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Eigentlich wollte ich nichts mehr lesen über dieses Thema, aber ich liess mich dann doch darauf ein. Es lohnte sich: ein Meisterstück der Aufklärung!
Vielen Dank Herr Binswanger

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Ich störe mich an Dogmatikern und Fundamentalisten, egal ob Salafisten, Täufer, jüdisch-orthodoxe, Verschwörungstheoretiker oder Fanatiker jedweder Couleur. Ein Loblied auf Salafistinnen werde ich nicht pfeifen. Aber:

  1. Ist die Verfassung nicht dazu da, missliebige Zeitgenossen auszugrenzen, sonst wäre ich wahrscheinlich schon in der Präambel namentlich erwähnt ;)

  2. Geniesse ich die Vielfalt, auch wenn sie manchmal nervt. Ohne sie wäre die Schweiz eine Ödnis - und mein Geist bald auch.

  3. Macht es die Welt nicht einen Deut besser oder sicherer, wenn man Aylin Meyer (aufgrund der Seltenheit von Nikabträgerinnen musste ich eine erfinden) ihren Schleier verbietet.

  4. Will ich keine Ausgeburten der Fremdenfeindlichkeit, des Hasses oder der Angst in unserer Verfassung stehen haben.

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Warum kann man bei der Republik keine „Herzchen“ vergeben? Es gibt nur „like“ und „dislike“... Ich habe Ihren Beitrag geliked. Gerne hätte ich aber ein like + Herzchen vergeben.

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Liebe Frau oder Herr Z. und Redaktion
Ich finde es ausgesprochen entspannend und beruhigend, dass wir in der Republik keine Herzchen, Thumbs up usw. vergeben können. Es hält uns im Wesentlichen und hilft uns auch an realen, aussagefähigen, manchmal sogar etwas emotionsärmeren, aber vielleicht gerade deshalb, (meist) respektvollen Diskussionen teilzunehmen. Ich schätze es deshalb sehr, auf Herzchen zu verzichten und diese anderen digitalen Plattformen zu überlassen. Mein Herz und mein Verstand schlagen, auch gerade deshalb, weiterhin für die Republik ;-) !

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Das Gescheiteste und Differenzierteste, das ich zu dieser Frage gelesen habe. Es wird aufgezeigt, wie ein Phänomen, das eigentlich bedeutungslos ist, instrumentalisiert und zu einem „Problem“ hochgeredet werden kann, um ganz andere Interessen zu bedienen.
Republik vom Besten, Danke!

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Leser
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Kompetenter Journalismus, der einem ein differenziertes Bild machen lässt. Der Jahresbeitrag für die REPUBLIK hat sich schon damit gelohnt ;)

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ichfürchte...
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Liebe Republik. Möchtet Ihr dieses tolle Interview nicht vielleicht befreundeten Redaktionen im Welschland & Tessin zur Verfügung stellen? Das Wissen dieser klugen Frau sollte über unsere Republik-Blase hinaus geteilt werden.

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Ansonsten können wir als Republik-Verlegerinnen dieses Interview auch mit unseren Kontakten teilen. Machen dies nicht nur einige, ist die Verbreitung schnell sehr gross.

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Super Idee!

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Dieses Interview allein genügt schon als Gegenleistung für mein Dabeisein bei der Republik.

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genau das dachte ich heute auch! Ein Knüllerinterview.

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Ja es ist durchaus sehr komplex - wie das Leben halt. Doch im Gegensatz was hier unterstellt ist, hatte ich sehr viel mit muslimischen und Frauen aller Art direkt zu tun. Zwangsheiraten, Ehrverbrechen, häusliche Gewalt, uws.
Und ja: Jedes Verbot erzeugt Reaktanz! Das kann nicht verhindert werden. Die Vollverschleierung genauso. Und es sind eben auch in Frankreich 50% Konvertitinnen. Deren Motivation ist eine Andere, auch diejenige der "Familienrebellinnen". Es geht auch nicht darum.
Und ja, fremdenfeindliche Reflexe werden aktiviert mit dem Verbot. Es ist wie mit dem Reflex, Leute anzuprangeren, die derzeit keine Maske tragen wo es Pflicht ist. Ein Gebot wird von einem Teil der Leute IMMER so genutzt, es dient dem Selfenhancement. Die Psychologie kann nie ausgehebelt werden, ausser duch vermehrte psychologische Bildung.
Es ist auch unbetriten unter Fachleuten, dass alle Systeme stets von Frauen mitgetragen wurden und werden. Einerseits weil kein anderes Bewusstsein da ist, die Sozialisierung erfolgt ja innerhalb eines Systems, auch unsere eigene. Andererseits, weil individuelle Menschen mental und vom Temperament her und in der sozioökonomischen Herkunft sehr verschieden sind. Man/frau kann ein für eine Gruppe eher ungünstiges System unter günstigen Umständen gut für sich selber nutzen. Und befürwortet es dann selbstverständlich. Das ist allgemeingültig. Es ist der Bewusstseinsstand, der es dann ausmacht, ob man/frau es trotzdem als unrecht erkennen kann. Hierarchische Systeme wie patriarchales Recht können Männer auch "knechten" und Frauen Vorteile verschaffen. Doch es ist für die Männer stets eine grundsätzlich rechtliche Vorteilssituation. Frau muss Mann manipulieren, um es für sich drehen zu können - und es kann sehr schiefgehen. Es ist oft eine Vorstufe der Rechtseinforderung von Frauen/Minderheiten, aber eben keine rechtliche Gleichstellung.
Kleiderordnungen könnten als nebensächlich bezeichnet werden, zu Recht meist. Und ja, auch Männer müssten eigentlich strenge Ordungen einhalten im Salafismus. Nur: Sie werden einzig Allah untergeordnet und bleiben in absolut allen Vorschriften SICHTBAR! Körper und Gesicht.
Die "Burka-Initiative" ist eine Holzhammer initivative und wird in der Schweiz wie in Frankreich höchstens einige Frauen zu mehr Verschleierung animieren - für eine gewisse Zeit, bis sie aus der "Punk"-Phase raus sind. Und gewissen Leuten eine willkommene Aufregung bieten, auch das ist gewiss. Dafür brauchte es so eine Vorschrift nun absolut nicht.
Es gibt eine einzige legitime Funktion, die sie erfüllen kann und für die bin ich froh, weil bisher noch keine einzige gemässigte und wirklich hier existierende Rechtsproblematik für muslimische Frauen wirklich von Feministinnen und breiten Mehrheit der Linken unterstützt wurde. Alles stand und steht immer unter dem Reflex: "Rassismus"! Stets steht die eigene Dogmatik im Weg, um Frauen wirklich uzu ihren Rechten zu verhelfen. Und das geht nicht mit "Individualisierung". Ein neues Recht/Gesetz wird stets irgendeiner konkreten Frau kurzfristig Nachteile verschaffen, wenn sie sich im geltenden Recht eingerichtet hat, einrichten musste. Das Recht allein löst keine individuellen Probleme, es kann sie kurzfristig sogar verschärfen. Es geht aber hier darum, endlich langfristige Perspektiven zu schaffen! Wir kennen das Prinzip der Ächtung und wie gut es gesellschaftlich wirkt. Das Burka-Verbot wirkt nach diesem Prinzip und strahlt aus. Ich hätte viel lieber dafür das Kopftuchverbot an öffentlichen Schulen gehabt und viele Jahre dafür gekämpft, denn es bewirkt auch direkt hierzulande etwas konkretes. Es wäre schon laänger merhheitsfähig, aber eben: Von links kam genau das gleiche wie jetzt: Rassistisch und bevormundend für Frauen. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass es ausschliesslich für Mädchen bis 16 an öffentlichen Volksschulen gelten soll - bis 16 sind auch wir alle nämlich gesetzlich nicht religionsmündig. Fürt uns ist heute selbstverständlich, dass wir gegen unsere Eltern Rechte haben, sogar seit Geburt. Für muslimische Kinder ist das nicht so wichtig?? Spätestens hier zeigt sich, dass Kulturrelativismus stets einen Entmündigungsaspekt hat und keinesfall ein Eintreten für diese Menschen ist. Zuerst müssen gleiche Rechte als Basis durchgesetzt sein, danach kommt die indiviuelle Ausprägung, in aller Freiheit. Wer die Burka aus Rebellion trägt, sucht im Übrigen den Gesetzesverstoss im Verbot, also tun wir diesen auch einen Gefallen.

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· editiert

Sie sprechen von Kopftuchverbot an Schulen und davon, dass muslimische Kinder keine Rechte gegenüber ihren Eltern hätten. Mein Mann ist Muslim und wir haben uns entschieden, dass unsere Kinder auch muslimisch aufwachsen. Ohne Kopftuch und ohne Zwang, selbstverständlich. Aber wie oft wurden wir schon gefragt, ob unsere Kinder ihre Religion selber auswählen dürften. Als ob dies die Norm und für Muslime eigentlich zu erwarten wäre! Fragen Sie (und damit meine ich alle Leserinnen und nicht nur Frau P.) sich mal selber: Haben Sie Ihre Religion ausgewählt? Wurden Sie von Ihren Eltern ermuntert, auch andere Religionen zu prüfen als die christliche? Ich vermute mal dass dies bei mindestens 99% nicht der Fall ist. Warum wird dies dann von den Muslimen erwartet? Es ist doch selbstverständlich in jeder Kultur, dass die Eltern die Kinder in ihrer Religion erziehen. Was sie dann später glauben ist dann nicht mehr in der Verantwortung der Eltern. Für mich spricht aus dieser Einstellung „muslimische Kinder sollten ihre Religion selbst wählen können“ eine Überheblichkeit ohne Gleichen, indem davon ausgegangen wird, dass ein frei wählendes Kind sowieso die „bessere“ Religion, also das Christentum wählen würde!

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Von A-Z falsch verstanden, was ich meine, sorry! Es geht absolut um nichts anderes als ein Verbot, Kopftuch zu tragen in der öffentlichen Schule, alles andere ist religiöser Praxis ist völlig ok. Bis 16 Jahre ist in der Schweiz keine Religionsmündigkeit, also ist das das naheliegende Alter. Selbstverständlich wird keine Religion grundsätzlich "überprüft". Ich arebite an einer Primarschule mit mind. 60% Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, meist eher bildungsfern. Grösstenteils muslimisch. Ich komme selber aus sehr bildungsfernem MIlieu. Ich gehe allen offen entgegen. Habe wohl die wenigsten Vorurteile von allen LP. Doch die Kinder sollen bestmögliche Chancen bekommen. Ich bin im Übrigen auch nicht christlich religiös aktiv. Ich schaue AUSSCHLIESSLICH die Rechtssituation an und da sticht eben eine Tolerierung einer Über-Sexualisierung des Geschlechts heraus, welche manchmal von der Familie initiiert ist und manchmal von den Mädchen selber. Allein dieser soll wenigstens in der öffentlichen Schule die Spitze gebrochen werden.

