Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Ein eindrucksvoller Text. In jederlei Hinsicht.

Man liest etwa:

Man kann allen Ernstes auf ein rotes Haus zeigen und behaupten, es sei grün, zumindest sei das vor wenigen Sekunden der Fall gewesen; und dass das niemand gesehen hat, beweise ja nichts, in der Vergangenheit habe man ja auch dies und das übersehen, ausserdem gehe auf einem anderen Kontinent gleichzeitig Schreckliches vor sich.

Nach und nach gewöhnt man sich an die permanenten Relativierungen, an die fehlenden Grenzen zwischen dem Annehmbaren und dem Unannehmbaren, an den ständigen Whataboutism.

Und liest dann Voten wie diese aus der Schweiz:

Nach der Befreiung des Kiewer Vororts Butscha durch das ukrainische Militär gab es Berichte von Augenzeugen, Satellitenbilder und Videos, welche die Gräueltaten der russischen Soldaten dort belegten. Der Kreml versuchte trotzdem, alles anzuzweifeln und Verwirrung zu stiften, indem das Regime unbelegte Behauptungen und Verschwörungslegenden verbreitete.

SVP-Jungpolitiker Roman Stocker sagt dazu: Wenn er sich informiere, picke er nur das heraus, was er wichtig finde. Vieles gehe ihm zu weit. «Es ist sehr wichtig, sich eine eigene Meinung zu bilden. Und zwar gerade dann, wenn alle Medien einer Meinung sind wie jetzt im Krieg in der Ukraine.»

Und Jason Banyer sagt: Ob er russischer Desinformation verfalle, könne er nicht sagen. «Man weiss nur, was dort wirklich läuft, wenn man selber vor Ort ist.»

Aus: Warum in der Schweiz fast jeder dritte Jugendliche ein Putin-Versteher ist.

85
/
1
· editiert

Man könnte doch ein Projekt starten, wo man längerfristige Aufenthalte in einem autokratisch geführten Land anbietet. Drei Jahre Praxis ersetzt 100 Jahre Theorie oder sowas, sagte mein Lehrmeister immer.
Vielleicht lernen die Putinversteher dann auch die Opfer von Putin zu verstehen.

42
/
1
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Danke für den Hinweis auf die Voten aus der Schweiz. Das ist wirklich erschreckend.

33
/
1
Multifunktional
·

Vielen Dank für diesen unaufgeregten, dafür umso überzeugenderen und klaren Text.

69
/
0

Woah, die Frau beherrscht ja selbst «die assoziative Macht der Sprachbilder» wie keine Zweite:

Die Grund­bausteine des russischen wie auch des sowjetischen Regimes, das seit jeher auf der Fabrikation einer parallelen Wirklichkeit beruht, sollten heute eigentlich als nacktes Gerüst sichtbar sein – und die Lügen­gebäude offenlegen. Und doch atmen die russische wie auch Teile der europäischen Öffentlichkeit weiterhin täglich Bruchstücke dieser abstrusen Argumentation ein wie feine, verschmutzte Luftpartikel.

Wirkungsvoller könnte man es kaum schreiben. Toll.

53
/
0
Theologin/Pfarreiseelsorgerin
·

Marina Skalova.

6
/
3

Ich nehme an, es geht Ihnen um das «die Frau»? Ich denke, das kam unbewusst im Stile eines «Der Mann weiss, wie der Hase läuft». Aber Sie haben recht, das Geschlecht tut nichts zur Sache und ich hätte es besser weggelassen. Merci fürs genaue Lesen.

3
/
1
Theologin/Pfarreiseelsorgerin
·

Danke, Frau Skalova, für diesen brillianten, genauen und sprachgewaltigen Text.

