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Einen riesigen Vorschub für die Verschwörung-Theoretiker hat der BAG Koch geleistet - in Beisein von BR Berset – Leider!
Statt ehrlich zu sein und vom Versäumnis Masken an Lager zu legen – trotz Pandemie-Studie von 2018 – und die untätigen Behörden zu bestrafen, hat sich der fatale Koch als Maskenverhinderer aufgespielt – und damit auch gleichzeitig alle Asiaten als dumm verkauft.
Dass 600 Personen im BAG in Bern noch immer mit TeleFax hantieren, zeigt deren Unfähigkeit – Fazit: ersatzlos streichen!
Wenn wir das BAG ersatzlos streichen, dann hätten die Kantone die volle Verantwortung für das Gesundheitswesen. Wenn ich so das Desaster anschaue, welches ebendiese Kantone seit dem Sommer angerichtet haben, und dazu noch den ebenso desaströsen Steuerwettbewerb berücksichtige, glaube ich kaum, dass das zu einer nachhaltig besseren Situation führen würde.
Bezüglich der Schutz-Utensilien wäre ich etwas zurückhaltender mit den Schuldzuweisungen. Der Abbau der Pflichtlager ist ein bürgerliches Herzensprojekt, und dass es schlussendlich viel zu wenig Schutzmasken gab, hatte seinen Ursprung darin, dass Ärzte und Spitäler die Empfehlungen des BAG nicht berücksichtigt haben und ihre Vorratshaltung auf Schönwetterbetrieb optimierten. Ganz im Sinne der bürgerlichen Mehrheit im Parlament, welche unnütze Kosten um jeden Preis vermeiden will.
Meiner Erinnerung nach, sagte Daniel Koch sinngemäss, dass der grossflächige Maskeneinsatz wegen unsachgemässer Handhabung nicht sinnvoll sei, weil dadurch diejenigen, welche die Handhabung beherrschen, in Praxen, Heimen und Spitälern, dann zu wenige Masken haben werden. Nicht ganz einfach zu formulieren, wie ich gerade selbst festgestellt habe 😁
Mich irritiert es, wenn der Artikel Gehässigkeit und Besserwisserei in der Verschwörungsszene versucht differenziert herzuleiten und Sie Herr Reass sich genau auf diese Weise äussern! Was löst der Artikel bei Ihnen eigentlich aus?
Na ersatzlos ist ja auch nicht gut. Viel mehr müsste man mal einen Blick auf die Finanzen werfen und schauen, warum das BAG so wenig Geld zur Verfügung hat, wenn doch eine Pandemie die wahrscheinlichste Katastrophe ist, welche die Schweiz heimsuchen könnte.
Immerhin könnte man die Swissmedic als Teil des BAG ersatzlos streichen. Diese Stelle dient nur dazu, Medikamente (die von der ganzen EU verwendet werden!) bei uns vom Markt fernzuhalten. Sogar die NZZ am Sonntag hat schon die Frage aufgeworfen, ob es diese Institution überhaupt noch braucht. Einfachste Generika können in der Schweiz nicht verkauft werden, weil sich für diesen kleinen Markt das teure Zulassungsverfahren für die CH nicht lohnt. Gerade letzthin wurde übrigens im Fernsehen ein Medikament gezeigt, das in der Schweiz mehr als vierzig mal teurer ist als in der EU.
Sie wissen ja sicher, Herr R., dass die Bezeichnung "Lügner" ohne gerichtsfeste Beweise eingeklagt werden kann. Ich wollte es nur gesagt haben, eine Verleumdungsklage kann sehr teuer werden.
Herr R., es ist eben wie im Artikel beschrieben: die Masken sind je nach Modell und nur unter gewissen Umständen wirksam. Und angesichts der anderen Verhaltensregeln, die im Frühling eingeübt werden mussten, waren sie deutlich weniger wirksam. Versuchen Sie doch etwas differenzierter zu denken, statt so gehässig drauf los zu polemisieren.
Sehr bedenklich finde ich die Verbreitung solcher Verschwörungsmythen durch gewisse Organisationen/Vereine. Im Kanton Aargau z.B. wird die Regionalgruppe des Vereins Permakultur durch die Partnerin von Alec Gagneux, Maddy Hoppenbrowers geleitet. Für Menschen, welche sich für ein naturnahes Gärtnern interessieren, werden dort Kurse angeboten, welche z.T. auch um spirituelle Themen kreisen. Es ist ja im Sinne der Umwelt sehr zu begrüssen, dass sich immer mehr Menschen damit befassen, wie sie einen eigenen Beitrag für den Erhalt einer gesunden Umwelt leisten können. Wenn an solchen Kursen aber Leute mit verschwörungstheoretischem Gedankengut infiltriert werden (oder sich infiltrieren lassen) , finde ich das äusserst bedenklich. Dass der Verein Permakultur, welcher in seinen Statuten explizit antisemitisches Handeln ausschliesst und von sich behauptet, er sei politisch neutral, die Regionalvertretung einer solchen Person übergibt, ist absolut unverständlich. Man schaue sich nur mal die Homepage https://www.fairch.com/ an. Alec Gagneux ist Initiant der Mahnwache gegen Corona-Massnahmen und verbreitet auf seiner Homepage Videos mit abstrusesten Verschwörungstheorien und z.T. antisemitischem Inhalt. Ich denke, dass Menschen, welche sich kritisch mit Themen wie Umwelt, Gesellschaftsentwicklung, Pharma usw. auseinandersetzen (zu denen ich übrigens auch gehöre), potentiell gefährdet sind, sich solchen "Verschwörungsgurus" anzuschliessen. Und je mehr unsere Politik versagt, desto grösser wird die Anhängerschaft sein.
Ein echtes Problem wird hier angesprochen: Rechte (manchmal auch Linke), Ultranationale und andere Seelenfänger machen sich die Unsicherheit von Vielen gezielt zu nutze: sie kapern jede Demonstration, jeden Chat. Auch dagegen muss man sich wehren (wie weiss ich nicht). Permakultur an sich: super, wir brauchen Alternativen zu Pestiziden & Co. . Alternative Medizin an sich: heilend, wir brauchen viel mehr wirkliche Heilung als noch mehr Medikamente. Aber viele diese gesunden und zukunftsträchtigen Lebensbereiche sind bereits heute extrem unterwandert. Daher müssen alle, die sich heute für eine lebenswerte Zukunft einsetzen, auch sofort, klar und unmissverständlich distanzieren, wenn da hinter einer solchen Maske wieder und wieder die Fratze des Hasses sichtbar wird. Kein Kompromiss mit den Kompromisslosen!
Im Artikel bitte weiter so!
Ich oute mich als Anhänger einer weiteren Verschwörungstheorie: US Close Source Software will uns kontrollieren und sammelt unsere Daten. Leider bin ich als Anhänger dieser Theorie fast alleine, aber vermutlich sind die Auswirkungen zu wenig direkt sichtbar. Und die Lösung bedarf etwas mitarbeit des einzelnen, was die Verschwörungstheorie nicht attraktiver macht.
Ich glaube aber fest daran, dass diese Verschwörungstheorie die Entstehung von Verschwörungstheorien fördert.
Edward Snowden hat die ultimative Verschwörungstheorie als wahr entlarvt. Dass es Verschwörungstheorien gibt, heisst nicht, dass es keine Verschwörungen gibt. Sieht man in allem eine Verschwörung? Eher schwierig. Oder hat man irgendwo, bei einem bestimmten Vorgang, Fragen oder gar berechtigte Zweifel? Das ein grosser Unterschied. Letzteres gehört ja zu meinem Job. Ebenso gehören Lügen und Täuschen zum politischen Alltag, wie auch das Schüren von Verschwörungstheorien oder dem Verwenden von „Verschwörungstheorie“ als Kampfbegriff. Die Serie geht weiter. Beste Grüsse
Es kommt ein wenig darauf an, was Sie mit "will uns kontrollieren" meinen. Wenn Sie damit meinen, dass aus den von den Nutzer*innen abgeschöpfte Daten dazu verwendet werden, Profile zu bilden, welche ein "besseres" Marketing-Targeting erlauben oder als Zwischenschritt die Wertschöpfung im Verkauf dieser Daten liegt, dann ist diese Theorie schon recht gereift und auch falsifizierbar. Somit geht das von mir aus gesehen schon lange nicht mehr unter Verschwörungstheorie.
Habe mich auch gerade gefragt, ob Ihr Unbehagen gegenüber dem massiven Sammeln von Daten als Verschwörungstheorie durchgeht. Theorien zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie einen ziemlich komplizierten und unübersichtlichen Sachverhalt auf einen einfachen Nenner bringen und die Lösung gleich mitliefern. Oder nicht?
Das Informationen im grossen Stil von den USA gesammelt wird, dürfte wohl schon ein bisschen mehr sein als eine Verschwörung [1]. Wobei es da wirklich extrem schwierig wird zu beurteilen was wirklich stimmt: z.B. der chinesische Spionage chip [2] ging zwar durch alle grossen Medien, wurde aber soweit ich weiss nie gefunden....
[1] https://www.theatlantic.com/interna…ng/277855/
[2] https://www.bloomberg.com/news/feat…-companies
Hier das Copy-Paste einer Antwort von oben, da sehr ähnlich (Sie mögen entschuldigen):
Edward Snowden hat die ultimative Verschwörungstheorie als wahr entlarvt. Dass es Verschwörungstheorien gibt, heisst nicht, dass es keine Verschwörungen gibt. Sieht man in allem eine Verschwörung? Eher schwierig. Oder hat man irgendwo, bei einem bestimmten Vorgang, Fragen oder gar berechtigte Zweifel? Das ein grosser Unterschied. Letzteres gehört ja zu meinem Job. Ebenso gehören Lügen und Täuschen zum politischen Alltag, wie auch das Schüren von Verschwörungstheorien oder dem Verwenden von „Verschwörungstheorie“ als Kampfbegriff. Die Serie geht weiter. Beste Grüsse
Wenn tatsächlich Informationen im grossen Stil von den USA gesammelt werden und extrem schwierig zu beurteilen ist, was wirklich stimmt, dann entsteht doch genau ein tiefes psychologisches Bedürfnis. Und wie Nowotny sagt will man "alle Komplexität zur Seite schieben und für mich konsistente Verbindungen herstellen". Die Lösungen von digitalcourage oder die Source Code Analyse sind vielleicht für viele scheinbar zu mühsam und zu wenig attraktiv. Einfach anderen die Schuld an der eigenen Überforderung zu geben ist natürlich viel bequemer.
Und noch eine Verschwörungstheorie: Qanon ist mit Hilfe von KI Programmen systematisch herausgefiltert worden und der Grund ist, dass eine "Elite" eine andere "Elite" beseitigen will.
P.S.: Eine Möglichkeit Spionagechips oder Programm nachzuweisen, ist, die komplette Kommunikation eines Gerätes zu überwachen. Stefanie Kondik hat dies mal für einige Samsung Geräte gemacht.
Das Schlimme an den Verschwörungstheorien ist, dass sie die Diskussion über die wirklichen Probleme blockieren. So kann man heute kaum die gegen Corona getroffenen Massnahmen kritisieren, ohne sogleich zum Impfgegner und Covidioten gestempelt zu werden. Auch in dem ansonsten sehr gepflegten Diskussionsforum der Republik kann einem solches passieren.
