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Was mich bei COVID-19 Kommentaren immer wieder erstaunt: auch hier in der Republik sind es fast ausschliesslich Männer in einem gewissen Alter die den Nutzen kollektiver Schutzmassnahmen wie das Tragen einer Maske in gewissen Situationen in Frage stellen. Selber bin ich auch männlich und in einem gewissen Alter, begrüsse aber jeden Versuch des Kollektivs sich meiner Wenigkeit nicht allzu schnell entledigen zu wollen.
Ja, das ist ein interessantes Phänomen. Das Besserwissen der Laien hat ein Alter, ein Geschlecht – und gegenüber Frauen vom Fach auch einen Namen: Mansplaining.
Kommentare dieser Art sind nicht hilfreich, weil sie sich nicht mit der eigentlichen Frage befassen. Sie dienen wohl dazu, die eigene, vorgefasste Meinung zu stützen und möchten Andersdenkende diskreditieren.
Es gibt sicher eine grössere Anzahl Leute, die genügend Fachwissen haben, Meldungen und Verlautbarungen kritisch zu durchleuchten. Zum Beispiel war es wohl allen mit der Materie vertrauten klar, dass die Kommunikation der Corona-Daten durch das BAG am Anfang der Krise professionellen Standards nicht genügte.
Im Moment beginnt die Maskenfrage sich von der Realität zu lösen und wird immer mehr zur Glaubensfrage.
Heute aus dem SRF Ticker
8:45 US-Gesundheitsbehörde votiert für Maskenpflicht
Die Ausbreitung des Coronavirus in den USA könnte mit einer Maskenpflicht innerhalb weniger Wochen unter Kontrolle sein. Das teilt die US-Gesundheitsbehörde CDC mit.
«Wenn wir jeden dazu bringen könnten, jetzt sofort eine Maske zu tragen, denke ich, könnten wir diese Pandemie in vier, sechs, acht Wochen unter Kontrolle bringen», sagt CDC-Direktor Robert Redfield in einem Interview.
Welche wissenschaftliche Grundlagen der CDC-Direktor für diese Aussage hat, weiss ich nicht. Ich sehe es eher als verzweifelten Versuch, weil in der gegenwärtigen, katastrophal festgefahrenen Lage keine anderen Massnahmen durchführbar sind.
Gestern hatte ich schon geschrieben:
Das BAG wird immer kritisiert wegen seiner widersprüchlichen Aussagen zum Maskentragen, aber es gab und gibt immer noch nicht, soviel ich weiss, eine Studie, die den Nutzen des Maskentragens in der Öffentlichkeit klar beweist. Maskentragen hat aber ein paar unschlagbare Vorteile. Für viele schützt die Maske intuitiv, wie Peter Schneider sagt, und die Behörden können damit leicht ein Zeichen setzen und die Leute etwas disziplinieren. Da wird dann auch (in anderen Ländern) das Maskentragen im Freien vorgeschrieben. Unschwer ist auch zu erkennen, dass die Frage der Maske immer mehr vom Boden der Realität abhebt, und vielerorts als Allheilmittel in den Bereichen angepriesen wird, wo es vermutete Unsicherheiten gibt.
Ich finde verschiedene Blickwinkel spannend und Ihren Eindruck, dass die Maskenfrage zunehmend zur Glaubensfrage wird, teile ich. Ähnlich wie Sie vermute ich, das habe etwas mit der Einstellung zu tun, 'Hauptsache, wir tun etwas, auch wenn die Wirkung nicht eindeutig und nicht sehr stark ist', sehe darin aber weniger die Disziplinierung anderer und mehr den Versuch, eigene Ohnmacht zu bekämpfen. Was schlussendlich wohl auf zwei Seiten derselben Medaille hinausläuft. Und natürlich eine zum Scheitern verurteilte Strategie ist: eigene Gefühle kann man nicht am andern regulieren. So wird die Forderung nach Verhaltensänderungen denn wohl auch nicht bei der Maskenpflicht im ÖV stehenbleiben.
Als Frau finde ich aber auch die Frage interessant, die Herr H. aufwirft. Eine Diskreditierung ist, zumindest für meinen Teil, nicht intendiert. Hier hat C. M. aus meiner Sicht einen Punkt, und ich vermute, wenn eine Frau Ihre sachlich begründeten Positionen verträte und damit teilweise die hier herrschende Doktrin hinterfragte, würde sie dermassen attackiert, dass ihr die Ohren wackeln.
Wackelnde Ohren mag kaum eine Frau. Höchstens vielleicht 'Schlachtrosse' vom Format einer Doris Fiala. Oder einer Jacqueline Badran, um im politischen Gärtchen zu bleiben. Mögen tun wahrscheinlich auch die sie nicht, aber sie sind geübter, sie auszuhalten. Für Ottolina Normalverbraucherin wird der Energieverbrauch schnell zu gross, und das Bestehen auf dem Recht zur eigenen Meinung zu schmerzhaft. Obwohl das hier ein Diskussionsforum ist und zum Austausch von Meinungen gedacht, scheinen Kampf, Sieg und der Triumph des letzten Wortes für manche (Männer?) dermassen wichtig, dass konstruktive Diskussionen häufig gar nicht zustandekommen. Ich kann nur für mich reden, würde aber behaupten, dass diese starke Konkurrenzorientierung Frauen in der Regel eher wenig motiviert, sich einzubringen.
Vielen Dank für diese spannenden Einblicke. Ein Punkt bezüglich Akzeptanz der Maskenpflicht erscheint mir zentral, Peter Schneider hat ihn kurz gestreift, aber nicht weiter ausgeführt: Die Maskenpflicht ist fundamental gerecht. Die Millionärin vom Züriberg kann vielleicht mit dem Bentley rumgurken, aber wenn sie in ein Tram steigt, muss auch sie eine Maske tragen.
Ich finde, der Mensch als soziales Wesen reagiert immer empört auf (selbst erfahrene und sichtbare) Ungerechtigkeit. Wieso soll ich eine Maske anziehen, wenn die*der andere das nicht tut? In dieser Hinsicht sind vielleicht Verbote im Hinblick auf gesellschaftliche Herausforderungen, analog auch z.B. auf die Klimakrise bezogen, eine gute Lösung. Sie machen die Gesellschaft ein Stück weit egalitärer.
Ack. Das Problem: Sobald man von Verboten spricht, löst es bei weiten Bevölkerungsschichten einen ganz krassen Abwehrreflex aus. Noch nicht mal Ölheizungen sind verboten....
Deshalb geht man in der Regel mit Subventionen und Steuern auf solche Probleme los. So sind auch die Plastiksäckli nicht verboten, sondern man muss nur ein bisschen draufzahlen. Dieses System ist aber im Moment (wie auch schon in der Republik bei der fossilen Energie gezeigt) ein totales Chaos, welches eigentlich falsche Anreize schafft. Anstatt den Fortschritt zu beschleunigen, werden absterbende Industrien und Prozesse künstlich am Leben erhalten.
Das gleiche gilt für 'von oben' angeordnete Pflichten. Wenn deren Notwendigkeit nicht unmittelbar einsichtig ist, werden sie nicht oder nur schlecht befolgt und man sucht wo immer möglich nach Schlupfwinkeln. Das heisst, dass auch der Zeitpunkt, an dem eine Massnahme von der Empfehlung über die dringende Empfehlung zur Pflicht erklärt und damit als definitive Verhaltensanweisung in der Bevölkerung verankert wird, eine Rolle spielt. Das lässt sich mW nicht in einem mathematischen Modell abbilden.
Da steht im Einstieg des Artikels „Konjunkturspritzen“, genannt im gleichen Atemzug mit „Desinfektionsmittel“ - die Leserin stutzt, denkt kurz nach, und lächelt ... wie ich es liebe, wenn jemand noch mit Wörtern spielen mag. Danke euch!!
Tolle Collage! Solides Zmorge! Danke Republik!
„... dass es halt allgemeine Massnahmen braucht, um allgemeine Ziele zu erreichen." Aha!
Fast alle meine Mitmenschen sind bereit, fortan anders zu leben, als vor dem Virus. Sie müssen sich "nur noch" zu einer gesellschaftlichen Mehrheit auswachsen. Sie, Herr Schneider, glauben "nicht an den Kulturwandel zum japanischen Modell". Aber lernen könnten wir vom östlichen Denken. Die "aus Pflichtgefühl und ausserhalb zivilisierter Bürozeiten" sich für die Allgemeinheit engagieren"? — sind mir die Liebsten. Gesellschaftlich bemerkbarer sind jedoch noch immer die „Erfolgreichen“.
„... dass es keinen echten Gegensatz zwischen Gesundheit und Wirtschaft" gibt? — Da bin ich mir nicht sicher, jedenfalls bei der Art Wirtschaft wie wir hier sie kennen. Das Primat der Politik vor der Wirtschaft, der „Jemand, der mit dem Fähnlein" die chinesischen Touristen führt, auch per Steuergesetze, notfalls auch mit TrackingApp, das hat doch was!
"Wie man das Verhalten von Einzelnen für das Gemeinwohl verändert, ist eine schwierige Frage." — Max Frisch, und seit der Oktoberrevolution, Millionen andere, haben sie gestellt, und ich bin dafür, sie wieder und wieder zu stellen. Und es weiter mit Wertewandel zu probieren. Wie viel Zeit bleibt uns noch?
"Reale Hindernisse für die öffentliche Gesundheit" — Wer verlängert die Liste:
Mehrwert und dessen quasi ausschliesslich private Verwendung, Zerstörung der Biosphäre, Auslösung von Massenmigration, Oligarchie der Hochfinanz, Massenkonsum, Hochrüstung, erpresserisch geführte Aussenpolitik statt internationale Kooperation, Ärzte, die nicht wissen was eine wirklich gesunde Ernährung ist, Privatisierung des Service Public, Massentourismus, Krieg...
