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Vielen Dank für diese Perspektive! Dass das Selbstbewusstsein-untergrabende Verhalten von Männern gegenüber Frauen oft so sublim ist, dass der Mechanismus, wie Sie so trefflich beschreiben, auch Betroffenen oft erst im Nachhinein, wenn überhaupt, bewusst wird, ist eine Sache. Solche Erfahrungen nicht nur "wegzustecken", sondern sich aktiv mit ihrer Schmerzhaftigkeit zu konfrontieren, eine andere. Den Mut aufzubringen, darüber zu reden, ist nochmals etwas ganz anderes, und einen Artikel darüber zu schreiben...Chapeau!!
Dieser Artikel mag als Befreiungsrundschlag für Frauen verstanden werden, wichtig ist er aber vor allem für uns Männer. Denn Veränderung braucht mehr als nur "Anleitung zum korrekten Umgang": sie braucht die empathische Wahrnehmung der anderen Seite, und Empathie wiederum ist angewiesen auf die Vermittlung von Erzählungen und Selbstreflektionen dieser anderen Seite.
Die Gefühle beim Lesen des Artikels erinnerten mich an die Gefühle beim Lesen von Michelle Obama's Buch "Becoming". Dort geht es zwar nicht in erster Linie um strukturellen Sexismus, sondern strukturellen Rassismus, aber eines der Grundthemata ist dasselbe: Die Untergrabung des natürlichen Selbstbewusstseins durch die strukturelle Erniedrigung. Nicht "gut genug" zu sein, und zwar nicht wegen der einen oder anderen Unzulänglichkeit, sondern nur wegen dem, was man ist, durchzieht Generationen der Familiengeschichte. Und auch lange nach dem Einzug von Frau Obama ins Weisse Haus ertappt sie sich bei dem Gedanken: "Am I good enough"? Das Buch wurde als "positive Perspektive" und "hoffnungsvolles Werk" gefeiert, ich empfand es aber als äusserst schmerzhaft, denn die Vermittlung des alles durchdringenden "am I good enough" Gefühls, welches durch keine noch so ausserordentliche Leistung wegzukriegen ist, sondern tiefgründig immerwährend bestehen bleibt, sticht mitten ins Herz.
"Klingen diese Schilderungen für irgendjemanden nicht nach Sexismus [...]?" fragt Frau Hein, und in der Tat muss Sie damit rechnen, dass einige Leser ihre Beispiele als "das muss ja eine Frau auch nicht immer gleich so ernst nehmen" abtun. Aber solange es strukturelles Verhalten gibt, das bei Betroffenen die Frage "bin ich gut genug, so wie ich bin?" auslöst, solange bleibt der zerstörerische Mechanismus des strukturellen Sexismus, Rassismus etc. bestehen.
Wir brauchen mehr Artikel und Bücher wie diese von Hein und Obama!
Merci Herr M., für Ihre Gedanken und Ihre offenen Worte! (vertippt)
Habe heute den Newsletter gelesen der Republik und frage euch, liebe Frauen: Seht ihr euch tatsächlich noch so? Ich zitiere:
Mädchen lernen, dass sie gelobt werden, wenn sie hilfsbereit, lieb und fürsorglich sind. Buben hingegen lassen wir wilder sein, denn die müssen sich ja austoben, die sind halt so. Sie sind es also gewohnt, in Konflikte reinzugehen und Hierarchien untereinander zu verhandeln. Mädchen wird beigebracht, nicht zu stören. Viele Frauen tendieren deshalb auch im Erwachsenenalter noch dazu, möglichst keine Umstände zu machen.
Ich hoffe, ihr protestiert gegen diesen Schwachsinn. Ich habe selber Kinder, davon 2 inzwischen erwachsene Frauen. Beide könnten in ihrer Art nicht unabhängiger sein von Männern. Da ist nichts von Unterwürfigkeit, von still etc.
kommt dazu: Auch ICH werde gerne gelobt, wenn ich hilfsbereit bin. Und ich musste erst mühsam lernen, wie man in Konflikte mit Männern reingeht und Hierarchien sind mir ein Greuel.
Was die Republik hier macht (Ich kann es kaum fassen), ist das Zementieren althergebrachter Rollen, die gewiss vorhanden sind, aber in meiner Wahrnehmung kaum ausnehmend geschlechtsspezifisch sind.
