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Sehr geehrter Herr Berezovskiy
Ich habe mich gefreut von Ihnen und ihren Angehörigen und Freunden zu lesen. Als die Attacken über Kiew wieder begonnen haben, habe ich oft an Sie gedacht.
Mittlerweile bin ich etwas sprachlos geworden und begegne dem ganzen oft mit Schweigen, aber auch Trauer und Hilflosigkeit. Aber wie ich Ihnen einmal geschrieben habe, bleibe ich hartnäckig, Ihnen auf ihre Beiträge jeweils zu schreiben.
Bewundernswert, wie Sie nach wie vor und immer wieder Sprache in Wort und Bild finden. Und vielleicht ist es genau das, was Ihnen hilft, mit dieser Situation einigermassen umzugehen. Und vielleicht ist es das, was Ihnen und vielleicht ihren Angehörigen später helfen mag, das Unfassbare zu verarbeiten.
Ich sende Ihnen erneut die notwendige Kraft und den Mut durchzuhalten. Ich schicke Ihnen, ihrer Frau, ihren Grosseltern und Freunden gute und hoffnungsvolle Gedanken. Und ich schicke Ihnen einen Koffer voll Buchstaben und Kameras, um weiterhin schreiben und fotografieren zu können.
Herr A., einmal mehr: Danke für Ihre Worte! Für mich sind Leshas sprechende Bild-Kolumnen und Ihre Antworten darauf schon seit längerem ein gemeinsamer Beitrag - ein Dialog über den sprachlos machenden Krieg. Danke Lesha und Ihnen und der Republik, die das so ermöglicht.
Die Bilder sind wieder sehr eindrücklich.
So viel Zerstörung und Leid, wegen des Minderwertigkeitskomplexes eines alten Mannes. Ich bin einfach fassungslos.
Der Ukraine und all ihren tapferen Menschen wünsche ich alles Glück der Welt, sie werden es wahrlich brauchen.
Für die zögerliche Hilfe aus Westeuropa und im Speziellen aus der Schweiz schäme ich mich zutiefst.
Zu der angesprochenen Wagner-Linie:
Auf Twitter gibt es hierzu eindrückliche Bilder. Was man allerdings wissen sollte:
Dies ist eine Methode aus dem 2.WK. Sie kann moderne Panzer nicht aufhalten - und ist nur dann effektiv, wenn die ganze Grenzlinie von den Verteidigern beobachtet wird.
Die ukrainische Taktik wird voraussichtlich so sein, dass sie die Frontlinie nach Schwächen abklopfen werden - nicht jedes Betonteil wird gut befestigt, nicht jeder Abschnitt gut bewacht sein. Und genau an den Schachpunkten wird die ukrainische Armee dann vermutlich zuschlagen.
Bzgl weiterer Erfolge:
Sowohl das Wetter als auch die Gebiete sprechen gegen ein rasches Vorgehen.
Die Ukraine hat aktuell mit folgenden Problemen zu kämpfen:
sie muss für einen weiteren Überfall aus der Richtung "Belarus" gewappnet sein. Auch wenn die gemeinsamen Vorbereitung mit der weissrussischen Armee vermutlich ein Bluff sind, aber möglich ist ein Angriff trotzdem - und zieht wichtige Ressourcen von der Front ab
Kherson wird sicherlich fallen. Die Frage ist nur wann - und wie verlustreich. Der Sprung auf die andere Seite des Dneprs ist jedoch ne ganz andere Hausnummer. Dazu steht das Problem einer möglichen Sprengung des Kachovka-Staudamms im Raum.
Die Offensive Richtung Lugansk/Donezk läuft, geht aber deutlich schleppender voran als zuvor. Auch wenn die Russen primär Masse den Ukrainern entgegensetzen - aber sie bremst. Und zwar (leider) merklich.
dazu kommt, dass der Oberbefehl für die DNR/LNR wohl bei den Wagner-Truppen liegt, die Verteidigung Khersons bei den Eliteeinheiten der Russen.
Bachmut: leider sind die Russen (genauer: Wagner) Truppen die tonangebende Macht.
Bachmut ist ein doppelter Schlüssel im Krieg:
wer auch immer den Zermürbungskrieg dort gewinnt, wird das Momentum auf seiner Seite haben. Dann könnten sich relativ schnell auch die ukrainischen Erfolge in Luft auflösen. Die Stadt spielt strategisch nicht mehr die entscheidende Rolle, ist psychologisch aber unheimlich wichtig.
"Spannend" ist noch das letzte strategische Nadelöhr:
von Saporozhje Richtung Mariopol/bzw rechts herum um den Dnepr (Melitopol).
man hört aus der Richtung faktisch nichts mehr, obwohl dies eigentlich die naheliegenste Option für einen ukrainischen Vormarsch in mehrere Richtungen wäre.
umgekehrt müssten die Russen ebenfalls Interesse haben, weiter in den Nordwesten von dort vorzustossen.
...aber: der "Nebel des Kriegs" ist dort sehr sehr dicht...
Ich kann allen LeserInnen die Ausstellung 'Unfolding Landscapes' im KunstZeugHaus Jona-Rapperswil empfehlen, die gestern eröffnet wurde. 41 Ukrainische Künstler mit Werken, die zwischen 1960 und heute entstanden sind und einen tieferen Blick in die kreative, auch humorvolle Denkweise der KünstlerInnen freigibt. Geschichte, Gewalt, Besatzungsmacht spielt eine Rolle, aber nicht nur. Wir schauen gemeinsam fragend, nachdenklich und mit neuem Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und seiner inneren und äusseren Welt. Danke allen KünstlerInnen hier und in der Ukraine.
Der Terror gegen die zivile Infrastruktur und somit auch gegen die dort lebenden Menschen, welche in letzter Zeit stark zugenommen haben, lassen mich je länger je mehr zu tiefst frustriert zurück, weil mein Land und viele seiner Bewohner sich immer noch scheinheilig hinter der nach Gutdünken auslegbaren "Neutralität" verstecken. Verdrängen statt handeln als Staatsräson.
Ich bin darin selber nicht bewandert, aber gibt es nicht auf entsprechende Online-Petitionen oder gar "Shit-Storm's", die man unterstützen / weiterverbreiten etc. könnte, um unseren Zauderern und Angsthasen in Bern Beine zu machen, endlich das zu tun, was sie wirklich könnten? Wieso finden keine Demo's oder ähnliches mehr statt? Wo sind all die "Gutmenschen" wenn man sie mal wirklich bräuchte? Wie lange wollen wir da noch zuschauen? Wo ist die Gegeninitiative zu derjenigen von Blocher und seinen ewig gestrigen Rosinen-Picker?
Republik AG
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