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Advocatus diaboli
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Heutzutage lassen sich in jeder Biographie schwarze Flecken finden, über die man den moralischen Zeigefinger erheben kann. Beim Autor Jens Balzer beispielsweise, dass er für eine Wochenzeitung schreibt, die vor zwei Jahren tatsächlich einen Pro-Contra-Beitrag um die Frage veröffentlichte, ob private Seenotrettung von Flüchtlingen sinnvoll ist. Weshalb soll die Botschaft in den Songs von Massive Attack deshalb weniger glaubwürdig oder berechtigt sein? Der Vorwurf Antisemitismus funktioniert immer, jemanden fertigzumachen. The Young Fathers und die erwähnte Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions kritisieren Israel, nicht die Juden. Und seit wann gilt denn der Deutsche Bundestag als letzte Instanz zu Fragen des Antisemitismus? Hat er etwa die AfD als antisemitisch bewertet? Nein, natürlich nicht, denn die AfD verweist auf viele extrem pro-israelische Positionen in ihren Reihen, womit sie sich von diesem Vorwurf gleich selber reinwäscht, was dem Bundestag offenbar genügt.

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Carlo Baumgartner - Gymnasiallehrer
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Antisemitismus ist das eine: da wurden und werden vor allem in Europa Juden verfolgt, misshandelt, getötet....
Antizionismus ist die Kritik eines rassistischen Staates - Israels - der ein anderes Volk schrecklich unterdrückt, grosse Teile seines Territoriums rechtswidrig annektiert und die Menschenrechte der Palästinenser massiv verletzt. Das habe ich in der Westbank erlebt.
Ich kann nicht begreifen, warum die sonst so kritische Republik einen Artikel publiziert, der solche widersprüchliche Begriffe wie Antisemitismus und Antizionismus gleichstellt, die ganz andere Realitäten betreffen. So wird ein irreführendes Bild von der politischen Wirklichkeit im Mittelosten verbreitet.

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Ich denke diese Unterscheidung, zwischen Kritik oder gar Hetze an oder gegen Israelis und Juden generell, sowie solcher am HANDELN des Staates Israel ist in jeder Diskussion darüber essentiell.

Es ist schon fast zum Standardvorwurf von Israel, aber auch vieler Unterstützer geworden, jede Kritik an der Politik des Landes einfach damit abzutun, dass sie antisemitisch motiviert sei.

Doch genauso wenig wie ich finde, dass Abstammung, Religion oder Hautfarbe zu irgendeiner Form von Diskriminierung gereichen sollten, sollten diese zu irgendeiner Form von Kritikfreiheit am eigenen Handeln gereichen, denn das ist auch keine Gleichbehandlung und bringt niemanden weiter.

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Richtig. Und es ist nicht das erste mal, dass die Republik diese Gleichstellung macht. So sehr ich die Republik schätze, aber da ist sie auf einem Auge blind.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Wo genau werden diese Begriffe gleichgestellt? In diesem Artikel werden sie doch explizit auseinandergehalten.

Allgemein finde ich, dass Balzer die Künstler nicht nur differenziert argumentierend - und damit eigentlich erst kritisch - würdigt, dabei ein Sinn für Ambivalenzen und Ambiguitäten an den Tag legt, sie aber schliesslich auch an ihrem eigenen hohen Anspruch misst. Gerade wer Kritik übt, muss Kritik aushalten können.

Es zeigt sich: Es sind bloss Künstler und als solche auch nur Menschen, keine Heiligen.

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Kann man Künstler, die eine derartige politische Haltung vertreten, als Botschafter für eine bessere Welt akzeptieren, in der es gerechter und nachhaltiger zugehen soll und in der alle Menschen als gleich gelten (mit Ausnahme der Israelis)?

Bei der Kritik an der israelischen Besatzung geht es doch eben genau um Gleichheit für alle, und nicht nur für Gleichheit für die "gleicheren" Stärkeren. Da hätte ich von der Republik etwas mehr Durchblick und Kontext erwartet. Oder hätte man das südafrikanische Apartheidregime nicht kritisieren und Granny Smith-Äpfel aus Südafrika nicht boykottieren dürfen, weil nach dem Ende der Apartheid Weisse dann weniger Rechte hatten, weil sie gleicher wurden?

