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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

«Philosophieren heisst sterben lernen», schrieb Michel de Montaigne in einem seiner Essais. Doch was bedeutet es, sterben zu lehren?

Eines Abends, zur Schlafenszeit, weinte unsere damals sechsjährige Tochter. «Was hast Du denn?», fragte ich besorgt. Untröstlich, mit zitternder Stimme, antwortete sie: «Ihr werdet sterben und ich werde dann ganz allein sein!». Ihren tieftraurigen, hoffnungsverlorenen Blick werde ich nie vergessen.

Wie soll ich da antworten? Nicht als Student der Philosophie und Religionswissenschaft. Sondern als Vater eines Kindes? Bei einer solch existenziellen Frage? Ich legte mich zu ihr hin, nahm sie in den Arm und wir begannen gemeinsam zu träumen. Gingen auf eine Gedankenreise. Ich erzählte ihr Geschichten darüber, was die Menschen über den Tod und das Danach glaubten. Was wir alles nicht wissen. Auch nicht, was in Zukunft passieren wird. Dass das Leben aus Zufällen besteht, aber auch aus Hoffnung. Was wir alles noch zusammen erleben wollen. Und was bleibt.

Und wie wir uns dies gemeinsam erzählen, sind wir einfach da. Miteinander. Füreinander. Und ihre aufgewühlte Seele beruhigte sich wieder. Es war nicht das letzte Gespräch dieser Art.

Montaigne schrieb, Seneca zitierend, auch noch einen anderen Satz: «Wer die Menschen sterben lehrte, der würde sie zugleich auch leben lehren». In diesem Sinne, herzlichen Dank, Bettina Hamilton-Irvine, für dieses Gespräch mit Schwester Elisabeth!

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Das ist eine wunderschöne Anekdote, lieber Michel, die mich sehr berührt. Genau so sollten wir über den Tod reden. Danke fürs Teilen!

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Leser
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Geschätzte Frau Hamilton-Irvine, liebe Frau Müggler: Einfach, Danke!
Und natürlich auch Dank an Frau Morgenstern, für diese wunderbaren Bilder.
Ich gehe gleichermassen gestärkt und berührt in den Tag.

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Was für ein wunderschönes Feedback, vielen Dank, Herr T.! Das freut mich sehr.

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Da schliesse ich mich an. In dieser übererregten Zeit ist ein solcher ruhiger, nachdenklicher und nicht gestelzter Text Balsam.

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etwas prosaischer:
Meine Enkelin: 7jährig: "Du stirbst, ich nicht."
Ich: Da hast du recht; ich bin näher beim Sterben, als du. Wie wollen wir uns denn verabschieden, wenn ich sterben werde?
Enkelin: Kann ich denn noch mit dir reden?
Ich : Klar, immer, auch wenn ich in ein Land gehe, das niemand kennt und wo jeder nur hingehen kann, wenn er gestorben ist. Ich möchte dir aber auf jeden Fall Adieu sagen.
Die Enkelin war zufrieden und ich auch. Es macht das Leben so leicht mit den Liebsten über das Sterben und den Abschied zu sprechen.

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Wie schön! Dass Sie so mit Ihrer Enkelin sprechen können, ist sehr wertvoll. Danke für diesen berührenden Einblick, Frau K. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Ein Gespräch, das gut tut. Ich empfand Trauer und Freude zugleich beim Lesen. Wie ich es auch meistens empfinde, wenn ich mich von einem geliebten Menschen verabschieden musste. Und ich hoffe, das werde ich auch empfinden, wenn es bei mir selbst so weit ist irgendwann. Denn beides zu fühlen, bedeutet lebendig zu sein. So lange es geht.
Danke für das wunderbare Gespräch und danke besonders an Schwester Elisabeth und ihre Mitschwestern. Auch als Agnostikerin weiss ich um den Wert ihrer Arbeit und habe den allergrössten Respekt davor!

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Vielen Dank für diese schöne Rückmeldung, Frau L.!

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Retraité
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Es ist an der Zeit, dass endlich dieses Thema in der Republik angesprochen wird.
Das Beste was aus meiner Erfahrung helfen kann, den Tod zu akzeptieren, ist zu erleben, wenn die eigenen Eltern und Schwiegereltern sterben, ob still oder mit Drama auf der Intensivstation. Auch der Tod eines geliebten Haustiers hilft. Häufig werden Frauen mehr mit dem Tod konfrontiert, weil sie die alten Eltern begleiten, Männer drücken sich eher.
Wenn man den Tod akzeptieren kann, wird man auch der eigenen Endlichkeit gegenüber gelassener. Diese Gelassenheit hat mir in dieser Epidemie sehr geholfen.
Umso weniger Verständnis habe ich für die aus kommerziellen Gründen aktiv bewirtschaftete Panikhysterie, welche die Medien am kochen halten und welche die Politiker dazu verleitet, 90-95% der Bevölkerung welche bei Covidansteckung nur leichte oder keine Symptome entwickeln, in Solidarhaft zu nehmen, um meist über 80 jährige mehrfach Erkrankte zu schützen. Doch der Schutz dieser Leute gelingt trotzdem nicht recht. Dabei hat Tübingen gezeigt, wie man es machen könnte.

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Im Zusammenhang mit den Covid-Massnahmen von Solidarhaft zu sprechen, das finde ich gelinde gesagt unpassend, um nicht zu sagen hysterisch - angesichts all der Menschen, die weltweit tatsächlich in Solidarhaft gehalten werden.