47
/
2

Angesichts des russischen Angriffkrieges gegen die Ukraine fällt es schwer, an Beiträgen wie demjenigen von Marina Skalova Kritik anzubringen; dennoch soll das hier geschehen, und zwar an Slakovas Aussagen zu Babi Jar. Frau Slakova schreibt, dass dieses Massaker von sowjetischer Seit bis in die Sechzigerjahre verschwiegen worden sei. Dem ist entgegenzuhalten, dass Ilja Ehrenburg, jüdisch-stämmiger Schriftsteller und Frontberichterstatter in der Roten Armee, schon 1944 darüber berichtet hat. Des weitern fand 1946 in Kiew ein Prozess gegen Kriegsverbrecher statt, in welchem es auch um Bibi Jar ging. Ebenso legte am Nürnberger Prozess gegen führende Nazis die sowjetische Seite mehrere Dokumente zu Babi Jar vor. Von Verschweigen kann also kaum die Rede sein. Ich halte Frau Slakova zugute, dass sie diese Quellen wohl nicht kennt. Ihre Beschönigung der Kollaboration antikommunistischer Ukrainer:innen mit den Nazis, auch beim Holocaust, ist unangebracht, so unangebracht es auch wäre, die Verbrechen französischer Kollaborateure mit den deutschen Besatzern zu beschönigen. Stalins grauenhafte Verbrechen dürfen nie und nimmer als Entschuldigung für die Verbrechen von Kollaborateuren vorgebracht werden. Vielmehr wäre darauf zu verweisen, dass der Partisanenkrieg gegen die deutsche Wehrmacht in der Ukraine im Zweiten Weltkrieg besonders intensiv war. Überhaupt sollte davon Abstand genommen werden, die ukrainische Seite mit Gedankengut aus dem Kalten Krieg ideell zu unterstützen. Putin ist kein Kommunist, sondern wie Constantin Seibt kürzlich in der „Republik“ hervorgehoben hat, ein Mitglied der neuen autoritären und faschistischen „Internationalen“, die Antikommunist:innen und Rechtsextremist:innen von Trump bis Le Pen, Salvini und Orban umfasst, um nur einige zu nennen.

17
/
7

Lieber Herr H., vielen Dank für Ihren Kommentar. Selbstverständlich kann und soll auch dieser Text kritisiert werden. Und Ihr Anliegen nach historischer Genauigkeit ist nur zu unterstützen. Ihre Kritik im Einzelnen kann ich allerdings nur sehr bedingt nachvollziehen. Frau Skalova schreibt explizit, dass «nichts» die Kollaboration mit den Nazis entschuldigt. Wenn Sie schreiben, «Stalins grauenhafte Verbrechen dürfen nie und nimmer als Entschuldigung» vorgebracht werden, gibt es darin also keinerlei Dissens mit der Position der Autorin, sondern es steht so auch in ihrem Text. Übrigens ebenso wie die explizite Forderung, dass auch die Ukraine weiter ihre Geschichte aufarbeiten müsse. Zu Ihrem anderen Punkt: zunächst einmal vielen Dank für Ihre Ergänzungen zur unmittelbaren Nachkriegszeit. Richtig ist sicher, dass ein einzelner Text nie alle Facetten der historischen Komplexität abbilden kann. Worum also geht es Marina Skalova an dieser Stelle? Sie fokussiert auf blinde Flecken in der offiziellen staatlichen Erinnerungskultur und im kollektiven Gedächtnis in der Sowjetunion zur Zeit des Kalten Krieges. Woran sie das festmacht, erläutert sie im Text. Die Ergänzungen Ihrerseits stehen dazu m.E. nicht im Widerspruch. Auch die Ausführungen am Ende Ihres Kommentars würde die Autorin, so vermute ich, wohl allesamt unterschreiben. Von «Kommunist» steht ja auch überhaupt nichts in ihrem Text. Das nimmt selbstverständlich Ihren Ausführungen an dieser Stelle nichts von ihrer Richtigkeit; nur sollte nicht der Eindruck entstehen, Sie widerlegten hier Aussagen von Skalovas Text. Besten Dank nochmals für Ihren Kommentar.

42
/
1

Vielen Dank für die Sicht auf den tiefen Hintergrund der Geschichte...

31
/
1
Rudolf Weiler
Enthusiast und Feedbäcker
·

Aus der Geschichte lernen--nicht einfach. Empathie und Mitgefühl mit Fremden sollten von Kindheit an gelehrt/gelernt werden. Hilfe für die tapfere Ukraine ist für alle Pflicht. Stand up for Ukraine! Shout PEACE, STOP THIS WAR!

30
/
4

Bringt bitte auch einen Artikel über die Angriffe der Türken in den Irak.

