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Ich habe 2017 und 2018 in England gelebt und kann alles bestätigen... Gerade die Idee, dass Grossbritannien eine Vorzeigedemokratie sein soll, finde ich inzwischen absurd. Dank dem Majorzsystem sind im House of Commons die beiden grossen Parteien massiv übervertreten, die Tories noch stärker als Labour. Die Grünen haben genau eine Vertreterin im Parlament, obwohl sie aufgrund ihres proportionalen Stimmenanteils Anrecht auf 24 Sitze hätten. Die beiden grossen Parteien weigern sich aus naheliegenden Gründen, einen Wechsel zum Proporz überhaupt in Betracht zu ziehen.
Ein weiteres Problem des Parlamentes ist es, dass Abgänger*innen von Privatschulen und Eliteunis dort massiv übervertreten sind. Dies gilt beispielsweise auch für die Gerichte des Landes. Wer nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, hat sozusagen keine Chance, jemals in der Politik auf einen grünen Zweig zu kommen.
Etc. etc...

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... aus aktuellem Anlass muss ich noch hinzufügen: Was soll das für eine Demokratie sein, wo ein nicht gewählter Premierminister das Parlament einfach in die Zwangsferien schicken kann? Typisch für England auch, dass das Parlament das schluckt und brav aufhört zu tagen.

(Im Dorf, in dem ich gewohnt habe, gehörte alles Land einer Familie. Das meiste davon hatten sie 1809 per Gesetz ("enclosure") zugesprochen erhalten. Also der Allgemeinheit gestohlen - es war vorher Allmendland. Im Dorf gab es zwar einige Leute, die immer wieder darauf hinwiesen, aber niemand wäre auf die Idee gekommen, dagegen zu protestieren oder sogar etwas zu unternehmen. Die Dorfbesitzerfamilie wird gegenwärtig noch ein paar Milliarden reicher, weil auf dem Land jetzt neue Quartiere gebaut werden. Ich fand das alles haarsträubend.)

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In vielem einverstanden. Aber auch England entwickelt sich weiter, wie die zahlreichen Oberhausreformen in den letzten 50 Jahren, die Erschwerung der Auflösung des Parlamentes (zur Verhinderung willkürlicher Wahltermine) und die Schaffung des Supreme Courts zeigen. Dass England die Mutter aller Demokratien ist, war und ist aber sicher ein Missverständnis, gefördert durch die anglophilen Tendenzen der kontinentaleuopäischen Eliten (feine Lebensart, Humor und was dergleichen Stereotypen mehr sind). Nur vielleicht eine leise Gegenmeinung. Ob ein Proporzsystem immer und in jedem Falle besser ist als ein Majorzsystem, müsste man wohl vertieft untersuchen. Bei uns werden sowohl die kantonalen Regierungen als auch der Bundesrat im Majorzsystem gewählt, womit zumindest in den Regierungen das Volk nicht verhältnismässig vertreten wird. Das kann man kritisieren, kann man aber auch gut finden. Und völlig undurchlässig ist das System im Übrigen nicht, ein Blick auf die Regierungsbank zeigt, dass durchaus auch Angehörige von Minderheiten im Kabinett sitzen, nicht sehr viele, zugegeben, aber auf lange Sicht werden wohl die Klassengegensätze eher kleiner werden. Das sind sie jetzt schon, verglichen mit der Situation vor dem Zusammenbruch des Empires.

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Grossartig Solmaz! Ich bin gerade nach 6Jahren UK zurück in die Schweiz gekommen und habe dank deinem Artikel neue Stimmen und Ansichten gehört. Es ist wichtig aufzuzeigen, dass es für viele schon vor dem Referendum keienswegs gut war aber auch, dass sich die Dinge seither nochmals verschärft haben und der Brexit daher keineswegs harmlos oder kleinzureden ist. Und ebenso wichtig ist zu unterstreichen, dass zumindest London dennoch einzigartig bleibt und "Kleingeistikeit nicht vorgesehen ist". Vielen Dank also hierfür, sehr gelungen

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Dieser Betrag hat mich zu Galgenhumor angeregt:
ByeBye BoJo 🇬🇧
«Der Brexit ist wie der Turm zu Babel. Alles fällt auseinander.»
Real or Halloween 🎃 ?¡!¿

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