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Daniel Graf
Redaktor Republik
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Lieber Herr G., mit Bezug auf Ihren ersten Satz: Tatsächlich haben wir dem Thema schon mehrfach Beiträge gewidmet. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Wie heute auch im Newsletter steht, hat Mely Kiyak vor einigen Wochen ein flammendes Plädoyer gehalten, dem Thema in der gesellschaftlichen Debatte mehr Raum zu geben. Im Podcast «Ungefiltert» spielte der Umgang mit Verlust und Trauer eine wichtige Rolle. In diesem Interview aus der Anfangsphase des Lockdowns im Frühjahr wurde es thematisiert. Und unabhängig von Corona haben wir dem Thema Tod und Trauer in der Schweizer Gegenwartsliteratur einen grossen Essay gewidmet. Vielleicht finden Sie darunter etwas, das Sie anspricht? Freundliche Grüsse, Daniel Graf

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Der Tübingerweg auf den C. J. G. hingewiesen hat: sehr interessant, kreativ, klug, verantwortlich und liebevoll: Auf youtube findet man einen Bericht in den ARD Nachrichten darüber: https://www.youtube.com/watch?v=fL53Xwd8Aak . Ist vom 11.12. 2020. Sehr aufpassen muss man, wie man über alte Menschen spricht, die gestorben sind oder sterben. Mir gefällt da sehr, wie sich die Nonne Elisabeth Müggler darüber äussert: "Es ist immer dieses eine Leben, das endet. Für die Familie, die Angehörigen ist es trotzdem immer ein riesiger Abschied, der schmerzt. Selbst wenn der Vater 92 war, ist es trotzdem der Vater, der stirbt. Jedes Leben ist wertvoll bis zum letzten Tag."

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Leserin
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Vielen Dank für diesen berührenden und tiefen Artikel.

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„Ich frage Menschen, die Angst vor dem Tod haben: Wovor hast du denn Angst? Was für eine Angst ist das?“

Ich denke, als gottesfürchtige Nonne, hat Frau Müggler eine klare Vorstellung warum die Sterbenden angst haben. Ihre Glaubensbrüder und Schwester sind doch diejenigen, die seit Jahrhundert das Narrativ von der Hölle, dem Purgatorium, dem Verdammnis im ewigen Schmerz tradieren. Durch die begangene Ursünde, besteht ausser der Prädestination, wenig Hoffnung auf Erlösung.
Solcherlei Geschichten sind doch genau deswegen entworfen worden, um im Menschen die Angst zu kultivieren.

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Lieber Herr V., danke für Ihre Rückmeldung. Sie haben natürlich recht, wenn Sie sagen, dass die Kirche, sowohl die katholische als auch die evangelische, lange Zeit das Bild der Hölle zelebrierte (wobei auch der Islam, der Hinduismus und sogar der Buddhismus Höllenvorstellungen kennen). Interessant ist aber, dass die Hölle im alten Testament gar nicht vorkommt und auch im neuen nur am Rande - die Hölle war oft mehr eine Volkserzählung. In der modernen Theologie spielt sie aber längst keine Rolle mehr, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich viele Menschen heute im Zusammenhang mit dem Tod vor der Hölle fürchten.

Frau Müggler würde ich zudem nicht als "gottesfürchtig" bezeichnen. Sie hat ihren eigenen Kopf und eine eher freundschaftliche Beziehung mit Gott. Und sie ist, wenn auch gläubig, so doch weltlich genug, um die alltäglichen Sorgen und Ängste der Menschen zu verstehen, mit denen sie spricht, ob diese Menschen nun gläubig sind oder nicht. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag! Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Im Neuen Testament kommt die Hölle mehrfach vor - besonders häufig im Matthäus-Evangelium - und natürlich in der Offenbarung des Johannes. Aber die Hölle als Abschreckung für Sünder haben vor allem mehrere (frühe) Kirchenväter ausgemalt, wobei Wert darauf gelegt wurde, die Hölle als Ort der "ewigen Verdammnis" festzulegen, aus der es kein Entrinnen gibt. Lange wurde die Idee einer Erlösung ausdrücklich abgelehnt. Das galt vor allem für Nichtchristen ("keine Erlösung ausserhalb des Glaiubens"). Auch die Protestanten hielten lange daran fest. Noch im Augsburger Bekenntnis von 1530 lehnten sie die Idee der allumfassenden Erlösung ab (was auch ein Grund für die Ablehnung der Wiedertäufer war, die den Gedanken "ewiger Pein" für Nichtchristen ablehnten). Und bis heute steht sie im katholischen Katechismus als endgültiger Ausschluss aus der Liebe Gottes all jener, die in "Todsünde" sterben. Noch Benedikt XVI. - sowieso nicht gerade als progressiv bekannt - bestand 2007 darauf, dass es die Hölle als Ort der ewigen Verdammnis für jene gebe. Die Protestanten haben inzwischen ihr Glaubensbekenntnis von der "Hölle" befreit - es heisst seit Anfang der 1970er Jahre nicht mehr "niedergefahren zur Hölle", sondern "hinabgestiegen in das Reich des Todes".
Wieviele Menschen sich heute noch vor dieserVerdammnis fürchten, wird schwer zu ermitteln sein. Aber es dürfte so sein, wie mit vielen "Hinterlassenschaften" der Religionen in der zunehmend weniger gläubigen Gesellschaft: Sie überdauern überraschend zäh. Unterbewusst dürfte da noch bei dem Einen oder der Anderen eine solche Vorstellung eine Rolle spielen - so wie ja auch die Vorstellung vom ewigen Leben nach dem Tod (die die meisten Religionen pflegen) weiter besteht und inzwischen auch New Age-Vorstellungen hervorgebracht hat. Offenbar schreckt viele Menschen der Gedanke, wirklich irgendwann völlig zu verschwinden.

