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Gerne würde ich diesen Beitrag breit streuen, an all die moralinsauren Besserwisser, die ihre eigene Verantwortlichkeit und ihre Versäumnisse mit Pseudoargumenten gegen die Klimajugend verdrängen und verleugnen. Am meisten ärgert mich die Diffamierung, es seien Kinder, die noch keine Ahnung hätten. Was für eine Arroganz. Erstens sind es keine Kinder, sondern Jugendliche, und zweitens ist die Mehrheit dieser Jugendlichen intelligenter und informierter als so manche ihrer Kritiker, und drittens haben sie die Klarsicht der Jugend, die sich noch nicht um Machbarkeit kümmern muss, sondern aussprechen kann und muss, worum es geht. Die Machbarkeit und das Umsetzen ist Sache der Politik. Und die reagiert nur auf Druck. Mir ist lieber, wenn dieser Druck von ehrlich engagierten Jugendlichen kommt, als von den Lobbiysten im Bundeshaus, die dort das Sagen haben.
Besser kann man es nicht sagen.
Grosses Kompliment und Dank für die konzise Kritik an den Peinlichkeiten der verunglimpfenden Kommentare, die weltweit über Greta Thunberg zu lesen sind. Dass sich Zeitungen wie die NZZ daran beteiligen, nehme ich mit Bestürzung und Ärger zur Kenntnis. (Und dies, obwohl dieselbe Zeitung genügend glaubwürdige wissenschaftliche Daten zum Thema veröffentlicht hat. Welch Schizophrenie!) Dass man dem absolut glaubwürdigen und authentischen Auftreten dieser jungen Frau auf diese Weise beizukommen glaubt, verrät leider auf krasse Weise wie weit es mit Anstand, Respekt und journalistischer Fairness gekommen ist. Ganz zu schweigen von intellektueller Redlichkeit. Fast wöchentlich hätte man in den vergangenen Monaten Leserbriefe schreiben müssen, nur fehlt mir leider die Geduld dazu. Schon deshalb bin ich dankbar, dass Sie für uns alle Ihre Stimme erhoben haben.
Freundliche Grüsse
K. H.
Lieber Anonymous
wenn man die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel ernst nimmt, was die NZZ implizit oder auch explizit tut, dann kann man von ihr erwarten, dass sie Artikel mit gesinnungsethischen Unterstellungen, die gegen die protestierende Jugend und ihrer Wortführerin vorgebracht werden, nicht veröffentlicht. Schizophrenie deshalb, weil hinter dieser Form von persönlichen Verunglimpfungen ganz sicher keine lauteren Argumente stehen, die NZZ aber so tut, als wäre ihr das nicht bewusst. Man kann nicht die notwendig Debatte unterstützen und gleichzeitig diffamierende Argumente veröffentlichen, als ob es ernstzunehmende Stimmen wären. Es stört mich gar nicht, wenn die NZZ Massnahmen gegen den Klimawandel, die sie bevorzugt, argumentativ vorbringt. Das hat jedoch nichts mit jener Art von Unterstellungen zu tun, die die Republik anprangert und die auch in diversen Artikeln der NZZ nachzulesen waren.
Die NZZ will offenbar damit einfach eine gewisse Klientel bedienen, obwohl sie sich einer ernsthaft geführten Debatte nicht zu entziehen vermag, ohne sich der intellektuellen Lächerlichkeit preiszugeben. Deshalb bedient sie beide "Lager" und versteckt sich hinter dem ominösen und euphemistischen Wort "Meinung". Das nenne ich "schizophren".
Freundliche Grüsse
K. H.
Ich verstehe nicht, wieso Sie der NZZ Schizophrenie vorwerfen. Man kann sicher sagen, dass die Zeitung die wissenschaftlichen Erkenntisse zum Klimawandels bestätigt. Propagiert die NZZ jedoch als Antwort darauf nicht eher rein technologische und wirtschaftsgetriebene Lösungen? Angenommen das stimmt, finde ich die Kritik der NZZ an gesellschaftsgetriebenen Anstössen wie die der Jugendbewegung zwar nicht klug, aber doch konsistent.
