Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!
Seit Jahren denke ich nach und diskutiere, beobachte und wäge ab. Und werde nicht schlauer. Ich sehe Frauen, die einen Mann noch immer in der Pflicht als Versorger sehen, den Part bei Kind und Haushalt dann aber 50/50 teilen wollen - mit ihrer selten wohlwollenden Oberaufsicht. Ich sehe Ansprüche an (Ehe-) Männer, die mir völlig surreal vorkommen und von den betreffenden Männern pflichtbewusst und bis zur totalen Erschöpfung erfüllt werden. Ich sehe wie Männer bei Scheidungen gnadenlos ausgequetscht werden und dies alles nehme ich wahr, während ich Frauen jahrelang therapeutisch begleitet habe. Die unausgesprochene Misere des privaten Mannes habe ich aus dem Mund ihrer anklagenden, niemals zufriedenen, ewig fordernden Partnerinnen erfahren.
Dagegen steht die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die Frauen im "öffentlichen" (natürlich auch im privaten) Raum passiert.
Müssen wir nicht eher an unserem Menschenbild arbeiten, als an diesem Mann-Frau-Ding? Menschen tun Menschen ganz alltäglich-grausame Dinge an, die sich geschlechtsspezifisch und individuell verschieden gestalten können. Der Mangel an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen in den zwischenmenschlichen Interaktionen wird nicht durch Feminismus ausgeglichen, sondern durch aufrichtige Zuwendung im Wissen, wie verletzlich und verletzt wir alle am Ende sind, durch Respekt und Würde dem scheinbar Schwächeren gegenüber und durch den Blick nicht nur auf die eigenen Bedürfnisse.
Solange die Frauen von den Männern dafür geliebt werden, WIE sie sind und die Männer von den Frauen, WAS sie sind gibt es keine Gleichberechtigung.
Vielen Dank Frau Muth für Ihren wunderbaren Beitrag . Ich wünsche mir auch einen Stern für Sie.
Merkwürdigerweise wurde ich als junge Frau am meisten von Feministinnen kritisiert, da ich in dem Bereich arbeite, der als Nicht- Berufstätig giltet. Es hat mich Zum Glück nicht beeindruckt. Vermutlich weil ich in einer Gegend aufgewachsen bin, die eindeutig matriarchalisch geprägt war. Das Mann-Frau-Ding war nie ein Thema. Das Thema war viel mehr: „Nicht nur Mensch
-Sein , sondern vor allem Mit-Mensch sein.“
Selbst bei der Republik scheint man bei sachlicher Auseinandersetzung mit einem Thema, die aber dem Artikel doch etwas den Zahn zieht, Schwierigkeiten zu haben einen Stern zu vergeben. Obwohl der Dialog Beitrag grössten Zuspruch hat.
Ich bin ein Mann.
Ich betreue unsere Kinder etwas mehr als meine Frau. Sie arbeitet etwas mehr als ich.
Damit lebe ich Gleichberechtigung. Sie ist mir wichtig.
Aber ein solches Verhalten reicht der Autorin nicht. Sie nimmt auch für sich in Anspruch, nicht von Männern unterbrochen zu werden. Kann sie das nicht als Mensch von ihren Mitmenschen fordern?
Diesen Anspruch an Männer empfinde ich als Forderung, nicht nur gleiche Rechte einzuräumen, sondern sich selbst aufzugeben. Ein Feminismus, der sich nicht mit Gleichberechtigung begnügen will, tut der Gesellschaft keinen Gefallen. Denn er kennt kein Mass. Paritätische Verteilung der Plätze im Fussballstadion? Wortezählpflicht bei Streitgesprächen? Lautstärkeobergrenzen im Chor? Alles denkbar in einem Feminismus, der nicht nur Gleichberechtigung, sondern Gleichheit verlangt.
Ich fürchte schon die geballte und stets bereite Empörung des heutigen Feminismus. Ich bin ihrer müde und finde sie oberflächlich und ungerecht. Darum schreibe ich anonym.
Nicht so empfindlich, lieber Anonymus. Ich fühle mich zum Einspruch gut legitimiert, denn ich habe eine sehr ähnliche Biografie. Nur mit dem Unterschied, dass ich wohl eine Generation älter bin und gleichberechtigte Modelle damals noch seltener waren.
Ich habe mit meiner Frau ein sehr ähnliches Modell gelebt (60/60+Krippe). Als die Kinder etwas grösser waren, machte meine Frau Karriere, ich blieb damals auf 60% und kümmerte mich weiter um die Heranwachsenden und den Haushalt. Bereits meine erste Freundin war eine Feministin, das war Mitte der Siebzigerjahre. Und noch davor hatte ich eine Mutter, die zeitlebens auch ausser Haus gearbeitet hat und ihre politischen Rechte ausübte. Ich würde mich trotzdem nie als Feminist bezeichnen, da mir gewisse Eigenschaften und Erfahrungen zu dieser Identität fehlen (ein etwas hilfloser Vergleich dazu: ich kann/muss ja auch nicht meine Hautfarbe wechseln, wenn ich mit POC solidarisch bin).
Warum so ausführlich? Weil ich trotz vergleichbarer Erfahrungen die Autorin zu verstehen glaube. Und weil ich nicht denke, dass Sie mit Ihren Unterstellungen richtig liegen: die Forderung nach "Selbstaufgabe" und erbsenzählerischer "Gleichheit" scheint mir eher eine Opferkonstruktion zu sein. Oder etwas weniger drastisch: der Artikel hat bei Ihnen eine rote Linie durchbrochen.
Diese rote Linie ziehen Sie mit diesem Satz: "Damit lebe ich Gleichberechtigung. Sie ist mir wichtig." Was nicht gesagt wird, jedoch mitschwingt: Und das wird doch wohl auch genügen!
Es genügt nicht.
Diese Feststellung ist natürlich zunächst einmal eine Zumutung jemandem gegenüber, der bezüglich Gleichberechtigung ein Vielfaches dessen gibt, was der Durchschnittsschweizer leistet.
Aber erstens sind Frauen - auch Ihre Partnerin - tagtäglich weiterhin mit diskriminierenden Erfahrungen konfrontiert. Diese können Sie durch Ihren persönlichen Einsatz zur Gleichberechtigung nicht wettmachen.
Zweitens erwarten Sie Anerkennung für Ihren Einsatz. Diese kann Ihnen Ihre Partnerin geben, als Individuum. Als soziales Wesen "Frau" kann es für sie potenziell schon schwierig werden: Frauen wird in der Regel in unserer Gesellschaft für die Kinderbetreuung nicht gedankt, das wird von ihnen erwartet. Deshalb sind für uns Männer da kaum Lorbeeren zu holen, ich kenne das. Es ist eine verständliche, aber falsche Erwartung.