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Oh, da gibt es zum Glück auch noch anderes im breiten Strom der christlichen Traditionen: Mystik, Befreiungstogie, Aufklärung ...

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Ich habe den Eindruck Sie tun der Frau Müggler Unrecht mit Ihrer Behauptung, sie habe eine klare Vorstellung was die Aengste der sterbenden Menschen betrifft, die sie begleitet. Aber es wurden und werden im Namen von Religionen (und auch im Namen von Wissenschaft) viel Leid angerichtet. Das darf man nicht beschönigen. Im Namen von Religion bedeutet ja nicht zwangsläufig die Religion selbst. Sowohl das Ausüben von Wissenschaft, als auch einer Religion bedarf ein sehr hohes Mass an Ethik und Humanismus, Offenheit,Reflexion/Selbstreflexion und ganz besonders Verantwortung und Selbstverantwortung. Ich kenne auch tiefreligiöse Wissenschafter auf die genau diese Haltung zutrifft.

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(durch User zurückgezogen)

Der Artikel ist inhaltlich gut und kommt zur richtigen Zeit. Der einleitende Vergleich mit den Flugzeugabstürzen, der auch von anderen oft gemacht wird, ist allerdings fehl am Platz. Es handelt sich ja um komplett unterschiedliche Populationen die betroffen sind.

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Ich denke, dem Tod gegenüber sind alle Menschen einfach Menschen - da bei Betroffenen von verschiedenen Populationen zu sprechen, finde ich fehl am Platz.

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Lieber Herr H., danke für Ihre Rückmeldung. Was Sie mit "komplett unterschiedliche Populationen" meinen, erschliesst sich mir allerdings nicht. Spielen Sie darauf an, dass viele der Menschen, die an Covid sterben, älter sind? Falls ja: Darum geht es eben nicht in diesem Vergleich. Es geht einfach darum, aufzuzeigen, wie viele Menschen sterben. Es geht um Menschenleben, die vorzeitig beendet werden. Egal, ob sie sonst noch fünf, zehn oder dreissig Jahre zu leben gehabt hätten. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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danke für das interview, danke an die inhalte, danke an das leben, danke an das mitgefühl, danke an die mitmenschlichkeit, danke an die dialoge, danke an das nachdenken, danke an das mitdenken , danke an frau Müggler, danke an die Republik,

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Und danke an Sie! Für das Lesen, für die Rückmeldung, dafür, dass Sie bei uns an Bord sind!

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IP - Suisse - Bäuerin
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Vielen Dank für diesen berührenden Artikel! Er ist ein Geschenk in diesen Zeiten - und notwendig.

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Danke für diese schöne Rückmeldung, Frau Schürch, die mich sehr freut!

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Ein wunderbares Interview mit einer Frau, die ihre christliche Spiritualität sehr glaubwürdig lebt. Schön, so etwas in der Republik zu lesen ist. Es gibt das auch, christliche Religiosität, die beeindruckend ist, weil echt. Sie ist eine Entdeckung wert.

