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Danke für diese Worte, auf die ich lange gewartet habe.
Mögen die folgenden beiden Zitate besonders auch von unseren Neutralitäts schwurbelnden PolitikerInnen zu Herzen genommen werden:
„Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unter­drücker, niemals dem Opfer, Still­schweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“
„Unrecht darf gegen Unrecht nicht ausgespielt werden, schon gar nicht zur Legitimation des eigenen Nichtstuns“ oder, müsste man doch noch anfügen, der Legitimation Moral freier Geschäfte.

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Sehr geehrter Herr Kienholz
Ich lese ihre Kommentare immer gerne, sie sind für mich sehr oft hilfreich, den Artikel dazu zu verstehen. Sie bringen es oft auf den Punkt. Vielen Dank.

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Vielen herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung!

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Das Problem liegt leider viel tiefer.
Ein kritischer Mensch bewegt sich oft zwischen zwei Fakten:

  1. Ein Agressor, der kein Moral kennt. Jetzt Putinsrussland.

  2. Ein Westen, der seit ewig nur mit Doppel Moral funktionieren kann.
    Und der kritische Mensch muss gerecht zwischen den beiden lagern entscheiden. Eine unmögliche Entscheidung.... Aber nur für kritische Menschen, die gerecht bleiben wollen.

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Man muss sich nicht zwischen den Lagern entscheiden. Man kann Russland verurteilen und die Doppelmoral des Westens auch. Und sich trotzdem Zähne knirschend innerhalb der Realitäten bewegen, was Habek z.B. tut.

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Da entscheide ich mich doch gerne für das westliche System, wo ich immerhin gefahrlos, ja sogar ermutigt werde, in einem Forum wie diesem meine Meinung kund zu tun und mich für meine Ideale einsetzen kann.

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Ein Problem am Whataboutismus ist, dass der Ausdruck oft als ‘Killerargument’ eingesetzt wird, deshalb besten Dank für die Auseinandersetzung.

Whataboutismus sollte nicht selbst einer werden, indem er plakativ an etwas angeheftet wird, um es damit auszublenden.

Wird ein Whataboutismus benutzt um das Thema zu wechseln, um so nicht auf etwas einzutreten, dann sollte man das auch genau so benennen, nämlich um beim Thema zu bleiben und weiter auf etwas einzutreten. Einfach inflationär Whataboutismus! zu rufen um etwas zu stoppen genügt wohl kaum.

Eine Argumentation in welcher die Gegenargumentation nur gelenkt zugelassen wird, indem zum Beispiel nicht ‘mit Vergleichen relativiert’ werden darf, funktioniert gleich wie Zensur.
Das kann als stillschweigende Selbstzensur vonstatten gehen, von mir aus mit einer Art moralischen Massstab, doch eben als Selbstzensur.

Es geht hierbei nicht um das Relativieren von Schuld, es geht um Ergänzungen von Fakten, von Selbstverständlichem.
Es geht darum sagen zu dürfen, dass ein menschliches Leben in Jemen gleich viel wert hat, wie ein menschliches Leben in der Ukraine.
Es geht darum als ‘Kolonialismus­kritischer Anti­imperialist’ sagen zu dürfen, dass eine Woche westlicher Berichterstattung über den grauenhaften Angriffskrieg in der Ukraine in etwa 20 Jahren westlicher Berichterstattung über den grauenhaften Krieg in Afghanistan entspricht.

Es gibt viele Vergleiche, die aktuell sind und die uns vielleicht zu denken geben, denn um das geht es immer, um unser Mitdenken und Mitfühlen, überall.

Der Kampf für Friede muss stark sein, sollte aber selbst nie zum Krieg werden, das ist die grosse Herausforderung.

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Es geht bei whataboutism doch vor allem darum, eine Täter-Opfer Umkehr zu betreiben und das Gegenüber in eine Verteidigungsposition zu drängen. Die Kommentarspalten in den (a)sozialen Medien werden regelmässig damit überflutet, was ich als Propoganda betrachte. Und es funktioniert, denn das "irgendwie sind beide Seiten Schuld" ist allgegenwärtig. Oft wird da auch von einer Sippenhaft ausgegangen, da aktuelle Machthaber (zBsp.) USA beschuldigt werden für die Verbrechen einer vergangenen Regierung. Es wird nicht differenziert und als eine Einheit dargestellt, die es nicht ist.

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Leserin
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Es gibt eben Länder, die die Geschichte anscheinend dazu bestimmt hat, lebenslang bestimmte Ziele zu verfolgen; ein Regierungswechsel richtet oft wenig aus. Viele sind stolz auf Kontinuität.

Für die Sowjetunion und deren Kind Putin als Repräsentant des heutigen Russlands würden Sie solche Persistenz sofort unterschreiben, es gilt aber auch für Israel, die USA, Australien, Taiwan, China, die Ukraine, .... Wenn eine Regierung die Politik der alten fortsetzt, ist doch das mehr als normal. Das sollte einer Schweizerin doch nicht entgehen.

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Ich weiss nicht, was Sie mir mitteilen möchten. Trump und Biden könnten unterschiedlicher nicht sein. Und Putin ist seit mehr mehr als 20 Jahren an der Macht, wie könnte ich da keine Persistenz vorliegen? Aber es ist mir aufgefallen, dass Sie allgemein in Ihren Kommentaren reflexartig auf "es sind doch alle gleich" reagieren, wie wenn es keine eindeutige Seite gäbe. Aber manchmal gibt es Sie, auch wenn Viele dies nicht wahrhaben wollen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Gute Beobachtung.
Endlos Diskutierenden geht es meist darum dringende Handlungen zu blockieren die ihre eigene Machtposition bedrohen - aus ihrer sehr empfindlichen Sicht.

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Der Angriff von Russland ist inakzeptabel und unmenschlich.
Aber warum werden diejenigen die auch Kritik an der Vorgeschichte mit dem Verhalten und den Interessen der USA und damit der Nato wie auch der übrigen westlichen Ländern inkl. der Ukraine gleich in die Ecke der Putin-Versteher gestellt?
Und wohin führt denn die heute von beiden Seiten befeuerte Agressions-Spirale mit einer unkontrollierbaren Entwicklung bis zum Atomkrieg?
Auch mit fehlt die Idee für einen umgehenden Waffenstillstand. Aber was ist denn die Alternative? Ein zerstörtes Russland? Hungernöte (bereits jetzt) in Afrika! Weltweite Wirtschaftskrise? Es braucht eine Bereitschaft zum Eingestehen eigener Fehler und einem Kompromiss mit entsprechend gewichtigen Forderungen nach Beendigung des Krieges aus Politik und Medien.

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Auch Sie schreiben "von beiden Seiten befeuerte Agressions-Spirale". Nein, es ist einseitig, es gibt einen Agressor und einen Verteidiger, glasklar. Das ist ein Riesenunterschied. Putin wir nicht nachgeben, bis zum bitteren Ende. Das hat er nun schon genug häufig erwähnt. Es würde also nur noch die bedingungslose Kapitulation bleiben, und die Ukraine will das aus verständlichen Gründen nicht. Und es ist anzunehmen, dass Putin selbst dann noch nicht zufrieden wäre und beim Nächsten weitermacht.

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Wenn Putin nicht nachgeben wird, bis zum bitteren Ende, wie stellen Sie sich denn das Ende.... bez. Ukraine, Russland, Westeuropa vor???

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Beim Nächsten. Wie die USA nach Lybien, Irak, Afghanistan und und und!
Herr Biden hofiert gerade eine Aggressor der in Jemen Krieg führt und bettelt um Oel das er von Russland nicht will.
Eine himmeltraurige Doppelmoral, die aber zeigt, wenn die USA wollen ist alles möglich!

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Christian Kohler
Selbständig
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"Aber warum werden diejenigen die auch Kritik an der Vorgeschichte mit dem Verhalten und den Interessen der USA und damit der Nato wie auch der übrigen westlichen Ländern inkl. der Ukraine gleich in die Ecke der Putin-Versteher gestellt?"
Weil sie damit eben Putins Handeln relativieren. Im Moment steht der Krieg in der Ukraine zur Diskussion. Ich versichere Ihnen, ich habe in der Vergangenheit gegen jegliche Waffengänge opponiert und Putin war da am wenigsten betroffen und ich werde es weiterhin tun, das hilft aber in der laufenden Diskussion nichts. Ich setze mit für eine faire Flüchtlingspolitik ein ("wir schaffen das") und stehe für Transparenz und Verantwortung in Politik und Wirtschaft ein.