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Leser
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" Es ist doch selbstverständlich in jeder Kultur, dass die Eltern die Kinder in ihrer Religion erziehen." Leider ist das selbstverständlich - doch eigentlich überhaupt nicht selbstverständlich. Nicht nur von Ihnen, Frau W., sollte gefordert werden, dass Ihre Kinder eine allfällige Religion selbst wählen können - sondern von Allen! Und - wie z.B. bei uns - es gibt wirklich Eltern, die die Kinder frei von Religion auwachsen lassen: nicht zum Schaden der Kinder (wie die Erfahrung beweist).

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'eine Überheblichkeit ohne Gleichen, indem davon ausgegangen wird, dass ein frei wählendes Kind sowieso die „bessere“ Religion, also das Christentum wählen würde!'

Zeigt einzig und allein, dass Sie nicht ohne Religion denken können. Meinen Eltern war Religion egal. Der 'katholische Druck' im Dorf hat genügt, dass ich in die Kirche ging. Man wurde sonst ausgegrenzt. Mit sechzehn Jahren habe ich allen Religionen tschüss gesagt. Dabei ist es bis heute geblieben. Es sollte nicht erlaubt sein, Kinder in eine bestimmte Religion zu stecken. Das ist reine Manipulation. Wenn man sich nicht aktiv wehrt, ist man automatisch Mitglied einer Religion, die man gar nie ausgewählt hat. Mit der ersten Steuerrechnung merkt man dann, dass man reingelegt wurde.

Komisch ist, dass man in der Schweiz immer von Religionsfreiheit spricht, nie aber von der Freiheit von Religion. Seit x Jahrzehnten werde ich von diversen Religionen belästigt. Das hat für mich nichts mit Aufgeschlossenheit oder Fortschritt zu tun. Hinterwäldlerisch! Warum werden die Rechte der Religiösen immer über jene der Nichtreligiösen gestellt?

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Es hilft nicht, wenn Sie jetzt auch noch ellenlange, wenig konzise Begründungen nachliefern. Spätestens mit diesem Interview müssten alle "wahrscheinlich wohlmeinenden Feministinnen" sich eingestehen, dass da eine viel besser recherchiert hat... und praktisch alle "feministischen Argumente" für ein Verhüllungsverbot als nicht haltbar entlarvt hat.
Amen

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Ok, eine Analogie: ca 30% der Schweizer Frauen waren 1971 ausdrücklich gegen das Frauenstimmrecht. Sie fanden es gegen die Tradition, gegen sie selber als kritische und selbständige Frauen, gegen die Einmischung in ihre persönlich gut eingerichteten Settings, "unschweizerisch", "modisches neues Zeug", gegen die "Natur", schlussendlich einfach gegen das Gewohnte. Die Feministinnen, die dafür kämpften, mussten sich ziemlich ähnliche Sachen anhören wie die Befürworterinnen jetzt. Nur dass damals natürlich die Linke dafür war.

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Ich weiss, es geht eigentlich genauer um den Nikab, nicht um eine afghanische Burka. Die sieht man hierzulande nicht. Aber es ist aus meinem Text ersichtlich, dass es eigentlich nicht um Kleidervorschrift geht. Und ich weiss, für die meisten Kommentierenden sind meine Ausführungen eher provokant und sie direkt selber angreifend. Deshalb können sie schlecht offen darüber nachdenken, es erzeugt Stress, feste Ansichten in Frage zu stellen. Deshalb werden Meinungen, die die eigene unterstützen viel aufmerksamer gelesen als gegenteilige. (Confirmation Bias) Social Media hat dies noch verschärft. Damit verschärft sich die Polarisierungstendenz in der Gesellschaft. Meine Texte gehen deshalb stets auch an die Redaktion der "Republik", von der ich etwas mehr erwarte.

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Das ist jetzt höchst originell, Frau P., anderen Diskussionsteilnehmerinnen eine Voreingenommenheit zu unterstellen, wenn es um ein Interview mit einer Expertin geht, die das Phänomen seit 15 Jahren umfassend erforscht und Ihre Argumente als unzutreffend entlarvt.

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Guten Tag allerseits! Wie man sieht, löst das hier besprochene Thema einige Emotionen aus. Deshalb eine Bitte an alle: Lassen Sie uns auf einer sachlichen Ebene bleiben und respektvoll miteinander umgehen.
Das heisst auch: Nicht anzweifeln, ob andere Kommentierende über etwas offen nachdenken können, und nicht direkt gegen einzelne Kommentierende schiessen, sondern sich mit deren Argumenten auseinandersetzen.
Merci!

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"Man/frau kann ein für eine Gruppe eher ungünstiges System unter günstigen Umständen gut für sich selber nutzen. Und befürwortet es dann selbstverständlich. Das ist allgemeingültig. Es ist der Bewusstseinsstand, der es dann ausmacht, ob man/frau es trotzdem als unrecht erkennen kann."
Sehr geehrte Frau P., ich muss nicht in jeder Hinsicht Ihre Meinung teilen oder Ihren Argumenten folgen. Aber ich lese Ihren Beitrag auf jeden Fall als Erweiterung des ganzen Spektrums. Vielen Dank dafür.

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Danke für das Interview, welches viele Facetten auffächert, die wenig beleuchtet werden in der Abstimmungsdebatte. Und vielen Dank Frau P. für Ihren Beitrag mit dem Aspekt des Kulturrelativismus - in diesem Fall letztlich ausschlaggebend. Ich teile Ihre Meinung.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Wie die «Rollenumkehr» zur Sensibilisierung und Hinterfragung vermeintlicher Selbstverständlichkeiten und eigener Vorurteile hinsichtlich des sozialen Geschlechts gebraucht wird, kann man sich auch im Falle des Kleiderverbots fragen, wie man selbst und «die Schweizer*innen» reagieren würden,

Warum würde man das eine ablehnen und das andere befürworten? Und was sagt die jeweilige Antwort über einen selbst aus?

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Jüdisch-orthodoxe Frauen und Männer sind meines Wissens nicht verhüllt. Und es ist nicht so, dass sich der jüdisch-orthodoxe Mann neben der jüdisch-orthodoxen Frau wie ein Gigolo präsentieren kann. Zumindest habe ich das noch nie gesehen. Ich wiederhole mich: Die einseitige Verhüllung löst bei mir schiere physische Schmerzen aus. Bemerkenswert finde ich die weit verbreitete Meinung, dass sich in unseren Breitengraden alle davon betroffenen Frauen aus Selbstbestimmung verhüllen. Da fehlt mir der Glaube.

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Die einseitige Verhüllung löst bei mir schiere physische Schmerzen aus.

Wenn‘s so schlimm ist, gäbe es da noch medizinische Abhilfe; es muss ja nicht gleich eine Verfassungsänderung sein, oder?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Was meinen Sie mit «Gigolo»?

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Muttersprache NL
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Ich werde entschieden gegen die Initiative stimmen.
Sie beruht nicht auf Wahrheit und schürt Hass und Zwietracht.

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Muttersprache NL
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P.S. Im Nachhinein scheint mir, dass die Beweggründe vieler Frauen, die im Interview beschrieben werden , tragisch sind. Mitgefühl und Respekt scheinen mir da eher angebracht. Sogar wohlmeinende Ja Stimmen könnten mE das Leiden der Nikab Trägerinnen vergrössern.

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Vielen Dank für dieses erhellende Gespräch. Ich schätze die Berichterstattung der Republik sehr - insbesondere auch im Vorfeld von Abstimmungen, wo komplexe Themen auf «ja» oder «nein» heruntergebrochen werden müssen.

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Theologe
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· editiert

Danke für diesen äusserst wichtigen Beitrag zum blinden Fleck der hiesigen Burkadebatte. In so kurzer Form habe ich noch nichts Ergiebigeres zum Thema gelesen.

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Vielen, vielen Dank für diesen Text! Ein wunderbares und höchst interessantes Interview.

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Sie sagen, der politische/radikale Islam habe nichts mit dem "normalen" Islam zu tun. Der Koran als Grundlage des Islams sieht keine Gesichtsverschleierung vor (siehe dazu zB https://www.tagesschau.de/ausland/b…w-101.html)

Wenn man jetzt aber etwas verbietet, das im Koran nicht gefordert und nur von radikalen/politischen/extremistischen Islamisten getragen wird, dann soll das gegen den "normalen" Islam sein? Und sich dann wundern, dass man alle Muslime in den gleichen Topf wirft?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ich kann mich hier nur wiederholen: Ob Burka, Niqab oder Hijab – Das Egerkinger Komitee ‹zielt auf die Muslime›:

Der wohl eifrigste der Egerkinger Kulturkrieger ist allerdings der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor, den das Bundesgericht wegen Verstoss gegen die Antirassismusstrafnorm verurteilte, weil er nach einem Mord in einer Moschee in einem Tweet «mehr davon» verlangt hatte. Addor steht auch hinter mehreren parlamentarischen Initiativen, die den Islam zum Thema haben: So wollte er – wegen der «Risiken mit der Ausbreitung des Islam» – das Sammeln und Bearbeiten von Daten zur Religionszugehörigkeit in der Armee ermöglichen und muslimische Seelsorger im Militär verbieten.

Auch den Körper der Frau hat Addor schon politisch vermessen: So wollte er weiblichen Angestellten von Bundesverwaltung und bundesnahen Betrieben das Tragen des muslimischen Kopftuchs Hidschab oder anderer Kleidungsstücke verbieten, die das Gesicht oder den Kopf bedecken. Und gegen «Kopfbedeckungen an Schulen» lancierte er eine kantonale Initiative. Worum es ihm ging, hat Addor nie zu verhehlen versucht. «Wir zielen auf die Muslime», gab er einmal freimütig zu Protokoll. Das Walliser Kantonsparlament erklärte die Initiative für ungültig, später bestätigte auch das Bundesgericht den Entscheid: Das Begehren richte sich in erster Linie gegen MuslimInnen und könnte nicht umgesetzt werden, ohne dass die Religionsfreiheit verletzt würde. Nun steht die Schweiz erneut vor einer Abstimmung, die bei einer Annahme ebendies täte.

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Wir stimmen aber nicht über die Motive des Egerkinger Komitees ab, sondern über den Verfassungstext.
Auf den Autor zu zielen, ist falsch ("Shoot the messenger" analogie)

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Das Tragen eines Nonnen-Habits gehört auch nicht zu den biblischen Vorschriften des Christentums, trotzdem würden wir es vermutlich als "antichristlich" interpretieren, würde es verboten. Obwohl so ein Verbot nun wirklich nur Wenige betreffen würde. In christlichen Ländern wird auch das in einzelnen Ländern geltende Verbot christliche Kirchen zu bauen, als antichristlich und anti-freiheitlich empfunden, obwohl in der Bibel nirgends steht, man müsse Kirchen bauen. Wenn man in Ihrer Argumentation bleibt @Anonym 2, dann stellt sich doch die Frage, weshalb sollten sich solche Verbote gegen das "normale" Christentum richten?