Ich bin nun 40 Jahre im Energieproblem-Lösungsgeschäft. Heute würde man wohl Klimaproblem-Lösungsgeschäft sprechen. Was sich in den 40 Jahren nie verändert hat, dass sich die grosse Masse immer dem Knatsch hin gegeben hat und nicht den Lösungen. Gemäss meinen Erfahrungen und nun auch gemäss den wissenschaftlichen Forschung des Schweizer National Fonds wäre die Einführung eine Energie-Lenkungsabgabe mit Rückerstattung pro Kopf die richtige Lösung. Ganz allgemein muss unser Steuer- und Abgabesystem auf ein Ressorcen-Lenkungssystem umgebaut werden. Weshalb niemand darüber schreibt, dass dies in unseren Bundesparlamenten mit einer nie dagewesenen Enigkeit abgelehnt wurde, ist für mich schlicht nicht nach vollziehbar. Wer will kann es hier nachlesen und nachsehen. https://www.parlament.ch/de/ratsbet…ctId=40423
Selbst wenn man an ganz konkreten Beispielen vorrechnet, welche Vorteile eine Energie-Lenkungsabagbe mit Rückerstattung pro Kopf bringt, scheint dies schlicht niemanden zu interesssieren.
Für mich ist es nicht nach volliehbar, weshalb eine Mehrheit von Wissenschaftlern sich mit den Problemen beschäftigt, jedoch nicht mit den konkreten Lösungen. Eine Mehrheit der Medienschaffenden über die Probleme und den Knatsch schreibt, jedoch nicht von den konkreten Lösungen. Bei mir wächst immer mehr der Eindruck, durch das finden von anderen Schuldigen, wird man am Besten die kollektive Verantwortung los. Denn wenn der andere Schuld ist, kann und muss man ja selbst nichts tun.
Vielen Dank für diesen Artikel!
Es ist mehr als peinlich, wie sich gewisse Kreise gegen die protestierenden Kinder und Jugendlichen richten, um zu rechtfertigen, dass sie nichts tun und vor allem nichts ändern wollen.
Anstatt undifferenziert zu jammern ist es nützlicher, etwas zu unternehmen. Z. B. Die 5 Punkte des Artikels (im Kopf) zu speichern, jedem Finger der Hand einen zuordnen und dann jeweils das Gespräch mit Menschen aus "gewissen Kreisen" suchen und sachlich führen.
Ich finde es nicht peinlich. Es ist scheinbar ein ganz normales Verhalten. Die Problem sind seit Jahren bekannt und die grosse Mehrheot scheint sich zu begnügen auf die anderen zu zeigen. Zu einer gemeinsamen und mehrheitlichen Lösung kommen wir seit Jahren nicht.
Sehr gut argumentiert. Danke für diesen Artikel.
Wir alle sind aufgefordert, uns über die Zukunft Gedanken zu machen und sie aktiv jeden Tag zu gestalten.
Ich möchte ihren letzten Satz noch korrigieren. Es sollte nicht heißen: auch wenn es von einem Kindern kommt, sondern gerade weil es von Kindern kommt.
Kinder sind ja dafür bekannt, den Eltern den Spiegel vorzuhalten. Wir sollten dabei gut hinsehen und zuhören.
Gedanken zumachen reicht bei weitem nicht. Wir müssen zu neuen gemeinsamen Lösungen kommen.
Danke, dass Sie dem Thema Raum geben. Die beschriebenen Kommentare dieser Erwachsenen Menschen haben mich immer wieder erstaunt / erschreckt. Da offenbart sich ein Mangel an Empathiefähigkeit.
Wenn ich einige Kommentare lese, frage ich mich was diese Menschen ärgert. Dabei kommt mir der Gedanke, dass der Ärger daher ruht, dass es einige offen Wagen selbst unsinnge Gründe zu finden um der Klimabewegung zu widersprechen, um damit sich rechtfertigen nichts tun zu müssen. Doch worin unterscheiden sie sich von denkjenigen, die der Klimabewegung zustimmen und sich dann nicht einer gemeinsamen Lösung anschliessen?
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Bullshit Kontrolle einer Bullshit Kontrolle standhält.
