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Mensch
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Das ist eine tragische Entwicklung und sie gibt mir zu denken. Tragisch ist aber auch der politische Missbrauch dieser Menschen mit psychischen Problemen. Vor der Pandemie galten sie in bürgerlichen Kreisen - wenigstens teilweise - pauschal als Simulanten und vor allem die SVP engagierte sich sehr gegen die IV. Aus finanziellen Gründen. Die gleichen Kreise werben heute, auf Grund psychischer Probleme, für mehr "Freiheit" in Corona-Zeiten. Politischer Missbrauch in Reinkultur.

Ich bin gespannt, wie Politik und Gesellschaft damit künftig umgehen. Aktuell ist die IV weniger eine Versicherung, eher eine "Verunsicherung", welche auf der ersten Stufe vor allem versucht Menschen abzuweisen - um Kosten zu sparen. Der politische Druck wirkt. "Gutachter" analysieren Menschen in wenigen Minuten, raten teilweise ausnahmslos zur Ablehnung des Antrages und das weitere Verfahren dauert dann Jahre. Das ist übrigens nicht übertrieben, die Existenz solcher "Ablehnungsprofis" ist nachgewiesen, eben so die langwierige Verfahrensdauer.

Wir alle sind nun gefordert uns objektiv Gedanken zu machen, wie wir darauf reagieren wollen. Natürlich wird es wieder einige Betrüger geben, dass gibt es bei jedem System. Die Frage lautet: Wollen wir aber deshalb gleich das Kind mit dem Bade ausschütten? Die IV und ihre Supermänner (Gutachter) werden über die Bücher gehen müssen. Eine Krise verlangt einen noch schnelleren Umgang mit Veränderungen, als es das Leben ohnehin bereits tut.

Die Antwort zeigt, ob unsere Gesellschaft lernfähig ist. Ein kleiner Hinweis: Geld alleine ist nie die Antwort. Ich hoffe, die Antwort lautet nicht Akzeptanz oder gar Ignoranz von Selbstmorden.

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Danke für diesen differenzierten Beitrag, Herr R.

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Mensch
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Gern geschehen. Ich hoffe er bewirkt auch etwas…

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Herzlichen Dank an Herrn Sele für diesen wichtigen Beitrag! Wie schon von seinem Artikel „Eins in der Einsamkeit“ habe ich wieder viel mitgenommen. Ich bin froh, dass die Republik immer wieder Artikel zum Thema psychische Gesundheit bringt, wie zum Beispiel auch der Beitrag „Ich bin da“ von Olivia Kühni. Beide Beiträge sind nach Ende des Artikels aufgeführt.

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Danke für Ihr Feedback, Herr H.!

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Märchentante*onkel
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Es gibt einen eigentlich leicht vermeidbaren und unauthentisch wirkenden 08.15-Journalismus. Der Artikel beginnt dabei jeweils mit der persönlichen Geschichte, dem Betroffenheitsexempel, das die Leserin wie das Pavlov'sche Hündchen zum emotionalen Geifern bringen soll, wonach sie für fähig gehalten wird, mit feuchtem Mund auch Fakten und Meinungen zum Thema zu sich zu nehmen, bevor das Thema schliesslich mit dem finalen Rückschwenker auf das Fallbeispiel abgerundet und für behandelt gilt.
Weshalb mir diese Art Journalismus beim Thema Suizid zuwider ist, liegt wohl daran, dass ein Suizid (und dabei möchte ich den Suizid von Menschen mit quälenden unheilbaren Krankheiten ausdrücklich ausnehmen) für nahestehende Personen ein sehr persönliches, einzigartig tragisches Ereignis darstellt. Artikelstruktur und Inhalt sind nicht in Harmonie. Dabei enthält der Artikel viel Qualität. Einzig die billige Identifikationsmasche stört.

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Reto Aschwanden
Dienstredaktor
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Ja, ein Suizid ist für Nahestehende ein sehr persönliches, tragisches Ereignis. Der Protagonist in unserem Artikel spricht öffentlich darüber, weil er das so will und einen Sinn darin sieht. Das ist zu respektieren. Ihre Polemik dagegen scheint mir unangebracht.