8
/
13
Multifunktional
·

Kontext? Für Wünsche an die Redaktion gibts ein eigenes Forum:
https://www.republik.ch/dialog?t=general

22
/
0

Danke für den tiefsinnigen Beitrag, Frau Skalova.
"Geschichte wiederholt sich nicht, Bilder schon". Ich würde das soweit ergänzen, dass Bilder das wiederholte Verhalten von Menschen sind. Geschichte wiederholt sich tatsächlich nicht, das Verhalten von Menschen hingegen schon. Nur der Kontext ist scheinbar immer anders, darum erinnern wir uns nicht mehr oder wollen uns nicht mehr daran erinnern.
Was mich in den Jahrzehnten meines Daseins am meisten umtreibt ist die Tatsache, dass sich sich unser Verhalten nicht verändert hat. Und dies obwohl der Stille immer wieder eine Sprache entgegengesetzt wird. Sprache ist nur Ausdruck, Stille aber auch und Schreien ebenfalls. Ob schweigen, schreiben, sprechen oder schreien: wir sind keinen Schritt weiter. Und so wird tatsächlich langsam aber sicher Hoffnung zur Utopie.

20
/
0

Danke für diesen weiteren aufschlussreichen Beitrag. Je mehr ich davon lese desto weniger verstehe ich, weshalb es soweit kommen konnte. Der Krieg sei schon lange in Vorbereitung. Was tun eigentlich unsere (die westlichen) Diplomaten in Moskau? Sich einwickeln lassen in die Propaganda der Herrschenden? Hätten nicht sie schon seit Jahren schreien müssen? Die PolitikerInnen in ihren Heimatländern anschreien müssen, ihnen die Augen öffnen und vielleicht auch an die Öffentlichkeit gelangen?

19
/
0
· editiert

Es gibt zumindest einen öffentlichen "Aufschrei" des ehemaligen "defence attaché" der UK, der meinte, die Politik habe schlicht zwecks Gewinnorientierung die Warnungen ignoriert. https://twitter.com/ruskin147/statu…5669748744 - in FT hinter Paywall, hier Screenshot, lesenswert.

Ob dies so wahr und andernorts auch so gelaufen ist, ist schwer zu sagen. Retrospektiv ist es oft einfacher, die Zeichen zu sehen.

12
/
0

Sie wären aus dem diplomatischen Dienst versetzt worden!!!!

2
/
0
· editiert

Ein sehr lesenswerter Beitrag. Allerdings auch etwas lang und vielleicht täuscht es mich, dass die Republik in letzter Zeit sehr literatur- und kunstlastig erscheint!?
Mich persönlich beschäftigt mehr die bevorstehende Abstimmung zu Frontex/Schengen. Dazu war noch nicht viel zu lesen.

8
/
45
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Guten Morgen! Zu Frontex kann ich Ihnen für den Moment den «Frontex-Report» empfehlen (falls Sie den Beitrag noch nicht gelesen haben) und: da kommt bald noch was. Gute Lektüre und noch einen schönen Tag

16
/
0

Vielen Dank! Es ist dies auch bislang meine erste und einzige (wenn auch subjektive) Kritik. Ansonsten lese ich die Republik nach wie vor jeden Tag sehr gerne!

12
/
0
jaap achterberg
schauspieler
·

Vielen Dank. So klar, so wahr, wunderbar!

15
/
1

Zu welcher Grausamkeit Menschen im Stande sind ist unfassbar.
Ich danke Marina Skalova für ihren grossen, grossen, grossen Mut sich die Bilder anzuschauen um uns die Vergangenheit und die Gegenwart zu zeigen, denn wir MÜSSEN wissen.

Sicher wenn es eine Schlagzeile gibt wie: "Warum in der Schweiz fast jeder dritte Jugendliche ein Putin - Versteher ist.*

Raffiniert diese Propaganda und höchst gefährlich,

15
/
2
Senior Researcher
·

Ich musste das Wort «Gangrän» nachschlagen. Es handelt sich um durch eine länger andauernde Durchblutungsstörung abgestorbenes Gewebe, eine Gewebsnekrose.

Eine sehr treffende Charakterisierung Putin'scher Propaganda.

10
/
0

Wissen konnte es schon lange, wer sich einer skeptischen Haltung nicht völlig verschlossen hat. Der Bolschewismus leninscher und erst recht stalinscher Prägung hatte nichts zu tun mit Sozialismus. Die Linke ist bis heute die Aufarbeitung der Greuel des real existierenden Sozialismus schuldig geblieben. Etliche Reiseberichte haben Zeugnis davon abgelegt, wurden aber nicht zur Kenntnis genommen und als dem Klassenfeind zugehörig kommentiert: <Volin, La Révolution inconnue (3 Bde. 1947) und Rudolf Rocker, Der Bankerott des russischen Staats-Kommunismus (1921).>
Das Erstaunen heute befremdet. Kenntnis konnte sich schon lange vor der Öffnung der Archive verschaffen, wer wirklich wissen wollte. Und Putins Politik ist nur die grausam unmenschliche Konsequenz eines zutiefst menschenverachtenden Welt-und Menschenbildes, das auch das Um und Auf des westlichen Machtgebarens bestimmt; faschistoid oder toxische Männlichkeit eben, oder wie immer man das nennen will.
Doch vielen Dank für diesen bemerkenswerten und erhellenden Beitrag!