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Bravo für dieses absolut geniale Interview!!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Vielen Dank, Daniel Binswanger! Auf ein Interview mit Agnès de Féo in einem Schweizer Medium habe ich gewartet, nachdem bereits der Deutschlandfunk über ihre Langzeitstudie berichtete: «Burka-Verbot in Frankreich. Rebellinnen hinter dem Schleier» (Fazit hier).

Sehr empfehlenswert ist auch die SRF-Kontext-Sendung «Der muslimische Blick auf das Burka-Verbot» vom 14. Februar 2021, in der Musliminnen und Muslime zu Wort kommen: «Eine Nikabträgerin, Befürworter und Gegnerinnen, Amtsträger und einfache Bürgerinnen».

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Selten habe ich so viele eigene Fragen in einem Interview gründlich beantwortet erhalten. Danke und Bravo!

Gern sähe ich dieses Interview in Tagi und NZZ. Aber solchen fundierten Journalismus zu einem politischen Thema bringen Tagi und NZZ nicht mehr zustande. Sie wollen lieber die Aufreger- und Werbemaschine am Laufen halten.

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Die Tatsache, dass es nur wenige betrifft, ist doch kein Argument gegen ein Gesetz.

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Es wäre kein Argument gegen ein Gesetz, wenn es bei dem Tatbestand um einen ginge, der für die Allgemeinheit gefährlich wäre. So hat es z.B. keinen nennenswerte Opposition gegen das Al-Kaida/IS-Gesetz gegeben, obwohl es sich nur gegen Wenige richtet. Allerdings geht es bei diese terroristischen Vereinigungen um solche, die a) andere Menschen, die ihre Überzeugung nicht teilen, töten wollen und b) das mit Anschlägen weltweit klar gemacht haben. Die Wenigen gegen die sich das Gesetz richtet, sind aleso eine Gefahrfürdie Allgemeinheit. In welcher Art gefährden aber Nikabträgerinnen die Allgemeinheit? Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass diese gewalttätig wären? Und - bezugnehmend auf das Interview - wieso richtet sich das Gesetz dann nur gegen die Frauen und nicht auch gegen die vollbärtigen, Kamiz-tragenden männlichen Salafisten?

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Danke für dieses fantastische Interview.

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Vielen Dank für das sehr interessante und wohltuend horizonterweiternde Gespräch!

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Mit Überzeugung werde ich ein NEIN einlegen. Was hat eine Kleidervorschrift nur für FRAUEN in unserer Verfassung verloren? Wo sind wir denn da? In Saudi Arabien?

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Die Vorlage an sich ist allgemein genug geschrieben, dass sie nicht nur Frauen, sondern uns alle betrifft.
Dass aber Verbote, die Rechte von Frauen fördern soll, scheint mir relativ einfach widerlegbar. Auch, dass wir uns mit voller Brust einen liberalen Staat nennen und dann schulterklopfend eine Kleidervorschrift in die Verfassung schreiben, ist doch total absurd.

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Dorothee Brumann
Fachführung Sourcing & Empowerment Coach
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Ausgezeichnetes Interview zu diesem vielschichtigen Thema!

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Ich habe mich für ein Ja entschieden und stehe dazu, auch wenn das an dieser Stelle etwas Mut braucht. Aus folgenden Gründen:

  1. Weil die Gesichtsverschleierung laut Koran keine religiöse Vorschrift ist. Vielmehr ist die Burka ein politisches Symbol für den frauen- und letztlich menschenfeindlichen Salafismus.

  2. Weil die Burka ein Kleidungsstück ist, das aus einer patriarchalen Gesellschaft stammt und diese versinnbildlicht.

  3. Weil auch die Expertin Agnès de Feo ein einseitiges Bild entwirft, indem sie nur von den 200 BurkaträgerInnen spricht und nicht von den Musliminnen, die ein Burkaverbot begrüssen, aber dies nicht öffentlich sagen können, weil sie innerhalb ihrer Gemeinschaft mit Repressionen zu rechnen hätten.

  4. Weil es genauso politisch und ausserdem arrogant ist, wenn – von welcher Seite auch immer – behauptet wird, wer gegen die Burka sei, müsse zwangsläufig auch gegen das Kopftuch, also islamophob sein.
    Und schliesslich:

  5. Weil ich es als Feministin satt habe, in die islamophobe Ecke gedrängt zu werden, nur weil ich finde, eine Burka habe in einer aufgeklärten, liberalen Gesellschaft nichts zu suchen.
    Ausserdem:
    Auch wenn die Hälfte der 200 Burkaträgerinnen in Frankreich religiöse Schwärmerinnen oder fanatisierte Konvertitinnen oder lediglich pubertäre Teenager sind, die sich gegen das bürgerliche Elternhaus mit Eigenheim auflehnen, auch wenn die andere Hälfte mit der Burka einen Mann sucht (sic!) oder unsichere Mädchen ihre Pickel dahinter verstecken wollen (vermutlich, um ebenfalls einen Mann zu bekommen), dann ist die Burka noch immer kein religiöses, sondern ein politisches Symbol für den frauen- und letztlich menschenfeindlichen Salafismus.

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Frau F., ich habe mit Überzeugung mit Nein gestimmt. Und sage Ihnen auch gerne warum.
Ich lasse mich nicht als dankbarer Idiot vor den Karren der fremdenfeindlichen und gesellschaftsspaltenden SVP spannen, die zuerst ein „Problem“ auftreibt und dann - wen wunderts! - eine „Lösung“ dafür hat. Das Gleiche hatten wir schon einmal erlebt mit der Minarett-Initiative. Mit diesen Initiativen ist kein einziges echtes Problem gelöst, insbesondere nützt es den angeblich unterdrückten muslimischen Frauen in Saudi-Arabien oder dem Iran in keiner Weise. Die Initiativen sind Ausdruck zutiefst fremdenfeindlicher Gesinnung. Und zu sowas sage ich schon aus Prinzip Nein. Leider werden viele Stimmberechtigte in die Falle der SVP tappen, da sie glauben, dass es sich bei der Abstimmung über die Änderung der Bundesverfassung um etwas Bedeutendes handeln müsse. Dies ist ja auch der Trick der Initianten, ein Scheinproblem auf die Verfassungsstufe zu erheben.

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Ich wusste, dass ich hier in der Minderheit sein würde. Ja, Sie haben Recht, die Initiative löst kein Problem. Und ja, sie haben Recht, die Initiative kommt von der falschen Seite. Glauben Sie mir, mir sind die Initianten mindestens ebenso unsympathisch wie Ihnen. Trotzdem gibt es für mich als Feministin legitime Gründe gegen die Vollverschleierung der Frauen. Ich mag damit falsch liegen, dann bin ich eben eine "rechte" Linke, wie Alice Schwarzer. Das verkrafte ich. Was mich allerdings ärgert, ist das Schubladendenken auf der linken Seite. Ausserdem gehen im Parlament manchmal auch Linke mit der populistischen Rechten eine unheilige Allianz ein. Das muss in einer Demokratie möglich sein. Sonst sind wir bald am Punkt, wie in den USA, wo sich die Demokraten und die Republikaner schon fast als Feinde gegenüberstehen.

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Liebe Frau F., herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Ich finde alle von Ihnen genannten Argumente nachvollziehbar. Lassen Sie mich kurz replizieren, weshalb mir ein Burka-Verbot trotzdem nicht sinnvoll erscheint:
ad 1) Die Gesichtsverschleierung wird nicht im Koran vorgeschrieben, aber ich finde das letztlich unerheblich. In bestimmten Weltregionen gehört die Vollverschleierung zum Traditionsgut und vor allem, es gibt fundamentalistische Lesarten des Islam, welche die Gesichtsverschleierung zur Praxis erhoben haben. Ich finde das genauso fürchterlich wie Sie. Der Punkt, den ich machen will: Es ist nicht an uns einen echten von einem unechten Fundamentalismus zu unterscheiden. Vollverschleierung ist fürchterlich: Ganz egal, ob sie im Koran steht oder nicht.
ad 2) Es geht zwar nicht um die Burka sondern um den Nikab, aber da gebe ich Ihnen vollständig recht. Das ist reines Patriarchat. Die Frage ist, ob wir es den Frauen verbieten sollen, sich zu patriarchalischen Praktiken zu bekennen, wenn sichergestellt ist, dass sie das freiwillig tun. Ich sehe dazu keine Handhabe. Wie sollten vielmehr schauen, dass sich unsere Gesellschaft so entwickelt, dass Frauen das nicht mehr wollen.
ad 3) Ich glaube, hier irren Sie sich. Agnès De Feo hat sehr sehr breite Recherchen angestellt, mit sehr vielen Frauen gesprochen und nie einen Hinweis darauf erhalten, dass die Frauen den Nikab unter Druck tragen. Sie hat im Übrigen auch die familiäre Situation dieser Frauen genau angeschaut und feststellen können, dass es da meistens gar keine Männer gibt, die Druck ausüben könnten. Natürlich könnten Sie immer behaupten: Ja, aber es gibt da ganz viele Fälle, die Frau De Féo aus irgendeinem Grund verpasst hat und ich bin trotzdem überzeugt, dass ganz viele Frauen gezwungen werden. Aber das ist nicht sehr seriös. Frau De Féo hat die empirische Forschung so weit getrieben wie irgend möglich und ist zum Schluss gekommen: Für den Nikab ist Zwang kein Problem. Das sollten wir nicht einfach vom Tisch wischen, weil es uns vielleicht nicht ins Bild passt.
4) Man kann sicher gegen den Nikab und nicht gegen das Kopftuch sein. Aber dass es da eine Verbindung gibt, trifft leider schon zu. In Frankreich wird jetzt sehr intensiv über weitere Einschränkungen des Kopftuchs diskutiert. Ich bin mir sehr sicher, dass das Egerkinger Komitee nach einem allfälligen Sieg am 7. März ebenfalls in die Richtung voranschreiten wird. Dass Sie persönlich diese Fragen trennen wollen, will ich Ihnen aber gerne glauben.
5) Ich verstehe es, dass Sie die frauenfeindlichen Seiten des Islams ablehnen und deshalb nicht in die islamophobe Ecke gedrängt werden wollen. Das ist völlig legitim. Und Sie haben recht: Der Salafismus ist eine frauenverachtende religiöse Doktrin und der Nikab ist das Symbol des Salafismus. Allerdings scheint mir das Argument von Agnès De Féo schon einige Berechtigung zu haben: Dann müsste man auf den Dresscode der salafistischen Männer losgehen. Sie sind auch klar identifizierbar, sie machen auch ein politisches Statement, das uns nicht gefallen kann. Wenn man sagt: Wir sind zwar für Meinungsfreiheit, aber diese Ideologie ist so extrem, dass wir diese Symbole verbieten wollen (mir ginge das zu weit, aber wenn ich Sie richtig verstehe, ist das Ihr Standpunkt), dann sollte man doch sagen: Die Männer dürfen diese Tracht nicht mehr tragen. Wir gehen primär auf die Männer los und nicht schon wieder auf die Frauen!

