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Danke für diesen Beitrag.
Hoffnung ist die Pflicht zum Widerstand.
Mit der hier erwähnten Hoffnung ist die "aktivistische Hoffnung" gemeint, welche uns erst die Kraft zur notwendigen Veränderung gibt.
Es gibt aber auch noch eine passive Form der Hoffnung, welche genau gegenteilig wirkt: "Es wird schon nicht so schlimm kommen", "die technische Entwicklung kann das alles wieder reparieren", "ich muss mich nicht ändern". Ein unbegründeter, passiver Optimismus, welcher die Verantwortung auf andere abschiebt.
Machen wir uns also gegenseitig Hoffnung, aber bitte von der aktivistischen Sorte!
Nein, denn Fatalismus beinhaltet ja die Gewissheit, dass das negative Szenario (sicher oder wahrscheinlich) eintreten wird. Genau dieses Wissen, oder zumindest die Akzeptanz davon, fehlt beim "passiven Optimismus".
Ich verstehe "passiven Optimismus" eher als eine Form von Verleugnung: Man akzeptiert zwar die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Bekannte, nutzt aber die verbleibende Unsicherheit über das (noch) Unbekannte, um sich geradezu wundersame technische Lösungen zu herbeizufantasieren, welche all die Probleme auf magische Art lösen sollen.
Es handelt sich also um eine Verleugnung der wahrscheinlichen Zukunft. Sobald diese dann eintritt (was ja wahrscheinlich ist), wird dann eine ausgewachsene Verleugnung von etablierten Fakten draus.
Lieber Herr S.
Da haben Sie einen sehr wichtigen Punkt ins Gespräch gebracht. Im Moment ist die passivistische Hoffnung ganz gross in Mode. Eigentlich wissen alle, dass eine Umkehr nötig ist. Diese würde aber eine derartige Veränderung unserer Lebensweise erfordern, dass es die überwiegende Mehrheit vorzieht, an diese leeren Versprechungen einer technischen Entwicklung zu glauben um sich aus der Verantwortung stehlen zu können.
Ein beeindruckender, tief schürfender und zum Nach-Denken anregender Text, der in sehr düsteren Zeiten zu hoffnungsvollem Handeln aufruft.
Diese Worte erreichten mich heute Morgen auch im richtigen Moment, wo ich mich, zur Zeit im Süden Frankreichs lebend, mit der Tatsache abzufinden versuchte, dass gestern im hiesigen Wahlkreis 70% der Wählenden einer Kandidatin „de l‘extrême droite“ ihre Stimme gegeben haben und damit eine Ideologie unterstützen, deren Inhalt neben vielen leeren Worten im Grunde nichts anderes als Rassismus, Hass und Ausgrenzung ist.
Gegen den Konsens der Gruppe aufzutreten fällt den allermeisten enorm schwer. «Wir sind in der Lage, das größte Elend über ein bisschen Schaum oder Unbehagen zu stellen.» schreibt Historiker Rutger Bregman in seinem Buch Im Grunde gut.
Nur schon ein Wasser in der Bar zu bestellen oder deplatzierte Witze zu bennen kostet manchmal Überwindung. Untersuchungen zeigen, dass bei Gruppenvergewaltigungen, Ehrenmorden und diktatorischen Regimes ähnliche Mechanismen wirken. «Innerlich missbilligen die Täter ihr Handeln, aber sie befürchten, dass sie damit alleine stehen. Und machen also doch mit.»
Wir übernehmen also schlechte Ideen anderer, nur weil wir gegenseitig denken, dass die anderen an sie glauben. Das lässt sich gemäss Psychologe Bob Rosenthal aber auch zu unserem Vorteil nutzen. Bregmans verbindet das zu seinem eigenen Aufruf zum Widerstand:
[N]icht allein Hass, auch Vertrauen ist ansteckend.
Solches Vertrauen beginnt oft bei jemandem, der es wagt, gegen den Strom zu schwimmen. Jemand, der zunächst noch unrealistisch oder vielleicht sogar naiv erscheint. [...] Manager, die ihren Mitarbeitern volles Vertrauen entgegenbringen. Lehrer, die Kinder frei spielen lassen. Und Politiker, die ihre Bürger so behandeln, als ob sie kreativ und engagiert wären.
Es sind allesamt Menschen, die von dem getrieben werden, was der Philosoph William James «den Willen zum Glauben» nannte. Menschen, die die Welt nach ihrem eigenen Bild formen.
