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Ich glaube die CEU ist in Wien besser aufgehoben. Keine Kultur hat das Recht einem anderen Volk seine Werte aufzuzwingen. Wenn Westeuropa glaubt die liberale Demokratie sei anderen Staatsformen überlegen, dann soll Westeuropa es vorleben und darauf vertrauen dass andere dem Vorbild folgen oder halt akzeptieren wenn andere nicht folgen. Orban hat enorm hohe Zustimmung in der Bevölkerung, meines Wissens die höchste überhaupt in der EU, mit nur Putin und Xi Jinping sind im eigenen Volk noch beliebter. Ist es Freiheit diese Daten zu ignorieren? Mich dünkt das zunehmend zynisch, im Wissen dass mich das in dieser Echokammer nicht beliebt macht.
Ich bin keineswegs gegen liberale Demokratie und Sponsoring von Soros, aber macht es dort wo diese Werte beliebt sind, in den USA, der Schweiz, Wien...

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Sehr geehrter Herr B., vielen Dank für den interessanten Kommentar. Ich sehe das etwas anders. Ich denke, dass es keine westlichen Werte in dem Sinn sind gibt, sondern nur universelle Werte. Wie sie zum Ausdruck kommen, und ob sie ermöglicht werden können, liegt an gewissen Bedingungen und Umständen. Im Falle der CEU würde ich auch nicht wirklich von einem Aufzwingen einer Kultur von "Kulturfremden" sprechen, da die Urväter der CEU-Idee allesamt Dissidenten aus Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei waren, mit dem Ur-Gedanken - und da gebe ich Ihnen schon recht - das westliche System, das sie damals den Regimen in Osteuropa als entwickelter und demokratischer empfunden haben, in ihren Heimatländern zu kopieren. Natürlich ist das ideologisch aufgeladen, was man durchaus kritisieren kann und soll. Dennoch habe ich den Eindruck gewonnen, dass die CEU sich nicht als Ort mit einer realpolitischen Agenda begreift, sondern als Bildungseinrichtung, die gewisse Standards hat und universelle Werte verteidigt. Ich halte es durchaus für einen massiven Verlust für Ungarn und die Region, dass die Universität nun in Wien ihre Heimat gefunden hat. Das Argument, das gewisse Staatsoberhäupter in ihren Ländern beliebt sind - wobei ich auch bei dieser These vorsichtig wäre - und daher ein Monopol auf die Gestaltung ihrer Gesellschaften haben, halte ich für höchst problematisch. Was würde das bedeuten, wenn man den Gedanken zu Ende denkt? Opposition brauchen wir nicht. Kritische Presse, hach so unbeliebt. Aufmüpfige Künstlerinnen, in Wirklichkeit nur Staatsverräterinnen, usw. Ich denke, dass jedes System Dissens aushalten muss, egal ob in der Familie, dem Unternehmen oder dem Staat. Aber ja, jedes System bestimmt halt auch seine Schmerzgrenze selbst, und bei einigen ist sie leider sehr niedrig.

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danke für die detaillierte reportage über die CEU, solmaz, über die menschen auch, die in dieser institution leben und arbeiten.
du schreibst in deinem kommentar oben "...dass es keine westlichen Werte in dem Sinn sind gibt, sondern nur universelle Werte." da ist dir mit der syntax etwas danebengegangen. vielleicht vestehe ich dich daher miß, aber ich finde, daß "westliche werte" und "universelle werte" sehr sorgfältig auseinander-dekliniert werden müssen. speziell in den 'life sciences', in denen ich mich bewege, gibt es diese sympathische vorstellung, erbe der aufklärung zu sein, und damit die berechtigung zu haben, universell gültige werte zu vertreten. ich möchte selbst nicht anders arbeiten, aber mir ist ebensogut klar, daß die aufklärung im europa des 18. jahrhunderts begann, und "westliche werte" formulierte und ausprobierte.

