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Wenn ihr die Worte von Elsässer so wiedergibt, läuft ihr Gefahr, dass seine Äusserungen zwar verrückt, ein bisschen Völkisch-Östlich, aber durchaus anti Imperialistisch und kritisch wirken. Er relativiert die Verschwörungstheorien die er selber bedient und wirkt dadurch reflektiert und sogar in seltenen Momenten irgendwie “berechtigt “ Gibt es noch eine Differenzierung der Aussagen, oder muss ich mich jetzt selber dermassen in Frage stellen, warum ich das gesagte nicht vergleichbar mit völkischen, antisemitischen, rechtsextremen und klassisch nationalsozialistischen Aüsserungen finde?
Das ist die Offenlegung dieser Strategie, welche solche Menschen fahren. Quer durch alle Trigger wüten, dass jeder Mensch sich irgendwo abgeholt fühlt.
Nun, nach dem Bericht über Ganter und diesem hier, sehe bei Kompass/Europa tatsächliche querfrontistische Tendenzen, sowohl wirtschafts- als auch sozialpolitisch.
Man kann euch jetzt vorwerfen, dass ihr das unkommentiert weitergebt, aber wir haben ja vorhergehend gelesen, dass wir keine Medienkompetenz haben. Mea Culpa. Ich muss mich heute mal mit mir selber befassen. Alles fragmentiert sich.
Schön, wenn alles so einfach wäre. Danke aber auch.
Ich hatte ähnliche Gedanken. Elsässer weiss offenbar, welche Klaviatur er spielen muss. Immer wieder Funken von Vernunft im Wahnsinn. Der Schmarren über den angeblichen Charakter der Völker am Schluss ist aber dann wieder tiefes 19. Jahrhundert und eines Dr. Leo Naptha in Thomas Manns «Zauberberg» würdig. Ein sehr gutes Buch zum Thema übrigens.
Dazu noch Anet Corti: https://www.instagram.com/tv/CKMhSj…wckzyt8wn6
:)
Bei Trump meinten einige Kommentatoren, dass er nicht Ursache sondern Resultat einer Entwicklung in der amerikanischen Demokratie oder Politik darstelle. Der Umstand, dass für Verschwörungstheoretiker nicht mehr der einzelne überprüfbare Fakt sondern das Narrativ für die Meinungsbildung relevant ist, sehe ich in ähnlicher Weise als Resultat einer Entwicklung in unserem täglichen politischen Diskurs. Im täglichen Politikbetrieb wird vermehrt auf PR und Lobbyarbeit gesetzt, um mittels Narrativen Abstimmungsverhalten zu beinflussen oder die Akzeptanz von Regierungsmassnahmen zu erhöhen. Statt auf Überzeugung wird auf Beeinflussung mittels Schüren von Ängsten gesetzt (Arbeitsplatzverlust als Killerargument). Demokratie wird dann zum Kampf der Narrative, wie es die USA besonders deutlich demonstrieren und in geringerem Umfang auch Deutschland. Dann sollte uns aber auch nicht verwundern, wenn regierungskritische bis extreme Gruppierungen ebenfalls auf Narrative und Framing setzen, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass sich ein Framing einer Economiesuisse genauso faktenfrei darstellt wie dasjenige von Infowars.com. Aber beide zielen darauf ab, Wahrnehmung und Verhalten durch Kommunikationsstrategien zu beeinflussen. Es geht nicht um einen Ausgleich von Interessen, der in einer Demokratie so zentral ist, sondern darum, wer am besten die öffentliche Meinung für die eigenen (intransparenten) Interessen beeinflussen kann. Dass dies das Vertrauen in die Politik und Demokratie über die Zeit untergräbt und Menschen eine diffus systemkritische Haltung entwickeln, scheint mir dann nicht so überraschend, vor allem dann nicht, wenn sich diese Menschen von der Politik oder den Regierenden nicht gehört fühlen. Und dann genügt eine Krise, wie die Pandemie, die Emotionen gehen hoch und die Stressreaktionen sehen entsprechend aus.
Gefährlich. Sobald einer anfängt, die Verschwörungstheorien, mindestens für das breite Publikum, als Gleichnisse einzuordnen, wird seine Angriffsfläche extrem klein. Jegliche Kritik, welche eh schon schwierig anzubringen ist, perlt dann ab. Ich kann mir vorstellen, dass eine Konfrontation so hauptsächlich zu einem rhetorischen Duell wird (noch mehr als sonst schon).
In seinem Fall haben wir also einen rhetorisch guten "Patriot". Ich kann mich nur wiederholen. Das ist saugefährlich.
Mit weit aufgerissenen Augen bekommt man einen Blender nicht in den Blick.
P.S. Auf die Anregung eines Freundes hin habe ich meine Gedanken noch etwas präzisiert:
Ich finde, Blender sind gefährlich. Wie Mephisto: Intelligent, zynisch und skrupellos. Ich bin aber nicht sicher, ob Ryser/Würglers Reportagestil solche Leute wirklich entlarven oder sogar schwächen kann. Die Tonlage der Reportagen gefällt mir nicht, diese cinématografische Inszenierung. Das ist doch auch der Regiestil von Leuten wie Bannon oder eben Elsässer: Diese Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit, Revolution als apokalyptisches Spektakel.
Die Reportage läuft unter dem Titel „Eyes Wide Shut“ - Augen weit geschlossen. Also beides: Die Augen weit aufgerissen und gleichzeitig geschlossen - so sitzt man im Horrorfilm. Man schaut und ist geblendet vom Horror.
Und das ist doch das, was diese Typen (ich meine Bannon u.a.) wollen: Blenden und fesseln. Man könnte auch sagen: Faszinieren.
Ich bin äusserst misstrauisch gegenüber jeder Form von Faszination, selbst in der Kunst. (Darum mag ich auch Kubrick überhaupt nicht). Faszination fesselt und bannt die Sinne, macht unfrei.
Die Reportagen von Ryser/ Würgler folgen für mich zu stark der Spur der Faszination. Augen weit geschlossen - man spielt im Spiel des Blenders mit.
Ich weiss auch nicht, wie man diesen bösen Zauber (mit Zauber meine ich all diese bewusst in die Welt gesetzten Irritationen) brechen kann.
Wer Medusa direkt anschaute, wurde versteinert. Dank einem verspiegelten Schild (den er von Pallas Athene, der Göttin der Weisheit und der Kriegslist erhalten hatte), konnte Perseus Medusa das Haupt abschlagen.
Nun ja, vielleicht unterschätze ich Ryser/Würgler. Eigentlich möchte ich es hoffen. Und wünsche ihnen eine Pallas Athene als Schutzgöttin.
Lieber Ulrich Balsiger, ich halte diese Kritik für wichtig.
Warum trifft man einen Jürgen Elsässer? Warum spricht man mit ihm?
Ziel war es, aufzuzeigen, dass es eben bei einem erheblichen Teil, der derzeit in Deutschland wegen Corona auf die Strasse geht, nicht darum geht, Alltagssorgen zu äussern. Sondern um die Instrumentalisierung. Elsässer sagt im Gespräch, dass er weiss, dass die hetzerische und zutiefst antisemitische Qanon-Adrenochrom-Theorie eine Lüge ist – und verbreitet sie trotzdem ständig in seinem 40000 Auflage starken Magazin. Die Verbreitung einer solchen Lüge zum politischen Zweck, zum Sturz des Systems: Post-Truth. «Nach der Wahrheit ist vor dem Faschismus», sagt der Historiker und Faschismusforscher Timothy Snyder. Eines kann ich Ihnen versichern: Um Faszination geht es hier nicht. Sondern darum, aufzuzeigen, wie der Mann tickt. Und das ist als Journalist*in eine ständige Grenzarbeit im Umgang mit hetzerischen Extremen: Man muss aufzeigen, wie diese Leute ticken – aber gibt man ihnen dadurch nicht gleichzeitig eine Plattform? Wir werden in den kommenden Folgen gewisse Dinge entschlüsseln, Codes, die auch Elässer in seiner Sprache verwendet. Etwa eine Sache, die den Kern der meisten Verschwörungstheorien bildet: Antisemitismus. Beste Grüsse, DR
Bin gespannt. Danke.