Dabei wäre es wichtig, Massnahmen gegen die Verbreitung des Virus zu ergreifen, statt gegen die Menschen und die Wirtschaft. Denn schon im Begriff «Contact Tracing» steckt die Annahme, dass sich das Virus primär über Kontakte verbreitet. Alle nachgewiesenen Ansteckungen erfolgten aber über Aerosole. So kann man Viren auch Stunden später noch auflesen, nachdem der Verbreiter («Spreader») längst weg ist. Logisch, dass sich mehr als die Hälfte der Angesteckten nicht erinnern kann, wo sie das Virus eingefangen hatten. Man sucht ja nach Kontakten. Dabei sollte man Orte suchen.
Eine Diskussion über den Sinn der getroffenen Massnahmen zu führen, ist aber aussichtslos. Als Gegner dieser Massnahmen ist man sofort ein Leugner des Virus. Diesem Mechanismus sind auch die Politiker unterworfen, die Massnahmen ergreifen oder verschärfen. An Verschärfungen erkennt man die Nutzlosigkeit. Ehrlicher wäre es, solche Massnahmen zu beenden und statt dessen wirkungsvollere zu ergreifen. Denn Verschwörungstheorien haben genau dann Hochkonjunktur, wenn es an dieser Ehrlichkeit fehlt.
Vermehrt auf die Aerosol-Problematik aufmerksam zu machen, ist sicher eine super Idee.
Aaaber
Alle nachgewiesenen Ansteckungen erfolgten aber über Aerosole.
Ist eine sehr grosse Behauptung. "Citation needed."
Wenn Aerosole eine Rolle spielen, dann spielen zwangsläufig Tröpfchen und naher Kontakt auch und noch eine grössere Rolle (Stichwort erhöhter "viral load").
Ich beziehe mich auf Heinsberg, Ischgl, Tönnies, den Gottesdienst im Elsass, den Flug nach Auckland, Trump's Siegesfeier für die neue Bundesrichterin, div. Chöre in Österreich. Meist hat man erst nach längeren Studien bemerkt, dass die Leute, die sich angesteckt hatten, gar keinen Kontakt (15 Minuten face-to-face mit weniger als 1.5m Abstand) zueinander hatten.
Die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem Kontakt mit einem positiv Getesteten anzustecken, beträgt ca. 15%; mit Masken 12%. Für einen R-Wert über Eins muss da ein Infizierter sozial ganz schön aktiv sein. Nur 6% der in Quarantäne Gesteckten wurden innert Frist positiv getestet, und weniger als 1% der aus Risikogebieten Eingereisten (Quelle: BAG). Obwohl also Kontakte epidemologisch bisher kaum eine Rolle spielten, konzentriert man sich auf Massnahmen zur Kontaktvermeidung. Das bleibt schwer verständlich.
Vielleicht ändert die neue «englische» Mutation etwas. Dazu ist noch nichts bekannt.
Erst einmal vielen, herzlichen Dank an Daniel Ryser für die gefühlt zwei spannenden Artikel pro Woche.
Trotzdem finde ich, auch zu dem Thema wurde das Gleiche oft genug geschrieben in den letzten Monaten. Ich kenne mehrere Menschen, die in solchen Chatgruppen verkehren und unsicher sind, was sie von der ganzen Geschichte halten sollen.
Was mir auffällt ist, wie sehr sich der Grundton von Autorinnen, welche vermutlich selber mit Verschwörungstheoretikern bekannt oder befreundet sind - z.B. Bettina Dyttrich von der Woz - von dem anderer Journalisten unterscheidet. Und wie wenige Medienschaffende der ersten Kategorie angehören.
Der Ton bewegt sich im Allgemeinen zwischen aufklärerisch-kritisch und hämisch-verachtend. Während dieselben Schreiberinnen auf die "wachsende Kluft" und die "verschiedenen Realitäten" Aufmerksam machen..
Dabei gäbe es zu vielen Verschwörungs-theoetikerinnen und Menschen, die bloss unsicher und verängstigt sind, grosse Überschneidungen (solange man nicht tatsächlich den abgehobenen Globalisten angehört. Zwinkersmiley). Schade.
Sehr geehrter Herr V., danke für Ihre Rückmeldung und bitte schöne Grüsse an Bettina Dyttrich, die ich schreiberisch ausserordentlich schätze. Ich finde absolut, dass man differenzieren muss. Zwischen Menschen, die zweifeln. Oder Menschen, die Angst haben. Oder Menschen, die berechtigterweise punktuell eine Verschwörung wittern. Und aber Menschen, die hinter allem eine Verschwörung sehen und für Argumente und Fakten nicht mehr erreichbar sind, und Menschen, die dann sogar andere mit dem Tod bedrohen, weil diese ihren Verschwörungsglauben in Zweifel ziehen. Wir versuchen das alles in den kommenden Folgen zu entschlüsseln. Beste Grüsse, DR
P.s: Das soll nicht heissen, dass der Autor nicht auch sehr viel Wertvolles zur Diskussion beisteuert.
Z.B. etliche Artikel im vergangenen Jahr, welche sich in der Themensetzung stark abhoben und Recherchen und Interviews, die tatsächliche Verschwörungen ins Zentrum rückten.
"Wahre Verschwörungen" z.B. die Affäre Assange sollten mmn bedeutende Implikationen auf unser Weltbild haben, werden aber oft schnell wieder aus der allgemeinen Wahrnehmung verdrängt. Spannenderweise sind es oft gerade die Aluhüte, die an CIA Putsche und ähnliches erinnern.
Guter Artikel und mir gefällt, was die Frau Nowotny sagt. Mit einer Ergänzung: mMn hat nicht die Politik die Übersetzungsarbeit zu leisten zwischen Wissenschaft und Bevölkerung. Ich halte diese Scharnierfunktion für eine Aufgabe der Medien, und wichtiger, als mit erhobenem Zeigefinger endlos über tatsächliche oder angebliche Fehler der Politik zu lästern und 'die Wissenschaft' von jeder Kritik auszusparen. Das ist klassische Schwarz-Weiss-Malerei. In einer solchen Krise wäre mMn Vermittlung wesentlicher als Hetze.
Ich bin mit der Vermittlung völlig einverstanden. Aber seien wir ehrlich: ist Einordnung und Erklärung, immer und immer wieder, nicht doch ein grosser Teil dessen, was Medien wie SRF zB seit Anfang gemacht haben? Wir sehen Dutzende Artikel zu Spitälern, Sterben, Behörden, Steuern/Schulden, Impfungen, etc pp.
Trotzdem wird nichts davon akzeptiert, alles ist "Mainstream" und "Fake". Was soll an dem Punkt noch gemacht werden, wenn die Leute nichts mehr glauben?
Ich habe nicht davon geredet, Herr W., Leute, die überall Verschwörungen wittern, eines Besseren zu belehren. Das halte ich für relativ aussichtslos, aber auch nicht unbedingt für nötig. Solange man keine Gewaltphantasien hegt, darf aus meiner Sicht jede* glauben, was er oder sie will. Ich habe einen Punkt von Frau Nowotny herausgegriffen und meine Meinung dazu geäussert.
Patentrezepte sind generell nicht so mein Ding, aber wenn ich eines hätte, dann am ehesten: zuhören, zuhören, und noch einmal zuhören.
Übersichtlicher Artikel der alt gehörtes kompakt zusammenfasst.
Und bevor ich dazu eine Anmerkung habe, werde ich mich noch "outen" .
Ich stehe in dieser Diskussion momentan in der Mitte. Ich habe nie an die Corona Verschwörungstheorien geglaubt, sie aber auch nie belächelt, sondern immer probiert einen Konsens zu finden, weil ich daran glaube, dass Spaltung Gift für unsere freie Gesellschaft ist. Die Gegenseite scheint aber selber oft nicht an einem ehrlichen Austausch interessiert zu sein und lässt ihrem Hass freien Lauf. Nun, nach einem längeren Gespräch mit einem Familienmitglied welches das Verschwörungsweltbild in seinen Grundsätzen einverleibt hat, erkenne ich einen "Unterbau" an Gedanken, Theorien und Glauben welche schwer sind als kompletter Irrsinn abzutun. Deswegen hat sich für mich eine Tür zur anderen Seite geöffnet. Gerne würde ich diese wieder schliessen, denn die Konsequenzen die dort warten gefallen mir nicht. Vielleicht finde ich hier dazu ein paar einleuchtende Gedanken in anregenden Diskussionen
Nun zu meiner Anmerkung zum Artikel: Das psychologisieren der Gegenseite erachte ich als schwierig wenn es in die Argumentation eingebaut wird. Genauso gut könnte man sagen, dass das pauschale abstempeln der Opposition als Spinner und Aluhutträger vorallem dazu dient, deren Theorien abzuwerten und nicht für voll zu erachten, nur um sich nicht damit ernsthaft beschäftigen zu müssen. Der Grund dafür erscheint psychologisch klar: Würde man diese Theorien für voll nehmen, könnte man nicht mehr sorglos durch die Welt schreiten, wäre einer bedrohlichen Welt ausgeliefert, müsste sich aus der Komfortzone bewegen und müsste am ende des Tages sogar noch Handeln, denn solch ein schlimmer Zustand der Welt ist keinem erträglich. Und in der finalität würde einem dieses Handeln aus der breiten Gruppe der Gesellschaft ausstossen. Deswegen, nehmen die meisten den sicheren Weg und befriedigen ihr Grundbedürfniss nach Sicherheit indem sie die Gegenseite einfach als Spinner abtun.
(Sie sehen, diese Art und Weise der Diskussion dient nur dazu die Gegenseite als unglaubwürdig darzustellen und nicht der Wahrheit )
Was denken Sie?
A propos Spaltung der Gesellschaft: Einen Grundkonsens braucht es aber schon für den Dialog: die wissenschaftliche Haltung, also die Bereitschaft, die eigenen Erkenntnisse in Frage stellen zu lassen, bleibt unentbehrlich. in diesem Punkt gibt es keine „mittlere Position“. Verschwörungstheoretikern scheint es genau daran zu fehlen: Ihr Glaube duldet keine kritischen Fragen. Ich weiss, dass ich (noch) nichts bzw zuwenig weiss, scheint ihnen wie vielen Gläubigen fremd zu sein.
Vielleicht finde ich hier dazu ein paar einleuchtende Gedanken in anregenden Diskussionen
Das dürfte schwierig sein, da sie nicht darauf eingehen was es denn für ein "Unterbau" ist.
Würde man diese Theorien für voll nehmen, könnte man nicht mehr sorglos durch die Welt schreiten, wäre einer bedrohlichen Welt ausgeliefer
Naja, auch wenn man dem (nennen wir es mal so) Mainstream folgt, ist die welt ja durchaus eine bedrohliche. Coronavirus und Klimakrise grüssen. Mir scheint eher das Gegenteil der Fall: Durch die Verschwörung wiegt man sich in einer falschen Sicherheit und kann so unbeschwert durchs Leben gehen, es ist ja eh alles die Schuld von George Soros
Ich bin mit Ihnen, Verschwörungstheorien liefern ein Feindbild, eine projektionsfläche, das schaffen eines Feindes kann durch seine Klarheit paradoxerweise Sicherheit sugerieren. Im ersten Moment. Im zweiten müssten wir uns aber fragen was für Menschen das sind die zu solchem fähig sind.
