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Ob ich mir diesen Film zumuten werde, ist noch ungewiss. Fest steht hingegen, dass ich diesen klugen Text sehr genossen habe. Danke, Theresa Hein!
Danke fürs Lesen und Durchhalten!
Müsste es statt "Es ist ratsam, NICHT auf nüchternen Magen in diesen Film zu gehen" nicht heissen "Es ist ratsam, auf nüchternen Magen in diesen Film zu gehen"?
Aber woran soll sich dann Ihre Magensäure festhalten?! Ich kann Ihnen das jetzt auf die Schnelle nicht medizinisch fundiert belegen, aber ich habe gelernt: Ein bisschen was in den Magen, und dir wird nicht übel; meiner Erfahrung nach hat sich das bewährt. (Vom Schweinsbraten vor der Vorstellung würde ich aber auch eher abraten.)
Wir haben den Film zufällig im Lunchkino gesehen. Mir wurde zwischenzeitlich übel. Das dies ein Film in der heutigen Zeit - ohne Blut und Gewalt - schafft, finde ich einfach nur grossartig!
Wenn ich mir das Echo auf diesen bewundernswerten und gegen alle Einfältigkeit der hiesigen Kulturzene zu verteidigenden Film ansehe, kommt mir allerdings das grosse Kotzen. Diese meisterliche Abrechnung mit dem Zustand der westlichen Moral verdient unser aller Engagement und nicht diese dümmliche Abrechnung und das Madigmachen durch eine ziemlich beschränkte Kritikerin (und das Einverständnis der meisten Kommentator/innen), die zur Folge hat, dass ich in der Vorstellung in meinem Kino jeweils lausige fünf Mit-Zuschauer/innen ausmachen muss. So etwas gab es bei "La grande bouffe" jedenfalls nicht, und das lässt an der Zukunft des Arthouse-Kinos verzweifeln.
Wenn schon mit präpotenten Klassikerzitaten geblufft werden muss, dann weise ich darauf hin, dass Käpten Woody Harrelsons erhellende Zitate einem ebenso erhellenden Noam Chomsky geschuldet sind. Besser analysiert keiner. Er hat einen Apologeten wie Ruben Östlund verdient, auch Godard hätte applaudiert.
Ich habe die "Republik" meinen Göttibuben immer wieder geschenkt, aber wenn sie so weitermacht, dann bereue ich es. Debile Filmkritik will ich hier nicht lesen.
PS: der russische Oligarch, der "Scheisse" verkauft, den gibt es natürlich, und seine Firma ist bei uns in Zug domiziliert. Ihr Dünger ist, weil global unverzichtbar und systemrelevant, von allen Sanktionen inkl. denen der USA ausgenommen...
Sehr geehrter Herr H., ich habe Ihren Kommentar gerade erst gesehen. A propos «Bluff»: Ich frage mich, ob Sie den Text überhaupt gelesen haben oder nur überflogen haben um hier Ihren Groll zu hinterlassen. Hätten Sie meinen Text gelesen, würden Sie feststellen, dass er alles andere ist als eine «dümmliche Abrechnung» und «Madigmachen». Wenn Sie sich argumentativ und inhaltlich mit dem Text auseinandersetzen möchten, dann ist hier der Raum dafür und ich kann gerne versuchen, darauf zu antworten. Ich fürchte nur, das Bild, das Sie von mir und meiner Arbeit haben, ist schon zu gefestigt für eine zivilisierte Diskussion. Für haltlose Beleidigungen («beschränkte Kritikerin») ist hier definitiv nicht der Ort.
Edit, Vertipper.
Vielleicht möchte Herr H. der Leserschaft nur mitteilen, dass er gerne an Ihrer Stelle die Filmkritik geschrieben und dies, nota bene, auch viel kompetenter und fundierter bewerkstelligt hätte, wer weiss.....
Mir hat Ihre Abhandlung gefallen und mich neugierig auf den Film gemacht, Ziel erreicht.
Mit Ihrem "Text" möchte ich mich nicht weiter auseinandersetzen, wohl aber mit Ihrem Engagement für relevante Kunst. Lessing, Herder und Kant hätten diesem Film applaudiert. Wenn Sie sich von Ihrem Ekel erholt haben, dann wünsche ich "Gute Besserung" - aber diesmal für die "Text"-Ebene.
Ja und worin besteht die Kapitalismuskritik im Film? Im Kotzen? Als Metapher für den Kapitalismus in den Bergwerken Afrikas, in den Lithiumgruben von Peru, in den Sojaanbaugebieten Brasiliens, im Ölhandel in Zug oder im Kunstmuseum von Zürich? Oder sind's Bilder von "oral entleerten" Unternehmern fern jeglicher Bildung? Dann nichts wie hin ins Kino. Hin, vor die Leinwand zur Besichtigung des schleimigen Auswurfs als materialisierte Symbolik einer Wirtschaftsform, die immer mehr Lebensgrundlagen bedroht und gierig sich zerstörerisch hineinfrisst in die Welt derjenigen, die sich nicht wehren können dagegen.
Leider finde ich den beschriebenen Humor nicht besonders lustig, ausser er wäre dazu da im Halse stecken zu bleiben.
Genau dazu ist er da.
Tatsächlich ist es schade, dass die Metapher des Stoffwechsels und Kotzens nicht mit Marx Kapitalismuskritik zusammengebracht wird. Aus "Das Kapital":
"Der Arbeitsprozess ist zunächst ein Prozess zwischen dem Menschen und der Natur, ein Prozess, worin er seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne That vermittelt, regelt und kontrolirt. Der Mensch tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form zu assimiliren. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur ausser ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur."
Und das Kotzen? Statt der einfachen Warenzirkulation W – G – W (Ware – Geld – Ware), die nicht der Wertvergrößerung dient und ihr Mass am Bedürfnis und ihr Ende mit dessen Befriedigung findet, folgen die Kapitalisten der Kapitalbewegung G – W – G‘ (Geld – Ware – mehr Geld): Geld ist Ausgangs- und Endpunkt der Bewegung, der Wert prozessiert und wächst, ohne Ende, da die Kapitalverwertung Selbstzweck ist. Die Bewegung ist also masslos, da sie nicht auf ein äußeres Bedürfnis bezogen ist, das ein Genug angibt. Kapital ist also wesentlich Wert in Bewegung.
Doch wenn etwas im Stoffwechsel seine Grenzen überschreitet, dann wird es ausgeworfen, wie beim Kotzen.
Die Pointe ist dann: Ekel vor dem Kotzen ist im übertragenen Sinne Ekel vor dem Kapital, Kapitalisten und Kapitalismus als solchem.
Danke für die Ergänzung, Anonym 1!
Danke, Theresa, für vertiefende und erheiternde Sonntagmorgenlektüre!
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