Drittens ist die Gleichberechtigung nicht "erledigt", wenn wir alle den gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten und uns paritätisch an reproduktiven Arbeiten beteiligen. Natürlich sind diese zwei Ziele prioritär und noch längst nicht erreicht. Aber der Sexismus würde durch das Erreichen dieser Ziele nicht automatisch verschwinden. Vielleicht im Laufe der Zeit verkümmern, höchstens. Nicht alle Aspekte unserer Rollenmodelle sind ausschliesslich ökonomisch determiniert. Kulturelle Identitäten haben einen langen Atem. Mansplaining und andere männliche Dominationsmuster gehören dazu (natürlich gibt es auch beklagenswerte weibliche Unsitten).
Ich will bei allen Einwänden auch nicht vergessen, Ihnen dafür zu danken, dass Sie mithelfen, Rollenmuster aufzubrechen. Es ist nicht immer einfach. Es lohnt sich aber auf lange Sicht. Und ich würde sagen, es lohnt sich auch für jeden Mann individuell, für die Partnerschaft und für die Kinder.
Da ist wohl didaktisch etwas schiefgelaufen, wenn sich Männer bloss dem Anschein nach feministisch geben. Der moralische Druck hat sich m.E. viel zu sehr auf öffentliche Bekenntnisse, politische Ansichten, sprachliche Details und theoretische Abhandlungen konzentriert - und dabei die praktische Umsetzung im eigenen Umfeld ausser Acht gelassen. Das ist zwar bequem, aber erzeugt selten sinnvolle Diskussionen oder echten Fortschritt.
Leider tappt auch der vorliegende Essay in diese Falle, und behandelt ausführlichst das im Endeffekt völlig irrelevante Thema ob sich Männer selbst als Feminist bezeichnen. Dabei gäbe es genügend ganz konkrete Themen bei denen es an der Umsetzung hapert. Das bedingt aber eine offene und ehrliche Auseinandersetzung, was beim aktuellen moralischen Druck eher schwierig zu sein scheint.
Was ich an diesem Artikel interessant finde, ist dass die Autorin offenbar davon ausgeht, dass alle Frauen Feministinnen sind ("Haben diese Männer vorher nie mit einer Frau geredet? Oder […] einer Frau mal zugehört?"). Der allerletzte Paragraph, hat dann ein Beispiel genannt, von einem Mann der unfreiwillig plötzlich total begehrt war von "irreparabel geschädigten Frauen".
Ich wurde von einer alleinerziehenden Feministin, meiner Mutter, aufgezogen und ich finde mich regelmässig auf der feministischeren Seite, wenn ich mit gewissen Frauen rede. Diese Frauen sind dann oft positiv überrascht, aber manche finden es auch einfach nur seltsam. Das heisst selbstverständlich nicht, dass ich nicht auch meine blinden Flecken habe und ich bin sicher, dass sich viele Frauen auch schon ab meinem Verhalten und meiner Witze gestört haben. Denn auch ich bin immer wieder erstaunt und angewidert, wenn mir eine Frau von einem Übergriff im Club oder Kommentar eines Arbeitskollegen oder dergleichen erzählt.
Für mich ist diese Tatsache jedoch die Hauptquelle meiner Verunsicherung. Es wird gar nicht von allen Frauen erwartet bei solchen Themen sensibel oder solidarisch zu sein. Einige Frauen sind meiner Meinung nach totale Patriarchinnen und scheinen sich wohl zu fühlen in einer männerdominierten Gesellschaft. Sie sind erstaunt, wenn andere Frauen es sich leisten, ohne Make-Up in die Öffentlichkeit zu treten. Sie verabscheuen Männer, die ihre "Verantwortung als Familienoberhaupt" nicht wahrnehmen wollen.
Sind alle diese Frauen, denen Sie sicher auch schon mal begegnet sind, irreparabel geschädigt?
Es stimmt, es gibt leider viel zu viele frauenfeindliche Frauen. Das wird manchmal über x Generationen in der weiblichen Linie weiter gegeben. Das macht mich selbst immer wieder rat- und hilflos.
Ob man das als "Schädigung" verallgemeinern will? Persönlich hab ich es bei den Frauen meiner Familie so erlebt. Frau solidarisiert sich mit den Männern, ganz egal wie sie sich benehmen, während Frauen selbst bei gröbsten Übergriffen "selber schuld" sind. Und auch diejenigen, die selber Opfer wurden, geben diese Haltung trotzdem weiter.
Aus Gesprächen mit Freundinnen weiss ich, dass meine Familie in dieser Hinsicht leider keine Ausnahme ist.
Ich finde die Bezeichnung von einer Schädigung total überrissen (meine letzte Frage war provokant gemeint), obwohl ich selber nicht viel mit solchen Meinungen anfangen kann. Dann müsste ich auch alle Menschen vom politischen Mitte-bis-Rechts Spektrum als geschädigt bezeichnen und so was liegt mir fern. Sicher gibt es sicher auch Menschen, die einen psychischen "Schaden" haben, was ihre Geschlechterrolle und das Ausleben von dieser angeht, aber das sind bestimmt nicht alle Nicht-Feministinnen.
Trotzdem finde ich es ziemlich unbefriedigend, bei der Geschlechterfrage auf so ein breites Spektrum von Meinungen zu stossen und kann die Frustration, die ich aus dem Artikel raus lese nachvollziehen. Ich sehe das Problem aber nicht unbedingt als eine Frage von Mann oder Frau.
Frauen lassen sich in Diskussionen "überfahren", weil Sie scheinbar per se viel zurückhaltender und anständiger sind als die lauten Männer? Männer machen sexistische Bemerkungen und Frauen scheinbar nicht?? Ist nicht gerade der Artikel eine sehr abgrenzende Sicht auf prototypisches und geschlechterspezifisches Gebaren und unterstellt, dass jedes Verhalten, dass mich an anderen stört, immer vom Geschlecht getrieben sein muss? Vielleicht muss man sich einfach vergegenwärtigen, dass nicht alles was andere sagen und tun zum eigenen Weltbild passt und einem im schlimmsten Fall sogar verletzt - dann sagt man das der anderen Person am besten direkt... Sogar wenn es eine Frau sein sollte.
Der Artikel ist ein Paradebeispiel an In- und vor allen Dingen Outgrouping. 😑
Die Feminismus Debatte provoziert mich regelmässig, obwohl auch ich in diese Männergruppe gehöre, welche die Ungleichheit anprangern und sich für die Gleichberechtigung stark machen.
Meine Perspektive ist die eines Mannes in einem kapitalistischen System, welcher "keine Eier" hat. Ich erlebe Benachteiligung im Alltag ganz ähnlich wie auch Frauen. Der Starke setzt sich durch. Dabei spielen Wahrheit, Logik oder Moral keine Rolle.