Nachts sind alle Katzen grau. Doch sind sie deswegen nicht harmlos. Denn der Schlaf der Vernunft gebiert bekanntlich Ungeheuer. Hinter dem scheinbaren Chaos steckt nämlich eine perfide Ordnung und ein reales Ziel: Ein nationalistisch-konservativer Illiberalismus als Träger einer ethnopluralistisch (fka völkisch-rassistischen)-autoritären «Demokratie» anstelle eines kosmopolitisch-progressiven Liberalismus als Träger einer pluralistisch-offenen Demokratie.
Die interessante Frage ist, weshalb manche auf diese «schiefe Ebene» (slippery slope) geraten. An welcher Stelle geschieht der «Dammbruch» von einer vernünftigen Skepsis und Kritik zur irrationalen Pseudo-Skepsis und -Kritik? Gerade bei manchen Linken, die dann wie Elsässer zu Rechten werden, so dass die Querfront-Strategie Erfolg haben kann?
Berechtigte Kapitalismus-Kritik -> «Internationaler Finanzmarkt» -> rassistische Zinskritik, «raffendes Geld», «jüdische Weltverschwörung»
Berechtigte Kritik an der Geopolitik der USA und NATO -> Anti-Amerikanismus -> CIA/«Deep State»-Verschwörungmythen -> Russophilie & Eurasianismus unter Russlands Führung
Berechtigte Globalisierungskritik -> Anti-Globalisierung -> «globalistische Elite» -> völkischer Nationalismus
Berechtigte Industrie-, Technik-, Medizin- und Pharma-Kritik -> lokales Handwerk, nachhaltige Landwirtschaft, sanfte Heilmethoden, bio & fair -> regionalistischer Ökofaschismus, religiöser Traditionalismus, esoterische Quacksalberei
Mit Hannah Arendt gesprochen könnte man Denkfaulheit und fehlender Urteilskraft vermuten. Dies wird dann – insbesondere wenn durch Krisen der Druck auf den Damm stärker wird – von Extremisten und Ideologen für deren politische Zwecke ausgenutzt.
Anstatt dass das komplexe System kritisiert wird, in das man selbst schuldhaft verstrickt ist, werden einem Sündenböcke als einfach zu identifizierende äussere Feindbilder projiziert. Auf die zu schiessen nicht nur eine Abfuhr von Ressentiments erlaubt, sondern auch eine Re-Souveränisierung aus der Ohnmacht zur Macht, insbesondere in Gruppen von «Eigenen» und «Eingeweihten».
In einem der vorigen Beiträge dieser Serie (Interview mit dem Landwirt) hat einer der Autoren erwähnt, dass er sich plötzlich fühle, als ob er etwas verteiden würde, was er gar nicht will. Ich sehe es auch so, dass aus nachvollziehbarer Kritik irgendwas schwurbliges gebaut wird (Zusammenhänge erfinden, relativieren usw.). Wenn wir dann gegen das Geschwurbel reden, nehmen wir automatisch und unbeabsichtigt eine verteidigende Haltung für etwas ein, was wir ja selber nicht immer cool finden. Schwierig...
Am liebsten würde man ja sagen: Differenzieren, differenzieren, differenzieren! Und verweist dabei auf konsistente Argumente, empirische Belege und sachgemässe Komplexität. Doch die argumentativ-rationale (Gesprächs-)Methode läuft ins Leere. Denn letztlich geht es um soziale-emotionale Gründe.
Mit Bezug auf meinen ursprünglichen Beitrag heisst das: Gegen das Gefühl der Ohnmacht und Schuld (erst recht der Angst und Wut), die Entstehung von Ressentiments und deren Abfuhr, das Bedürfnis nach Sündenböcken und Feindbildern sowie exklusive Gruppen von «Eigenen» vs. «Andere» sind rationale Argumente meist wirkungslos.
Was könnte sonst dagegen helfen? Der Kürze halber – ebenfalls mit Bezug auf meinen ursprünglichen Beitrag – eine unabgeschlossene Liste mit Vorschlägen:
Aufklärung und Bildung gegen Denkfaulheit, mangelnde Urteilskraft und Unterkomplexität
Dazu gehört auch die Bildung von Resilienz gegen innere und äussere Krisen und die Anerkennung der Vulnerabilitäten
Intoleranz gegen Intolerante in Öffentlichkeit, Politik und Medien gegen Extremisten und Ideologen
Soziale Infrastruktur, welche Vulnerable ohne Stigmatisierung hinreichend stützt und auffängt.
Partizipative Politik und Grundeinkommen zur gesellschaftsweiten Ermöglichung von politischem Engagement
Gesellschaftliches Projekt mit einer Vision einer besseren, universalen, inklusiven und nachhaltigen Gesellschaft
Was noch?
Ich glaube nicht, dass diese Menschen auf eine schiefe Bahn 'geraten' - die waren noch nie auf einer geraden. Eine berechtigte Kritik ist eben noch lange keine fundierte; und eine patriarchale, nationalistische und rassistische Gesellschaft wie die unsere bringt auch unter kritischen Denkern viele Sexistinnen, Rassistinnen und Nationalist*innen hervor.
Die Schuld hier auf Denkfaulheit und Extremist*innen zu schieben verschleiert den Blick auf die herrschenden Strukturen in dieser Gesellschaft, welche genau solche Denkmuster (re)produzieren.
«Schuld» ist also nur die Gesellschaft mit ihren herrschenden Strukturen? Individuen, Organisationen und Medien sind ent-schuldigt? Und die Verschwörungsgläubigen waren schon immer Verschwörungsgläubige?
Wir müssen aufpassen, nicht in ein zu simples monokausales und unilaterales «Basis-Überbau»-Modell zu verfallen, welche etwa eine «patriarchale, nationalistische und rassistische Gesellschaft» und ihre Strukturen essenzialisiert, die nur entsprechende Menschen (re-)produzieren kann, so dass innerhalb dieser Gesellschaft gar keine Veränderung mehr möglich ist.
Zu fragen wäre also:
Was sind Strukturen?
Wie und durch wen oder was werden Denkmuster (re)produziert?
Sind die Menschen einer patriarchalen, nationalistischen und rassistischen Gesellschaft notwendig patriarchal, nationalistisch und rassistisch?
Wenn nicht, warum? Wenn ja, wie kann eine solche Gesellschaft je nicht-patriarchal, -nationalistisch und -rassistisch werden, sprich sich verändern?
Können Individuen sich ändern und durch äussere Einflüsse verändert werden?
Ich schiebe die Schuld nicht auf Denkfaulheit und Extremismus einzelner, sondern weise ja explizit auf das komplexe System hin, das berechtigt, d. h. begründet, also fundiert kritisiert – und transformiert – werden kann und muss.
Sie haben natürlich absolut recht mit ihrem Verweis auf soziale Strukturen, aber weise auf die Gefahr eines spiegelbildlich verschleiernden Essenzialismus hin. Die Dynamik ist auch hier komplexer.
Bisher der beste Beitrag in dieser Serie! Den ersten Teil mit Alexander Häusler fand ich wirklich sehr erhellend. Beim zweiten Teil mit Elsässer hätte es meines Erachtens mehr Analyse gebraucht. So besteht die Gefahr, dass ein Hetzer eine unkritische Plattform bekommt um sein Gedankengut zu propagieren. Andere Kommentare hier haben es übrigens prima auf den Punkt gebracht: Der agiert genau wie Ganser: es hat für alle ein bisschen was zum Anbeissen drin, und das was auf Anklang stösst, wird weiter verwendet. Und vieles ist so vage, dass man gar nicht richtig drüber debattieren kann. Manchmal frage ich mich drum auch, ob solche Figuren überhaupt eine eigene Überzeugung haben, oder ob sie nur versuchen, ein Publikum mit einer seltsamen Art von Unterhaltung zu bedienen, von dem sie als Vortragsredner und "Experten" gut leben können. Snake Oil Doctors, sozusagen. Und wem das Zuhören allein zu langweilig wird, kann dann gleich noch die Bus-Gruppenreise buchen, inklusive Verkauf von Fanartikeln und Erlebnissen wie "Tag 2: Wir stürmen den Reichstag. Gelegenheit zum Fotos machen".
