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Zugegeben, ich habe anfangs dieser Wahlserie gemotzt, inzwischen lese ich sie mit wachsendem Vergnügen. Frisch von der alkoholisierten Leber weg, frotzeln die beiden Investigativhelden über das allzu Menschliche im Schweizer Polittheater. Die republikanische Version von Don Quijote und Sancho Panza - irgendwie.
Es ist spannend und unterhaltend zu lesen, wie zwei besäuselte Journalisten versuchen Vorurteile los zu werden. Die Behauptung von Thomas Kessler dass die FDP einen Kurswechsel mit ihrer grünen Politik ausführt, spiegelt sich in den Abstimmungsresultaten ihrer Parlamentarier bisher nicht wieder. (Konzernverantwortungs-Initative geblockt, Mercosurverträge unterschriftsreif, u.a.) Es bleibt offen, ob die Wahljahr-Stimmung nicht in Kater-Stimmung mündet oder hat ein Umdenken stattgefunden?
Verantwortungskreislauf - darüber lohnt sich weiter nachzudenken. Danke für den erfrischenden Morgenausflug auf Kesslers Alp
Thomas Kessler hat gemäss meiner Wahrnehmung in Basel seine Kreativität, sein unabhängiges Denken und seine Tatkraft mehrfach unter Beweis gestellt. Diese Eigenschaften waren nicht allen genehm, viele in Verwaltung und Politik fühlten sich durch seine unkonventionellen Ideen verunsichert. Leider.
Thomas Kessler mag sich in der heissen Wahlkampfphase linksliberal und grüntrendig aufhübschen (und unseren lieben Journis mit dem kühlen Prosecco die Köpfchen verdrehen), und vielleicht ist er auch wirklich so. Nur wieviele Lobbyisten, Verhinderer einer echten Klimapolitik und InteressenvertreterInnen sind auf der FDP-Liste?
Die Illusion man könne Menschen so behandeln, wie man gerne behandelt würde, ist für mich komplett ignorant gegenüber den Erkenntnissen der Psychologie: Ein Grossteil unseres Verhaltens geschieht unbewusst und wir wachsen niemals ausserhalb eines Netzes von Abhängigkeiten, Synergien und Symbiosen auf. Ein Symbiont gibt nie das was er bekommt. Sobald Menschen mit Fremden in Berührung kommen, braucht es Regeln - in geschlossenen Gesellschaften reichen ungeschriebene Regeln der Kultur aus, in offenen Gesellschaften braucht es explizite Regeln die unterrichtet und durchgesetzt werden. Ansonsten müsste mit radikalem Kulturimperialismus die gesamte Menschheit gleichgeschaltet werden, was nicht nur dystopisch sondern auch unrealistisch ist. Ironischerweise wird also Freiheit gerade erst möglich, wenn es klare Regeln gibt. Ohne Regeln braucht es entweder Zwang der Macht oder Zwang der Kultur.
Psychologische Erkenntnisse, auf die Sie sich hier berufen, haben spätestens seit Freud nachgewiesen, dass das Unbewusste erforscht, zum Bewusstsein gebracht und modifiziert werden kann. Dieser Bewusstwerdungsprozess ist unverzichtbarer Teil unserer Entwicklung, und vollzieht sich vor allem im bewussten Umgang mit Situationen und andern Menschen Nur so können wir uns zu selbständig und bewusst handelnden Wesen entwickeln. Sonst wären wir tatsächlich Sklaven, dem Unbewussten wehrlos ausgeliefert und beliebig manipulierbar.
Behandle andere so, wie du selber behandelt werden möchtest ist auch eine Regel, einfach und klar ^^
Der vorgestellte Hans-Dampf-in-allen Gassen ist privat sicher ein faszinierender Mensch, aber politisch würde ich persönlich jemandem, der einmal Drogenbeauftragter war und danach bei der Umweltfrage die soziale Komponente 'abklemmt' und nur über Innovation, Technologie und Fortschritt reden will, nicht über den Weg trauen. Sortiert der seine Lebenserfahrung auch in einzelne Schubladen, die nichts miteinander zu tun haben? Oder ist das ein Artefakt der Interviewsituation?
Bei so viel Wendigkeit stellt es mir jedenfalls die Haare. Auch wenn ich Prosecco zur Steinpilzpolenta ausprobieren werde, für ein politisches Amt gäbe ich dem Herrn meine Stimme nicht.
Als Hobby-Anarchist interessiert mich besonders das Stichwort ROJAVA. Es gibt wieder eine Utopie. Auch der Anarchist David Graeber ist da am Networken.
MfG
W. T. M.
Link (Youtube) https://www.youtube.com/results?sea…ber+rojava
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