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nicht Fach- aber Pflege-ansehende Frau
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Auch ich finde das ein sehr schönes Gespräch, das dringend und schon lange nötige Nachdenken über unsere letzten Stunden, über das Loslassen-Können und die wichtige Bedeutung von Ruhe, Zuwendung und verständnisvollem Daneben-Sitzen. Soweit bin ich rundum sehr einverstanden, und dankbar für alles Gesagte.
Was mich aber ziemlich ärgerlich bedrückt, ist das vollständige Unerwähnt-Lassen der Pflege! Keine einzige rennende Pflege-Fachkraft kommt hier im Bild des Sterbens vor! Als würde es sie kaum brauchen! Das Fehlen, ja beinahe sorgfältige Auslassen eines zweiten, des «unsauberen» Bildes des Sterbens empfinde ich den Pflegefachkräften gegenüber als sehr unfair. Empfinde es als Mithilfe beim Leugnen von Tatsachen. (Sicher haben Sie das nicht gewollt, Frau Müggler, Sie wollten im Gespräch vor allem fokussiert auf den Sterbenden im Sterbezimmer eingehen.)
Gestorben wird nicht nur ausgesprochen individuell, sondern auch unangenehm körperlich. Sterben … dieses saubere friedvolle Liegen des terminal Kranken in diesem frisch bezogenen Bett …das Bild entspricht nur bedingt der Wirklichkeit, vielleicht kaum für eine Stunde. Kurz davor hat nämlich jemand – eine Jemandin - den Kranken gewaschen, das Gesäss frisch gereinigt, die Ausscheidungen entsorgt. Hat die Haut gecremt, vielleicht die Schale für’s Erbrechen gehalten, beruhigt, getröstet, entsorgt, desinfiziert. Hat mit einer zweiten Jemandin die Bettwäsche gewechselt, schmerzende Liegestellen massiert und die kleinen Kissen frisch ausgelegt, die so wichtig sind, wenn das pure Liegen schmerzt. (Das war erst nur die Grundpflege: To-Do-Liste wäre viel länger!) Gerne hätte die Pflegefachkraft einen Moment noch die Hand gehalten, gerne würde sie verweilen, einige Minuten wenigstens! Gerne hätte sie mehr Zeit für alles, was unter Sterbebegleitung richtig und schön beschrieben wird – nur: Ihr haben wir diese Möglichkeit entzogen! Wir gestatten ihr heute dafür: Keine 5 Minuten! Denn sie verrichtet eben Lohnarbeit: Effizienzgesteigert, algorithmysiert, fallpauschalisiert - aber gerne individuell. Unter dem Drohfinger der Kassen haben wir es so gewollt.
So kommt es, dass die eine Frau, die Sterbebegleiterin in verdankenswerter Weise beim Patienten sitzt – freiwillig, gratis und mit Kurs ausgerüstet ist ihr dies beinahe grosszügig gestattet – während wiederum andere Frauen aussen im Gang nur noch rennen - «gringabe-u-seckle», bitte lächeln, bereits laange vor Corona! Die Pflegekräfte, stemmen alle Tage gnadenlos ein stets gleich sein sollendes Konzept, das lügt, weil es die Realität verleugnet. Das ist seit vielen Jahren so! (Zunehmend, obwohl schon weit über Zenith.) Sie bewältigen all die «Unannehmlichkeiten», die im Sterbeprozess so häufig und so unvorhergesehen anfallen – aber eben nicht (allzu) kostenträchtig zu sein haben. Weggezaubert werden müssten. Überspitzt: Die üblen Ausscheidungen, die «unten» so fleissig getragen werden - mit ihnen wird oben nicht gerechnet. «Das bisschen Pflege ist doch kein Problem, sagt …» Hauptsache: Die Kassenprämie soll und darf nicht schon wieder steigen. Schon wahr. Also Pflegefachfrauen, macht das Unmögliche möglich: Auch aus den Schwächsten der Gesellschaft soll Gewinn erwirtschaftet werden. Welches Trugbild! Aber es geht hier nicht nur ums Sterben, sondern immer auch um Kapital-Akkumulation: Die vom Tanz um das goldene Kalb geheiligte goldene Kuh. Nach oben fliessen soll ja nur das saubere, nicht stinkende Geld.
Wie laut, wie oft, wie lange müssen Pflegefachfrauen erklären, rufen, schreien, weinen, bis wir hören wollen, was sie uns zu sagen hätten? - «Es geht nicht auf! Hier stimmt etwas nicht!» Es besteht eine grundsätzliche Lüge.
Bitte, liebe Sterbe-Begleiterinnen, lasst Euch nicht gegen die Pflegenden ausspielen! Sterbebegleitung ist keine neue Errungenschaft, sondern ist eines der wichtigen Gebiete, die wir aus der Krankenpflege weggespart haben. Dass Pflegende «für Solches» keine Zeit mehr haben, diese Zeit nicht zu- sondern zunehmend abgesprochen bekommen, das, glaube ich, ist es, was den Beruf so unattraktiv und traurig hat werden lassen und viele Fachkräfte dazu bringt, auszusteigen. Oder mehr noch: Zu Verzweifeln.

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Muttersprache NL
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Danke Frau S. Ihre Beschreibung trifft es genau und das allerwenigste wäre, das die Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner gut bezahlt würden. Selbst dann kommt die Wertschatzung für die Leistung der Pflegenden immer noch zu kurz.

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Liebe Frau S. - ich bin sehr einverstanden, das ist ein guter und wichtiger Punkt. Und wegen dem Sparen: das Pflegepersonal verursacht weiss Gott nicht die höchsten Kosten. Ich sehe diese eher bei den immer teurer werdenden Medikamenten sowie bei den ebenso kostspieligen Untersuchungen.
Die Kostentreiber im Gesundheitswesen wären sicher einen eigenen Artikel wert. Dazu ein persönliches Beispiel: kürzlich war ich 4 Stunden im Notfall. Für die Pflege wurden CHF 400 verrechnet - was noch grad so angehen mag wenn man EKG, Blutentnahme, Bett und Bettwäsche, Infrastruktur und Bericht mitrechnet. Die Pflegerin war maximal 15 Minuten vor Ort. Die Ärztin wurde ebenso mit CHF 400 verrechnet, sie war keine 5 Minuten im Zimmer, die einzige Leistung war das Sichten und Beurteilen der Untersuchungsresultate.
Wo geht dieses ganze Geld denn hin?

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Herzlichen Dank für das tiefsinnige Gespräch. Sterben hat mit Loslassen zu tun und loslassen lernen wir nur Leben.
In meinem Beruf bin ich weniger mit dem Tod konfrontiert als mit Lebenden, welche ihr bisheriges Lebenskonzept aufgrund der Pandemie begraben müssen. Für viele ist das ein schmerzhafter Prozess und oft erschütternd von Aussen zuzusehen, wie sehr sie darunter leiden. Und manchmal erlebe ich grosse Einsamkeit und Sprachlosigkeit von den Betroffenen, wie eben wenn es um das Thema Tod geht.

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Danke für diese schöne Rückmeldung, Herr A. Sie haben recht, dass es da Parallelen gibt: Sich von einem Lebenskonzept, einem Lebensinhalt, einem Lebensprojekt verabschieden zu müssen, kann ähnlich schwierig und schmerzhaft sein wie das Loslassen vom Leben selber. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für diese sicher sehr interessante, aber auch anspruchsvolle Aufgabe. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Supervisorin und Erwachsenenbildnerin
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Danke der Beitrag ist wunderbar, vielen dank.Habe selber Sterbebegleiterkurse gegeben, es ist eine erfüllende und berührende Arbeit. Unterdessen bin ich 77ig, habe schon einige Menschen verloren und vermisse in dieser Zeit die gemeinsamen Abschiedsrituale, trotzdem sich mit anderen in Gedanken zu verbinden und gemeinsam an den/die verstorbene/n Denken ist heilsam.

