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Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Vielen Dank für diesen Bericht bzw. die ganze Auswertungsarbeit, die dahinter steckt! Darf ich fragen, warum es offenbar schwierig ist, Frauen als Autorinnen/Mitarbeiterinnen zu gewinnen? Es gibt doch sicher zahlreiche Journalistinnen, die gerne für die Republik arbeiten würden?

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Olivia Kühni
Journalistin Republik
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Liebe Frau Bertschinger, vielen Dank für Ihre Frage, die wichtig und schwierig zugleich ist. Ich antworte Ihnen gerne aus meiner individuellen Erfahrung - nicht nur bei der Republik, sondern bei verschiedenen Medienhäusern in den letzten 12 Jahren.

  1. Gute Fachkräfte (hier: Autoren) zu finden, ist etwas vom Schwierigsten überhaupt, unabhängig vom Geschlecht. Es ist zeitraubend und teuer.

  2. Es gibt ein paar Bedingungen, die Journalismus (wie viele andere Berufe auch) mit sich bringt, die es anspruchsvoll machen, den Beruf mit Familie zu verbinden: insbesondere Arbeitszeit/Zeitdruck. Es ist kein Beruf, bei dem man jeweils abends das Büro verlassen kann und gut ist - man ist auf gewisse Weise immer im Dienst.

  3. Unternehmenskultur und Umgangston sind in vielen Redaktionen rau (hier ist die Republik angenehmer, auch wegen deutlich besserer Genderbalance auf der Führungsebene). Hinzu kommen die typischen Verzerrungen bei der Bewertung von Themenvorschlägen/Herangehensweise sowie altbekannte Muster in Sitzungen (mehr Einwände bei Vorschlägen von Frauen), die es für Frauen manchmal schwieriger machen, sich zu entfalten.

  4. Wer schreibt, ist öffentlich exponiert - und wird teilweise hart angegangen. Frauen oft, dazu gibt es viele Studien, noch härter als Männer. Das kann belastend sein.

  5. Persönlich habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sich Frauen als Autorinnen weniger zutrauen, hie und da sich auch sehr (zu) viele Gedanken machen, wie ihre Texte wirken. Dadurch braucht es - nach meiner Erfahrung - in der Tendenz mehr Zeit und Aufwand, sie zu ermutigen, zu coachen, ihre Texte zu redigieren, sie für verantwortungsvolle (und damit eben wieder exponierte) Aufgaben zu gewinnen. Das gilt auch für freie Autorinnen und generell für öffentliche Auftritte. Dieser Einsatz lohnt sich in vielerlei Hinsicht, aber er muss gemacht werden.

  6. Eine Erfahrung, die viele Branchen machen: Frauen gewinnen ist das eine, Mütter halten das andere. Auch hier darf ich - ich bin selber Mutter - sagen, dass die Republik vieles besser macht als andere Häuser. Schön wäre, wenn hier insgesamt sich in der Gesellschaft/Politik/Wirtschaft die Einsicht durchsetzt, dass sich 1-3 Jahre individuelles Entgegenkommen für frische Mütter (und Väter) sowie familienfreundliche Strukturen/flexiblere Arbeitsmodelle für alle Beteiligten lohnt. Im Sinne eines Geben und Nehmen.

Dies nur einige Punkte dazu.

Man könnte wochenlang dazu schreiben. Wir versuchen auch, das immer wieder zu thematisieren.

Herzlich!

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Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Herzlichen Dank! Ich finde es sehr bemerkenswert von der Republik, dass sie mit diesem Thema so offensiv und ehrlich umgeht. Und ich hoffe, dass sich der Frauenanteil weiterhin erhöht - Hauptsache, es geht in die richtige Richtung!