Damit kommen wir zum Unterbau. Es ist meines Wissens Wissenschaftlich erwiesen, nageln sie mich nicht daran fest, das unser System den Egoismus im Menschen fördert. Definitiv erwiesen ist das die Chefettagen überdurchschnittlich viele Narzissten und erfolgreiche Psychopathen beherbergen. Erwiesen ist auch das Psychopathen durchaus erschreckend bösartig sein können. Es gab sie immer, diejenigen die dachten ihre Ideologie den anderen auzuzwingen zu müssen. Das ist ein Fakt, der nicht zu leugnen ist. Nicht zu leugnen ist auch der Fakt das Corona inzwischen von einem gesundheitlichen Problem zu einem politischen mutiert ist. In der Schweiz ist dies weniger ein Problem als in totalitären Staaten in denen die Massnahmen auch ein Instrument darstellen, politische Anliegen aus niederen Motiven zu legitimieren.
Wenn wir dies akzeptieren, erscheinen gewisse Dinge in einem anderen Licht. Und eröffnet spielraum für gewisse Ansätze. Und da gilt es äusserst genau zwischen Annahmen und Fakten zu unterscheiden. An ihren Taten sollt ihr sie messen. Im Namen der Demokratie. Oder so. Freue mich auch weitere Diskussionen.
Rundheraus, Frau oder Herr n z: Ich denke genau wie Sie. Stehe ratlos davor. Mut macht mir immerhin ein Konsens, deren Vertreterinnen auf beiden Seiten & ausserhalb dieser "Front" zu finden sind: Eine neue Weltordnung ist fällig. Wie sie aussehen wird, darüber besteht keine Einigkeit, noch nicht. Die einen reagieren mit Panik &, die anderen mit Tatendrang. Aber auf beiden Seiten, und ja, ausserhalb, höre ich die Aufforderung zu Wut, Mut und Liebe. Das ist für mich die interessanteste Beobachtung überhaupt. So beschloss ich, mich nicht verschrecken zu lassen, sondern mich auf grosse Veränderungen vorzubereiten. Und meine verbleibenden Lebenstage mit sinnvollem Tun zu füllen. Wer nicht im Besitz der Wahrheit ist, kann auch keine verbreiten.
Der Text wie auch die Diskussion: anregende Lektüre.
"Die Wissenschaft habe in kurzer Zeit grosse Fortschritte gemacht, die Politik aber schaffe es nicht, diesen Prozess für die Öffentlichkeit zu übersetzen." "Die Politik", die Wissenschaft, die Öffentlichkeit – das klingt nach Monolithen. Was sie noch nie waren, am wenigsten jetzt. "Die Medien" fehlen noch in der Aufzählung.
Dass Politik wie Medien als Fachtext-Übersetzer scheitern hat seinen Grund. Ein Politiker, der sich hinstellt mit "ich weiß es auch nicht, wir probieren das jetzt einfach" muss um seine Wiederwahl fürchten. Er ist außerdem nur innerhalb der Glaubensgrundsätze seiner Partei beweglich. Und auch Medien scheitern als Übersetzer. Zum einen, weil Newspaper oft zu Viewspapern geworden sind: Sie bedienen die Auffassungen ihrer Klientel. Zum anderen: "heute gibt es mal nix zu verkünden zu Corona" widerspräche dem Geschäftsmodell. Die Klicks von Corona-Skeptikern haben den gleichen monetären Wert wie die der anderen.
Weltumspannende Verschwörungen? Gesellschaft und Wirtschaft sind laut Chaostheorie komplexe adaptive Systeme, deren Verhalten sich nicht prognostizieren lässt. Das finde ich plausibel. Woran ich aber glaube: Dass manche Akteure besser als andere auf Verwerfungen eingestellt sind und sie nutzen.
Fehlender Absatz, wegbrechende Märkte, aufgekaufte Konkurrenz – was DDR-Betrieben passiert ist, ist für viele Unternehmen jetzt als Resultat der Lockdown-Maßnahmen Drohung oder bereits Realität. Und wie es bei der BRDigung der DDR-Ökonomie war, wird auch das Siechtum der Wirtschaft durch Corona barmherzige Samariter finden, eigennützige Krankenhelfer sowie Leichenfledderer.
Für mich eine weitere Lehre aus dem Untergang des DDR-Systems: Die hysterische öffentliche Suche nach Schuldigen (wie von Verschwörungstheoretikern gern zelebriert) führt oft in Sackgassen. Und während interessierte Kreise in der dunklen Gasse empört mit immer neuen Stasi-Akten wedeln, reißt sich derweil gleich nebenan auf der Schlossallee jemand unbemerkt fürn Appel und’n Ei die besten Villen unter den Nagel.
Die Chinesen? Während italienische Krankenhäuser unter Corona kollabierten, kam erste Hilfe nicht etwa aus Deutschland. Es waren China, Russland und Kuba, die Technik und Ärzte schickten. Das Investigativ-Team der gebührenfinanzierten Tagesschau fand heraus, dass Russland damit womöglich eigene Zwecke verfolgt. Sensationell! Den Italienern wird es wumpe gewesen sein.
Das wäre mein Anspruch an "die Medien", wenn der ganze Kladderadatsch vorbei ist: zu gucken, wo die Villen gelandet sind.
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an (den auch oft Verschwörungstheoretiker ansprechen): Es gibt Leute/Unternehmen/Institutionen, die von Katastrophen monetär oder sonst wie profitieren. Manchmal direkt: Es gibt auf einmal eine Nachfrage nach etwas neuem was vorher nicht interessant war (zB Sicherheit vor Terroranschlägen).
Und oft indirekt: Bestehende Dynamiken und Strukturen gehen zugrunde und werden von neuen ersetzt, so gibt es neue Gewinner und Verlierer, die es bei einem Status-Quo nicht gegeben hätte.
Leider ist die Geschichte voll von künstlich geschaffenen Katastrophen (wie Regierungsumstürze, Attentate und Kriege) und können manchmal nicht von organischen unterschieden werden. Wurde die Revolution jetzt von aussen angezettelt oder ist die hiesige Bevölkerung wirklich so unzufrieden? Oft ist es eine Mischung von beidem.
Verschwörungstheorien bauen da noch zusätzliche Zweifel ein: War 9/11 nur von Saudi Terroristen in Afghanistan geplant oder wurden sie vom CIA beauftragt/gezahlt? Oder wurden die Türme gar von der Regierung gesprengt? Da hilft natürlich nicht, dass die Taliban ursprünglich an die Macht kamen, um für die USA gegen die Sowjets zu kämpfen.
Oft geht das so weit, dass selbst Naturkatastrophen kein Zufall mehr sind: So muss HAARP für alle möglichen Katastrophen herhalten.
Wenn man dann am Schluss profitabel war, kommen (manchmal) gerechtfertigte Zweifel auf. Dabei müssen wir uns aber bewusst sein, dass unser System extrem flexibel ist und darauf ausgelegt ist auch mit radikalen Veränderungen zurecht zu kommen oder gerade deswegen so erfolgreich ist. So wird es IMMER Profiteure geben. IMMER. Die Frage ist natürlich, ob das Zufall oder Absicht war und ob der Profit unter unserer Vorstellung von Fairness erlangt wurde.
Wenn man den Vortrag von Paul Schreyer zu den Pandemie-Planspielen zur Kenntnis genommen hat, kommt einem der Beitrag von Frau K. nur noch elitär, dilettantisch oder dumm vor. Investigativer Journalismus sieht für mich jedenfalls aus. Für mich gehören solche Beiträge zum Mainstream-Journalismus und die Republik macht sich damit überflüssig. Wen’s interessiert, hier der Link, es lohnt sich: https://youtu.be/SSnJhHOU_28
Mami, ich habe einen gefunden!
Als, ernstzunehmendere Antwort: Ich würde schwer hoffen und sogar erwarten, dass Bio-Risk seitens Regierungen Beachtung, Ressourcen und auch Übungen erhält. Es ist eine der absolut grössten Gefahren der heutigen Zeit.
danke Papi, ich habe ganz vergessen, dass du für die Pharma arbeitest, und danke für die Erklärung, dass unsere (selbsternannte) Elite uns retten will vor dem, was sie uns zuvor eingebrockt hat, viel Glück mit dem „Great Reset“ oder sollte es heissen „Great Desaster“?
Ich habe mir den Vortrag vor ein paar Tagen aus Interesse für die Vorgehensweise des Redners angeschaut. Und ich muss sagen: Paul Schreyer trifft immer wieder (unbelegte) Annahmen, verknüpft diese mit belegten Fakten und zimmert sich daraus am Schluss eine Erklärung. Dann wird wie so häufig (à la Ganser) zum Schluss eine Frage in den Raum gestellt. Man wolle ja nur hinterfragen, das sei ja wichtig. Aber wie und wem ist denn damit geholfen? Meine Antwort: Die vermeintlichen Erklärungen geben dann doch einfach Sicherheit. Um das jeweilige Thema geht es doch primär gar nicht. Wenn dieser Republik-Artikel denn auch wirklich so dumm ist: Widerlegen Sie diese Aussagen. Sie, Herr Huwiler, bestätigen meiner Meinung nach den Republik-Artikel. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Studie der Universität Basel zur Coronaprotestbewegung:
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/Ne…-fern.html
Die Bewegung der Coronakritiker und -kritikerinnen ist intern heterogen. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass es sich mehrheitlich um gebildete Angehörige der Mittelschicht handelt. Es handelt sich um eine relativ alte und relativ akademische Bewegung.
Zitate im Artikel:
würden «grosse Teile dieser Verschwörungsideologien ein ganz massives Hasspotenzial» bergen
Und wütend sind sie, das zeigt sich, wenn man einen Blick in die unzähligen Telegram-Chats mit Zehntausenden Mitgliedern wirft, in denen sich diese Szene in den vergangenen neun Monaten austauscht.
in dieser Krise, zeigt sich auch, dass dieses wissenschaftlich-kritische Denken viel weniger in der Bevölkerung verankert ist als angenommen
Ich muss alle Komplexität zur Seite schieben und für mich konsistente Verbindungen herstellen, und dann lande ich bei dem, was wir heute an Verschwörungstheorien haben.
Und obwohl ein erheblicher Teil der Anwesenden überzeugt ist...
Wozu die Spekulationen, Interpretationen und Urteile?
Der Autor erstellt durch Selektion und Zusammenstellung von Fakten und Zitaten eine subjektive Version einer "Szene".
Wie jedes Historienbuch durch gewählte Abfolge vom Autor auch nur Version ist.
Der Ansatz des Autors eine "Szene" abzubilden:
hasserfüllte Telegramm Nutzer
implantieren der Q Anon Geschichte
primitive Frauenhasser
Rechtsradikale
Ist teilweise erschreckend existent, aber nur ein Teil und einseitig.
Die Studie der Uni Basel wirft ein anderes Licht. Wie unbequem.
Demonstranten sind nur öffentlicher Teil der Spitze des Eisberges.
Die meisten halten hinter dem Berg, weil sie das nicht sind.
Telegramm Nutzer sind meist jüngeren Jahrganges.
