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Es ist immer leicht, auf etwas zu verzichten, das man selber nicht unbedingt braucht. Mir ging es beim Jodelchörli so, wie anderen bei Clubs. Und dies, wohlgemerkt, obwohl meine Ausgangszeiten hinter mir liegen. Schön eingefangen, Ronja!
Merci Michi <3
Schon etwas aus dem Clubalter heraus, hält sich Relevanz und Erkenntnisgewinn des Artikels für mich in Grenzen. Aber der Nachtausflug ist einfach so gut geschrieben, dass er trotzdem Freude macht. Eine witzige Analogie zum Trashmovie «Blade» , der ja wirklich genauso unwirklich und unnötig schien. Und die beiden lakonischen Schlusssätze – grosses Kino. Von Ronja Beck geschrieben wäre wohl auch ein Artikel zum Herbstnebel über Zürich lesenswert.
Uff <3 <3
Ich will tanzen. Ist das schlimm?
Nö, Frau Beck, finde ich nicht. Hätte aber die gleiche Antwort, wenn jemand sagen würde: ich brauche meine wöchentliche Chorprobe. Ist das schlimm? Oder: ich will nicht darauf verzichten, meine Enkel einmal in der Woche zu hüten und bekochen. Ist das schlimm? Natürlich nicht! Natürlich sind unsere Bedürfnisse verständlich, aber im Moment aufgrund der hohen Ansteckbarkeit des Virus halt riskant. Vielleicht lassen sich Möglichkeiten der Befriedigung mit weniger Risiko finden?
Was ich wirklich ungut finde, ist die Versuchung, die eigene Ohnmacht zu bekämpfen, indem man Sündenböcke sucht und schafft. Das ist zwar ein uraltes Ritual zur Regulierung von individuellen und sozialen Spannungen, aber es schafft keine wirkliche Lösung, kann vielmehr von den wirklichen Problemen ablenken und für die zu Sündenböcken erklärten gefährlich werden. Diese heisse Kartoffel wird nach meinem Eindruck im Moment im Kreis herumgereicht: die Clubs, die Jodelchörli, die Alten, die Jungen, die Familie, die Wissenschaft, die Behörden, die Wirtschaft, analog, digital, die Medien, die Superspreader, die Rechten, die Aluhüte, die Linken, die Regierung, die Politik, wer auch immer das ist.... immer im Kreis herum, und immer sind es die andern, und keine*r ist schuld. Um Schuld geht es aber gar nicht. Sondern um die Frage: wie schaffen wir das?
Wir sind weder Südkorea noch Taiwan. Beide Länder haben unterschiedliche geographische, klimatische, politische, kulturelle, historische Bedingungen und wahrscheinlich sonst noch ein paar Unterschiede. Die Anzahl Kranker und Toter aufgrund von Covid zu vergleichen, scheint mir müssig, denn wir haben nun mal andere Rahmenbedingungen. Ein Riesenproblem aber, das wir sicher mit den asiatischen Ländern teilen, ist das Hochkochen der Emotionen in den sozialen Medien. Vielleicht ist das am Ende das unendlich viel grössere Problem als alle Clubs, Tanzlokale und Jodelchörli zusammen?
Den Artikel an sich finde ich gut geschrieben und breit recherchiert, prima.
Aus dem „Club-Alter“ bin ich zwar längst raus, kann jedoch gut verstehen, wie sehr unbeschwerte Abende und Nächte vermisst werden. Ich konnte in meiner Jugend tanzen und flirten was das Zeug hielt. Mir tun die jungen Leute in der aktuellen Situation extrem leid. Der Artikel ist toll geschrieben. Kompliment!
Das ist der zentrale Satz: "Ihr dürft wieder – aber ihr solltet nicht."
So schiebt die Regierung die Verantwortung ab auf die Bürger*innen, welche dann die Schuld tragen sollen, wenn die Fallzahlen steigen. Und wie praktisch: Wenn man den Kultur- und Gastrobetrieben erlaubt, offen zu bleiben, muss man sie ja nicht finanziell durch den Staat unterstützen! Dann sind sie selber schuld, wenn die Kunden ausbleiben.
Was bei den Zahlen zu Ansteckungsorten leider kaum jemals explizit gesagt wird: Es sind nur die Anteile der Ansteckungen, die im Nachhinein nachvollzogen werden konnten. Nun, wo ist es besonders einfach, direkte Kontakte zu identifizieren und die betreffenden Leute zu kontaktieren? Genau, in der Familie. Und wo ist es besonders schwer? Unter anderem im Ausgang. Darum ist der im Artikel genannte Schluss, diese Zahlen seien völlig unbrauchbar, natürlich richtig. Ich finde es aber falsch, deswegen zu suggerieren, die Clubs (im Normalbetrieb) seien wohl kein besonders ansteckungsgefährlicher Ort.
