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Danke für diesen Beitrag. Als pensionierter Raumplaner habe ich immer wieder für die Qualität des öffentlichen Raums gekämpft, in der Erkenntnis, dass diese Räume wichtiger sind als die Gebäude selbst. Leider nicht immer erfolgreich.
Die Ausbildung der ArchitektInnen ist nicht auf den Freiraum ausgerichtet. 2. Der Freiraum ist im ersten Augenblick gesehen kein produktiver Raum (wirft inanziell nichts ab). Häufig fehlte von seiten der Gemeinden eine breitere, übergeordnete Sicht aufs Ganze (Objektbezogene Betrachtung statt gesamträumliche Betrachtung....).
Zum Glück hat sich das in den letzten Jahren zumindest im Kanton Aargau mit den Qualitätsanforderungen bei Verdichtung ein wenig gebessert.
Ein tolles Interview!
Vor 20 Jahren war der Bundesplatz vor dem Parlament in Bern ein Parkplatz. Ein Ort, den Jede und Jeder so schnell wie möglich verliess.
Heute spielen und tanzen Kinder mit Wonne durch die im Boden versteckten Fontänen des Brunnens. Die Erwachsenen flanieren und schauen den Kindern dabei zu, wie sie immer nasser und fröhlicher werden…
Nichts tun und nur schauen… ist wohl ganz einfach nur eine Form von Meditation. Geht übrigens auch beim gehen wenn man so 3 Meter vor sich hin sieht. Und wir alten die an einer Baustelle stehen.. das nennt sich dann wohl AHV Kino
...und dort treffen sich dann die Alten und die Kinder, die sich diese Zeit ebenfalls gönnen und neugierig das Geschehen verfolgen. Ich behalte das bei, auch wenn unsere Kids inzwischen eher mal aufs Weitergehen drängen. Genau hinschauen, beobachten, wahrnehmen - einander sehen. Das lohnt sich.
Danke für den inspirierenden Artikel!
In Luzern Süd - Kriens entstand und entsteht immer noch ein neuer Stadtteil mit hunderten von Wohnungen. Die Wohnblocks unterscheiden sich höchstens in der Fassadengestaltung. Von erschreckender Fantasielosigkeit ist die Gestaltung der Zwischenräume, auf die es letztlich ankäme. Von Gestaltung kann keine Rede sein - aber mit Zwischenräumen lässt sich halt kein Profit erwirtschaften und die Wohnungen werden auch so verkauft oder vermietet.
Das mit dem profitgierigen Investoren ist eine Sache, aber...
In den meisten Stätdten werden solche grossen Überbauungen im Rahmen eines Studienverfahrens geplant. Die Regeln eines solchen Verfahrens sind in der SIA-Norm 142 definiert. Im Jury sitzen meist nicht nur Vertreter der Investoren (meist in Minderheit) , sondern auch Fachexperten und Vertreter der Gemeinde. Die Schuld an dem Ergebnis ist dann zumindest auf mehrere Köpfe verteilt.
Eine Pflicht zur Durchführung eines solches "qualitätssicherndes" Verfahren ist meist in den Bauordnungen vorgeschrieben. Die Gemeinden haben damit eigentlich ein mächtiges Instrument in der Hand. Dieses wird aber nicht / zu wenig / falsch genutzt.
Ein qualitätssicherndes Verfahren ist noch lange kein Qualität sicherndes Verfahren, nur weil es so heisst.
Danke für diesen tollen Artikel! Ich staune immer wieder, wie wenig Mittel für die Umgebungsgestaltung von Neubauten zur Verfügung gestellt werden, und wie sehr man darauf erpicht zu sein scheint, die Bäume mit ganz engen Dolen ‚einzusargen‘. Die Bepflanzung reicht von ‚nicht-einheimisch mit Holzschnitzel am Boden, in jedem Beet dasselbe‘ bis zu ‚keine Pflanzen‘. Vermutlich aus Kostengründen.
