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Ach, ich weiss nicht so recht. Seit Tagen habe ich ein zwiespältiges Gefühl den «Tamedia Papers» gegenüber. Dass jetzt heute Carl Hirschmann als Leuchtturm gegen die «Wucht der Dampfwalze» ins Feld geführt wird, stärkt dieses Gefühl zusätzlich. Gewisse Fragen wurden (bis jetzt? Kommt da später noch etwas?) schlicht ausgeblendet: «xx Presseerzeugnisse wurden vom TX-Moloch geschluckt» - warum standen sie überhaupt zum Verkauf? Was wäre aus ihnen geworden, wenn TX sie nicht einverleibt hätte? Hätte man Verkäufe verhindern können, wenn man früh genug ins Online-Geschäft mit Bezahlschranke eingestiegen wäre?
Dass TX quasi als Totengräber der Printmedien-Vielfalt dargestellt wird erinnert mich an das Tante-Emma-Lädeli-Sterben, das gerne Migros und Coop angelastet wurde. Viele erzürnte Kommentare damals in den Zeitungen, während die neuen, riesigen Einkaufszentren gestürmt wurden. Übertragen auf die Printmedien: Wie viele unter 45jährige haben noch ein Printabo einer Tages- oder Wochenzeitung? Eben.
Die Gefahr der in allen deutschsprachigen Landesteilen verbreiteten, gleichen Artikel ist mir bewusst. Aber: ein nach wie vor hervorragender Titel wie «Das Magazin» wäre heute schlicht nicht mehr produzierbar, wenn es nicht in Zürich, Bern, Basel und Mellingen gelesen würde. Oder: Jede Woche produziert die AZ – nach der Einstellung der «Schweiz am Sonntag» - eine hervorragende Wochenend-Beilage dank grossem Verteilgebiet.
Seit bald 50 Jahren habe ich den Tagi, die AZ und seit dem Umzug ins Reusstal unseren unschlagbaren «Reussbote» abonniert. Diese Lokalzeitung ist notabene als Kombiabo mit dem TA zu haben, beste Printpresseförderung!
Von Anfang an war ich auch bei der Republik dabei und habe das Abo selbstverständlich bereits wieder erneuert. Aber, wie wir vor einem Jahr gesehen haben, auch dieses hervorragende Projekt ist kein Selbstläufer. Tragen wir Sorge dazu, ohne allzu grosses Konkurrenten-Bashing!
PS: Die Kündigung eines TX-Abos aufgrund dieser Serie rettet keine einzige Journalistinnen-Stelle.
Zitat: "Für das Frühjahr 2021 sind zwei neue kostenlose französischsprachige Nachrichtenportale angekündigt: Die AZ Medien bringt «Watson Suisse romande» und die Ringier-Gruppe eine französischsprachige Version von «Blick.ch» an den Start." Der Autor fragt, ob die beiden neuen Nachrichtenportale die Medienvielfalt in der Romandie stärken werden.
Die Antwort lautet: Ja, wobei zusätzlicher Boulvard bestehendem gegenübergestellt wird.
Die entscheidende Frage lautet: Trägt mehr Boulvardjournalismus u.a. auch dazu bei, die Leserschaft bei gesellschaftspolitischen Fragen zu orientieren, oder muss sie vor allem als Zielgruppe herhalten, die mit noch mehr Info-Müll und Werbung eingedeckt wird?
Die Antwort lautet, Zitat: "Diese Projekte haben offenkundig werbetechnische Beweggründe. Beide Anbieter wollen ihren Werbekunden ein zusätzliches Angebot zur Verfügung stellen."
Fazit: Medienerzeugnisse, die Qualitätsjournalismus bereitstellen können, sind von den Verlegerinnen bezahlte Publikationen, die nicht auf Werbeeinnahmen angewiesen sind. Die Republik ist der lebende Beweis dafür. Mehr Republiken tun not!
Ich habe die bisherigen Artikel der Serie gerne gelesen. Sie sind gut und süffisant geschrieben, fassen altbekanntes zusammen und bringen einige (jedenfalls mir) weniger bekannte Details zutage. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass bisher gerade mal an der Oberfläche gekratzt wird. Es fehlt mir 'Fleisch am Knochen', konkrete Zahlen und Daten, beispielsweise:
-Welche Titel gehören eigentlich alle zur TX Group?