Lieber Benjamin, merci für den Kommentar. Ich würde die Aussage challengen, wonach sich Kontakte bei den Clubs besonders schwer nachverfolgen liessen. Immerhin mussten sich doch einige Tausend Menschen in Quarantäne begeben, weil sie mit einer infizierten Person im selben Club oder derselben Bar waren. Und Normalbetrieb herrschte seit dem Shutdown nicht mehr.
Ich würde nie behaupten, dass man sich in Clubs keinem Risiko aussetzt, sich mit dem Virus zu infizieren, auch mit Schutzkonzept. Die grundlegende Frage hinter dem Text war ja, warum dieses Risiko während Wochen so überpräsent war. Und wie man sich dazu verhalten will, dass sich Menschen in unseren Augen unvorsichtig verhalten, obwohl sie meist taten, was erlaubt ist. Und manchmal auch nicht. Viele wählten hier den Weg der Diffamierung. Und ich glaube wirklich nicht, dass das der richtige Weg ist.
Danke für die Rückmeldung. Ob das contact tracing in Bars/Clubs funktionierte, ist meines Erachtens weniger eine Frage der Anzahl quarantierter (sagt man so?) Personen, sondern ob diese schnell und vollständig ausfindig gemacht werden konnten. Dies wiederum wird durch die hohe Zahl möglicher Kontakte im Ausgang eher erschwert. Dagegen ist das Tracing im Familienkreis ein Kinderspiel.
Mir ist klar, dass es Ihnen hier um die Rufschädigung der Branche geht und nicht darum, das Virus kleinzureden. Nach zweiter Lektüre sehe ich, dass Sie die "guten" Bedingungen für Ansteckungen in Clubs auch explizit benennen. Und zwar genau da, wo es gesagt werden sollte, da muss ich mich also korrigieren. Sorry.
Denke dass die Menge der Kontakte eine grosse Rolle spielt. Ein Tracing bei 100 (oder mehr) Clubbesuchern ist leider deutlich aufwändiger als bei der 4-köpfigen Jassrunde oder der kleinen Seniorenwandergruppe.
PS: Was natürlich kein Grund ist, Clubs oder Clubbesucher in irgendeiner Form zu diffamieren, aber allenfalls einer, sie schneller zu schliessen als die Jassgruppe.
So gut geschrieben, dass ich nach dem Lesen fast zum Aspirin und Wasser gegriffen hätte, um den vermeintlichen morgigen Kater zu vermeiden. Bravo Ronja!
Danke, Arian <3
«Ich will tanzen. Ist das schlimm?» Nein, aber unverantwortlich. Ich finde man hätte die Clubs schon länger schliessen sollen. Sie dafür aber finanziell unterstützen.
Danke für den spannenden Beitrag. Ein Aspekt fehlt meines Erachtens: der Artikel geht historisch vor allem auf Nachtszenen in Wirtshäusern ein. Dabei gab es früher in Tanzsälen ganz konventionelle Tanzanlässe, wo Männlein und Weiblein sich selbstredend näher kamen. Dass das suspekt war bzw kontrolliert werden musste, zeigt sich daran, dass viele Verordnungen bis weit ins 20. Jhdt hinein Tanzverbote an hohen kirchlichen Feiertagen enthielten. Es war sozusagen das letzte Verbot, das fiel...
Und ja, mir fällt der Verzicht extrem schwer. Obwohl ich im Sommer hätte hingehen können. Aber die guten Tänzer sind meist in der Risikogruppe, und ich möchte nicht einen von ihnen verlieren....
Vielen Dank für diese spannende Ergänzung!
Einige Male beim Lesen habe ich gestutzt und den Kopf geschüttelt. Ich fragte mich warum... Der Artikel unterstellt einen wagen Klassenkampf, Vorurteile gegenüber der Club/Kunstszene usw. Ich finde das zu kurz gegriffen.
Einverstanden, wir haben Bedürfnisse, Ängste und werden durch die Massnahmen eingeschränkt. Aber entscheidend finde ich, dass man bei der Einordnung der Massnahmen vom Status Quo ausgehen muss, bevor der Pandemie. Damals wären garantiert überproportional mehr Leute auf engem Raum im Club gewesen. Klar ist es jetzt durch die Massnahmen und das Verhalten der Bevölkerung fast leer im Club und in den Zügen voll (wobei ich letzteres nur bedingt verstehen kann). Trotzdem rechtfertigt es die Kritik oder die Unterstellung eines „Fingerzeigens“ nicht.
Dann kurz: Nein. Die Politik ist nicht verantwortlich für adäquate Clubbing Lösungen. Das sind Veranstalter von Parties. Es ist während der Pandemie nun wirklich nicht förderlich auf engem Raum, drinnen, mit vielen Leuten zu interagieren. Macht doch kleine Veranstaltungen im Freien, oder sonst etwas. Und ja, da bin ich auch gleicher Meinung: Das Jassturnier und der Chor sind sicher nicht weniger problematisch.