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Märchentante*onkel
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Selbstverständlich respektiere ich das und halte es für legitim und sinnvoll, über das Thema Suizid zu schreiben. Ich kritisiere das ja auch gar nicht. Mit meinem Beitrag will ich das Bewusstsein für eine Art Journalismus schärfen, die mir unangenehm ist und die sich sehr leicht vermeiden lässt. Es handelt sich nicht um Polemik, sondern um die Beschreibung einer dem Thema nicht angemessenen Masche.
(Es gibt legitime Gründe, lieber Republik als Tamedia-Schrott zu lesen.)

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Ich kenne den Autor Sebastian Sele nicht persönlich. Aber sein Artikel wirkt zumindest auf mich authentisch. Klar, die Stilmittel und der Aufbau solcher Artikel ähneln sich oft und das mag 0815 sein. Aber 0815 ist ja oft gut genug, es muss ja nicht immer literarisch brillant sein. Zum emotionalen Geifern hat mich der Text auch nicht gebracht, ich fand ihn in einem angenehm ruhigen Ton geschrieben. Doch das wirkt ja auf jeden anders.

Dass der Suizid für nahestehende Personen ein sehr persönliches Ereignis ist und man daher in einer allgemeinen Form eines journalistischen Beitrags dem Einzelfall nie gerecht werden kann, das ist sicher so. Ich finde, dass das im Artikel in dieser Äusserung des Betroffenen über sich und seine Familie auch sehr gut zum Ausdruck kommt:

Trotz der Verbundenheit musste schliesslich jeder einen eigenen Weg finden, mit dem Suizid umzugehen. Denn jede hatte eine andere Beziehung zum Vater und Partner. «Der Suizid hat auch Distanzen zwischen uns geschaffen», sagt Loew. Die Leichtigkeit, sie fehle heute oftmals.

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Daniel Meyer
Korrektor Republik
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Liebe Frau C., "es handelt sich nicht um Polemik". Ja ja, das ist halt auch so eine subjektive Geschichte. Wenn Sie einen Satz raushauen wie "das die Leserin wie das Pavlov'sche Hündchen zum emotionalen Geifern bringen soll" (der im Übrigen wirklich völlig quer zu meinen Eindrücken steht, die ich beim Lesen hatte), müssen Sie schon damit rechnen, dass Sie mit Polemik in Verbindung gebracht werden, als so clever schätze ich Sie ein. Ich habe das in diesem, wie ich finde (natürlich ist das auch mein subjektiver Eindruck), angenehm ruhigen und sachlichen Text auch nicht als "billige Identifikationsmasche" empfunden.
Viel wichtiger scheint mir das grosse Ganze: Ich freue mich darüber, dass für das Thema sensibilisiert wird, und zwar gerade nicht in einem reisserischen, boulevardesken Ton. Hier über "die Harmonie zwischen Artikelstruktur und Inhalt" zu mäkeln, scheint mir ein etwas seltsamer Zugang zu sein. Ich lese viele, viele Beiträge und denke mir auch manchmal, ey, das hätte man vielleicht anders lösen können. Aber wenns im Ganzen für mich stimmt, kann ich das auch akzeptieren – Texte werden zum Glück immer noch von Menschen geschrieben.
Herzliche Grüsse! DM

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Filmemacher
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Hab einen Film zum Thema gemacht, bin selbst Betroffener duch Suizid meines Vaters. Direkter Anlass für den Film war Jahre danach der Suizid eines Freundes.
Ich musste feststellen, dass dies wichtige Thema immer noch Tabu ist. Kein Filmfestival wollte ihn zeigen etc.
Bin also froh über den Bericht in der Republik. Die Form ist für mich dabei zweitrangig. Das Thema ist zu wichtig.

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Kann es wirklich Aufgabe des Staates sein, jemandem zu „verbieten“ sich selbst umzubringen? Ich halte das für eine unzulässige Einmischung des Staates in die Privatsphäre. Das hatte die katholische Kirche ja schon versucht mit der Drohung, man komme dann in die Hölle. Was man tun kann, ist die Reduktion von offensichtlichen Rahmenbedingungen wie die Armut.