Können Sie Ihre Kritik bitte konkretisieren. Ansonsten bringt Sie uns nicht viel.
nicht nur euch nicht, elia, sondern auch den anderen kommentierenden nicht.
Vielen Dank für diese klare und hilfreiche Zusammenfassung der (Pseudo-)Argumenten, mit der die Klimabewegung in Misskredit gebracht werden soll. Gerade im Hinblick auf die Wahlen im Herbst werden wir mit einer gewaltigen und mit viel Geld gesponserten Hetz-Propaganda von all den Kreisen, die die Diskussion über den Klimawandel und seine Folgen abwürgen wollen, rechnen müssen. Da sind wir alle sehr gefordert, uns dem entgegen zu stellen, Widerspruch einzulegen und immer wieder auf das hinzuweisen, um was es nun bei der offensichtlich rasanten Zerstörung unserer Lebensgrundlagen nun wirklich geht, nämlich um unser aller überleben.
Mein Problem ist, dass ich gar nicht weiss, wen ich wählen soll. Bis heute habe ich keinen Politiker gefunden, der sich auch nur halbwegs für eine wirkliche Lösung einsetzt. Können Sie mir jemanden nennen?
Versuchen Sie es mit Grünliberal und arbeiten Sie mit um die Richtung zu optimieren. Auch Grün ist gut, es geht darum Gegendruck auf die alte mächtige Kaste der Ewiggestrigen zu machen. Die realistische Mitte ist das Resultat. Die Vielfalt ist nötig um gute Lösungen zu finden, sofern mitdiskutiert und nicht dumm geköppelt wird.
Zudem die Politik ist nur ein Teil, das eigene Handeln der andere.
Herr Kienholz: Es gibt nicht "all die Kreise" es ist die SVP, die man bei den nächsten Wahlen versenken sollte. Daneben gibt es aber Leute, die durchaus für Massnahmen bezüglich des Klimas sind, dies aber nicht marktschreierisch herausposaunen. Es gibt auch die differenzierte Ansicht, die die Dringlichkeit, Massnahmen zu ergreifen, absolut unterstützt, die gegenwärtige Überzeichnung einer Person und die zum Teil undifferenzierten und utopischen Forderungen aber nicht unbedingt sinnvoll findet.
Herr Siegrist: bezüglich der SVP bin ich mit Ihnen völlig einverstanden. Ich denke aber, dass es auch sehr einflussreiche Wirtschaftskreise gibt, die eher der FDP oder anderer bürgerlicher Parteien nahe stehen und kurzfristige Aktiengewinne immer noch über nachhaltige ökologisch sinnvolle und notwendige Veränderungen stellen. Grüne Lippenbekenntnisse (wenn ich diesen farblich schwierigen Ausdruck so verwenden kann) allein, wie aktuell von der FDP zu hören, genügen mir nicht. An den Taten sind sie zu messen.
Auch ich bin skeptisch gegenüber medialen Hypes von Einzelpersonen eingestellt. Mediale Überzeichnungen können durchaus kontraproduktiv sein. Der Artikel zeigt aber klar auf, dass auch berechtigte Kritiken an Überzeichnungen, Idealisierungen oder extremen Forderungen der Bewegung der Klimajugend offensichtlich darauf zielen, die ganze Bewegung und deren mehr als berechtigte Forderungen zu diskreditieren und so von den gewaltigen Umwelt- und Klimaproblemen abzulenken.
Anders gesagt: wenn sich die Mehrheit der Parteien und der Zivilgesellschaft bezüglich des Ausmasses und der Dringlichkeit des Umweltproblems und des Zieles, alle Kräfte zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen einzusetzen, einig sind, dann sind konstruktive Diskussionen und Auseinandersetzungen und Lösungen möglich.
Und das ist unsere einzige und letzte Chance.
Sehr gutes und wichtiges Statement.
Hier ein weiterführender Link zum Thema Medien und Klimaproblematik: https://www.nature.com/articles/s41467-019-09959-4
Erwähnenswert wären auch die Bullshit-«Enthüllungen» der taz zu GT.