Fazit: Physical distancing ja, sozial jedoch zusammenrücken. Weniger gravierende Einkommensunterschiede. Wir werden alle über uns selbst hinauswachsen müssen. Haben keine Wahl. Frau Professorin, Danke, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Zum Glück (?) wird die Krise diesmal jedenfalls nicht zu kurz sein.
Wie zum Teufel können sich Gesellschaften so schnell ändern? Ganz einfach: Sähe Angst und du kannst die dumme Masse lenken....
Da musste aber ganz viel Angst am Wochenende vor der Einführung des Maskenobligatoriums im ÖV gesät werden.
Spass beseite: Ich habe im Alltag kaum je Angst empfunden. Ich würde es eher als Besorgnis bezeichnen. Aus meiner Sicht berechtigte Sorge, die auch ich hatte und habe.
Die grosse Masse als dumm zu bezeichen sagt wohl mindestens so viel über Sie aus wie über die Masse.
Wenn das so wäre, dann hätte es die Maskenpflicht nicht gebraucht...
Ernsthaft: ich trag die Maske nicht aus Angst sondern aus Verantwortungsbewusstsein ggü meinem Mitmenschen und mir selbst.
Nur so zum nachdenken. Sie sitzen im Zug mit einer Maske. Ihre Ausatmung wird nicht nach vorne gefiltert, sondern entweicht zur Seite da die Luft wie auch das Wasser den Weg des geringsten Wiederstands wählt. Und jetzt, zu wem haben sie den grösseren Abstand? Zu der Person rechts oder links von ihnen, oder doch vielleicht zu der die gegenüber von Ihnen sitzt? Im Flugzeug potenziert sich diese Farce dann noch...
Ich mag Beiträge wie diesen, die ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Immer nur jene Ostereier finden, die man zuvor selber versteckt hat, ist auf die Dauer nicht wirklich prickelnd.
Grüezi Frau J.
Was denken Sie über den fehlenden Gesichtspunkt, den ich in meinem Post (etwas später als Sie) anspreche? Da geht es gerade um Ostereier finden, die man zuvor selber versteckt hat.
Der gelegentlich sehr schnoddrige Ton hier im Forum macht auch mir manchmal zu schaffen, insbesondere wenn er anonym auftritt. Die Überzeugung, im Besitz der Wahrheit zu sein, finde ich allerdings auch nicht unbedingt erfreulicher.
In Bezug auf Corona bezieht sich der Hauptdiskurs hier in der Republik aus meiner Sicht etwas zu offensichtlich auf die Kritik der Epidemiologen aus der Taskforce am Handeln der Behörden. Das ist irgendwann ausgelutscht, man weiss, dass sie nicht zufrieden sind, und damit hat es sich für mich. Das muss ich dann nicht in zigfacher Vervielfältigung wieder und wieder lesen. Von daher finde ich die Sichtweise von Vertreter*innen anderer Wissensgebiete auf das Thema enorm erfrischend.
Was die Ostereier anbelangt, neigen wir vielleicht alle dazu, nur diejenigen zu finden, die wir selber versteckt haben. 'Pfad der Erlösung' und ähnliche Begrifflichkeiten liegen aber so weit ausserhalb der hier geführten Diskussionen, dass sie in einem anderen Rahmen vielleicht besser aufgehoben wären.
Was heisst hier funktionieren ? Kurzfristig eine Illusion vermitteln oder langfristig eine Lösung bieten ? Siehe meinen Post weiter unten – aber wer will denn schon kompromisslose Selbsttransparenz ?
ich stehe nicht so auf selbstmarketing, herr schaerer.
ich bezog mich auf die interviews, in denen die expertinnen und experten mehrheitlich herausstreichen, dass eine grundsätzliche verhaltensveränderung (nur) top-down funktioniert. und dieser fakt bringt mich zum nachdenken.
Gewisse Sachen funktionieren eben nur top down.
Die Beispiele aus dem Strassenverkehr verdeutlichen das sehr gut. Würde ich nur so aus dem Bauch heraus entscheiden, ob heute gerade links oder Rechtsverkehr angesagt ist, gibt es ein veritables Chaos mit unzähligen Toten, Verletzten und einem gehörigen Sachschaden. Es wurde aus meiner Sicht auch gut herausgearbeitet, dass es Regeln braucht, die top down verordnet werden, um den individuellen Egoismus zu überwinden. Für einen Teil der Leute ist es beinahe unerträglich, wenn andere Leute von ihrem Verhalten profitieren. Top down signalisiert: Es müssen alle mithelfen. Das ist wie im Militär, wo die Aufforderung Freiwillige vortreten bei sehr unangenehmen Aufgaben nur sehr wenig Resonanz hervorbringt. Hingegen bringt ein klarer Befehl, sofort Resultate und Lösungen, die nur bei offensichtlicher Ungleichbehandlung weiter hinterfragt werden.
Fragen und Kommentare zum fünften Interview mit Katja Rost, Soziologie in sieben Lektionen:
4. Wann scheitert Eigenverantwortung?
Jedem ist intuitiv klar, dass Maskentragen sich nur dann lohnt, wenn es alle tun. Dann sind nicht nur andere geschützt, sondern auch ich.
Die zur Zeit wohl am meist verbreiteten Masken sind die Einweg-Hygienemasken, wie man sie aus dem Spital kennt. Diese Schützen die Umstehenden mehr vor dem Träger als umgekehrt. Würden ausschliesslich diese Masken verwendet, ist klar, dass umfassender Schutz nur dann möglich ist, wenn alle eine tragen. Hochwertigere Masken wie KN95 und FFP2 schützen aber auch den Träger besser. Gäbe es nun genügend dieser hochwertigeren Masken zu vernünftigen Preisen, könnte man auch sagen, dass ein jeder selber dafür verantwortlich ist, sich zu schützen.
Mir ist selber bewusst, dass das etwas spitzfindig ist. Aber diese Unterschiede zu benennen halte ich trotzdem für wichtig.
7. Was tun?
Kant sagt: «Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.»
Hiesse das im Umkehrschluss nicht auch, dass man von gewissen Handlungen absehen sollte, wenn man nicht möchte, dass sie allgemeines Gesetz werden? Wenn ich beispielsweise nicht möchte, dass Contact-Tracing zu einem langfristigen Standard wird, werde ich dann von Kant dazu aufgefordet, die App nicht zu installieren?
Nun ja. Es ist eine Güterabwägung, wie immer. Die Ovid-App ist immerhin, wenn ich es richtig verstanden habe, relativ überwachungssicher. (Weit sicherer als alle möglichen anderen, viel harmlos aussehendere Apps.) Dafür aber epidemiologisch sinnvoll.
Ich habe sie installiert.
Wenn ich beispielsweise nicht möchte, dass Contact-Tracing zu einem langfristigen Standard wird, werde ich dann von Kant dazu aufgefordet, die App nicht zu installieren?
Da haben Sie Kants kategorischen Imperativ falsch verstanden. Die Frage ist nicht, was Sie für sich wollen, sondern können Sie vernünftigerweise wollen, dass etwas allgemeines Gesetz wird, sprich, dass alle diese Maxime befolgen.
Maxime: Installiere die SwissCovid-App nicht!
Grund: Contact-Tracing als langfristiger Standard ist schlecht.
Verallgemeinerung: Niemand installiert die SwissCovid-App.
Sie können sich dazu auch eine kontrafaktische Welt vorstellen, in der alle diese Maxime befolgen inkl. der Konsequenzen, die daraus folge. Die Frage lautet dann: Wollen Sie in einer Welt leben, in der niemand diese App installiert hat.
Man kann nun argumentieren, dass als Konsequenzen in dieser Welt es mehr Ansteckungen, mehr Hospitalisationen, mehr Tote, aber auch strengere Massnahmen, die alle betreffen, gibt. Also sehr viel mehr Leiden als in einer Welt in der alle die SwissCovid-App installiert haben. Nebenbei ist auch der Grund kein triftiger, da Contact-Tracing nicht als langfristiger Standard konzipiert worden ist.
Damit ist ihre Maxime keine vernünftige Pflicht.
Ich kann vernünftigerweise nicht wollen, dass alle nach dieser Maxime handeln - also auch ich nicht.
Man erkennt auch, dass der kategorische Imperativ dazu dienen kann, bei Allmend-Problemen das egoistische Free-rider-Problem zu verhindern.
Ich glaube nicht, dass ich Kant's kategorischen Imperativ falsch verstanden habe: Handle nur nach einem Grundsatz, wenn du möchtest/bereit bist, dass dieser Grundsatz allgemeines Gesetz wird.
Wenn ich es für problematisch halte, dass immer mehr Technologien (und die Menschen dahinter) in die Privatsphäre von mir und meinen Mitmenschen eindringen, dann werde ich auch möglichst keine Schritte unternehmen, welche mich und somit die Gesellschaft (ich bin ja Teil davon) in diese Richtung bringen. Ist das nicht Kant's kategorischer Imperativ, einfach negiert?
Also installiere ich auch eine solche App nicht. Ich bestreite nicht, dass die SwissCovid-App nützlich ist, nur sehe ich halt auch die andere Seite der Medaille und die priorisiere ich. Die SwissCovid-App mag ohne Hintergedanken etwickelt worden sein. Dennoch gewöhnt sie die Menschen an Dinge wie Contact Tracing und ich halte es für warscheinlich, dass die App auf längere Zeit auf den Geräten der Schweizerinnen und Schweizer installiert bleibt. Das Virus wird wohl noch lange nicht ausgerottet (wenn überhaupt) und neue Viren werden kommen.
Ich bin mir nicht sicher, aber unterstellen Sie mir, ein Trittbrettfahrer zu sein? Bedarf es dazu nicht einer bestimmten Absicht? Es ist ja nicht so, dass ich mir denke: "Die meisten Schweizerinnen und Schweizer werden die App installieren und die Schweiz wird das Virus somit leichter in den Griff kriegen. Ich brauche also die App, welche mir ein Dorn im Auge ist, gar nicht zu installieren und profitiere auf ganzer Linie."