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Es ist nicht „verboten“, denn dann wäre es ja strafbar. Dann würden Menschen, die versucht haben, Suizid zu begehen mit Bussen belegt oder ins Gefängnis gesteckt.

Viele Suizide werden aus einer akuten psychischen Krise hinaus begangen. Oft sind Menschen, die den Versuch überlebt haben, hinterher froh, dass sie gerettet wurden. Diese Menschen in ihrer Not alleine zu lassen ist einer modernen Gesellschaft unwürdig.

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Einverstanden. Aber ist es Aufgabe des Staates, Selbstmord zu verhindern? Wenn ja, mit welchem Recht?

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U. C., ich denke, Sie gehen davon aus, dass sich die meisten Menschen freiwillig umbringen.
Das bezweifle ich stark. Ich gehe davon aus, dass eine als unlösbar empfundene Not der Auslöser ist. Und da denke ich, ist es klar, dass der Staat die Aufgabe hat, einen Menschen nicht in eine auswegslos scheinende Situation kommen zu lassen.

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Der Unterschied zur katholischen Kirche wäre, dass man Suizidalität nicht stigmatisiert und tabuisiert, sondern im Gegenteil die Enttabuisierung von Suizidalität und psychischen Erkrankungen fördert und somit Suizide verhindert. Nicht durch Verbote sondern durch die Möglichkeit, dass Betroffene leichter und schneller Hilfe bekommen. Dass damit nicht alle Suizide verhindert werden können, versteht sich von selbst.

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Das sehe ich auch so. In meinem Umfeld sehe ich auch eine zunehmende Offenheit gegenüber solchen Themen. Das sind gesellschaftliche Entwicklungen, die mich durchaus positiv stimmen.

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Ich verstehe nicht, wieso Ihr Beitrag Downvotes bekommt. Mir sprechen Sie aus der Seele.
Im Unterricht habe ich gerade das Stück "Gott" von Ferdinand von Schirach mit meinen Lernenden gelesen. Dort wird die ärztliche Beihilfe zum Suizid in Deutschland verhandelt, unglaublich spannend!

Editiert: Achso - vielleicht, weil im Artikel nichts davon steht, dass Suizid verboten werden soll.

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Ich studiere Gesundheitsförderung und Prävention an der ZHAW und bin sehr dankbar, dass solch ein wertvoller Artikel hier seinen Platz gefunden hat. In Sachen Gesundheitsförderung und Prävention gibt es in der CH noch viel zu tun, zu oft handeln wir erst dann, wenn es schon zu spät ist, dabei könnte man mit effektiven Massnahmen viel Leid verhindern.

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"Verarbeitung möchte er es nicht nennen, denn das Wort suggeriere einen Prozess. Und ein Prozess hat ein Ende." Für diese Aussage möchte ich Herrn Loew danken. Es geht mir genauso, und das 35 Jahre nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen durch Suizid.

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Weshalb die Warnung am Anfang des Textes? Im Lead wird ja bereits auf den Inhalt hingewiesen. Ich fühle mich so als erwachsener Leser nicht ganz ernst genommen.

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Chefredaktion
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Danke für die Bemerkung, Herr H. Medienethisch gehören Berichte über Suizide zu den heikelsten Gratwanderungen im Journalismus, weil sie leicht zu Nachahmung führen können (Werther-Effekt). Deshalb sind Trigger-Warnungen und die explizite Erwähnung von Hilfsangeboten Bestandteile verantwortungsvoller Publizistik. Und es geht ja nicht immer um einen selbst, nicht wahr? Eher selten sogar, auch wenn Empathie tatsächlich auch schon verbreiteter war. Schönes Wochenende Ihnen.

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Wenn es Ihnen mit der Trigger-Warnung um Suizidprävention gegangen ist, weshalb stehen dann die Hilfsangebote nicht bereits im Lead oder in der Trigger-Warnung?