Nein, die Politik ist nicht für Lösungen der Clubs verantwortlich. Aber sie hat verdammt viel Einfluss darauf, wie wir mit dieser Situation umgehen. Und mit Menschen, die sich in ihren und vielen anderen Augen unvorsichtig verhalten. Und die Regierung sich gleichzeitig entschliesst, dieses unvorsichtige Verhalten zu erlauben. Eher miese Grundvoraussetzungen für ein empathisches Miteinander, finden Sie nicht?
Damit umzugehen, ist für Menschen offensichtlich und logischerweise schwierig. Sieht man recht deutlich in den Kommentarspalten, auf Social Media.
Die Betrachtung ist absolut richtig.
Empathie wird von vielen heute so ausgelegt, dass man sich gefühlstechnisch gerade noch mit Menschen und Ideen identifizieren kann die einem selbst entsprechen.
Oder noch schlimmer - einem 'Ideal'.
Kognitive Empathie? Fehlanzeige.
Ähnliches lässt sich auch bei der Solidarität betrachten. Dass wir alle als Gesellschaft Verantwortung für eine Situation tragen und jeder im Bereich seiner Möglichkeiten dazu beitragen soll diese zu verbessern? Wir alle Problem und Lösung/Nichtlösung. Da sind wir schon lange darüber hinweg. Statt dessen gebrauchen wir das Wort Schuld. Und Schuld können wir ALLE natürlich nicht sein. Um dem Wort gerecht zu werden brauchen wir also mindestens das Bild von ein paar superfiesen Vampiren die an kranken Partys irgendwelche unschuldigen Menschen ausweiden.
Ich verstehe, dass es den Leuten, die gerne tanzen, stinkt, dass sie das jetzt nicht mehr sollen. Ich verstehe auch, dass sie deshalb die Argumentation, weshalb Clubs geschlossen werden sollen, ganz besonders auf ihre Stichhaltigkeit anklopfen. Und dass sie all die anderen Orte ganz besonders genau kennen, wo man sich sonst noch anstecken kann. Und so dreht sich die Diskussion im Kreis.
Ein Ausbruchsversuch: erinnert sich noch jemand an den Superspreader-Ort Ischgl?
Erhellender Artikel. Hat meinen Horizont erweitert. Besonders interessant, die Sache mit der Schuldfrage bei Ansteckungen.
Warum wurden eigentlich vorsorglich im Sommer keine Notspitäler gebaut? Zum Beispiel von unseren Sanitätstruppen? Zum Beispiel mit beim Strassenbau eingespartem Geld?
Betten sind nicht direkt das Problem, eher IPS-Geräte und IPS-Pflegepersonal.
Auch wenn es nicht wirklich das Thema des Artikels ist: Ich denke wie Herr Seemann, dass der kritische Engpass das qualifizierte Pflegepersonal insbesondere auf den Intensivstationen ist. Und das umso mehr, je länger eine psychisch wie körperlich belastende bzw. überfordernde Situation anhält. Dazu muss meiner Ansicht nach die nominelle Kapazitätsgrenze der IPS-Betten noch nicht mal überschritten werden.
Ich habe zufällig mal gelesen, dass in Zürich vom USZ IPS-Schnellkurse von wenigen Tagen Dauer für PflegerInnen durchgeführt wurden. Ziel ist es, dass diese im Fall eines personellen Engpasses aushelfen können.
Im April hatte das USZ in den Turnhallen des Gymnasiums Rämibühl ein Notspital für Covid-Patienten eingerichtet. Zum Glück wurde es damals ja dann nicht gebraucht.
Es gibt bestimmt noch viel mehr solcher Notfallpläne und konkreten Vorkehrungen. Aber einen Überblick darüber habe ich nicht.
Sehr gut geschrieben! Die Überlegungen aus medizinhistorischer Sicht klingen nach, berühren was ... und es wäre spannend, hier den Nebel sich noch weiter verziehen zu lassen 😊
Ich will tanzen .. Den Beitrag mag ich nicht. Es geht ja auch nicht ums Tanzen. Es geht ums Feiern wir das heute gerade in ist: Herumwackeln, sich betrinken, Kontrollverlust. Dazu die Grusel-Rahmenstory, sehr lustig.
Ja, Hauptansteckungsort Familie: Auch sehr lustig. Der Storch hat das Virus in die Familien gebracht!? Oder?
Die Zahlen zur Alterstruktur/Verteilung des Virus im Sommer sprechen eine andere Sprache. Auch da hat's den Junior*en der Storch gebracht, oder die hatten einfach Spass am sich testen lassen, gell.
Mutti: "Kevin, wo warst Du die letzte Nacht?" "Ähm, mit Daisy Duck im Wald spazieren und dann gingen wir zurück ins familiäre Umfeld. Uns macht der Wald ja nix, oder!?"
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