Ein solcher Gedanke ist mir noch nie gekommen. Ehrlich gesagt bin ich davon ausgegangen, dass nur ein Bruchteil der Schweizer eine solche App auch tatsächlich installieren wird, ohne von Providern, Medien etc. zu diesem Schritt gedrängt worden zu sein.
Übrigens: Beim Lesen Ihrer zwei Kommentare hatte ich mehrfach das Gefühl, dass Sie mir etwas unterstellen, Egoismus beispielsweise. Das hängt wohl mit Wortwahl und Stil zusammen. Vielleicht kommt es bei manch einem Mitverleger besser an, wenn die Sprache einfacher (allgegenwärtig statt ubiquitär, kontrafaktisch weglassen etc.) und der Stil weniger elitär daherkommt.
Gäbe es nun genügend dieser hochwertigeren Masken zu vernünftigen Preisen, könnte man auch sagen, dass ein jeder selber dafür verantwortlich ist, sich zu schützen.
Genau, an den ubiquitären Egoismus appellieren. Dann würde es in unserem neoliberalen System auch mit dem Maskentragen klappen. Denn unter Verantwortung verstehen wir nur noch Eigenverantwortung - und diese nur noch im Sinne des egoistischen Handelns ohne Rücksicht auf andere, da ja die Konsequenzen nur einem selbst betreffen. Grosser Irrtum.
Es gab kürzlich ein Philosophie-Meme, in dem mit einem Venn-Diagramm ein für die Philosophie sehr unüblicher Konsens zwischen Utilitarismus (Konsequenz/Nutzen für alle), Deontologie (Pflichten) und Tugendethik (Charakter) hinsichtlich des Maskentragens aufzeigt.
Dabei dachte ich ebenfalls: Egoismus fehlt.
Könnten Sie den für Sie so klaren Zusammenhang zwischen allgegenwärtigem Egoismus und Eigenverantwortung etwas genauer ausführen? Auch den direkten Zusammenhang zu unserem gemäss Ihnen neoliberalen System sehe ich nicht. Ihnen scheint da was vorzuschweben und ich würde gerne mehr dazu erfahren, ohne jetzt vorschnell irgendetwas zu antworten.
Den Abschnitt mit dem Philosophie-Meme und den Schnittmengen habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich habe zu den verschiedenen Ethiktypen kurz ein paar Absätze auf Wikipedia überflogen, kenne mich in diesen Bereichen aber schlicht zu wenig aus.
Ich würde aber gerne noch folgende zwei Szenarien mit Ihnen diskutieren:
Die Schweizer Bevölkerung setzt in den ÖV auf unebstimmte Zeit auf das Tragen von Hygienemasken. Viren wie SARS-CoV-2 werden so ständig eine Bedrohung bleiben, es sei denn, immer mehr Menschen werden durch Kontakt mit dem Virus ausserhalb der ÖV immun. Wie lange das dauern wird ist unklar. Menschen mit Risikofaktoren müssen jetzt für eine lange Zeit auf der Hut sein, sich stets mit Masken schützen, ihr Verhalten anpassen. Ist der Zeitpunkt einer vollständigen Immunisierung dann irgendwann erreicht, gibt es für "Risikopatienten" möglicherweise schon wieder eine neue Bedrohung.
Nur Menschen mit Risikofaktoren schützen sich mit Atemschutzmasken (FFP2 oder hochwertiger). Die Immunisierung bei der Bevölkerung sollte auf Grund vermehrten Kontakts mit dem Virus schneller vonstatten gehen. Ab einem gewissen Punkt gehe ich als Laie davon aus, dass das Virus nicht mehr so häufig anzutreffen ist. Folglich ist dann auch die Gefahr für Menschen mit Risikofaktoren nicht mehr so gross und sie können die Schutzmechanismen etwas runterfahren.
Welche Variante würden Sie bevorzugen und warum?
Generell:
SARS-CoV-2 wird wohl nie komplett verschwinden. Genauso wird es immer wieder neueartige Viren geben. SARS-CoV gab es ja vor ein paar Jahren schon mal. Risikopatienten werden es also immer schwer haben. Das behaupte ich jetzt einfach mal, Experte bin ich nämlich nicht.
Ihrem Argument nach müssten wir von nun an fast durchgehend Masken tragen, um auf solidarische Art und Weise alle diejenigen zu schützen, welche durch Viren gefährdet sind. Für mich ist das kein haltbarer Zustand und für mich persönlich nicht wünschenswert. Nebenbei bemerkt müssten wir dann unsere heutige Gesellschaft komplett überdenken, denn die vollkommene Solidarität ginge noch viel weiter.
Scheinbar ist es für manche Risikopatienten, wie diejenigen mit COPD, das Tragen von Masken ein Problem (kann mich nicht mehr an die Quelle erinnern). Solche Menschen können sich in dem Fall tatsächlich nicht selber schützen. Wie mit solchen Fällen umgegangen werden soll, weiss ich nicht.
Interessant. Ich möchte anregen, von "physical distancing" und nicht "social distancing" zu sprechen. Mir scheint, was in der Corona-Diskussion schief läuft ist gerade, dass die Physik zu wenig zur Kenntnis genommen wird. Das ist auch bei den Masken der Fall. Natürlich gehört auch Psychologie dazu, wie immer schön gezeigt wird, und auch Oekonomie.
Der Grund, dass nur wenige die Maske in ÖV anlegten, bis dies verordnet wurde, würde ich als intuitiven "gesunden Menschenverstand" bezeichnen. Die Menschen merken, die Wirksamkeit der Masken kann nicht allzu hoch sein, bzw. der Nutzen im Verhältnis zu den Kosten ist zu gering. Allerdings überschätzen sie den Nutzen und unterschätzen die Kosten (dabei sind nicht nur die finanziellen gemeint) immer noch gewaltig, so dass sie die Verordnung nun akzeptieren, auch Dank einer eigentlichen Kampagne fast sämtlicher Medien inklusive Republik.
Edit 14.7.: Im Tagesanzeiger vom 11.7. habe ich nun doch einen Artikel entdeckt, welche meinen "Kampagne-Schimpfis" relativiert: "Wieso wir zuversichtlich sein können" von Felix Straumann, Redaktor Wissenschaft (Seite 2). Und heute kam in Bund und Tagi auch eine positive Nachricht: "Schüler infizieren sich kaum mit dem Coronavirus" von Christina Berndt
Aufgrund des "Präventionsparadoxes" verfehlt hier „der intuitive gesunde Menschenverstand“ das wahre Verhältnis:
Eine präventive Maßnahme, die für Bevölkerung und Gemeinschaften einen hohen Nutzen bringt, bringt dem einzelnen Menschen oft nur wenig - und umgekehrt.
Sie haben natürlich Recht, ich bemühe den "gesunden Menschenverstand" weil er hier teilwiese meinem Verstand entspricht. Aber Präventionsparadox? Die Masken haben für Einige vielleicht einen psychologischen Wert, aber der physikalische Wert von Publikumsmasken im ÖV ist recht bescheiden sowohl für die Gemeinschaft wie auch für den Einzelnen. Und auch der ökonomische: um zur Zeit eine Ansteckung zu vermeiden müssen in der Regel Tausende Franken ausgegeben werden, zusätzlich zu den immateriellen Kosten.
Interessant ist, wie die Maskenpflicht plötzlich ins Zentrum rückt.
Zuerst möchte ich aber etwas aus einem meiner früheren Beiträge kopieren.
<Gemäss Kuster vom BAG finden die jetzigen Fälle vor allem in Clubs statt
und ein Viertel der Corona-Neuinfektionen sind aus dem Ausland importiert, insbesondere aus Risikoländern wie Serbien oder Kosovo.
Die gute Nachricht hierzu ist, dass für andere Ursachen, die zum Ansteigen der Fälle geführt haben könnten, nur wenig Platz bleiben dürfte, d.h. die anderen Lockerungen "funktionieren" und ohne Clubs und Import aus dem Ausland hätten wir vielleicht immer noch 30 Fälle pro Tag.>
Der wahrscheinlich gravierende Fehler, den der Bundesrat bei den Lockerungen gemacht hat, ist die frühe Öffnung der Clubs, die nicht einmal die Betreiber selber erwartet hatten. Fehler darum, weil in den Clubs der direkte Körperkontakt zum Programm gehört und dies die effizienteste Ansteckungsmethode ist. Aus einem Bericht der wissenschaftlichen Task-Force zur Gefahr durch Aerosole: .. dass Tröpfcheninfektion und direkter Kontakt «die dominanten Wege der Übertragung sind.»
Ohne die Öffnung der Clubs gäbe es vielleicht gar keine Maskenpflicht und die Behörden und wir hätten sich eine Menge Stress erspart.
Das BAG wird immer kritisiert wegen seiner widersprüchlichen Aussagen zum Maskentragen, aber es gab und gibt immer noch nicht, soviel ich weiss, eine Studie, die den Nutzen des Maskentragens in der Öffentlichkeit klar beweist. Maskentragen hat aber ein paar unschlagbare Vorteile. Für viele schützt die Maske intuitiv, wie Peter Schneider sagt, und die Behörden können damit leicht ein Zeichen setzen und die Leute etwas disziplinieren. Da wird dann auch (in anderen Ländern) das Maskentragen im Freien vorgeschrieben. Unschwer ist auch zu erkennen, dass die Frage der Maske immer mehr vom Boden der Realität abhebt, und vielerorts als Allheilmittel in den Bereichen angepriesen wird, wo es vermutete Unsicherheiten gibt.
Ich bin selber mit Maske im Zug von Arosa nach Zürich gefahren. Dabei habe ich sie viele Male zurechtgerückt, abgesetzt zum Trinken, gelüftet. Die meisten Leute schieben die Maske unters Kinn, wenn sie aussteigen und hoch, wenn sie wieder einsteigen. Ich glaube, viele Leute tragen die Maske im Zug auf eine pragmatische Weise, weil in der Schweiz die Vorschriften befolgt werden, und nicht, weil sie von deren Wirkung überzeugt sind. Ich würde auch wetten, dass die meisten eine Maske mehrere Tage lang benützen. Macht auch Sinn vom individuellen Standpunkt aus (die Chance, dass ich von meiner Maske andere Erreger als die meinigen aufnehme, ist äusserst gering). Es dürfte sich bald zeigen, dass viel weniger Masken verbraucht werden, als jetzt geschätzt wird.