In Anbetracht vieler Voten, die im Grunde sagen, Elsässers Ansichten stellten ein Chaos dar, der widerspreche sich selbst, ihn könne man daher nicht ernst nehmen, finde ich auch, dass die Reportage mehr Analyse und Einordnung bedurft hätte. Denn der Typ hat nicht nur Überzeugungen, sondern eine knallharte rechtsextreme Agenda. Er will die konservative Revolution, die liberalen Regierungen stürzen und eine ethnopluralistische Weltordnung. Bis dahin will er möglichst viel Aufmerksamkeit, viel Publikum und viel Geld. Deshalb braucht es mehr Analyse und Einordnung. Man verbreitet ja die wirren und ohne Kontext ebenfalls lächerlichen Texte von Adolf Hitler ja auch nicht mehr in unkommentierter Form.
Überhaupt stellt sich die Frage, ob angesichts des Ernsts der Lage man diesen Netzwerken der Querfront und Querdenker noch mit Ironie und Der-Lächerlichkeit-preisgeben begegnen darf, die diesem Gonzo-Journalismus so eigen zu sein scheint. Ganz ähnlich fragte man sich in den USA, ob man der Realsatire im Weissen Haus noch mit Satire ankommen kann. Oder ob nicht schon der Punkt erreicht worden ist, wo die liberale Demokratie «wehrhaft» werden muss, sprich gegenüber Intoleranten dezidiert intolerant. Auch Adolf Hitler wirkte zu Beginn lächerlich und auch er wurde leider zu lange toleriert.
"Überhaupt stellt sich die Frage, ob angesichts des Ernsts der Lage man diesen Netzwerken der Querfront und Querdenker noch mit Ironie und Der-Lächerlichkeit-preisgeben begegnen darf, die diesem Gonzo-Journalismus so eigen zu sein scheint."
Meine Worte, Herr Rebosura! Mir wäre bei diesem Thema mehr Ernsthaftigkeit von Seite der Autoren bedeutend lieber.
Die mentale Verfassung vieler dieser selbsternannter "Revolutionäre" ist mit grosser Wahrscheinlichkeit von klinischer Bedeutung: So wie auch in Gefängnissen massiv überproportional. Allem voran ADHS. Das "vielfältige" hinterherlaufende Publikum, bzw. Mitlaufende ist auf einer offenen Skala von unterdurchschnittlich intelligent und gebildet bis esoterisch, oder frustriert, oder zu tief in sozialen Netzwerken drin (was auch wieder voranstehende Voraussetzungen hat).
Was mich derzeit mindestens so beunruhigt, sind die auf der Skala direkt neben den "Normalen" angesiedelten, weil es soviele sind: Die Pflegenden in Heimen und Spitälern, vorab zum allergrössten Anteil weiblichen Geschlechts. Zu meine aktiven Frauenrechtlerinnenzeit waren sie bewundernswert aktiv, gut gewerkschaftlich organisiert und feministisch kämpferisch. Sie wehrten sich gegen die Hierarchie, Lohnungleichheit, usw. n. Gut! Doch es hatte auch viel typisch traditionell "weibliche Sozialisierung": "ganzheitliche Gesundheit" zB, woran nichts Falsches ist - wenn man/frau sich denn auf dem Gebiet auch wirklich fundiert weiterbildet. Leider bleiben viele statt dessen beim "Wissenschaftskritischen" stecken, beim Mystifizieren von "Mutter Natur". Es gibt ja diese feministische Selbstermächtigung von der weiblichen Linie her.
Ohne tieferes methodisch-medizinisches Verständnis ist sie aber auch gefährlich. Halbwissen. Motto ungefähr: Der Körper ist selber stark, man darf nicht reinpfuschen, die "Männermedizin" ist nur eine Krückenmedizin". Implizit wird Schulmedizin stark mit Männermedizin, Männermacht assoziiert. Völlig ahistorisch aber. Eine Art "Pseudoprotest" also, doch auf der völlig falschen Bühne. Es geht hier nicht um etwas wie "Mein Körper gehört mir" wie bei der Abtreibungsfrage, wo mir jemand in mein privates "Schicksal" reingreift und bestimmen will. Es geht um etwas, das mein Körper zur Gefahr für andere Körper macht.
Wahrscheinlich trifft man sie nicht auf Demos an, aber derzeit verursachen sie einen echten, viel grösseren Schaden: Sie lassen sich nicht gegen Covid-19 impfen! Im Kt. Bern 6 von 10.
Liebe Frau P.,
Ich finde es etwas voreilig wie Sie mentale Erkrankungen als Ursache für Kriminalität ausmachen. Das unterstellt allen Menschen mit ADHS und anderen Erkrankungen und Syndromen, eine Veranlagung zur Kriminalität zu haben, und es lässt aus, dass jeder Mensch eine Entscheidungs- und Handlungsfreiheit hat.
Ich bin mir sicher dass einige Menschen auch in Ihrem Umfeld psychische Erkrankungen haben, von denen Sie vielleicht einfach nichts wissen, und würde Sie einladen mehr darüber zu lernen bevor Sie urteilen.
Entschuldigung, doch ich habe Psychologie studiert und kenne auch die Studien, welche diese hohen Zahlen von ADHS in den Gefängnissen zeigen. Wohl im Gegensatz zu Ihnen bin ich vom Fach. Die Handlungsfreiheit ist selbstverständlich auch noch da, ist aber einer von mehreren Faktoren, mit denen Mensch lebt. Es ist typisch für Laien, die eigene Handlungsfreiheit zu überschätzen. Zudem ist bei ADHS die Planung, Einordnung, emotionale Regulation und, als Gesamtphänomen "exekutive Funktionen" genannt, eingeschränkt, der präfrontale Cortex weniger aktiv. So geraten diese Menschen viel häufiger in Konflikt mit Normen, weil sie sie nicht richtig einschätzen können und meist sogar nicht richtig wahrnehmen. Sie sehen sie vor allem als Unterdrückung, weil sie selber oft diese Normen nicht einhalten können, bzw. mit ihrer Impulsivität, die sie kaum steuern können, viel Schaden anrichten. Auch Beziehungen haben sie so selten dauerhafte. Es führt oft zu einem Teufelskreis, der bis zum devianten " Verhalten führt, das dann strafrechtlich relevant ist. Der berühmte "Carlos" ist so ein Fall. Es ist darukm sehr wichtig, früh die Diagnose zu stellen um die Einsichtsfähigkeit der Betroffenen zu fördern und exekutive Funktionen gezielt zu trainieren. Ich arbeite viel mit Betroffenen. Sonst geraten sie eben auch überdurchschnittlich viel in Verschwörungstheorien und schliessen sich leidenschaftlich ideologischen Bewegungn an, weil System" sein. Sie können nicht einsehen, dass es ihrSie können nicht völlig gegen ihr genetisches Temperament, ihre Persönlichkeitsmerkmale und auch nicht gegen ihre Sozialisierung und ihre Lebensumstände, in die Sie geboren wurden, handeln und wählen. Das schafft niemand.
Aber es bleibt ein Teil, innerhalb dessen sie wählen können und den muss man/frau selbstverständlich klug nutzen. Nur gibts auch da noch viele "Antagonisten": Bequemlichkeit, Self-Enhancement (also die Neigung, sich selber zu "erhöhen"), Confirmation B." (das ständige Bedürfnis, die eigenen Überzeugungen zu bestätigen und deshalb die anderen Fakten zu übersehen), "Externales Attribuieren" (Misserfolg als von der Umwelt erzeugt und nicht von sich selber, versus Erfolg sich selber zuschreiben) usw. . Das sind alles Verhaltensweisen, die alle, auch völlig "gesunde" ständig tun. Es tun Sie das mit Ihrem Kommentar oben auch ein wenig?
Liebe Frau P. Sie haben hier wichtige Punkte aufgezählt, vermischen das aber wieder mit Mutmassungen. und bedienen sich ebenfalls Allegorien. Sie meinen so, ihrer teilweise berechtigten Äusserungen mehr Berechtigung zu verleihen. Indes machen sie es aber genau wieder gleich wie ihre „gegenseite“, einfach von der Seite der vermeintlichen „Moral“ und der „guten Seite“. Und hier beginnt eben die Sache mit „Wir“ und „Die Anderen“. Alles ist so schön fragmentiert. Wunderbar.