Lieber Herr Reichenbach, da muss ich widersprechen. Der Newsletter «zementiert» althergebrachte Rollen nicht, er zeigt auf, wo sie problematisch sind. Sonst würde in dem Text etwas stehen wie: «Mädchen dürfen nicht stören«, «Mädchen müssen lieb und hilfsbereit sein». Die Reflexionsebene geht aus dem Kontext und der Formulierung klar hervor, finde ich: Es ist problematisch, dass Mädchen bestimmte Verhaltensweisen oft nach wie vor beigebracht werden. Das kann bewusst oder unbewusst passieren. Und ich finde es super, wenn Sie Ihren Kindern nicht solche Muster beibringen, aber die Prägung obliegt einer Vielzahl an Menschen, in der Schule, im Kindergarten, bei Freizeitangeboten. Ausserdem «sehe» ich mich nicht als Mädchen, denn um die geht es in dem von Ihnen zitierten Absatz, den Sie, vielleicht, etwas zu flott gelesen haben? Erst im Schlusssatz wird vorsichtig formuliert, dass diese Rollenmuster auf Frauen oft noch Auswirkungen im Erwachsenenalter haben - ich muss aus meiner Erfahrung sagen, ja, das hatten sie.
Lieber Herr Reichenbach, es geht hier nicht darum, wie wir Frauen uns persönlich sehen oder wie wir gern wären. Sondern um die Tatsache, wie wir aufgewachsen sind, und wie Mädchen auch heute noch - in den allermeisten Fällen nicht bewusst - an bestimmte Rollen herangeführt werden. Das meiste davon ist subtil, wenige Eltern oder andere Erwachsene tun das mit Absicht. Aber die Rollenbilder werden mit jedem Mädchen-T-Shirt verstärkt, auf dem "Pretty", "Princess" oder "Love" steht, und mit jedem Buben-T-Shirt auf dem "Superhero", "Adventurer" oder "I can do anything" steht, um nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen. Selbstverständlich werden deshalb nicht alle Frauen unterwürfig und still. Aber dass diese unterschiedlichen Erwartungen und Rollenbilder immer noch sehr stark sind, ist eine Tatsache. Und wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir eher etwas dagegen tun, als wenn wir sie verneinen mit dem Hinweis darauf, dass es ja durchaus auch wilde Mädchen gäbe. Ein paar interessante Aussagen zum Thema Entwicklung der Identität bei Kindern macht aus meiner Sicht übrigens auch Agota Lavoyer in ihrem Interview über geschlechtsspezifische Gewalt. Herzlich! Bettina Hamilton-Irvine
Völlig einverstanden mit Ihrer Argumentation. Das Thema ist komplex. Komplexer als der von mir zitierte Text. Ich hätte ihn wohl eher als Frage formuliert und damit einen ersten Anstoss zur Diskussion eröffnet, ohne „alte weisse Männer“, zu denen ich seit dem Einwurf von Anonym 2 offensichtlich auch gehöre, in ihrer Morgenruhe zu stören ;-)
So wie ich das jetzt verstanden habe, ist der Newsletter genau andersherum gemeint. Es sollte da wohl weniger darum gehen, wie Frauen sich sehen, sondern darum, dass bei der Erziehung nach wie vor diese Rollenbilder (Starker Mann / Dienende Frau) verstärkt werden.
Zu Ihrem letzten Satz: Finden Sie nicht, dass gesellschaftlich von Frauen eher erwartet wird, dass Sie gehorchen sollen und von Männern, dass sie sich durchsetzen können?
Danke, Herr Elshani, das haben Sie genau richtig verstanden.
Wow, genau darauf haben wir alle gewartet: Dass bei einem Aufruf anlässlich des Feministischen Streiks ein "alter weisser Mann" (soziale Position), ein Vater gar, mansplained, ja dadsplained, indem er sich selbst auf die Schultern klopfend mit anekdotischer Evidenz eine soziale Tatsache leugnet und den Appell in geradezu lächerlicher Manier einer Täter-Opfer-Umkehr zu diskreditieren versucht. Am Ende geht es wieder nur um das eigene ICH und wie arm MANN ist ("White Men‘s Tears"). Check your privileges, dude!
Wow, das nenne ich mal eine Breitseite. Gut ausgeteilt Anonym 2.
Ich sehe mich so, ja, lieber Herr Reichenbach. Ich bin sehr unabhängig, ja. Fühlte mich nur ein einziges Mal von einem Frauenfeind unterdrückt. (Dafür zweimal von einer Chefin vernachlässigt und ignoriert 😂).