8
/
0

Nur eine Randbemerkung: Odessa mit 40'000 jüdischen EinwohnerInnen vor dem 2. WK war keineswegs "die grösste jüdische Gemeinde Europas". In Warschau lebten damals über 350'000 jüdische Menschen, in Lodz über 200'000, in Lviv 100'000.

6
/
1
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Bitte genau lesen: Die Zahl 40’000 bezieht sich auf die Zahl ermordeter jüdischer Zivilisten und nicht auf die jüdischen EinwohnerInnen Odessas vor dem 2. WK.

8
/
0

Ja, das ist richtig, das habe ich zu flüchtig gelesen. Aber Odessa war trotzdem zu keiner Zeit die grösste jüdische Gemeinde Europas. In anderen Städten waren die jüdischen Opferzahlen entsprechend noch viel höher. Was aber natürlich den Horror von Odessa in keiner Weise relativiert.

8
/
0
· editiert

Beitrag zu Babi Jar: «Wofür steht nun Babi Jar? Die ganze Ukraine ist zu Babi Jar geworden» in der NZZ - https://www.nzz.ch/feuilleton/ilja-…ld.1672694

5
/
0
(von der Moderation verborgen)

Herr F. eine Einordnung des Links (was hat das Video mit dem Artikel zu tun) wäre nicht verkehrt. Ausserdem lässt sich dieses Video in dieser Form nicht prüfen, der gezeigte Soldat könnte überall sein. Die Lage in Mariupol ist verzweifelt, trotzdem wäre es empfehlenswert, wenn man nicht ungeprüfte Videos/BIlder verbreitet, welche sich im Nachgang als Fälschung entpuppen könnnten.

21
/
1

"Die Stille zum Schreien bringen". Mindestens dies hat der Link mit dem Artikel zu tun. Den Aufruf des Kommandanten zur Rettung seiner Soldaten und verbliebener Zivilisten in Mariupol betrachte ich als einen zutiefst menschlichen Akt eines Soldaten. Diese Art von "Fake-News" lasse ich mir gerne gefallen.
https://video.xx.fbcdn.net/v/t39.25…1140074679

6
/
2
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Danke Herr W. für‘s schnelle Reagieren!

3
/
0
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Verborgen aus zwei Gründen: Bitte posten Sie keine Links ohne diese einzuordnen und prüfen Sie die Quellen, auf die Sie verlinken.

10
/
1

Ja die Wahrheit ist stark und wird dies auch belegen.Der Effekt ist bei einer Lüge oder sagen wir besser Propaganda ein Mittel zum Zweck an der Macht zu bleiben oder zu kommen. Ich denke dass Herr Putin um seine Macht zittert seine Popularität ist am Sinken die Jungen wollen eine andere Regierung.Das Putinregime weisst Risse und Brüche auf da ist der Krieg mit der Ukraine eine gute Ablenkung .

0
/
0

Mir erging es gleich: nach Lesen der ersten Zeilen brach ich ab - wieder einmal mehr werden die Regionen der emotionalen Verwundung malträtiert, nicht wissend wer ohne Rücksicht auf Opfer in Szene setzt -

Nach dem Lesen der Verlegerreaktionen machte ich mich nochmals dran und wurde belohnt! Phantastischer Artikel, Vielen herzlichen Dank an die Autorin.

Trotzdem: warum kriegen wenn die Opferzahlen ohne Ende steigen? Braucht die Welt Europa? Europa haushoch über dem Rest der Welt? Kommt das jemals gut? Wieviele Staaten aus zweiter dritter Welt durchschauen auch die Hypokrisie des Westens?

2
/
8

Puh. Habe nach den Butscha-Beschreibungen im ersten Abschnitt gleich wieder aufgehört zu lesen. Apropos Macht der Sprache... das ist mir zu graphisch.

5
/
39