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Nach NZZ hat die ETH im Wesentlichen Recht bekommen, nach Republik hat Prof.Keller in wesentlichen Punkten Recht bekommen. Meines Erachtens hat sie eben gerade nicht in den wirklich wesentlichen Punkten (Korruption bei der Vergabe von Forschungsgeldern) Recht bekommen und es ergibt sich auch keine systematrische Diskriminierung von Frauen. Dieser Fall ist eine Lehrstück dafür, was parteiischer Journalismus nicht leisten kann (und hier meine ich nicht nur die Republik sondern auch ihre Kontraheneten). Jede Seite versucht verbissen zu zeigen, dass sie Recht hat, und der geneigte Leser muss (müsste) sich durch Berichte von Kommissionen durchlesen, um sich ein einigermassen angemessenes Bild machen zu können. Es war am Anfang verdienstvoll zu zeigen, das das Ganze nicht schwarz-weiss (herrische Professorin unschuldige Doktorandin als Opfer) war, dann aber wurde die Berichterstattung, namentlich mit dem Einbezug von Frau Prof. Keller, deren Stellungnahme auch dem flüchtigen Leser als sehr einseitig auffallen musste, immer apologetischer. Für die Zukunft merke: Bei Beurteilung von arbeitsrechtlichen Konflikten ist immer grösste Zurückhaltung geboten, das psychosoziale System Arbeitsplatz ist komplex.

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Chefredaktion
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Ich würde es anders sagen, Herr Hegetschweiler: Es ist krass zu sehen, dass die ETH-Leitung und -Aufsicht via Administrativuntersuchung eine renommierte Forscherin abschiesst (das Muster wiederholt sich), obgleich die Finanzkontrolleure des Bundes in Sachen institutsübergreifender Budget-Transparenz mit Priorität 1 dringenden Handlungsbedarf sehen. Die Intransparenz war einer der zentralen Vorwürfe von Professorin Keller. Und sie hat in diesem Punkt recht erhalten. Stand davon etwas in der PR-Mitteilung der ETH? Steht davon etwas in den Zeitungen? Natürlich nicht. PR vor Fairness und Aufrichtigkeit. Das ist ein Kernproblem der öffentlichen Institution ETH.

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Wahrscheinlich kann ich keine "Punktlandung" hinlegen. Ich habe nur den kleinsten Teil der Berichterstattung zum Thema ETH gelesen, weil die Sache mich zu wenig interessierte. Beim gelegentlichen Reinschauen fiel mir aber auf, dass die Republik-Autoren nie auch nur den kleinsten Fehler eingestanden haben. Es wäre doch natürlich, dass in einem Team von vier Autorinnen und Autoren Kommunikationsprobleme auftreten. Dann hat das Team 3000 Dokumente analysiert: Dabei soll nie jemandem eine Fehlinterpretation passiert sein, die nicht bemerkt wurde? Es wurden Dutzende Gespräche geführt: In einem Riesenladen wie der ETH trifft man garantiert immer auch auf Leute, die unzufrieden sind und den Kropf leeren wollen. Seid Ihr sicher, mit einer repräsentativen Auswahl von Leuten gesprochen zu haben? Und jetzt haben die Eidgenössische Finanzkontrolle, die ja schon durchaus mächtigen Leuten auf den Fuss getreten ist (z.B. in Sachen Kriegsmaterialexporten), und die Treuhand- und Beratungsgesellschaft BDO bei der ETH keine schwerwiegenden Mängel aufgedeckt. Wenn es nicht zu teuer wäre, würde ich vorschlagen, dass die Republik-Autoren ihre Arbeit zur ETH von einer unabhängigen Kommission untersuchen lassen.

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Chefredaktion
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Sie sprechen einen wichtigen Punkt an, Herr M.

Wie Sie richtig sagen, hat die mächtige Finanzkontrolle untersucht. Uns sie hat nicht nachvollziehbare Transparenz-Mängel benannt und mit Priorität 1 (höchste Risikostufe für Korruption, Amtsmissbrauch, Reputationschäden etc.) der ETH eine Behebung empfohlen. Es sind Mängel, wie sie zum Beispiel im Chemie- und Physik-Departement auftreten. Das spricht nach unserer Einschätzung tendenziell für die Aussagen von Professorin Keller im Interview. Warum wird sie trotzdem als Fehler im System gesehen? Das spricht nach unserer Einschätzung nicht für das System. (Und zeigt überdies ein Muster.)