-Wieviele Mantelredaktionen gibt es und welche Titel werden von wem beliefert?
-Welche Inhalte werden noch ausserhalb der Mantelredaktionen erarbeitet?
-Welches sind die häufig erwähnten Plattformen, mit denen offenbar viel Geld verdient wird und welche Partnerschaften und Kooperationen spielen dabei eine Rolle?
-Von wievielen Abonnenten und Lesern sprechen wir eigentlich? Wie setzt sich die Leserschaft zusammen und wie hat sie sich verändert?
-Wieviel investiert die TX Group konkret in grenzüberschreitende, investigative Projekte und Organisationen und welche sind das?
-Der Vergleich mit der Konkurrenz: Wie verhalten sich Ringier, AZ Medien, NZZ u.a. Gleich, ähnlich, komplett anders?
Viele der erwähnten Frage werden zwar gestreift, ich wünschte mir aber etwas weniger Breite (Die genauen Verwandtschaftsbeziehungen und Beteiligungsgrade der Mitglieder der Familie Coninx mögen interessieren, für wirklich relevant halte ich sie nicht), dafür mehr Tiefe, mehr Details! Aber vielleicht kommt das noch, die Serie ist ja noch nicht zu Ende. Ich bleibe gespannt!
Beizufügen wäre dass der Autor von Kapitel 8 bei dem von ihm angesprochenen Sachverhalt nichr ganz frei von jeglicher Interessenbindung ist. Der an den Russlandreisen beteiligte frühere Genfer Regierungsrat François Longchamp leitet die Stiftung Aventinus und ist somit der zukünftige Hauptaktionär (und finanzielle Retter) von 'Heidi.news". Und Eric Hoesli, der im Beitrag ausgiebig zu Wort kommt, ist (ab 1.1.2021) Präsident des Verwaltungsrats von "Le Temps" wo Serge Michel als stellvertretender Chefredaktor amtieren soll.
Lieber Herr B., danke für Ihren Kommentar. Wir weisen in Kapitel 2 und Kapitel 8 jeweils in einer Transparenzbox darauf hin. Medienjournalismus bringt es immer mit sich, dass es – anders als in anderen Themenbereichen – Verbindungen gibt.
Sicherlich, lieber Herr M. Leider steht in der Transparentbox zu Kapitel 8 nichts mehr zum konkreten Abhängigkeitsverhältnis des Autors (als zukünftiger leitender Angestellter) von Herrn Hoesli. Doch die Serie ist natürlich deswegen nicht uninteressant, und der Hintergrund macht einiges verständlicher. Die Suisse Romande ist noch viel kleiner als die Deutschschweiz und fast jeder kennt jeden.
Ich hätte zu Beginn nicht gedacht, dass die "Tamedia-Papers" so anstrengend werden. Aber ich bleibe der Serie treu. Meine ursprünglichen Befürchtungen zu dieser Zusammenballung der schweizerischen Presselandschaft und deren schädlichen Auswirkungen auf die Meinungsbildung waren vergleichsweise harmlos. Dank der umfangreichen und engagierten Recherchen ist jetzt "mehr Fleisch am Knochen". Einen Überblick über alle die "Baustellen", "Schauplätze" und "Machenschaften" zu behalten ist mir dennoch nur begrenzt möglich. Wurde aus dem "Tagi" eine "brandschatzende Medienvernichtungsmaschine"? Es gab und gibt noch immer gute Leute in diesen Redaktionen.
Warum eigentlich ist das kein Fall für die WEKO ?
Die WEKO hat sich schon damit beschäftigt. Sieht aus als hätten wir eine zahnlose WEKO.
Zu den fehlenden Zähnen der WEKO im Medienbereich kann ich auf diesen Artikel von August 2018 verweisen – die damalige Analyse trifft noch immer zu: https://www.republik.ch/2018/08/24/…nheitsbrei
"zur zivilklage (brolis) laufen die ermittlungen noch" - ? gibt es im zivilprozess ermittlungen?
Sehr geehrte Frau oder Herr Anonym - besten Dank für den Hinweis, Sie haben natürlich recht, es gibt in Zivilprozessen keine Ermittlungen. Wir haben die Stelle angepasst.
Lieber Herr Michel. Sie schreiben: "Ein Rundumschlag, der womöglich von elf Zeitungen von Winterthur über Basel und Bern bis Zürich verbreitet wird." Gibt es in Chur, St. Gallen, Frauenfeld oder Schaffhausen keine Zeitungen?