Moralische Diskurse sind wichtige Voraussetzungen für Entwicklung, verkommen in der Praxis aber zu PR Veranstaltungen vor der Gesellschaft und sich selbst und können bei niemandem mit der gelebten Realität gleichgesetzt werden.
Die heuchlerischen Diskurse bei einem Glas Wein, lassen Details der selbst gelebten Beziehung gerne weg. So rückt man sich gerne ins moralisch "richtige" Licht, um sich im Alltag wieder für seine Vorteile einzusetzen.
Es ist unwichtig wer sich Feminist nennen darf. Die Tatsache, dass die Fettnäpfchen je nach Definition in jeder Position lauern, macht die Diskussion zum inhaltsleeren Spiessrutenlauf. Ein Terrain, auf welchem man nur verlieren kann.
Der Text suggeriert, dass man sich nur offen verquerten Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen zu stellen brauche, um ans Ziel zu gelangen. Nur scheint die Definition von verquert doch nicht so einfach. Es sind nicht die Bösen Filme wie "Fifty Shades of Grey", welche Schäden hinterlassen. Der Erfolg der Filme zeigt vielmehr, wo sich die Gesellschaft zum Teil befindet und in welchem Spannungsverhältnis gelebt wird. Man kann das Thema intellektuell nicht ganz abdecken. Die Erfahrungen aus langen gelebten Beziehungen mit Familie, kommen dem Kern viel näher als gute philosophische Diskurse von jungen Idealisten.
Für mich ist klar: Die Schublade Frau-Mann sind falsch. Wir sollten die Geschlechterfragen mit Menschenfragen ersetzten. Immer wo sich der Starke über den Schwachen erhebt, muss hingeschaut werden. Wir kommen einer ausgewogenen Gesellschaft sonst kaum näher. Ich bin überzeugt, dass Körpergrösse, Stimmhöhe, Hautfarbe, Kleidung... ähnliche Debatten auslösen könnten wie das Geschlecht. Wir sollten also grundsätzlich am System arbeiten, statt einzelne Schubladen in den Fokus zu rücken. Das Ziel ist ein System, in welchem sich der kleine Mann mit Fistelstimme, die schwarze Migrantin mit Karriereambitionen, der reiche, intelligente und dominante Mann wie auch die ängstliche, devote Frau (einfach alle) entfalten können und in ihrem Sinn gleichberechtigt koexistieren.
Ich entschuldige mich im Voraus: Die Lektüre dieses Artikels war eine Qual für mich. Zu viel Theorie, Annahmen, Schubladen. Praktisches Zusammenleben im Alltag scheint mir das zu sein, was zählt. Ich bin Vater von zwei erwachsenen Töchtern und einem erwachsenen Sohn. Was ich mir wünsche und wofür ich bereit bin mich einzusetzen, ist, dass alle drei privat und beruflich die gleichen Chancen haben.
Der Artikel is viel zu einseitig. Die Meinungen von Feministinnen schwanken doch genau so stark wie die der männlichen Feministen. Hier gegen die Männer outgrouping zu betreiben ergibt also schon mal keinen Sinn. Die Autorin wäre sicher erstaunt, was für eine Misandrie unter Feministinnen salonfähig ist und auch, dass überhaupt nicht alle Frauen (wie hier scheinbar angenommen) Feministinnen sind.
"Die Frage, ob jemand, der keine Diskriminierung hinsichtlich der eigenen Geschlechtsidentität erfahren hat, sich dazu äussern darf. Es gibt in feministischen Kreisen den berühmten Satz «No uterus, no opinion». Ich bin der Meinung, dass man sich auch dann zu einem Thema positionieren kann, wenn einem die Erfahrung fehlt – jedoch mit Zurückhaltung"
Glaubt die Autorin dass ich als Mann nicht aufgrund meines Geschlechts diskriminiert werden kann? Oder dass ich zu einem gewissen Grad Opfer sein muss, um mich gleichberechtigt äussern zu können? Was für ein Schwachsinn.
Schwachsinn austeilen, Mansplaining betreiben und sich hinter der Anonymität verstecken: Grandiose Leistung!
Warum ist der Kommentar Schwachsinn, Herr M.? Denken Sie, dass solche Reaktionen, und dann noch Seitens der Chefredaktion, der Diskussion dienlich sind?
Noch etwas zum Thema Anonymität: Die Republik entschied sich dazu, das Verfassen von anonymen Kommentaren zu erlauben und das mit einer klaren Begründung. Als Mitarbeiter der Republik einen Leser für die Nutzung dieser Funktion anzugreifen finde ich schlicht falsch.
Zugegeben, das Wort Schwachsinn hätte ich nicht schreiben sollen. Bei so einem aggressiven Wort kann es für das Gegenüber schwierig sein offen für andere Meinungen zu bleiben. Ansonsten finde ich meinen Kommentar angebracht und begründet.
@Christoph M.
Mansplaining ist eine sexistische Wortschöpfung, die ich niemals ernsthaft verwenden würde.
Ein sehr spannender Artikel, der mir einen Spiegel vorhält, obwohl ich mich nicht explizit als Feminist bezeichne, aber trotzdem ähnlich reagieren würde wie die Männer in der Umfrage mit ihren „feministischen“ Antworten. Interessant ist auch zu unterscheiden, was man sagt und was konkret tut. Dies ist mein spontaner Beitrag. Ich brauche mehr Zeit, um darüber nachzudenken und dies ist auch das wertvolle am Artikel.
Zum Thema der "Wohlmeinenden" hat mich dieses Zitat von Martin Luther King in Eddo-Lodge's "Warum ich nicht länger mit Weissen über Hautfarbe spreche" zum Nachdenken gebracht:
Oberflächliches Verständnis von Menschen guten Willens ist frustrierender als absolutes Unverständnis von Menschen, die einem übel wollen. Lauwarme Akzeptanz ist viel verwirrender als offene Zurückweisung.
Im ganzen Kontext wird auch auf das zermürbende Abwiegeln von vordergründig anerkannten Anliegen verwiesen:
Als erstes muss ich zugeben, dass ich während der letzten Jahre schwer enttäuscht war von den weißen Moderaten. Ich bin fast an dem bedauerlichen Schluss angelangt, dass der große Stolperstein auf dem Weg des Negers in die Freiheit nicht der White Citizen's Councilor oder der Ku Klux Klan ist, sondern der moderate Weiße, dem "Ordnung" wichtiger ist als Gerechtigkeit; der negativen Frieden, das heißt die Abwesenheit von Spannungen, dem positiven Frieden, das heißt der Präsenz von Gerechtigkeit, vorzieht; der ständig wiederholt: "Ich bin einverstanden mit dem Ziel, das du erreichen willst, aber mit den Methoden der direkten Aktion kann ich nicht einverstanden sein"; der paternalistisch der Ansicht ist, er könnte den Zeitplan für die Freiheit von anderen festlegen; der im Mythos der Zeit lebt und dem Neger ständig rät, "auf einen besseren Zeitpunkt" zu warten.