Nix Moral, bin einfach in all erwähnten Bereichen vom Fach, was heisst sowohl ausgebildet als auch erfahren. Und habe für all das selber sehr "gebüsst". Da ich für die Gesellschaft selber auch eher auf der "schlechten Seite " bin. Denn die meisten Menschen sind mit so komplexen Zusammenhängen überfordert. Und schliessen die "Überträgerin" der Botschaften lieber aus. So wie hier;-))
Der Jugoslawienkrieg war der Kippmoment, wo der einstige Vordenker der radikalen Linken in Deutschland sich dem serbischen Nationalstaat zuwandte und danach Schritt für Schritt immer weiter nach rechts marschierte.
Diesen Satz über Elsässer finde ich bemerkenswert. Während der Inhalt der Ideologie gewechselt hat, in den Sätzen über QAnon ein Stück weit sogar beliebig scheint, haben Sendungsbewusstsein, Radikalität und Machtanspruch überdauert.
Damit legt dieses Interview aus meiner Sicht im Gegensatz zu demjenigen mit Urs Hans tatsächlich etwas Gefährliches bloss. Dem kurligen Kauz mit den verschrobenen Ideen steht ein mit allen Wassern gewaschener Demagoge gegenüber.
Diese Unterschiede unmittelbar sicht- und erlebbar zu machen, ohne die Leser*innen an der Hand zu nehmen und ihnen zu sagen, was sie zu denken haben, finde ich hohe Schule.
Diese zwei Menschentypen nicht miteinander zu verwechseln scheint mir wichtig. Die gehen nicht einfach ineinander über, auch wenn sie teilweise gleiche Ideen äussern. Der eine glaubt, was er sagt, für den andern ists Mittel zum Zweck. Angst macht mir persönlich der zweite, der erste überhaupt nicht.
Also mir erscheint das alles ein bisschen chaotisch. Ich kann da keinen Rechtsextremismus festmachen. Aber vielleicht möchten linke Journalisten ihren Lieblingsfeind konstruieren? Dieser Artikel eignet sich aber nicht dazu.
Mir zeigt das vor allem, wie "revolutionär" die Stimmung ist, und die Unzufriedenheit mit dem bürgerlichen Gang der Dinge, der politischen Korrektheit, Denkscheuklappen etc. Ich sehe da eine dadaistische Komponente.
Die Dinge sind eindeutig im Wandel, nicht nur in Amerika. In Deutschland, aber auch etwas weniger in der Schweiz beginnt es zu dampfen. Und die alt 68er sowie die Bewegten aus den 80er Jahren sind auf der Seite des Establishments. :-)
Elsässers entscheidendes Stichwort ist das «internationale Finanzkapital» als vermeintlicher Agent. Davon reden nicht nur Rechtsextreme. Elsässer bedient damit einen sehr weiten Kreis und das Narrativ läuft auf Antisemitismus hinaus. Die grosse Klammer, welche die Querdenker*innen vereint und auch Anschluss für Linke bietet. Ich hoffe auf eine entsprechende Einordung in der nächsten Folge der Artikelreihe.
Danke für den knackigen Beitrag, doch hier mein "Aber": Ich bin mir zusehends unsicher, ob die Beschreibung und damit das zu Wort kommen lassen von irgendwelchen irren bis halbirren Figuren - bezeichnenderweise immer wieder ältere Männer im letzten, vielleicht verzweifelten, Drittel ihres Lebens - sehr hilfreich ist, wenn wir verstehen wollen, weshalb Menschen sich in Verschwörungsvorstellungen verlieren. Sehr interessant finde ich dagegen die Feststellung von Alexander Häusler:
«Die grösste Gefahr, die ich sehe, ist die massive Verbreitung von Demokratiefeindlichkeit (....) Wir erleben einen Prozess, der zusehends aufklärungsresistent ist. Darin sehe ich eine grosse Gefahr (...).»
Und ich frage mich: Was ist das gesellschaftliche, politische Substrat, auf dem eine solch Gefahr entstehen und wachsen kann? Wie kann in einer Zeit, in der es so viele Demonstrationen und sowohl private wie kollektive Meinungsäusserungen gibt, "Demokratiefeindlichkeit" entstehen, wie "Aufklärungsresistenz" in einer Zeit, in der jede und jeder Zugriff hat zu so viel und vielfältigen Informationen wie wohl nie zuvor? Ist die Meinungsfreiheit und Informationsflut für viele Menschen eine Überforderung? Und falls ja, was ist gegen diese Überforderung vorzukehren? Sicher nicht weniger Meinungsfreiheit und weniger Information! Mehr Bildung, Verständnisschulung, Kritik- und Widerspruchsfreude (mit Betonung auf "-freude"!)? Ich gebe zu: Ich schwimme - und bin gespannt auf weitere Beiträge in der Republik!
Äusserst interessanter Beitrag, der womöglich nicht in erster Linie einen Einblick in das eigentliche Denken von Elsässer bietet, sondern vor allem in eine Strategie, die ich als solche durchaus als ausgeklügelt bezeichnen würde. Jedenfalls darf man wohl davon ausgehen, dass er genau weiss, wer ihm als Journalist gegenübersitzt, welche Art von Medium dieser vertritt und wer das Publikum ist, mit dem er (Elsässer) durch Vermittlung des journalistischen Mediums somit in Kontakt tritt. Ich denke, diese Überlegung sollte man als Lesehilfe berücksichtigen.
So ausgeklügelt ist das nicht. Die Querfront aus antikapitalistischen Nationalisten und Sozialisten wurde bereits in der Weimarer Republik zu formieren versucht. Gewonnen hat bekanntlich der antisemitische Nationalsozialismus unter der Führung Adolf Hitlers. Elsässers Idee den Irrationalismus rational zu führen kommt in etwa Heideggers Idee nahe, den Führer führen zu wollen.
Was augenscheinlich wird, ist, dass die Querfront letztlich als Einfallstor für Rechte fungiert. Real-politisch für die «konservative Revolution» ist aber weniger die Querfront zentral, sondern das globale Netzwerk des autoritären Nationalradikalismus, der Neuen Rechten und Rechtspopulisten.
Also weniger Jürgen Elsässer als vielmehr Steve Bannon, dem ehemaligen Breitbart-Redaktor und alt-neuen Trump-Berater (siehe War for Eternity: Inside Bannon's Far-Right Circle of Global Power Brokers (2020) von Benjamin R. Teitelbaum (Guardian-Review).
Dieser ist ebenso wie Elsässer und andere von Militarismus und Krieg vollgesogen und bezieht sich ideologisch auf obskure Figuren wie den italienischen Philosophen Julius Evola, der Esoterik und Faschismus vermischt, sowie auf den russischen Philosophen Alexander Dugin, der religiösen Traditionalismus und Neo-Eurasismus unter russischer Führung verbindet.
Bannon ist dabei hervorragend in Europa vernetzt: Le Pen, Weidel, Salvini, Strache, Orban,…). Aber bekanntlich auch in der Schweiz. So trat er etwa in Zürich mit Roger Köppel, «Hi, Steve!», auf .
Bannon möchte dazu in einem ehemaligen Kloster in Italien eine «Kaderschmiede» für die globale Alt-Right, Nouvelle droite, Neue Rechte, Identitäre Bewegung usw. einrichten.
Querfront und Neue Rechte betreiben mit ihren Medien letztlich einen «Rechten Gramscianismus», also einen Kampf um «kulturelle Hegemonie», welche die Voraussetzung ist für eine politische Revolution.
In dieser Hinsicht wäre es fatal, Querfront und Querdenker nicht ernst zu nehmen und sie bloss lächerlich zu machen, um angeekelt die Augen schnell wieder von ihnen abzuwenden. Denn die Vernetzung und Radikalisierung ist schon seit längerem im Gange.
Dass sich grosse Teile der Gesellschaft in dieser Krise nun so überrascht zeigt, zeugt daher von einer gewissen Naivität und Ignoranz. Und dies war schon in der Vergangenheit nur eines: gefährlich.