Die erwähnten Plätze in Oerlikon sind mir ein Graus. Auch Schlieren, wo ich wohne, hat brutal viel versiegelte Flächen, ohne Blumenrabatten, oder Bänke. Kinderspielplätze: nur das Minimum. Plätze wo Jugendliche sich austoben können (Skateparks, etc): muss man auch suchen.
Frau B., Herr Gehl hat über Oerlikon gesagt, dass ihm einige modernistische Bauten nicht gefallen, von Plätzen steht da nichts. Wer als Fussgängerin im Genussmodus unterwegs ist kann Vieles entdecken: mit Parks kombinierte Schulareale und Spielplätze, renaturierte Bäche, Wildpflanzen, kleinere und grössere Plätze mit ganz gemischtem Publikum und ganz viele Menschen jeder Altersstufe auf Velos. In den letzten Jahrzehnten war es nicht einfach, den Immobilienbesitzern und Arealerschliessern bessere Gestaltung der Aussenräume zu Gunsten von Langsamverkehr und Umsatz freien Aufenthaltsmöglichkeiten abzutrotzen, aber ich möchte mir nicht vorstellen, wie Oerlikon heute aussähe, wenn das nicht zumindest teilweise gelungen wäre.
Ein tolles Interview und gibt mir ganz viele Antworten auf das Unwohlsein, dass ich als Laie nicht beschreiben konnte. Wir wohnen in der Greencity in Zürich und hier ist ganz viel schief gelaufen, weil eben nichts in die Plätze zwischen den Gebäuden investiert wurde, zumindest nicht von Architekten oder Planern. Die Sachen, die das Quartier wohnlich und belebbar machen, wurden von den Bewohnern initiiert. Das ist einfach nicht genug. Keine Grünflächen, keine Möglichkeiten zu Verweilen, nichts Spielerisches, nichts Kreatives.. So schade.
Vielen Dank Solmaz Khorsand für diese spannende Serie.
Es ist erstaunlich wieviel Platz den Autos zugestanden wird in den Städten. Um so mehr freut es mich, dass tendenziell mehr "Strassen auf das menschliche Mass abgestimmt werden".
Leider ist die Phase der "lustigen Gebäude" noch nicht vorbei. So werden Plätze noch regelmässig verunstaltet. Der Raum bei der Mustermesse in Basel zB wurde in einer Öde verwandelt und die schöne Rundhofhalle von Hans Hofmann wird komplett überschrien durch den verschiedenen Look at Me's berühmter Selbstdarsteller.
Es ist gut zu erfahren, dass Planer wie Herr Gehl auf die Wichtigkeit der Raumgestaltung hinweisen und hinarbeiten.
Leider verliert der Architekt Gehlen kein Wort zur Immobilienindustrie, der es egal ist, ob ihre Architektur was mit Menschen zu tun hat, denn sie will vor allem Profit mit maximaler Ausnützung quadratmetermässig. Das erträgt sich schlecht mit der Arbeit des architektonischen Entwurfs. Die Werber modellieren dann die Scheusslichkeiten der Strasse entlang und verbreiten linguistische Schmeichelhülsen, die die Käufer betäuben. Wie beim Autokauf eben auch. Alternativen können sich die wenigsten leisten.
Lieber Herr B., da haben Sie recht, aber mir fallen auf Anhieb 3 Gesprächspartnerinnen ein, die das - denke ich - viel besser beleuchten können als Herr Gehl, ich gebe Bescheid, merci, herzliche Grüsse Sk
Zu diesem Thema empfehle ich Ihnen den Dokumentarfilm "Push - Für das Grundrecht auf Wohnen" von Fredrik Gertten, in dem ausgewiesene Expert:innen wie Saskia Sassen oder Joseph Stiglitz zu Wort kommen.
Fantastischer Film!
Wunderbar wie Herr Gehl in dem Interview so vieles in Worte zu fassen vermag, was mich seit je beschäftigt, allerdings mehr als Bauchgefühl. Wunderbar treffend, der Vergleich mit Dubai und seinen «lustigen Gebäuden» (kenn ich nur von Fotos). Seine Aussage erinnert mich an Frankfurt, das ich zugegebenermassen nur als Umsteigebahnhof kenne – also Einfahrt ins Stadtzentrum und anschliessende Ausfahrt. In den letzten Jahrzehnten ist da geradezu ein Lärm am Himmel entstanden. Denn da stehen die skurrilsten Wolkenkratzer herum und jeder schreit: «Schau mich an, ich bin sowas von originell, so anders als die andern!»