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Danke für Ihre Worte, Frau K. Es freut mich, dass Sie aus dem Gespräch etwas mitnehmen können, was Sie anspricht.

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Vielen Dank an Bettina Hamilton-Irvine, dass Sie (fast) jeden Kommentar persönlich beantworten. Das ist echte, persönliche Begleitung.

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jaap achterberg
schauspieler
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Toll, die Umarmung!

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Leserin
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Ich danke auch für den berührenden Artikel mit den möglichen tröstenden Handlungen. Bei den weltlichen Dingen, sich auf den Tod vorzubereiten, kam mir meine Schwester, auch Intensivpflegerin, in den Sinn: Sie empfiehlt die Patient_innenverfügung mit einer Fachperson auszufüllen, denn die meisten der Fälle, die bei ihr in den Intensivbetten liegen, wollten offenbar gar nicht dorthin.
Vielleicht ein Artikel für die Republik, wie die Krankenkassen dazu bringen, dass sie Gesundheitskassen werden und sich um die Vorsorge in allen Gesundheitsaspekten besser kümmern?

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Muttersprache NL
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Einen wunderbaren wohltuenden Beitrag. Vielen Dank. Auch danke an den Verlegerinnen und Verleger für den berührenden Gedanken die geteilt wurden.

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Über 65 Jahre
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Danke für den Bericht!! Danke!

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Schöner, schon lange überfälliger Beitrag, und ich hoffe, die Republik hakt das schwierige Thema nun nicht einfach wieder ab. Wie gehen Menschen mit Tod und Sterben um, die nicht auf die Tröstungen der Religion zurückgreifen können oder wollen bspw.?
Was mir persönlich in den letzten Monaten zunehmend zu schaffen macht, ist die Instrumentalisierung des Sterbens aus ideologischen Gründen, die ich gerade dann als respektlos empfinde, wenn sie im Gewand besonderer Moralität auftritt, aber eigentlich nur zur Verurteilung einer Politik dient, mit der man nicht einverstanden ist. So konnte ich den folgenden Satz auch gar nicht lesen, ohne unwillkürlich zu denken: das ist vielleicht einer jener Fälle, die später aus einer Statistik herausgepickt werden, um zu 'belegen', dass stille Triagen stattfinden:

Ich hatte jetzt gerade so einen Fall, bei dem ein Mann darum gebeten hatte, von der Intensiv­station auf die allgemeine Abteilung verlegt zu werden. So durften seine Angehörigen schliesslich doch noch vorbeikommen, und seine Tochter blieb bei ihm bis ganz am Schluss.

Wieviel würdiger doch die Ordensfrau, die an ihrem Platz das ihr mögliche tut, auch wenn man ihren Glauben nicht teilt. Wenn die Realität des Todes nur noch als numerische Grösse zählt, die internationalen Vergleichen standhalten soll, nimmt man dem Sterben jede Würde.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Grundsätzlich gefällt mir der Artikel. Wo ich etwas mehr Mühe habe mit dem in meinen Ohren reisserischen Begriff "so viele Tote, wie wenn zwei Boeings abgestürzt wären". Diese nackten Zahlen interessieren mich nur im Verhältnis zur regulären Sterblichkeit, die leider weder hier noch anderswo publiziert werden. Wenn der Tod zum Leben gehört, sterben vermutlich jeden Monat Menschen in unserem Land "wie in zwei Boeings abgestürzt wären". Das impliziert gerade das Gegenteil als das Versöhnen mit der Endlichkeit des Menschen. Ich für meinen Teil schaue es nicht als Geburtsrecht an, 90 oder gar 100 Jahre alt zu werden. Im Gegenteil denke ich, dass der Mensch nicht dafür geschaffen ist, ein Methusalem zu werden. Langsam übertreiben wir es mit der modernen Medizin, die Menschen gar nicht mehr sterben lässt.

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Das ist nicht reisserisch, sehr geehrte Frau Z., das sind Tatsachen. Es sterben auch nicht, wie sie vermuten, immer so viele Menschen. "Seit 1974 berechnet der Bund die Übersterblichkeit. Sie war noch nie so hoch wie 2020", schrieb die NZZ kürzlich in einem sehr guten Datenbeitrag. Deshalb haben wir uns in unserer Datenanalyse dann zuletzt auf die Schulen konzentriert.

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Doch, den Vergleich mit einem Absturz empfinde ich als reisserisch. Leider ist der von Ihnen empfohlene Artikel hinter einer Paywall. Könnten Sie mir bitte rasch die Sterblichkeit in der Schweiz für den Janur 2021 und den Januar 2020 mitteilen, einfach so als Beispiel. Da bin ich Ihnen dankbar dafür.

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<Falsche Fakten gelöscht. Dominik, nächstes Mal besser lesen!>
Das Gespräch ist wunderbar!

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Trudy Dacorogna-Merki
Personalberaterin, Sterbebegleiterin
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Danke für diesen Artikel und das Interview und dass sich auch die Republik diesem Thema annimmt. Die Pandemie trägt vielleicht dazu bei, dass wir uns alle unserer Endlichkeit bewusst werden. Das ist gut so! Der Satz „das Leben ist ein Lernprozess im Loslassen“ finde ich sehr hilfreich. Mein Aufruf an alle: Geht eure betagten Menschen aus dem nahen Umfeld - und damit meine ich auch die von der schrecklichen Krankheit Demenz Betroffenen - besuchen wann immer Ihr könnt. Ein Akt der Nächstenliebe. Und wenn wir selber in dieser Situation sind ein großes Geschenk und Stimulation. Ich bin ebenfalls tief betroffen von der Tatsache, dass in dieser Corona Zeit viel zu viele Menschen allein sterben mussten und müssen. Und viel zu viele An- und Zugehörige unter verzweifeltem Social Distancing litten und leiden.