Zum häufig gehörten Einwand der «ökonomischen Machbarkeit» eine Bemerkung: Mir scheint, hier wird von verschiedenen Kategorien gesprochen. Die ein Sache sind die Fakten der Messdaten, der Physik, Biologie, Ökologie etc. – sagen wir Naturgesetzlichkeiten. Die andere Sache sind die Wünsche betreffend Profit, Gewinnoptimierung, Konsum, Lifestyle etc. – sagen wir Ökonomie (im weiteren Sinn). Können wir zugunsten des ökonomisch (je nach Standpunkt) Wünschbaren naturwissenschaftliche Fakten relativieren? Das wäre die Frage an Herr Noser, Herr Lindner und Frau Gössi.
Der Artikel ist eine "Argumentationshilfe". Für jene, die argumentieren, wollen, müssen, können. Argumentieren ist die effizienteste Massnahme für den Klimawandel, denn wenn es gelingt, Menschen zu überzeugen, erreichen wir einen potenzierten Effekt, viel mehr, als in der eigenen Wohnung 60 Watt Birnen durch LED zu wechseln, oder Bio Fleisch anstatt Prix Qualité Fleisch zu essen, jeden Tag.
Ich danke der Republik für diese Argumentationshilfe. Ich finde, die Titel wären besser kürzer ausgefallen (1. Moralin 2. Trash 3. Verschwörung 4. Kommunismus 5. Inkompetenz - oder besser). Wir, die argumentieren wollen, haben 5 Finger und können uns die Argumente so besser merken. Packen wir es an!
Wer nicht argumentieren will, kann den Artikel skippen. Und diesen Chat auch.
Und nach wie vor bin ich der Meinung, dass Greta der Klimabewegung nicht gut tut. Nehmen wir die Atlantiküberquerung: Das ist doch eindeutig NICHT auf Gretas Mist gewachsen, da muss man doch naiv sein, wenn man glaubt, eine solche PR-Leistung könne ein Vater mit seiner Tochter alleine stemmen! Und die Frage sei erlaubt: Was soll das? Vor allem Futter für die Trolle und die Gegner der Klimabewegung. Und so kommt es, wie es kommen muss: Die Klimabewegung bietet zuviel Angriffsfläche. Statt Aufbruch Streit. Dieser Hickhack: "Wer hat Recht, wer widerlegt wem was wie und warum...." ist ja genau die Folge des Hypes um eine Person. Es ist und bleibt das gute Recht aller, für oder gegen die Klimabewegung zu sein, man ist kein schlechter Mensch, wenn man der heutigen Bewegung nicht einfach nur applaudiert. Es gibt ein weites Meinungsfeld bezüglich dem Klimawandel, nicht jeder und jede, der oder die Greta hinterfragt, ist gleich ein "Klimaleugner": Achtung: Gesinnungsterror! Und: Auch ich ziehe meine Grenzen ganz sicher dort, wo der vom Menschen verursachte Klimawandel abgelehnt und die Wissenschaftler und Politiker, die etwas fürs Klima tun wollen, als Ungeziefer verunglimpft werden! Doch ich bin eher für den ruhigen Weg.
Herr Siegrist. Man soll die Bewegung kritisieren und man muss auch nicht applaudieren. Aber der Anspruch nach einem angemessenen Diskurs, der simple Argumentationsregeln befolgt, ist doch nicht zu hoch. Oder? Wenn Sie zum Beispiel meine bisherigen Texte zur Klimabewegung lesen (Hier und Hier), werden Sie immer wieder kritische Zeilen finden. Bezüglich Gesinnungsterror empfehle ich Ihnen zudem den ersten Absatz des vorliegenden Textes:
Skepsis schützt vor Fanatismus. Das gilt auch für die Klimajugend: Kritik ist wichtig. Doch leider übersteigt sie die intellektuelle Tiefe einer Stammtischrunde nur selten.