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Leserin
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Zum erstenmal in meinem langen Leben muss ich Herrn Verheugen Recht geben. Der war in der Vergangenheit nie ein Putin-Versteher (was für ein unsägliches Wort):

https://www.infosperber.ch/politik/…ichtigung/

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Ich verstehe die Welt sowieso nicht mehr. Manchmal frage ich mich, warum es so vielen gelingt genau zu wissen, wie die Welt ist. Was mir klar ist, Russland, besser die Regierung Russlands, hat die Ukraine angegriffen, seit 2014, die Ukriane verteidigt sich und seit 2022 hat Russland seine Kriegsaktionen auf das ganze Land ausgebreitet und mit seiner ganzen militärischen Maschinerie inkl. Menschenleben und Strategie wütet. Es ist Krieg und Krieg ist furchtbar. Krieg zerstört, Krieg ist das schlimmste, was in kurzer Zeit und irreversibel langandauernd angerichtet werden kann. Wer sich da aus irgendwelchen Interessen oder Unvermögen nicht klar positioniert, verstehe ich nicht. Aber eben, da gibt es nichts zu verstehen. Offensichtlich ist dies schon nicht klar, dass in solchen Akutsituationen sofort gehandelt werden muss. Vor allem den Menschen gegenüber, die versuchen in einem anderen Land zu überleben und oder eine neue Existenz aufzubauen. Die Diskussionen um das Wie, jetzt im Krieg Russland Ukraine, kann ich noch verstehen. Und ich verstehe auch, dass das Ruder nicht einfach herumgerissen werden kann, dazu ist es zu spät und es wäre auch eine GEFÄHRLICHE Überschätzung zu meinen dazu in der Lage zu sein. Gott sei Dank gibt es etliche Personen mit background, die sich dazu äussern und auch solche, die sich positionieren und zu handeln begonnen haben. Die Priorisierung des Akutzustandes heisst für mich nicht, dass nicht auch paralell Analysen nötig sind, wie es zu einem solchen akuten Infarkt in einer Staatengemeinschaft hat kommen können. Wer hat sich schon mit dem Zusammenleben von Staatengemeinschaften beschäftigt vor 2022. Was ja unabdingbar wäre, um das Zusammenleben, Zusammen Wirtschaften zum Wohle über die eigene Nase hinaus zu praktizieren. Ich kann nur hoffen, dass möglichst viele Menschen erwacht sind und merken dass Krieg nicht medial stattfindet, sondern tötet und wir alle gefragt sind. Nicht zuletzt zu realisieren, dass ein Krieg nicht über Nacht ausbricht und sehr wohl etwas zu tun hat mit dem Zusammenleben und zusammen Wirtschaften im eigenen Land.

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MissCellaneous
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· editiert

Ich bin nicht überzeugt. Doppelmoral aufzuzeigen ist immer wichtig und erstrebenswert. Dieser Artikel ruft dazu auf, alle anderen Themen zu vergessen, tief in Schubladen zu stecken, nicht zu vergleichen, den Ukraine Krieg also isoliert zu betrachten. Ich finde das gefährlich und fast schon Propaganda. Aus jeder Krise kann man lernen. Messen mit zweierlei Maß kann nie gesund sein.

Daher meine einzige Kritik an whataboutism ist, dass er nicht weit genug geht und oft keine Lösungsvorschläge bietet sondern meist im Vergleich stecken bleibt. Auch wenn dieser Vergleich erstmal nützlich ist. Was durch wen im irak passiert ist, sollte gerade jetzt mahnend und warnend noch viel häufiger zur Sprache kommen. Und zwar um daraus zu lernen, es bei der Ukraine besser zu machen.

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Tobias Oetiker
Full Stack Engineer
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Mal kurz das Thema zu wechseln ist immer wichtig und erstrebenswert. So kann alles relativiert werden und der Fokus so verschoben werden, dass die Probleme zu einer amorphen Masse werden, viel zu gross um irgendetwas zu tun. Natürlich mit bester Absicht!

Danke für den grossartigen Artikel, der es schafft etwas Ordnung in die vielen Themen zu bringen.

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MissCellaneous
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Also stehen sie über den Dingen wenn Sie ein Thema isoliert betrachten? Interessant, das offenbart eine gewisse Einseitigkeit. Aber wenn es SIE glücklich macht.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Dieser Artikel ruft dazu auf, alle anderen Themen zu vergessen, tief in Schubladen zu stecken, nicht zu vergleichen, den Ukraine Krieg also isoliert zu betrachten. Ich finde das gefährlich und fast schon Propaganda.

Das ist jetzt etwas überspitzt dargestellt. Bereits im Teaser wird ja konzediert:

Vergleiche können der Wahrheits­findung dienen – dürfen aber nicht zu Ausflüchten werden.

Die Ironie – oder besser der Zynismus – bei den Whataboutismen und Vorwürfen der «Doppelmoral» ist ja, dass sie sich selbst dieser bedienen. Will heissen: Dem Vorwurf der parteiischen Einseitigkeit begegnen sie selbst wiederum mit parteiischer Einseitigkeit.

Oder sie behaupten, «kritisch» zu sein, «kritischer» als alle «Mainstream-Medien» (im Jargon schlicht «MM» genannt), lassen aber gleichzeitig gegenüber ihren eigenen Quellen und Referenzen dieselbe angebliche «Kritik» vermissen, sprich gegenüber der Seite, der sie glauben wollen, verhalten sie sich unkritisch.

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MissCellaneous
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Lieber Michel,
„Die Ironie – oder besser der Zynismus – bei den Whataboutismen und Vorwürfen der «Doppelmoral» ist ja, dass sie sich selbst dieser bedienen. Will heissen: Dem Vorwurf der parteiischen Einseitigkeit begegnen sie selbst wiederum mit parteiischer Einseitigkeit.

Oder sie behaupten, «kritisch» zu sein, «kritischer» als alle «Mainstream-Medien» (im Jargon schlicht «MM» genannt), lassen aber gleichzeitig gegenüber ihren eigenen Quellen und Referenzen dieselbe angebliche «Kritik» vermissen, sprich gegenüber der Seite, der sie glauben wollen, verhalten sie sich unkritisch.“

Wie belegen sie diese ihre Pauschalisierung? Ihr Vorwurf ist albern und lässt nicht gerade auf eine faire und ganzheitliche Diskussionskultur hoffen. Das ist schade und traurig und auch nicht lösungsorientiert. Sie haben meinen Post nicht verstanden.

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Citoyenne
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· editiert

Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel zu diesem Zeitpunkt!

Wir dürfen niemals das eine Unrecht mit dem anderen entschuldigen!

Ja, wir müssen uns unseren moralischen Massstab erarbeiten, damit wir erkennen, wo/wie Unrecht geschieht. Aber dann müssen wir gegen Unrecht kämpfen! Das ist unsere Erwachsenenpflicht!
Gerade werden alle unsere Informationskanäle geflutet von russischer Propaganda. Auch zu viele Kommentare hier. Erklärungen, Theorien, Whataboutismen, Interviews mit Scheinfachleuten wie Baud, halbplausible Geschichten, lange verwirrende Abhandlungen, Lügen, Fakes, mit dem einzigen Zweck, die Menschen zu verwirren und Zweifel zu säen. Erreicht soll damit werden, dass wir uns lähmen lassen durch die Gefühle von Ohnmacht und Angst! So werden wir, gleich wie die russische Bevölkerung, in unserer Entschiedenheit geschwächt und handlungsunfähig und im schlimmsten Fall „gehirngewaschen“.
Diese Hilflosigkeit glauben wir manchmal mit reden, gescheit zerreden, kritisieren und wieder zerreden…kompensieren zu können.
Die Sachlage ist jedoch klar: Putin hat ein grausiges totalitäres Gewaltsystem aufgebaut, indem es keine Menschen mit Würde mehr gibt, sondern nur noch Spielfiguren, „Playmobils“ als Mittel für seine imperialen Zwecke! Das ist grausig, wie wir jetzt realisieren. Er führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von einer unglaublichen Brutalität, aus langer Hand vorbereitet.
Dass das gestoppt wird, ist Pflicht aller betroffenen Menschen!
Die Opfer sind die Menschen in der Ukraine. Betroffen sind alle Europäer*innen und damit auch die USA. Betroffen sind durch die Auswirkungen auf die globalisierte Wirtschaft aber auch Afrika, Japan, Asien. Die Welt kann nicht mehr wegsehen! Es betrifft uns alle! Jetzt!

«Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unter­drücker, niemals dem Opfer, Still­schweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.»

Kommen wir jetzt ins Handeln! Mit bestem Wissen und Gewissen! Mit Umsicht und Verantwortung! und mit einem sicheren inneren Kompass für die Grenzen, die gutes Handeln respektieren muss!
Putin muss gestoppt werden!
Tun wir alles um die Ukrainer*innen zu unterstützen!
Jetzt!