Daraus nehme ich mit: Verzögerungstaktiken sind als Hindernis genauso ernst zu nehmen wie offener Widerspruch.
Danke,
trotzdem ich in einem sozial und politisch geprägten Umfeld aufgewachsen bin , war ich
als junge Frau und Mutter der Ansicht, dass ich für die Familie, das Heim zuständig bin.
Meine Mutter war als Künstlerin immer tätig, als Hausfrau umso gleichgültiger, darum habe ich wohl früh diesen Job im Haus als meine Aufgabe angesehen.
Das Unwohlsein bei Einladungen mit Freunden, wo es mir immer wieder auffiel, wie wir Frauen im Gespräch zu kurz kamen , unsere Meinungen nicht angehört wurden, spüre ich noch jetzt.
Aufgewachsen zwischen zwei Brüdern , war ich auch oft gehänselt worden, meine Talente ( ich habe sie ) wurden kaum wahrgenommen, auch nicht von den ( aufgeschlossenen ) Eltern.
Meine Freude und Enthusiasmus , das Gefühl einer Gemeinschaft , bei einem früheren Frauenstreik, wurde durch das herablassende Lächeln meines Mannes ( Manager ) sehr getrübt..
Heute weiss ich, dass ich für die Familie, meine Söhne , meinen Mann viel gegeben habe ,
kein Opfer , ich habe diesen Job freiwillig gemacht.
Dass ich als "Mutter" nicht existierte, es auf den Schulformularen hiess " Unterschrift des Vaters " hat mich geärgert , eine echte Diskriminierung!
Ich glaube meine Söhne versuchen Beruf und Familie bewusst zu leben , sind gute Väter , geben ihr bestes , lassen ihren Frauen Freiraum und Möglichkeit zu Eigeninitiative.
Als Rentnerin schaue ich zurück und muss leider feststellen, dass noch immer viel Patriarchat in den Köpfen steckt . Da muss die Gesellschaft , die Politiker (innen) , endlich
ihr Verhalten und Denken ändern, uns alle als das was wir sind , wahrnehmen und schätzen.
Eine Lösung könnte sein, die Delphi-Methode für wichtige Entscheidungen zu nutzen. Durch die Anonymität kann Diskriminierung in welcher Form auch immer ausgeschlossen werden.
Was mich an der Feminismus Debatte stört
In der Feminismus Debatte geht es regelmässig um die Rolle von Mann und Frau. Aber sind wir nicht viel mehr als unser Geschlecht. Die menschliche Spezies lässt sich doch durch mehr unterscheiden als durch ihr Geschlecht. Deshalb hätten wir dann unser Ziel erreicht, wenn es nicht mehr darum geht wie sich Mann und Frau verhalten, sondern wie wir uns generell gegenüber unseren Mitmenschen verhalten. Egal ob Mann oder Frau. Welche Eigenschaften jemand hat und welche Fähigkeiten sind doch nicht an sein Geschlecht gebunden. Ob jemand logisch Denken kann, ob jemand Fussballspielen kann, ob jemand gut mit Kindern umgehen kann, ob jemand gut Malen kann, ob jemand gut mit Sprache umgehen kann, ob man gerne klassische Musik hört oder Freude am Wandern hat, oder Freude am Tanzen, oder am Reisen oder gerne Minigolf spielt, oder gerne kocht, ...
All das hat doch nichts mit dem Geschlecht zu tun. Und das ist der Gedanke den wir lernen müssen.
Ich bin übrigens eine Frau und habe Maschinenbau studiert, was ich selbst gar nicht so überraschend finde, wie ander denen man das erzählt. Mathematik und Physik waren neben Sport meine besten Fächer in der Schule, da es mir leicht gefallen ist.
Mit der Beseitigung des Patriarchats ist es nicht weit her. Ich habe als 1. Kadermitglied in einer Firma mit ca. 300 Kadermitglieder Teilzeit gearbeitet. Das war für viele meiner Kollegen ein No Go.. So wurde ich immer wieder gefragt, was ich denn in meiner Freizeit mache. Ich war damals 1995 schon verheiratet mit 2 Kindern. 20 Jahre später ist der Anteil der Teilzeitmitarbeiter im Kader auf.... 5!!! gestiegen. Traurig. Patriarchat pur!
Pseudonym: Sophia
(ich poste nirgendwo im Internet mit Klarnamen - finde es selber auch schwierig, dass man verschiedene die Anonymous nicht unterscheiden kann und plane daher mich ab heute jeweils als "Sophia" zu outen - was einer meiner echten Vornamen ist)
Warum unterscheiden wir gesellschaftlich ständig und dauernd zwischen Frauen und Männern und erzeugen so in den Köpfen erst Recht zwei Kategorien von Menschen? Ist es nicht so, dass in fast allen Lebensbereichen das Geschlecht herzlich egal wäre und wir gar nicht unterscheiden müssten zwischen "Frauen" und "Männern"?
Wir wurden alle so sozialisiert und kennen von Klein an Nichts anderes. Aber ein "immer so gemacht" ist aus meiner Sicht kein Grund, etwas weiterhin zu machen. Gibt es einen wichtigen Grund, weshalb das Geschlecht sprachlich ständig erfasst und zwingend weitergegeben werden muss? Wem ist nicht völlig einerlei, ob die fremde Person auf der Strasse nun ein Passant oder eine Passantin ist? Ist es nicht sogar völlig einerlei, ob ich einen sympathischen Chef oder eine sympathische Chefin habe? Der heutige Sprachgebrauch zwingt uns, das Geschlecht auch dort zu betonen, wo es überhaupt nichts zur Sache beiträgt.
Macht es wirklich Sinn weiterhin dran festzuhalten? Wär es nicht sinnvoller drauf hinzuarbeiten, dass die Kategorisierung zwischen "weiblich" und "männlich" genauso unbedeutend würde wie eine Alterskategorie oder die Konfektionsgrösse? Das Geschlecht zu berücksichtigen macht manchmal Sinn z.B. bei Sportwettkämpfen, bei gewissen Kleidungsstücken und auch medizinisch - aber im Alltag und im Umgang miteinander?
Wem ist nicht völlig einerlei, ob die fremde Person auf der Strasse nun ein Passant oder eine Passantin ist?
Mir als Frau, wenn ich nachts allein auf dem Nachhauseweg bin..... Ist vielleicht nur meine Ängstlichkeit, aber wenn es eine Frau ist, bin ich trotzdem ruhiger.
so unterschliedlich sind Menschen. Ich weiss das oft nicht (mehr?).