Fänden Sie das nicht auch besser? Herzlich, DB

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Lieber Herr Binswanger, ihre rationalen Überlegungen sind selbstverständlich alle richtig. Und eigentlich müsste ich als sehr pragmatischer Mensch gegen das Verhüllungsverbot stimmen. Da gebe ich Ihnen Recht. Auch stimmt zweifellos, was Frau de Féo in ihren Recherchen über die rebellischen Nikab-Trägerinnen herausgefunden hat, aber dann denke ich an die vielen Frauen, die unter Lebensgefahr für ihre Rechte und ihre Freiheit kämpfen und sehe eine ganz andere Relation. Und ja, in der Schweiz sind Nikab und Burka kein Thema. Aber dann erinnere ich mich zum Beispiel an die ausserordentlich begabte Schülerin meines Mannes, die weitergehende Schulen hätte besuchen können, und der vom Vater (mit der duldenden Unterstützung der Mutter) sogar verweigert wurde, eine Lehre zu beginnen, obwohl sie sich das unbedingt gewünscht hat. Das hat zwar nichts mit Nikab oder Burka zu tun, ich weiss, aber mit einer frauenverachtenden Kultur. Mein Anliegen: Ich möchte nicht, dass aus falsch verstandener Toleranz eine Parallelgesellschaft entstehen kann, welche die Werte einer liberalen Gesellschaft verhöhnt. Das ist für mich der entscheidende Ansatz. Ich nehme an, Sie kennen Michael Schmidt-Salomon und sein Buch "Die Grenzen der Toleranz. Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen". Es ist länger her, dass ich es gelesen habe, deshalb weiss ich nicht mehr, ob und wenn ja, er darin über die Burka geschrieben hat. Aber ich weiss, dass er für eine Streitkultur plädiert, die zulässt, die Dinge auszusprechen ohne gleich mit der moralistischen Keule mundtot gemacht zu werden. In diesem Sinne danke ich Ihnen herzlich für Ihre diskursive Antwort. Ich bleibe bei meinem Ja, aber ich verstehe alle, die Nein stimmen.
Herzlich, Ihre treue Leserin C. F.

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Dann würden Sie auch ein Lippenstiftverbot unterschreiben, oder? Das ist ja für manche ein Symbol Frauen zu Sexobjekten zu machen.

Oder ein Verbot sich die Kopfhaare zu rasieren? Schliesslich will ja niemand Neonazis unterstützen.

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Wir haben bereits viel umfassendere Verbote. Setzen Sie sich nackt in den ÖV. Dann werden Sie schnell feststellen, welche Kleidungsvorschriften bei und gelten.

Mir ist jetzt schon klar, dass Sie dafür eine ganz 'plausible' und 'logische' Erklärung haben. Aber es ist trotzdem so, es gibt bei uns schon lange Vorschriften bezüglich Bekleidung. Aber in diesem Forum wird das konsequent abgestritten.

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Vielen vielen Dank für diesen Artikel, in dem endlich über die Realität der Nikabträgerinnen aufgeklärt wird. Er ist wirklich sehr aufschlussreich und bestätigt mein Gefühl, dass es in der ganzen Diskussion um etwas ganz anderes geht als den Nikab selbst. Sehr aufschlussreich ist auch, dass sich niemand für die Forschungsergebnisse von Frau de Féo interessiert hat.

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Psychologe, Psychotherapeut
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Frau P. weiter unten hat das Thema "Reaktanz" schon aufgegriffen. Es betrifft offensichtlich insbesondere jugendliche Frauen, die "aus Trotz" erst recht die Verschleierung tragen, weil es verboten ist.
Ich könnte mir die Sache einfach machen und mich als Österreicher deklarieren, der hier ohnehin nichts mitzureden hat. Andererseits finde ich den österr. Weg nicht schlecht, wonach es hierzulande verboten ist, das Gesicht unkenntlich zu machen ("Vermummungsverbot"). Das gilt für alle Menschen und Religionen - und ist auch wegen des Menschenrechts der Religionsfreiheit gewählt worden. Damit darf auf Demonstranten linker und rechter Menschen und eben auch normal auf der Straße niemand so bekleidet sein, dass das Gesicht nicht mehr zu sehen ist (derzeit mit der Ausnahme der FFP2-Maske...).

Ich finde das Interview spannend, allerdings glaube ich, dass das Thema in einer Diskussion gut aufgehoben wäre, in der auch andersdenkende (Muslime) zu Wort kommen hätten können. So sehe ich die Erklärungsmuster zu einem großen Teil sehr linear - und damit sind sie in der Regel falsch. Die Zunahme an Verschleierung hat nämlich mit Sicherheit auch andere Gründe, als das Verbot, das eventuell gleichzeitig kam - und Interviews mit Betroffenen bzw stolzen Trägerinnen reflektieren auch nur deren subjektive Sicht. So wertvoll sie inhaltlich für den Diskurs sind, sind sie mE nicht Ersatz für einen möglichst umfassenden Blick auf die Situation.

Denn gleichzeitig mit der massiven Zunahme von Vollverschleierung gab es auch andere Entwicklungen, die wahrscheinlich dazu beigetragen haben, die aber so unbeleuchtet bleiben. Ich denke an den zunehmenden Zuzug von Muslimen und -innen in den letzten Jahren. Ich denke an das Wachsen des IS. Die massive Zunahme von Spaltung in der Gesellschaft, die immer zu einer Radikalisierung der Meinungen führt (Trump/Biden, zuziehende Moslems/autochthone Schweizer). Es ist psychologisch nachvollziehbar, dass erlebte Ausgrenzung zur Abgrenzung, Rückzug und damit auch Empfänglichkeit für Radikalisierung bietet. In der Phase der Pubertät und Adoleszenz ist man darüber hinaus auch auf der Suche nach der eigenen Identität und damit umso empfänglicher für einfache und radikale Botschaften. Die sozialen Medien und die Entstehung von abgeschotteten Blasen (die insbesondere von jungen Menschen besucht werden) trägt ihr übriges dazu bei.

Verbote haben noch nie Probleme gelöst. Sinnvoller und wesentlich notwendiger wäre ein offener Diskurs und ein Über-den-Tellerrand-Schauen, Interesse für die Andersdenkenden und eine Behebung der grundlegenden Probleme - nicht ein Verbot augenscheinlicher und auffallender Symbole. Auch die Prohibition hat die Alkoholprobleme nicht aus der Welt geschafft. Ein Verbot der (religiösen) Symbole wird dies auch nicht bewältigen.

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Ich verstehe was Sie meinen, Frau W., es sei kontra produktiv, dagegen zu stimmen. Darum geht es gar nicht!

In der Tat ist es so, dass inzwischen nur in Ausnahmefällen religiöser Zwang auch in islamischen Familien herrscht. Trotzdem herrscht wesentlich mehr Zwang als Sie meinen!
Einerseits.
Andererseits leben wir in einer ökumenisch aufgeschlossenen Gesellschaft.
Besonders auch unsere Kirchen und Religionsgemeinschaften
haben viele neue Begegnungen und gemeinsame Anlässe organisiert.
Wie sie sagen, sind es die Töchter aus fortschrittlichen Familien, die "Besseren" die diese Verhüllungen neu propagieren.
So dumm bin ich nicht, um das zu verstehen.
Auch macht die SVP offensichtlich gegen "Islam" und "Islamisierung". Man nimmt die Verhüllungen als Anlass.

Doch auch mich als tatsächlich "linke" alte Frau nervt das Verhalten dieser "Verhüllungsdemonstration".
Die Kultur unseres Landes ist nun mal nicht islamisch. Es werden hier a l l e Kulturen gelebt.
Das "Kreuz" haben wir schon lange mit Recht aus der öffentlichen Gesrllschaft verbannt.
Es ist eigentlich arrogant und anmassend von diesen "modernen Islamistinnen" jetzt plötzlich so ein Theater zu provozieren.
Damit erschrecken sie zum einen einfache, echte konservative Frauen, die im Islam leben.
Als weiteres ist das Ganze ein unnötiges Theater, das gar nicht so wichtig im Schweizerischen Alltag ist.
Kein Wunder, dass die SVP diese Gelehenheit beim Schopf nimmt, um dagegen zu organisieren.
Ich werde gegen die Verhüllung stimmen, weil es kein Thema ist!

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Ich bin mit Ihnen mehrheitlich einverstanden. Nur was das „Theater“ der verhüllten Frauen angeht, kann ich Ihnen nicht zustimmen. Mir wäre nicht bekannt, dass nur eine von ihnen missionarisch verlangt, dass sich mehr Frauen verhüllen. Auch hätte ich noch nie mitbekommen, dass eine von ihnen (mit Ausnahme der verstorbenen Nora Illi) überhaupt das Rampenlicht sucht. Aus meiner Sicht leben die Frauen einfach ihr Leben auf ihre Art. Das Theater kommt vielmehr von der SVP resp. dem Egerkinger Komitee, das sich an dieser Handvoll Frauen so enorm in ihrer Freiheit gestört zu fühlen scheinen, dass sie sogar eine Initiative lancieren! Lassen wir sie ins Leere laufen und spielen das Theater nicht auch noch mit!
Bezüglich Nora Illi ist noch spannend, dass der IZRS explizit als Reaktion auf die Minarettinitiative gegründet wurde. Da hat es ja für die SVP schon mal geklappt, mit einer anti-muslimischen Initiative den Extremismus anzukurbeln und somit das Thema des „Kulturkampfes“ nicht einschlafen zu lassen.