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Herr Sele berichtet von jährlich etwa 33'000 Suizidversuchen in der Schweiz. Der Bundesrat hat in seiner Antwort vom 9. Januar 2002 auf eine Einfache Anfrage von Nationalrat Andreas Gross (SP, Zürich) erklärt, nach amerikanischen Forschungsergebnissen, wonach in Industriestaaten die Zahl der Suizidversuche fünfzigmal höher sei als die Zahl der festgestellten Suizide, müsse in der Schweiz mit jährlich bis zu 67'000 Suizidversuchen gerechnet werden. Siehe https://www.parlament.ch/de/ratsbet…d=20011105
In der Folge hatte ich den hervorragenden Recherchierjournalisten Peter Holenstein beauftragt, abzuschätzen, welche Kosten das Suizidgeschehen in der Schweiz verursacht. Unter der Annahme, es handle sich lediglich um etwa 30'000 Versuche, kam er auf Aufwendungen von rund 2,4 Milliarden Franken. Doch davon wollte das Bundesamt von Gesundheit nichts wissen, und auch die Medien nahmen davon kaum Notiz: An die Pressekonferenz zur Präsentation seiner Studie "Der Preis der Verzweiflung" kamen ganze zwei Journalisten. Der Bericht ist nach wie vor lesenswert: http://www.dignitas.ch/images/stori…iflung.pdf
Dass sich Politiker darum zu wenig kümmern, hat einen einfachen Grund: Wer sein Leben beenden will, kommt als Wähler nicht mehr in Betracht . . .

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Ich finde auch, dass dem Thema von Politik und Medien nicht nur in dieser Pandemie mehr Beachtung geschenkt werden sollte.

Den „einfachen Grund“, den Sie anführen, halte ich allerdings nicht für überzeugend. Erstens überleben ja glücklicherweise die meisten Menschen ihren Suizidversuch und zweitens gibt es auch immer viele Betroffene in Familie und Bekanntenkreis. Die Zielgruppe wäre also meiner Ansicht nach durchaus da.

Ich vermute eher, dass es damit zusammenhängt, dass sich das Thema Suizid oder ganz allgemein psychische Gesundheit nicht auf verkürzte Schlagzeilen oder polarisierte Debatten reduzieren lässt. Daher kann man damit in der Öffentlichkeit weniger „punkten“. Auch eine grosse Unsicherheit mit dem Thema wird eine Rolle spielen. Das ist ja oft das Problem, dass die betroffenen Menschen und ihre Mitmenschen nicht über ihre psychischen Probleme geschweige denn ihre Suizidgedanken reden können. Auch als Politiker hat man wahrscheinlich das Gefühl, dass man sich da auf dünnes Eis begibt und lässt dann lieber ganz die Finger davon.

Die Seite www.wie-gehts-dir.ch von pro mente sana, die ich durch den Artikel entdeckt habe, ist übrigens meiner Meinung nach sehr gut gemacht und bietet unter anderem praktische Hilfestellung an, um über schwierige psychische Themen ins Gespräch zu kommen.

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Ich bin bei Ihrem Beitrag über folgende Äusserung gestolpert: "Erstens überleben ja glücklicherweise die meisten Menschen ihren Suizidversuch [...]".
Aus welcher Sicht empfinden Sie es als Glück, dass ein verzweifelter Mensch den Versuch überlebt, sein Leben zu beenden?
Für die Angehörigen? Für die Gesellschaft?
Ich frage, weil ich es für die Person selbst nicht zwingend als Glück empfinden kann, wenn Sie zum Weiterleben gezwungen wird.

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Noch habe ich gar nicht gedankt für den Beitrag. Ich finde es wichtig, Suizid als unerwünschten, aber möglichen Ausgang einer Krise immer wieder auch ins Bewusstsein zu heben. Nicht jede Selbsttötung kann oder soll wohl auch nicht verhindert werden, aber der Tod in jeder Form muss Platz haben im Leben. Und damit auch in der medialen Öffentlichkeit. Respektvoll, einfühlsam, aber als Realität. Da hat mE durchaus auch die Frage Platz, was ein Suizid mit den Zurückbleibenden macht. Danke der Republik für den Mut.
Wovor in der Literatur gelegentlich gewarnt wird, ist der Werther-Effekt: dass Suizid als Medienthema Nachahmer ermutigt. Ich denke, dass bei einer nicht reisserischen Berichterstattung wie der vorliegenden das Risiko verantwortbar klein ist.