Vielleicht bin ich phantasielos, aber ich verstehe dieses "Gschiss" um die Masken überhaupt nicht. Würde auch nicht von "Verhaltensänderung" sprechen.
Wenn ich mein Bein breche, bekomme ich einen Gips und benütze Krücken, bis es wieder ohne geht.
Wenn ich einen Bänderriss habe, trage ich Künzli-Schuhe, bis es wieder ohne geht.
Wenn Corona ist, trage ich eine Maske, bis es wieder ohne geht.
Ich sehe hier irgendwie keinen besonderen Reflexionsbedarf...
Das Problem bei Corona ist, dass Sie nicht wissen, wenn/ob Sie es haben.
Ich denke, das Thema ist Facettenreicher als Sie denken, gar nicht zu vergleichen mit Akut-Massnahmen gegen klare Schäden.
Die klaren Schäden sind da - s. Wirtschaft. Die Maske ist eine Massnahme gegen den nächsten Lockdown.
Natürlich nicht, aber einige schon. Ich kenne fast nur Leute, die nicht verstehen, warum die Maskenpflicht nicht gleich schon von Anfang an eingeführt wurde. Und auch nicht, warum sie nur im ÖV gilt und nicht auch in Läden, Kinos... einfach überall. Weil strenge Hygienemassnahmen inkl. Masken der einzige Weg zu sein scheinen, die Wirtschaft und das Gesellschaftsleben am Laufen zu halten.
Ich irgendwie auch nicht. Dann reflektiere ich meinen mangelnden besonderen Reflexionsbedarf und denke, SoziologInnen und PsychologInnen sind eigentlich noch ganz amüsant in ihren Reflexionskünsten, wie sie nach Knochen graben auf den Spielwiesen der Terre incognite.
Vielen Dank für den Beitrag. Ich bin als Psychologe etwas enttäuscht von den Aussagen Schneiders. Statt fundierte Theorien aus der Psychologie zur Verhaltensänderung zu nennen (die gibts!), fliegen hier Meinungen durch die Luft. Gerade Verhaltensänderung in diesem Kontext schreit förmlich nach Social Norm, Verhaltensökonomie und Konzepte der Gewohnheitsformung oder Kognitionsforschung zu Wahrnehmung und Emotion - warum gibt es dazu keine Aussagen und Inhalte von Herrn Schneider?
Das Thema geht aus psychologischer Sicht viel weiter! Schade, die Frageb waren gut aber die Antworten lassen doch zu Wünschen übrig.
Danke. Sehr interessant! Haben Sie eine Link oder einen Buchtipp für uns, zwecks Weiterführung der Recherche?
Auf jeden Fall. Gerne hier weiterführendes Material, ohne spezifisch auf die Fragen/Themen einzugehen- es ist immer ein Zusammenspiel von vielen Faktoren.
Die Ansätze finden für Interventionen, Public Policy/Health oder im klinischen Kontext z.T Verwendung.
Eine gute Übersicht gibt dabei sie Einteilung in drei Felder;
1. Transtheoretical Model (Stages of Change, von Prochaska)
2. Social Cognitive Theory (Bandura)
3. Theory of planned behaviour (Ajzen)
Michie & West haben mit dem Behaviour Change Wheel ein praktisches Framework entwickelt. Sie klassifizieren sämtliche Sub-Theorien (Techniken, BCTs), bilden Taxonomie und überprüfen in randomisierten Kontrollstudien und umfassenden Metaanalysen deren Wirkmechanismen. Ihr Modell wurde unter dem Akronym COM-B (capability, opportunity, motivation = behaviour) zusammengefasst.
Ich hoffe, diese Informationen helfen schon einmal weiter... Ja?
Viele Grüsse!
https://implementationscience.biome…-5908-6-42
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK327617/
Fragen und Kommentare zum zweiten Interview mit Urs Birchler, Tut mir leid, das ist Mathematik:
Aber wie kamen die Leute dazu, einen Lockdown zu wollen?
Meines Erachtens kippte die Stimmung, als im «Club» auf SRF ein Epidemiologe sagte: «Das ist Mathematik. Tut mir leid.»
Ich behaupte jetzt einmal, dass ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung keinen "Club" schaut. Ich denke, dass die Stimmung kippte, weil die Schweizer und Schweizerinnen es mit der Angst zu tun bekamen. Es wurden immer wieder Szenen aus Italien gezeigt, von aufgerichteten Zelten zur notfallmässigen Behandlung der Covid-Patienten und dergleichen. Die Angst bei den Leuten führte aber auch zu Hamsterkäufen, unschönen Szenen in Geschäften und Denunziationen bei der Polizei. Ob die Angst also ein guter Berater ist, wage ich zu bezweifeln.
Die Experten haben die öffentliche Meinung gekehrt? Und damit Bundesrat und BAG zum Handeln gebracht?
Und dann hatten wir noch die Katastrophe in Italien vor der Tür. Auch wenn vor allem alte Leute bedroht waren – niemand wollte, dass das eigene Grosi mit dem Satz aus dem Spital geschickt wird: «Tut uns leid. Keine freien Betten.»
Es wird immer wieder von der Katastrophe in Italien gesprochen. Es waren unter anderem auch die Bilder aus Italien, welche in Schweizer Medien immer wieder benutzt wurden und die Angst schürten. Wenn man aber die Situation in der Schweiz und in Italien vergleichen möchte, müsste man dann nicht noch folgende Fragen stellen?
Hat Italien ein vergleichbares Gesundheitssystem mit der Schweiz?
Gibt es eine vergleichbare Anzahl Spitäler (relativ zur Bevölkerungsgrösse natürlich)?
Wie sind diese Spitäler ausgerüstet und wie steht es um das Personal?
Wurden Patienten in Italien richtig behandelt?
Gab es bei der italienischen Bevölkerung vermehrt oder verstärkte Risikofaktoren?
Ein paar doch.
Zugegeben, meine Zunft hat sich zum Teil blamiert. Die Ökonomen haben in der Krise ein zweifelhaftes Bild abgegeben, zum Beispiel mit simpel widerlegbaren Durchseuchungstheorien. Aber eben, es gab auch kluge Papiere.
Deutet Urs Birchler hier an, dass es auch kluge, kontroverse Papiere gab? So verstehe ich das zumindest. Warum geht er darauf nicht genauer ein? Wäre doch interessant.
Trotzdem war es gespenstisch. Am Freitagabend sah man im Bus fast niemand mit Maske. Am Montagmorgen trugen sie alle. Sind wir obrigkeitshörig oder Schafe?
Weder noch. Die Leute haben nur rational reagiert. Sie haben gemerkt: Jetzt lohnt es sich zu tun, was wir zuvor nur tun wollten.
Die seitens Republik gestellte Frage würde ich persönlich nicht so einfach verneinen. Und was ist rational daran, etwas erst zu tun, wenn man dazu gezwungen wird, obwohl man vorhin schon um dessen Sinn bescheid wusste? Das ist meiner Meinung nach eben genau nicht rational.
Mich hat verblüfft, wie undramatisch das lief: ohne grosse Kontrollen oder Bussen. Die einzige Sanktion war, dass man nun in der Gegenwelt der Panzerknacker lebt. Die Schurken sind plötzlich die ohne Maske.
Ich selber trage eine Maske im ÖV. Das ist aber auch die einzige Situation, in der ich eine trage. An dieser Stelle eine Frage an den Interviewer: Wie kommen Sie dazu, Leute, welche im ÖV keine Maske tragen, als Schurken zu bezeichnen? Auch wenn das nicht wörtlich gemeint war finde ich solche Stigmatisierungen heikel.
Unterschätzen Sie nicht den sozialen Druck, der in der Schweiz aufgebaut werden kann. Ich würde mich ohne Maske in Grund und Boden schämen.
Ich persönlich finde es ziemlich krass, dass Herr Birchler sich wegen einer solchen Sache in Grund und Boden schämen würde. Da fielen mir viele andere Dinge ein, derer ich mich zuerst schämen würde. Zeigt das nicht auf, wie heikel der erwähnte soziale Druck ist? Egal wie unwichtig das zu Grunde liegende Thema ist. Ist der soziale Druck gross genug, passen sich die meisten lieber an.
Wie läuft die Geschichte weiter? Contact-Tracing ist komplex, teuer und klappt in mehreren Kantonen noch gar nicht.
Denn das Virus wird nicht in ein paar Wochen verschwinden. Wir müssen es kontrollieren können.
Ich stelle diese Fähigkeit zur Kontrolle in Frage. Wir wollen immer alles kontrollieren und glauben dann, dass wir das müssen bzw. können. Wenn SARS-CoV-2 jemals verschwinden sollte, wird es halt ein SARS-CoV-3 oder ein anderes Virus geben, das die Runde macht.
Aber irgendwann wird man müde.
Tut mir leid. Die Tatsachen bleiben die gleichen, egal wie Sie sich fühlen:
Das Virus ist da. Die Mathematik ist da. Dem müssen wir uns stellen.
Hier stimme ich Herrn Birchler zu. Nur, dass ich unter "sich stellen" nicht Lockdown, Contact-Tracing und dergleichen verstehe.
Nur eine schnelle Antworten zu Ihrem beeindruckenden Katalog. Die, weil ich für diese Formulierung verantwortlich bin: Nein, ein Schurke sind Sie ohne Maske nicht. Aber, wenn alle eine tragen, haben Sie das Gefühl, einer zu sein.
Danke für Ihre Antwort Herr Seibt. Auf Grund der verspielten Formulierung mit den Panzerknackern habe ich mir schon gedacht, dass dieser Teil von Ihnen ist. Ich verstehe wie Sie das meinen und in dem Fall haben Sie Recht damit. Wenn ich morgen in einen vollen Bus einsteige und der einzige bin, der keine Maske trägt, dann würde ich sicherlich einige böse Blicke ernten und viele Passagiere würden mir Ignoranz, fehlende Solidarität und dergleichen vorwerfen, wenn auch nicht laut ausgesprochen.