Edit: Orthographie, Präzisierung

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Statistisch gesehen sind zwei Drittel meiner irdischen Existenz abgelaufen. So manches habe ich gelesen, erlebt und verstanden und habe berufeshalber tief in menschliche Abgründe gesehen, welches heute noch mein Job ist. Und uns werden die Folgen von dem was aktuell geschieht noch sehr, sehr lange um die Ohren fliegen.
Kein Wort und keine Begründung habe ich aber bislang verstanden, welche mir Krieg erklärt. Aber vielleicht ist dies meiner Unzulänglichkeit geschuldet.
Eines ist mir schon jetzt bewusst. Nie mehr Krieg ist heute genau so eine Lüge wie es damals war. Nie mehr Frieden, wäre als Gedanke zwar schwer zu ertragen, aber wenigstens ehrlich. Und es wäre eine Haltung, welche mich wenigstens nicht ständig in falscher Hoffnung wiegt. Vielleicht ist es Zeit, dass ich das Büchlein zur Hand nehme, welches ich vor Jahren einmal gekauft habe: "Gedichte gegen den Krieg" vom damaligen Verlag "zweitausendeins". Oder höre mir Beethovens "Missa soemnis" an, welches die Sängerin Christina Daletska mit der Bemerkung empfiehlt "...es ist, als hätte er beim Komponieren dieses Werkes von all dem gewusst, was heute passiert..."
Musik und Gedichte sind wohl keine "whataboutismen", was das auch immer bedeutet, aber ich kann zumindest die Musik und die Gedichte ausreden lassen.

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Lieber Herr A.
Ich danke ihnen für ihren Beitrag. Da sind wir statistisch gesehen etwa in der gleichen Phase:)
Ja, da wird uns noch einiges um die Ohren fliegen.
Wir erfahren nun die Grenzen der materiellen Werte, wodurch wir mit vielen unnötigen Problemen konfrontiert sind. Nach und nach kehren wir also mit einer neuen Wertschätzung zu unseren grundlegenden menschlichen Werten zurück.
Zitat: Dalai Lama
.... und noch eins
Warmherzigkeit führt zu einem gesunden Geist. Ein ruhiger Geist lässt uns ruhig schlafen. Damit meine ich nicht die Aussicht auf das nächste Leben oder darauf, Gott zu finden, sondern darauf, hier und jetzt ein friedlicher Mensch mit einem ruhigen Geist und einem warmen Herzen zu sein.
Unsere Ignoranz gegenüber den menschlichen Werten und unserer menschlichen Natur hat uns diese Miseren eigebrockt. Und unser dekadente Lebensstil, gepaart mit Ignoranz und Bequemlichkeit, lässt dies alles zu.
"Wir müssen uns entscheiden zwischen Geld oder Frieden". die Aussage vom Bürgermeister von Lwiw.
So wünsche ich einen guten Aufbruch mit viel Mut und Zuversicht. Oder, wir delegieren wieder alles und müssen dann wohl oder übel die Konsequenzen von unserm nicht Handeln tragen.

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Lieber Herr Ott
Danke für ihren Beitrag. Ich meinerseits tue mein Bestes. Mut und Zuversicht wünsche ich Ihnen und uns allen auch.
Umso mehr schätze ich die Beiträge vom Fotografen Lesha, welcher unaufgeregt und mit unglaublicher Einfachheit aber hoher Eindringlichkeit in wenigen Worten und Bilder zeigt, wie sein Leben in Kiew aussieht.

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Lieber Herr Ott,

...."hier und jetzt ein friedlicher Mensch mit einem ruhigen Geist und einem warmen Herzen zu sein."
Das ist wohl die nobelste und schwierigste Aufgabe, die wir haben. Eine erste Voraussetzung dazu ist der Wille zur Selbsterkenntnis. Wer seinen eigenen Gedanken über den Mitmenschen beobachtet -nicht während der Meditation, sondern in Alltagssituationen wie in der Warteschlange vor der Supermarktkasse z.B. - wird merken wieviel Urteil produziert wird. Und wie mehr Negatives er entdeckt, umso mehr wächst paradoxerweise das Verständnis, die Ruhe im Geist und die Wärme im Herzen.
Ich bin im achten Zehntel meines Lebens und fühle mich bestärkt durch Ihren Wunsch an uns alle zu " einen guten Aufbruch mit viel Mut und Zuversicht. "

Danke an alle.

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Citoyenne
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Lieber S. A.,
danke für das gemeinsame Trauern!
Ja es gibt keine vernünftigen Gründe für Krieg, KEINE. Jeder Krieg entsteht in unserem Geist aus Gier Hass und Ignoranz! Aber auch das klingt angesichts des Grauens nur hohl…

Wie nur können wir ALLE Menschen dazu bringen, diesen eigenen Geist zu befrieden?
(und in diesem „Alle“ steckt schon eines der Menschheits-Probleme…)

Das ewige Dilemma: um Frieden zu schliessen braucht es die Motivation, den Willen aller beteiligten Parteien.
Krieg kann allen von einer Partei aufgezwungen werden.

Oder
Wir akzeptieren das Recht der Stärkeren, die Versklavung der Argumentierenden, die Unterordnung unter die Gewalt der Skrupelloseren…
denn immer wieder verpassen friedvolle Menschen den Zeitpunkt, wo gewaltbereite mit Mitteln des Argumentes, des Rechts, der Menschlichkeit zur Vernunft gebracht werden könnten…
Das ist meine ernüchterte und traurige Erkenntnis…

Und dann…?

Ich höre mir Beethovens „missa solemnis“ an und Mozarts „lacrimosa“ und lasse die Tränen fliessen…
Danke für ihre Gedanken und die Musik…

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Lieber Herr B.
Danke für ihren Beitrag, der mich sehr berührt. Vielleicht, ohne Recht haben zu wollen, sind gemeinsame Tränen auch eine Form des Widerstands…
Herzlich.

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Sprachkritiker
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Ein frommer Wunsch: Möge "whataboutism", zu schweigen von "bothsideism" möglichst bald wieder in der Versenkung verschwinden. Das Deutsche, das wir Deutschschweizer ja als Schriftsprache nutzen , lässt eine sehr differenzierte Ausdrucksweise zu. All die überflüssigen Anglikanismen, die sich in der Schriftsprache ausbreiten wie ein Algenteppich auf einem Teich, sind folglich purer Ausdruck von Gedankenlosigkeit: Nicht unbedingt der Eindruck , den Verfasser irgendwelcher Texte anstreben sollten!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Dann bitte ich um Alternativen, Herr Sprachkritiker!

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Sprachkritiker
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Für solche Fälle unterhielt eine Zeitung früher einmal, lang ist's her, ein Lektorat. Aber alle, die sich dieser schwierigen Sprache bedienen, kämpfen täglich mit deren Tücken und der Suche nach dem treffenden Ausdruck. Also bitte, diese Mühe kann und will ich Ihnen und Ihren AutorInnen nicht abnehmen! Das liegt in deren, liegt in Ihrer Verantwortung!

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Märchentante*onkel
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Ich-nöd-er-au-ismus?

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Wasistmitismus. Das englische Konstrukt macht halt Eindruck auf Otto und Otta und vermittelt eine "Wissenschaftlichkeit", wie früher Latein. 🤷🏻‍♂️

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Sprachkritiker
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In Anbetracht Ihrer tiefgründigen Überlegungen zum Thema schlage ich Ihnen, Herr Rebosura, allen Ernstes vor, eine Doktorarbeit mit folgendem Arbeitstitel an einer Universität Ihrer Wahl einzureichen: Der Whatabaoutismus im Allgemeinen und im Besonderen, unter Berücksichtigung seiner Eignung zum Quotidianismus und seines Verhältnisses zum tu-quoque-Argument, sowie seiner Beziehung zum bothsideismus und zum höheren Blödsinn im ....Hallo? Sind Sie noch da? Zitate nicht nachgewiesen, aber von einer Weiterverwendung wird abgeraten.

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Citoyenne
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Wissen Sie, Hr. B., DAS kennen doch schon die 4jährigen Kinder, wenn Erziehende versuchen, einen ausgebrochenen Streit zu schlichten! Und das geht so: „dä het agfange!“ Oder: „si het ou!“
Es wäre zu wünschen, dass erwachsen Werden auch bedeutet, diese kindliche Entwicklungsphase zu überwinden!

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Florian Gysin
Software Engineer
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Ich finde dieser Artikel zeigt sehr genau die Problematik auf. Ja, Whataboutism kann verwendet werden um eine Diskussion abzuwürgen. Aber genau so wird die eine ursprüngliche Diskussion entgleist wenn man auf willkürliche und nur vage verwandte Situationen und Fakten abzulenken versucht.

Wenn ich jetzt als Avocatus Diaboli versuchen würde Putins Angrifskrieg zur rechtfertigen in dem ich sage: "Der arme Putin verteidigt sich ja nur, siehe Asow Brigade, der Irakkrieg und Kololnialismus in Afrika" - dann mache ich es mir sehr sehr einfach... Mit nur einem Satz werfe ich drei riesige Topoi in die Runde zu denen wohl hunderte Regalmeter Bücher und Doktorarbeiten geschrieben wurden... Und nun soll es meines Gegenüber Aufgabe sein diese kaum verwandten Tehmen alle wohlgesinnt und umfassend abzuhandeln und zu kontextualisieren? Wohl kaum!