Und dann will ich eine Geschichte erzählen, in der die Passantin oder der Passant Teil der Erzählung ist und bin dann sprachlich gezwungen das Geschlecht mitzuerzählen, obwohl es nichts zur Geschichte beiträgt und ich es nicht mal mehr weiss.... .
Du kannst beim Kommentieren einfach auf "Rolle definieren" klicken und dir einen beliebigen Titel geben. Dieser ist nur innerhalb des Artikels gleichbleibend. Beispiel bei mir: "Ungleichberechtigt"
Das Geschlecht zu berücksichtigen macht manchmal Sinn z.B. bei Sportwettkämpfen, bei gewissen Kleidungsstücken und auch medizinisch
Das Thema Medizin würde ich definitiv gelten lassen, im Gegenteil sogar, nach meinem wissen wird der Faktor Geschlecht in der Medizin massiv unterschätzt. Aber warum sollte es beim Sport oder bei den Kleidungsstücken einen Unterschied machen? Als fettes männliches schwaches Kind war ich zum Beispiel im Sport meistens die schlechteste Person, obwohl ich zum Teil besser als die Mädchen war aber der Notenschlüssel aufgrund meines Geschlechts diskriminierend war. Somit fängt es mit der Diskriminierung und den Vorurteilen doch gleich von klein auf an.
Ich hatte neulich mit einem ETH Studenten eine ähnliche Diskussion und konnte es dann wunderschön auf die Spitze treiben. Er war der Meinung, dass es unfair wäre, wenn an der Olympiade keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern gemacht werden würde, da ja die Männer vielfach einen genetischen Vorteil besitzen. Nun, viele schwarze besitzen auch einen genetischen Vorteil wenn es um Laufsportarten geht. Als nächstes sollte es eine Olympiade nur für bzw ohne schwarze Läufer geben oder was? Es ist ja nicht fair, da hier ein klar genetischer Vorteil vorhanden ist. Man kann die Diskussion einfach ad absurdum weiter treiben und daher sehe ich nur den weg in die andere Richtung. Gleichbehandlung von allen Menschen, egal was,wer,wie,wo,wann.
Beim Sport wegen der Chancengleichheit. Aber was du schreibst stimmt auch. Spitzensport und Chancengleichheit schliessen sich per se aus. Mit Training und Einsatz allein ist da nichts zu wollen. Da könnte man auch die Kategorie «Geschlecht» kippen, ohne das es wirklich unfairer wird.
Aber Spitzensport gehört auch zur Unterhaltungsindustrie. In gewissen Sportarten nur Männer und in anderen Sportarten nur Frauen zu zeigen und damit «Frauensport» und «Männersport» zu schaffen, halte ich dann doch für am Ziel vorbei. Es würde die Realität mehr verzerren. Ein System bei der Frauen und Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen vertreten sind und wahrgenommen werden, vertritt die Menschheit aus meiner Sicht deutlich besser. Und wenn’s für diese Vielfalt Kategorien braucht, weil die besten Athleten des einen Geschlechts in gewissen Disziplinen auf dem Niveau guter Breitensportler des anderen Geschlecht landen, dann mache man eben mit dieser Begründung Kategorien. Und wo diese Begründung nicht stimmt, braucht es aus meiner Sicht keine Geschlechtskategorien.
Im Breitensport seh ich auch Gründe für Geschlechtskategorien. Die Gewichtsklassen, Alterskategorien und Geschlechtskategorien gibt’s nicht ganz grundlos, denn es dürfte doch für viele klar motivierender sein, wenn man als Teilnehmer weiss, dass man mit Training und Leistung eine Chance hat um gut abschneiden kann in seiner Kategorie.
Ich spiel Tennis und mir ist das Resultat völlig egal – ich hab genau gleich viel Spass am Spiel ob ich gewinne oder verliere. Die Rangierungstufen möchte ich trotzdem nicht missen, weil man dank dem Rang eher Gegnern zugeteilt wird mit ähnlichem Spielvermögen, was viel die ausgeglicheren und damit besseren Spiele ergibt als gegen viel stärkere oder viel schwächere Gegner. Ich wäre sofort dafür zu haben, die Geschlechtskategorien ausser bei den Top -Spielern zu streichen, weil die Rang-Kategorien unterschiedliche Fähigkeiten viel besser abdecken als das Geschlecht. Und es natürlicher und spannender wäre gegen Männer und Frauen spielen zu dürfen.
Bei der Bekleidung fällt mir beim gründlicher Nachdenken auch kein Grund ein, das Geschlecht zu unterscheiden. Bei Sachen wie Socken sicher nicht. Und bei Oberteilen und Hosen ist es korrekterweise auch mehr die Figurtyp, denn das Geschlecht. Grad bei Schuhen wär es soviel angenehmer, wenn man eine Einteilung bekäme in Länge und Breite, statt Frauenabteilung/Männerabteilung. Zumal da grosse Zweifel anzubringen sind, mir als Frau passen die Männerschuhschnitte meist besser und bei meinem Mann ist es umgekehrt.
Ein interessanter Artikel zum aktuellen Stand der Männer in Sachen Feminismus.
Um es gleich vorn wegzusagen. Ich bezeichne mich nicht als Feminist, auch aus Gründen, die im Artikel aufgezählt wurden. Ich hatte damals schon bei Alice Schwarzer ein sehr schlechtes Gefühl, als sie von vielen Frauen in den Himmel gehoben wurde.
Ich griff dann lieber zur Lektüre der, leider im Januar dieses Jahres verstorbenen, Anne Wilson Schaef. Ihre Bücher "Im Zeitalter der Sucht" und "Co-Abhängigkeit" sollten meine Grundlagen zum Thema Feminismus werden. Mir sind im Laufe von Debatten schon einige Meinungen und Strömungen innerhalb des Feminismus begegnet. Und ich musste für mich feststellen, dass Frauen auch durchaus recht militant auf andere Frauen losgehen können.
Besonders bei den Themen Schwangerschaft, Stillen der Kinder und Sexualität. In einem Gespräch, was ich mit der Autorin Hazel Rosenstrauch hatte, fiel von ihrer Seite einmal ein sehr interessanter Satz. Die Frau wird sich erst emanzipieren können, wenn es der Mann auch getan hat.
Bevor sich ein Mann Feminist nennt, sollte er (oder besser gesagt wir) vorerst darüber nachdenken, was es denn bedeutend, ein Mann zu sein. Für welche Werte stehen wir?, Wohin wollen wir? und nicht zuletzt das wichtigste, Wer sind wir?. Geht es schon bei der Erziehung der Eltern los, wie Mädchen und Jungen unterschiedlich erzogen werden? Was vermitteln wir als Eltern für ein Rollenbild? Nun, die List der Fragen lässt sich wohl beliebig verlängern.