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Vielen Dank für diese interessante Antwort. Sie sprechen mehrere wichtige Punkte an.
Dass die Gründer selber aus jenen Staaten kommen ist tatsächlich in valides Argument. Noch stärker stimme ich zu, dass es schlichtweg ein Verlust für Ungarn ist, wenn denkerische Vielfalt reduziert wird.
Ob CEU nur indirekt via Bildung auf die Politik Einfluss zu nehmen versucht, kann ich nicht beurteilen. Die Grenze zwischen Werte “vermitteln“ und aufzwingen halte ich aber für sehr fliessend. Ich sehe selten Texte die sagen: das sind drei mögliche, konfligierende Werthaltungen, entscheide selber. Auch an der Uni habe ich kaum solche Reflexionen gesehen.
Zu universellen Werten haben wir tatsächlich eine unterschiedliche Meinungen. Noch nie habe ich jemanden im Westen gehört, der einen nicht-Westlichen Wert für universell erklärt hätte. Dass die Meinung des Einzelnen wichtiger ist als Frieden und Stabilität der Gesellschaft, dass ist nicht universell, sondern gilt im Westen immer so lange, bis eine Meinung systembedrohend wird. Wir vertrauen keiner Führung und wollen deshalb sicherstellen, dass institutionelle Macht minimiert wird. Das ist schön und gut, aber nicht universell. Wir finden Volkswillen so lange wichtig bis er unseren Wertvorstellungen widerspricht. Das finde ich gesund, aber ich bin da wenigstens ehrlich. Ich bin fest überzeugt eine Mehrheit der deutschsprachigen Europäer wünschte Hitler den Sieg. Und doch war es falsch. Dann kann ich aber nicht länger das Loblied auf die Mehrheitsdemokratie singen und direkte Volkswahlen über alles stellen.
Universelle Werte wie ehre deine Eltern, respektiere die Vorfahren, schütze und behüte Kinder, vermeide Gewalt gegen andere, solche Werte kann ich mir als recht universell vorstellen. Da sehe ich aber die CEU nicht direkt involviert. Ich verstehe der CEU ging es um sehr konkrete politische Systeme und Institutionen.

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Ihre Meinung krankt daran, dass Soros mit der Uni Ungarn keine Werte aufzwingen will.

Die ungarische Gesellschaft hatte immer schon deutliche nationalistische Züge (Ideologie: das ganze Karpatenbecken muss magyarisch sein). Nach dem Ausgleich in den 50-er Jahren des vorletzten Jahrhunderts wurden die Slawen im ungarischen Reichsteil als Bürger zweiter Klasse behandelt. Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, auch 56-er Aufstand waren nationalistisch geprägt, die liberale Tradition war immer schwach. Orban bedient die tief verwurzelten nationalistischen Tendenzen (keine Immigranten, Rumeno-Ungarn kriegen sofort den ungarischen Pass, Romas gelten als zweitklassig).

Sie können solche nationalistisch geprägten Gesellschaften gut finden, obwohl ziemlich offensichtlich ist, dass die Zurückbindung des Einzelstaatnationalismus Europa eine lange Periode des Friedens gebracht hat.

Nicht einsichtig ist aber, wieso Institutionen, die dem magyarischen Nationalismus kritisch gegenüber stehen, aus Ungarn vertrieben werden sollen und wieso das richtig sein soll. Chinesen, Russen und Ungarn sollen keine Meinungsfreiheit geniessen, weil das halt nicht in ihrem Nationalcharakter liegt? Identitäre sind manchmal etwas schwer zu verstehen.

Mit Ihrer Logik müsste man die FPOe in Österreich verbieten, weil sie dem liberalen Rechtsstaat Österreich autoritäre Werte "aufzwingen" will. Und konsequent weiter gedacht, müsste die Republik Ihren Beitrag löschen, weil er nicht in die Echokammer passt.

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Die Meinung des Einzelnen höher zu gewichten als die Einheit einer Gesellschaft, dass ist ein explizit westlich-moderner Wert, der vor der Aufklärung selbst im Westen verlacht worden wäre. Woher kommt denn die sogenannte Meinung? Früher hätte man gesagt Gott und Teufel setzen uns Gedanken in den Kopf und wir müssen uns für das Gute entscheiden. Heute glauben wir nicht mehr an Gott aber sollten immer noch anerkennen, dass unser Denken auf dem Denken der anderen basiert. Ich werde in westlichen Medien täglich mit dem US Amerikanischen Bezugsrahmen konfrontiert, mit dem westlichen Wertekanon und Geschichtsverständnis (wo z.B. der Holocaust schlimmer und präsenter ist als der Kolonialismus und selbst als der Völkermord Amerikas, wo Tote in Beijing viel schlimmer sind als Tote in Ägypten, wo Westliche Bomben trotz allem stets “gut gemeint“ sind). Ich habe keine Meinung ausserhalb des Bezugsrahmens in den ich gebildet werde. Deshalb wollen wir ja zurecht verhindern, dass Jugendliche in der Schweiz in wahhabitischem Steinzeitislam ausgebildet werden.
Ihr Bezug zur FPÖ hinkt doppelt, da wir uns ja sehr empören wenn es heisst rechte Kräfte erhielten Geld aus Russland. Warum sollten sie nicht? Wenn Zentraleuropa umgekehrt Geld aus den USA für politische Ziele akzeptieren sollte. Und zweitens bezieht sich die FPÖ sehr klar auf lokale Werte der deutschsprachigen Europäer und keineswegs auf Werte die von aussen kommen. Zudem ist die FPÖ durch viele Wähler und Mitglieder legitimiert. Die CEU steht zu keiner Wahl, ebenso wenig ihr Gründer.