Ich finde man darf und soll durchaus mal sagen dürfen: Gopfertelli, das ist Whataboutism, wir reden hier gerade über anderes, hört auf die Diskussion zu entgleisen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Wenn der Fall klar ist und die Sachlage offensichtlich, dann reicht ein dezidiertes «Whatabtoutismus!» vielleicht. Doch oft und viel lieber ist mir auch eine begründete Kritik. Das heisst, man zeigt konkret auf, wie formal «Whataboutismus» betrieben wird. Dazu muss man sich nicht einmal in den Details und Nebenschauplätzen verlieren, in die man – mit voller Absicht – gelockt wird. Darunter etwa: Spiegelbildliche Einseitigkeit, Unvollständigkeit und unkritischer Blick auf die «eigenen» Quellen.

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Слава Україні!
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· editiert

Unrecht darf gegen Unrecht nicht ausgespielt werden, schon gar nicht zur Legitimation des eigenen Nichtstuns.

Ein hochgradig interessanter Satz.

Den man auch anders interpretieren kann als der Autor es beabsichtigt hat.
"Eigenes Nichtstun". Wir hatten jetzt sehr lange Zeit, "unser" (damit meine ich nicht die Schweiz) eigenes Unrecht aufzuarbeiten. Haben wir nicht. Stattdessen sperren wir die wichtigsten Whistleblower ins Gefängnis, führen ein paar Pseudoprozesse durch, die fast alle mit Freisprüchen bzw Bauernopfern enden. Und anschliessend ignorieren wir die Vergangenheit so gut es geht. (dh wir begründen eigenes Nichtstun durch die Priosierung des aktuellen Unrechts; in der Hoffnung, dass das eigene Unrecht dann erst Recht vergessen geht)

"Der" internationale Strafgerichtshof (schon klar, dass dies nicht sauber definiert ist) wird grundsätzlich als "parteiisch" (zB USA) abgelehnt, so lange es darum geht, die eigenen Verbrechen aufzuarbeiten. Aber so bald es um andere geht, sammeln "wir" (also die USA) fleissig Beweise. Doppelmoral/Verlogenheit at its best.

Mir ist klar, worauf der Autor zielt.
Aber er vergisst eines: sehr viele Kritiker der aktuellen Situation sind damit einverstanden, dass Russland bestraft wird, das getätigte Verbrechen in der Ukraine strafverfolgt werden. Bzw Sanktionen ergriffen werden, um den Krieg möglichst schnell zu beenden.
Worauf sie hinweisen, sind:

  1. Die Aufarbeitung sollte rechtsstaatlichen Prinzipien genügen.
    Aussagen a la auch angesichts der bereits bekannt gewordenen Kriegs­verbrechen und Gräuel­taten wie des Massakers von Butscha sind für unabhängige/neutrale Journalisten ein Unding. Es ist ein "mutmassliches" Massaker. Zu einem nachgewiesenen wird es erst, wenn es sauber juristisch aufgearbeitet worden ist. Und zwar durch unabhängige Experten Gerichtsurteil inklusive.
    Bis dahin gilt (wie bei allen anderen potentiellen Verbrechern und Mördern auch) die Unschuldsvermutung. Es ist traurig, wenn man auf diese wichtige Detail Journalisten der Klasse der Republik hinweisen muss. Noch dazu ein zentrales unseres Rechtsstaates!
    Die Unschuldsvermutung gilt auch für Russen. Ob es uns passt oder nicht. Wenn uns der Rechtsstaat und unsere Werte wirklich so wichtig sind, wie alle behaupten, dann müssen wir mit diesem Zusatz leben.

  2. Sanktionen sollten ähnlich wie Strafen einen bestimmten Zweck verfolgen und mit Augenmass verhängt werden. Unsere Rechtssprechung kennt nicht umsonst das Prinzip der Verhältnismässigkeit.
    Interessant ist aber, wie viele sich weigern, grundsätzlich den Sinn oder Unsinn der einzelnen Massnahmen zu hinterfragen. So lange es nur gegen "Russland" geht, ist alles ok. Dh auch hier hebeln wir bewusst zentrale Säulen unsrer Rechtssprechung/unsres Wertesystems aus, weil der Feind passt.

  3. Das mit der Akribie, wie man sich dem Ukraine-Thema angenommen wird, doch bitte auch die Themen "Afgahnistan, Irak, Jemen usw usf" angegangen werden. In einem Rechtsstaat kann und darf es nicht sein, dass gleiche Verbrechen unterschiedlich gehandhabt werden. Das der entscheidende Punkt für eine Rechtsverfolgung nicht die eigentliche Tat sondern die Nationalität des mutmasslichen Täters ist.

Es wurden mittlerweile einige Interviews mit befreundeten/verbündeten Staaten geführt, warum sie sich den Sanktionen nicht angeschlossen haben.
Für uns mag die fehlende Aufarbeitung zB des Iraks kein Problem sein. Für sie ist es definitiv eins. Denn für sie ist es der "gerichtliche" Massstab, der für ihr eigenes Handeln dient. Und auch der Massstab, wie sie uns bewerten.

Was jetzt passiert, ist genau genommen ein imagemässiges Debakel für den Westen und seine Werte. Es zeigt dem Rest der Welt, dass es mindestens doppelte Standards gibt. Eins für uns "Westler" - und eins für den Rest der Welt.
Sowohl Indien als auch die arabische Staaten sagen nicht umsonst: "man kann dem Westen nicht trauen" (u.a. in Spiegelinterviews mit Vertretern dieser Länder nachlesbar). Ich gehe davon aus, dass sich diesem Satz sehr viele andere Nationen anschliessen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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"Der" internationale Strafgerichtshof (schon klar, dass dies nicht sauber definiert ist) wird grundsätzlich als "parteiisch" (zB USA) abgelehnt,

Gut haben Sie diese Stelle – diesmal ohne es kenntlich zu machen – editiert. Denn zuvor stand da «Internationale Gerichtshof», so dass ich hier abermals den Unterschied zwischen Internationalem Gerichtshof (IGH) und Internationalem Strafgerichtshof (IStGH) hätte erläutern müssen.

Die Frage ist, was genau ist «nicht sauber definiert»? Die Institutionen IGH bzw. IStGH sind ziemlich klar definiert, würd' ich sagen.

Eine Frage stellt sich auch hinsichtlich Ihrem schillernden Gebrauch von «Wir» und «Sie». Wer ist nun «Wir»? Nicht die Schweiz, z. B. die USA oder nur die USA? Und wer ist «Sie»? Andere, Kritiker, Irak? Wer meinen Sie z. B. mit:

Worauf sie hinweisen, sind

Hätten Sie zu den darauffolgenden Punkten auch Quellen? Sonst hat es leider den Anschein, als würden Sie Ihre eigenen Ansichten als solche von Anderen ausgeben.

Und was den Vorwurf anbelangt, dass «der Westen» hofft, «dass das eigene Unrecht dann erst Recht vergessen geht», so hat dieser – im Gegensatz etwa zu Russland – eine freie Presse, welche immer wieder Unrecht in Erinnerung ruft und auch anklagt. Gar auf Times-Titelbildern, was man sich in Russland und anderswo kaum vorstellen kann. Gerade auch, was den Irakkrieg von 2003 anbelangt:

  • Spiegel: Klagt sie an!

  • Zeit: Kriegsherren im Westen

  • SZ: Mordanklage problematisch

  • FAZ: Bushs Boykott

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Von der freien Presse "im Westen" kann auch ein gewisser Herr Assange ein Lied singen ...

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Слава Україні!
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· editiert

Es sind (!) meine Ansichten.

Bzgl. EDIT - das habe ich geändert, als ich ihre Antwort auf dem anderen Beitrag gesehen habe. Verzeihung, dass ich es korrigiert hatte. Also lernwillig war - nicht sauber definiert ist übrigens meine Aussage :)
EDIT2: Ich musste jetzt doch noch mehrmals ihre Erklärung nachlesen. Habs mir jetzt in meiner Bibo verlinkt :)

Ich habe mir meine Aussage jetzt 3 mal durchgelesen.
Warum genau haben sie die 4 Artikel verlinkt?
EDIT 3: jetzt doch der Nachsatz - wie gut ist ihr russisch? Und wie gut kennen sie die russische Medienlandschaft tatsächlich? Dh was von ihrer Aussage ist Spekulation, was Tatsache?
Fakt ist, das meine Aussage hinsichtlich der Regierung korrekt ist. Man hofft auf das Vergessen. Fakt ist auch, dass ausser ein paar Artikeln, die immer mal wieder vorgekramt werden, wenn die politische Weltsituation es erfordert, nichts wesentliches passiert.
So lange dies der Fall ist, sind diese Artikel heisse Luft. Reine Selbstbeweihräucherung wie toll kritisch wir doch sind.