okay Herr Blülle. Ich gebe zu, dass ich etwas gegen Personenkult habe. Da bleibe ich dabei. Auf der anderen Seite richtet sich meine Kritik aber ebenso gegen Verallgemeinerungen und die oft simple Argumentationsstrategie der "Klimajugend", alles den "Alten" in die Schuhe zu schieben. Hier müssen es sich die Streikenden gefallen lassen, dass sie mit ihren eigenen Ellen gemessen werden, wenn man ihnen vorwirft, dass auch sie oft nicht so ganz auf der Ökoschiene fahren. Ich bin ein frühes Kriegsmodell. Ich wurde in den frühen Siebzigern domestiziert, "Mann" besuchte selbstverständlich die. Geburts- und Kleinkinderkurse zusammen mit seiner schwangeren Partnerin (die meist auch arbeitete), wickelte die Kinder - mit Stoffwindeln -, und nährte sie ohne Fertigprodukte. Man ging dazumal durchaus behutsam mit der Natur um. Jeder und jede von uns "Intellektuellen" kauften 1972 "Grenzen des Wachstums". Man sorgte sich um die Gewässer, man senkte den Bleigehalt im Benzin, man setzte sich später für die Katalysatoren ein - nur ein paar Beispiele, die zeigen sollen, dass Umweltschutz keine Erfindung der heutigen Jugend ist. Luxus kam später. "Alles ist möglich" gab es noch nicht. Es ist schlicht zu einfach und dient der Sache nicht, wenn man die Schuld nur bei den "Alten" sucht und dann über ihre bösen Kommentare jammert. Heute stehen wir klar vor einer sehr viel ernsteren Situation. Es ist richtig, dass protestiert wird. Ich bin für die Jugendproteste, habe vor 50 Jahren da auch aktiv mitgemacht. Und das habe ich gelernt: Jammern hilft nichts. Man muss (verbal) hart im Nehmen sein, und hart im Zurückschlagen. Und - urteilen Sie bitte nicht zu voreilig über Stammtischrunden - das finde ich ein wenig elitär!
Man kann doch nicht sagen, dass die Person Greta Thunberg der Klimabewegung schadet. Ohne Greta Thunberg gäbe es die Bewegung gar nicht. Die Medien und die breite Masse brauchen Identifikationsfiguren. Ohne flaut der Wiederstand nach kurzer Zeit ab und versandet, wie die Occupy Wall Stret Bewegung, welche nach einem Jahr völlig wirkungslos unterging, gerade weil sie sich weigerte einzelne Menschen in den Vordergrund zu rücken.
Ich glaube, ohne Greta Thunberg würden wir uns heute an den Paragraphen des Rahmenvertrags abarbeiten und die SVP würde mit immer absurderen Behauptungen alle vor sich her treiben.
Dank Greta Thunberg, ihrer Famile und ihrer Bereitschaft die persönlichen Anfeindungen zu ertragen, redet jetzt die ganze Welt, ausser der SVP, über den Klimawandel.
Dass Greta Thunberg mit allerlei Leuten zusammenarbeitet ist zwingend notwendig. Es war ihre Entscheidung den Protest vor dem schwedischen Parlament öffentlich zu machen, zum WEF zu reisen, mit diversen Persönlichkeiten zu sprechen um Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu erwecken. Durch ihre offensichtliche Verletzlichkeit, ihre entwaffnende Ehrlichkeit ist ihr gelungen was die erfahrenen Profis von Greenpeace seit Jahrzehnten erfolglos versuchten.
Die Welt spricht über das unbequeme Problem, das wir massiv über die Verhältnisse leben.
Natürlich ist der Segeltörn nach New York ein PR Gag. Es gibt heute keine Möglichkeit den Atlantik Klimaneutral zu überqueren. Wäre sie geflogen, würde sie mit genau so viel Dreck beworfen, wäre sie nicht gegangen würde niemand darüber reden.
In New York wird sie die einzige relevante Rede an diesem Klimagipfel halten und die inhaltslosen Floskeln der offiziellen Vertreter schonungslos entlarven. Und die ganze Welt wird zum ersten mal einen Klimagipfel bewusst wahrnehmen.
Ich hoffe nur, dass die immer gewaltbereiteren Rechtsnationalisten Greta Thunberg nicht mit Waffengewalt zum Schweigen bringen, eine Möglichkeit die offenbar noch niemand ernstlich in Betracht gezogen hat.