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Liebe Frau A., dass Sie die Vollverschleierung als demonstrativ empfinden und dass Sie das nervt, kann ich sehr gut verstehen. Andererseits schreiben Sie ja selber: Es werden hier alle Kulturen gelebt. Steht das nicht im Widerspruch zu Ihrer Genervtheit. Und was ich sehr gerne von Ihnen wissen wollte: Sind Sie (als sehr erfahrene Lehrerin) schon einmal negativ mit dem Nikab konfrontiert worden? Ich persönlich habe nur einmal in meinem Leben auf der Bahnhofstrasse zwei Frauen im Nikab gesehen, offensichtlich Touristinnen. Das fand ich dann wirklich nicht sehr tragisch, da die da entlang liefen. Und aus meiner Sicht ist das ein ganz zentraler Aspekt: Wir sollten keine Gespenster jagen. Wir sollte keine Probleme lösen, die eigentlich nicht existieren (falls dem denn so ist). Sonst schaffen wir nur neue. Herzlich, DB

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Es gibt das Phänomen der kognitiven Dissonanz, von dem Sie sicher schon gehört haben. Wenn also eine gegebene Situation der eigenen Grundhaltung widerspricht, bzw. wenn die Grundhaltung erfordern würde, dass man diese Situation ändern helfen soll, erzeugt dies Stress. Es kommen Abwägungen ins Spiel über Wichtigkeit, eigene Möglichkeiten, Folgen,... Menschen schätzen sich leider fast immer falsch ein und denken, sie helfen dann meistens, die Situation zu ändern. Doch die Forschung zeigt vielmehr, dass die meisten Menschen unbewusst beginnen, die gegebene Situation anders zu interpretieren, um sich zu entlasten, ohne etwas tun oder gar riskieren zu müssen.
Die kognitive Dissonanz, dass eigentlich ALLEN Frauen eine Hilfe zur Emanzipation in Form von gleichen Rechten zustehen würde, aber dies eine Veränderung des eigenen Handelns bezüglich bisheriger Praxis und Framing erfordern würde - nämlich das offene Kritisieren von "anderen Kulturen" in bestimmten Praktiken gegenüber Frauen und in der diesbezüglichen Rechtslage - wird als umso stressauslösender empfunden, je mehr man/frau in einem ideologischen Umfeld eingebunden ist. Neudeutsch "Bubble". Wenn also der urbane gebildete Mittelschichtsmensch die mehr oder weniger expliziten und impliziten Normen "verletzen" müsste. Sich exponieren und Schimpf in Kauf nehmen müsste von Freund und Familie und KollegInnen.
99% passen dann ihre Meinung - manchmal halsbrecherisch unlogisch bis widersprüchlich - so an, dass die Dissonanz zu verschwinden oder zumindest erträglich scheint. Hier: "Das Problem gibt es bei uns nicht". "Ins Ausland hin können wir eh nichts bewirken". " Es löst die falschen Zeichen aus". Erst recht, wenn die Kritik von Gruppen kommt, die die Bubble als feindlich kategorisiert hat.
Wenn die Grundhaltung aber eine ist, die grundsätzlich Menschenrechte als sehr hoch gewichtet und Moral wichtig ist, muss man dem bei vielen Situationen höchste Priorität geben und sich stark dafür einsetzen, sonst hält man kognitive Dissonanz auf Dauer nicht aus, der Stress kann krank machen. Deshalb tun das Linke, Urbane Weltläufige, natürlich auch Religiöse, ,...ständig. Das ist gut. Es dient ja der Gesellschaft und den Menschen.
Nur bei FRauenrechten dauert alles immer etwas länger. Die Arbeiter waren lange Zeit viel wichtiger als ihre Frauen anfangs/Mitte 20. Jh. . Die Studentenführer waren viel wichtiger als deren Frauen und Freundinnen, oder Studentinnen ,die lieber ihre Kinder hüten und Tee kochen sollten. Und in den letzten Jahrzehnten: Die Migranten und "politischen" Flüchtlinge waren viel wichtiger als deren in ihrer Kultur oft untergeordneten bis rechtlosen Frauen. Der "Opferstatus" der Männer wurde unterstrichen, derjenige viel krassere der Frauen möglichst übersehen. Denn nun war "rassistisch" der Begriff der Stunde. Mit der Zeit war das nicht mehr gut möglich, denn die linken Frauen sahen diese Frauen und stellten sie zunehmend auch ins Zentrum. So gingen die internationalen Frauenrechte und auch Gewalt gegen Frauen prominent in den Kanon der Linken ein, später auch in den der Mitte. Ganz zuletzt in den der eher Rechten, aber vor allem, um die ausländischen Männer grundsätzlich zu diskreditieren.
Das ist hässlich, das will niemand. Aber es war ein Tabu und stillschweigend eingehalten, dass das Thema nie so auf die Agenda kommen darf, dass es zwingend den Widerspruch zeigt, dass letztlich der Einsatz für "ausländische Frauen" immer eine Kritik an gewissen Praxen und Traditionen der "ausländischen Männern" ist. Es gab also Kampagnen zu Gewalt an Frauen, wo keinesfalls erwähnt werden durfte, dass Frauenhäuser markant von Frauen aus anderen Kulturen belegt sind. Diese Frage wurde sofort als 100% sozioökonomische Problematik zurechtgelegt, da ja viel mehr ausländische Familien in prekärer Lage lebten. Das stimmt zwar, aber vielleicht zu 50, 60%. Usw. der Beispiele gibt es viele. Ich hab darin ja sehr lange gearbeitet.
DAfür hat man/frau nun ja mit der "MeToo"-Debatte bewiesen, wie sehr sie für Frauen einstehen. Das war natürlich Zeit, dem übergriffigen Verhalten "westlicher" Männer wurde auch viel zu lnge der Stempel "Kavaliersdelikt" gegeben, damit die kognitive Dissonanz reduziert werden konnte. Es wurde einfach "unwichtig" gemacht. Natürlich gibt es auch historischer Wandel und neue Normen, wo altes Verhalten neu zu Unrech wird, doch Übergriffe an Frauen sind eigentlich schon etliche Jahrzehnte als Übergriffe erkannt. Nur wollte man sie nciht sehen. Und es ist sozialpsychologisch schwierig, sich gegen sein Umfeld zu stellen, das löst meist eben ncoh grösseren Stress aus als das ursprüngliche Problem. Auch bei sich als progressiv sehenden Menschen.

Diese "Burka-Initiative" hat die Dissonanz nun gnadenlos und sehr subversiv ausgenutzt. Man könnte subversiv darauf reagieren und demonstrieren: "Ha, ihr Scheinheiligen, ihr wollt uns demaskieren! Wir werden das aber nutzen, um einen Schritt vorwärts zu tun und zu zeigen, dass uns Frauenrechte wirklich zentral wichtig sind und egal von welcher Seite etwas kommt! Es ist tatsächlich Zeit, leider haben wir frühere Gelegenheiten verpasst, weil wir zu feige waren, auch mal auf die problematischen Seiten anderer Kulturen hinzuweisen, nämlich die Lage der Frauen. Aber ihr erwischt uns nicht, wir können auch dazulernen! Wir geben dieses Zeichen vor allem in die Welt hinaus - und die Welt schaut stets interessiert, was die direktdemokratische Schweiz entscheidet. Innerhalb der Schweiz gibt es diesbezüglich zwar kaum ein konkretes Problem, aber es kann auch präventiv wirken".
Das wäre erwachsen und persönliche Reife, zeugte von Entwicklung und Intelligenz. Sollte das zu weit weg hergeholt sein, kann auch so argumentiert werden: "Wir finden diese Initiative zu künstlich, aber wir werden unsere Hausaufgaben machen und sofort das Kopftuchproblem angehen, das immer noch unbefriedigend gelöst ist". Oder ähnliches, was die Schule anbelangt, zB. . Kopftuch ist zwar tatsächlich seltener geworden an Schulen, aber nur, weil es harte Debatten gab, also die Rechten diese Funktion übernommen hatten. Wir haben halt so die Zeichen gegen Fundamentalisten gegeben. Das ist ein riskanter Weg, es ginge sauberer.
Ich denke, diese Abstimmung wird den "Progressiven" die Quittung geben für das Verpasste und Vermiedene. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Auch die Kommunisten dachten mal, sie seien progressiv, bis sie erstarrten und nur noch um ihr Selbstbild bemüht waren. Ich wäre vielleicht oder gar wahrscheinlich auch so, wenn mir das Leben es erlaubt hätte, da bin ich ehrlich.
Langer Essay, persönlich für Sie geschrieben.

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Danke für das Interview. Sehr lehrreich, auch wenn mir selbst das eine oder andere bekannt war.
Beängstigend aber, dass wir soviel Differenziertheit zu einem Thema im Grunde genommen gar nicht wollen oder ertragen. Denn wenn wir wollen würden und es ertrügen, dann müssten wir in vielen Bereichen einen Gang zurück schalten und uns hinsetzen und darüber nachdenken. Diese Zeit haben wir nicht und nehmen wir uns nicht. Denn wir wären permanent damit beschäftigt, einiges an Eigenwahrnehmung und eigenen Lebenshaltungen in Frage stellen. Das erträgt kein Mensch, und das meine ich durchaus nicht böse, ich schliesse mich ja selbst mit ein.
Beängstigend im Weiteren, dass es überhaupt möglich ist, auf so dünnem Eis eine Initiative durchzubringen. Und dies, obwohl vermutlich die wenigsten Unterschreibenden je einmal mit einer verhüllten Frau gesprochen haben, geschweige dann eine kennen.
Seit mehr als zehn Jahren leben wir mit muslimischen Kinder/Jugendlichen in einer Pflegefamilie. Und wir haben immer über vieles diskutiert. Es wäre mir aber bis heute nicht annähernd in den Sinn gekommen, alles über eine Leiste zu brechen. Im Gegenteil. Je mehr Gespräche stattfanden, desto mehr distanzierte ich mich von meinem Festgefahrenen. Gerade eben, weil es nichts Festgefahrenes gibt.

Nun lege ich meine Stimme unbeholfen im vollsten Vertrauen in die Hände von Andreas Tunger-Zanetti und Agnès de Féo. Nicht dass ich alles verstanden hätte, was sie gesagt haben. Recht muss ich Ihnen auch nicht geben, weil ich sonst mein Wissen über ihr Wissen stellen würde und das wäre unanständig und würde der Wahrheit nicht entsprechen. Und hätte ich dann noch die letzten Zweifel, dann würde ich mich für einmal wieder auf meine anektodische Evidenz verlassen - wenn auch ungern aus Prinzip - dass ich einfach stille Schaffer und Denkende mehr mag als Lauthalsige.

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Lieber Samuel Amsel, vielen Dank für diesen Kommentar, da kann ich Ihnen nur recht geben. Einer der frappierenden Züge dieser ganzen Debatte ist tatsächlich, dass sie so uniformiert verläuft und dass die Leute sich so schnell mit ihren Vorurteilen zufrieden geben - und die Experten gar nicht hören. Insofern kann ich Ihren Grundaffekt sehr gut verstehen: Dass man sich von denen leiten lässt, die offensichtlich viele Kenntnisse mitbringen und eine differenzierte Beurteilung anstellen. Herzlich, DB

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Liebe Frau W., ich unterrichtete 30 Jahre in Kleinklassen. In städtischen Agglomerationen. Zwar bin ich seit sechs Jahren pensioniert. Kann sich einiges ändern..
so erlebten wir, dass ein Vater in den Sommerferien seine minderjährige Tochter, die auf Besuch war, verheiratete. Zunächst kam sie nicht zurück, bis die Familie einer guten Freundin sie beim nächsten Ferienaufenthalt wieder mit zurück nahm. Inzwischen hat sie hier eine Lehre abgeschlossen und einen Freund.
Es gab weitaus ärgere Fälle!
Ganz so rosig ist das Bild,das wir alle gerne hätten, kaum.
Rückfälle in alte Muster sind viel näher als man meint.
Ich bedaure einfach sehr, dass man in unserer Wohlstandsgesellschaft eher nicht mehr richtig Distanz auch zu der "Verhüllungsmode" hat...Wie gesagt, hat die SVP ein Thema herauf projiziert, das eher Unheil anrichtet!