In keinem davon finde ich einen Hinweis auf eine saubere juristische Aufarbeitung der Geschehnisse, Verurteilungen inklusive.
Überall steht nur "man müsste"... Hilft den Opfern nur Recht wenig...

(EDIT: aus "Opfer" wurde "Opfern".)

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Bei diesen undefinierten "wir" und "sie" wird alles in einen Topf geworfen, wo aber Differenzierung angebracht wäre. "Man kann dem Westen nicht trauen". Auch Sie gehen offenbar von einer allgemeinen Sippenhaft aus.
Was die "Akribie" beim Ukraine-Thema anbelangt, scheint mir dort sehr klar, wer Agressor und wer die Opfer sind, während ich bei anderen Kriegen die Übersicht verloren habe.

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Слава Україні!
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Leider ist es auch in der Ukraine nicht alles so klar wie es scheint.

Klar ist in erster Linie eins: Putin hat den Krieg angefangen. Und seine Armee hat hohe Verluste zu verzeichnen.

Was m.E. auch klar ist, dass es bei den Angriffen Kollateralschäden gab. Und ebenso, dass Mariupol eine Grausamkeit erlebt, die einem die Tränen in die Augen treibt.

Was aber komplett unklar ist, ist, was sich in vielen angegriffenen Gebäuden befunden hat. Im Weltspiegel vom 3.4. war ein Reporterteam in einem Dorf in der Nähe von Mykalaiv. Plötzlich wurde die Reportage von Artelleriebeschuss unterbrochen.
Der Grund: die ukrainische Artellerie schoss vom Dorfrand auf die Russen.

Tja. Schiessen die Russen zurück, wird das Dorf getroffen. Mind. der Dorfrand... Voila: Kriegsverbrechen dokumentiert. Also der Russen. Kein kritisches Wort über die Stellungen der Ukrainer.
https://www.ardmediathek.de/video/w…YTQyYTU2YQ

Ca. bei 2:36/2:40.
=> In der Reportage wird die Grausamkeit der Russen dokumentiert. Dabei interessiert den Reporter überhaupt nicht, ob es in dem Dorf zu dem Zeitpunkt ukrainische Stellungen, Unterkünfte etc gab oder nicht. Und das, obwohl im gleichen Beitrag nachgewiesener Massen ukrainische Stellungen am Ortsrand sind. Bestätigt durch genau eben jenen Reporter.

Oder hier:
https://www.ardmediathek.de/video/w…MjdkMWZjOQ

Die ukrainische Armee war bei der Rückeroberung auch nicht zimperlich wie man sehr deutlich anhand der zerschossenen Panzer sehen kann. Welche zivilen Tote/Infrastruktur auf Kosten der ukrainischen Seite gehen, interessiert in der Reportage überhaupt nicht. Es ist völlig unmöglich, dass die Ukrainer - noch dazu bei vergleichbaren Waffensystemen, teils älter - präziser schiessen als die Russen.

Interessant ist auch folgender Tagi-Artikel, der Kriegsverbrechen der Russen behandelt (Darstellung halte ich für realistisch).
Und doch gibt es einen Satz, der dort "nicht hingehört", weil er das Bild der vorbildlichen ukrainischen Armee massiv stört:

Nun fürchtet sie, die Unterlagen könnten zerstört oder gestohlen werden, und will deshalb zurück. Ist das denn nötig, jetzt, wo Irpin wieder in ukrainischer Hand ist? «Haben Sie eine Ahnung», spottet Maja Lenok: «Essen, Geschirr – unsere Truppen nehmen auch einiges mit.» (Gegen Ende des Artikels)

Nochmals: ich traue der russischen Seite alles zu. Aber der ukrainische eben auch.

Es bleibt dabei: die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst. Das ist in dem nicht anders.

PS Sippenhaft. Aktuell nehmen wir die komplette russische Bevölkerung in Sippenhaft. Gnade einem Gott, man stellt dieses Vorgehen in Frage. Putinversteher ist fast noch das freundlichste, was einem entgegnet wird.

Warum sollte es "uns" daher besser gehen als den Russen?
Die Schweiz hat sich mit dem Anschluss an die Sanktionen positioniert: "wir" gehören zum Lager USA/UK/EU. Mitgehangen, mitgefangen.

Die meisten in der Welt interessieren dann "Details" nicht. "Uns" übrigens genauso wenig...

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Vom "Westen" (den es so monolithisch nicht gibt) begangenes Unrecht kann von der sich als frei begreifenden Presse nur so lange risikofrei thematisiert werden, wie dadurch weder wirtschaftliche noch Machtinteressen bedrohlich ins Wanken geraten. Wenn sie wanken, müssen Journalisten mit einem Ausgang wie Assange rechnen; falsche Anklagen und gefakte Beweise inklusive. Die Republik hat das ja beeindruckend und gut aufgedröselt.

Zu Butcha: Waren es Russen? Vermutlich. In Gänze oder zu Teilen, das kann mit Sicherheit derzeit niemand sagen. Zuzutrauen ist es der russischen Armee. Dass die Medien sich auf diese These konzentrieren und die darauf hindeutenden Beweise ist verständlich. Weniger verständlich finde ich, wenn diese These als bewiesen angesehen wird. Die CIA und spätestens seit dem NSU auch deutsche Geheimdienste haben ja gezeigt, wie dehnbar Demokratie und Moral sind, wenn es um die tatsächlich oder vermeintlich gute Sache geht. Oder auch nur um die eigene Karriere.

Im Netz gibt es Videos von ukrainischen Soldaten, die Gefangene traktieren mit Tritten gegen den Kopf etc. In der Presse habe ich dazu nichts gelesen. Vermutlich sieht sie's als normale Begleiterscheinung von Kriegen an, die nur der Gegenseite anzulasten ist. Alles andere wäre Whataboutism.

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Die Aussage "Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer" stimmt so nicht, wenn man reine Neutralität meint. Sie hilft aktiv keinem von beiden. Dass neutrales Verhalten den Unterdrücker nicht daran hindert, sein Opfer zu plagen, das ist schon richtig und das ist es wohl, was Elie Wiesel meint.
Aber für diese Fälle haben wir ja die UNO und im Besonderen den UN-Sicherheitsrat, welcher sich mit Konflikten zwischen Staaten befasst.
Der UN-Sicherheitsrat hat das im Fall des Einmarsches der russichen Armee in die Ukraine auch getan. Es hat sogar mit historischem Mehr eine Resolution verabschiedet, welche Russlands Feldzug aufs Schärfste verurteilt.
Nur: Russland ist ständiges Mitgleid des UN-Sicherheitsrates und seine Stimme ist für die effektive Annahme einer Resolution zwingend. Russland hat das Veto dagegen erhoben. Und: Obwohl Russalnd im gegebenen Konflikt Partei ist und sich gemäss der UNO Charta hätte der Stimme enthalten müssen, wurde dem Veto stattgegeben, so nach dem Motto: Na ja, wenn ihr es sagt, dann macht halt...
Das heisst im Klartext: Die UNO verhält offiziell in diesem Konflikt neutral, es gibt keine offizielle Stellungnahme, weder gegen den Unterdrücker noch für das Opfer.
Die NATO ist mit Worten sicher Partei, aber in den Taten ist sie recht zurückhaltend, denn Russland ist nicht nur eine UN-Vetomacht, sondern eben auch eine Atommacht. Und mit so einer will/kann/darf/soll niemand wirklich aufs Letzte gehen.
So ergreift man weitum leise Partei für das Opfer. Man versucht dem Unterdrücker wirtschaftlich zu schaden (aber ein bisschen Gas brauchen wird dann schon noch...) und dem Opfer zu helfen (Panzerfäuste liefern, Flüchtlinge beherbergen, etc). Was in diesem Modus am Ende herauskommt, ist relativ unklar, bis auf eines: Es werden eine ganze Reihe von blühenden Städten in Schutt und Asche versunken und viele Unschuldige werden auf grauslige Art zu Tode gekommen sein (sowohl Ukrainer und Ukrainerinnen wie auch russische Rekruten, welche wohl lieber auch nicht in diese Geschichte verwickelt wären).
Was wir dabei lernen: Vereinte Nationen hin, Neutralität her, was wirklich gilt: Might is right, der Stärkere hat recht und die Geschichte wird anschliessend von den Siegern geschrieben.

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Слава Україні!
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Nicht Worte sind entscheidend sondern Taten.
Was nützt ein geschlossenes Abstimmungsergebnis, wenn fast alle danach zum "business as usual" übergehen?

In dem Punkt ist einzig die Haltung des Westens konsequent. Und selbst die nur bedingt, weil man primär Maßnahmen beschlossen hat, die einem selbst kaum weh tun.