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Leserin, dipl. Psychologin FH
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Ich finde es befremdend, wenn Suizide als Akte von „psychisch Kranken“ deklariert werden. Tatsächlich ist vieles in unserem System „krank machend“, und dieses sogenannt „kranke“ Verhalten ist eine gesunde Reaktion auf diese krank machenden Umstände!

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Frau L., Sie sagen es, Suizide können nicht generell als "Akte von psychisch Kranken" deklariert werden. Ihr Schluss daraus " ................. dieses sogenannt „kranke“ Verhalten ist eine gesunde Reaktion auf diese krank machenden Umstände! " würde ich statt dessen als "unmittelbare Reaktion einzelner besonders stark betroffenen sensiblen Menschen auf die krank machenden Umstände unserer Gesellschaft" bezeichnen.

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Leserin, dipl. Psychologin FH
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Ja, Herr V., Sie sagen das auch treffend, danke.

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„Krankhafte“ Verhaltensweisen sind nach meiner Auffassung Lösungsstrategien der Betroffenen und oftmals die einzigen, die ihnen im dem Moment zur Verfügung stehen, wenn sie unter grossem Stress stehen. Und viele äussere Umstände sind sicher „krankmachend“. Ein Suizid ist aber ganz sicher keine gesunde Reaktion.

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Leserin, dipl. Psychologin FH
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Ob ein Suizid eine gesunde Reaktion ist oder nicht - das möchte ich nicht beurteilen müssen. Das entscheidet allein die/der Betroffene, und das ist sein/ihr gutes Recht.

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Wenn man als gesund definiert, was dem Leben dient, dann ist ein Suizid sicher keine gesunde Reaktion. Aber 'dienen' setzt Freiwilligkeit voraus...

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Überlebende
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Über Suizid(prävention) kann nicht genügend berichtet und nachgedacht werden. Danke. Ich möchte noch kurz auf das Thema körperliche und psychische Schäden bei Überlebenden von Suizidversuchen hinweisen. Ich habe z.B. mal einen älteren Mann kennengelernt, der sich in den Kopf geschossen, jedoch überlebt hat und erblindet ist und zusätzlich zur Depression noch neu lesen und schreiben lernen musste.
Suizidversuche mit Medikamenten/Alkohol können Hirnschäden verursachen.
Ich habe eine junge Frau getroffen, die (wahrscheinlich absichtlich) beim Kiffen vom Fenstersims aus dem fünften Stock gefallen ist, den Sturz mit unzähligen Knochenbrüchen überlebt und sich weitgehend erholt hat und ein paar Jahre später Mutter geworden ist.
Als ich vor knapp 30 Jahren nach einem Suizidversuch aus dem Koma erwacht bin, wollte ich als erstes instinktiv am Beatmungschlauch reissen, meine Hände waren jedoch logischerweise angebunden. Als zweites habe ich realisiert, dass ich überlebt habe und die Scham war fast unerträglich. Drittens hat es sich gezeigt, dass zwei Angehörige, die an meinem Bett gewartet haben und wussten, dass ich überleben werde, sehr besorgt darüber waren, ob und welche Hirnschäden ich haben könnte. Ich hatte jedoch Glück.
Ich habe seither festgestellt, wenn ich mit Menschen rede, die suizidgefährdet sind, dass sie sich z.T. zu wenig Gedanken darüber machen, wie ihr Leben aussehen könnte, wenn sie den Versuch überleben und dass dies evtl. ein Ansatzpunkt für ein Gespräch sein kann.