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Fotografin
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Liebe Republik
Vielen Dank für eure aufschlussreiche Selbstanalyse.
Und wie steht es um Bildbeiträge von Fotografinnen?
Herzliche Grüsse vom Kollektiv der Frauenstreikfotografinnen

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Chefredaktion
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Danke für die Frage. Das haben wir nicht ausgezählt, jedoch achten wir bei allen Funktionen für die Herstellung der Republik grundsätzlich auf Diversität. Meine gefühlte Schätzung ist, dass der Anteil Fotografinnen und Illustratorinnen ca. ein Drittel bis 40% beträgt. Bis zum Tod von Brigitte Meyer hatten wir ja auch eine Art Direktorin und Bildchefin.

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Rollenlos
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· editiert

Habt ihr auch Daten zu den Leserinnen und Lesern? Wie sieht es dort mit der Geschlechtsverteilung aus? Ich frage dies, weil sich dies dann dementsprechend auch auf die Kommentare und deren Feedback auswirkt.

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Gibt es auch männliche Expertinnen😉?

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Olivia Kühni
Journalistin Republik
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Bei uns theoretisch ja. Wir nutzen bei generischen Angaben abwechseln die maskuline bzw. feminine Form, schreiben also einmal allgemein "Expertinnen" und einmal allgemein "Experten".

Mehr zu solchen gar nicht so einfachen Sprachfragen hier in diesem Beitrag:
https://www.republik.ch/2020/06/12/…-plaedoyer

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Schön diese Bilanz zu sehen, aber es fehlt. Wo sind die People of Colour? Die Schweiz ist ein Land der Immigration. Republik sollte das Reflektieren - und über die Migranten erfahrung berichten.

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Rollenlos
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Wo sind die Transgender? Wo ist die Landbevölkerung? Wo sind die Armen? Wo sind die Kranken? Wo sind die Gesunden? Wo sind die Opfer? Wo sind die Täter? Wo sind Wissenschaftler? Wo sind die Ungebildeten? Wo sind die Aussteiger? Wo sind die Stressopfer? Wo sind die Suizidgefährdeten? Wo sind sprachlich unfähige wie ich? Wo sind die Bauern? Wo sind die Stadtkinder? Wo sind die Brandopfer?

Ist es nicht naiv anzunehmen, dass man alle möglichen Dimensionen immer innerhalb von einer kurzen Zeit wie einem Jahr abdecken sollte? Wie sieht es aus, wenn man diese Dimensionen kombiniert? Wer inkludiert die armen weissen aussteiger Wissenschaftler vom Land?

Sollten wir nicht jede Person als einzigartig sehen und dementsprechend alle als gleichwertige Menschen?

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Und Migrantinnen-Erfahrungen ebenfalls. ;-)

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Ja! Danke für die Korrektur! Auf Englisch haben wir die Sprache geändert, um Genderdifferenzen zu vermindern. Staff anstatt waiter. Oder Latinx anstatt Latina/Latino. Ich warte versehentlich auf etwas Ähnliches auf Deutsch.

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Rudolf Weiler
Mitglied
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· editiert

Lobenswert, die Genderfrage aufzuarbeiten. Nur 36 Prozent Beiträge von Frauen? Bei den Kommentaren ist die Quote vielleicht noch tiefer, was ich immer wieder mal zur Kenntnis nehme. "Nur ein Drittel der Fachpersonen sind Frauen", das deckt sich mit der Zahl der Beiträge. Ich schliesse daraus, dass Frauen sich nur äussern, wenn sie sich sicher sind, etwas Substantielles zu sagen zu haben... Nur etwas mehr Mut ist nötig! Und Männer dürfen sich auch manchmal etwas zurücknehmen. Ich habe im letzten Jahrhundert Frauenförderung konkret erlebt bei den Grünen und in der Schule. Das wurde dann eines Tages einfach gestrichen, gespart, vergessen. In der GP ist es aber ein ständiges Thema.