Wirklich konsequent wäre ein Boykott sämtlicher Lieferungen von Rohstoffen aus Russland. Aber den Preis sind wir dann doch nicht bereit zu zahlen.

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In der ersten "Arena" srf nach der Invasion (25. Februar) kam kurz eine aus dem Donbass stammende Krankenschwester zu Wort (ab Minute 18, aufgezeichnet und abrufbar).
Ihre Botschaft war grosso modo "what about us", die russische Teilbevölkerung, vier Millionen, die seit acht Jahren unter ukrainischer Verfolgung und Bombardierung leide. Dass sich niemand, auch keine Journalisten, für diese Verletzung der Menschenrechte interessiert habe. Der Satz "Putin ist unser Befreier", der bleierne Stille im Saal auslöste, wurde vom nicht zu beneidenden Moderator mit der in eine Frage verpackten Unterstellung abgewiegelt, ob sie das aus den russischen Medien habe, obwohl sie schon gesagt hatte, sie habe täglich mit ihren Angehörigen im Donbass telefoniert. Zwei Gegenvoten relativierten im Sinn von "mag schon sein, dass in ihrer Wahrnehmung, aber.. von Putin instrumentalisierte Opfer", etc. Nur allzu verständlich in einer Runde, die unter dem Schock der eben erfolgten Invasion stand. Der Moderator gab ihr dann noch die Chance, zu sagen, dass sie ihr Leid nicht vergleichbar finde mit dem nun erfolgten Angriff auf alle ihre "Brüder und Schwestern", das ukrainische Volk, der "niemanden glücklich mache."
Den Widerspruch konnte sie nicht mehr ausführen, und seither hat man sich davor gehütet, irgendwelche, auch sprachmächtigere Vertreter dieser "Separatisten", einzuladen. Die Anführungszeichen gelten dieser Frau, die den Eindruck machte, keinerlei Separatisten-Ideologie anzuhängen, vielmehr dem naiv "menschlichen" Ideal der ukrainisch-russischen "Brüder und Schwestern".
Stimmen, auch schärfere, aus dieser Ecke sind wohl tabu, weil Putin sich damit rechtfertigt. Diese Invasion ist durch nichts zu rechtfertigen. Umso mehr bedaure ich, dass in der Flut der Artikel kaum je dieser achtjährige Krieg, und der Ablauf sowie das Scheitern des Minsker Abkommens, sachverständig und detailliert dargelegt wurde. Ob beispielsweise das Gerücht, dass in Teilen des Donbass die russische Sprache in der Öffentlichkeit verboten wurde, bestätigt oder nicht bestätigt werden kann. Momentan steht alles, was das Bild einer unfehlbaren Ukraine allenfalls schattieren könnte, offenbar unter Zensur und Selbstzensur.
Die Kritik an der Tendenz des Artikels, Vergleichsstudien verschiedenster Art in eine whataboutism- Riesenschublade zu zwängen und überwiegend abzustrafen als ein Sich-Drücken vor Parteinahme, ist in den Kommentaren schon genügend zu Wort gekommen. Zum Irak, zur Nato-Erweiterung, zum Scheitern der Friedenspolitik, zur Doppelmoral auf der einen, zur Geschichte und zum Wahn des heiligen Russlands auf der andern Seite, habe ich, die das alles am Rand miterlebt hat, von derartigen Artikeln und Reden einiges gelernt. Und bedanke mich für Hinweise auf gründliche Analysen und Einordnungsversuche des innerukrainischen Kriegs, Vorläufer der laufenden Katastrophe.

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Sowohl Amnesty international wie auch OSZE hatten die mutmasslichen Vorgänge im Osten der Ukraine seit 2014 thematisiert, halten aber auch fest, dass eine unabhängige Prüfung insbesondere in den durch die Separatisten dominierten Gebieten nicht möglich war.

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Lieber Herr S., oben meine Antwort auf ihre Antwort, war nicht als weiterer Beitrag gedacht

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Danke für ihre klaren Worte. Ich schliesse mich Mal Ihrem Wunsch nach Hinweisen auf gründliche Analysen ohne Aussparung der vorangegangenen innerukrainischen Konflikte- inklusive der russischen Einflussnahme darauf..

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Danke für Ihre Aufmunterung. Oben ein über die folgende Antwort gefundener hochinteressanter link.

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Regula Schindler
Antwort
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www.laender-analysen.de/ukraine. Nr 261 14.02.22

Vielen Dank. Über OSZE bin ich auf den obigen link gelangt. Differenzierte und detailreiche Analysen der "sogenannten Volksrepubliken", sowie Chronik der Ereignisse bis zum letzten gescheiterten Normandie-Format der Minsker Verhandlungen. am 10. 02 .22

Empfehlenswert:

Leben im Schatten: Überlebensstrategien der Menschen in der »Volksrepublik Donezk« Von Yana Lysenko (Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen)
Kurzzitat: "Über die tatsächliche Lebenssituation der Bevölkerung in den besetzten Gebieten wurde kaum berichtet. Zumeist wird in der ukrainischen und auch in der westlichen Berichterstattung davon ausgegangen, dass die Menschen in den besetzten Gebieten der Ostukraine (den Donezker und Luhansker »Volksrepubliken« – sog. »DNR« und »LNR«) keine handelnden Akteure im aktuellen Konfliktgeschehen sind, sondern eher eine von russischer Propaganda beeinflusste anonyme Volksmasse darstellen, die Putin als Objekte seines Machtspiels mit der Ukraine benutzt."

Diese eindimensionale Berichterstattung wird auf unvoreingenommene Art und Weise aufgefächert-

sowie
Die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen: was ist möglich?
Von Heiko Pleines (Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen)

Vor nur 2 Monaten war ein derartiger Titel noch "möglich".

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Wenn wir schon dabei sind: Amesty international zu Ukraine (inkl den besetzten Gebieten):

https://www.amnesty.org/en/location…a/ukraine/

Ohne Ihren Beitrag qualifizieren zu wollen:

Über OSZE bin ich auf den obigen link gelangt

Das muss nicht heissen, dass dies eine Position der OSZE ist. Auf der webseite der OSZE finden sich zum Beispiel auch Beiträge russischer Propaganda, weil die OSZE nicht zensiert.
edit: quote markdown

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Whataboutism ist ja nichts Neues, hier die älteste Quelle eines Whataboutisten: "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?" Neues Testament, Bergpredigt.
Nein, ich will nicht blasphemisieren, sondern meinen: man kann beides: Missstände benennen ohne sie kleinzureden, und gleichzeitig gegen Doppelmoral kämpfen, indem man klarstellt, dass gleichartige Dinge überall, auch auf der eigenen Seite, geschehen und zu verurteilen und zu verhindern sind.
Eigentlich hat Jörg Heiser das in seinem Artikel schön dargestellt. Dass der zweite Teil, zur Doppelmoral, in der Schlussfolgerung fehlt, hinterlässt aber Zweifel, ob er das Anliegen der Doppelmoral wirklich ernst meint.

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Vier Wochen nach ihrem Statement zu Tschetschenien staune ich jetzt doch. Damals schrieben Sie:

Tschetschenien gehört zu Russland. Es war nie ein eigener Staat. Das war eine (eine Zeitlang erfolgreiche) Rebellion in einer Unruheprovinz.

Grosny sah damals, nach der "Befriedung" so aus wie Mariupol heute, oder eher noch schlimmer. Da würde ich Sie doch auch bitten,

Missstände (zu) benennen ohne sie kleinzureden

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Danke, Herr Salvi, dass Sie mein Anliegen der Vermeidung der Doppelmoral / dem Anlegen derselben Messlatten auf allen Seiten unterstützen. Sie haben recht, ich muss mich da selber auch messen lassen, und ich habe sicher blinde Flecken, bzw. Balken im Auge.
Ich entschuldige die Zerstörungen von Grosny keineswegs, und ich war damals auch entsetzt darüber. im zitierten Satz nicht Zerstörungen und Kriegsverbrechen abgestritten. Ich stellte fest, dass die meisten der unabhängig gewordenen Sowjetistans in gutem Einvernehmen mit Russland leben und Tschetschenien nicht das Gegenteil beweist, weil es eine innenpolitische Sache war. Etwa so, wie aus der Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA keine Hegemoniegelüste der USA in Afrika abgeleitet werden können.