Das ist der Brennpunkt, auf den ich immer wieder meinen Finger halte: Wo hört die eigene Freiheit auf? Soll man Leute zum Tragen von Masken zwingen? Ist es gesund für eine Gesellschaft, die Menschen so zu spalten? Man sieht ja teilweise hier in den Kommentaren, wie offensiv das Ganze dann werden kann.
Irgendwie passt mir das Ganze nicht. Andererseits habe ich auch Verständnis dafür.
Fragen und Kommentare zum ersten Interview mit Peter Schneider, Allgemeine kognitive Entlastung:
Das Bundesamt für Gesundheit sagte lange, Masken würden nichts nützen. Jetzt verordnen sie diese. Ist das ein Problem?
Wegen diesem Masken-Hin-und-Her ist der Vertrauensverlust sehr gross. Ich war in der SRF-Arena zu Corona vom 28. Februar. Damals sagte Daniel Koch (damals Delegierter des BAG für Covid-19, d. Red.), eine Maskenpflicht bringe nichts.
Jetzt hat sich Kochs Behauptung als falsch herausgestellt, und sie hat den nicht ganz unbegründeten Verdacht erweckt, man habe aufgrund des Maskenmangels damals einfach eine falsche Empfehlung abgegeben.
Gab es seitens BAG eigentlich seither eine offizielle Stellungnahme zu diesem Strategiewechsel? Den nicht ganz unbegründeten Verdacht von zu wenig Masken habe ich auch und er wurde in diesem Artikel von gleich zwei Befragten geäussert, einer davon "der Kopf hinter der Kampagne des BAG".
Warum sind denn Linke eher für Masken – und Rechte eher dagegen? Schliesslich warnt sonst meist die Rechte vor Parasiten – die den Volkskörper bedrohen.
Weil die Vernunft links ist? (lacht)
Es gibt doch wohl auch rechts vernünftige Menschen? Dieser ewige Kindergarten von Rechts und Links nervt mich total und lenkt meiner Meinung nach zu oft vom Thema ab. Warum schlägt die Republik ins gleiche Kerbholz? Muss das sein?
Nein, es gibt auch links einen esoterischen Rand von Impfgegnern und Maskenskeptikern.
Was haben Impfgegner und Maskenskeptiker mit Esoterik zu tun? Und warum wertet Peter Schneider diese Menschen dermassen ab? Ich bin weder Impfgegner noch Esoteriker. Ich würde mich Stand heute nicht gegen Corona impfen lassen, Masken trage ich, wenn ich muss und Esoteriker bin ich auch nicht. Ich störe mich schlicht an solchen Aussagen, welche rein gar nichts zur Sache beitragen.
Von einem Psychoanalytiker erwarte ich etwas mehr Toleranz.
Zurzeit heisst es innerhalb der Rechten, der Mainstream sei links und man müsse das Selberdenken gegen die politische Korrektheit verteidigen. Was für Leute, die diesen Glauben nicht teilen, irritierend nach kindischem Trötzeln klingt.
Ist selbstständiges Denken denn etwas Falsches? Was hat das mit Rechts oder Links zu tun? Und warum sollte es nicht besser sein, selbst zu denken, statt einfach überall unbedacht mitzumachen?
Eine andere neue Gewohnheit ist das Social Distancing. Was macht das mit uns?
Die Antwort von Peter Schneider ist eine persönliche Meinung und nicht ein Fakt. Wie kann er schon jetzt behaupten, dass Social Distancing vieles einfacher macht, wenn man doch noch überhaupt nicht weiss, wie sich solche neuen "Trends" auf die Menschen auswirken werden. Dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das ist ein Fakt. Und es gibt auch schon Studien, wie Konferenzen, Diskussionen etc. über Zoom und dergleichen auf Grund kleinster Latenzen zu Problemen in der Diskussion führen können.
Hier mehr dazu
Bevor ich die Antworten von Herr Schneider las, war ich der Meinung das Verhaltensänderung sehr viel Zeit braucht.
In den Antworten von Herrn S. fand ich mehrere wichtige Erkenntnisse und bin sehr begeistert.
Ja! „ Individuelle Vernunft ist nicht das Gleiche wie epidemiologische Vernunft“ und „Wenn es darum geht kollektiv neue Gewohnheiten zu etablieren, dann muss das eben auch gemeinschaftlich geschehen „ (um nur zwei Beispiele zu nennen)...
Mir wurde ebenfalls klar, warum die Debatten um die Masken teilweise so heftig ausfielen. Wie könnte es anders sein, wenn Meinungen aus der individuellen Vernunft heraus auf Meinungen aus der epidemiologischen Vernunft heraus stossen. Dies zu verstehen ermöglicht eine ganz andere, friedliche Kommunikation.
Danke! Und danke für das elegante Friedensangebot für die manchmal doch sehr zähen Corona-Debatten!
WIr haben vor noch nicht allzu langer Zeit eine Welle von Umfrageergebnissen - bestimmter Institute und bestimmter Medien, damals noch Tamedia, zum Beispiel, erlebt, die sich hinterher als dermassen falsch herausgestellt hatten, dass sie schlicht getrickst sein mussten.
Diese 78% gehören mit Garantie in die gleiche Kategorie. Nie und nimmer sprachen sich 78% für Maskenpflicht aus und trugen selber keine.
Sicher, sie machen momentan bestimmt Sinn und ich hab trotz massivem Widerstand gegen das Machin an sich vor der Pflicht schon eine getragen - aber wir müssen Wege finden, wie wir später mal wieder frei atmen können!!
Apropos: Kann jemand sagen, weshalb Papier nach ein paar Stunden wieder virenfrei sein soll - und Plastic nach spätestens 72 Stunden - und weshalb eine Maske dann weggeworfen werden soll anstatt ein Maskenset für eine Woche zuzulegen und dann jede davon immer nur am gleichen Tag zu tragen und zwischendrin an die Luft hängen?
Wir Menschen sind immer noch und immer wieder so eindimensional. Noch nie wurde so oft wie seit Corona jetzt auf die noch viel heftigere, gerade weil langsamer nahende Klimakatastrophe hingewiesen. Trotzdem verschleissen wir jetzt massenhaft Wegwerfmasken. - Bereits sind die Ozeane schon voll davon. Und werden die Wasserfauna wohl neben dem Plastic“plankton“, das die Tiere verhungern lässt bei plasticgefüllten Mägen, diese noch ganz zugrunde richten.
So viel zum Vorzeigemodell Wegwerfmasken Asien, wo sogar strikteste Länder wie Südkorea trotzdem zweite Wellen hat•ten.
Die Umfrage von Tamedia war wohl nicht getrickst, aber statistisch wertlos. Es liegt auf der Hand, dass eine Mehrheit von zufällig ausgewählten Leuten sich am Telefon oder online für eine Maskenpflicht aussprechen, wenn sie a) selber kaum den ÖV benutzen und/oder b) die wochenlange "Corona-(Masken)Kampagne" der Tamedia hinter sich haben.
Ich habe gelesen, dass Papier die Viren relativ schnell austrocknet, was bei festen Oberflächen weniger der Fall ist. (Lustigerweise hiess es, dass Banknoten nicht so schlecht sind wie ihr Ruf, ausser schweizerische Banknoten, vermutlich weil sie ziemlich grosszügig plastifiziert sind! (Damit man sie besser waschen kann? :-))) Die Wegwerfmasken sind jedoch auch grösstenteils aus Kunststoff. Ich lege meine ein paar Stunden an die Sonne. Sie sollten auch 70° im Bachofen oder Wasser/Seifenbad oder einsprayen mit Alkohol vertragen. Dass das nicht empfohlen wird, liegt auf der Hand: es können Fehler passieren, und (böswillige Unterstellung ;-) ), vermutlich hat es jetzt dermassen viele Masken, dass man sie los werden muss, bevor das Ablaufdatum erreicht wird. (Auch eine sehr Maskenkritische Bekannte, welche das praktiziert, hat sich trotzdem gerade eine neue Packung gekauft!)
Genau, der Abfall. Ich sehe jeden Tag Masken auf der Strasse und habe vorgestern einen Mann beobachtet, der vom Zug ausstieg und seine gebrauchte Maske weder einpackte noch entsortgte, sondern an den Lenker eines geparten Velos gehängte.
Woher wissen Sie, was "auf der Hand" liegt? Ein Wissen, das alleine ihre Behauptung stützt, die Umfrage sei "statistisch wertlos"? Ist es gar kein Wissen, sondern nur Werweissen, dann ist bereits ihr erster assertorischer Satz "Die Umfrage ist statistisch wertlos" falsch.
Wenn man die anderen vor dem eigenen Husten und Niesen schützen will, denke ich, kann man die Masken so wiederverwenden, wie sie es schildern. Wenn man aber glaubt, dass Masken vor Fremdviren schützen, dann müsste man jedesmal, wenn man eine ablegt, sie durch eine neue ersetzen und die alte möglichst schnell und sicher entsorgen.
Es gab einen Bericht in der Tagesschau SRF, wonach UV-Licht die Covid-Viren innert Sekunden abtötet. Also ist alles, was kurz Sonnenlicht ausgesetzt ist, virenfrei.
Old news, das mit dem UV-Licht wusste schon Trump:
I said supposing you brought the light inside the body, which you can do either through the skin or in some other way. And I think you said you're going to test that too... So, we'll see, but the whole concept of the light, the way it kills it in one minute - that's pretty powerful.
Zum Glück sind ja alle Innenräume, wo wir arbeiten und uns aufhalten von Sonnenlicht durchflutet. Jetzt müssen wir noch unsere Körper umstülpen und gut ist. ;-)
Diese Frage interessiert mich schon lange. Ich habe herum gefragt und gesucht, aber die gefundenen Info bezieht sich immer auf Wasserdisinfektion (Sodis oder Wasserwerke mit künstlichem UV). Beda Stalder gab so eine halbe positive Antwort wegen Handschuhen aber ermahnte, dass natürlich nur die Flächen desinfiziert werden, welche die Sonne tatsächlich erreicht.