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Liebe Frau A.
Das sind natürlich schlimme Geschichten, welche aber nicht speziell die muslimische Gemeinschaft betrifft sondern auch andere Religionsgemeinschaften (z.B. Tamilen). Zum Glück hat der Fall, den Sie kennen, ja ein gutes Ende genommen.
Trotzdem ändert sich mit dem Vermummungsverbot überhaupt nichts an der Situation. Sie meinen den Esel aber schlagen den Sack. Kein Vater, der seine minderjährige Tochter im Ausland verheiraten will, wird durch das Vermummungsverbot daran gehindert. Abgesehen davon, dass dies schon heute wohl illegal wäre (ist dies so? Bei der Mädchenbeschneidung wäre es der Fall) hat eine Zwangsheirat absolut rein gar nichts mit einem Niqab zu tun. Wenn Sie das Interview mit Frau Foé aufmerksam gelesen haben, haben Sie ja erfahren, dass die meisten Niqab-Trägerinnen ja gerade NICHT aus konservativen Familien kommen. Wenn Sie gegen Zwangsheiraten kämpfen wollen, dann tun Sie dies - meine Unterstützung haben Sie! Aber dann tun Sie dies explizit, durch Aufklärungskampagnen bei "Risikokindern" (es betrifft ja nicht nur Mädchen) und nicht indem Sie aus allgemeinem Unwohlsein für etwas stimmen, das mir ihrem Anliegen nichts zu tun hat und vermutlich sogar das Gegenteil bewirkt und aus einem Gefühl des "abgelehnt werdens" zu vermehrter Radikalisierung führt. Damit wäre dann wohl das Ziel der Initianten der Initiative erreicht: Unfrieden zwischen den Religionen stiften und somit weiterhin Ängste bewirtschaften können...

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Bei diesen vielen Kommentaren kann man wirklich überrascht feststellen, dass eigentlich "Religion" ziemlich tief in den Seelen der Menschen sitzt, tiefer als man meint.

  • wird es aktuell, auch in dieser Hinsicht Massstäbe beim Zusammenleben zu finden:

  • was stört, was erfreut, was ist gut und nützlich.

  • Für "Fetische", die die einen offenbar motivieren, die anderen jedoch stören, muss
    man neue Zulässigkeiten finden.

  • Meiner Meinung geht es weniger darum warum oder wie grundsätzlich spezifisch
    wichtig so ein "Fetisch" für die jeweilige Religion ist,

  • sondern wieweit damit für Aufregung, Unruhe , Barrieren in unserem Alltags-
    und Zusammenleben auftauchen..

Wie viele Religionskriege gab es!
Religion ist und bleibt Privatsache. Was gut und nützlich für alle ist, muss man tatsächlich zwischendurch untersuchen. Punkto Religionen finde ich in dieser Hinsicht kaum Statistiken.
Das "Kreuz" haben wir an den Platz zurück gesetzt an den es gehört. Das war gut so.

Ob man das mit dem Niqab nun auch so machen soll, konkret, ihn aus dem öffentlichen Alltagsleben entfernen soll weiss ich jetzt immer noch nicht!

Ich sehe nur, dass es ausnahmsweise sogar in den Kommentaren der Republik doch teils etwas gereizte und geteilte Meinungen gibt! Es muss also wichtig sein. Wie gut, dass es sich so ergab, weiter zu fragen.

  • Wie viel verträgt unsere säkulare Gesellschaft an "Fetischen", ist meine Frage?

  • Was gehört in die jeweiligen Gotteshäuser und Privatsphären und was gehört

  • nicht in das öffentliche Leben?

  • wie weit gilt Akzeptanz?

  • was verursacht mehr Unruhe, Leid, als nötig!

Das ist noch offen.

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Ich habe Jahrzehnte an einer Stadtzürcher Schule im Kreis 4 gearbeitet. Muslimische Familien, auch solche, die sich gegen die Mehrheitsgesellschaft abgrenzten, waren immer Teil der Familien, mit denen ich zu tun hatte. Auf der Strasse waren orthodoxe Juden, die sich im Habit deutlich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden, sehr präsent. Deren Kinder besuchen Privatschulen, nehmen also im Gegensatz zu den muslimischen Kindern nicht am gemischten Schwimmunterricht teil, allfällige Anpassungsprobleme kämen den Schulsozialarbeiterinnen nie zu Ohren. Ebenfalls waren Kinder von Prostituierten vertreten. Auch das führt zu teils massiven Verwerfungen innerhalb der Familie, sobald das Kind alt genug ist, um die Situation zu realisieren. Wieso ist das Problem muslimischer Kinder ein anderes? Was denken sich Vertreterinnen der Mehrheitsgesellschaft, wenn sie kopftuchtragende Mütter im Beisein von deren Kindern anpöbeln, anspucken und vom Trottoir schubsen? (Es waren ausschliesslich Frauen, die gemäss der Erzählung betroffener Kinder derart übergriffig wurden) Wäre nicht Respekt gegenüber anderer Lebensweisen, gepaart mit einem offenen Ohr für die Nöte von Kindern und Jugendlichen, die ihren eigenen Weg gehen wollen, zielführender als pauschale Verunglimpfung, die dem Kind vermittelt „die hassen uns!“? Diese Haltung vergrössert doch die Distanz, die überwunden werden muss, und macht einen Hilferuf zum Verrat an der Familie.

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das einzigwichtige sind die Kinder, gut, dass wir das endlich erwähnen!

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Da ich vorher schon Studien und Interviews mit Agnès de Féo und über ihre Forschung gelesen und gesehen hatte, war das alles nichts Neues.
Ich hätte mir jedoch bei einem Binswanger Interview etwas mehr kritisches Hinterfragen gewünscht.
Agnès de Féo hat die Nikab-Trägerinnen im Salafistischen Umfeld gefunden, gleichzeitig hat aber die Revolte den Nikab zu tragen nichts mit Unterwerfung und Salafismus zu tun? Und ist alleine wegen Sarkozy? Und Sie lassen das einfach so stehen?

Es braucht noch sehr sehr viel Aufklärung über Islamismus und Salafismus in der Schweiz!

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Haben Sie das Interview gelesen? Bei diesen Punkten habe ich sehr bewusst insistiert. Und Frau De Feo sagt in dem Interview ganz explizit, dass es einen Zusammenhang zwischen Vollverschleierung und Salafismus und Radikalismus gibt. Wenn Sie nicht zur Kenntnis nehmen, was da steht, wird die Debatte schwierig. Herzlich, DB

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Die Politikwissenschaftlerin und Islamismus-Expertin Elham Manea hat mittlerweile etwas dazu veröffentlicht, sehr lesenswert:

https://www.defacto.expert/2021/02/…eim-nikab/

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Danke! Ja, das habe ich gelesen. Es klingt jedoch sehr beiläufig. Als wäre es ein loser unwichtiger Zusammenhang und das ist es ja nicht. Es ist der Rahmen in dem all diese sozialpsychologischen Faktoren ablaufen. Da hätte ich es wichtig gefunden hier etwas intensiver nachzuhaken.

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Peter Hirzel
Begeisteter Mitverleger/Leser
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Dieser Artikel war für mich das entscheidende Totschlag Argument und überzeugte mich nach einer längeren schwankenden Auseinandersetzung nun definitiv Nein zu stimmen.
Die einzige wirklich konstruktive Stimme im ganzen Palaver. Danke.

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Das ist ein falsches Bild. Nonnen sind religiöse Frauen, die sich der Kirche verschrieben haben. Sie leben im Kloster und sind entsprechend ihres Glaubens mit dem "Herrn", also mit Gott, "verheiratet". Und es gibt nicht nur die Nonnen, sondern auch die Mönche, die ebenfalls eine religiöse Kleidung tragen. Also bitte nicht Birnen mit Aepfel vergleichen.

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Nikab-Trägerinnen sind religiöse Frauen, die sich ihrer Kirche/ihrem Glauben verschrieben haben - und es gibt nicht nur Salafistinnen sondern auch Salafisten, die eine religiöse/religiös inspirierte Kleidung tragen. Und nicht alle Nonnen leben in Klöstern, sehr viele leben "in der Welt", mitten unter nicht religiösen Menschen. Genau wie Niqab-Trägerinnen.

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Nonnen legen ein Gelübde ab, sie heiraten nicht, leben ausschliesslich für den Glauben, ob im oder ausserhalb des Klosters, und vor allem: sie verschleiern nicht ihr Gesicht. Burkaträgerinnen mit Nonnen zu vergleichen ist ziemlich schräg. Ausserdem: Auch wenn die Hälfte der 200 Burkaträgerinnen in Frankreich religiöse Schwärmerinnen, fanatisierte Konvertitinnen oder lediglich pubertäre Teenager sind, die sich gegen das bürgerliche Elternhaus mit Eigenheim auflehnen, auch wenn die andere Hälfte mit der Burka einen Mann sucht (sic!) oder unsichere Mädchen ihre Pickel dahinter verstecken wollen (vermutlich, um ebenfalls einen Mann zu bekommen), dann ist die Burka noch immer kein religiöses, sondern ein politisches Symbol für den frauen- und letztlich menschenfeindlichen Salafismus. Im Koran steht nirgends, dass Frauen ihr Gesicht verschleiern müssen. Diesen Blödsinn haben Männer erfunden, Männer wie die Islamisten, die fanatisierte Frauen in den Krieg gelockt haben, um sich an ihnen sexuell abzureagieren.

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ich finde auch, man kann Ordensleute nicht in diesem Zusammenhang mit "Verhüllungsträgerinnen" vergleichen. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr ärgert es mich, denn es ist total überflüssig, unüberlegt, kurzsichtig und absolut kindsköpfig. Daraus ein "Emanzipationsproblem junger islamischer Frauen zu machen ist gar nicht relevant! ( da viel zu wenig durchdacht)

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Spitzig spritzig, frisch geimpft
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Endlich mal ein erheiternder Beitrag von D. Binswanger. Ich fasse zusammen:

Da gibt es den Nikab, eine in Europa unbedeutende religiöse Spinnerei. Aus Ignoranz und purem Aktionismus wird dieser zu einem Symbol des islamischen Extremismus wie auch des Patriarchats hochstilisiert, und deshalb verboten.