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Märchentante*onkel
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Ich glaube, wir Republiklesenden sind so ziemlich alle fähig, den aggressiv-kolonialen Charakter dieses Angriffs­krieges sehen zu können. Wir brauchen kein Warnschild, dass wir allenfalls Whataboutismus betreiben könnten, wenn wir über Wesen und historische Zusammenhänge von Kriegen nachdenken.
Ganz im Gegenteil:
Es ist nur mit dem allergrössten Unwillen, dass ich darauf hinweise, es für unsere staatsbürgerliche Pflicht zu halten und übrigens auch für die noble Aufgabe dieses Mediums, den Mächtigen auf die Finger zu schauen und sich Fragen zu stellen, weshalb denn dieser Krieg entstanden ist, wer von ihm profitiert (eine schreckliche Frage, der wir uns leider aber stellen müssen), wie wir auch die Reaktion westlicher Regierungen historisch kritisch analysieren und bewerten und uns Gedanken darüber machen sollten, wem sie nützen oder schaden wird.
Ich möchte hierzu nur auf den Kommentar von Bernie Sanders im Guardian von Anfang Februar verweisen, der zu den Ursachen des Kriegs für mich schlüssig argumentiert.
https://www.theguardian.com/comment…ar-ukraine

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acc@eml.cc
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What about dem Koordinaten­system der Neoliberalen und rechten Kräfte? Es sind nicht die Progressiven die uns diese Abhängigkeiten von z.B. Gas eingebrockt haben, im Gegenteil sind sie die Warner seit Jahrzehnten. Dass sie nun mal einfach die Füsse still halten sollen, weil es die Situation eben nicht anders erlaubt, ist dann doch etwas ermüdend. Schlussendlich hat niemand befohlen seine halbe Wirtschaft auf russischem Gas aufzubauen. Ja, diese Fragen und Widersprüche müssen tatsächlich diskutiert werden.

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Citoyenne
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Ja, ich denke auch, dass das Aufdecken des Zusammenwirkens der Rechten (und auch gewisser Vertreter der Linken, aber auch religiöser, alternativer, esoterischer etc. Kreise) mit totalitären Systemen zwecks Machtgewinn oder Gewinnmaximierung, die menschenverachtende Geschäftspraxis überall wo’s möglich ist, die Unterwanderung und Verquerung der Institutionen der sozialen Sicherheit, der Gesundheit und immer mehr auch der Bildung, überhaupt die Besetzung von Machtpositionen in Wirtschaft, Politik, Recht, Militär, Polizei, Medien, usw. mit ideologisch gleichgeschalteten Personen, usw., dass das Aufdecken dieses Zusamnenwirkens, wie es Investigativ-Journalismus schon seit 30 und mehr Jahren tut, hilfreich ist um die Interessen und Motive der verschiedenen Positionen in DIESEM Krieg zu entlarven.
Um auf ihr Wortspiel einzugehen, wäre das dann aber KEIN Whataboutism!
Aber das wissen informierte Menschen ja eigentlich schon lange!
Zentral erscheint mir jedoch die Frage, wie DIE Menschen, die bereits gleichgeschaltet sind, noch zur Vernunft gebracht werden können und wie verhindert werden kann, dass es aus purer Verblendung, Frustration oder Not, mehr werden.
Irina Scherbakowa (Memorial-Mitbegründerin) hat gestern bei Lanz ausgedrückt, dass der Verlust der moralischen Werte der Aufklärung die Unterdrückung und Katastrophe der Kriege Putins erst möglich machen/gemacht haben. Die Ideologie: Es geht nicht mehr um die Integrität des Einzelnen Menschen, sondern um das Funktioneren der Maschine Staat und den Sieg dessen Führung. Der Einzelne ist kein Mensch, sondern ein Rädchen, das das Ganze am Laufen hält. Sand im Getriebe muss also sinnvollerweise, sieht ja jede*r ein, „entfernt“ werden.
Auch in der CH, ja auch hier in den Kommentaren haben wir Menschen, die für Menschenrechte nur Häme übrig haben und für Wahrheitssuche nur Hohn!

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acc@eml.cc
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Ich stimme Irina Scherbakowa absolut zu und sehe da auch einen Ansatz um die "Abgehängten" zu erreichen, mit dem konsequenten Vermitteln von Aufklärung/Humanismus etc. Die Rechtspopulisten werden natürlich toben, was solls. Diejenigen die partout nicht hören wollen, müssen das wahrscheinlich auf die "harte Tour" lernen, wie das Litauen, Lettland und Estland das offenbar bereits hinter sich haben. Leider befürchte ich, dass das die grosse Mehrheit ist... um jetzt einfachheitshalber beim Gas zu bleiben:
https://www.srf.ch/news/internation…machts-vor

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«Unrecht darf gegen Unrecht nicht ausgespielt werden, schon gar nicht zur Legitimation des eigenen Nichtstuns.»

Herzlichen Dank für den Artikel – und diesen treffenden Schlusssatz.

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MissCellaneous
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Na dann halten sie sich mal dran und mit ihnen die ganze Welt. Dann vergessen wir einfach das Unrecht der Vergangenheit. Bin gespannt ob dann alles gut wird. Nicht.

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Ärztin
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Aha. Herr B. entscheidet darüber, was ich sagen und denken DARF und NICHT DARF. Eine derartig aggressive Antwort erklärt m.E. hinreichend, warum manche sich an der Debatte lieber anonym beteiligen - aber dennoch mit Herzblut.

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Multifunktional
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Ist zwar off topic, aber ich staune immer wieder, wie oft Frau B. mit Herr angesprochen wird, obwohl aus ihrer Rolle klar hervorgeht, dass sie weiblich ist…

Zum Thema: von einer intelligenten Frau wie Ihnen sollte man eigentlich weniger Polemik und „Whataboutismus“ sondern mehr inhaltlich differenzierte Auseinandersetzung erwarten dürfen. Ich verstehe Frau B. so: anonyme und konstruktive Stellungnahmen sind kein Problem. Anonyme polemische Rundumschläge gehören nicht hierher resp. da darf auch der Absender hinterfragt werden.

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Ärztin
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Werte Frau B., entscchuldigen Sie bitte die falsche Anrede. Passiert mir als Ärztin auch oft. Ihr Beitrag kam für mein Empfinden so männlich-selbstbewusst daher. Aber das war offenbar ein unvorsichtiges Vorurteil von mir. Sorry.

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Citoyenne
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Vielen Dank Frau W. für ihr genaues Lesen und Zusammenfassen meiner Antwort.

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Ärztin
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Interessante Debatte!
Worüber unterhalten wir uns?

  1. Darüber, was angesichts des bewaffneten Konflikts in der Ukraine gesagt, gedacht und zu Vergleichen herangezogen werden DARF und was NICHT? Tatsächlich?!
    Wäre es nicht ein Beweis der republikanisch-demokratischen Gesinnung "des Westens", eine Vielfalt von Gesichtspunkten und Meinungen nicht nur gelten zu lassen, sondern sogar interessiert zu begrüssen? Diese Art des Denkverbots (in Form der "antifaschistischen" Propaganda und "Umerziehung" durch die Aliierten) kenne ich schon seit meiner Schulzeit im Österreich der Nachkriegszeit. Sehr interessant, dem hier und jetzt wieder zu begegnen.
    (Eine bosnische Patientin weinte Ende März in der Sprechstunde darüber, dass sie nicht mehr schlafen und mit niemandem mehr reden könne, weil ihre Angst, Bosnien könne demnächst ein gleiches Schicksal wie die Ukraine erleiden, niemand von ihr hören wolle. - Inzwischen ist Russlands Drohung gegen Bosnien durch die Medien gegangen!)

  2. Darüber, was man jetzt MUSS (nämlich Solidarität zeigen mit der Ukraine mit Sanktionen und Waffenlieferungen)? Wenn man Frieden stiften und Leben bewahren will, sollte man vielleicht besser keine Waffen liefern. (Wenn ein Psychotiker mit einem Messer bewaffnet ist, wird die Situation nicht dadurch entschärft, dass man selbst noch mehr Messer ins Spiel bringt, im Gegenteil).
    Der österreichische Konfliktforscher Friedrich Glasl gibt in seinem youtube-Beitrag zum Ukrainekonflikt aus seiner lebenslangen Erfahrung als Vermittler in internationalen Konflikten ganz andere gut begründete Tipps. Wäre mindestens eine erwägenswerte Alternative.

  3. Das Propagieren von kategorischem NICHT DÜRFEN, aber SOLLEN und MÜSSEN ist in meinen Augen ein Versuch, Macht zu gewinnen in einer Situation, die uns Menschen in Europa, in der Ukraine und in Russland (fast) alle in Wirklichkeit eine grosse Ohnmacht erleben lässt, und tiefe Trauer und Ratlosigkeit erzeugt angesichts von so viel täglich in die Wohnstuben transportierten menschengemachtem Leid und Unrecht, perversen Morden, sinnloser Zerstörung. Ja, zu all dem sind wir Menschen fähig. Aber wir wollen lieber über uns selbst denken, wir wären es nicht, und weil wir alles so gut und richtig machen, sollten es doch auch alle andern genauso machen wie wir. Das ist Hybris. Es ist sehr oft nicht leicht oder gar nicht möglich zu wissen, was "das Richtige" ist in einer konkreten Situation, denn während man einem Ideal folgt, verrät man ein anderes, und man kann nicht handeln oder nicht handeln, ohne auch selbst schuldig zu werden.
    Wer z.B. über das Dilemma nachsinnen will, ob man, wenn man gegen den Krieg kämpfen will, sich dazu mit dem Bösen verbinden soll oder nicht, lese bei Martin Buber, "Gog und Magog" nach - eine Geschichte, die in napoleonischer Zeit angesiedelt ist: es ist offenbar eine uralte Frage der Menschheit und des Menschseins.