Sekunden Sonne reicht sicher nicht, Sodis (Wasser in PET-Flaschen) braucht einen ganzen Tag, wobei es dort eher um andere Keime geht. Ich lege meine Sachen jeweils ein paar Stunden in die Sonne. Die Lichtstärken, welche für Keime in Sekunden wirksam wären, wären auch für den Menschen gefährlich und müssten in einem dichten Behälter erzeugt werden.
Alle loben und hinterfragen zur Zeit gleichzeitig, wie die Schweiz von einem Tag auf den andern auf Geheiss des Bundes zu einem Volk von Maskenträger*innen wurde. Worauf niemand schaut: Dass mindestens die Hälfte die Maske nur pro forma und deshalb falsch trägt oder damit umgeht. Wie Kinder, die den Kaugummi in der Schulstunde unter die Zahnspange klemmen. Bschiisse bim Nüüsse, das ist das Motto.
Als Risikoperson fühle ich mich kein bisschen sicherer im ÖV - trotz Maskenpflicht.
Im Moment müssen Sie nicht allzu besorgt sein. Ich schätze grob (Irrtum vorbehalten), dass zur Zeit höchstens 1 Promille der Bevölkerung infiziert sind und noch weniger aktiv und ansteckend. Die Wahrscheinlichkeit, das Sie oder ihr Gegenüber im Zug (Annahme: halb voll) ansteckend sind, ist also höchstens 2 Promille. Damit eine Ansteckung erfolgt, muss einer der Personen zudem über ca. eine Viertelstunde lang laut sprechen oder immer wieder Husten (bei einem Niesanfall ohne Maske, Taschentuch oder Ellenbogen ist die Reichweite allerdings grösser). Also ist der Nutzen einer einfachen Maske, ob Schutz für Sie oder Ihr Gegenüber, bei diesem Beispiel eine Ansteckung zu vermeiden mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Promille-Bruchteil behaftet, und wenn Ihr Gegenüber sie nicht richtig an hat, oder isst (was man darf!), ändert das für Sie nicht viel.
Was ist mit den Aerosolen? Diese füllen zwar den ganzen Wagen und die Wahrscheinlichkeit des Kontakts erhöht sich um die Anzahl der Leute im Wagen oder wahrscheinlich noch mehr bis auf 100%, aber bei den generell guten Lüftungen im ÖV in der Schweiz (oder in Läden oder draussen) ist die Wahrscheinlichkeit eine ansteckungsfähige Konzentration zu erreichen sehr klein. Zudem nützen einfache Hygienemasken bei Aerosolen je nach Konstruktion ganz wenig bis gar nichts. Der Nutzen ist also Prozente von Promillen.
Bei den Aerosolen ist hingegen die Lüftung wichtig. Siehe Beispiel von kürzlich, wo sich eine halbe Fussballmannschaft in einem Bus ansteckten, trotzt Masken. Er hatte wohl keine gute Lüftung; bei den Stadtbussen (inklusive Türen, die häufig öffnen) und Zügen dürfte das nicht der Fall sein. Ich hatte auch einen bange Zeit, letzten Freitag, wo ein Zug der Rhätischen Bahn wegen eines Blitzschlags 90 Minuten stecken blieb, mit blockierten Türen und ohne Lüftung. Zum Glück hatte ein Passagier ein Sackmesser dabei, so dass wir die Notlüftungsfenster öffnen konnten. Aber dieses Ereignis ist sehr selten, mein erstes Mal.
Apropos "Irrtum vorbehalten". Sie schrieben:
Ich schätze grob (Irrtum vorbehalten), dass zur Zeit höchstens 1 Promille der Bevölkerung infiziert sind und noch weniger aktiv und ansteckend.
Hätten Sie Quellen und/oder Kalkül dazu? Machen wir nämlich nur kurz eine grobe Überschlagsrechnung, dann zeigt sich:
N (CH): 8'000'000
1 Promille = N/1000
Ergo: 8000 Fälle
Blicken wir nun auf die Statistiken wie Worldometer (Last updated: July 14, 2020, 12:39 GMT) (Unterseite für die Schweiz), dann lesen wir:
Coronavirus Cases: 33'016
(Active Cases: 1'448 oder 0,02%)
Ergo: rund 0.4 Prozent oder 4 Promille
Ergo: Um einen Faktor 4 mehr als Sie angaben!
In ersten serologischen Querschnittsstudien in Kantonen wie Genf und Tessin zeigte sich eine Quote von rund 10% (siehe sogar das alleseits beliebte infekt.ch. Mit einer Dunkelziffer von 90% bzw. Fälle um den Faktor 10 mehr, so dass die "Anzahl der infizierte[n] Personen gut 10 Mal höher ist als die Zahl der bisher mit Covid-19 diagnostizierten Personen" (Vernazza), dann erhalten wir:
Coronavirus Cases (inkl. Dunkeziffer von 90%): 330'000
Ergo: rund 4 % oder 40 Promille
Ergo: Um einen Faktor 40 mehr als Sie angaben!
Aber auch hier gilt, Irrtum vorbehalten ;-)
Edit: Quelle nachgetragen
Guten Abend Frau K. – Sie haben sich ebenfalls per E-Mail gemeldet, wie ich sehen kann, haben Sie gut den Weg in den Dialog gefunden!
Ich denke auch, dass die Gefahr sich anzustecken klein ist, doch darum geht es hierbei nicht (und Haare spalten wie viele Promille es jetzt sind, ist meiner Meinung nach auch am Ziel vorbei geschossen).
Vielmehr kann ich nachvollziehen, wie Sie sich fühlen: Ich gehöre zwar nicht in die Risiko-Gruppe, halte mich jedoch an die Regeln um genau diese zu schützen.
Die Personen mit der Maske nicht über der Nase (welche auch mir auffallen) schubladisiere ich automatisch in Kategorien: Ignorant, Unwissend, Respektlos oder einfach sehr, sehr dumm.
Ich kann Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie sich in dieser Situation zu fühlen haben, doch ich denke: Schützen Sie sich so gut Sie können, aber lassen Sie sich nicht von der Panik unterkriegen!
Herzlich, AB
Haben Sie? Vielleicht waren Sie neugierig, ob der Dachs wenigstens die zweite Frage beantwortet hat.
das schneiderinterview war weit spannender als erwartet (obwohl mein erster Gedanke beim Lead schon war: Mensch, gibt es wirklich nur diesen einen Psycho-Experten (neben Heer, der aber nur Paar-); sogar das Interessanteste schliesslich von allen. Needless to say: Aus meiner Sicht natürlich.
Interessanter Artkel. Besonders habe ich begrüßt, dass keine Politiker einbezogen wurden. Deren Glaubwürdigkeit ist bei mir nahe Null.
Danke für das Lob! Doch frage ich mich, ob Sie nicht zu sehr alle in der Politik in einen Topf stecken. Es gibt doch gute Expertinnen, Autoren, Sportlerinnen, Verkäufer, Ratgeberinnen, Handwerker – und schlechte. Warum nicht auch bessere und schlechtere Leute in der Politik?
Für mich hätte es gerne etwas weniger um das omnipräsente Maskentheater gehen dürfen. Andere Massnahmen wie Reduktion der Menschenmassen im öffentlichen Raum (z.B. Homeoffice) oder das Abstandhalten sind ebenso wichtige Massnahmen.
Ich bezweifle ein wenig die Aussage, dass die Menschen die Tücken des exponentiellen Wachstums verstehen. Es wird gesagt, dass es im Bauch gefühlsmässig verstanden wird - vielleicht. Ich glaube aber nicht, dass dieses Bauchgefühl von alleine eine grosse Handlungswirkung hat. Es muss vielmehr immer und immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Sei es mit (für manche abenteuerlichen) Prognosen/Szenarien oder mit Bildern wie aus Norditalien. Nur damit wird es halbwegs greifbar und für viele halbwegs nachvollziehbar.
Das Präventionsparadoxon ist für mich ein schönes Beispiel, dass ein Bauchgefühl gerne mal aufs falsche Gleis führt. Ich denke dieses wird uns noch länger beschäftigen. Beschäftigen in der langen Phase der kleinen Anpassungen, die immer wieder gegen schwarz-weiss "Logiken" verteidigt werden müssen.
Jep. Sie haben natürlich Recht: Der Bauch irrt öfter. So wie der Kopf leider auch. (Aber im Gegensatz zu Ihnen glaube ich, dass das Bauchgefühl eine grosse Handlungsmacht hat. Zumindest in dem Sinne, dass es ein Veto einlegen kann. Es ist sehr schwer, Handlungen ohne seine Zustimmung durchzuführen.)
Wir tun uns wohl generell schwer, auf Bedrohungen mit kleiner individueller Eintretenswahrscheinlichkeit und grosser gesellschaftlicher Auswirkung individuell adäquat zu reagieren (was dann zB mit den eigenverantwortlich zu tragenden Masken sichtbar wurde). Ob mehr Szenarien/Berichte/Bilder da helfen oder eher abstumpfen ist für mich nicht wirklich klar.
Heute Abend an der Bushaltestelle. Etwa 20 Leute steigen aus. Nach 10 Sekunden, bevor sie sich zerstreut haben, tragen nur noch 2 eine Maske, wahrscheinlich diejenigen, die schon vor der allgemeinen Tragpflicht eine getragen haben. Ich glaube, man darf sich keine Illusionen machen. Die Leute befolgen einfach, was Vorschrift ist, ohne dass sich ihre Einstellung jetzt wirklich geändert hätte. Die Leute im Bus sind auch nicht die, die an der Umfrage teilgenommen haben und viele derjenigen, die in der Umfrage zur Maskenpflicht eine positive Antwort gegeben haben, fahren gar nicht Bus oder dürften sich nicht mehr getrauen .