Gut, Herr Reber, da ist ihre Meinung. Ich akzeptiere das ohne Vorbehalt. Nur: Auch die Klimabewegung Schweiz sagt: "Wir wollen hier keine Greta" (Rebsamen, heute in Tagi und Bund). Ich bin halt eben für die Basisdemokratie. Und das ist meine Meinung! Hier hat der Personenkult für mich keinen Platz, auch wenn Greta unbestrittenermassen die Bewegung, wenn nicht angestossen, so doch in Schuss gebracht hat. Inwiefern die Ewiggestrigen durch Greta beeinflusst werden können, bleibt abzuwarten. Ich zähle weiter auf den Druck von unten! Und auf die (heute noch zu wenigen) PolitikerInnen und Kandidatinnen in unserem Land, die in der nächsten Legislatur beim Thema Klima Nägel mit Köpfen machen wollen. Ohne Personenkult. Und auf das Engagement der Klimabewegung für die Mobilisierung der Wählerinnen und Wähler im Oktober.
Vielen Dank Elia! Diese Liste - die sich wohl beliebig fortsetzen liesse - ist so kurz und prägnant, wie sie wichtig und leider notwendig ist. Erlaube mir trotz ferienbedingter Nachträglichkeit die Wiedergabe einiger Nach(t)gedanken, Assoziationen und Kontexte zu deinen Punkten.
1. Die Moralin-Keule
Gretas gewaltfreie Aktion begann mit einem Sit-in. Was sie nicht mehr akzeptieren will, ja kann, ist, dass es "kein richtiges Leben im falschen" geben können soll.
Das Sit-in ging über in ein Go-in und Teach-in. Vor Eliten, vor Bewegungen, vor medialen Öffentlichkeiten legt sie unser korruptes (Glaubens-)System bloss und kritisiert unseren heillosen Ablasshandel. Sie appelliert an unser Gewissen und lässt uns erkennen, dass selbst die Guten Menschen von der Ersten Welt Reaktionäre sind.
Diese Überraschung, Irritation allein erscheint vielen als Störung, ja Gewalt. Weshalb sie auch vor das mediale Tribunal der zynischen Vernunft, der sog. Realpolitik und Wirtschafts-Interessen, gezerrt wird. Wo sie nur, scheinbar unbeeindruckt, ihre Botschaft wiederholt. Mit der Haltung: "Hier stehe ich und kann nicht anders".
Was sie so vor allen Augen sichtbar macht, ist nämlich die allgegenwärtige Akrasia. Also das Problem, dass wir wider besseres Wissen handeln. Deshalb ihr unermüdlicher wie dringlicher Aufruf an die Entscheidungsträger*innen und Bürger*innen die Erkenntnisse der Wissenschaft endlich ernst zu nehmen.
Dieses Sichtbarmachen der meist verdrängten und dadurch unsichtbaren kognitiven Dissonanz, das allenfalls in uns ein schlechtes Gewissen hervorruft, erscheint manchen bereits als Skandalon der Moral, das entsprechend defensiv-aggressive Empörungswellen zeitigt.
Nach Luhmanns Systemtheorie operiert unsere moderne Gesellschaft auf der Basis der funktionalen Differenzierung. Wonach die Teilysteme wie Wirtschaft und Politik relativ autonom nach je eigenen Codes operieren. Moral als Regelsystem der Kommunikation, das sich an Kriterien gesellschaftlicher Achtung und Missachtung orientiert, habe diesen gegenüber keine integrierende, keine zentral dirigierende oder normierende Funktion, wie es etwa die katholische Kirche versucht hatte. Moral führe im Gegenteil zu einem "Überengagement der Beteiligten" und besitze eine "polemogene", d. h. konflikt- und streiterzeugende Struktur. Denn Moral ziele nicht nur auf den ganzen Menschen anstatt auf die funktionale Rolle, sondern auch auf Codes, die nicht mit den eigenen (gut/schlecht) übereinstimmen können. Moral könne die Probleme nicht nur nicht lösen, sie verwalte, ja steigere diese sogar. Deshalb wäre es die Aufgabe der Ethik als Reflexionstheorie der Moral, vor Moral zu warnen.
Doch dies übersieht den eigenen blinden Fleck, ja jene der Systeme selbst. Denn die verabsolutierten Optionen wie Profitmaximierung oder Machtsteigerung sind selbst im Grunde moralische Entscheidungen. Moral ist also ein disseminiertes, sprich dezentral verteiltes System, das alle anderen Systeme durchdringt. So ist ja auch nicht jede Forschungspraxis gut, wenn auch die Wahrheitssuche an sich gut ist.