Q Anon Glaube z.B. ist kaum übertragbar auf die Schweiz.
Der Versuch deutscher Journalisten die Demonstranten als Rechtsradikale abzustempeln spielte den nur zu.
Der Versuch ein Quadrat nach dem nächsten abzuarbeiten endet bei einem grossen Viereck.
Eine solche Vorgehensweise mit selektivem zusammenzimmern von gewünschten "Fakten" sehe ich im Moment eher bei der aktuellen Impfstrategie und darauf aufbauend die sich abzeichnende Diskriminierung der Bevölkerung ohne Impfung:
Die WHO legte anlässlich der Verfügbarkeit des ersten Impfstoffes temporär ( s. [1] vs [2] vs [3] ) vom 13.11.2020 bis zum 30.12.2020 die Grundlage für die Alleingültigkeit der Impfung zu Erreichung von Herdenimmunität [2]:
“‘Herd immunity’, also known as ‘population immunity’, is a concept used for vaccination, in which a population can be protected from a certain virus if a threshold of vaccination is reached.”
Auf dieser Grundlage, die eine anhaltende Immunität durch natürliche Sars-Cov-2 Infektion verneint, baute die Rechtfertigung zur Diskriminierung der nicht-Sars-Cov-2 geimpften Bevölkerung auf. Die australische Fluggesellschaft Qantas preschte da als eines der ersten Unternehmen vor.
Diese kuriose temporäre Definition von Herdenimmunität der WHO war konsistent in vielen Studien schon länger widerlegt.
Der Artikel von Peter F. Mayer, Wissenschaftsjournalist, fasst die vorliegenden Forschungsergebnisse zusammen:
https://tkp.at/2021/01/08/risiko-ei…-existent/
[1] Snapshot 12.11.2020:
https://web.archive.org/web/2020111…9-serology
[2] Snapshot 14.11.2020:
https://web.archive.org/web/2020111…9-serology
[3] Snapshot 31.12.2020:
https://web.archive.org/web/2020123…9-serology
Danke für den Hinweis. Die Präsentation von Paul Schreyer ist erfrischend authentisch, in freier Rede - entlang den "Slides". Kein starrer Blick in einen Teleprompter. Kein Ablesen von vorbereiteten "Statements" wie an den BAG/BR Medienkonferenzen. Man spürt unmittelbar, der hat wirklich recherchiert und weiss, wovon er spricht. Genauso wie die Republik bei der SNB-Recherche, ohne Furcht vor Repression.
😁lustig, ich scheine ein Disklike-Abo zu haben. Immer genau 3 Minuten nach einem Posting ein Dislike. Ein cron-job?
Liebe Republik, ich habe immer noch Mühe mit dem Verständnis der Begrifflichkeit von Verschwörungstheorie bzw. Verschwörungsglaube von den Herren Barkun & Butter oder auch von Frau Brockschmidt. Sie beziehen sich alle auf Trump, Covid-19, 9/11, Soros, big Pharma oder so ähnlich.
Es sollte doch möglich sein, eine Definition zu finden die den Sachverhalt umschreibt, definiert und nicht von bestehenden Geschichten abhängig ist. Zuerst bitte eine sachliche neutrale Definition festlegen und anschliessend an Beispielen erläutern und nicht alles miteinander vermischen. Denn es wird bestimmt wieder neue Verschwörungsrichtungen geben, welche nichts mit den zuvor erwähnten Gegebenheiten zu tun haben.
Ich versuche dies mit einem anderen Beispiel zu verdeutlichen. Georg W. Bush hatte sich mit seinem Kabinett gegen den Iraq verschworen. Er erstellte eine Verschwörungstheorie die besagte der Iraq hätte chemiche Kampfstoffe. Später wurde seine Verschwörungstheorie widerlegt und als Lüge oder nett gesagt als Irrtum verstanden. Auf diese Art von Verschwörung finde ich die Definition von Barkun, Butter & Brockschmidt nicht passend.
Da es eine längere Serie über Verschwörungsglaube in der Republik gibt, ist eine leichtverständliche und klare Definition von Verschwörungsglaube ein zentrales Element. Ich wäre Euch für eine bessere, neutralere und logischere Definition echt dankbar.
Sehr geehrter Herr K., wir sind ehrlich gesagt der Meinung, dass der Begriff Verschwörungstheorie nach wie vor der passende Begriff ist. Tatsächlich gehen die Meinungen von Foscherinnen heute auseinander. Die einen sagen, Mythen wäre präziser, da es sich letztlich um solche handelt, andere sagen, nein, die Theorie sei dennoch präziser für einzelne Konstrukte. Andere sagen, wer überall eine Verschwörung sieht, ist letztlich ein Gläubiger. Und da sind wir dann beim Verschwörungsglauben, der dann sicher treffend ist, wenn überall die Verschwörung lauert. Selbst da aber gibt es Forscherinnen die der Meinung sind, der gute, alte Begriff treffe es am besten. Wir haben uns entschieden, den einzelnen Quellen die Begriffshoheit zu lassen, wenn wir sie zitieren, da die Forschung sich nicht einig ist. Wir selber setzen, vor allem wenn es sich auf einzelne Verschwörungskonstrukte handelt, weiterhin auf Verschwörungstheorie, weil damit klar ist, was gemeint ist. Und zudem werden wir in einer späteren Folge noch konkret auf das Phànomen eingehen, wie es sich verändert hat. Warum es sich verändert hat. Was letztlich dann auch eine Auseinandersetzung mit dem Begriff bedeutet.
Betreffend der Regierung Bush: Ist es denn, wenn man sich offensichtlich verschwört, überhaupt eine Verschwörungstheorie? Oder eben keine Theorie mehr, sondern eine Verschwörung? Die erfundenen Beweise, die US-Aussenminister vor der UNO präsentierte, waren in meinen Augen exakt das: Eine aufwändig konstruierte Verschwörungstheorie im Rahmen einer Art Verschwörung, den Irak angreifen zu können. Beste Grüsse, DR
Herzlichen Dank für die ausführliche Erklärung. Zumindest ist mir jetzt klarer aus welcher Perspektive Ihr das Thema behandelt. Wie so oft, liegt die Herausforderung in den Details. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: "Im Detail liegt der Teufel".
Bin gespannt auf die kommenden Folgen. Merci !
Danke für die ausführliche Antwort und den vorangegangenen Beitrag von U. K.. Der Blick "hinter die Kulissen" der spannenden Artikelserie ist erhellend. Freue mich auf die Vortsetzung.
First Things First: Danke für die Serie. Sie haben sich da ein sehr interessantes Thema ausgesucht. Ich freue mich auf alles was noch kommt.
Mich befriedigt aber der Text, sowie die Diskussion um Verschwörungstheorien und deren Anhänger nicht ganz. Besonders die Definition von Verschwörungstheorien erschliesst sich mir nicht vollständig. Ich finde hier müsste man besser differenzieren. Es ist einfach, kritisch denkende Mitmenschen als Verschwörungstheoretiker abzutun. Das beendet jede Diskussion und ist nicht konstruktiv. Ich verstehe aber viele Voten, denn auch ich habe Personen in meinem Umfeld, welche in verschiedene Themen abgetaucht sind und keine objektive Diskussion mehr zulassen.
Ich persönlich wurde auch schon als Verschwörungstheoretiker betitelt. Ich würde mich aber nicht als radikalisiert oder als nur in meiner Filterblase lebend bezeichnen. Ich unterstützte die Wissenschaft und das Wissenschaftliche vorgehen voll und ganz. Ich glaube auch an unser Gesellschaftliches Fundament, an Fakten und an den Rechtsstaat.
Trotzdem bin ich überzeugt, dass es Theorien gibt, welche zu schnell als Verschwörungstheorie abgetan werden. Ich stelle mir und jetzt auch ihnen folgende Fragen:
Was ist eine Verschwörungstheorie, wenn sie sich bewahrheitet? Immer noch eine Verschwörungstheorie?
Was kann man tun, damit eine Theorie nicht bewusst als Verschwörungstheorie diffamiert wird?
Wer entscheidet was eine Verschwörungstheorie ist und was nicht?
Ab wann ist man ein Verschwörungstheoretiker?
Ist es gerechtfertigt, mich als Verschwörungstheoretiker zu diffamieren aufgrund untenstehendem Beispiel?
Beispiel:
Seit 9/11, als ich im TV den Einsturz der beiden Türme und dem Building 7 mitverfolgen konnte, habe ich mich gefragt, wie viel zusammenpassen muss, dass drei Gebäude wie Kartenhäuser in dieser Art einstürzen. Mein innerer Impuls kam damals ganz einfach von meinem physikalischen Verständnis, welches mir durch meine Grund-, Mittel- und Hochschulausbildung vermittelt wurde. Das ist jetzt natürlich keine Wissenschaft, sondern einfach mein persönliches Erlebnis.
Bis heute regt sich in mir Wiederstand zu glauben, dass die offizielle Theorie betreffend 9/11 vollumfänglich stimmt. Wichtig ist, ich spreche hier nicht von allen Theorien, welche rund um 9/11 konstruiert wurden. Ich spreche nur von drei Türmen, welche auf diese Art eingestürzt sind und einem 9/11 Commission Report, in welchem von Anfang an wichtige Teile fehlten und welcher schon einige Male korrigiert werden musste. Nicht zuletzt aufgrund Untersuchungen der Organisation Architects & Engineers
(https://www.ae911truth.org/). Diese Arbeitet aus meiner Sicht nach wissenschaftlichen Grundsätzen.
Lieber C. K., Sie schreiben «Besonders die Definition von Verschwörungstheorien erschliesst sich mir nicht vollständig». Gerne würde ich näher auf diesen Punkt eingehen, da dieser sozusagen die Basis für die weitere Diskussion bildet.
Zur Definition seien die wesentlichen Punkte von Brockschmidt, Butter & Barkun herausdestilliert.
Brockschmidt: Agonaler Dualismus
Gnostizismus/Manichäismus: ein Weltbild, wo es nur noch Gut und Böse geben kann
Schmitt’sches Freund/Feind-Dichotomie: Jemand, der Kritik äussert, kann nur auf der Gegenseite stehen
Binäre Logik: Graustufen gibt es nicht, und deswegen gibt es auch keine Neutralität
Inklusion/Exklusion nach Loyalität: Entweder seid ihr mit mir oder gegen mich: jemand, der meinen Verschwörungsglauben kritisiert, muss automatisch Teil dieser Sache sein
Kommunikationsunterbruch und Konflikteskalation: Wenn jede Kritik automatisch bedeute, dass das Gegenüber zu den Bösen zähle, gebe es keine Diskussionsgrundlage.
Selbst-Immunisierung: Dieses Denken schützt mich als Verschwörungsgläubigen auch davor, mich wirklich mit Kritik an meinem Glauben auseinandersetzen zu müssen.
Selbst-Konsolidierung: Der soziale Zusammenhalt in solchen Gruppen wächst immer weiter.
Butter bzw. Barkun: Spekulativer Holismus
Erstens: Nichts geschieht durch Zufall. Alles wird geplant von einer Gruppe.
Zweitens: Nichts ist so, wie es scheint. Man muss immer hinter die Kulissen blicken, um zu erkennen, wer wirklich die Strippen zieht.