Ein Beitrag bei SRF diesen Morgen
Mark Stalden
(Mark)
Heute, 07:52 Uhr
Der Zug war nur knapp halb voll Heute morgen kein Wunder. Maskenpflicht im Zug und kaum aus dem Zug ausgestiegen hält sich kaum jemand daran. Eine Halbpatzige Regelung Maske im Zug aber in der Menschentraube durch denn Bahnhof trägt nur noch die Hälfte eine Maske.
Sie erwarten zu viel von den Menschen. Bei einem Marathon ist man ja auch nicht nach dem ersten Schritt bereits im Ziel. In der Argumentationstheorie nennt man diesen Vorwurf auch Nirvana-Fehlschluss.
Es ist doch nichts als natürlich, dass eine Gesellschaft, die diese Routine noch nicht internalisiert hat, diese Gewohnheit noch nicht angenommen hat, diese noch unvollkommen realisiert und deshalb korrigiert wird. Bis wir soweit sind wie gewisse asiatische Länder, die diese Routine schon seit längerer Zeit geübt hat, vergeht nunmal eine Weile.
Gut Ding will Weile haben. Und man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.
Auch hier, woher wissen Sie das? Gibt es Quellen, können Sie das irgendwie quantifizieren, wenn Sie sagen:
Die Leute im Bus sind auch nicht die, die an der Umfrage teilgenommen haben und viele derjenigen, die in der Umfrage zur Maskenpflicht eine positive Antwort gegeben haben, fahren gar nicht Bus oder dürften sich nicht mehr getrauen.
Ist es Wissen oder Werweissen?
Der Grund für die fehlende Begeisterung an der Maskenpflicht ist ganz ein anderer. Er liegt an der schweizerisch-chinesischen Freundschaft. Die SchweizerInnen finden es berührend, wie die ChinesInnen Masken tragen und aus Respekt vor dieser für sie chinesisch anmutenden Eigenart wollen sie selbst keine Masken tragen, damit sie die ChinesInnen nicht in ihrer kulturellen Maskentrageigenart konkurrenzieren.
Die aktuellen Zahlen Link der Covid Taskforce zeigen eindrücklich, dass die Ansteckungsrate schon seit dem 20. Juni wieder gesunken ist und der geschätzte R-Wert schon vor Ende Juni wieder unter die magische Grenze von 1 gesunken ist. Die am 6. Juli eingeführte Maskenpflicht im ÖV scheint sich als grosse Placeboaktion zu entpuppen.
R Berechnung ist zur Zeit leider durch die niedrige Anzahl der Tests verfälscht. Herr Egger von der Taskforce bestätigte dies:
https://mobile.twitter.com/martinst…9604270080
Danke für den Hinweis! Hier beisst sich sozusagen die Katze in den Schwanz. Deutlich wird auch hier ein bestimmter confirmation bias bzw. cherry picking:
Ist die R-Zahl hoch, dann bezweifle die Wissenschaftlichkeit und Exaktheit. Am besten mit einem nicht erreichbaren Massstab (perfect solution fallacy).
Ist die R-Zahl hingegen niedrig, nimm die R-Zahl, wie sie ist und verschweige deine vorherigen Zweifel.
So schrieb Herr S. erst vor einer Woche:
Soweit ich das beurteilen kann, bezieht die Schätzung des R-Werts die Fehlerrate (falsch positiv) der PCR-Tests nicht in Betracht.
Und heute:
Die aktuellen Zahlen der Covid Taskforce zeigen eindrücklich, dass die Ansteckungsrate schon seit dem 20. Juni wieder gesunken ist und der geschätzte R-Wert schon vor Ende Juni wieder unter die magische Grenze von 1 gesunken ist.
Dass nun mit wissenschaftlicher Erklärung diese Aussage relativiert wird, dahingehend, dass sie die Zahlen unterschätze, also höher sind als angenommen, ist beinahe ironisch.
Danke, sieht gut aus. Wird aber wohl wieder steigen und bedeutet bei der gegenwärtigen Lage wohl nicht viel. Hier ein neuer Artikel mit Info über Rx: https://www.the-scientist.com/featu…read-67690
› Am Anfang der Pandemie musste ich den Impuls unterdrücken, meinen Patienten die Hand zu geben. Jetzt müsste ich mich dazu überwinden. Und ich bin weit weniger erkältet, seit meine Patienten mir die Hand nicht mehr geben.
"Weit weniger erkältet"? Wie oft erkältet sich Herr Schneider denn so in viereinhalb Monaten??
Die Info-Zusammenstellung der Republik zur aktuellen Debatte ist sehr gut, aber interessanterweise fehlt ein Gesichtspunkt, der charakteristisch ist für das heute (auch in der Wissenschaft) übliche Denken, das am Vordergründigen klebt und die in der Wirklichkeit fundamental wirksamen Kräfte verkennt. Zugleich ist es gerade dieses Verkennen, welches uns Krisen beschert.
Tatsache ist, dass weltweit die Situation durch Angst bestimmt wird (in diesem Fall Angst vor Infektion mit einem Virus) und nicht durch Einsicht in das Wesen von Wirklichkeit, Leben, Heilsein und Heilung. Es wird nicht erkannt, dass wir Menschen uns selber geschwächt haben durch massive Eingriffe in die Natur, welche die Luft, das Wasser, die Erde nachhaltig schädigen und wir nur die Folgen der Selbstschwächung ernten, weil es dann z.B. Viren leicht haben, uns zu Fall zu bringen. Durch die Ignoranz leiden alle Umgangsformen und die eigentliche Ursache der Krisen kann nicht erkannt werden.
An der Misere ändern Massnahmen wie Abstand, Maske und Notrecht letztlich nichts, es sind eher symbolische Pfläschterli zur Selbstrechtfertigung als echte Lösungen. Der üblich gewordene schnoddrige Umgang mit kritischen Denkern ist kontraproduktiv und wird neue Formen des kollektiven Zwangs gebären. Das Denken wird sich langfristig ändern, aber nicht positiv durch die Massnahmen, sondern über lange Umwege durch das Scheitern der alten Vorstellungen und durch das neugeborene Leben – falls nicht vorher, durch eine sinnvolle, wirklich ans Fundament reichenden Debatte, neue Pfade eröffnet werden. Dazu ist eine Form von Intelligenz nötig, die sich kompromisslos dem Gesamtzusammenhang öffnet – was durch Macht und weitere Willkür justament nicht erreichbar werden kann.
Dabei ist der sowohl individuell wie kollektiv relevante Pfad der Erlösung eigentlich einfach, wenn auch nicht sehr bequem: kompromisslose Selbsttransparenz. Wenn diese nicht gewollt wird, kann ihr Vorteil nicht wirksam werden.
Das nächste Thema ähnlichen Kalibers wie Covid-19 wird im kommenden Herbst das globale Geld- und Finanzsystem sein, für dessen enorme Grundsatzprobleme das Covid-19 gäbig als Ablenkmanöver diente. Beide Problemkomplexe haben ihre Wurzel in den Paradigmen des Erkennen(wollen)s, was es mir dem Erkennen(können) auf sich hat. Eine hochpolitische Problematik !!
Vor knapp 40 Jahren sagte das Volk knapp ja zum Gurtenobligatorium. Heute schnallt sich jeder an, obwohl er ohne sie zu tragen, niemanden sonst gefährdet. Aber die Busse oder Versicherungsregress bei einem Unfall sind abschreckend. Herr und Frau Schweizer handeln nur wenn’s ans Portemonnaie geht. Wenn bei nicht einhalten der Maskenpflicht ähnliches geschehen würde, hätten wir diese unnötigen Diskussionen wohl kaum, obwohl man ohne die Maske zu tragen, das Risiko eingeht, jemanden mit einer unter Umständen tödlichen Krankheit anzustecken.
Wo bleibt da die Vernunft und Solidarität? Oder ist es letztlich doch nur eine Frage fehlender Intelligenz?
(Auto)gurte sind i.A. viel effektiver als Masken; ihr Nutzen ist höher verglichen mit den Kosten. Mit den Kosten meine ich vor allem den Akt des Anlegens und Einstellens. Bei Rollgurten entfällt letzteres und die Bewegungsfreiheit ist noch einigermassen gegeben. Anders als Masken werden sie beim Tragen kaum wahrgenommen. Das führt laut Verkehrspsycholgen auch dazu, dass der (kontraproduktive) Effekt der Risikokompensation kaum auftritt, man also nicht riskoreicher fährt als dies z.B. anfänglich bei den stark beworbenen ABS Bremsen der Fall war.
Die Effektivität von Masken (im schweizerischen ÖV) ist sehr bescheiden und teilweise kontraproduktiv, die Diskussion darüber deshalb nötig.
Ich würde behaupten, dass es anders herum ist: Vernunft und Intelligenz würden ermöglichen, die Masken dort zu verwenden, wo und wann es sinnvoll ist. Da Bundesrat, SBB, usw. dies den Leuten nicht zutrauen, haben sie die Pflicht im ÖV eingeführt, in privaten PKWs interesannterweise nicht, obwohl nicht nur Familien zusammen Autofahren und man besonders eng sitzt. Immerhin, nur im ÖV, und auch im Zug darf man den Speisewagen benutzen und dazu die Maske abziehen (seither esse ich mehr, lerne aber langsamer zu essen und trinken!).
Danke für den interessanten Artikel. Ich habe diesen aufmerksam gelesen und mir zugleich alles notiert, was mich aufhorchen liess oder mich störte. Nachfolgend meine Gedanken zum Artikel in strukturierter Form.
1. Allgemeine kognitive Entlastung
Das Bundesamt für Gesundheit sagte lange, Masken würden nichts nützen. Jetzt verordnen sie diese. Ist das ein Problem?
Wegen diesem Masken-Hin-und-Her ist der Vertrauensverlust sehr gross. Ich war in der SRF-Arena zu Corona vom 28. Februar. Damals sagte Daniel Koch (damals Delegierter des BAG für Covid-19, d. Red.), eine Maskenpflicht bringe nichts.