Etwas traurig hat mich der Abschluss des Artikel gemacht. Einfach unreflektiertes Bashing von Frauen, die BDSM leben möchten. Das wäre doch bestimmt anders gegangen, oder?
Bevor sich ein Mann Feminist nennt, sollte er (oder besser gesagt wir) vorerst darüber nachdenken, was es denn bedeutend, ein Mann zu sein. Für welche Werte stehen wir?, Wohin wollen wir? und nicht zuletzt das wichtigste, Wer sind wir?
Das, meine ich, gelte für Frauen genauso. Vorschnell in eine Schublade zu hüpfen, und sei es die feministische (was immer das genau heissen mag), kann einem diese Selbsterforschung nicht abnehmen, die weiter führen sollte als bis zur Erkenntnis, was wir nicht sind. Diese Fragen, wenn ernst genommen, bringen Mann und Frau doch irgendwann immer auch in Konfrontation mit schlussendlich jeder Schublade, von denen ja jede als Preis für die identitätstiftende Funktion immer auch einschränkt und an sich mögliche Freiheit beschneidet.
Wird Sexismus nicht vor allem dann zum Problem, wenn es einzelne Menschen unglücklich macht?
Beispiel Lohngleichheit: es ist relevant wenn einer 40'000 verdient und jemand anderes 50'000 für die gleiche Arbeit bekommt. Wenn aber einer 140'000 und ein anderer 150'000 ist dies wohl kein großes Problem.
Ich plädierte dafür, zuerst die größeren Probleme zu lösen.
Wenn Menschen allein aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe oder sonst einer beliebigen Kategorie für die gleiche Arbeit weniger verdienen, oder gar nicht erst die Gelegenheit erhalten, die gleiche Arbeit auszuführen, so erachte ich dies nicht als ein zu vernachlässigendes Problem.
Absolut richtig. Die Arbeitsproduktivität einer Arbeiterin/Arbeiters ist von 1979 bis 2018 um 69% gestiegen, der Lohn um 12%. Die Frage ist nur, wie setzten wir dies um? Man könnte zum Beispiel für diesen Artikel einführen, dass ein Mann nur einen Kommentar schreiben kann, wenn zuvor eine Frau einen Kommentar geschrieben hat.
Ich halte die Bedürfnishierarchie für einen guten Ansatz.
Was sind denn deiner Meinung nach die grösseren Probleme die zu lösen sind bevor man strukturelle Lohndifferenzen von 8% angehen soll?
Der Klimawandel mit wohl mehr als 20% Verlust für alle und der Populismus.
Männer, die sich Feministen nennen, sind peinlich.
Vielleicht ist schon der Begriff Feministin nicht so treffend. Patriarchen-Hinterfrager oder AntiPatriarch wäre evtl besser. Solidarischer Mensch?
Genau. Wer von Grund auf solidarisch lebt, kann gar kein noch so versteckter Frauenverächter sein, und keine Männerfresserin, wie er oder sie auch keine Wälder abholzen und keine Plastikflaschen kaufen wird, sondern seine oder ihre Rolle in der Gesellschaft auch wortlos findet, wie das Eichhörnchen im Wald und das Seepferdchen im Meer.
Interessanter Artikel. Was die weibliche Lebenswelt in Bezug auf Kinderbackup und Mütter im Beruf angeht, könnte ich weitere (leider meist negative) Beispiele beisteuern. Und zwar von Männern, die vor der Heirat und der Geburt der Kinder im Brustton der Überzeugung dafür einstanden, dass Familie und Erwerbsarbeit geteilt werden sollten. Und anschliessend fanden: „Wenn Du arbeiten gehen willst, musst Du die Kinderbetreuung organisieren„. Oder: „Ich werde Dir nicht ‚naehösele‘ für einen Job, ich möchte jetzt 100% arbeiten und Karriere machen“. Ich kenne auch eine Mutter, die es toll fand, dass der Schwiegersohn doktoriert, aber meinte, die eigene Tochter hätte doch besser daheim für die Kinder gesorgt und damit das Scheitern der Ehe verhindert. Diese Beispiele sind zwar 15-20 Jahre alt, aber ich vermute, dass Solches immer noch vorkommt.
Zur Sache: Für mich ist (moderat) gendersensible Sprache und der Verzicht auf Sexismus wichtig, aber allein Taten zählen! Und hier bitte Fokus auf die relevanten Challenges: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie Frauen/Mütter und ihre Karriere.
Politische Massnahmen sind zwar sehr wichtig, aber wie die Autorin richtig feststellt und obgenannte Beispiele zeigen, liegt des Pudels Kern viel tiefer und ist unsichtbar: Jahrhunderte des Patriarchats haben unsere Lebenswelt geprägt, und dies lässt sich nicht allein mit Politik und Sprachadaptionen verändern. Männer sind heutzutage (zurecht) verunsichert, weil diese alte Welt nicht mehr zählt, und die neue noch nicht gefestigt ist. Und plötzlich werden die alten Muster so übermächtig, dass die gut gemeinten Ideale über Nacht zerbröseln.
Liebe Männer, Reflexion wäre hier wichtig, wenn möglich auch gemeinsam mit Frauen, nicht gegen sie. Und unter Wahrung der unterschiedlichen Bedürfnisse und biologischen Gegebenheiten, die es zwischen den Geschlechtern gibt.
Auch wenn des Pudels Kern noch so tief vergraben ist (und wir noch lange nach ihm graben werden) : die saloppe "Entsorgung" politischer Massnahmen in einem Halbsatz ist mir ein wenig zu forsch. Vermutlich sind Sie in einer Position, in welcher für Sie persönlich "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" kein Thema ist. Für viele andere Frauen aber schon.
Ich lese den Beitrag auf mich als Mann und Vater bezogen vor allem so:
Zuhören bitte. Bitte hör zu! HÖR doch zu!! ENDLICH MAL ZUHÖREN, verd...!!! Und nimm mich bitte ernst, ohne, dass ich erst zehnmal schreien muss.
Das wäre doch ein Entwicklungsschritt! Das männliche Attribut dazu hiesse dann vielleicht „Frauenanhörist“ oder „Ernstnehmist“ - wenn es das dann noch braucht.
Ein weiterer spannender Beitrag über unsere Gesellschaft, Rollen und Wünsche.
Ich frage mich, was ist Geschlechtergerechtigkeit? Geschlechter sind nicht gleich aber ebenbürtig bzw. gleich wertvoll. Für mich gibt es vielmehr eine Menschengerechtigkeit. Aus dieser Perspektive wird das "Geschlechter-Minenfeld" etwas entschärft.
Denn z.B. die Aussage "No Uterus, no opinion" ist aus meiner Sicht klassisch sexistisch (ausschliessend/abschätzig) und daher nicht zielführend. Da hat "der Feminismus" über den Haag geschossen.