Der Fall Carollo und damit unsere Recherchen haben mit dem Keller-Interview nur indirekt zu tun. Und wurde von der EFK nicht untersucht. Hochrelevant ist hier der Befund der Finanzkontrolle zur fehlenden Unabhängigkeit der Ombudspersonen. (Was Professorin Keller im Interview auch als systemischer Mangel benannt hat.) Die EFK sagt: 1. Priorität. Das beweist die Tauglichkeit Ihrer Untersuchung (im Gegensatz zu den privaten externen Untersuchern). Fehlt die Unabhängigkeit der Ombudspersonen, führt das zu die von Ihnen erwähnten «schwerwiegenden Mängeln» im System – bis hin zur Verweigerung von Grundrechten. Wie zum Beispiel der Unschuldsvermutung. Wie zum Beispiel im Fall Carollo. Diese Umstände erfordern – leider zu Ihrem Missfallen, wie ich Ihren Zeilen entnehme – unsere entschiedene journalistische Hartnäckigkeit.

Dass Sie der Fall «zu wenig interessiert», bedaure ich. Und freue mich, dass Sie uns Ihre Meinung sagen. Damit haben wir nämlich bereits die von Ihnen geforderte unabhängige Kommission: Sie, die Leser und Verlegerinnen. (So ist es ja auch gedacht. Und ist mit 240 Franken im Jahr nicht einmal eine derart teure Sache, wie von Ihnen befürchtet.)

Danke für Ihre Kritik. Für das Redaktionsteam kann Ihnen zwei Dinge versichern: Wir wissen, was wir tun und warum wir es tun, das ist unser Job, dafür haben Sie uns angestellt. Sollten wir relevante Fehler machen, werden Sie, die Kommission, unsere Chefs es erfahren. Einfaches Prinzip. Soviel Vertrauen in unsere Arbeit in der Verlagsetage muss sein, sonst können wir sie nicht machen.

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Ich habe bis heute noch ein mulmiges Gefühl wie die Redaktion mit dem Thema
umgegangen ist bzw. umgeht. Der grosse Skandal ist ausgeblieben. Man hat also mit Spatzen auf Kanonen geschossen und dabei ist der Spatz (die Professorin) lädiert. Der Fairness halber finde ich eine Gegendarstellung überfällig. Das Vertrauen in eich kann ja nicht in Lemming-Verhalten gipfeln...

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Wie gesagt: Ich habe von der Berichterstattung zum Thema ETH fast nichts gelesen. Ich habe aber den Eindruck, dass Sie mit den Doktorandinnen und Doktoranden von Frau Carollo, die ja die Affäre ausgelöst haben, nicht gesprochen haben. Stimmt das? Sie brauchen für die Antwort sicher weniger lang als ich, der dazu doch noch alle Beiträge lesen müsste, obschon sie mich eigentlich nicht interessieren.

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Leser
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Zwei «Fälle ETH» sollten auseinander gehalten werden, (1) die Entlassung von Carullo und (2) die von Keller kritisierte Mittelvergabe. Von aussen gesehen ist (1) noch hängig, dazu äussere ich mich nicht.
Mit der Vergabe der Forschungsmittel befassten sich die Untersuchungen der BDO und der Eidgenössischen Finanzkontrolle. In ihren Berichten bemängeln sie die ungenügende Transparenz, wie nachzulesen ist. Sie zeichnen keineswegs «ein positives Bild über die Mittelverteilung und Governance am Departement für Physik der ETH Zürich», wie die Medienstelle der ETH weismachen will. Das ETH-Präsidium soll nun zeigen, dass es die festgestellten Mängel und Schwächen umgehend beheben wird – daran es zu messen, nicht an Rechtfertigungen des bisherigen Verhaltens.
Die Behandlung des Themas in der Republik halte ich für angemessen. Hans Hegetschweilers Ruf nach «grösster Zurückhaltung» bei «der Beurteilung von arbeitsrechtlichen Konflikten» scheint mir überzogen. Im Interview von Ursula Keller war der angriffige Ton leicht zu erkennen, dies war aber kein Grund zur Nichtveröffentlichung. So naiv sind wir Verleger nicht; wir können unsere eigene Meinung bilden.

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Chefredaktion
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Danke für Ihr Vertrauen in unsere Arbeit. Und Ihre freie Meinungsbildung aufgrund der vorliegenden Fakten.