Letzteres fand im Westen statt. Wenn wir etwas beobachten (traditionelles Rollenverhalten beispielsweise) heisst das doch nicht, dass wir es zementieren. Ja, ich bin auch empathisch, versuche nicht zu stören, und fand trotzdem immer meinen Weg. Ich spielte Fussball, Elektrobaukasten und mit Puppen. Glücklich macht mich am meisten, wenn ich irgendwo Einvernehmen stiften kann, kann gut helfen, trösten und verbinden, obwohl da auch andere Register sind, die frau ziehen kann, wie gelegentliche Kompromisslosigkeit und lustvolles Streiten.
Ja, Frauen empfinden so sonst würden sie es nicht schreiben. Und ja, natürlich stecken auch Frauen in alten Rollen fest. Aber es kann ja auch nicht allein unsere Aufgabe sein das zu ändern.
Stimmt
Das Benennen von struktuller Benachteiligung (insb. der drei grossen Ungleichheitskategorien "sex", "race" und "class") ist nicht Teil des Problems, sondern ein nötiger Schritt auf dem Weg zu seiner Lösung.
Die Tatsache, dass Sie in Ihrer individuellen Situation etwas anderes erleben ist schön, ändert jedoch nichts an der strukturellen Situation.
Haben Sie schon mal mit ihren Töchtern darüber geredet? Sie offen gefragt, was sie an Sexismus bereits erlebt haben? Die Wahrscheinlichkeit , dass Sie als Vater das wissen tendiert gegen Null. Und würden Sie es wissen wollen?
Stimmt nicht
Vielen Dank Theresa Hein für Ihren Beitrag. Ihre Forderung sollte gross an jedem Firmeneingang (bzw. Eingang zu den Arbeitsstellen) stehen. Ich versuche von meinen Erfahrungen zu berichten. Wobei ich etwas weit aushole.
Meine Kindheit und Jugend auf dem Land war schwierig. Viel psychische, körperliche, emotionale Gewalt. Der Einstieg ins bezahlte Arbeitsleben ein Desaster. Gerne hätte ich das Gymnasium gemacht und Jura studiert. Ich getraute mich aber nicht, es zu thematisieren. In meinem Umfeld zählte nur körperliche Arbeit und Geld verdienen. Die Berufsberatung brachte nichts. Weder von der Schule noch von den Eltern gab es Unterstützung und Verständnis. Ich war suizidal, orientierungslos, ohne Perspektive und auf mich allein gestellt. Im Winter arbeitete ich im Gastgewerbe wo ich, mit einer Ausnahme, betrogen und schlecht behandelt wurde. Im Sommer auf dem elterlichen Betrieb. An meiner ersten Arbeitsstelle im Gastgewerbe hat mich die Chefin (die viel arbeitete) täglich gedemütigt. Bei Abwesenheit der Chefin hat mir ihr Ehemann (der seine Frau arbeiten liess) nachgestellt. Ich habe ihn aber immer abgewehrt (körperlich und verbal).
Meine Eltern haben mich dann mit etwa 18 Jahren aus dem Haus geworfen. Ich bin in eine WG gezogen. Habe im Gastgewerbe gearbeitet und die Handelsschule besucht. Später als Erwachsene eine Lehre abgeschlossen und noch eine höhere Berufsprüfung absolviert. Diesen Beruf habe ich sehr gerne ausgeübt. Erst da ging es langsam aufwärts. Allerdings hatte ich mein ganzes Leben Mühe eine passende anspruchsvolle Stelle zu finden. Zu Beginn infolge Mutterschaft und später um einigermassen im Gleichgewicht zu sein, kamen für mich nur Teilzeitstellen in Frage. Mit passend meine ich einen Betrieb der meines Erachtens etwas für die Menschen sinnvolles macht und fair mit den Angestellten umgeht. Ich bin eine sehr politische und kritische Frau, ich habe Ansprüche. Mehrmals wurde ich arbeitslos. Der Druck durch die Ämter und die Abwertungen (der Arbeitslosen) in den Medien und meiner Herkunftsfamilie haben mir so stark zugesetzt, dass ich wieder in die Suizidalität abgleitete. Das herrschende Narrativ in diesem Land lautet: Wer stellenlos ist, ist selber schuld und strengt sich zu wenig an, betrügt, und muss streng kontrolliert werden." Mit diesem Umstand konnte ich nicht umgehen. Ich hatte grosse Existenz- und Versagensängste. Es gab Konflikte mit dem RAV.