Sehr anschaulich, wie der "Osten" Europas einmal mehr als unglaublich wichtige Projektionsfläche funktioniert. Genau darauf baut Putin wenn er von Russland als nicht weniger als der letzten zivilisierten, wahren westlichen Bastion vor "Gayropa" spricht und gleichzeitig den eigentlich befreieenden Anti-Imperialismus kapert, um nichts anderes zu tun, als jegliches Aufmucksen im Lande aus ausländische Manipulation darzustellen und zu unterdrücken. Und natürlich muss auch der Balkan für das Sinnbild der besonderen Barbarei herhalten. Schon Kaplan behauptete in den 90er Jahren, Hitler habe das wahre Hassen auf dem Balkan gelernt.
Auch ich wünschte mir mehr Einordnung des Gesagten. Vielleicht macht ihr es auch absichtlich, damit wir eben verstörrt und verwirrt sind. Aber ich hoffe sehr, da kommt noch was, damit das nicht einfach so stehen bleibt.
Kaplans Behauptung Hitler habe das Hassen auf dem Balkan gelernt, ist für mich auf eine schaurige Art faszinierend. Wie kann einer solchen hanebüchen Unsinn erzählen, wenn doch antijüdische Pogrome in West- und Osteuropa üblich waren in einer Zeit in der Jüdinnen und Juden in relativem Frieden auf dem Balkan (Osmanisches Reich bis II. Weltkrieg) lebten.
Der Artikel ist spannend, sicher, aber: ist es wirklich nötig, einem offensichtlichen Nationalisten und Rassisten mit Hang zum Faschismus eine Plattform zu bieten? Ist es wirklich nötig, zu erörtern, wie so ein - pardon - Arschloch denkt? Wäre es, für ein kritisches, journalistisches Format, nicht angebrachter, wichtiger und spannender, wenig gehörte Stimmen mit schönen, kritischen und intelligenten Inhalten zu Wort kommen zu lassen als laute und dominante Stimmen mit menschenverachtender Ideologie?
Aufklärung in Ehren, aber - ein sehr fahler Nachgeschmack bleibt.
Schliesse mich dem Votum an. Habe auch mit Interesse gelesen, gefühlt die Hälfte des Textes schien Elässser-O-Ton. Zum einen interessant, was der so alles zusammenschwurbelt. Zum anderen bleibt eben jener sehr fahle Nachgeschmack, vor allem mit dieser Art Schluss.
Immer eine journalistische Gratwanderung. Aber da auch in der Leserschaft der Republik die Forderung immer wieder unüberhörbar war, Verschwörungsgläubige, Corona-Skeptiker und Querdenker-Demonstranten (oder in diesem Fall die rechtsextremen Strippenzieher im Hintergrund, deren Existenz ja in diesem Dialog auch wiederholt lautstark und wortreich bestritten wurde) nicht nur zu bewerten und einzuordnen, sondern ihnen auch zuzuhören, schien uns das notwenig und vertretbar. Zumal Elsässer nicht isoliert zu Wort kommt, sondern eingerahmt durch den einordnenden Einstieg und dann von den weiteren Folgen der Serie. Wie ein Leser nach der Folge mit Kantonsrat Hans schrieb: nach dieser Serie kann niemand mehr ernsthaft die Verschwörungstheorie verbreiten, Verschwörungsgläubige kämen nie zu Wort, könnten ihre Meinungen nicht frei äussern. Auch dies ist im Kontext dieses Themas wichtig. Was den Schluss betrifft: allein die letzten zwei Sätze von Elsässer haben mir persönlich eine völlig neue Ebene des Verstehens (nicht Verständnisses) eröffnet, woher dieser Antrieb zum Umsturz mit allen Mitteln kommt.
Oje, oje, Jürgen Elsässer macht, dass mir der Kopf schwirrt. Ich wollte auch einmal ein bisschen Revolution. Jetzt habe ich grosse Angst, dass da tatsächlich irgendwann gestürmt wird aus lauter Langeweile und Übererregung und Wut und Hilflosigkeit natürlich, weil wir nicht mehr klar kommen in einem überkomplexen System. Was können wir denn noch machen, dass es für uns besser wird, ....wählen, Rosen züchten, Yoga machen, uns alle lieben und arbeiten wie blöd?
Ist das das Problem?
??? Das verstehe ich nicht. Elsässer sieht den Nationalstaat als Bollwerk gegen das „internationale Finanzkapital“ und trotzdem will er ihn stürzen?
Er will die Menschen mit sich selbst radikalisierenden Verschwörungsillusionen verführen und sie dann „ein bisschen runterholen“ um mit ihnen in die Revolution zu ziehen? Aber vor allem die grösste Frage: Was kommt denn nach seiner Revolution statt der „brave new world“ in der alles befriedet ist? Ansonsten: Danke an R. M. für seine Einordung.
Er will nicht den Nationalstaat stürzen, sondern die Regierung. Der Typ ist ja ein glühender Nationalist, der in Reden gerne von "seinem Volk" spricht - und ein beinharter Rassist, wenn man sich die Schlagzeilen seiner Hetzschrift anschaut. Was ein solcher Mensch für Vorstellung einer Revolution und einer Welt danach hat - wieso sollte ich das wissen wollen? Eine wünschenswerte sicher nicht.
Irgendwie hat dieser Elsässer ein derartiges Gnusch in seinem Hirn, dass für ihn immer auch das Gegenteil seiner Behautptung stimmt. "Das wichtigste ist die Beseitigung der Nationalstaaten." Genau das wirft er aber auch den "Vereinigten Finanzmächten" vor. Dann soll er sich doch mit diesen zusammenschliessen und gemeinsam mit ihnen die Nationalstaaten schleifen. Muss man einem derart wirren Kopf wirklich zuhören?
Ein schwieriger Artikel. Zuerst der Hinweis, dass Corona-Massnahmenkritiker beileibe keine Rechtsextremisten (eher: Liberale) sind, und dass Verzweiflung herrscht über die Unfähigkeit unserer Regierungen, die moderne ICT (Big Data, Artificial Intelligence, aber auch einfach Metrologie) gegen diese Probe-Pandemie einzusetzen - die richtigen Pandemien warten um die Ecke und mir graust davor, wie diese Regierungen damit umgehen werden.
Nachher das Geschwurbel eines Mystikers. Wie bei einem Geisteskranken blitzen manchmal interessante Erkenntnisse durch, aber nur ganz selten.
Richtig ist, wir stehen unvermittelt an einer Zeitenwende. So, wie unsere in Panik verfallene Regierungen herumwursteln - wobei ich weniger an den Bundesrat als Bayern und Österreich denke - kann es nicht weitergehen. Braucht es eine Revolution? Ja vielleicht. Wo aber ist das Neue? Wo der «Maidan»? Nicht zu erkennen.
Ich habe den Artikel gelesen, aber noch lange nicht verdaut. Auf jeden Fall ein Riesenkompliment an Herrn Ryser; insbesondere, dass er sich die Mühe, mit dem Mystiker Elsässer zu reden, gemacht hat. Das allein lohnt die Verlegerschaft bei der «Republik». In Ryser's Artikelserie blitzt etwas von dem «Neuen» durch, das wir brauchen, um aus dem Corona-Schlamassel herauszukommen.
Lieber Herr F. - ich sehe in den Verschwörungstheorien noch gar nichts Neues, sondern vor allem alte Denkweisen. Einem Virus kommt man aller Erfahrung nach nie mit "Gläubigen" und Mystikern bei, sondern nur mit strenger Wissenschaftlichkeit. Sonst können wir gleich wieder mit Hexenverbrennungen wider die Pest (heute Covid-19) beginnen.
Guten Morgen Herr B. Vielleicht kann ich Sie mit zwei direkten Zitaten von Jürgen Elsässer aus dem Text ja dafür gewinnen, ihn ganz zu lesen:
«Ich habe immer gesagt, als wir mit ‹Compact›, meinem Magazin, begonnen haben: Wir brauchen eine Querfront, ein nationales Bündnis von Oskar Lafontaine bis Peter Gauweiler. Später hätte ich gesagt: von Frauke Petry bis Sahra Wagenknecht.»
Und ein bisschen weiter unten:
«Ich denke immer an die Revolution. Das ist mein roter Faden: Wie kann ich das Regime stürzen? Das ist das Wichtigste, das Regime zu stürzen.»
Gute Lektüre.