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Solange die ETH sich selbst beaufsichtigt, kontrolliert und Vorinstanz in eigener Sache ist sowie Einfluss auf die Besetzung von Beschwerdekommission und Ombudsstellen hat, wird sich nichts ändern. Der Wille ist bei der ETH nicht erkennbar, systemischer Verbesserungen vorzunehmen. Das System der ETH und dessen Gerichtsbarkeit (intern und extern) muss rechtsstaatlich erneuert werden. Folglich muss das Parlament aktiv werden und die dringend notwendige rechtsstaatliche Erneuerung der ETH und die Beschwerdeinstanzen sowie die Gerichtsbarkeit an Hand nehmen. Der ETH-Rat als Führungsgremium, Beschwerdeinstanzen und Gerichtsbarkeit ist zu prüfen (Staat im Staat bzw. Aufsicht und Kontrolle in eigener Sache bzw. andere Aufsicht und Kontrolle weniger effektiv). Die ETH erhält Empfehlungen der EFK! Das ist jedoch wiederum nur ein Teilbereich. Die ETH taktiert jeweils und nimmt bloss Anpassungen vor (Salamitaktik). Sonst bleibt alles beim Alten. Nach ihr soll es so bleiben. Die Probleme werden derart nicht gelöst, wenn möglich unter den Teppich gekehrt.

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Chefredaktion
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Punktlandung. Das ist ziemlich exakt meine Beurteilung der Situation nach einem halben Jahr intensivster Recherche und Auseinandersetzung.

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Fall ETH: Finanzkontrolle empfiehlt Transparenz – und eine unabhängige
Ombudsstelle / C. M.

Kommentar: ETH lässt Beweise konstruieren
"Die vom ETH-Rat beauftragte Treuhandfirma BDO, so teilt der ETH-Rat mit, sieht bei Mittelvergaben im Physikdepartement «alle Regeln eingehalten». Die Mittel würden «rechtmässig, sachgerecht und hinreichend transparent» verteilt".

Diese Art von Beweisführung in eigener Sache ist eine Zumutung. Denn eines ist klar: Es ist eine bezahlte Beweisführung. Die ETH als angeschuldigte Institution beauftragt die BDO, die massiven Anschuldigungen gegen die ETH zu "untersuchen". Resultat: Die BDO konstruiert Beweise, die der Untersuchung der unabhängigen Finanzkontrolle diametral entgegenstehen.

Ich stelle das aus eigener Erfahrung fest: Im Jahr 2005 klagte ich gegen die weltweit tätige Klöckner Gruppe / KP. Diese beauftragte in der Folge die BDO, eine Beweisführung gegen meine Tätigkeit bei der KP zu erstellen. Die BDO stellte rund 10 Punkte zusammen, die mich der ungetreuen Geschäftsbesorgung überführen sollten. Die Staatsanwaltschaft des Kanton AG kommentierte diese Beweisführung als haltlose Konstruktion mit dem Ziel, den ehemaligen Mitarbeiter einzuschüchtern.

Offensichtlich werden solche nachträglich konstruierten Beweise von der ETH ebenfalls eingesetzt.

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Guten Tag
Meine Meinung dazu ist, möglichst nicht mehr über den Fall ETH zu berichten. Ich denke, Hintergrundarbeit bringt mehr. Es ist nun ein juristisches Teilziehen entstanden, welches den Leser nicht mehr gross interessiert. Geld regiert im Moment sehr stark das Geschehen der Menschheit, ich denke, es war nie jemals so wichtig wie heute. Republik hat sehr gute Arbeit geleistet. Jedoch gilt für mich die These als Steuerzahler: Lieber einem Unternehmen wie der ETH Geld geben, welche Leute ausbilden soll, die neue Ideen verwirklichen, als die Steuergelder für den Aufbau einer tatkräftigen Schweizer Armee auszugeben. Ich finde, es sollten an der ETH die ethischen Grundsätze, - was für Studierende möchte die ETH Zürich ausbilden - im Vordergrund stehen. Jegliches Forschungsgeld, welches in Richtung Rüstungsindustrie hinweist, sollte von vornherein unterbunden werden. Das Problem an der Wurzel packen, so lautet meine Devise. Wenn der Fall ETH Zürich weiter gehen soll, dann wäre dieser Ansatzpunkt aus meiner Sicht noch das einzige was sich lohnt, später mal darüber zu berichten. Ich denke als Republik Schweiz, die seit über 150 Jahren keinen Krieg selber im Land gehabt hat, ist es die Pflicht, aber auch eine Ehre, diesen Umstand zu würdigen, zu untersuchen und darüber zu informiere. Ich hoffe, ich konnte mich ziemlich klar ausdrücken, denn meine Empfindungen genau in Worte festzuhalten, wenn ich dies schreibe, halte ich als unmöglich. Wenn ich mich in Worte fasse, ist es jeweils eine momentane Analyse, wie ich über ein Thema im Moment denke.
Freundliche Grüsse
T. L.

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