Drittens: Wenn man das mal getan hat, erkennt man, dass alles miteinander verbunden ist. Dass es Verbindungen gibt zwischen Personen, Ereignissen, Institutionen, die man sonst niemals für möglich gehalten hätte und die erst Sinn ergeben, wenn man eine Verschwörung annimmt.
Nowotny: Kontingenzbewältigung durch Komplexitätsreduktion
Wissenschaft ist organisierter Skeptizismus. Fragen und Zweifel sind wichtig
Wissenschaft kann sehr gut mit Ungewissheit umgehen.
Politik und Gesellschaft hingegen verlangen nach absoluten Gewissheiten.
Die Folge ist Verunsicherung
Die Menschen retten sich aus der entstandenen Verwirrung und Verunsicherung, indem sie sich ihre eigenen Theorien zusammenbauen oder diejenige übernehmen, die ihnen in den Social-Media-Blasen, in denen sie verkehren, präsentiert werden.
Die Leute suchen letztlich immer nach einem geschlossenen Bild, wo alles in einer konsistenten Sichtweise zusammenhängt
Tiefes psychologisches Bedürfnis: Ich will wissen, wie die Dinge zusammenhängen. Und das kann ich in der heutigen Welt, die so komplex und global geworden ist, nur mit starken Vereinfachungen.
vorwissenschaftlichen Weltbild. Beim Aberglauben.
Gerne würde ich Sie nun fragen, was genau sich Ihnen nicht vollständig erschliesst. Und welche Eigenschaften Sie für eine vollständigere Definition von Verschwörungsmythen vorschlagen würden.
Zuletzt fragen Sie:
Ist es gerechtfertigt, mich als Verschwörungstheoretiker zu diffamieren aufgrund untenstehendem Beispiel?
Das ist eine interessante Versuchsanlage. Dröseln wir das mal auf:
Ereignis: «Seit 9/11, als ich im TV den Einsturz der beiden Türme und dem Building 7 mitverfolgen konnte»
Skepsis/Forschungsfrage: «habe ich mich gefragt, wie viel zusammenpassen muss, dass drei Gebäude wie Kartenhäuser in dieser Art einstürzen.»
Grund zur Skepsis Vorwissen/Ad-hoc-Theorie: Mein innerer Impuls kam damals ganz einfach von meinem physikalischen Verständnis, welches mir durch meine Grund-, Mittel- und Hochschulausbildung vermittelt wurde. Das ist jetzt natürlich keine Wissenschaft, sondern einfach mein persönliches Erlebnis.
Bis hierhin sehe ich keine Gründe, Sie als Verschwörungsgläubigen zu bezeichnen.
Eine zur damaligen Zeit unbekannte Verkettung komplexer Prozesse führte zu einem Ereignis, das höchst unwahrscheinlich war, ja «aus dem Nichts», wortwörtlich «aus heiterem Himmel» zu kommen schien, und daher als Kontingenzerfahrung «unglaublich» erschien. Und dazu noch hochemotional aufgeladen war. Viele sagten sich damals: «Ich glaube nicht, was ich sehe!» – während sie wie gebannt wieder und wieder auf die immergleichen Bilder im Fernsehen starrten.
Das dramatische Ende dieser Katastrophe war der Kollaps der drei WTC-Hochhäuser (in Wahrheit von noch mehr). Und die ungläubige Frage: «Wie konnte das passieren? Das ist doch nicht möglich!» – und: «Das sieht ja aus, wie die Fernsehbilder von Abrissen mithilfe von kontrollierten Explosionen!»
Dieses Nicht-glauben-können wird gestützt durch das eigene ungenügende Vorwissen. 99.9999% der Menschen sind weder Baustatiker*innen, Architekt*innen oder Ingenieur*innen usw.
Ereignis wie Ende bleiben «unerklärlich».
Es herrschte also höchste Ungewissheit über ein komplexes Ereignis, das weltweit hohe Verunsicherung auslöste.
Ein persönliches Erlebnis, das von vielen geteilt worden ist und daher in dieser Hinsicht noch nichts Aussergewöhnliches.
Skepsis gegenüber der «offizielle Theorie»: Bis heute regt sich in mir Wiederstand zu glauben, dass die offizielle Theorie betreffend 9/11 vollumfänglich stimmt.
Hier wäre nun (selbst-)kritisch zu fragen, aus welchen spezifischen und konkreten Gründen sich bei Ihnen Widerstand regt, Sie nicht «glauben» können, dass sie «vollumfänglich» stimmt. Sind es rein sachlich-wissenschaftliche, sprich empirische Gründe? Wenn ja, welche? Oder ist der Grund eine implizite (Vor-)Annahme? Wenn ja, welche?
Prinzipiell stellt sich hier die Frage: Kann für ein derart «unglaubliches» und ausserordentliches Ereignis jemals eine banale Erklärung «glaubwürdig» sein? Oder gilt das Prinzip: Je unwahrscheinlicher das Ereignis, umso unwahrscheinlicher muss die Ursache sein?
Abgrenzung: Wichtig ist, ich spreche hier nicht von allen Theorien, welche rund um 9/11 konstruiert wurden.
Hier scheinen Sie sich von politischen Verschwörungsmythen à la «Insider Job» oder «False Flag Operation» der CIA etc. abgrenzen zu wollen. Und sich auf eine scheinbar rein wissenschaftliche Ebene der Physik, Baustatik und Forensik zu begeben.
Kritik der «offiziellen Theorie»: Ich spreche nur von drei Türmen, welche auf diese Art eingestürzt sind und einem 9/11 Commission Report, in welchem von Anfang an wichtige Teile fehlten und welcher schon einige Male korrigiert werden musste.
Dass im Untersuchungs-Prozess die Erklärung «einige Male korrigiert werden musste» und zu Beginn «wichtige Teile fehlten» ist an und für sich normal für jede wissenschaftliche Forschung. Kein Bild ist vollständig, immer werden im Puzzle Teile fehlen. «Wissenschaft ist organisierter Skeptizismus», wie Nowotny sagt.
Was genau an diesem Prozess macht ihn also unglaubwürdig? Welche Teile fehlten und welche Korrekturen konkret machen ihn unglaubwürdig? Der Prozess der Revision an sich kann, wie oben angemerkt, es ja nicht sein. Oder sind es bestimmte Akteure im Prozess. Wenn ja, welche?
Nicht zuletzt aufgrund Untersuchungen der Organisation Architects & Engineers (https://www.ae911truth.org/). Diese Arbeitet aus meiner Sicht nach wissenschaftlichen Grundsätzen.
Gründe scheinen Ihnen nun die «Architects & Engineers for 9/11 Truth» zu geben. Der Gründer und Architekt Richard Gage trat bei Veranstaltungen der «9/11 Truth movement» (kurz «Truther») auf und kritisiert die offiziellen Untersuchungen durch Expert*innen der NIST (National Institute of Standards and Technology), eine Art EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt).
Da die meisten Menschen keine Expert*innen sind und auch nicht vor Ort waren, beruht die Einschätzung bzgl. Glaubwürdigkeit v. a. auf Vertrauen bzw. Misstrauen: Wie glaubwürdig sind die Forschenden? Wie wissenschaftlich ist deren jeweilige Methode? Wie plausibel sind die jeweiligen Erklärungen? Welchen Konsens gibt es?
Es gibt aber auch andere Gründe für Vertrauen bzw. Misstrauen, etwa persönlicher, politischer oder ideologischer Art. Auch was die Viabilität angeht, also wie passend und brauchbar ist eine Erklärung zu meinem Weltbild, meinem Vorwissen und meiner Ad-hoc-Theorie?
Sie scheinen nun Richard Gage und seiner Organisation «Architects & Engineers for 9/11 Truth» zu vertrauen. Hier lohnte sich eine (selbst-)kritische Reflexion, aus welchen Gründen dies geschieht. Ist es tatsächlich, die scheinbar wissenschaftliche Methodik? Aus welchen Gründen arbeiten sie aus «ihrer Sicht» wissenschaftlich?
Als Architekt besitzt er schon mal einen Expertenstatuts, was ihm einen gewissen Vertrauens-Vorschuss, Kredit, credibility gibt.
Lesen wir nun was er bzw. seine Organisation behaupten:
Hypothese:
Members of the organization argue that the buildings of the World Trade Center could not have collapsed only because of the impact of the planes, or as a result of the fires that had been caused by them.
Anspruch auf Wissenschaftlichkeit:
On the one hand Gage has said that avoiding speculation on the attacks on the Pentagon or on the involvement of the Bush administration is critical to the mission of the organization.
Spekulativer Schluss:
But on the other hand, Gage has said that if the destruction of the World Trade Center was the result of a controlled demolition, this would mean that part of what happened on September 11, 2001, would have been planned by "some sort of an inside group“.
Gage maintains that the "sudden and spontaneous" collapse of the towers would have been impossible without a controlled demolition, that pools of molten iron found in the debris of the buildings were evidence of the existence of thermite, and that researchers had found unignited nano-thermite in the dust produced by the collapse of the World Trade Center. Gage argues that this material "is not made in a cave in Afghanistan“.
According to Richard Gage, 7 World Trade Center (7 WTC), a 47-story high-rise building that was part of the World Trade Center complex and collapsed in the afternoon on September 11, 2001, is the "smoking gun" of September 11, providing the most compelling evidence that something was suspect about the building's collapse that had not been told to the public.
Verifikation der Gegenseite und Falsifikation der eigenen Seite werden nicht akzeptiert:
Gage dismisses the explanation of the collapse of 7 World Trade Center given by the National Institute of Standards and Technology (NIST), according to which uncontrolled fires and the buckling of a critical support column caused the collapse, and argues that this would not have led to the uniform way the building actually collapsed.
Konsens der Expert*innen:
The community of experts in structural mechanics and structural engineering generally supports the explanation of the collapse of the World Trade Center buildings provided by the investigation conducted by NIST.
Vermutung der Verschleierung:
Architects & Engineers for 9/11 Truth has expressed concerns that evidence related to the destruction of the World Trade Center could have been distorted and covered up by the National Institute of Standards and Technology (NIST), which conducted a building and fire safety investigation, one of the official investigations into the event.
Ich würde nun hypothetisch sagen: Wenn Sie die wissenschaftliche Erklärung der konsensuellen Expert*innen-Community aus nicht-wissenschaftlichen Gründen ablehnen, aber den nicht-wissenschaftlich spekulativen Thesen von Richard Gage und seiner Organisation aus nicht-wissenschaftlichen Gründen glauben, dann könnte man Sie als «Verschwörungsgläubigen» bezeichnen.
Ihre Frage, ob man Sie als Verschwörungsgläubigen bezeichnen kann oder nicht, steht und fällt mit der Frage, wie weit Sie mit Richard Gage und seiner Organisation «Architects & Engineers for 9/11 Truth» gehen bzw. seine Ansichten teilen. Betrachten Sie deren Methodik immer noch als wissenschaftlich? Wenn ja, weshalb? Und teilen Sie deren Ansichten, was die menschliche Ursache für den physikalischen Einsturz anbelangt? Wenn ja, aufgrund wissenschaftlicher Gründe? Oder anderer?