Das Böse, ja die Banalität des Bösen in den grossen Katastrophen des 20. Jahrhunderts wurde laut Arendt nicht zuletzt dadurch ermöglicht, dass es "kein bedingungsloses Nein zu bestimmten Handlungen gab, also keine Unterscheidung, die moralisch Schlechtes kategorisch ausschliesst". Dadurch auch, dass ganze Menschen in ihren funktionalen Rollen aufgehen und kognitiv dissonant ihr Gewissen abspalten.
Doch mit Habermas gesagt, gibt es eben auch noch die moralische Lebenswelt der Zivilgesellschaft und Praktiken, die die verschiedenen Kommunikationen der Teilsysteme strukturell koppeln. Warum nicht durch die Moral, dem Aufruf nach Konsistenz und Integrität, nach Enkrateia, dem Gegenteil der Akrasia?
Luhmanns Meta-Moral und die der Gesellschaft mag die "Amoralität der höheren Ebene" sein, wonach es letzten Endes nur um die endlose und effiziente Anschlussfähigkeit geht. Eine Haltung, die mit der Kolonisierung der Lebenswelt durch die Ökonomie mehr und mehr gesamtgesellschaftlich internalisiert worden ist. Doch was, wenn eine (Meta-Meta-)Moral gerade dies kritisiert, in dem sie feststellt, dass die Effizienz letzten Endes ineffizient ist, dass die endlose Anschlussfähigkeit an ihr Ende kommt, dass die (selbst-)optimierte Operationsweise des Systems nicht nachhaltig ist.
Worum es also der "Reformatorin" Greta Thunberg schlussendlich geht, ist, mit und gegen Luhmann gesagt, die Transformation der Operationsweise des Systems, um des Systemerhalts selbst willens. Und dies erreichen wir nur dadurch, dass wir nicht wider, sondern mit dem besseren Wissen handeln.
2. Der Trash-Konter
Performativ selbst-widersprechend spiegeln die Gegner Gretas ihren eigenen Vorwurf, in dem sie sie moralisierend des performativen Selbst-Widerspruches, also der fehlenden Integrität und der Inkonsistenz bezichtigen.
Sie mögen auch nicht den Hype der Heroisierung, die Hochstilisierung zur neuen Heiligen Johanna, aber bemängeln, dass sie kein übermächtiger moral hero oder perfekter moral saint ist. Die vorwurfsvolle Frage lautet: Weshalb führt sie kein richtiges Leben im falschen?
Ja, aber wie sollte sie auch? Wie sollten wir es können? Lautet der Schluss dann, dass nur weil sie oder wir es noch nicht können, dass wir auch alle Hoffnung und Bemühen um eine bessere Zukunft fahren lassen müssen? Entweder Alles Jetzt oder Niemals Nichts! Ist es so Schwarz oder Weiss?
Dieses Argument ist ein Paradebeispiel für die sog. perfect solution fallacy (oder den Nirvana-Fehlschluss), der auf folgenden Elementen aufbaut:
dem reduktionistischen Schwarz-Weiss-Denken, so dass
ein Falsches Dilemma konstruiert wird.
Entweder eine unterstellte perfekte Lösung
Oder alles andere Mindere ist schlecht, ja heillos korrupt.
Doch le mieux est l'ennemi du bien oder das Perfekte ist der Feind des Guten. Übersehen wird dadurch nicht nur die Komplexität der real existierenden Situation mit ihren verflochtenen Kausalketten, sondern auch die Möglichkeit der graduellen Verbesserung. Bis nicht nur die notwendigen, sondern auch die hinreichenden Bedingungen vorherrschen.
Wie sollte es auch ein absolut heiles System innerhalb einer schwierigen Umwelt von heute auf morgen geben können? Einerseits fordern sie eine reine Weste, andererseits bemängeln sie, dass sie sich keine schmutzigen Hände machen wollen. Und glauben so - aus ihrer mächtigen Position der Privilegierten - ihre Hände in Unschuld waschen zu können und die Verurteilung der medial aufgeheizten Masse zu überlassen.