An einer frühen Arbeitsstelle war ich für die Lehrtochter verantwortlich und musste deshalb den Lehrmeister*innen-Kurs belegen. Leute aus unterschiedlichen Berufsfeldern haben daran teilgenommen. Etliche Teilnehmer hatten erniedrigende Erfahrungen (Anschreien, monotone Arbeit usw.) während ihrer Lehre gemacht und wollten dann genau so mit ihren Lernenden umgehen. Ich war schockiert darüber. Ich war jedoch nicht in der Lage, das anzusprechen. Mir taten einfach diese Lernenden leid.
Grenzwertiges Verhalten von Arbeitskollegen habe ich ab und zu erlebt. Manchmal brauchte ich länger, um das einzuordnen. Das schlimme war, dass ich mit niemandem darüber reden konnte.
Ich mag das oberflächliche Gerede der Wirtschaftsleute und vielen Journis nicht mehr hören und lesen. Die verlangen nur enorme Anpassungsleistung, jammern über Fachkräftemangel und faule Leute. Sie sollen mal lernen die Arbeitenden mit Respekt zu behandeln und bezahlen!!!! Dann arbeiten die Leute auch gerne dort. Die Wirtschaft soll sich den Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Vielen Dank Republik für diese Serie.
Liebe Anonym5, ich habe den allerhöchsten Respekt für Ihren Lebensweg und finde beeindruckend zu hören, dass Sie trotz vieler negativen Erfahrungen Ihre «Ansprüche» behalten haben. Das sollen und dürfen Sie. Ich kann auch verstehen, dass Sie sich nicht immer in der Lage sahen, die Fehler anderer zu korrigieren - zumal das häufig gar nicht möglich ist. Manchmal ist alles, was man tun kann, die Jungen bestärken - so reflektiert, wie Sie schreiben bin ich fast sicher, dass Sie das in den richtigen Momenten getan haben. Ich danke Ihnen sehr fürs «weit ausholen» und dafür, dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben.
Ihre Geschichte hat mich sehr gerührt, danke fürs Teilen. Viele Aspekte kenne ich von meinem Lebensweg in weniger schlimm (keine Gewalt und schlimme Ausbeutung oder Suizidalität, dafür Gleichgültigkeit und Anorexie), dafür habe ich viel weniger erreicht als Sie. Uns Frauen haben die Worte und das Einordnungsvermögen für Sexismus sehr lange gefehlt. Ich bin sehr froh, hat sich das geändert, aber aufgelöst hat es sich noch lange nicht. Erfahrungen teilen und erzählen, hilft anderen beim Verstehen!
Wow danke für diesen Beitrag! Da kommen so viele Erinnerungen hoch. Nichts Traumatisches aber eben die Summe von kleinen Dingen die es schwer machen: ein Chef der mir im Büro nachpfeift als ich im Frühling das erste Mal einen Jupe angezogen hatte, ein Lernendenbetreuer der mir (als Lernende) sagt ich müsste nicht meinen ich könnte alles kriegen nur weil ich blaue Augen hätte usw. Ich will es gar nicht aufzählen. Aber bei meinem letzten Arbeitgeber hat tatsächlich ein anderes Klima geherrscht. Es war nicht ganz weg, aber die Stimmung war anders: wenn jemand was Unpassendes gesagt hat haben andere Mitarbeiter diese Person darauf aufmerksam gemacht, im HR gab es eine starke Führung (von einer starken Frau). Was ich sagen will: ich glaube fest daran, dass es möglich ist eine gesunde Firmenkultur z schaffen, zu fördern und zu pflegen :)
Gerne, Anonym3! Danke für Ihre Erfahrungen, und nein, es muss nicht gleich ein Trauma entstehen; ein unangenehmes Arbeitsumfeld, ein unangenehmes Gefühl an dem Ort, den man jeden Tag aufsucht kann die Arbeit auch schon signifikant erschweren. Ich glaube aber auch daran, dass es anders geht - und erlebe es in meinem heutigen Team. (bearbeitet wg. Interpunktion)
Ich freue mich über die vielen Beiträge zum Streik, würde mich aber noch mehr freuen, wenn die Republik das Wording "Feministischer Streik" konsequent nutzen würde, um den innerhalb der Streikstrukturen gerungen wurde und der erstens sichtbar macht, dass auch non-binäre Personen streiken, aber zweitens auch im Streik ein gesellschaftliches Anliegen aller Menschen leichter verorten lässt.