Die Zwischenräume, der öffentliche Raum bzw. der Umgang der Behörden damit, ist das, was – auch unbewusst – nerven kann. Das muss nicht zwangsläufig in einer Grossstadt sein, das geschieht auch ganz im Kleinen. Direkt vor Augen habe ich eine Kleinstadt am Südzipfel unserer schönen Schweiz, Mendrisio. Dem «Magnifico Borgo», wie sich der Ort gerne nennt, ist vor einigen Jahren jenes fast noch mittelalterliche Dörfchen zugeschlagen worden, in welchem ich lebe. Eine Eingemeindung, im 21. Jh. offenbar angesagt.
Mendrisio ist stolz darauf, Sitz der Akademie für Architektur zu sein und möchte auch als «Hauptstadt der Architektur» wahrgenommen zu werden. Derweil pflegen die Behörden im Umgang mit historischer Bausubstanz, notabene inkl. Strassen und Wege, noch einen Ansatz, der bestenfalls an historisch-romantisierende Modeerscheinungen des 19. Jh. erinnert. Plätze werden mit unförmigem Accessoire möbliert, das dem Online-Katalog eines Do-it-yourself-Shops entstammen könnte, Hauptsache Grösse XXL. Auf die Bestückung von Verkehrskreiseln muss man nicht eintreten, die entspricht dem schweizweit lustigen Niveau.
Nur, bezüglich der Dominanz des Automobils im öffentlichen Raum muss auf der Alpensüdseite vermutlich noch viel Wasser den Ticino runter, bis ein Umdenken einsetzen kann. Bei der Dichte von Motorfahrzeugen pro Haushalt belegt das Tessin einen Spitzenplatz, bei den Begegnungszonen (mit Tempo 20) z.B. ist man bei den Schlusslichtern.
Bin von der Serie weiterhin begeistert und dachte während des ganzen Interviews, wann kommt Jacques Tati mit Mon Oncle und voilà...
Ergänzung nach Abschluss der Lektüre: Danke für den tollen letzten/abschliessenden Teil der Reihe. Gehl war mir diffus ein Begriff und es ist wohltuend, so deutliche Aussagen über den Wert des menschlichen Miteinanders im öffentlichen Raum und zugunsten des öffentlichen Raumes zu lesen.
Ich möchte etwas interessantes beifügen: wir wohnen in Grenchen. Die Stadt ist ein seltsames Mischmasch aus modernen Wohnsiedlungen an Hanglage, alten oder älteren Bürger- und Einfamilienhäusern, vielen zum Teil leerstehenden oder umgenutzten Industriebauten aus der Zeit der Hochblüte der Uhrenindustrie, einem Stadtzentrum mit hässlichen, langweiligen Plätzen und vielen Mehrfamilienhäusern aus den 1960er und -70er-Jahren mit günstigen Mietzinsen.
Grenchen ist eine Autostadt par excellence, man gelangt praktisch von jedem Punkt an jeden mit dem Auto und findet auch überall einen Parkplatz. Soweit so schlecht für Fussgänger und Radfahrer, aber: im Zentrum gilt Tempo 20, und drum herum auf vielen Strassen Tempo 30. Das bewirkt, dass Fussgänger und Velofahrer keine Angst haben müssen und der Verkehr läuft sehr langsam, aber flüssig.
Fazit: autofreie Zonen sind natürlich anzustreben, aber die Verlangsamung des motorisierten Verkehrs hat ebenfalls eine überraschend positive Wirkung auf das Leben in der Stadt, vor allem auch in Hinblick auf die Elektrifizierung.
Grenchen wurde ja mal zur hässlichsten Stadt der Schweiz gekürt. (Ich bin dort aufgewachsen).