Diese Vorbilder gibt es heute schon, wir müssen sie nur noch sichtbarer machen. Mit der Publikation von Jonas Lüschers Text ist das sicher gelungen 👍️
Vielen Dank für diese beeindruckende Rede von Jonas Lüscher.
Ich habe noch lange nicht alles verstanden.
Dass wir mit den< Widerspruch gegen die eigene Lebensführung> zu kämpfen haben, ist schwer zu ertragen und braucht <ein individuelles Engagement an die Wahrhaftigkeit>
Meine Hoffnung besteht ebenfalls darin Verbündete zu finden. Vielleicht ist es sogar das Hauptmotiv für das Kommentare Schreiben in der Republik. Mit gar nicht so wenige meiner Mitverleger-und Mitverlegerinnen fühle ich mich in der Tat herzlich verbunden.
Ich möchte gerne, dass folgende Ueberlegungen von Jonas Lüscher in die Publikationen der Republik einfliessen. Das Zitat von Dorothee Elmiger gegen Ende der Rede, liess mich an manche Diskussionen im Republik-Dialog denken.
Jonas Lüscher:
Es bedeutet, erstens, dass die Frage der Lebensführung zu einer Frage des Überlebens wird. Nicht unbedingt für das eigene Überleben – und das macht die Sache so schwierig, weil nicht jeder auf Frischs Frage nach der Erhaltung des Menschengeschlechts mit JA antworten will –, sondern eine für das Überleben kommender Generationen und fremder Menschen.
Ernährungsgewohnheiten, Ferienflüge, Raumtemperatur, Konsumverhalten, Arbeitswege … alles, so weit haben wir es kommen lassen, ist eine Frage des Überlebens. Das ist, und wer nicht allzu hartleibig ist, spürt das deutlich und täglich, keine sehr entspannte Grundlage, weder für die individuelle Existenz noch für das gesellschaftliche Zusammenleben. Anstrengend ist das. Und es zwingt uns, diesen vulgären Begriff von Freiheit, der allerorten wie eine Monstranz vor sich hergetragen wird, zu überdenken.
Und an die schreibende Zunft gerichtet:
An uns ist es doch, Geschichten zu erzählen, von der Möglichkeit eines gelingenden Lebens in möglichen Zukünften, anknüpfend an die romantische Idee, es sei die Fantasie, die der Vernunft ihren Pfad leuchte.
Zum Schluss die Fragen von Dorothee Elmiger vor mehr als zehn Jahren geäussert. Können wir sie heute beantworten?:
(…) meine Fragen sind: Wer ist noch da, wo sind sie, und mit wem kann ich mich verbünden? Warum sind viele weg, und wo findet man sie wieder? Und was macht man mit den anderen, die auch noch da sind, mit denen man aber nichts anfangen will? Die Herstellung solcher Beziehungen ermöglicht erst ein politisches Handeln.
Ich bin immer wieder auf der Suche nach der passenden Form dieses aktiven Wiederstands, der im besten Fall in Hoffnung mündet. Nicht in Verzweiflung und oder Wut. Machen wir es uns bitte nicht zu einfach und überlassen den Job der Wut der nächsten Generation!
Die Worte von Jonas Lüscher empfinde ich eher verzweifelt, so pflanzen wir den Apfelbaum.
Und doch hat er recht es bleibt nix anderes als doch zu hoffen. Aktiv Hoffen, ja.
Danke dieser Worte trotzdem, sie arbeiten weiter in mir.
Ich habe heute Geburtstag - trotzdem habe den Text zu Ende gelesen oder lesen müssen und bedanke mich vielmals! Das kann einer der kleinen bis mittelgrossen Mosaiksteine sein, die endlich endlich eine wahre Wende herbeizuführen vermögen. Unter Anwendung einigermassen friedlicher Mittel jeglicher Art. Schliesslich befinden wir uns bereits mindestens 0.4 - 0.1 Grad Celsius vor 12:00.
Ein beeindruckender Text von Jonas Lüscher. Hinzuzufügen wäre, mit dem anzufangen, was Lüscher als Hoffnung versteht: Mut zum nicht Stehenbleiben und dort Widerstand leisten, wo die Selbstgefälligsten unter uns fast alles dafür tun, sich ein Denkmal zu setzen und uns an der Nase herumführen wollen. Machen wir mit, das Leben anders zu denken und entsprechend anders zu handeln, bevor noch mehr in Stein gemeisselt wird.
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