Dennoch glaube ich, dass Frauen mehr zu ihren Verletzungen und Traumas stehen und diese benennen. Daraus vermute ich, ist der Feminismus entstanden. Aus Verletzungen und dem Wunsch nach Heilung. Die Zeit wird kommen, wo sich auch Männer vermehrt mit ihren Traumas und Verletzungen auseinander setzen werden müssen.
Mit dem Etikett "Feminist" kann ich nichts anfangen, denn damit wird vorschnell schubladisiert.
Der Text von Frau Anja Nora Schulthess verunsichert mich, was ich als positiv erlebe. Ich bevorzuge Texte, die in mir schwierige Fragen aufkommen lassen gegenüber solchen, die mich bestätigen. Eine solche Frage ist die folgende: Wie beeinflusst die Erotik das Zusammenspiel der Geschlechter? Niemand wird behaupten, es spiele keine Rolle, ob ich einer Frau, die mir attraktiv und begehrenswert erscheint, gegenüberstehe oder einer Frau, die mich diesbezüglich kalt lässt. Selbstverständlich beinhaltet Attraktivität nicht nur körperliche Merkmale, sie umfasst den ganzen Menschen. Und wie mich das alles beeinflusst, darüber wüsste ich gerne mehr.
Ich finde wenn sich Männer als feministisch bezeichnen einfach nur doof, anbiedernd, dem Zeitgeist gewidmet. Ob sie es dann auch wirklich sind, ist dann eine andere Frage...! Es geht doch einfach nur darum jeden Menschen, Weiblein oder Männlein als
gleichberechtigt in jeder Lebenslage und Situation zu behandeln. Ist doch einfach, oder nicht?
Interessanter Text!
Für mich auch interessant, aber vor allem auch irritierend, dass das Thema der sexualisierten Gewalt gegen Frauen kein Thema ist bei Männern, die sich eher als feministisch bezeichnen. Das entspricht auch meiner Erfahrung, dass das männliche Nachdenken zum Thema bei der (sicher richtigen) Feststellung endet, dass man selbst nicht zum Täter wird/ werden will.
Ich würde mir persönlich da etwas mehr Unterstützung von männlicher Seite her wünschen.
Ich geb mich nun etwas naiv und frage: Wie denn?
Jedenfalls in meinem Freundeskreis erzählen wir uns gegenseitig nicht von unseren Gewaltakten. Ich nehme an, dass keine stattfinden.
Wenn ich von einer Frau eine Geschichte gehört habe, thematisiere ich diese manchmal auch bei männlichen Kollegen, aber es bleibt oft recht abstrakt, weil wir uns alle nicht betroffen fühlen und manchmal erzähle ich sie auch nicht, weil ich ihre Privatsphäre schützen möchte. Wenn meine Freunde das dann rumerzählen und die Frau erkennt sich in der Story wieder; Das ist sicher auch nicht angenehm.
Täter auf frischer Tat ertappen scheint mir unmöglich. Ich hab fast nie Übergriffe beobachtet und wenn doch war immer sofort jemand zur Stelle und hat der Frau geholfen. Meistens sind die Übergriffe aber versteckt, passieren so schnell, dass auch betroffene Frauen zu spät reagieren um die Täter noch identifizieren zu können.
Unterstützung meine ich im Sinne eines ehrlichen Austausches, eines Anerkennens, dass es vor allem für jüngere Frauen eine Realität ist, sexualisierte Gewalt und Belästigung zu erfahren. Dass es mehr vorkommt, als darüber gesprochen wird. Ich weiss, dass es schwierig ist, darüber zu reden - das ist es ja auch unter Frauen.
Ich wünsche mir, dass wir uns alle mehr betroffen fühlen, auch wenn wir direkt persönlich nicht involviert sind. Gewalt, sei es gegen Frauen, gegen Kinder oder gegen Männer geht uns alle an.
Das erscheint mir eher eine Frage zu sein, in welchem Umfeld Frau sich zu diesem Zeipunkt bewegt. Ist das der letzte Vorortszug, welcher die Betrunkenen aufsammelt ... die sind auch fuer nüchterne Maenner aeh. schwierig.
Dann ist es ja einfach! Wir nehmen künftig den zweitletzten Zug und das Problem ist gelöst! 😉
Aber ernsthaft: Genau um die Erkenntnis, dass es eben nicht so einfach ist, sich vor Übergriffen zu schützen indem man "kritische" Orte oder Zeiten meidet, ginge es eben. Die meisten Übergriffe geschehen im nahen Umfeld. Ich wünschte mir, dass dies verstanden und nicht verdrängt wird.
Aber ich merke, dass diese Diskussion nicht wirklich zum vorliegenden Artikel passt.
Wow - bis jetzt 4 Kommentare. Von Männern. Einer selbstkritisch, drei genau das wiedergebend, was oben doch recht differenziert dargelegt wird.
Vielen Dank fürs mir-aus-dem-Herzen-und-aus-dem-Kopf-Schreiben! Ich finde den Artikel (auch mit grosser Lesererfahrung und Reflexion zum Thema) erkenntnisreich und relevant. Jetzt sind wir bei einer Frauenquote von 20% in der Kommentarspalte.
Ein Neuronales Netz kann nicht nicht an einen rosa Elefanten denken. Soll ich meinen Kommentar wieder löschen?
" - Was ist schlimmer als ein Macho?
Ein linker Macho."
Beim Lesen des m.E. hervorragenden Artikels von Anja Nora Schulthess habe ich mich plötzlich an diesen jahrzehntealten Witz erinnert.
Ich bin froh, haben Sie den Bann gebrochen. Stringente Beweisführung, dass für das Verbreiten von Flachwitzen kein Y-Chromosom erforderlich ist.
Nun, Herr Fankhauser, wenn Ihnen der Witz nicht gefällt: geschenkt. Aber wieso auf mein Geschlecht schiessen, mich als Frau ins Visier nehmen? Ich habe auch nicht im allgemeinen die Männer gemeint, sondern Machos, resp. linke Machos (und niemanden persönlich).
Möglicherweise haben Sie den Witz bzw. dessen Bezug zum Artikel von Frau A. N. Schulthess nicht genau verstanden.
Meiner Erfahrung nach gibt es eine Parallele zwischen Männern, die sich als Linke definieren und daher ihr Macho-Verhalten weniger oder gar nicht wahrnehmen bzw. reflektieren und Männern, die sich als Feministen bezeichnen und die eigenen blinden Flecken übersehen oder diese zu suchen nicht für notwendig halten: sie hätten sich ja bereits durch die Wörter "links" resp. "feministisch" eindeutig positioniert.
Linke Machos, feministische Männer:"links" und "feministisch" können in diesem Zusammenhang u.U. zu einem Feigenblatt (und einem vermeintlichen Schutz gegen Kritik) verkommen.