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Kleine Anmerkung am Rande: Das Kloster, von dem im Artikel mehrmals die Rede ist, heisst "Ingenbohl" (mit N in der Mitte) und nicht "Ingebohl"

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Herzlichen Dank für den Hinweis, Frau S.! Der Fehler ist korrigiert.

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Mit dem Satz "so viele Tote, wie wenn zwei Boeings abgestürzt wären" hatte ich auch meine Mühe. Er eignet sich Panik zu schüren und das empfinde ich als unethisch. Den Artikel fand ich sonst sehr schön. Und ich stelle mir auch, wie P. Z. die Frage" ob der Mensch dafür geschaffen ist, ein Methusalem zu werden", oder "ob wir es nicht langsam übertreiben mit der modernen Medizin, die Menschen gar nicht mehr sterben lässt". Die Frage ist nun, wie kann ich das ethisch formulieren, denn je länger und tiefer ich über das ganze Thema und die aktuelle Situation nachdenke, desto klarer wird für mich: ethisch denken und handeln muss über Allem stehen. Deswegen gefällt mir die Nonne im Artikel so gut. Ihre tiefe Religiosität scheint sie zu einem sehr ethisch lebenden und handelnden Menschen gemacht zu haben. Dazu gehört wohl auch, dass man nicht immer auf alles eine Antwort hat. Für sie ist jedes Leben wertvoll bis zum Tag an dem man stirbt. Statistiken haben immer etwas unethisches. Sie sagen nichts aus darüber, wer waren die Menschen, die gestorben sind und wie sind sie gestorben. Sie sagen auch nur etwas aus über den aktuellen Stand. Vielleicht ergibt sich im Rückblick nach fünf weiteren Jahren ein ganz anderes Bild. Vielleicht folgt auf die Übersterblichkeit eine Untersterblichkeit?

Am Anfang der Pandemie wurden in den Medien "Fakten" ( nach dem damaligen Wissensstand) zum Virus verbreitet: Es sind fast ausschliesslich hochbetagte Menschen und Menschen mit mehreren Vorerkrankungen, die auf Intensivstation intubiert um ihr Leben kämpfen. Durch diese Darstellungen in den Medien hat sich lange das Bild in mir festgesetzt, an Covit 19 erstickt man. Sowas macht Angst. Sowas möchte ich keinem antun. Um mich selber hatte ich keine Angst. Ist das ethisch, fragte ich mich, wenn Medien so reisserisch darüber berichten? Stimmt das auch wirklich? Ich habe nirgends gelesen, dass eine Intubation ein schwerer Eingriff ist, bei dem es in Folge sehr oft zu Lungenentzündungen kommen und es Monate dauern kann, bis man sich von so einem Eingriff erholt. Sind diese Menschen an Covit 19 gestorben oder weil man sie unbedingt retten wollte oder wären sie wirklich auch bald ohne Covit 19 gestorben? Ist es ethisch vertretbar, dass ich mir diese Fragen stelle? Oder ist es unethisch, wenn ich sie mir nicht stelle?

Mediziner sind verpflichtet Leben zu retten. Die Spitzenmedizin macht vieles möglich, das vor 100 Jahren undenkbar war. Wir haben eine Spitzenmedizin und sie wird daher auch genutzt. Ich persönlich empfinde es als unethisch Aerzte, die alles geben, um Leben zu retten, für ebendies anzuprangern. Die Frage, die sich mir daher stellt: ist es heute für einen erwachsenen Menschen nicht unethisch keine Patientenverfügung zu haben? Bin nicht ich in erster Linie für mein Leben verantwortlich?

Was aber, wenn ich nicht für mich, sondern für einen mir anvertrauten Menschen entscheiden muss? Ich habe eine bald 25 Jahre alte behinderte Tochter, die mit der seltenen Krankheit tuberöse Sklerose geboren wurde. Im Mai wäre sie aufgrund ihrer Krankheit fast an einer Lungenblutung gestorben. Seitdem erhält sie ein teures Medikament, dem gegenüber ich lange sehr skeptisch eingestellt war. Ich hatte die Wahl ja oder nein zu sagen. Ich entschied mich dafür, weil mir ein Nein - es doch wenigstens zu versuchen - unethisch vorgekommen wäre. Seitdem geht es ihr so gut, wie nie seit den letzten 11 Jahren.
Die Medizin bleibt nicht stehen. Sie kann immer mehr, sie wird immer teurer. Ist sie dann immer noch für alle zugänglich? Ab wann wird es unethisch? Diese Fragen werden bleiben. Wir werden sie uns immer stellen müssen.
Ich persönlich empfinde eine grosse Dankbarkeit gegenüber den Aerzten, die meiner Tochter geholfen haben, aber auch gegenüber allen, die Krankenkassenprämien zahlen und dadurch das Medikament für meine Tochter ermöglichen. Meine Tochter hat gemeint, sie sei halt begabt im Vertrauen. Und ich weiss, dass sie das auch so meint, wenn es mal keine medizinische Hilfe mehr für sie gibt.