Habe ihn gelesen nun, und ja, wirre Ideen findet man überall wenn man nur sucht und die Aufmerksamkeit darauf richtet (so wie bestimmte Viren), nicht zuletzt sind/waren einige der Coronamassnahmen wirr (und den Empfehlungen der WHO diametral entgegengesetzt - Stichworte: Reisebeschränkungen, generelle unspezifische Maskenpflicht).
Aber der Punkt um den es mir ging ist eben genau der: man redet nur über die Nazis die zB mitliefen in Berlin damals und anderswo und kein bisschen über die Inhalte die die meisten Menschen bewegten die dort waren, und die Maskenpflicht war nur die Spitze des Eisberges. Beispiel den Alltag der Hausaerzte, gut beschrieben hier: https://www.neuesausdermainspitze.d…xisalltag/
"Die grösste Gefahr, die ich sehe, ist die massive Verbreitung von Demokratiefeindlichkeit" auch so ein Satz den man mit gutem Recht auf die gegenwärtigen Regierungsstile per Dekret und Sondervollmachten beziehen kann.
"Verschwörungstheorien, wonach die Massnahmen auf eine Zwangsimpfung hinauslaufen würden..." dazu nur ein Link: https://www.tagesschau.de/wirtschaf…s-101.html
Habe ihn gelesen nun, und ja, wirre Ideen findet man überall wenn man nur sucht und die Aufmerksamkeit darauf richtet (so wie bestimmte Viren), nicht zuletzt sind/waren einige der Coronamassnahmen wirr (und den Empfehlungen der WHO diametral entgegengesetzt - Stichworte: Reisebeschränkungen, generelle unspezifische Maskenpflicht).
Aber der Punkt um den es mir ging ist eben genau der: man redet nur über die Nazis die zB mitliefen in Berlin damals und anderswo und kein bisschen über die Inhalte die die meisten Menschen bewegten die dort waren, und die Maskenpflicht war nur die Spitze des Eisberges. Beispiel den Alltag der Hausaerzte, gut beschrieben hier: https://www.neuesausdermainspitze.d…xisalltag/
"Die grösste Gefahr, die ich sehe, ist die massive Verbreitung von Demokratiefeindlichkeit" auch so ein Satz den man mit gutem Recht auf die gegenwärtigen Regierungsstile per Dekret und Sondervollmachten beziehen kann.
"Verschwörungstheorien, wonach die Massnahmen auf eine Zwangsimpfung hinauslaufen würden..." dazu nur ein Link: https://www.tagesschau.de/wirtschaf…s-101.html
Interessante Reise durch reale Irrwelten. Was mich noch interessieren würde: Eine Einschätzung durch das Team der R von "Zeitpunkt" und dessen Christoh Pfluger, Verleger und Journalisten. Danke im Voraus.
Harte Kost dieser fünfte Teil. Folglich schweife ich etwas ab . . . .
Das Jahr, in dem viele Menschen überzeugt waren, die Pandemie sei eine Erfindung, um eine Diktatur einzuführen (Newsletter).
Vielleicht ist es möglich, dass nicht die Pandemie eine Erfindung war, das Virus hingegen schon. Erfindung, im Sinne von künstlich hergestellt. Gestern sah ich auf YouTube, einen äusserts spannenden Beitrag von dem österreichischen Psychiater Raphael Bonelli, der definitiv kein Verschwörungstheoretiker ist, aber dennoch die These wagt: "Brisante Hinweise zum Ursprung der Pandemie: Wird die nächste Verschwörungstheorie wahr?"
https://www.youtube.com/watch?v=YcWlRczjDQc
Im Beitrag geht es darum, in welchem einseitigen Narrativ im Allgemeinen über die Entwicklung der Krise berichtet wurde und wie gewisse Leute darin verstrickt sind, wie zum Beispiel Herr Dorsten.
Haben Sie sich je ernsthaft damit befasst, wessen Geistes Kind Raphael Bonelli wirklich ist???
Bisschen Hintergrund zu Herrn Bonelli:
https://www.derstandard.de/story/20…-netzwerke
Da muss ich dann schon mehrere Fragezeichen hinter das setzen, was so ein Mensch öffentlich behauptet.
Wenn das "einseitige Narrativ" darin besteht, Verschwörungsideen nicht zu reproduzieren, dann bin ich sehr dafür.
Und nein, ich hab mir das Video nicht angeschaut.
Danke für Ihre Rückmeldung. Nein, ich hatte mich zuvor nicht mit Herrn Bonelli befasst. Nachdem ich Ihren oben erwähnten Link gelesen habe, verstehe ich Ihren Ärger. Seine Ansichten bezüglich Sexualität wie im "derstandard" beschrieben teile ich überhaupt nicht und Freud's Ansichten begeistern mich ebenso wenig. Viel mehr jedoch C.G. Jung. Zurück zum Beitrag von Herrn Bonelli, welchen ich einfügte. In diesem Beitrag erkenne ich nichts anrüchiges oder ideologisches, denn es hat nichts mit den Geschlechtern zu tun. Aber Ihre Irritationen verstehe ich zu gut.
Ach, der Elsässer mit seiner alten Idee einer «Querfront», der nun sozusagen auf der Corona-Welle reitet und mit Anti-Establishment-Ressentiments die «Querdenker» zu unterwandern versucht.
Für die «Querdenker» und das Thema «Verschwörungsmythen», Corona-, 5G- und Impf-Skepsis wäre ein eingehenderes Gespräch mit dem Schweizer Journalisten und Herausgeber des Magazins «Zeitpunkt» Christoph Pfluger weitaus erkenntnisreicher (und unser Duo müsste dazu nicht mal so weit reisen).
Bei den ersten Corona-Protesten veröffentlichten sie in den sozialen Medien Beiträge à la «Spontane Demo des Volkes – Der Beginn einer neuen Bewegung!», während sie zuvor in Telegram-Chats Telefonnummern von lokalen Organisator*innen herumreichten (apropos «Verschwörung» ;-).
«Fun» Fact: Beliebt bei den Querfrontisten Jürgen Elsässer (Compact), Ken Jebsen (kenfm.de) und Jochen Kopp (Kopp Verlag), ja Vorbild gar (auch für die Afd), ist die Schweiz und allen voran die SVP. An einer Compact-Konferenz etwa bestens vertreten durch Oskar Freysinger. Es gibt sogar ein Compact-Buch mit dem Titel Erfolgsmodell Schweiz: Direkte Demokratie, selbstbestimmte Steuern, Neutralität (2010). Passend zur «Konservativen Revolution» passt auch Markus Somms Buch Christoph Blocher. Der konservative Revolutionär ganz gut.
Aber wie sähe denn eine solche «konservative Revolution» aus?
Anstelle eines kosmopolitischen progressiven Liberalismus als Träger der pluralistischen offenen Demokratie
Soll ein nationalistischer konservativer Illiberalismus als Träger einer ethnopluralistischen (fka völkisch-rassistischen) autoritären «Demokratie» treten.
Der Typ ist ja ein riesen Chaos! Der Satan wütet wohl eher in ihm, als in Hollywood...
Danke für diese super Serie!
Nein, der Typ ist kein Chaos. Er fährt eine sehr klare Linie: er ist ein Nationalist und ein Rassist, der sich auf "sein Volk", die Deutschen bezieht, der Rassismus überwinden will, indem er die Menschen nach Rassen getrennt in Nationalstaaten steckt - der Typ ist ein astreiner Nazi. Menschen wie Elsässer als blosse Wirrköpfe anzusehen (oder darzustellen), halte ich für unangebracht und gefährlich.
Antwort an Michel Rebosura
Eine sehr wichtige Erkenntnis: „Die argumentativ-rationale Gesprächsmethode läuft ins Leere. Denn letztlich geht es um soziale-emotionale Gründe.“
Was die (Miss)-Bildung betrifft, möchte ich darauf hinweisen, dass die schon ab Geburt anfängt. Im Kindergarten und Schule fortgesetzt wird...
Nur ein Beispiel: die bei Kindern und Jugendlichen so beliebte Fantasy Bücher fördern sicher kein einigermassen verlässliches Urteilsvermögen.
Auch die Pflichtlektüre der oberen Stufen nicht.