Es ist nicht wie in Augustinus' Welt, in der alle und alles dekadent, korrupt und voller Sünde ist, so dass nur Gottes Gnade oder eine apokalyptische Katastrophe uns erlösen könnte. Narrative, die auch national-radikale Kulturpessimismen reaktivieren. Sondern wir selbst haben es in der Hand - es zumindest zu versuchen, im Wissen, dass es keinen Himmel und kein Paradies gibt.
3. Der Verschwörungs-Vorwurf
Argumente ad hominem und gar ad personam (etwa wegen ihres Geschlechts, Alters oder ihrer Disposition - also sexism, ageism und ableism) müsste man als Schein-Argumente im Grunde gar keine Beachtung schenken, wenn sie für gewisse Öffentlichkeiten nicht so wirksam wären.
Dieses Spielen auf den Mann bzw. auf die Frau ist bei negative campaigns] (oder Schmutzkampagne) leider Routine und dient nicht einer positiven Sache, sondern der Diskreditierung der Person und im Effekt ihrer vorgebrachten Sache.
Sie operiert mit Unterstellung, mit Spekulationen, die so spektakulär wie möglich sein sollen, um umso effekthaschend wirken zu können. Es bedarf häufig nur eines Hauchs an Plausibilität und ein Spiel mit Clichés und Stereotypen, um beim Publikum die Bestätigung ihrer Vorurteile zu ermöglichen - und damit ihren Beifall. Deshalb verbreiten sich solche Botschaften nicht nur viel schneller, sondern auch viel besser, so dass deren Falsifizierung durch die Wahrheit oft zu langsam, zu langweilig und unwirksam erscheint.
4. Der Kommunismus-Aufschrei
Eine allzu klassische Verschwörungstheorie, um unliebsame Personen, die den Gang der Macht stören, zu diskreditieren ist the Red Scare (die Rote Angst), in Variation auch the Yellow Peril (die Gelbe Gefahr). Solche verallgemeinernde Assoziationen könnten glatt aus einem wiederbelebten Komitee für unamerikanische Umtriebe im Zuge einer neuen Geistigen Landesverteidigung stammen.
5. Die Halt-die-Klappe-Attacke
Die genannten Methoden möchten letzten Endes das Overton-Fenster, der akzeptierten und akzeptablen Meinung konservieren und alles andere dem Orkus der Schweigespirale zu überlassen.
Was zum Schweigen gebracht werden soll, ist sozusagen der Kindermund. Bereits der altersdiskriminierende Hinweis ist eine silencing method. Da Kinder ja ständig fantastische und falsche Sachen fabulierten (siehe das fatale Beispiel im verlinkten Wikipedia-Artikel).
Doch was Kindesmund bekanntlich ebenfalls kund tun kann, ist die Wahrheit. Ohne Taktgefühl, schonungslos, unbequem - und störend.
Und in der Reaktion auf sie offenbart sie auch die Wahrheit über das fragile Imaginäre der (politischen) Autorität der nackten Kaiser.
Danke für diesen Beitrag. Mir gefällt er gut.
Offtopic: «Doch leider übersteigt sie die intellektuelle Tiefe einer Stammtischrunde nur selten.» Tiefen übersteigen?
Sprachwitz.
ja, doch, könnte gerade noch so passen, dominic. wie beim wandern...
Mich erstaunt, wie schnell bei diesen Diskussionen der Finger auf sämtliche Parteien zeigt, persönlich fühlen sich nur die Wenigsten angesprochen. Ich denke es braucht mehr, als nur einen Like-Daumen für die nachfolgenden Generationen.
Guten Morgen Grundsätzlich halte ich es für gut dass die Jugend sich sorgt und die nötige Impulse setzt. Aber ich glaube nicht dass . das CO2 Problem mit Verboten im Griff zu bekommen ist. Das würde nämlich heissen keine Flugzeuge ,kein Fleischkonsum kein Internet kein Auto keine Reisen mehr hin Luxusschiff ist dieser Weg ?. Ich glaube die Lösung liegt in einer Entwicklung neuer Technologien und Verfahren.
Republik AG
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