In der Westschweiz gibts mit Le Temps offenbar eine Alternative zu TX Group Tagesmedien. In Bern scheint mir diese Alternative nicht vorhanden - Berichte in BZ, Berner Oberländer, Tagi... sind zu oft genau gleich.
Vielen Dank für dies und die ganze Serie. Die hier ausgeleuchteten Ereignisse zeigen auf, dass die Qualität jeder Tamedia-Geschichte durch einen Faktencheck überprüft werden muss. Ich werde mir das hinter die Ohren schreiben.
Gibt es eine unaufwendige Methode, um herauszufinden, ob, wieviel mal und wo ein bestimmter Artikel in identischer (oder nahezu identischer) Weise publiziert wurde? ZB der heutige im Tagi auf S. 3 zum Thema Corona und Demokratie? Oder eine statistische Verteilung über alle Artikel (vielleicht ein Job für Ihr Datenanalyseteam??)
Als aufmerksamer Leser/Konsument von Zeitungen/Medien lernt man diese einzuordnen, deren Informationsgehalt, deren Fokus, deren blinde Augen. Auf englisch nennt sich das "bias". In "einseitigen" Staaten haben die Medien, den "einseitigen" Standpunkt der Regierung, welche von der Bevölkerung auch als solcher erkannt wird. Hier gibt es zumindest verschiedene Standpunkte zur Auswahl. Als Konsument kann man sogar an der Vielfalt selbst mitbestimmen, indem man ein Medium eben kauft oder nicht. Das geht von Medien mit hoher Auflage, kleinem Gehalt, grossen Titeln, grossen emotionellen Bildern, bis zu Fachmedien, mit kleiner Auflage. Von sich stündlich wiederholenden Clips, bis monatlichen Heften.
Die vorliegende Geschichte handelt von einer Dynastie, welche ihre Firma aufbläht, kommerzialisiert und aussaugt. Ja, das ist ihr gutes Recht, so schade es auch ist. Wenn der Wert und das Interesse daran nachlässt, können sie's auch ins Ausland verkaufen. Zumindest sind die neuen Medien, vom Medium selbst her günstig zu gründen, günstig zu betreiben, bei sehr niedrigen Fixkosten. Im vergleich dazu. Eine herkömmliche Zeitung benötigt eine leistungsfähige Druckmaschine, eine Sortieranlage, eine Verteil Infrastruktur, mit vielen Leuten & Spezialisten, welche nur für das Papier selbst da sind. Einen Content hat man dann noch nicht.
Bei den neuen Medien am einfachen Ende mit den emotionellen Bildern ist der Influencer. Mit Kosten und Infrastruktur gegen Null.
"Ihr gutes Recht ..." grosse Teile einer Presselandschaft zu vermarkten ist der Demokratie nicht zuträglich ( Exekutive, Legislative, Judikative und die Presse als „Vierte Gewalt“). Die Republik ist eines der neuen Medien, aber alles andere als Influencer deren Kosten und Infrastruktur gegen Null tendieren. Ich schätze sie nach den "Tamedia-Papers" noch mehr.
Ja. Es besteht aber keinerlei Verpflichtung eines Verlages im Sinne von Service Public. Vielleicht unterschaetze ich den Aufwand der Republik. Ich denke sie ist unverkaeuflich, denn sie besteht ausschliesslich aus den Leuten. Die Infrastruktur ist ausserordentlich schlank. Wenn die Leute gehen ist nichts mehr.
Waehrend bei einer gedruckten Zeitung eine Menge fest installierter Infrastruktur rumsteht, welche den Markteintritt eines Konkurrenten behindert. Ein neu eintretender Print Zeitungs Konkurrent muesste erst einmal die Druckkapazitaeten schaffen, und die dann auslasten koennen. Das ist schwierig, denn all die ver- & aufgekauften Zeitungen waren schon nicht erfolgreich genug. Ich schliesse mich anderen Stimmen an. Die Tageszeitungen sind im Niedergang. Die Online Zeitungen die Nachfolge. Die jetzigen Modelle ausser der Republik ueberzeugen nicht, das des TA am Wenigsten. Das Zusammenkaufen von lokalen Blättern, der Abbau derer Redaktionen und Ersatz von deren Content durch Eigenen ist verbranntes Geld.
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