Stimmt!
Ja! Wir haben das angepasst, vielen Dank!
Meine Mutter, eine attraktive Frau, hat im Service gearbeitet in einer Dorbeiz. In den 60er Jahren war das fast normal, dass die Serviertochter (nannte man damals so) immer wieder betatscht wurde. Das hat aufgehört, nachdem meine Mutter ein paar Ohrfeigen verteilt hat und zwar saftige.
Was wollen Sie uns damit sagen? Das frau nur richtig reagieren muss? Und mich würde interessieren, was die Erzählungen Ihrer Mutter mit Ihnen als Mann gemacht hat? reflektieren Sie ihr Verhalten gegenüber Frauen? Haben Sie überlegt, was es ihre Mutter an Mut gekostet hat? Wie hat sie sich gefühlt? Hat es Ihr Verhalten gegenüber Männern geändert, die sich sexistisch gegenüber Frauen verhalten? Oder hat es bewirkt, dass sie denken, eine Frau wird sich schon wehren, wenn sie etwas wirklich nicht will? Das interessiert mich wirklich. Mir fehlt oft die persönliche Reflexion von Männern zum Thema Sexismus. Was denken resp. fühlen sie wirklich? Mitgefühl, Gleichgültigkeit, Genervtheit… ?
Nein das finde ich überhaupt nicht, dass Frauen nur richtig reagieren müssen. Das rutschte dann in die Kategorie "Sind ja selbst schuld". Die Reaktion meiner Mutter finde ich auch heute noch richtig, weil sie sich Respekt verschafft hat. Gleichstellung war für mich immer eine Selbstverständlichkeit, weil es mir vorgelebt wurde und zwar in einer Zeit, als dies noch kein grosses Thema war. Und ja, Sexismus nervt mich und ich versuche auch mitzufühlen, deshalb mische ich mich auch ein. Was mich auch noch interessiert - warum schreiben sie anonym? Gibt es einen Grund, weshalb sie nicht mit ihrem Namen hinter ihrer Meinung stehen? Die Frage geht natürlich an alle Anonymen.
Aber vielen unter den Schweizer Frauen geht es nicht so gut wie anderen, denen es schon wirklich gut geht. Dasselbe trifft auch auf die Männer zu.
😉
Super Beitrag. Auch als junger Mann fällt es oft sehr schwierig, seinen Platz (zb im Büro) zu finden, sich ins Pausengespräch (mit einer eigenen Meinung) einzubringen, ohne Angst davor zu haben, keine gültige Meinung haben zu dürfen, weil man ja noch so jung ist.
Ich denke, dies können jüngere Personen besser nahvollziehen. Um so schlimmer wird es vielen jungen Frauen (insbesondere Lehrlingen) gehen. Da denkt man, sie seien scheu und ängstlich was zu sagen, und man kann alles sexistische der Welt sagen, "da es ja okay ist, wenn sie sich nicht sagt, dass es sie stört" was aber nichts mit der Person, aber vielmehr mit den oft 40 Jahre älteren "Kolleginnen und Kollegen" zu tun hat.
Und natürlich gibt es haufenweise aufgeschlossene und super liebe Mitarbeitende, welche es auch jüngeren Menschen ermöglichen, wunderbar in die Berufswelt einzusteigen. Das ist natürlich ebenfalls hervorzuheben. (ein Danke an euch :) )
Lieber Anonym4, danke für Ihre Gedanken!!
Es gibt nur einen Weg, dies in den Griff zu bekommen. Die Unternehmenskultur muss so sein, dass solche Themen immer und uneingeschränkt Platz erhalten, um diskutiert und angegangen zu werden. Ebenfalls unabdingbar ist die Verantwortung der, mit dem Coaching/Mentoring betrauten Person. Und da muss Nulltoleranz herrschen. Hinschauen und handeln.
Ganz genau so!
Liebe Hanni Golling, danke für Ihre Gedanken und fürs Erwähnen des Aspekts Coaching / Mentoring!
Es gibt nicht vieles, dass die USA in Sachen Arbeitnehmerrechte besser macht als die Schweiz. Aber Kommentare wie über den Löffel wären aus legaler Sicht in den USA überhaupt nicht in Ordnung. Immer wieder hört man hierzulande über ekelhafte KMU-Chefs, die ihre Position gegenüber ihren weiblichen Unterordneten ausnutzen. Es braucht richtige Konsequenzen für solch sexuell degenerates Verhalten.