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Eine Anmerkung zu „mehr Mut“ (der mir beileibe nicht abgeht, aber die Zeit):
mit 2 Kindern blieb lange keine vorige Zeit, um Zeit-ung zu lesen, also lebte ich gut 10 Jahre ohne (welche zu vermissen); als die Republik startete fasste ich mein Herz und stieg an Bord. Ich las auch gerne die Kommentare und stellte fest, dass über die Wochen und Monate die Kommentierenden in gefühlten 80% aus der Männerwelt kommen. Eigens, um dem entgegenzutreten und aus den 80% neunundsiebzig zu machen, entschloss ich mich, ab und an - wenn Zeit dazu war - ein Wort zu wagen. ... mein Fazit bleibt aber nun wieder ernüchternd „stumm“: entweder fehlt mir die Zeit dazu oder ich will sie nicht hergeben fürs Kommentieren (die Ausnahme bestätigt die Regel).

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Sie haben recht, es ist nicht eine Frage des Mutes, sondern ganz einfach der Zeit und der Energie! Ich habe zwar früher auch als Familienvater mit zwei Kindern ständig Leserbriefe geschrieben. Leider will/mag auch meine Frau nicht on-line lesen oder Kommentare schreiben. Toll sind Sie mit dabei bei dieser Republik. Und natürlich gibt es einige Männer,
die sich trauen, sich zu Themen zu äussern, die Frauen betreffen, aber...

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Die gleichen Argumente hab ich in den 1980er Jahre gelesen. Wir haben nichts gelernt ...

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Welche Argumente?

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Eine Frage an die Redaktion:

"... auch unsere Expertinnen sind viermal öfter Männer als Frauen."

Mir ist schon beim Lesen eines anderen Artikels hier auf Republik aufgefallen, dass für den Plural die weibliche Form gewählt wird. Ich unterstütze eine geschlechtsneutrale Sprache (Experten und Expertinnen, Expert*innen, etc.) und wollte fragen, warum sie in diesem und anderen Artikeln nicht gewählt wird. Das zu Beginn genannte Beispiel aus diesem Artikel hat mich beim Lesen gar stocken lassen, da es inhaltlich verwirrend ist. Warum also der strikt weibliche Plural und nicht eine neutrale Variante?

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"Der Anteil der weiblichen Experten hat sich seit dem Start der Republik 2018 laufend erhöht" ... Kindergarten. Die Redaktion ist immer noch hauptsächlich männlich, also spielt es keinerlei Rolle, welches Geschlecht Expert(inn)en haben. Sie schwurbeln. Stellen Sie endlich Parität zwischen Mann und Frau in Ihrer Redaktion her, vorher geht gar nichts. Sie machen sich was vor und ich bezweifle stark, dass Sie es ernst meinen. Klar, es ist bequem, so wie es ist ... als alter weisser Mann habe ich das durchaus verstanden. Sie offenbar nicht.

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29% Expertinnen werden fast viermal weniger häufig zitiert? Muss man das verstehen?

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Sehr guter Artikel!
Ein Gedanke dazu:
Wie wäre es, wenn man sich fürs Schreiben einen Shortcut z.b. für "Expertinnen und Experten" macht (z.b. mittels dem Programm AutoHotkey) oder dass wenn man nur z.b. "Schüler" schreibt das "-Innen" automatisch dazu als Option erscheint?
Das löst zwar nicht das Problem, dass die Autorin/der Autor nicht proaktiv an die weibliche Form gedacht hat, könnte aber retroperspektiv ein Denkanstoss dazu sein, ob man nicht auch eine Expertin hätte zitieren können oder wieso man die weibliche Form nicht aktiv gewählt hat.
Schritt 1: sichtbar machen und wahrnehmen der eigenen Schreibgewohnheiten wird unterstützt.
Schrit 2: Reflexion der Schreibgewohnheiten wird angeregt.
Schritt 3: Aktiv sein (Schreib-)Verhalten anpassen bleibt Aufgabe jeder/s Einzelnen.

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Danke, nehmt ihr Euch die Zeit, diese Auswertung zu machen. Sie kann auch Beispiel und Anzreiz für Auswertungen in ganz vielen anderen Bereichen und Unternehmen sein.

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