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Eine Buchbesprechung, die präziser, umfassender und respektvoller nicht sein könnte. Sie erfasst das formale und inhaltliche Gewebe des Textes, öffnet den Zugang zum Text, ohne das besprochene Buch in den Schatten stellen zu wollen. Einfach nur gut!

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Besser kann man es nicht sagen! Die Buchbesprechung hebt sich auch wohltuend ab vom oft selbstgefälligen Geplapper in manchen Literatursendungen. Und jetzt ab in die Buchhandlung.

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Künstler und Buschauffeur
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Macht Hunger auf das Buch

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Bei mir kommt diese Buchkritik etwas sehr positiv rüber. Immer wenn übertrieben wird, läuten bei mir die Alarmglocken. Warum soll ich dieses Buch so gut finden? Weil es eine junge Schweizer geschrieben hat? Andere Kritiken sind auch sehr negativ ausgefallen. Welchen solll ich jetzt glauben? Keiner. Ich lese das Buch und urteile selber.

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Da ich mit künstlichem Zucker gesüsste Speisen so ganz und gar nicht vertrage, weiss ich noch nicht, ob ich das Buch zu lesen beginnen werde. Vielleicht befindet sich der künstliche Süssstoff ja viel mehr im Buch als in den Kritiken...?

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Rudolf Weiler
Enthusiast und Feedbäcker
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Eine Appenzellerin recherchiert hier weit und breit in der Literatur, zitiert intelligent und beschreibt Reiseeindrücke aus aller Welt. Man muss sich schon fragen, ob die Literaturschule in Biel nicht die postmoderne Schreibweise als allein-seligmachende Methode zur Produktion von Texten junger Autorinnen propagiert und dann alle alles schön brav nachschreiben. Die Liebesgeschichte mit C. führt ein Schattendasein. Die Frage Roman oder Bericht ist eigentlich müssig. Elmiger hat offenbar von ML. Kaschnitz die Form des essayistischen Texts, in dem es keinen roten Faden und keine Hauptfigur ausser der Autorin gibt, übernommen. Die Thematik der Sucht und der Sehnsucht ist natürlich sehr tiefgehend und packend, kann süchtig machen. Die Verwendung von ca einer Quelle pro Druckseite führt zu einer Fragmentierung des Texts als Ganzes, ob es der Autorin gelingt, das alles genial zu verknüpfen darf immerhin bezweifelt werden. Die Fallstudie Ellen West ist aber sicher absolut lesenswert. Eine gewisse Ueberforderung sogar der sehr belesenen Lesenden kann ich nicht ausschliessen, vielleicht ist das ja auch Strategie im Hinblick auf die Jury der Preisvergebenden.

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Mir hat das Buch sehr gefallen. Man muss bereit sein, gewisse Erwartungen, Konventionen an einen Roman fallen zu lassen (z.B. den Anspruch alles verstehen zu müssen). Ich habe das Buch eher als Entdeckungsreise mit vielen Perlen am Wegrand gelesen. An Ihrer Kritik fällt mir ein starker Hang alles zu kategorisieren, einzuordnen und vergleichen zu wollen auf - aus einer solchen Perspektive überfordert das Buch.

Der Begriff "postmoderner Schreibstil" ist doch lächerlich. Was soll denn das sein? Exploratorisches Schreiben gab es schon immer, da ist nichts modernes dran. Auch sehe ich keinen Konsens darüber, in welche Richtung die Exploration zu gehen hat. Weder am Literaturinstitut, noch sonstwo.

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Rudolf Weiler
Enthusiast und Feedbäcker
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Weder Roman noch Tatsachenbericht, nicht Sachbuch oder historische Studie, liegt hier
eigentlich ein Notizbuch vor und der dritte Text, der von der Autorin in den letzten zehn Jahren publiziert wurde. Er hat das Niveau einer mittelmässigen Seminararbeit, die unfertig, teilweise ungeordnet Banales/Triviales und Absurdes präsentiert.
Zusammengehalten wird der Text durch Leitmotive oder ganz einfach Wiederholungen, durch die Augenblicke aus dem Leben der Person der Autorin, die verzweifelt versucht, die Zitate aus über 70 Quellen in einen Zusammenhang zu quälen (Literatur der 18., 19. und 20. Jahrhunderte, Massenmedienprodukte und einige historische Begebenheiten). Schon der Titel überzeugt nicht, sondern führt in die Irre. Ganz schwach sind die Versuche, mit autobiografischen Passagen den Text an der Gegenwart anzubinden. Seichteste Medienprodukte zum Schicksal eines verarmten Lottomillionärs und seine Biografie sind nicht einmal ansatzweise medienkritisch.
Die Verwendung von Metatext ist stümperhaft, ja naiv: Die Autorin nennt ihre Arbeit ehrlicher- oder koketterweise „eine Bastelei“. Die sechsjährige Entstehungszeit des Ganzen spricht Bände.
Konsequentes, z.T. peinliches Name-Dropping ist für Literaturkenner ein Aergernis:
Da finden wir ein Kapitel aus Karl Marx’ Kapital, ein Remake von Frischs’ Montauk und die Biografie Theresa von Avilas neben den Lebensumständen der Spätzeit Kleists.
Sogar handwerklich ist der Text dürftig: Das Motto zu Buchbeginn wird im Text dann (für Idioten?) wörtlich nochmals aufgeführt.
Langeweile macht sich breit. Das Potpourri von literarischen und historischen Fundstücken kann nicht über die Gedankenarmut der Autorin hinwegtäuschen. Frausein und Frauenrollen hätten Thema sein können, die Thematik wird aber höchstens ansatzweise gestreift.

20.10.2020

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