Ihre Liste der Vorschlägen leuchtet mir ein.
Wir brauchen eine grosse Vision die in kleine Schritten umgesetzt werden kann. Die Umsetzung hat vielleicht eine Chance wenn sie möglichst früh anfängt.
Eine andere Frage: Warum brauchen Sie Spiritualität pejorativ?
Mahatma Gandhi war spiritueller Lehrer und ein grosser Reformer...
Stop, Einwand! Kinder haben, genau wie Erwachsene, Fantasie, es ist Teil des Menschseins. Es gilt nicht zu unterdrücken was nicht unterdrückt werden kann, sondern zu fördern und konstruktiv auszuleben.
In einem Punkt bin ich einig mit Ihnen: Fantasie soll gefördert werden.
In den Fantasy Büchern sehe ich jedoch statt konstruktive Fantasie eine Fantasie von Allmacht, von grausamen, abartigen Szenen, eine Trennung von Guten und Bösen. Nichts was inspirieren kann.
Meine Enkelin sagte mal:“Schon nur dass jemand sich so etwas ausdenken kann, finde ich unheimlich.“
Liebe Frau W., unbedingt! Bildung fängt bei der Geburt an und hört hoffentlich erst mit dem Tod auf. Erst recht die schwierigste Disziplin: die «Herzensbildung», also das, was man in der Antike «Arete» (dt. «Tugend») nannte und vor allem viel Zeit und Übung braucht.
Die daraus sich ergebende «Seelengrösse» oder «innere Stärke» kann durchaus «Spiritualität» genannt werden, von mir aus auch durch Parabeln und mit Symbolen illustriert werden. In diesem Sinne nutze ich das Wort gewöhnlich auch.
Im Kontext, den Sie vermutlich meinen, nutzte ich ihn jedoch anders und daher auch missverständlich. Ich hatte hierbei den englischen technischen Ausdruck «Odd belief/Magical thinking» vor Augen, also etwa den Glauben an Paranormales oder daran, dass auf Gedanken (oder «Botschaften») das Universum entsprechend «antwortet». Ich würde diese Sätze beim nächsten Mal also anders schreiben.
Was nun ihr Urteil über Fantasy-Literatur anbelangt, so erscheint es mir etwas gar zu pauschal. Weshalb ich es auch nicht teilen kann. Man müsste schon an konkreten Beispielen zeigen, inwiefern sie «die Jugend verderben». Wenn Sie nun schreiben «Fantasie von Allmacht, von grausamen, abartigen Szenen, eine Trennung von Guten und Bösen» dann denke ich unvermittelt an die Bibel, Illias oder Edda.
Lieber Herr Rebosura, vielen Dank für die klärende Antwort.
Es mag sein, dass mein Urteil über Fantasy zu pauschal ist. Bei meinen Enkelkindern erlebe ich, dass sie fast ausschliesslich diese Art von Literatur lesen. Auch diejenige die zuerst skeptisch war, hat sich der Peer Gruppe angepasst. Auf meine Frage warum sie am liebsten diese Bücher lesen, antworten sie, dass sie Angst haben etwas zu lesen das in der Realität geschehen könnte .
Mich beunruhigt diese Tendenz die „Wirklichkeit“ zu flüchten und ich vermute auch einen Zusammenhang mit der Zunahme von Magical thinking. Hoffentlich sehe ich das zu düster.
Sie glauben wirklich, dass eine Förderung der Phantasie einer rationalen Denkweise widerspricht, gar schadet?
Dem widerspreche ich entschieden. Nur, wer Imagination wirklich kennt, lernt sie auch erkennen. Anders bei Gläubigen Menschen - bei welchen jede Art von Phantasie meist abgelehnt wird.
Zu Gandhi: Er hatte auch Schattenseiten - wie jeder grosse oder kleine Mensch sie wohl hat. Spiritualität macht Menschen nicht besser, auch wenn diese oft dazu neigen mögen, dies zu glauben.
Die aktuelle Problematik mit den Schwurbler*innen hat tatsächlich dieselben Mechanismen wie die anderer Glaubensrichtungen. Hier geht es um fanatische Gläubige, die sich den Fakten der Realität verweigern. Dummerweise ist die Demokratie nicht Bestandteil ihres Glaubens. Dafür glauben sie sich in einer Rolle als „Aufklärer“ oder „Retterin auf Mission“. Das verbindet diese Menschen, egal, ob sie nun an die Flache Erde glauben oder an Echsenmenschen. Die Hauptsache ist in jeder dieser Mythen die Verschwörung einer Elite, zumeist jüdischer Art. Der Glaube ist uralt und hält sich hartnäckig. Auch Martin Luther hatte damals zunehmend davon geschwurbelt.
Und „Glaube“ und „Spiritualität“ sind sich sehr nahe.
Um ehrlich zu sein: Mir ist erstmal ziemlich egal, was ein Mensch glaubt. Ich will wissen, ob dieser eine positive Motivation hat. Solche Menschen gibt es überall, mit und ohne Religion. Die Frage ist doch nur, warum sie was tun - und nicht, welche Farbe das Etikett hat, auf dem es geschrieben steht. Alle Menschen, egal welcher Religion, Farbe oder Form er angehört, können positiv oder negativ - oder auch einfach neutral - sein!
Die Serie finde ich mit jedem Beitrag bedeutender. Das Gespräch und den Einordnungsversuch von Alexander Häusler gibt mir einen vertieften Einblick in ein gesellschaftliches Phänomen. Anschliessend dann der Einblick in die Gedankengänge eines Jürgen Elsässer. Diese grundtiefe zynische Umsetzung von manipulativen "Legenden".
Bin sehr gespannt auf mehr.
Danke.
Aha, Jürgen Elsässer ist nun also per Definition ein Rechtsextremer. Und findet Willi Brandt gut. War Brandt nicht bei der AfD? Oder habe ich in der Vergangenheit etwas verpasst?
Nicht Brandt, sondern: „An der Wand hängt ein Porträt von SPD-Politiker Helmut Schmidt. «Der beste Bundeskanzler, den dieses Land jemals hatte», sagt Elsässer ...“
Jetzt nimmt die Artikelserie fahrt auf. Elsässers Umgang mit einer bunten Palette von Verschwöhrungstheorien erinnert mich an den Satz des Kreters Epimenides "Alle Kreter sind Lügner". Der Satz mit "Alle Verschwöhrungstheoretiker ..." ist wohl nur interessant wenn ...
Nach diesem Artikel muss ich erst etwas aufräumen in meinem Kopf. Bin gespannt wie es weiter geht.
Mit weit aufgerissenen Augen bekommt man einen Blender nicht in den Blick.
Der Jugoslawienkrieg war der Kippmoment, wo der einstige Vordenker der radikalen Linken in Deutschland sich dem serbischen Nationalstaat zuwandte und danach Schritt für Schritt immer weiter nach rechts marschierte.
Es hatte so einige Linke und Grüne, für die eine geistige Welt und Haltung zusammenbrach.
Die Haltung nie wieder Krieg konnte nicht akzeptieren wie die frisch gewählte rot-grüne Bundesregierung mit Joschka Fischer als Bundesaußenminister deutsche Truppen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in einen Kriegseinsatz schickte.
Kurz darauf dann in den Afghanistankrieg.
Liebe Frau J., bei dem ausgewählten Zitat über den Kippmoment des Jürgen Elsässer kam mir diese Erinnerung in den Sinn. Das frustrierte und resignierte Abwenden von Linken und Grünen war kein Einzelfall, auch wenn Elsässers zuwenden an die Rechte davon zu trennen ist.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der eigene Weg des Sonderfalles Schweiz, mit dem Charakter der Unabhängigkeit und Neutralität bei Jürgen Elsässer und bei den Rechtspopulisten Europas als grosses Vorbild gilt.
Jürgen Elsässer hat 2010 ein Buch zu diesem Thema rausgebracht mit dem Titel: "Erfolgsmodell Schweiz: Direkte Demokratie, selbstbestimmte Steuern, Neutralität"
Das Buch ist über Amazon bestellbar. In den Rezensionen die Verschwörungstheorie der aufkommenden Diktatur vorweggenommen.