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Suicid in die öffentliche Agenda zu hieven; immer wieder ist nötig und sehr vedankenswert. Hat auch damit zu tun, was im Artikel klar herausgearbeitet ist:
Suicid ist privatisiert. (Gründe sind der vielen) Immer noch, auch wenn sich der Aufklärungsstand in der Gesellschaft erhöht hat. Bestimmt auch durch die beschriebenen Präventionen, die vorwiegend aus Hilfsangeboten für an Suicidgedanken Leidende und an Menschen in deren Umfeld bestehen. Das ist schon Mal etwas.
Wirkungsvolle Prävention setzt aber immer auch bei den Ursachen an, die im Artikel ebenfalls auf dem Tisch liegen: frühere Suizid­versuche/ Einsamkeit und Hoffnungs­losigkeit, Diskriminierung und Traumata/ Barrieren beim Zugang zur Gesundheits­versorgung/genetische und biologische Faktoren/ gesellschaftliche Stigmatisierung/ finanzielle Schwierigkeiten oder Arbeitslosigkeit.
Angesichts der begünstigenden Faktoren schlichter Hohn die Prävention aussschliesslich zu privatisieren und die gesellschaftliche, sprich politische Verantwortung nicht wahrzunehmen.
Die Aussage des BAG illustriert dies noch: " Das BAG macht aber keine Armuts¬bekämpfung. " Immerhin hätte das BAG die Aufgabe, Themen, die aus den Ergebnissen ihrer Statistiken und Forschungsberichten auf die politische Agenda, ins Parlament und in die Parteien zu schicken. Warum sind die Wahlbarometer nicht ergänzt mit dem Thema Suicid z.B (Sucuid hat keine Aktivisten Lobby) .Warum machen die Fachleute und die Zivilbevölkerung nicht einen Aufstand, inkl. Medien, wie bei Corona, wenn die Politik wissenchaftliche Fakten nicht zur Kenntnis nimmt? Z.B. neue Armutsstatistik. Inkl. Benennen der Volksvertreter, die Leben von bestimmten Bevölkerungsgruppen (Armutsbetroffene z,B:) gering achten und ihnen sogar bereits lebend die Existenz absprechen, weil es sie laut ihnen gar nicht gibt oder als Ausländer oder selber schuld. Handeln, nicht warten auf die Strategie des Kantons, des Bundes, die eh nicht kommt.

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Schön, dass sich die Republik dem Thema annimmt. Vielleicht gelingt es ja der Republik wie bei der SNB und dem kürzlichen meinimpfungen-Debakel auch hier als Eisbrecher zu agieren und das Bundesamt für Statistik zu bewegen, die vorhandenen aktuellen Zahlen früher als mit den üblichen 2-Jahres-Verzögerungen zu publizieren.

Ein entsprechender Vorstoss der Südostschweiz im Artikel vom 25. Januar 2021 'Der Bundesrat sitzt auf den Suizidzahlen: Jetzt muss die Begründung her!' blieb erfolglos.

Mit mehr Transparenz und proaktiven Massnahmen könnte wohl aktuell der eine oder andere Suizid verhindert werden.

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Das BFS bereinigt und bereitet noch einmal auf, die Zahlen können aber bereits jetzt aus den kantonalen Polizeistatistiken zusammengesetzt werden. Die sind öffentlich googlebar. Es scheint dabei bei den von mir angeschauten keine grösseren Veränderungen gegenüber 2019 zu geben.

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Das Thema dürfte noch drängender durch die Dunkelziffer sein. Eine 2007 berichtete Auswertung für den Regierungsbezirk Dresden hat ergeben, dass "bis zu" (was auch immer damit gemeint ist) 25 Prozent der Suizide weder als solche erkannt noch registriert wurden.

Nebenaspekt des Themas: In Deutschland suizidieren sich Männer etwa dreimal häufiger als Frauen. In der Schweiz ist es ähnlich (2017: 773/270). Wäre das Verhältnis umgekehrt, wäre das ein feministischer Dauerbrenner.

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Zu diesem Nebenaspekt kann ich Ihnen den Persönlichkeits-Blog von Roland Kopp-Wichmann bzw. die Folge Darum sterben Männer früher als Frauen sehr empfehlen. Kann man auch als Podcast hören.

Kurz zusammengefasst: Männer leben gefährlicher und kürzer aufgrund traditioneller Vorstellungen von Männlichkeit und daraus folgender Konsequenzen. Eine davon ist die höhere Suizidrate.

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Vielen Dank für den Link. Die traditionelle Männlichkeit ist ein Schlüsselrisiko. Das aber auch nicht alles erklärt. Oder wie ich's in einem Artikel fand: "Bis heute gibt es keinen Entwurf suizidalen Verhaltens, der alle Entwicklungsmodelle und ätiopathogenetischen Modelle von Suizidalität zusammenführt." Die Ätiopathogenese ist das wissenschaftliche Erklärungsmodell für Ursachen, Entstehung und Entwicklung von Krankheiten; ich musste den Begriff erst nachschlagen.