Ich weiss schon lange nicht mehr, was stimmt und was nicht, wenn ich nur den Medien inkl. social Medias glaube. Schaue ich auf die Fakten, die sich mir in meinem Umfeld ergeben, entsteht folgendes Bild: die meisten die positiv waren, hatten leichte Symptome und wurden schnell wieder gesund. Es gab ein paar wenige jüngere sonst sehr gesunde Menschen, die stark erkrankt sind und ca. 2 Monate bis zur Gesundung brauchten. Es starben mehr hochbetagte Menschen, die unter Vorerkrankungen litten. Wie sind sie gestorben, wollte ich wissen. Sie wurden einfach sehr schwach, hiess es. Eine Frau (über 90 Jahre alt) hatte leichte Atembeschwerden. Eine Frau (96, schwer herzkrank) fühlte sich sehr unwohl, wurde ins Spital gebracht, negativ getestet. Da sie sterben wollte, wurde sie wieder ins Alterheim gebracht, starb nach ein paar Tagen und wurde positiv getestet. Eine hochbetagte schwer krebskranke Frau im Endstadium wohnt zu Hause und heisst die vielen geliebten Menschen, die sie besuchen wollen, willkommen. Ihre Einstellung zu Maske: wer will, der kann und wer nicht will, der kann das auch. Niemand trägt eine. Sie wurde nicht infisziert. Viele leiden auch unter den zum Teil absurden Massnahmen, benehmen sich aber rücksichtsvoll. Das ist auch ein Fakt. Tja, was mache ich jetzt mit all den Informationen? Ich glaube, ich will es wie meine behinderte Tochter halten und begabt im Vertrauen sein!

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Gerne schliesse ich mich den vielen wertschätzenden Stellungnahmen an.

Zufälligerweise bin ich beim Bücher abstauben (nein, weit bin ich nicht gekommen damit....) auf ein Gedicht von Hilde Domin gestossen, welches ich hier wiedergeben möchte:

Unterricht

Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar
wie ein See nach grossem Regen,
ehe der dunstige Tag
die Bilder wieder verwischt.

Nur einmal sterben sie für uns,
nie wieder.
Was wüssten wir je
ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen
auf die wir gelegt sind
wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen ohne die nichts
sein Gewicht hat.

Wir deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es.
Und sie?
Sie können die Lehre
nicht wiederholen.

Dein Tod oder meiner
der nächste Unterricht:
so hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.

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Die mir sympathische Haltung der Sterbebegleiterin stellt die harte Haltung „alles tun gegen Covid“ etwas im Frage, nicht? Dass ein Spital Angehörigen-Besuche unterbindet, ist klar zum strikten Schutz, für den man Argumente haben mag. Angehörige sollen sich gegen diese Massnahme wehren, und die Frau umarmt jemanden, im Glauben an einen Schutzengel. Wollt ihr sie nicht als Corona-Ketzerin anprangern? Sie hat ein relativ entspanntes Verhältnis zum Tod, so wie manche Personen, insbesondere Senioren, die sich bewusst sind, dass sie an irgendwas sterben müssen. Und gerade deshalb ärgern diese sich wohl eher über die Schutzmassnahmen, die u.a. in der Republik hart eingefordert werden.

Die Angst vor dem Tod überwinden mag auch heissen, die Angst vor Covid mildern. Danke, dass diese Haltung auch mal zu Wort kommt. Aber wozu immer wieder der dramatisierende Vergleich vom wöchentlich abgestürzten Jumbo-Jet - um die Angst zu kultivieren?

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Muttersprache NL
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· editiert

Sterben ist nicht das Problem. Das Problem in der Coronazeit ist, dass ich eventuell meine Liebsten nicht begleiten kann.
P.S Und keine Gelegenheit bekomme bei der Pflege zu helfen!

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Ich habe den Beitrag sehr gerne gelesen, da mich dieses Thema ebenfalls sehr beschäftigt, das Abschied nehmen und Menschen bis hin zum Loslassen begleiten.

Zudem bin ich aktiv in einem Verein (queerAltern), der sich ebenfalls mit dem Tod auseinandersetzt. Denn unsere Mitglieder setzen sich mit dieser Frage nur schon altershalber auseinander. queere Menschen im zweiten, dritten, vierten Lebensabschnitt leben meist nicht in traditionellen Familienzusammenhängen sondern in sogenannten Wahlfamilien. Je älter sie / wir werden, desto weniger Menschen mit ähnlichen Biografien gibt es in unseren Leben – Biografien, die geprägt sind von den 50-/60-/70er Jahren, als wir nicht heteronormativ Lebenden über eine weite Strecke unseres Lebens unsichtbar blieben, da wir (nicht nur rechtlich) ausgegrenzt wurden. Leider sind wir in diesem Gespräch nicht mitgedacht, auch wenn es einige Gedankenanregungen gibt, die unabhängig der Biografien sind.

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Danke für diese Rückmeldung, Frau B. Und vielen Dank für diesen Input, Frau B., den ich sehr gerne aufnehme. Dass queere ältere oder sterbende Menschen nicht explizit vorkommen in diesem Interview, stimmt. Jedoch geht es hier auch sehr allgemein um das Sterben, das uns alle, ob jung oder alt, ob allein oder in einer Partnerschaft, ob gläubig oder nicht, irgendwie gleich betrifft. Ich fände es aber spannend, mich bei Gelegenheit mit den aktuellen Herausforderungen und Themen zu befassen, mit denen sich Ihr Verein beschäftigt. Vor einigen Jahren habe ich bereits einmal einen Artikel zum Thema queere Senioren in Altersheimen geschrieben, für den ich auch mit einem der Mitinitianten Ihres Vereins, Vincenzo Paolino, sprach.

