar, Herr Bruderer! Ich habe Ihre Artikel in der Republik sehr geschätzt, ganz im Gegenteil zu diesem "Porträt" heute.

Ich kenne Jonas Projer einzig aus der SRF-Arena, also kaum. Folglich kann ich nicht beurteilen, welche "Anschuldigungen" (oft sind es ja nicht mehr als Charakterbeschreibungen) inwieweit zutreffen. Ich hatte aber beim Lesen immer wieder ein sehr mulmiges Gefühl, auch wegen der unzähligen anonym geäusserten (und meist relativ harmlosen) Vorwürfe. Scheint mir am Ende mehr eine Beschreibung des business as usual im Aufmerksamkeitsökonomie-Zirkus, wie er sich am Leutschenbach wie auch im Hause Ringier abspielt.

Das Ganze hätte womöglich ein etwas anderer Artikel mit deutlich mehr Substanz werden können. People-Journalismus-Müll hingegen, aus welchem der vorliegende Artikel streckenweise besteht, möchte ich nicht in der Republik lesen.

Und dann noch gesäumt von wahnsinnig tiefsinnigen Phrasen wie

Entweder Freundin oder Feind. Ein Muster, wie sich später heraus­stellen wird.

oder

Zu Ringier kam Jonas Projer als Star. Heute ist vom Sternen­staub nicht mehr viel übrig.

Come on Republik, who cares?

47
/
13

Lieber Urs, danke für dein Feedback. Ich glaube, hier eine Diskussion zu entfachen, bringt aus offensichtlichen Gründen nichts. Deshalb nur kurz: Warum du Informationen von anonymisierten Quellen mit Gerüchten gleichsetzt, ist mir schleierhaft. Ich kann dir versichern, wir haben hier mit gut informierten Quellen gesprochen.
Herzliche Grüsse und ein schönes Wochenende, Ronja

37
/
12

Doch, es lohnt sich "hier eine Diskussion zu entfachen". Es stimmt zwar, dass Informationen aus anonymisierten Quellen nicht mit Gerüchten gleichzusetzen sind. Aber sie können in der öffentliche Debatte leicht zu solchen werden, wenn sie weitergereicht werden. Mein Eindruck: Das Verhältnis von überprüfbaren Informationen und anonymisierten Aussagen stimmt hier einfach nicht.

18
/
5

Der Rest: rauschende Vorwürfe von anonymen Quellen. Oder mit einem Wort: Gerüchte. Also das Gegenteil von Journalismus.

Ich kenne mich mit Journalismus und allgemein der Medienbranche nicht aus, doch ist das nicht genau der so wichtige Quellenschutz?

Abgesehen davon: ich finde den Artikel nicht Republik-würdig.

12
/
13

Wie ist denn das Interview so gelaufen? Das hätte mich jetzt mehr interessiert.

32
/
0

Wenn's der Mann für's Digitale nicht kann mit der IT im Betrieb und die obersten Chefs doch auf ihn hoffen für den Schritt in die Zukunft: was will uns das sagen?

35
/
4

Herr Projer kann sicherlich sehr vieles sehr gut. Ich frage mich aber, warum er der Richtige sein soll, um ein Unternehmen zu transformieren. „Digitale Transformation“ ist weit mehr als nur „Social Media“ und ein wenig „Live TV“. Wahrscheinlich ist der Herr einfach etwas überfordert und hat es noch nicht geschafft, seine eigenen Defizite mit Hilfe passender Mitarbeiter:innen zu kompensieren.

33
/
3

Der Beitrag berührt mich auch etwas unangenehm. Herr Projer scheint ja fachlich wirklich kompetent und zudem äusserst engagiert zu sein. Leider sind solche Fachkräfte, gerade die Perfektionisten oder Nerds, selbst wenn sie von Idden sprühen und mitreissen können, oft von Natur aus nicht besonders gute Führungskräfte. Aber das kann man lernen. Sollte man ihm nicht noch etwas Zeit geben, bevor man ihn in so einem Text zerlegt?

35
/
14
(durch User zurückgezogen)

stimmt, ich hatte bereits bei dem Interview mit Eric Gujer das gleiche Gefühl, nun wieder bei Jonas Projer - besser man wäre fähig, tatsächlich falsche oder unzutreffende Veröffentlichungen oder Behauptungen, die diese Personen gemacht hätten, exakt zu belegen und nachzuweisen.
Bei mir lösen diese Projektionen leider das Gegenteil aus, liebe Repulik.....das ist schade und bedauerlich.