Untersuchungen zeigen, dass Risikofaktoren bei Männern suizidale Handlungen in der Familie oder die frühe Trennung der Eltern sind, bei Frauen hingegen nicht.

Ich kann mir auch vorstellen, dass einige Männer daran zerbrechen, dass sie nach Trennungen auch von ihren Kindern separiert werden. Das hat dann mit toxischer Männlichkeit als Ursache nicht mehr viel zu tun.

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Mutter Lehrerin Musikerin Peer
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Danke, Republik, für diesen Artikel. Danke dem Protagonisten, für Deine Sichtbarkeit. Meine Reaktion ist die Sprache, die mir am leichtesten fällt. Musik. Frei erfunden, in mir gefühlt.
Möge mein Beitrag ein warmes Licht sein. Und da wo es dient hingeteilt werden. Herzlich
F. B.
https://youtu.be/8Jvtk_9aaqQ

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Mitmensch
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Die Möglichkeit, aus diesem Leben treten zu können, hat mich ein Leben lang getröstet und mir das Wunder des Lebens aufgezeigt.
"Das Ja zum Dasein ist das grosse und schöne Wagnis, weil es die Stätte der Verwirklichung von Wahrheit, Liebe, Vernunft ist. Das Nein aber zum Dasein im Selbstmord ist die Wirklichkeit von Menschen, vor deren Geheimnis wir still werden. Wir dürfen diese Grenze nicht vergessen." Karl Jaspers
Vielen Dank auch an alle, die hier in der Republik "Ja zum Dasein" sagen!

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Leserin, dipl. Psychologin FH
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Ist mir grad noch etwas eingefallen, nämlich der Unterschied zwischen Einzel- und Kollektiv- Suizid. Etwa in Kreta, wo sich vor gefühlt 80 Jahren ein ganzes Dorf „freiwillig“ in die Luft sprengte, um so der Grausamkeit der deutschen Wehrmacht zu entgehen. Oder im Spanischen Bürgerkrieg... Es gäbe wohl viele Beispiele, wo auch Einzel-Suizide kulturell anders konnotiert werden. Partisanen in auswegloser Situation greifen zu Pistolen, Japaner zu Harakiri und andere trinken Gift: MEIN letzter Wille geschehe!

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Toller Beitrag - herzlichen Dank.
Für mich in diesem Zusammenhang immer wieder eine äusserst stossende Realität (aber vielleicht ist das ein kantonales Problem): ich habe mit vielen Jugendlichen zu tun, die erkennen, dass sie nicht „nicht mehr leben wollen“, sonder „so nicht mehr leben wollen“. Beim nächsten Schritt: psychologische Unterstützung (wie im Artikel beschrieben stecken zT unerkannte psychische Belastungen/Erkrankungen dahinter, bei denen professionelle Begleitung erwiesenermassen hilft) scheitert es dann. Weil sie schlicht und einfach keine Kinder- und Jugendtherapeutin finden, die noch Plätze frei hat!
DAS finde ich, liegt sehr wohl in der Verantwortung einer Gesellschaft!!!!

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Waehrend ich auch denke der Staat sollte etwas tun, praeventiv. zB weil es einen Werteverlust fuer die Gesellschaft darstellt. Die Person wurde teuer ausgebildet, und ist Steuerzahler.
Sehe ich auch, dass Suizid unter persoenlicher Freiheit laeuft. Wie Exit. Das gibt es im Ausland auch nicht.
In anderen Laendern gibt es zB unproduktive einfachst-Jobs, um unter die Leute zu kommen.
Ich sah das mal in China : Im Dorf gab es eine Strasse mit Fahrverbot auch fuer Velos. Da hatte ein Pensionierter einen Job. Ein Stuhl grad nebendran. Der sass da den ganzen Tag und hat aufgepasst. Bei uns waere er in einem Altersheim verrottet. Bei uns ist natuerlich das Letztere angesagt, weil's viel lukrativer ist.
Bei uns sind solche Aufgaben generell institutionalisiert, sobald's lukrativ ist. Ob die Leute passen oder nicht.

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