In den USA kann man schnell mal für alles verklagt werden; das darf man nicht verwechseln mit der Tatsache, dass struktureller Sexismus, und vor allem struktureller Rassismus, prominent sind. Zudem ist Respekt letzten Ende etwas, was man schlecht einklagen kann. Selbst wenn sich jemand wegen Angst vor Klagen offensichtliche sexuelle oder rassistische Übergriffe verklemmt, heisst das noch lange nicht, dass Respekt, und eine Behandlung auf Augenhöhe da ist.
Ich bin mit Ihnen einig, was Sexismus am Arbeitsplatz angeht, doch glaube ich nicht, dass es in Amerika viel besser ist. Wenn ein Präsident(schaftsanwärter) ungestraft prahlen kann, Frauen zwischen die Beine zu greifen, wird eine vermeintlich unschuldige Frage, ob ein runtergefallener Löffel nicht aufgehoben werde, wohl kaum ernsthafte Konsequenzen haben.
Was J. R. vermutlich meint, sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die entsprechend kodifizierte Unternehmenskultur, wonach selbst Zweiergespräche im Büro bei geschlossenen Türen nicht mehr gehen. Dahingehend sind die USA weiter, was aber natürlich noch lange nichts aussagt über die gelebte Realität. Hierzu weiss ich aber nichts, d.h. hätte ich keine Vergleichsstudien.
Da muss ich Ihnen für einmal recht geben: auch wenn in den USA einiges um Argen liegen mag, in Bezug auf offenen Rassismus und offenen Sexismus wird schnell und konsequent reagiert. Natürlich ist das nicht genügend, um die unterschwelligen Benachteiligungen zu beseitigen, aber es ist immerhin ein Anfang.
Danke für diesen wertvollen Beitrag. Ich würde mich freuen, wenn wir in Zukunft mehr solcher Beiträge lesen können.
Danke! Dieses Anliegen nehmen wir sehr gerne auf.
Den Frauenanteil in Führungspositionen und in Teams erhöhen. Dann wäre auch die Situation mit dem Löffel sicher etwas anders gewesen.
Da haben Sie natürlich recht. Allerdings ist die Frage, wie man denn diesen Frauenanteil erhöht, eben eng verbunden mit diversen anderen Gleichstellungsfragen, unter anderem (aber nicht nur) genau der angesprochene Sexismus - nur ein Thema isoliert zu lösen, funktioniert kaum, es braucht übergreifende Massnahmen.
Vielen Dank Frau Hein für die detaillierte Aufzählung. Sie zeigt exemplarisch schön auf, dass viele der strukturellen Benachteiligungen sehr subtil sind, die meisten so subtil, dass frau lernt, sie wegzulächeln. In ihrer Summe jedoch sind sie verheerend, weil die täglichen Giftpfeile einem auf Dauer zermürben.
Ich selbst hatte das Privileg, bei meiner ersten Stelle an eine Gruppe ältere Frauen (man lese: älter als ich) zu geraten, die mich in ihre Mitte genommen, beschützt und bestärkt haben. Sie haben damals viele meiner eigenen misogynen Vorurteile pulverisiert, allen voran die Idee, Frauen seien stutenbissig und unsolidarisch. Das Gegenteil war der Fall! 💖
Seitdem versuche ich, wo immer es mich hin verschlägt, "eine dieser Frauen" zu sein und jüngere, unerfahrene Kolleginnen zu bestärken und ihnen wenn nötig auch zur Seite zu stehen.
In vielen Bereichen ist es seit den frühen 90er Jahren besser geworden, in anderen leider auch schlimmer, weil die Digitalisierung, neue Medien und die fortschreitende Pornografisierung des Alltags eine ganz neue Dimension hinzugefügt haben. Deswegen bin ich trotz gewisser Fortschritte froh, in den 70er und 80er Jahren jung gewesen zu sein und nicht heutzutage.
Liebe Frau B., danke für Ihre bestärkende Rückmeldung und Ihre differenzierte Ausführung. Ja, vieles ist zum Glück so viel besser geworden, in anderen Bereichen haben wir noch so viel zu tun, in wieder anderen noch gar nicht richtig angefangen... Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!
Ich fand den Artikel schon sehr auf den Punkt und er hat mich betroffen gemacht, als ich ihn kurz nach Erscheinen las.
Heute hat die Lektüre noch einen ganz anderen Beigeschmack...
Viel Kraft Euch allen bei der Aufarbeitung von dem, was in den eigenen Reihen schief lief!
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