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"BDS Schweiz stellt sich entschieden gegen alle Formen von Diskriminierung und Rassismus, einschließlich Islamophobie und Antisemitismus." So steht es auf der Homepage von BDS.
Ich liebe Israel und wünsche sehr, dass die Menschen dort bald in Frieden und Sicherheit leben können. Diesen Frieden wird es aber nicht ohne Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser geben, und genau das will BDS mit den Sanktionen erreichen, welche sich gegen die Besatzungspolitik und deren Unterstützer und nicht gegen Israelis im allgemeinen und schon gar nicht gegen Juden richtet.

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Verlegerin
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Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut. Das Verhalten einer Person, die von Google Lohn bekommt und die in ihrer Kunst die Steuerflucht von Konzernen anprangert ist politisch ein NoGo. In der Kunst hingegen fördert die würzige Pointe die Verkaufszahlen, und die Band wird auch mit der berechtigten Kritik ihr Publikum behalten. Wer dann Jens Balzers Kritik liest, der wird nur der Fatalismus bleiben. Der ist in Demokratien ein unerwünschter Effekt, je mehr noch: eine unnötige Wirkung, haben doch die Leute die Wahl, Veränderungen anzustossen. Ohne die Kritik ist das nicht möglich.

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Advocatus diaboli
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Das Verhalten einer Person, die auf ihrem Handy mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Reihe von Google-Applikationen benutzt, sich aber gleichzeitig erlaubt, Künstler zu kritisieren, die von Google Lohn beziehen und in ihrer Kunst die Steuerflucht von Konzernen anprangert, ist politisch ein NoGo. Diese Argumentation kann man endlos weiterspielen, bis zum Punkt, wo man sagen muss, dass es besser wäre, zu allem einfach zu schweigen, weil ja jeder irgendwie Dreck am Stecken hat, ganz einfach durch die Tatsache, dass er lebt. Wenn wirklich keine Kritik mehr am System ausgeübt werden darf, weil jeder Teil dieses Systems ist, landet man letztlich bei den selbstgefälligen Kritikern aus der rechtspopulistischen Ecke, die jede geäusserte Kritik auf das Individuum reduzieren (beispielsweise Greta Thunberg vorhalten, dass sie mit ihren Reisen um den halben Globus ja selber massgeblich zur Klimaerwärmung beiträgt). Die Glaubwürdigkeit einer Person sollte nicht mit einer totalitären Vorstellung eines durch und durch konsequenten Lebens gleichgesetzt werden.

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Verlegerin
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Ui, da packen Sie die harten Bandagen aus. Bitte lesen Sie meinen Kommentar nochmals, ich habe mich auf keinen Fall dafür ausgesprochen, dass Massive Attack die Kritik bleiben lassen soll.

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Hartes Urteil! Jede Ansicht, jede Meinung, verpackt oder unterlegt mit Musik oder nicht, dient dazu, sich eine Meinung zu bilden, eine Meinung zu finden, aufzurütteln und nicht zuletzt eine Diskussion anzufachen! Spannendes Projekt von Massive Attack!

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Ich kann meinem “Vorredner” nur zustimmen, ein spannendes Projekt. Mir haben die Videos jedenfalls gefallen.

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Was mir als Massive Attack Fan erster Stunde sofort auffiel, ist dass die Themenwahl bei Eutopia derart fein auf die Stunde jetzt abgestimmt ist, dass man MA‘s ganzer Backcatalogue in diesem Werk klar wiederspiegelt sehen kann und sich eigentlich nur wundern kann dass es immer noch Leute gibt die das in der gut 30 jährigen Geschichte des Kollektivs nie bemerkt haben...zB. ist Europa ein Riesenthema im Gesamtwerk MA (Eutopia-cheggsch?) und das bewusst um eine Diskussion aufzuziehen. Wir Europäer sind ja die grössten Klugscheisser zum Thema Europa...zum Kommentar naja retro Bands die wieder aufschwimmen kann ich nur sagen, MA kam, blieb und bleiben zeitlos, weil sie ‚agieren‘ und nicht auf Phänomene reagieren-Sault ist super (auch fan erster Stunde) aber für mich ist ihr Werk eine Reaktion (nichts schlimmes per se)...Noch zum Author und die Rolle der Republik zum Artikel-ich glaube hier ging es um ‚hast du wirklich kapiert was die uns sagen wollen? Bist Du bereit für diese Diskussion?‘ und das wiederum ist DAS Grundthema von Massive Attack-drum Bravo auf alle Seiten!