Das Phänomen ist ja auch sonst bekannt: Second@s oder Schweizer mit einer Grossmutter z.B. aus Süd-Europa, Eingewanderte aus dem EU-Raum, etc. sehen sich des öfteren bereits durch diese Tatsache als ExpertInnen für Flüchtlingsfragen oder Zusammenhänge der weltweiten Migrationsbewegungen und wenn sie "rechts" argumentieren und dafür kritisiert werden, verweisen sie auf ihre Herkunft bzw. die eigene Migrationsgeschichte, die beweisen sollten, dass sie das gar nicht so meinen bzw. das Recht dazu hätten.
Es gäbe da noch ganz viele Beispiele. Zu den stossendsten gehört (und hat mit dem Artikel und unserem Thema nichts direkt zu tun), wenn Rassisten sich auf ihre jüdischen Freunde, schwarze ArbeitskollegInnen, mit den sie gut auskommen, etc. berufen, um beweisen zu wollen, dass sie gar keine RassistInnen sind bzw. sie dies und das doch bitte sagen dürfen.
Mir persönlich sind Männer, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen (also zwingend auch auf Privilegien verzichten) lieber, als solche, die sich als Feministen bezeichnen und lieber grosse (oder kleine) Reden schwingen.
Beides zusammen geht natürlich auch. ;-)
Sie sehen, wieviel kürzer der kleine Witz oben war als diese Ausführungen? Es scheint jedoch, dass ich mich geirrt habe, als ich gedacht habe, er wäre selbsterklärend. Oder habe ich doch nicht?
Wie wäre es wenn einmal die andere Seite dazu beleuchtet wird? Ich würde mich ehrlich gesagt sehr über einen Artikel beziehungsweise ein Interview mit dem "Mannebüro", welches übrigens in der Nähe der Republik ist, freuen.
Die immer wieder hörenswerte Radiosendung "Input" von SRF hat 2018 dazu was gemacht. Der Podcast ist online verfügbar:
https://www.srf.ch/play/radio/input…49564ac41f
(Der Stream scheint defekt, aber der Download als mp3 hat geklappt.)
Erkenntnisgewinn dieses Beitrags für einen Nichtfeministen (=sich nicht als Feministen Betrachtenden mit mehreren Töchtern) sehr gering.
Was war die Aussage schon wieder? Wir haben die Scheuklappen nicht vollständig abgeschliffen?
OK. Schade, dass da nicht mehr für Sie herausgeschaut hat. Das kann passieren. Aber what the fuck hat dieses ganze Malaise nun mit der Tatsache zu tun, dass Sie Vater mehrerer Töchter sind?? Zelebrieren Sie mit dieser Aussage Ihre Widerstandskraft? Oder wie, was?
„Die Autorin Margarete Stokowski stellte etwa in ihrem Text «Verdächtig viele Helden» fest, dass sich in der Öffentlichkeit stehende Männer zunehmend dann zu Feministen berufen fühlen, wenn sie Väter von Töchtern werden. Zu Recht bemerkt Stokowski: «Es ist beachtlich, wenn Männer für den Erleuchtungsschritt, dass gerechtigkeitsmässig noch nicht alles in Ordnung ist, erst Töchter bekommen müssen.“
Der Einschub mit den Töchtern bezog sich hierauf.
Übersetzt: Bin nicht erleuchtet worden, trotz mehreren Töchtern.
Ich nerve mich zuweilen auch, dass mir als Vater die Kompetenz in der Kinderbetreuung nicht zugetraut wird und ältere Damen wohlwollende Tipps verteilen.
Andererseits macht wohl gerade dieser differenzierte Artikel deutlich, dass das Problem einigermassen belanglos ist. Lieber eine vergewaltigte Frau weniger, als 100'000 nicht ganz politisch korrekt behandelte Frauen. Auch Feministen ist ab und zu ein patriarchaler Ausrutscher zu verzeihen, viel wichtiger ist doch die Geschlechtergerechtigkeit bei den grossen Themen: Gewalt, Arbeit, Lohn, usw.
Herzlichen Dank für diesen wichtigen Artikel. Ich habe eine Frage bezüglich der Illustration. Ist dieses Bild der stereotypen Figuren absichtlich so produziert worden? Was waren die Gedanken zur Entstehung dabei?
Ich frage, weil ich irritiert bin. Dieses Bild löst bei mir aus, dass es ebenso die gängigen Klischees bedient. Diese toll aussehenden Frauen, in der Mitte der Mann, ebenso gut aussehend, zwar mit kurzen Hosen (ist das symbolisch wichtig?) aber ansonsten keine Diversität. Feminismus beginnt nicht nur im Wandel der Alltagssprache, sondern auch mit den Bildern, die wir alle in uns mittragen.
Ich habe den Text zweimal gelesen. In einer Passage schimmert für mich ein störendes Argumentationsmuster durch:
"Zum Problem wird es dort, wo diese unbewussten Muster und Klischees geleugnet und überspielt werden." - Ich würde es so formulieren: "Zum Problem wird es dort, wo diese Muster und Klischees bewusst geleugnet und überspielt werden."
Es braucht solche Analysen, Anja Nora Schulthess. Ignorieren als die wichtigste Haltung gegen intersektionale Sensibilisierung hat viele Kleider. Die Sie sorgfältigst beschreiben. Wertvoll ist auch Ihr Hinweis auf Nils Pickerts Bild und Artikel über seine Vorbildfunktion: seine Einsicht mit berührender Umsetzung.
Schade, dass die Autorin den fehlenden Gedanken an Sexismus bemängelt, dann aber im letzten Satz den Frauen eine „Schaden“ zuspricht, welche ihre sexuelle Freiheit ausleben wollen.
vielen Dank für den interessanten Beitrag, das Gute daran ist, dass ihn eine Frau geschrieben hat.
Wie schnell kann sich eine Gesellschaft verändern, als ich 1964 in die Schweiz kam, hatte ich zunächst kein Stimmrecht mehr. Dass diese "feministische" Bewegung so einheitlich fortgeschritten ist, gibt einem doch viel gute Hoffnung für die Zukunft.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass "-ismen"-Diskussionen das Denken zementieren, woraus dann meist Betonmauern und -türme entstehen, hinter denen Biotope der Wahrheiten gepflegt und geschützt werden. Da lobe ich mir mein Brett vor dem Kopf.
Wenn man mit Barrikaden abreissen nicht rechtzeitig aufhört, hebt man Gräben aus. Ich fühle mich immer öfter im blossen Mannsein angegriffen. Wahrscheinlich mein Fehler, sollte ich doch weniger solche kategorisierende Artikel lesen. Dieser hier hinterlässt Schuldgefühle und ich finde keinen anderen Grund dafür, ausser meines Mannseins.
Republik AG
Sihlhallenstrasse 1
8004 Zürich
Schweiz