Als Antwort darauf, wurde dieses Video produziert :-)
Ein sehr interessanter Artikel, ich sehe die meisten Punkte auch so. In einem irrt der Architekt, oder er hat es noch nicht gesehen: in Dubai gibt es am Burj Khalifa einen grossen Platz mit abwechslungsreicher Architektur, Restaurants, Freiflächen, einem Kinderspielplatz, Wasserspielen in einem riesigen "Springbrunnen", das Ganze autofrei. Offenbar der beliebteste Platz Dubais, zumindest bei den Touristen. Abends proppenvoll, mit Musik, eine echte Attraktion. Wobei eben dieser Platz die Thesen des Architekten bestätigt.
Stimmt, da gibt es einen Platz. Ich habe ihn sehr eng, eingekesselt zwischen hohen Gebäuden in Erinnerung. Ansonsten waren wir als Fussgänger in Dubai übel dran: kaum Trottoirs, überall mehrspurige Strassen wo es keine Möglichkeiten zur Überquerung gibt. Ausser in der autofreien Zone in der Altstadt. Ich war froh weiterziehen zu können.
Ich bin durch das Bildungsviertel gelaufen, da gibt es Rad- und Trotti-Wege, Gehwege, extra Parkplätze und Ladestationen für Ausleih-E-Trottis. Sogar ein eigenes Verkehrsschild für E-Trottis: hinten wird aus dem Schutzblech ein Kabel mit einem Stecker. Abends werden die Dinger und ihre Fahrer echt zur Plage, wie hier ja auch.
Das Hauptproblem von Dubai ist die enorme Hitze tagsüber, wer will da auf einer Plaza sitzen? Oder sich überhaupt draussen aufhalten? Gehwege gibt es auch deshalb kaum, weil man es im Freien eh nicht lange aushält. So wurde der Platz maximal ausgenutzt, für die Autos und Gebäude. Schade, aber auch dem dortigen Klima geschuldet. Parks sind dort sehr angesagt, schattige Oasen, aufwendig gepflegt und betreut. Das gleiche kenne ich auch aus Teheran, Doha, Muscat und einigen anderen Städten in der Region.
Unter „Bern Gehl“ habe ich die Studie endlich einmal durchgeblättert. Es wäre schön, dass die Stadt so verändert wird. Erste Versuche gibt es mit den roten Stühlen. Das Design der fahrbaren Bänken könnte man verbessern. Grün heisst ja nicht Design los.
Eine Notiz zu Bern West, im Moment sitzen Menschen im Ansermetplatz im raren Schatten. In der Sonne hält man sich am Nachmmittag kaum auf.
Spannend ist, dass ältere Herren, die das Parlieren aus Italien in der Schweiz mitgenommen haben und den Halbschatten suchen. Menschen, die aus noch südlicher aufgewachsen sind, suchen den Schatten. Sonne für Menschen und Schatten für Autos von Jan Gehl ist nicht überall in der Welt das Gleiche, warscheinlich weiss er es.
Herrlich einfach. Wie gut! Toller Bericht, merci.
Auch in Zürich gibt es durchaus Beispiele die funktionieren, wie die Siedlung Brahmshof. Die containernartige Architektur mag optisch wenig attraktiv sein, durch die offenen Zugänge und die begrünten platzähnlichen Innenhöfe, wirkt sie dennoch sympathisch. Die Kombination mit Shops und Food Spaces rundet das Konzept ab. Im Gegensatz zu den sich in direkter Nachbarschaft befindenden blutalistisch anmutenden Wohnhäusern, die eher leblos wirken. Für mich bestätigt dies, das Architektur letztendlich eine untergeordnete Rolle in der Stadtplanung spielt.
Herr Gehl hatte die Eingebung sich zu Beginn seiner Laufbahn sich mit einer Psychologin zu verbünden...
Die Bauindustrie ist hoch reguliert, doch fehlt es in den Gemeinden immer noch an Wissen und Durchsetzungskraft gegenüber Planern und Investoren, welche Ihre Marge bei der Schlüsselübergabe maximieren wollen.
Vermutlich fehlt es eher an der Umsetzung als dn den rechtlichen Instrumenten.
Great content!!
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