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Die Videos werden als „nicht verfügbar“ angezeigt. Geht das nur mir so?

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Hallo Herr Mathiessen - danke für den Hinweis, das ging nicht nur Ihnen so... auch wenn gestern beim internen Test alles wunschgemäss funktioniert hat. Entschuldigen Sie die Umstände, wir haben es korrigiert.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Auch nicht in Sezuan.

Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen. []
Soll es ein andrer Mensch sein? Oder eine andere Welt?
Vielleicht nur andere Götter? Oder keine? []
Sie selber dächten auf der Stelle nach
Auf welche Weis dem guten Menschen man
Zu einem guten Ende helfen kann.
Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss!
Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss!

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Bisschen jünger, bisschen frischer, bisschen krasser: „Hurra, diese Welt geht unter!“ Der Klassiker an den letztjährigen Klimademos: https://vimeo.com/139277247

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Selbstgerecht - das ist eine sehr gute Zusammenfassung. Sie beschreibt sehr gut den Artikel und vielleicht den Autor.

Und der reisserische Text im Newsletter grenzt an Irreführung. Wo lässt sich die Band von wem bezahlen?
Aber irgendwie muss man ja das Sommerloch füllen und die Flamme im Forum am köcheln halten.
Republik, hast Du das nötig?

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Ich finde, die Republik ist in vielen Bereichen ganz vorne, aber in Sachen Popmusik (was auch immer das heißen mag) ist sie so konservativ, um nicht zu sagen reaktionär, wie das übrige Feuilleton auch. Viel wird aus dem Bereich nicht berichtet – und dann ausgerechnet über Massive Attack? Warum? Weil die Redaktion deren Musik früher gerne gehört hat? Weil es eine "große" Band ist? Weil sie genug Geld für beeindruckene Materialschlachten haben? Jedenfalls wohl nicht, weil Eutopia relevant, wichtig, interessant oder gar konsequent wäre – das kommt in dem Text zumindest rüber. Ich finde das so frustrierend! Ich persönlich höre in diesem Bereich gerade Sault und L.A. Salami, keine Ahnung, ob die relevant sind, aber sie zeigen jedenfalls, dass es mehr gibt als fragwürdige Retro-Stars.

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Die Kritik wegen Isreal ist durchaus in Ordnung. Im grossen und ganzen freut mich es aber trotzdem, dass sie dieses Projekt umgesetzt haben. Auch wenn sie diese Meinung zu Isreal haben, ist es doch OK, dass sie sich gegen Steuerparadiese und Umweltverschmutzung aussprechen.

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Kann man die animierte Bebilderung, bzw. dass diese animiert ist, nicht abstellen/deaktivieren? Sie lenkt bei der Lektüre am Bildschirm/Handy erheblich ab und nervt bloss. Danke.

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Ein sehr spannender Beitrag, der mir auch eine neue Dimension eröffnet hat. Die Idee gesellschaftliche Grundfragen über Pop zu erschliessen, ist brillant. Auch viele, der in den Videos gemachten Aussagen sind richtig und/oder gerechtfertigt. Unbehagen kommt bei mir bei der Kombination von Musik und Botschaften auf: die unterschwellige Vermittlung einer « No Future »-Stimmung kann letztlich nur in gewaltsame Veränderung enden. Schöner wäre es gewesen, wenn die Musik Hoffnung in die Fähigkeit vermittelt hätte, gemeinsam und gewaltlos Veränderungen herbeizuführen.

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