Wie meistens ziehen dumme Aktionen dumme Reaktionen nach sich - was macht also die rebellische weibliche Jugend? Sie steckt sich selbst in einen Sack, weil sie ja sowieso noch nie mit ihrem Aussehen zufrieden war.

Daneben üben sich die Stammtisch-, die Altfeministische und die Intello-Fraktion in zahlreichen Symbolgefechten im politischen Schattenboxen: Ring frei für die Minarettinitiative 2.0!

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Guten Abend Herr W., so wie ich Agnès de Féo verstehe (und um ihre Aussagen geht es ja in diesem Interview, das Daniel Binswanger mit ihr geführt hat) handelt es sich beim Nikab eben nicht einfach um eine «religiöse Spinnerei», sondern um ein ziemlich vielschichtiges Phänomen. Finden Sie nicht?

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Spitzig spritzig, frisch geimpft
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Guten Abend Frau Herrmann, ich nehme die Nikabträgerinnen durchaus ernst in ihren Beweggründen - und diese sind vielschichig, wie Sie richtig bemerken: Wünsche, Ängste, Sehnsüchte, soziale Vorlieben. Darin unterscheiden sie sich nicht gross von anderen religiösen Menschen.

Trotzdem bleibt der Nikab ein absurdes Kleidungsstück, auch wenn man freiwillig darin Zuflucht sucht. Oder sehen Sie das anders?

Ohne Zwang ist er aber harmlos, deswegen bezeichne ich ihn hier wohlwollend als Spinnerei. Nicht sehr differenziert, aber das war nicht unbedingt Ziel des obigen Kommentars...

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Verlegerin
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Wenn jetzt die Forscherin Frau de Foé die einzige ist, die die Motive der jungen Frauen versteht: Was erwartet uns im gesellschaftlichen Zusammenleben: Dass wir uns ohne Forscherin nicht begegnen können? Bzw. findet Begegnung nur in der Familie und für einen Mann (muss es ein Mann sein?), der Interesse an einer Paarbeziehung hat? - Das ist mir alles weit weg von den Anforderungen an ein selbständiges Leben. Hier bin ich auch nur geprägt von meinen selbständigen kleinlandwirtschaftlichen Vorfahrinnen.

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Überhaupt nicht. Genau wie Frau Foé (oder der Luzerner Forscher, heisst er Zanetti?) können Sie den Kontakt zu einer verschleierten Frau suchen wenn Sie ihr irgendwo begegnen. Nur gibt es solche Frauen so wenige in der Schweiz (und auch Frankreich) dass ein solcher Kontakt praktisch nicht spontan entstehen kann und/oder, falls doch, die meisten Menschen sich nicht getrauen, mit der verschleierten Frau zu sprechen. Falls sie es doch tun würden, würden sie feststellen, dass hinter dem Niqab eine stinknormale Frau steckt, die sich aus einem für sie stimmigen Grund entschieden hat, sich zu verschleiern. Das Problem an der ganzen Burka-Diskussion ist doch genau, dass alle Menschen eine Meinung dazu zu haben scheinen, aber niemand eine Niqab-tragende Frau persönlich kennt. Die sogenannten Meinungen sind also nichts anderes als Vorurteile. Genau deshalb ist es wichtig, zu hören, was eine Person zu sagen hat, welche eben nicht nur vom "Hörensagen" und "sich vorstellen" und "jeder weiss doch" untersucht hat, wer/was hinter den Niqabs steckt.

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Den Nagel auf den Kopf getroffen: Bei dieser Diskussion wünschte ich mir erst recht ein Stimmrecht für diejenigen über die entschieden wird, ohne dass sie sich zum Problem, das wir daraus konstruieren (bzw der Egerkinger Stammtischverein und die Getreuen) äussern dürfen / können.

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Verlegerin
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Dann soll es darauf hinauslaufen, dass es an mir liegt, und das ist so mit einer Meinung. Meine Aussage war aber, dass die Anforderungen an ein selbständiges Leben in unserer Gesellschaft nicht auf diese Verhüllung passen. Nicht mal für die Pandemie passen sie. Schon eher können wir mit Verhüllung der digitalen Gesichtskerkennung entgehen. Aber ich will hier nicht ablenken.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Gewohnt deutliche Worte von Mely Kiyak in ihrer «Deutschstunde» zum Burkaverbot: «Die Arroganz der Beleidigten» (Die Zeit, 24.8.2016!). Einige Passagen daraus:

In den vergangenen Jahrzehnten ist der Ausländer stets auf der Grundlage von Verboten verhandelt worden. Dabei war der Ausländer genau genommen nie ein Ausländer. Er wurde bloß als Fremder wahrgenommen. Und darum geht es in dem ganzen Dilemma. Immer kommt irgendwer und nimmt etwas wahr, das ihn stört.

Das Kopftuchverbot wird oft wie ein Angebot zur Befreiung behandelt. Was aber will die Trägerin? Man weiß es nicht. Will sie befreit werden? Will sie eine Gruppe von Fürsprechern haben, die immer abfällig über ihre vermeintliche Kultur redet, die ihre Väter und Brüder degradiert? Und muss der Kampf um Freiheit nicht immer angeführt werden von denjenigen, um die es geht? Emanzipation ist ein Vorgang des Sich-selbst-Befreiens.

Man muss lieben, was man befreien will. Und jeder, der mit einem Kopftuchverbot gemeint ist, spürt, dass er nicht respektiert wird. Der deutsche öffentliche Diskurs ist geprägt von Arroganz und Verachtung. Und von Beleidigtsein. Sagt die Kopftuchträgerin: «Danke, nein, von Ihnen will ich nicht befreit werden», reagiert der Befreier beleidigt und aggressiv und mit Verboten. Denn er ist mit seinem Latein am Ende.

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Verlegerin
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Ein Interview, das bewegt. Besonders der Schluss hat mich schockiert, weil Leute gegen junge Niqabträgerinnen tätlich geworden sind. Das ist heute schon strafrechtlich relevant und geht gar nicht.

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.. aber leider funktionieren bei vielen Leuten nach wie vor Gerechtigkeitsvorstellungen wie im Kindergarten: "Sie hat ja angefangen!"
Man sieht die primitive Argumentation immer wieder, dass Kriminellen jegliche Rechte verlieren und sich plötzlich gar niemand mehr an Gesetze zu halten hat. Zum Beispiel Autofahrer, die Velofahrer abdrängen, welche vorher die rote Ampel überfahren haben und sie so erst recht in Gefahr bringen.
Ist das Schleiertragen erst mal verboten, werden sich Leute, die sich bereits vorher davon gestört gefühlt haben den Mut aufbringen auch was dagegen zu tun.

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Sehr interessantes Interview. Eine Flasche Absinth im Schrank zu halten war ja einst in der CH auch viel mehr chic und verbreitet, als dies noch per BV verboten war.

PS: Kleinen Tippfehler gefunden, in: «... er sei ein westlicher Spion, nur weil er eine Krawatte trägt, dann finden wird das absurd»

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Wenn es also vorallem Konvertitinnen, die dann auch noch in den Heiligen Krieg des IS ziehen, und Kinder die sich gegen den „Verrat“ der Eltern wenden kann man schon sagen: Nikab = Extremismus

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Lieber Herr Güntensperger, wie es Frau De Féo im Interview sagt: Ja, es gibt eine Verbindung zwischen Nikab und Terrorismus. Allerdings ist es nur ein kleiner Teil der Nikab-Trägerinnen, die dann tatsächlich nach Syrien gegangen sind, aber da ist natürlich jede einzelne eine zu viel. Das Argument dass De Féo hier geltend macht gegen das Verbot: Das Verbot hat den Nikab eindeutig attraktiver gemacht, gerade für die politisierten Trägerinnen. Das Verbot hat terroristische Berufungen gefördert nicht verhindert. Herzlich, DB

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Sehr interessantes Interview!
Was ich nicht verstehe: wie kann Agnès de Féo sagen „Konvertiten machen etwa 1 Prozent der muslimischen Gesamt­population in Frankreich aus. Bei den Nikab-Trägerinnen jedoch sind es 50 Prozent“, wenn Sie die gesamte Anzahl der Nikabträgerinnen in Frankreich nicht kennt?

Um den Anteil (der Konvertiten) einer Grundgesamtheit (der Nikabträgerinnen) angeben zu können, muss man diese Grundgesamtheit kennen. Aber sie sagt ja selbst, dass diese nicht richtig erfasst ist und vom französischen Inlandsgeheimdienst nur grob geschätzt wird. Wie kommt sie also zu dieser Aussage?

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Lieber Herr Heningsen, die 50 Prozent extrapoliert sie auf dem ihr zur Verfügung stehenden Sampel von etwa 200. Natürlich könnte das einen verzerrenden Effekt haben. Aber so schmal ist diese Basis nicht. Grosso modo wird das hinkommen. Herzlich, DB

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Sie haben recht, Herr Binswanger, sie könnte grosso modo richtig liegen... oder auch daneben. Sie antwortet ja auf Ihre Frage, wie sie zu ihren Interviews kommt:

Wo finden Sie die Nikab-Trägerinnen, die Sie befragen?
In den salafistischen Moscheen oder in den Quartieren im Norden von Paris, in denen viele Salafistinnen leben. Da war es relativ einfach, Frauen im Nikab zu finden und anzusprechen. Es gibt im Umfeld von salafistischen Moscheen auch Läden, die Nikabs und andere Artikel für eine ultrareligiöse Klientel verkaufen, zum Beispiel salafistische Ratgeber­literatur. Auch in solchen Geschäften waren Nikab-Trägerinnen anzutreffen.

Das ist nun nicht grad die Methode, um eine repräsentative Stichprobe zu erheben. Es werden wohl grad Frauen mit ihr ins Gespräch kommen, die sich „präsentieren“ bzw. ihre Geschichte erzählen wollen. Sie sagt ja auch selbst, dass sie qualitative und nicht quantitative Forschung betreibt. Deswegen hat mich die von mir zitierte Aussage über die Häufigkeit der Konvertitinnen unter der Nikabträgerinnen erstaunt.

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eigentlich ist es richtig nervend, dass es der SVP gelang ein Phänomen zu thematisieren, welches nun dermassen Aufmerksamkeit gewinnt, dass man sich damit auseinandersetzen soll und vernünftigerweise gegen den Islam in unserem Land wählen sollte,( P.S. das wollte ich noch anfügen...)