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"...im Wissen dass mich das in dieser Echokammer nicht beliebt macht."
herr B., sie brauchen dies nicht mantra-mässig zu wiederholen; wir wissen dies doch schon längst...
...und übrigens, ihre argumentation betr. der grossartigen beliebtheitswerte von orban, putin und xi jinping kann ich wiederum nur als zynisch bezeichnen; die haben mittlerweile den unterhaltungswert von trumps aussagen, was für ein grossartiges genie er wäre.

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Urs Meier
Publizist
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Interessant, was Herr B. zynisch findet. Er nimmt die Beliebtheit von Politikern als oberstes Kriterium. Muss man ihn daran erinnern, wie beliebt Hitler bei den Deutschen war? „Starke Männer“, die zudem die Medien unter Kontrolle haben und ungehindert ihre Propaganda verbreiten, erzielen stets grossartige Beliebtheitswerte. Und wenn nicht, helfen sie bei den Befragungen ein bisschen nach. - Aber ich habe wenig Hoffnung, B. überzeugen zu können, da er ja vorsorglich über seine eigene geringe Beliebtheit in dieser „Blase“ (Blasen sind immer Gruppierungen, die eine bestimmte Sicht nicht teilen) jammert.

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Der Herr B. sieht einfach wie die Begriffe Volkswillen, Wahlrecht und Mehrheitsentscheid immer dann bemüht werden, wenn sie dem Westen in den Kram passen, aber wehe dem Volk das für die Falschen wählt (Stichwort Hamas). Ich selber lebe bestens in einem Land wo ich moralisch und ethisch hinter meiner Regierung stehen kann, obwohl auch die lokale Bevölkerung diese Regierung nicht wählt.

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Politologin | Universität Oxford
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Liebe Solmaz, wie immer herzlichen Dank und Glückwunsch für die gelungene Berichterstattung! Mich würde noch interessieren, wie das Zusammenspiel mit der Uni Wien funktionieren wird. Vorher hatte die Uni im engen Umkrei wenig Konkurrenz. Muss sie jetzt mit der Uni Wien um dieselben staatlichen Fördermittel buhlen?

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Liebe Leandra, danke für deinen Beitrag. Als Privatuni wird die CEU nicht vom Bund gefördert, darf sich aber um staatliche Forschungsgelder ("Drittmittelfinanzierung") bewerben. Bis dato hatte die CEU - das haben einige Professoren gesagt - das Privileg als gute Universität in Osteuropa Anspruch auf bestimmte Förderungsgelder zu haben als Uni an einem weniger entwickelten EU-Standort, nun würde dieses Privileg wegfallen. Die Unileitung meinte, dass sie weder jetzt noch früher ein Privileg habe. Aber ja die Uni Wien bekommt Konkurrenz, vor allem weil die CEU nicht nur Graduate Programme wie in Budapest anbietet, sondern auch Bachelor Studiengänge - die Voraussetzung um die österreichische Akkreditierung zu bekommen.

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Politologin | Universität Oxford
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Super. Danke für die ausführliche Antwort!. Ja genau diese Drittmittel meinte ich. Da wird es sich vielleicht in einem Jahr lohnen, mal drauf zurückzublicken. Denn in der Wissenschaft herrscht bei solchen Fragen schnell mal knallharter Wettkampf. Ich wünsche der CEU auf alle Fälle sehr sehr viel Glück und Erfolg in der Heimat.

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(durch User zurückgezogen)