Gegenüber der USA gab es bereits vor 9/11 aufgrund ihrer globalen Hegemonie und geopolitischen Interventionen (Vietnam, Korea, UdSSR vs. Afghanistan, Iran-Kontra, Irak-Krieg) bei vielen ein grosses Misstrauen, das sich bei einigen sogar in einen Anti-Amerikanismus ausprägte (die USA als Empire und Feindbild). Dieses wurde sozusagen bestätigt durch die Interventionen nach 9/11, dem «War on Terror», in Afghanistan, Irak und auf der ganzen Welt.
Die Antwort auf die Frage «Cui bono?» schien klar und wurde retro-kausal auf 9/11 angewandt: Wenn die USA nach 9/11 davon profitierten, dann waren sie zuvor schon direkt für 9/11 verantwortlich.
Es ist daher verständlich, dass man gegenüber allem, was die «offizielle» USA sagt und tut, misstrauisch ist. Doch leider versperrt dieses Misstrauen auch die freie Sicht auf die Tatsachen.
Doch nur wenn wir uns rigide an die Wissenschaft halten, haben wir die Möglichkeit – nicht Notwendigkeit – diese verzerrte Sicht ein Stück weit zu entzerren.
Auch ihre anderen Fragen finde ich überaus spannend. Ich versuche sie ad hoc zu beantworten, um unsere Dialektik weiterzuführen.
Was ist eine Verschwörungstheorie, wenn sie sich bewahrheitet? Immer noch eine Verschwörungstheorie?
Das Problem, also das, was eine Theorie zu einem Verschwörungsglauben macht, ist gerade das Umgekehrte, nämlich, dass sie nicht falsifizierbar ist bzw. gemacht wird. Alle Belege, welche den VG entkräften würden, – und v. a. jene, welche sie vorbringen – werden übergangen, diskreditiert oder gar als Teil der Verschwörung diffamiert und bekämpft (-> Selbst-Immunisierung).
Ansonsten bleibt jede wissenschaftliche Theorie, deren Hypothesen empirisch verifiziert werden, eine Theorie. Bspw. spricht man immer noch von der «Relativitätstheorie», auch wenn sie bereits in so und so vielen Instanzen verifiziert worden ist. Jedoch ist sie nun eine validierte – aber immer nur bis zu einem gewissen Mass. Denn meist spricht man nicht mehr von absolut objektiver Wahrheit. Sie bleibt hypothetisch, da sie stets für Falsifikation offen bleibt.
Das Interessante bei vielen VG ist nun, dass sie geradezu bewusst so konstruiert werden, dass «die Wahrheit» immer ein «Geheimnis» bleibt, «die wahren Täter» immer hinter dem Schleier – der «Verschwörung» notabene – versteckt bleiben. Es gibt immer nur eine heterogene Menge an Indizien, die auf das geheime Zentrum zu verweisen scheinen, aber nie eine Möglichkeit die angeblichen Ursachen und Täter zu verifizieren – dazu seien sie bspw. zu mächtig, auf einer «anderen Ebene/Welt/Dimension und unsichtbar/spirituell/verborgen. Etwas, das die VG in die Nähe zu metaphysischen «Hinterwelten» (Nietzsche) oder religiösen Weltbildern («Deus absconditus», «Schleier der Maja» usw.) bringt. Weshalb auch der Begriff «Verschwörungsglaube» so passend ist.
Was kann man tun, damit eine Theorie nicht bewusst als Verschwörungstheorie diffamiert wird?
Nicht die Eigenschaften haben, die z. B. Brockschmidt, Butter und Barkun beschreiben, sondern jene einer wissenschaftlichen Theorie: Ein Phänomen erklären, plausible Gründe angeben können, widerspruchsfrei sein, ergebnisoffen bleiben, methodisch nachvollziehbar, empirisch überprüfbar und falsifizierbar sein, nicht unnötig Annahmen vermehren (Ockham’s Rasiermesser).
Wer entscheidet was eine Verschwörungstheorie ist und was nicht?
Die Eigenschaften der Theorie und ihrer Befürworter*innen.
Ab wann ist man ein Verschwörungstheoretiker?
Wenn man die Eigenschaften hat, die z. B. Brockschmidt, Butter und Barkun beschreiben und die Qualitätskriterien der Wissenschaft verlässt. Wenn man also seine Annahmen nicht plausibilisieren kann, sich in Widersprüche verheddert oder diese durch beliebige zusätzliche Ad-hoc- dann dogmatischen Annahmen «auflöst» (das Gegenteil von Ockham’s Rasiermesser), nicht mehr ergebnisoffen «forscht», empirisch Nicht-Überprüfbares postuliert und Falsifikationen nicht mehr zulässt, also dogmatisch wird, spekulativ Postulate als a priori wahr betrachtet und die Hypothese einer Verschwörung als Gewissheit betrachtet. Und dass man jenen, die Gründe zur Falsifikation vorbringen, nicht zuhört, nicht lernt, diese diffamiert und/oder bekämpft.
Lieber Herr K.
Ich glaube nicht, dass Ihre ‚Skepsis‘ zum offiziellen 9/11-Bericht ein Verschwörungsglaube ist, sondern nur ein nicht zu Ende gedachte Hypothese. Dazu zwei Fragen:
Angenommen, die Insider, die die Sprengung von WTC7 veranlasst haben sollen, taten dies, um einen Vorwand für den Krieg in Afganistan zu finden: Weshalb wussten sie von den Flugzeugentführungen? Davon mussten Sie Kenntnis gehabt haben, um die Sprengung zu timen.
Wenn es den sog. Insidern gelungen ist, 9/11 inkognito zu orchestrieren, weshalb dieser Aufwand? Wer 9/11 undercover organisieren kann, der kann sicherlich die weniger aufwendige Sprengung organisieren und damit das gleiche Ziel erreichen – nämlich einen Vorwand für einen Krieg finden.
– Dass ein kriegswilliger Staat für das Anzetteln eines Krieges viel weniger benötigt als 9/11, das hat Collin Powell under W. Bush sehr eindrücklich bewiesen.
Zur Definition des Begriffs Verschwörungsglaube gehört auch, dass Ursache und Wirkung bzw. Ereignis und Folgeereignis vertauscht werden: wer seit Jahren vor Pandemien warnt (Bill Gates, aber nicht nur er...), der muss etwas gewusst und geplant haben.
Ein weiteres Merkmal von Verschwörungstheoretikern ist, dass sie den Plausibilitäts-Test/die Beweislast auf die Kritiker ihrer Theorien abwälzen. Aber so funktioniert Wissenschaft nun mal nicht. Wer etwas behauptet, muss Belege für seine Behauptung vorlegen.
Was Verschwörungstheorien zudem kennzeichnet, das ist die Tatsache, dass sie im Gewandt der Skepsis lediglich Suggestiv-Fragen stellen. Kritik und Suggestion sind aber zwei paar Schuhe.
Kurzum: Entweder hat man als Wissenschafter eine Theorie, die einen gegebenen Sachverhalt schlüssig erklärt oder eine bestehende Theorie widerlegt. Eine bestehende Erklärung mit Suggestiv-Fragen zu relativieren, das ist noch keine hinreichend gute Erklärung. Da müsste man schon erklären, wo genau der offizielle Bericht wissenschaftliche Fehler gemacht hat.
Aber wie bereits eingangs erwähnt: Die Sprengungs-These ist bar jeglicher Logik.
Zumindest zu einer Frage kann ich etwas beitragen: Ich las vor einer Weile eine Definition von Verschwörungstheorie, die besagte, dass sich solche Theorien üblicherweise dadurch auszeichnen, dass andere VT angenommen werden müssen.
Beispiel:
"Corona ist erfunden um uns mit Gift zu Impfen."
Dazu muss zuerst angenommen werden, dass alle Weltregierungen sich verschworen haben, daher handelt es sich hierbei eher um eine VT.
"Die USA haben ein staatliches Überwachungsprogramm, das private Informationen von vielen Bürgern sammelt."
Hierfür sind keine weiteren Annahmen notwendig, es passt so in unser etabliertes Wissen um die Welt, also keine VT (Und dank Snowden als Fakt bestätigt).
9/11 ist mMn auch eher im Zweiten zu finden. Wichtig: Nur weil es keine VT ist, heisst das nicht, dass es stimmt. Aber für mich persönlich ist ganz klar, dass ich einen Covid-Leugner niemals auf dieselbe Stufe wie jemanden stellen würde, der glaubt 9/11 war ein false flag.
'Die Wissenschaft habe in kurzer Zeit grosse Fortschritte gemacht, die Politik aber schaffe es nicht, diesen Prozess für die Öffentlichkeit zu übersetzen.'
Das ist meiner Meinung nach der Fehler am Ganzen. Tausende von Fakten sollen die Politiker (= interessengesteuerte 'Dilettanten') bündeln und dem 'Volk' verständlich beibringen, wie man die Pandemie unter Kontrolle bringt. Das wird nur in Ausnahmefällen funktionieren. Die Wissenschaftlerinnen von dieser Aufgabe zu dispensieren hilft nicht. Man muss nicht gleich die ganze Welt informieren, wenn man ein neues Detail entdeckt hat. Steht halt im Gegensatz zur gängigen These 'wer viel publiziert, ist ein guter Wissenschaftler'.
Zur Zeit gibt es eigentlich nur ein ehrliche Durchsage: 'Wir wissen zu wenig und versuchen mit verschiedenen Massnahmen die Pandemie in Schach zu halten. Einzelne Massnahmen könnten sich später als unnütz entpuppen und andere könnten neu dazu kommen. Niemand auf dieser Welt kann genau sagen, wie die Pandemie beendet werden kann, kein Wissenschaftler, kein K., kein Politiker.' Aber die Hälfte der Bevölkerung wird auch diese Nachricht nicht begreifen. D. h., das Problem ist wahrscheinlich unlösbar und verschwindet nur zusammen mit der Pandemie.
Sie sagen es ganz richtig: Selbst wenn man die Wissenschaftler (und zwar die richtigen) einspannt um das Volk zu informieren, wird das doch falsch oder gar nicht verstanden. Trump hat ja nicht von ungefähr Bleichmittel gurgeln und UV Licht in die Lungen scheinen wollen: Jemand hat ihm eine wissenschaftliche Studie gezeigt, welche besagt, dass Desinfektionsmittel und UV Licht das Virus x-fach schneller zerstören. Dass da von Oberflächen die Rede war und sich die Erkenntnisse nicht auf infizierte Patienten sondern auf Hygienemassnahmen beziehen, ist ihm entgangen. Der Durchschnittsmensch ist zwar intelligenter als Trump, aber oft sind die Konzepte auch nicht so simpel wie bei diesem Beispiel.
Die Serie finde ich einen sehr wichtigen und ersehnten Beitrag zu Corona- Leugner- und Verschwörungsfreunde Gemeinschaft. Ich erhoffe mir Tipps wie ich mit einem seit 30 Jahren befreundeten und immer mehr Abdrifter aus unserem Jassquartett umgehen soll. Worauf ich auch gespannt bin, ist wie die Sache mit der Covid App beurteilt werden wird. Ich vermute nämlich, wenn wir viel mehr Energie in die Gewinnung der Schweizer für diese App gesteckt hätten, würden wir heute viel besser dastehen. Vielleicht ähnlich wie Taiwan?
Guter Artikel
Skepsis ist gut, es braucht aber auch Respekt für die Fakten.