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Ich stimme ja, weil ich sonst das Gefühl habe, manchen islamischen Frauen, die froh wären, keine Burka oder keinen Nikab zu tragen, eins auszuwischen.
Tatsächlich bleibt ein ungutes Gefühl sich in Religionsfragen ein zu mischen.
Für mich ist gar nicht klar, wieso man überhaupt darüber abstimmen kann!
Selbstverständlich würde ich bei einer Abstimmung über "Kopftücher", "nein" stimmen. Das wäre ein Eingriff in persönliche Rechte und Freiheiten. Auch gegen Religionsfreiheit!
Je mehr man darüber nachdenkt
scheint einem diese Abstimmung überhaupt regelrecht gefährlich.
Fast perfide,
.
_. warum hat niemand früh genug eingegriffen und erklärt, dass so wie die Abstimmung läuft, dass wir damit Grundrechte zumindest etwas nah tangieren.
Das verstehe ich nicht.
Falls man möchte, dass in unserer Gesellschaft j e d e r mit seinem Glauben nebeneinander leben kann, sind solche Abstimmungen schrecklich.

Deshalb "nein " zu stimmen ist trotzdem eine fadenscheinige Lösung.....

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Dieses Thema beschäftigt nicht nur die Schweiz:

Verhüllungsverbote in Europa

Generelles Verbot

Belgien
Bulgarien
Dänemark
Frankreich
Lettland
Österreich

Teilweises Verbot, das an gewissen öffentlichen Orten gilt

Albanien
Bosnien
Deutschland
Kosovo
Luxemburg
Niederlande
Norwegen
Türkei

Regionale und lokale Verbote

Deutschland
Italien
Schweden
Schweiz
Spanien

*In Deutschland gibt es regionale Verbote und solche, die allgemein gelten: im Strassenverkehr, im Militär und in der Justiz.
Tabelle: db Quelle: eigene Recherche Daten herunterladen

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Lieber Herr oder Frau A.
Oops da bin ich ja schön ins Fettnäpfchen getreten. Auch ich finde Ihren Beitrag gut und schätze die Möglichkeit ein positives Feedback zu geben und freue mich über Emotionen. Ich sehe das einfach etwas distanzierter und vielleicht sogar noch ganzheitlicher. Wenn wir in unserer Gesellschaft schon unseren Kindern, Jugendlichen aber auch uns als Eltern und Vorgesetzten, Idealisten und allen verantwortungsbewussten Menschen, die eine Vorbildfunktion haben, primär mitgeben, dass wir dies über Likes und Dislikes in Social- und feedback Plattformen mit Herzchen usw. machen, birgt es die Gefahr, dass wir diesen Herzchen nacheifern und weniger offen kritisch und natürlich auch positiv miteinander SPRECHEN. Das erlebe ich (leider) immer öfter. Auch ich finde Ihren Beitrag positiv - von ganzem Herzen aber trotzdem ohne ein Herzchen-Click !

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Die Interviewerin habe die interviewten Nikab-Trägerinnen in salafistischen Moscheen getroffen und in Quartieren, wo viele Salafisten leben, ist zu lesen. Nach bundesdeutscher Rechtsauffassung ist der Salafismus unvereinbar mit den Prinzipien des Grundgesetzes, „insbesondere der Demokratie, des Rechtsstaats und einer auf der Menschenwürde basierenden politischen Ordnung“. Ob es in der Schweiz ähnlich ist, weiß ich nicht. Dass, wie von den Interviewten behauptet, Sarkozy und das Nikab-Verbot die Ursache dafür sind, dass sie jetzt mit ihrer Kleidung für eine Ideologie demonstrieren, die frühislamische Herrschafts- und Gesellschaftsformen einführen will (Einschätzung Verfassungsschutz), das halte ich für eine Schutzbehauptung.

Ich hätte es für informativer gefunden, wenn die Republik statt ein Interview zu führen ein Streitgespräch moderiert hätte, in der auch die Gegenposition zu de Féo ihren Platz gefunden hätte. Die im Interview erwähnten Sozialwissenschaftler werden ja wohl nicht alle tumbe Ignoranten sein. Auch die französische Regierung wird nicht aus reinen Wahlinteressen oder purer Böswilligkeit eine offenbare Minderheitsmeinung ignorieren.

So überlässt es die Republik ihren Lesern, das Streitgespräch in den Kommentaren zu führen. Was wie dankenswerterweise üblich ohne grobe Unhöflichkeiten auch passiert, selbst wenn Frau P. sich für ihren mit persönlichem Erleben fundiert angereicherten Kommentar Unwissenheit unterstellen lassen muss. (Während persönliche Erlebnisse bei Agnès de Féo eher als Qualitätsmerkmal durchgehen.)

Informativer fände ich's, die Redaktion würde bei kontroversen Themen selbst für mehr Rundblick sorgen. Es muss ja nicht gleich eine zehnteilige Serie sein.

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Frau Foé beschäftigt sich wissenschaftlich seit 15 Jahren mit dem Thema „Verschleierung“. Sie auf eine Stufe mit Frau P. zu stellen, welche zwar negative Erfahrungen mit muslimischen Familien gemacht hat, darunter aber soweit ich dies verstanden habe, mit KEINER Niqab-Trägerin, ist eine extreme Herabwürdigung der Arbeit und der Erkenntnisse von Frau Foé!

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Anderer Meinung zu sein und diese höflich zu formulieren sehe ich nicht als "extreme Herabwürdigung".
Das Feuilleton, die Wissenschaftsseiten und Medien allgemein neigen dazu, Wissenschaftler zu hypen: Wer es einmal ins Medium X geschafft hat, wird auch vom Medium Y bemerkt. Was oft sehr berechtigt ist, mitunter aber eine Einhelligkeit des Forschungsstandes suggeriert, die nicht gegeben ist. Offenbar ist eine Mehrzahl renommierter Soziologen in Frankreich einer anderen Auffassung als Agnès de Féo. Ob die bei ihnen fehlenden Interviews mit Nikab-Verhüllten tatsächlich negativ zu werten sind, kann ich nicht einschätzen. Das hängt sicherlich davon ab, in welchem Maße de Féo die biografischen Selbstauskünfte überprüft hat. Valide wissenschaftliche Erkenntnisse sind auch ohne persönliche Befragung von Zeitzeugen möglich.

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In einem Kloster kann man seinen religiösen Eifer voll ausleben, man ist frei, sich nach Wahl für ein soziales Engagement immer wieder neu ein zu setzen. (im Idealfall)

Ebenso sollte man sein Familienleben ernst nehmen und frei bleiben für jegliche kommenden Entscheidungen. Mitsamt der "Religion", seinem Glauben ist es möglich offen und liberal zu bleiben und die Meinung der anderen zu akzeptieren, auch wenn sie gegen eigene religiöse Grundsätze verstösst. - Kinder und Ehepartner unabhängig bei wichtigen Entscheiden selber wählen lassen, bleibt Priorität.

Tatsache ist, dass auch heute immer noch schreckliche "Blutrache" oder fast so arge religiös verursachte Regeln praktiziert werden. Siehe all die Probleme, die man immer noch bei muslimischen Mädchen im Schulunterricht feststellen kann.

Das ist ein Grund für mich persönlich, solch einen übertriebenen Drang, urkonservative Regeln des Islam wieder neu begehrenswert zu machen, schlicht ab zu lehnen. Ich denke auch daran, dass Beschneidungsrituale wieder zunehmen könnten Es ist doch regelrecht kindisch, Vollverschleierung aus Trotz eigentlich aufmüpfig zur Lebensorientierung zu machen. Sind sich diese modernen Frauen der Folgen ihrer Taten umfänglich bewusst?

Natürlich wollen wir keine Kleider Regeln in unserer Verfassung manifestieren. Trotzdem ist das eine bewusste Herausforderung, deren Konsequenzen sämtlichen Urhebern dieser Initiative, seien es die jungen Frauen oder die SVP offenbar gar nicht bewusst sind. (siehe zunehmende Zahlen bei Verhüllungen).
Sorry, das sollte man nun in den Anfängen verhindern.

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Sie sprechen Blutrache und Mädchbeschneidungen an. Beides sind KEINE islamischen Phänomene. Die Mädchenbeschneidung wird nirgends vom Koran verlangt und von sämtlichen Gelehrten abgelehnt. In Afrika wird sie auch mehrheitlich in Nicht-Muslimischen Gegenden praktiziert.
Auch die Blutrache ist kein muslimisches sondern patriarchales Problem, welches in Gegenden wie dem Libanon oder Syrien genauso von Christen wie Muslimen ausgeführt wird.
Wollen Sie solche Probleme bekämpfen, schiessen Sie mit der Verhüllungsinitiative komplett am Ziel vorbei...

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Woher haben Sie die Information, dass es bei orientalischen Christen die Blutrache gibt und Frauenbechneidung im afrikanischen christlichen Kontext?
Ich kenne mich etwas aus, was Ägypten und Äthiopien betrifft.
Ich meine, dass die Leitung der dortigen Kirche solche Praktiken klar ablehnen.
Was sie uns sagen, ist, dass sie in ihrer Diskrimierung als christliche Minderheit mit vorislamischet Herkunft keine Solidarität im Westen finden. Bedingt durch den islamistischen Druck ist bereits die große Mehrheit dieser Christen in Irak und Syrien geflüchtet.
Klar, das Nikab Verbot bringt nichts wirklich.
Sehr wohl aber der Einsatz für elementare Menschenrechte für religiöse Minderheiten in islamischen Staaten und ebenso für liberale islamische Minderheiten dort, die den Nikab ablegen wollen und deren Stimmen vor Gericht gleichwertig gelten.
Auch Apostasie sollte erlaubt sein, ebenso wie Homosexualität oder Atheismus.

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Da ich jahrelang mit diesem Fakt konfrontiert war, als Lehrerin, auch familiär, kann ich trotz aller Toleranz nicht umhin, zu bestätigen, dass es auch als aussenstehende Frau manchmal echt schwierig ist, sich mit der Dominanz der islamischen Männer auseinander zu setzen.
Darum stört es mich, dass nun durch dieses Burka Verhüllungs Thema wieder Rückfälle provoziert werden.
Sorry für mich geht es hier nicht um religiöse Praktiken. Einfach ruhig und selbstverständlich seinen Glauben aus üben zu können,irgenwie ist das eine Art Machdemonstratin muslimischer moderner Frauen.
Seit längerem kannman in unserer Kultur und multi kulti Gesellschaft, nach seiner Facon leben.
Sehr ärgerlich, dass die SVP wieder Störungsmanöver organisiert, doch genauso ärgerlich, dass diese konvertierten Damen nun selber Schuld sind, weil sie diese Situation heraus forderten. D. H. es ist ein vermeidbarer Rückfall für alle. Sehr bedauerlich,richtig ärgerlich sogar.

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Muttersprache NL
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Liebe Frau A., in den Niederlanden war Amnesty International gegen das Einführen eines Nikabverbots.
So wie ich Sie verstehe, sind die Nikabträgerinnen (mit)verantwortlich dafür, dass es eine Abstimmung gibt. Können Sie absolut sicher sein, dass das stimmt?

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