Jetzt hat sich Kochs Behauptung als falsch herausgestellt, und sie hat den nicht ganz unbegründeten Verdacht erweckt, man habe aufgrund des Maskenmangels damals einfach eine falsche Empfehlung abgegeben.
Gab es seitens BAG eigentlich seither eine offizielle Stellungnahme zu diesem Strategiewechsel? Den nicht ganz unbegründeten Verdacht von zu wenig Masken habe ich auch und er wurde in diesem Artikel von gleich zwei Befragten geäussert, einer davon "der Kopf hinter der Kampagne des BAG".
Warum sind denn Linke eher für Masken – und Rechte eher dagegen? Schliesslich warnt sonst meist die Rechte vor Parasiten – die den Volkskörper bedrohen.
Weil die Vernunft links ist? (lacht)
Es gibt doch wohl auch rechts vernünftige Menschen? Dieser ewige Kindergarten von Rechts und Links nervt mich total und lenkt meiner Meinung nach zu oft vom Thema ab. Warum schlägt die Republik ins gleiche Kerbholz? Muss das sein?
Nein, es gibt auch links einen esoterischen Rand von Impfgegnern und Maskenskeptikern.
Was haben Impfgegner und Maskenskeptiker mit Esoterik zu tun? Und warum wertet Peter Schneider diese Menschen dermassen ab? Ich bin weder Impfgegner noch Esoteriker. Ich würde mich Stand heute nicht gegen Corona impfen lassen, Masken trage ich, wenn ich muss und Esoteriker bin ich auch nicht. Ich störe mich schlicht an solchen Aussagen, welche rein gar nichts zur Sache beitragen.
Von einem Psychoanalytiker erwarte ich etwas mehr Toleranz.
Zurzeit heisst es innerhalb der Rechten, der Mainstream sei links und man müsse das Selberdenken gegen die politische Korrektheit verteidigen. Was für Leute, die diesen Glauben nicht teilen, irritierend nach kindischem Trötzeln klingt.
Ist selbstständiges Denken denn etwas Falsches? Was hat das mit Rechts oder Links zu tun? Und warum sollte es nicht besser sein, selbst zu denken, statt einfach überall unbedacht mitzumachen?
Eine andere neue Gewohnheit ist das Social Distancing. Was macht das mit uns?
Die Antwort von Peter Schneider ist eine persönliche Meinung und nicht ein Fakt. Wie kann er schon jetzt behaupten, dass Social Distancing vieles einfacher macht, wenn man doch noch überhaupt nicht weiss, wie sich solche neuen "Trends" auf die Menschen auswirken werden. Dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das ist ein Fakt. Und es gibt auch schon Studien, wie Konferenzen, Diskussionen etc. über Zoom und dergleichen auf Grund kleinster Latenzen zu Problemen in der Diskussion führen können.
Hier mehr dazu
2. Tut mir leid, das ist Mathematik
Aber wie kamen die Leute dazu, einen Lockdown zu wollen?
Meines Erachtens kippte die Stimmung, als im «Club» auf SRF ein Epidemiologe sagte: «Das ist Mathematik. Tut mir leid.»
Ich behaupte jetzt einmal, dass ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung keinen "Club" schaut.
Die Experten haben die öffentliche Meinung gekehrt? Und damit Bundesrat und BAG zum Handeln gebracht?
Und dann hatten wir noch die Katastrophe in Italien vor der Tür. Auch wenn vor allem alte Leute bedroht waren – niemand wollte, dass das eigene Grosi mit dem Satz aus dem Spital geschickt wird: «Tut uns leid. Keine freien Betten.»
Es wird immer wieder von der Katastrophe in Italien gesprochen. Es waren unter anderem auch die Bilder aus Italien, welche in Schweizer Medien immer wieder benutzt wurden und die Angst schürten. Wenn man aber die Situation in der Schweiz und in Italien vergleichen möchte, müsste man dann nicht noch folgende Fragen stellen?
Hat Italien ein vergleichbares Gesundheitssystem mit der Schweiz?
Gibt es eine vergleichbare Anzahl Spitäler (relativ zur Bevölkerungsgrösse natürlich)?
Wie sind diese Spitäler ausgerüstet und wie steht es um das Personal?
Wurden Patienten in Italien richtig behandelt?
Gab es bei der italienischen Bevölkerung vermehrt oder verstärkte Risikofaktoren?
Ein paar doch.
Zugegeben, meine Zunft hat sich zum Teil blamiert. Die Ökonomen haben in der Krise ein zweifelhaftes Bild abgegeben, zum Beispiel mit simpel widerlegbaren Durchseuchungstheorien. Aber eben, es gab auch kluge Papiere.
Deutet Urs Birchler hier an, dass es auch kluge, kontroverse Papiere gab? So verstehe ich das zumindest. Warum geht er darauf nicht genauer ein? Wäre doch interessant.
Trotzdem war es gespenstisch. Am Freitagabend sah man im Bus fast niemand mit Maske. Am Montagmorgen trugen sie alle. Sind wir obrigkeitshörig oder Schafe?
Weder noch. Die Leute haben nur rational reagiert. Sie haben gemerkt: Jetzt lohnt es sich zu tun, was wir zuvor nur tun wollten.
Die seitens Republik gestellte Frage würde ich persönlich nicht so einfach verneinen. Und was ist rational daran, etwas erst zu tun, wenn man dazu gezwungen wird, obwohl man vorhin schon um dessen Sinn bescheid wusste? Das ist meiner Meinung nach eben genau nicht rational.
Mich hat verblüfft, wie undramatisch das lief: ohne grosse Kontrollen oder Bussen. Die einzige Sanktion war, dass man nun in der Gegenwelt der Panzerknacker lebt. Die Schurken sind plötzlich die ohne Maske.
Ich selber trage eine Maske im ÖV. Das ist aber auch die einzige Situation, in der ich eine trage. An dieser Stelle eine Frage an den Interviewer: Wie kommen Sie dazu, Leute, welche im ÖV keine Maske tragen, als Schurken zu bezeichnen? Finden Sie das richtig?
Unterschätzen Sie nicht den sozialen Druck, der in der Schweiz aufgebaut werden kann. Ich würde mich ohne Maske in Grund und Boden schämen.
Ich persönlich finde es ziemlich krass, dass Herr Birchler sich wegen einer solchen Sache in Grund und Boden schämen würde. Da fielen mir viele andere Dinge ein, derer ich mich zuerst schämen würde. Zeigt das nicht auf, wie heikel der erwähnte soziale Druck ist? Egal wie unwichtig das zu Grunde liegende Thema ist. Ist der soziale Druck gross genug, passen sich die meisten lieber an.
Wie läuft die Geschichte weiter? Contact-Tracing ist komplex, teuer und klappt in mehreren Kantonen noch gar nicht.
Denn das Virus wird nicht in ein paar Wochen verschwinden. Wir müssen es kontrollieren können.
Ich stelle diese Fähigkeit zur Kontrolle in Frage. Wir wollen immer alles kontrollieren und glauben dann, dass wir das müssen bzw. können. Wenn SARS-CoV-2 jemals verschwinden sollte, wird es halt ein SARS-CoV-3 oder ein anderes Virus geben, das die Runde macht.
Aber irgendwann wird man müde.
Tut mir leid. Die Tatsachen bleiben die gleichen, egal wie Sie sich fühlen:
Das Virus ist da. Die Mathematik ist da. Dem müssen wir uns stellen.
Hier stimme ich Herrn Birchler zu. Nur, dass ich unter "sich stellen" nicht Lockdown, Contact-Tracing und dergleichen verstehe.
5. Soziologie in sieben Lektionen
4. Wann scheitert Eigenverantwortung?
Jedem ist intuitiv klar, dass Maskentragen sich nur dann lohnt, wenn es alle tun. Dann sind nicht nur andere geschützt, sondern auch ich.
Die zur Zeit wohl am meist verbreiteten Masken sind die Einweg-Hygienemasken, wie man sie aus dem Spital kennt. Diese Schützen die Umstehenden mehr vor dem Träger als umgekehrt. Würden ausschliesslich diese Masken verwendet, ist klar, dass umfassender Schutz nur dann möglich ist, wenn alle eine tragen. Hochwertigere Masken wie KN95 und FFP2 schützen aber auch den Träger besser. Gäbe es nun genügend dieser hochwertigeren Masken zu vernünftigen Preisen, könnte man auch sagen, dass ein jeder selber dafür verantwortlich ist, sich zu schützen.
Mir ist selber bewusst, dass das etwas spitzfindig ist. Aber diese Unterschiede zu benennen halte ich trotzdem für wichtig.
7. Was tun?
Kant sagt: «Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.»
Hiesse das im Umkehrschluss nicht auch, dass man von gewissen Handlungen absehen sollte, wenn man nicht möchte, dass sie allgemeines Gesetz werden? Wenn ich beispielsweise nicht möchte, dass Contact-Tracing zu einem langfristigen Standard wird, werde ich dann von Kant dazu aufgefordet, die App nicht zu installieren?
Könnten diejenigen, welche meinem Kommentar eine negative Bewertung gaben, nicht einen konstruktiven Kommentar hinterlassen? Das wäre der Diskussion dienlicher.
Ihren Kommentar habe ich nicht bewertet, weil er für mich zu lang ist. Bei Ihrem Nachfragen habe ich ihn dann doch gelesen.
Was ich als erstes sehe, viel Kopiertes des Artikels und die vielen Fragen wie z.B über das Covid-19 in Italien. Ich habe im Internet in ein paar Sekunden unter „lombardei schweiz gesundheitssystem“ einen Artikel vom 16.3 in der NZZ gefunden. Norditalien kann man mit der Schweiz vergleichen. Wir haben einfach Glück gehabt.
Was mich verblüfft, wie auch Sie das Verblüffen der Interviewer*innen über die Masken im ÖV.
Hier muss genügen, da ich nur noch sehr, sehr langsam schreiben kann. Ich hoffe, dass Sie etwas damit anfangen können.
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