Ich denke die Verschwörungstheoretikerinnen wollen nur ein Ventil für ihre Emotionen finden und komischerweise nicht hinterfragen (wie es scheint), sondern einfache Antworten z. B. ist etwas gut oder böse? Leider ist das aber meistens nur ein Irrglauben, eine Flucht in eine andere Welt, also ein psychologischer Schutzprozess.
Was diese (Schutz-)prozesse betrifft gibt es eine interessante Übersicht namens "Cognitive Bias Codex". https://upload.wikimedia.org/wikipe…dex_en.svg Ziemlich cool. Eine Kategorie nennt sich beispielsweise "We tend to find stories and patterns even when looking at sparse data". Zum Teil sind die Prozesse gut beschrieben, zum Teil sind es nur einfache Beobachtungen.
Im Grossen und Ganzen finde ich den Artikel gut geschrieben und erhellend. Was mich stört, sind die Ausführungen von Frau Nowotny ganz am Schluss, die doch einiges zu wünschen übrig lassen.
So schreibt sie, das wissenschaftliche Weltbild verdanke sich der Auflärung. Das ist gleich in mehrfacher Hinsicht falsch:
Erstens bleibt der systematische Zweifel der Wissenschaften im "wissenschaftlichen Weltbild" ausgeklammert. "Wissenschaftsglauben" ist nicht weniger, aber auch nicht mehr als ein wissenschaftlich verbrämter Aberglauben.
Zweitens war die Aufklärung keineswegs so neutral vernünftig, wie sie sich selber gerne sah. Die Aufklärung entstand im Bürgertum, und ihre Vernunft war eine abstrakte, bürgerliche. Nicht umsonst verklärte sie das bürgerliche System gegen alle historische Evidenz als das natürliche, somit ohne Anfang und ohne Ende. Anders formuliert sind die Wissenschaften auch historisch so eng mit dem bürgerlichen System verknüpft, dass sie dessen absehbares Ende unmöglich überleben werden.
Drittens behauptet das "wissenschaftliche Weltbild" eine umfassende Erkenntnis, die mit dem grundsätzlich unabgeschlossenen und unabschliessbaren wissenschaftlichen Prozess in Widerspruch steht.
Viertens eigenen sich längst nicht alle menschlichen Fragen für die wissenschaftliche Vorgehensweise.
Und fünftens besitzen die Wissenschaften eine offene Flanke zum Aberglauben. Nicht umsonst stützen sich Verschwörungstheoretiker noch so gerne auf irgendwelche obskuren Wissenschaftler und längst widerlegte Theorien aus der Wissenschaftsgeschichte. Falsifizierbare Theorien verbinden sich mit Karrieren und wissenschaftlichem Ansehen: Darum werden sie nur zu oft hartnäckig verteidigt.
Sie liegen falsch mit der Aussage Drittens behauptet das "wissenschaftliche Weltbild" eine umfassende Erkenntnis, die mit dem grundsätzlich unabgeschlossenen und unabschliessbaren wissenschaftlichen Prozess in Widerspruch steht.
Das wissenschaftliche Weltbild behauptet mitnichten, eine umfassende Erkenntnis zu besitzen, das ist ganz klar die Domäne der Religionen, Spiritualität und Verschwörungstheorien.
Das wissenschaftliche Weltbild verlangt nur nach logisch nachvollziehbaren, mit reproduzierbaren Experimenten hinterlegten, Erklärungen für Phänomene physischer oder sozialer Natur.
Die oben genannten Verdächtigen auf der anderen Seite, begnügen sich in der Regel mit Behauptungen, welche sich in keinster Weise beweisen, meist nicht mal mit viel gutem Willen nachvollziehen lassen, und die eigentlich immer voller inhärenter Widersprüche sind.
An D. M.
Ich meinte, machthungrige Politiker, die es leider auch in der Schweiz gibt.
Es gibt sehr viele andere, die Verantwortung soll handeln, da gebe ich ihnen recht.
Mich wundert das überhaupt nicht, dass in unserer „Informationsgesellschaft“, wo Meldungen wie Massenware profitorientiert über copy/paste während 24 Stunden täglich in die anonyme Gesellschaft hinausgepumpt werden, scheinbar abstruseste „Theorien“ grassieren. Was ist denn die Botschaft der Masseninformation? In den meisten Fällen geht es doch um Schockierendes und Kopfschütteln hervorrufendes, aber bloss oberflächlich husch-husch dargeboten ohne jedes dialogische oder relativierende Element. Reaktion vieler Medienkonsumenten wahlweise: „Da gehöre ich nicht dazu / Das sind alles Unmenschen / Da stehe ich nicht dahinter / die Menschheit ist doch nur böse„
Dass alles mit allem zusammenhängen könnte wie ein gewaltiger Organismus wird zunehmend auch von wissenschaftlichen Stimmen eingebracht.
Wir alle sollten mehr fragen als behaupten.
Sie sprechen Social Media und News Aggregierung als Treiber der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Fake-News an, nehme ich an?
Die Problematik sehe ich hier in zwei Mechanismen: 1. dass neue Neuigkeiten (egal, ob es wahr ist oder nicht) von Personen eher verbreitet werden, als alte Neuigkeiten (Link zur Studie fehlt mir) und 2. dass auf Gratis Newsportalen Einnahmen durch Werbung/Promoartikel usw. gewonnen werden müssen und damit Artikel rausgeschossen werden, die leichtverdaulich sind und Empörungs-/Polarisierungscharakter haben (Clickbait).
Somit - denke ich - müssen wir hier keine grosse Botschaft suchen.
Oh, das fängt doch schon bei Tagespublikationen an. Anders sehe ich Wochenmagazine oder unabhängige Plattformen wie die Republik, mit Foren, wo echter Austausch auch mal mit Autor*innen stattfinden kann. Oder gar Bücher und längere Filmdokus.
Aufeinandertreffen verschiedener Meinungen in angenehmem Klima - nicht wie in der SRF-Arena - finde ich spannend.
Für mich ist die Aussage, dass "die Gesellschaft absolute Gewissheit will", nicht richtig nachvollziehbar. Auf welchen Zusammenhängen - oder auch möglichen Zusammenhängen, um nicht gleich selber reinzutappen - basiert diese Aussage?
Nicht jede Person hat zu jeder Zeit die gleiche Aufnahme- und Umgangsbereitschaft für schwierige Zusammenhänge. Welchen Einfluss haben beispielsweise Medien beim Bewerten dieser Bereitschaft für eine ganze Gesellschaft? Wie wird da vorgegangen? Und macht es überhaupt Sinn, so etwas individuelles über eine ganze Gesellschaft zu stülpen? Für mich wurde der Inhalt der obigen Aussage zum Narrativ, das den Blick auf spannenderes verschlechtert.
Die Bestrebungen, Unsicherheiten erfolgreich vermitteln zu können, gehen mir in der Schweiz zu wenig weit. Im Gegensatz mutet mir der Podcast mit Christian Drosten beim NDR Info einiges zu. Wäre ein Format, das ähnlich zugänglich ist, nicht auch für die Schweiz sinnvoll?
Ja, sehr guter Artikel.
Uff! Vom Jetsetten nach Berlin zurück in die Quarantäne. Harte Landung! Ich hoffe, die Autoren hatten einen glimpflichen Verlauf und sind mittlerweile – ohne Langzeitschäden – wieder wohlauf.
Entsprechend den Umständen kommt der zweite Teil weniger gonzomässig daher (ihr wisst schon: Drogen, Jetsetten, ungesunde Milieus), sondern vielmehr diskursiv. Und er fasst Themen zusammen, die in der Republik schon einige Male besprochen worden sind:
Die Reihe «Sie fragen ja nur» [(https://www.republik.ch/2019/04/13/sie-fragen-ja-nur/diskussion)]
Michael Butter: «Die Methode Ganser»
Natascha Strobl: «Der Tod gehört wieder den Rechten»
Nils Markwardt: «Was wissen schafft»
Anina Ritscher: «Der Malwiederstand»
Wie hoch und tief es bei Diskussionen um Verschwörungsmythen zu und her gehen kann, lässt sich auch hier in der Republik nachlesen. Etwa in «Sie fragen ja nur» oder in «Der Tod gehört wieder den Rechten».
In letzterer gipfelte bspw. ein Thread im Meta-Verschwörungsmythos:
QAnon und die «Pizza Connection» dürften so zweifelsfrei Cover-ups für den Epstein-Fall sein wie die Area 51 für das Skunkworks-Testgelände.
Doch der Versuch, einen stichhaltigen Beweis für diesen «zweifelsfreien» Cover-up zu erhalten blieb – wie zu erwarten war – erfolglos.
Besten Dank für diese spannende Serie. Die Frage, was Verschwörungstheorien, Verschwörungsglauben bzw. Verschwörungsmythen antreibt, ist tatsächlich ein grosses Rätsel unserer Zeit. Manchmal, scheint es, werden die Wissenschaften und ihre Institutionen mit ihren eigenen Waffen geschlagen, wenn sich Anhängerinnen und Anhänger dieser oder jener Theorie wieder einmal als radikale Skeptiker darstellen. Die Einsicht, dass dabei die Skepsis an sich falsch verstanden wird, hilft uns aber irgendwie auch nicht weiter...
Meines Erachtens gibt es einen Aspekt, der bei der ganzen Geschichte rund um Verschwörungstheorien ebenfalls eine Rolle spielt. Nämlich die Tatsache, dass die Wissenschaft seit der Aufklärung und dem Siegeszug der modernen Naturwissenschaften praktisch alles erklären, nicht aber Sinn stiften kann. Logik und Mathematik schützen uns zwar vor der Bedrohung durch einen Virus und ermöglichen in Rekordzeit die Entwicklung eines Impfstoffes. Sie beantworten aber keine existenziellen Fragen rund um Leben und Tod, die uns gerade in diesen Tagen ebenfalls beschäftigen.
Ich denke deshalb - etwas überspitzt gesagt - dass Verschwörungstheorien irgendwo auch eine Lücke ausfüllen, welche das unvollständige Projekt der Aufklärung hinterlassen hat. Wir wissen seither eigentlich, dass es keine letzten Gewissheiten mehr gibt, suchen aber umso mehr nach Erzählungen, die solche anbieten.
".....Politik und Gesellschaft hingegen verlangen nach absoluten Gewissheiten.»
Cave: wir alle sind die Gesellschaft.! Mein Vorsatz "mehr Fragen stellen, mich freuen, wenn meine Denke auf Gleichgesinnte trifft, gleich weiter fragen und mir eine andere Meinung zu Gemüte führen. Leute treffen, die anders denken. Verschwörungs-Aktivistinnen sind bereits Entzugsprogramm reif. Als ich vor drei Jahren aus dem Ausland zurückkam, habe ich mich gefragt, wie die Schweizerbevölkerung eine Krise durchstehen will. Es geht eben nur mit Fähigkeiten Veränderungen zu packen, Unsicherheiten bei sich auszuhalten, Bedrohungen auch kollektiv angehen.