Beim aktuellem Thema Coronamassnahmen ist der Sonderweg Schweiz für die Selbständigen und die freiheitsliebende Bevölkerung ein weiterer Aspekt warum ein zuwenden an die Rechte erschreckend stark ein neidischer Blick in die Schweiz ist.
Gerne möchte ich erklärt haben, warum Elsässer rechtsextrem sein soll. Mit rechtsextrem assoziiere ich Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und damit eine Abkehr vom aufklärerischen Grundsatz, dass alle Menschen eine unantastbare Würde und gleiche Rechte haben. Das Einstehen für die Nationalstaatlichkeit als Gegenpol zur Globalisierung hat für sich allein noch nichts mit Rechtsextremismus zu tun. Ohne Elsässer profund zu kennen, lassen seine Äusserungen im Interview ganz im Gegenteil erkennen, dass er die Unmenschlichkeit, das Anti-aufklärerische, das "kaltblütige Morden" des modernen Hyperkapitalismus verurteilt und damit eigentlich ein Menschenfreund ist. Dem Journalismus muss man leider oft den Vorwurf machen, und ich mache ihn an dieser Stelle der Republik, dass er mehr zur Spaltung beiträgt statt zur Versöhnung, obwohl das besonders heute mit der zunehmenden Divergenz in der Gesellschaft eine ihrer wichtigsten und sinnstiftendsten Aufgaben sein könnte. Man könnnte diesbezüglich ja auch die gute, menschenfreundliche Seite Elsässers hervorheben (obwohl seine Allianz zu denjenigen mit echten rechtsextremen Ansichten, zu denen, die keine Menschenfreunde sind, fragwürdig ist). Der Trend der heutigen Linken (zu denen ich mich zähle), vieles vorschnell und ohne vertiefte Reflexion in den rechtsextrem-antisemitischen Topf zu werfen, nachdem ein pawlowscher Schlüsselreiz gefallen ist (siehe zB Kabarettistin Lisa Eckhard) beurteile ich als ebenso problematisch und Fronten aufbauend (statt Konsens suchend) wie die ganze Szene der Verschwörungstheoretiker, die alles was in ihr Feindbild passt ohne Fall-zu-Fall-Analyse in ihre eigenen Töpfe wirft. Was also ist nun rechtsextrem an Elsässer? Dass er einige grosse Kapitalisten beim Namen nennt und unter diesen Namen neben Christen und Muslimen, rein zufällig, auch Juden darunter sind?
Dann schauen wir mal, was unser «Menschenfreund» so meint:
In einem Videochat mit dem rechten Journalisten Oliver Janich auf dem YouTube-Kanal von Samuel Eckert, einem Unternehmer und Aktivisten von Querdenken 711, begrüßte Elsässer 2020, dass sich im Rahmen der Querdenken-Demonstrationen eine Art «Reichspopbewegung» herausbilde mit der Reichsflagge als Symbol für ein neues Lebensgefühl, und zeigte sich erfreut über das – wie er sich ausdrückte – «Happening auf der Treppe des Reichstags».
Sein Magazin «Compact» wird vom Verfassungsschutz seit März als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft:
Das Magazin, sagt das Bundesamt, pflege Verbindungen zu «eindeutig rechtsextremistischen Bestrebungen», was etwa den «Flügel» meint. Auch verbreite Compact «Pauschalvorwürfe“ gegenüber Migranten und Muslimen. Der Islam werde in Beiträgen «unterschiedslos negativ gezeichnet», als «permanente Gefahrenquelle und Bedrohung». Zuwanderung werde beständig mit «Kriminalität, Terror und Islamisierung» verknüpft.
Das Magazin verbreite zudem Verschwörungstheorien wie die eines «Großen Austauschs» (wonach Migranten gezielt Einheimische zu verdrängen suchten). Dazu kämen «diffamierende Beiträge» etwa über den liberalen Unternehmer George Soros, «antisemitische Verschwörungstheorien» und ein «revisionistisches Geschichtsbild», etwa in Sachen Kriegsschuldfrage beim Zweiten Weltkrieg.
Und hier sagt er:
Das ist mein roter Faden: Wie kann ich das Regime stürzen? Das ist das Wichtigste, das Regime zu stürzen.
Ist das Extremismus?
Als Extremismus bezeichnen Behörden in Deutschland seit etwa 1973 politische Einstellungen und Bestrebungen, die sie den äußersten Rändern des politischen Spektrums jenseits der freiheitlich demokratischen Grundordnung zuordnen. Der Begriff ersetzte im offiziellen Sprachgebrauch den bis dahin gebräuchlichen «Radikalismus», welcher nunmehr für politische Einstellungen am Rande – aber noch innerhalb – des demokratischen Spektrums verwendet wird.
Ich hoffe, das beantwortet ihre Fragen.
Vielen Dank, Herr M., für die Frage.
Bis auf diese Aussage:"Das ist mein roter Faden: Wie kann ich das Regime stürzen? Das ist das Wichtigste, das Regime zu stürzen." , konnte ich auch nicht direkt feststellen, wieso der Elsässer rechtsextrem sein soll. Zugegebenerweise war er mir bis dato nicht bekannt.
Und auch vielen Dank an Herrn Rebosura fürs Beantworten.
@Republik: Eine "Informationsbox" über den Elsässer im Artikel wäre gar nicht so schlecht. Würde sicher mal der jüngeren Generation, die ihn nicht unbedingt kennt, auf die Sprünge helfen.
Elsässers schein-betörende Sicht, durch eine Verbindung der gegensätzlichen politischen Kräfte - der Linken und der radikal Rechten - den globalen Kapitalismus erfolgreich zu bekämpfen, ist nichts als Humbug. Bei der Suche nach Quellen, aus denen sich Elsässer speist, muss man auch noch eine und dazu gar nicht unbedeutende erwähnen. Es entspricht voll der offiziellen Politik Russlands, überall in Europa rechtsextreme Bewegungen zu unterstützen, um die zivile Gesellschaft in den EU-Ländern zu spalten. Jetzt braucht es noch die neu erschaffenen Neonazis den europäischen Sozialdemokraten schmackhaft zu machen, also verspricht man den Sieg über den globalen Kapitalismus. Und schon kippen ehemalige Linke und mutieren zu glühenden Radikalen und zu Verschwörern. Der Schweizer Sonderweg schafft es in Person von Roger Köppel und seines SVP Kreises den angeblich bekämpften globalen Kapitalismus durch die extreme Rechte wieder mit der Hochfinanz und Grossindustrie zu versöhnen.
Friedrich Dürrenmatt: Die Welt wird untergehen oder verschweizern.
"Satan in Falkensee" wäre als Headline noch verführerischer.
Ein Artikel, der schildert, ohne die ganz große Einordnung anzubieten. Aber die Welt ist eh zu chaotisch für ganz große Einordnungen. Beim Sturm auf den Reichstag merke ich an, dass dieser vor allem in den herkömmlichen Medien zu einem solchen hochgejazzt worden ist. Wohl um die Gefährlichkeit der Demonstranten zu überzeichnen. Was wiederum dazu geführt haben dürfte, dass diese ihr Mantra von der Lügenpresse mit noch mehr Inbrunst, singen, murmeln, schreien.
Warum Leute wie Elsässer oder Leute allgemein so inbrünstig auf eine Revolution hoffen, hat der schweizerisch-israelische Psychotherapeut und Publizist Carlo Strenger gut in einem Buchtitel zusammengefasst: "Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit".
Die Geschichte der Revolutionen, von der in Frankreich über die in Russland bis zu den Farbrevolutionen in Osteuropa und dem frösteligen arabischen Frühling, zeigt, dass von großen Umstürzen die Bevölkerung erst und allenfalls in zwei, drei Generationen etwas hat. Für die aktuelle Generation gibt's meist nur Blut, Reden und Führerkult.
Wäre ich Verschwörungstheoretiker, würde ich von einer geheimen Weltregierung raunen, die ein Virus gezüchtet hat, um die Klimakatastrophe und den Weltuntergang zu verhindern. Oder wäre das eine Heilslegende? Und was ist mit Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser schlummert, bis dass er aufbricht zum letzten Gefecht, Volk, hör die Signale? Das wäre noch einmal ein weiterer Schnack für die Serie: wie Verschwörungstheorien und Heilslegenden sich überschneiden.
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