11
/
7

Ich hatte nach dem Lesen des Leads ein ganz schlechtes Gefühl. Ich habe mich gefragt, was ein Artikel von Journalistinnen über Journalistinnen (so meine Erwartung) ausserhalb des Zirkels der Direktbetroffenen für eine Relevanz hat. Nun denn, meine Befürchtung hat sich bewahrheitet.

30
/
12
Kritischer Leser
·

Lieber M. S., genau das ist meine Frage: sollen wir diese journalistisch- interne Nabelschau weiterhin finanzieren, oder haben wir als sogenannte VerlegerInnen ein Anrecht auf allgemein relevante Textlektüre, wie sie zum Beispiel Herr Binswanger zuverlässig liefert? Zugegeben: rethorische Frage. Ich werde mich absentieren. Schöne Aabig!

4
/
26

Die vielen Worte zusammengefasst: Eine Fehlbesetzung.

23
/
6

Und jetzt? Was genau ist die Story? Wo ist der Mehrwert in diesem Text?

21
/
11
als Teilnehmende
·

Die Arbeit des Vorgesetzten soll man kritisieren dürfen. Es fragt sich jedoch, wie man vorgeht. Außenstehende sollten nicht über Persönliches oder Verhaltensweisenweiter berichten, das sie von Insidern vernommen haben. Das ist nicht fair. Ich erfahre den Menschen Jonas Projer in der Nachbarschaft anders. Das Verhalten in einer angespannten und fordernden Arbeitssituation wo auch die Finanzen stimmen müssen, ist oft kein Zuckerschlecken.

18
/
9

Ein Journalist und Chef der selbstkritisch ist, der auch mal Schwäche zeigt, der sich in andere einfühlt, ist selten genug. Ich wünschte mir mehr davon. Die Medienbranche braucht Innovatoren. Dass man mit neuen Ideen auch aneckt und Alteingesessene vergrault, scheint mir unvermeidbar.

16
/
8
Kritischer Leser
·

Dieser Artikel hat mich in meinem Unbehagen bestärkt, das mich bei der Lektüre von Republik zunehmend befällt. Diese ausufernden Abrechnungen von Journalistinnen mit JournalistenKolleginnen, diese Klaubereien zu wer hat was wann wo gesagt: muss ich das wirlklich lesen? Nein danke.

39
/
32

Irgendwie liest sich das ganze als Gossip Abrechnung und Bashing mit einem erfolgreichen Mann. Bis jetzt sehe ich die Relevanz für die mediale Landschaft der Deutschschweiz nicht. Ausserdem wird mehrfach erwähnt, dass gut recherchiert wurde. Dann kennen sie ja die hohe Fluktration beim Mutterhaus NZZ vor Projer, die Vorwürfe von burnhouts etc. Übrigens nicht nur im Verlag NZZ, so auch vor ein paar Jahren vernommen bei Tamedia etc.

6
/
1

Journalistische Beiträge zu aufsteigenden Journalisten sind naturgemäss heikel: da werden die Journalisten-preise, der schnelle Karriere-Aufstieg, die Rolex, etc erwähnt, da kann man als BerufskollegIn schon etwas neidisch werden, sind ja alles Menschen -

2
/
1

Durchaus interessieren mich Berichte über medieninterne Strömungen und Beobachtungen. Allerdings scheint mir hier die Wertung der Einzelperson zu leichtfertig bis tendenziös.
Jonas Projer ist mir bislang lediglich als Moderator der SRF Arena bekannt. Eine gewisse Eindringlichkeit und Rastlosigkeit empfand ich als störend. Jedoch gelang es ihm, ein jüngeres Publikum abzuholen. Seine Begegnung wurde meist als positiv und respektvoll beschrieben.
"Mit Themen wie MeToo und Wokeness bekundet er Mühe." Full Stop.

6
/
5

Scheint mir hier hauptsächlich Kritik aus der Journiblase zu sein. Man kennt sich. Man tut sich nicht weh.

Gut gemacht Republik.

8
/
14

Weil die "Arena" in meinen Augen eine üble Polit-Pornografie-Sendung ist, in welcher die Teilnehmer gehalten sind, einander ins Wort zu fallen, anzugreifen und Schlagworte um die Ohren zu hauen, hatte ich eine sehr schlechte Meinung von Jonas Projer. Nach der Lektüre dieses Artikels habe ich eine viel bessere Meinung von ihm.

10
/
20