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag! Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Danke für Ihre Antwort. Gerne jederzeit mehr zu queerAltern. Ich unterstütze Sie dabei gerne.
Mit zuversichtlichen Grüssen.
B. B.

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"Entsprechend fällt es uns schwer, daran zu denken, dass das Leben irgendwann aufhört". Aus ärztlicher Sicht folgendes: Franz von Assisi kehrte seiner Karriere als wohlhabender Geschäftsmann in den Fusstapfen seines überaus reichen und (damals) international agilen Bürger-Vaters und seinem Erbe den Rücken und sagte am Ende seines der Armut gewidmeten Lebens: "Laudato si, mi Signore, per sora nostra morte corporale,..." ("Sonnengesang" 1225). Als naturwissenschaftlich ausgerichteter also nicht gläubiger Arzt gebe ich Franz v.A. recht und jeder weiss es, wenn er über sich und seinen Leib nachdenkt.
«Tag für Tag bildet die Epidermis rund fünf Milliarden neue Zellen, die aus unteren Lagen nach oben aufsteigen, verhornen und sich ablösen; etwa zehn Gramm unserer selbst verteilen wir täglich in der Landschaft, 40 000 Hornzellen pro Minute" (NZZ 17.10.2020), pro Monat eine neue Epidermis, ein Hundertjähriger Mensch schafft es auf 1'000 Häute. Bedingung: der Tod der 999 anderen. Täglich bilden sich in uns 200'000'000'000 neue Zellen, also sterben wir so viele Male.
Unser Leben ist andauerndes Sterben und Geborenwerden, wenn wir bereit sind, uns als Ganzes zu sehen, d.i. ohne Hirn-Suprematismus. Genau diese Sicht beinhaltet das Sonnengedicht, es wurde in seiner Tiefe von den nachfolgenden naturwissenschafltichen Erkenntnissen bestätigt (vgl. Alber Jacquard: "Le soucis des pauvres").
Unser Hirn ist Teil und nicht HERR (Herrscher) und Besitzer von Mensch, Natur und Universum, der sekündliche Tod unser Bruder, lernen wir ihn schätzen.
Wehe aber, wenn er Homizid wird! und sei es Vernachlässigung in einer Pandemie!
Zitat aus dem Gespräch.

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nicht Fach- aber Pflege-ansehende Frau
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Danke, Frau Z. Danke für die wichtige Ergänzung! Ich sehe die Schieflage genau so, wie Sie. Sie bestand längst vor Corona. Seit vielen vielen Jahren. - Ihnen danke ich von Herzen für den Mut, die ungedankte (Applaus-gedankte) kaum lösbare Aufgabe jeden Tag noch anzupacken! Das alles auch mit der Familie in Einklang zu bringen, und sich wohlgemut auf eine bescheidene Rente noch freuen zu können - das ist wohl so ziemlich echte Lebenskunst! Hut ab!

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Das ist ein wunderbarer Artikel und er umfasst viel mehr als den Umgang mit sterbenden CoronapatientInnen. Wenn Fachfrauen/männer Gesundheit lernen können mit Sterbenden umzugehen, ihre Ängste zu halten, Angehörige zu begleiten, zu trösten, dann können PsychotherapeutInnen auch lernen Todesängste bei komplextraumatiserten Patientinnen auszuhalten. Eigentlich beschreibt Frau Müggler wie Empathie wachsen kann, wenn wir uns zutrauen dies zu tun an Orten wo es oft unerträglich ist oder scheint .
Sehr viel Achtung habe ich vor dem spirituellen Teil. Nicht anwesend sein zu können, aber gemeinsam zu beten bedeutet eine Haltung zu bewahren, die auch in diesem Moment grösster Verzweiflung nicht aufgibt. Eine ethische Haltung die allen Psychotherapeuten wohl anstehen würde.

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(durch User zurückgezogen)
Rentner
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Zum Artikel kann ich nur meine Erfahrung sagen: "Wer sich mit seinem eigenen Tod versöhnt hat, der lebt leichter".
Schade, dass die Republik auch so auf Panik macht! "Fast 1400 Personen sind in den ersten vier Wochen des neuen Jahres in der Schweiz an Covid gestorben. Das ist, als würden jede Woche zwei voll besetzte Boeing 737 abstürzen und alle Passagiere ums Leben kommen." Wow, unglaublich, aber: Täglich starben 2018 im Durchschnitt 183 Menschen, auf einen Monat hochgerechnet sind das ca. 5'500! 5'500 Todesfälle, die Meisten werden eine Lücke hinterlassen, lösen Trauer aus, der normale Gang des Lebens. Die einzige interessante Zahl ist: Wie viele sind mehr gestorben? 9'500 Rauchertote sind jedes Jahr zu beklagen, über 50% der Raucher werden als Rauchertote in die Statistik eingehen. Kinder von Rauchern werden fast alle zu Rauchern, von wegen freier Entscheidung. Wie viele der Covid-Toten waren Raucher und daher mit Vorerkrankungen? 40% der Erwachsenen sind übergewichtig! 97% der Covid-Toten haben mindestens eine Vorerkrankung, der Altersmedian liegt bei 85 Jahren! Hat irgendjemand im letzten Jahr gehört, dass uns der Bundesrat oder die Kantonsregierungen ins Gewissen geredet haben gesünder zu leben? Nein, der Nationalrat findet dass Kinder nicht vor Werbung geschützt werden sollen, nur kranke Menschen garantieren der Tabakindustrie und der Pharma steigende Gewinne.

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