..."Die Wissenschaft habe in kurzer Zeit grosse Fortschritte gemacht, die Politik aber schaffe es nicht, diesen Prozess für die Öffentlichkeit zu übersetzen." Ja! Es gibt aber nicht nur DIE "Corona"- Wissenschaft und der Mensch ist nicht nur eine Summe aus biologischen Zellen, die jetzt angegriffen werden, was zum Tode führen kann. Zum Mensch sein gehört etliches mehr. Eine Landes-Führungs-Kommunikation , die sich jetzt ein Jahr lang an unsere Biologie richtet, diffuse Solidaritätsappelle aussendet, selbst das Portemonnais nur ungern öffnet, weil das Geld wieder rein muss - (birgt ernsthaftes Konfliktpotenzial) und latente bis manifeste Drohgebärden verspricht , wenn ihre Massnahmen nicht wirken, hat ernsthaft immer noch nich erfasst, dass sich ihre Bevölkerung in verschiedenen Altern, in verschiedenen Lebenssituation befindet und alle wissen wollen, wie die Gesamtregierung vorhat die Bevölkerung durch dieses Land zu führen. Alle angesprochen werden wollen. Einmal , nur einmal eine Gesamtstrategie der Gesamtregierung kommunizieren! Dies ist mehr als Wissenschaft übersetzen. Dies ist ein demokratisches Land politisch in einer Krisensituation führen, wo es um Leben und Tod, Schaden und um Existenzen geht. O.K., bin desillusioniert, aber schon zufrieden, wenn Wissenschaft übersetzt wird und jetzt Mal bei Covid 19.
Guter Punkt: Wir brauchen eine kohärente Strategie betr. der Pandemie-Massnahmen. Eine Kommunikation, die den Namen ‚Krisenkommunikation‘ verdient. Damit meine ich: die Emotionen der Bevölkerung berücksichtigen. Ehrlich zu gemachten Fehlern oder fehlenden Informationen stehen. Die Motivation ansprechen, eine Perspektive vermitteln; nicht drohen, fordern oder Angst machen. Vermutlich können wir das nicht, weil die Schweiz so viele Jahrzehnte von Krisen dieser Dimension verschont war...
Danke für diese Serie. Sehr spannend und angenehm zu lesen. Ich habe vor einiger Zeit diesen Podcast aus dem Jahr 2012 gehört.
Darin geht es um Verschwörungstheorien und solche die sich bewahrheitet haben. Mit einer schönen Definition von Wahrheit und Verschwörung am Anfang.
Der Philosoph Reinhard K.Sprenger hat für mich sehr hilfreiche Beobachtungen geschildert. (Keine Zitate)
Unterwartete Ergebnisse nach Entscheidungen und die Ungewissheit vor der Zukunft erzeugen grosse Unsicherheit in uns. Instinktiv neigt der Mensch jedoch stark dazu, Unklarheiten zu meiden. Daher driften natürlicherweise so viele Menschen in einfache Verneinungs-Strategien ab.
Wer alles verneint, muss auch nichts beweisen. Das vermittelt Sicherheit.
Treffen wir eine Wahl, haben wir vorher die Möglichkeit, alles gegeneinander abzuwägen, was wir wissen zu den Folgen. Wir haben die Wahl, wahrscheinlich das Richtige zu tun, wenn wir zuvor alles unternommen haben, damit wir pro und contra gegeneinander abwägen können.
Eine Entscheidung wird hingegen getroffen, wenn die Konsequenzen nicht gänzlich voraussehbar sind, weil zu wenig gesicherte Fakten zur Verfügung stehen.
Solche Entscheidungen müssen diese Tage von der Politik und von den unterstützenden Wissenschafter*innen täglich gefällt werden.
Der Text wie auch die Diskussion: anregende Lektüre.
"Die Wissenschaft habe in kurzer Zeit grosse Fortschritte gemacht, die Politik aber schaffe es nicht, diesen Prozess für die Öffentlichkeit zu übersetzen." "Die Politik", die Wissenschaft, die Öffentlichkeit – das klingt nach Monolithen. Was sie noch nie waren, am wenigsten jetzt. "Die Medien" fehlen noch in der Aufzählung.
Dass Politik wie Medien als Fachtext-Übersetzer scheitern hat seinen Grund. Ein Politiker, der sich hinstellt mit "ich weiß es auch nicht, wir probieren das jetzt einfach" muss um seine Wiederwahl fürchten. Er ist außerdem nur innerhalb der Glaubensgrundsätze seiner Partei beweglich. Und auch Medien scheitern als Übersetzer. Zum einen, weil Newspaper oft zu Viewspapern geworden sind: Sie bedienen die Auffassungen ihrer Klientel. Zum anderen: "heute gibt es mal nix zu verkünden zu Corona" widerspräche dem Geschäftsmodell. Die Klicks von Corona-Skeptikern haben den gleichen monetären Wert wie die der anderen.
Weltumspannende Verschwörungen? Gesellschaft und Wirtschaft sind laut Chaostheorie komplexe adaptive Systeme, deren Verhalten sich nicht prognostizieren lässt. Das finde ich plausibel. Woran ich aber glaube: Dass manche Akteure besser als andere auf Verwerfungen eingestellt sind und sie nutzen.
Fehlender Absatz, wegbrechende Märkte, aufgekaufte Konkurrenz – was DDR-Betrieben passiert ist, ist für viele Unternehmen jetzt als Resultat der Lockdown-Maßnahmen Drohung oder bereits Realität. Und wie es bei der BRDigung der DDR-Ökonomie war, wird auch das Siechtum der Wirtschaft durch Corona barmherzige Samariter finden, eigennützige Krankenhelfer sowie Leichenfledderer.
Für mich eine weitere Lehre aus dem Untergang des DDR-Systems: Die hysterische öffentliche Suche nach Schuldigen (wie von Verschwörungstheoretikern gern zelebriert) führt oft in Sackgassen. Und während interessierte Kreise in der dunklen Gasse empört mit immer neuen Stasi-Akten wedeln, reißt sich derweil gleich nebenan auf der Schlossallee jemand unbemerkt fürn Appel und’n Ei die besten Villen unter den Nagel.
Die Chinesen? Während italienische Krankenhäuser unter Corona kollabierten, kam Erste Hilfe nicht etwa aus Deutschland. Es waren China, Russland und Kuba, die Technik und Ärzte schickten. Das Investigativ-Team der gebührenfinanzierten Tagesschau fand heraus, dass Russland damit womöglich eigene Zwecke verfolgt. Sensationell! Den Italienern wird es wumpe gewesen sein.
Das wäre mein Anspruch an "die Medien", wenn der ganze Kladderadatsch vorbei ist: zu gucken, wo die Villen gelandet sind.
Fehlermeldung zum Covid newsletter 7. Januar an die Redaktion. Link zu Film unter PPPS ist falsch. bitte korrigieren!
Herzlichen Dank für die Rückmeldung – der Link ist korrigiert.
Danke für den ausführlichen, guten Artikel. Ich sehe es auch so. Politiker, Verschwörungstheoretiker, Machthungrige, nutzen es aus, Leute, die nicht selber denken wollen oder können, an der Nase herumzuführen, für ihre Zwecke.
Das macht mir Angst, denn es gibt keine einfachen Lösungen mehr für diese Welt.
Ich möchte doch anmerken, dass es einfache Lösungen noch nie gab. Selbst für einen Spatzen ist es bei ungünstiger Witterung eine Herausforderung, zu genügend Kalorien für das Überleben zu kommen.
Leider verbringen viel zu viele Menschen ihr Leben damit, für komplexe Phänomene und Probleme einfache Erklärungen und Lösungen zu suchen. Lieber glauben sie an offensichtlich falsche Dinge, als dass sie Unsicherheit ertragen, oder komplizierte Zusammenhänge durchdenken.
Ein Problem das der Spatz vermutlich nicht hat 😁
Mir fehlt hier etwas die Empathie, wenn ich dies lese:
„Leider verbringen viel zu viele Menschen ihr Leben damit, für komplexe Phänomene und Probleme einfache Erklärungen und Lösungen zu suchen. Lieber glauben sie an offensichtlich falsche Dinge, als dass sie Unsicherheit ertragen, oder komplizierte Zusammenhänge durchdenken.“
Wie wäre es, wenn wir mehr von der Bedürfnis-Ebene ausgingen? Die Welt ist doch unglaublich komplex geworden. Arbeitswelt: Die Digitalisierung wird als alternativlos verkauft, laufend werden Szenarien beschrieben, in denen Berufe obsolet werden oder Menschen „sich neu erfinden müssen“. Altersvorsorge: nicht gesichert. Die Zukunft des Planeten: ungewiss. Das Fortbestehen von freiheitlichen, demokratischen Gesellschaften: ist in Frage gestellt. Unsere Gesundheitsvorsorge und -systeme: werden immer teurer, und die Pflege hat kaum noch Zeit für ein gutes Wort. Der Kapitalismus mit der Aufteilung der Arbeit in winzige Teilschritte und dem Anspruch, immer mehr zu leisten, führt bei vielen zu Sinnverlust und Müdigkeit. Gefragt sind Spezialisten mit Diplomen, die sich als gut geschmierte Rädchen einordnen. Auch die Integration von Menschen aus anderen Kulturen erfordert Kraft.
Das Resultat: wir sehnen uns nach Sinn, Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit, Menschlichkeit, Überschaubarkeit und Sicherheit. Und spüren alle je länger desto mehr, dass „alles mit allem verbunden ist“, und dass es so nicht weiter gehen kann (in diesem Sinne haben Verschwörungsgläubige auch Recht, finden aber in ihrer Hilflosigkeit eine irrationale Antwort darauf).
Ich gebe Ihnen recht und gleichzeitig möchte ich Ihnen widersprechen. Die Gier des Menschen wird wohl immer dazu führen, dass Menschen in Machtposition andere Menschen ausnützen wollen und werden. (Ich glaube, da sind wir uns einig:-) Aber nicht immer und nicht überall. Daher ist eine Verallgemeinerung (so habe ich Ihren Beitrag verstanden) meines Erachtens fehl am Platz. Ich denke, wir sind, beispielsweise in der Schweiz, weit davon entfernt, allen Politiker*innen das Vertrauen zu entziehen.
Zu Brennwald: Ich habe mir die bisherigen "CoronaDialog" zu Gemüte geführt - ich möchte ja offen bleiben für vieles. Zahnlose Geschichte, die eigentlich den Themen der "Corona-Skeptiker" selbst den Teppich unter den Füssen wegzieht. Hoffentlich ist der Boden unter dem Teppich dann hohl ;)
sorry, ich meinte den Beitrag von Herrn Daniel Ryser (nicht Frau K.)
Nun schreibt heute ein Daniel Graf unter dem Titel: DAS GROSSE VERSAGEN
u.A.:
Aus diesen Erfahrungen kann man nun lernen, um zwei mögliche Fehler zu vermeiden:
Das immense Versprechen, das in der Impfung steckt, zu relativieren, nur weil aktuell weniger Impfstoff im Land ist als bei anderem Investment möglich gewesen wäre – so wie zu Beginn der Krise, als das BAG den NUTZEN VON MASKEN HERUNTERSPIELTE, einfach weil keine da waren.
Aus lauter Angst vor kritischen Stimmen erneut Potenzial zu verspielen.
«Damit ist Kritik, an meiner ursprünglichen Aussage über Lügner, obsolet… und nichts anderes als Augenwischerei, mutlos unterstützt auch durch ihr Publikationsorgan»
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