  4. Last not least: WHAT ABOUT die ungezählten verhungernden Kinder und an HIV, Tbc, Ebola und CoviD sterbenden jungen Erwachsenen und Alten in Afrika, deren Tod "der Westen" mit Nahrung, Impfungen und Medikamenten wohl weitgehend verhindern könnte - wenn wir das verhindern wollten und uns dafür zuständig fühlten! Fazit: Es geht gerade gar nicht um Menschenleben in der Ukraine oder anderswo, sondern um Machtsphären und wirtschaftliche Abhängigkeiten in Mitteleuropa.

  5. WHAT ABOUT die Ernüchterung, dass jeder von uns nur in unscheinbar kleinem Ausmass beitragen kann zu Frieden und Heilung in der Welt ? - und selbst das, wie wir alle wissen, ist schwierig genug.

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Citoyenne
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Wenn sie schon solche Behauptungs-Whataboutism-Bagatellisierungs-Pauschalisierungs-Zuschreibungs-etc-Tiraden lostreten, möchte ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Sonst muss ich zwischenzeitlich leider davon ausgehen, dass da wieder jemand versucht, hier russische Verwirrungs-Propaganda zu fluten. Nach all der differenzierenden inhaltlichen Auseinandersetzung mit diesem Krieg und seinen Auswirkungen und Folgen in den Artikeln der Republik und hier in den Kommentaren der letzten Wochen ist für mich sonst ein solcher Kommentar wie der ihre nicht mehr nachvollziehbar.

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MissCellaneous
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Die anonyme Ärztin hat viel besser argumentiert als sie Frau B. Und Propaganda gibt es genauso auch im Westen. Woher wissen wir denn, dass sie nicht auch Propaganda betreiben?

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Historiker / Politologe
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Man kann Whataboutism nutzen, um die Unrechtsfakten miteinander zu vergleichen und zu verrechnen - und damit seine eigene Untätigkeit rechtfertigen. Das setzt allerdings voraus, dass man schon beim ersten Unrecht nicht aktiv geworden ist - und wie will man das dann entschuldigen? Aber wir könnten uns auch selbst den Spiegel vorhaltem:

Man kann Whataboutism auch nutzen, um die Unterschiede der eigenen Reaktionen auf Unrecht zu reflektieren: Wir reagieren z.B. Auf die Gräuel von Butscha so tief empört, dass viele eine weitere Drehung der Eskalation fordern; aber warum haben wir uns bei anderen Grausamkeiten mehrheitlich zurückgehalten? (Hier ließe sich eine lange Liste aufsetzen, in die auch gehört: Vietnam, Algerien, Chile, die Ertrunkenen im Mittelmeer, usw.)

Was also macht die jüngsten Ereignisse so politikfähig? Was triggert uns über das Vergleichbare hinaus? Was ist beim Ukraine-Krieg der besondere Faktor? Und damit auch: Was macht uns hier manipulierbar? So verliert z. B. Sascha Lobo, ein sonst cooler Beobachter vieler Ereignisse, im Spiegel-Online seine Balance, wenn er eine „Mitverantwortung“ von 80% der Russen für den Krieg und die Gräuel behauptet und damit in einen neuen anti-russischen Nationalismus verfällt, während Kollektivschuld doch nie eine Rechtfertigung für politische Maßnahmen sein kann.

Whataboutism hat also auch ein produktive Seite: Er kann uns unseren eigenen Motiven näher bringen.

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Alle kämpfen gegen Nazis oder Raschisten oder Protofaschisten oder Schizofaschisten. Oder behaupten dies zumindest. Wahrscheinlich, weil die Nazis ein Symbol für das absolut Böse ist, auf das sich alle ohne großes Nachdenken einigen können. Außer den Nazis natürlich, wobei vermutlich auch die zwischen guten und bösen Faschisten unterscheiden ("Wenn das der Führer wüsste!"). Manche glauben das tatsächlich, andere tun nur so, Wissenschaftler streiten sich derweil über die schlussgültige Definition des Faschismus-Begriffs. Die konservative Regierung Thatcher wähnte hinter dem Bergarbeiter-Gewerkschafter Scargill einen linken Faschismus schimmern. Und im Hintergrund läuft Klientel-Politik. Und plötzlich gibt es keine durchsetzungsfähigen Gewerkschaften mehr.

Der Vorwurf des Whataboutism wird oft dazu eingesetzt, komplexe Themen als wenig komplex darstellen zu können.

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Der permanente Vorwurf von "Whataboutism" ist Whataboutism-Whataboutism.

Denn den verlogenen Westen und seine angeblichen Anfuehrer der Verteidigung von Voelkerrecht und Menschenrechten daran zu erinnern, dass sie mit ihren blutigen Haenden die allerletzten sind, die als solche moralisch integren Anfuehrer taugen, daran zu erinnern, dass wer einen Kriegsverbrecher vor ein Tribunal zu stellen fordert, sich vorher besser fuer seine eigenen Kriegsverbrechen vor einem solchen Tribunal verantwortet, bevor er oder sie ueber andere zu Gericht sitzt, stoert dabei sich zu von niemandem ernannten Richtern aufzuspielen.

Ich lasse mir von einer Madeleine Albright (moege sie trotz allem in Frieden ruhen) nicht unwidersprochen vorjammern, ach, die armen ukrainischen Kinder, nachdem sie es "wert" fand, mehr als eine halbe Million irakischer Kinder fuer einen auf dreisten Luegen basierenden voelkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu ermorden. Dass sie nicht mal rot wurde dabei, zeigt die ganze Verlogenheit des transatlantischen Westens.

Und daran zu erinnern, dass Joe Biden, der als Oppositionsfuehrer mithalf, die Kriegsluege von angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen zu etablieren, ausgerechnet an dem Tag ein Tribunal fuer Wladimir Putin fordert, an dem 2019 die USA der damaligen Chefanklaegerin des Internationalen Strafgerichtshofes drohte fuer ihre Absicht, auch US-Politiker und -Militaers fuer Kriegsverbrechen in Afghanistan anzuklagen, dann ist das kein Whataboutism, wie Euer und andere Autoren behaupten sondern politische Hygiene.

Die Wahrheit ist, dass es den scheinheiligen transatlantischen Westen bei seinem Hypermoralismus stoert und beim Etablieren von Narrativen, die dann spaeter nur noch schwer zu revidieren sind.

Bestes Beispiel: der Georgienkrieg 2008. Bis heute wird behauptet, Putin habe diesen Krieg begonnen, obwohl eine EU-Untersuchungskommission 2009 feststellte, dass es Georgien war, das diesen Krieg mit Unterstuetzung der USA begann, was dann erst eine vollkommen uebertriebene Reaktion Russlands mit anschliessender Okkupation von Teilen Georgiens nach sich zog. Wie wir heute wissen, war genau das auch das Ziel der USA, Russland zu provozieren, wohl wissend, dass Russland genauso eine "Monroe-Doktrin" hat und verfolgt wie die USA und entsprechend handelt.

Uebrigens war genau diese Episode fuer Russland der Ausgangspunkt die Holding Rossija Sewodnja zu gruenden, um endlich den US-Propaganda-Kanaelen und -Informationskriegern in westlichen Medien und ihren Narrativen etwas entgegenzusetzen.

Darauf hinzuweisen und den verlogenen westlichen Hypermoralismus abzulehnen, ist keine Verharmlosung, Relativierung oder Verteidigung des voelkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges in der Ukraine, auch wenn das immer wieder behauptet wird.
Die verbissene und teilweise schon wuetende Hetze gegen Menschen, die dem verlogenen Westen den Spiegel vorhalten und ihn mit seinen eigenen Massstaeben messen, zeigt mir, dass der getroffene Hund bellt und zwar ziemlich laut.

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Lieber Herr Heiser
Ich teile Ihre Ansicht, dass ein Verbrechen nicht mit einem anderen Verbrechen entschuldigt werden darf.
Mir scheint jedoch, dass Sie Versuche, den aktuellen, grausamen Krieg Russlands gegen die Ukraine in einem grösseren geschichtlichen und politischen Zusammenhang zu sehen, und eben nicht im entsetzten Blick darauf zu verharren und den Rest der Weltgeschichte auszublenden, als „whataboutism“ betrachten und abkanzeln. Das halte für falsch.
Ich bin davon überzeugt, dass wir noch viel mehr weltweite Solidarität gewinnen könnten, um Russland zum Abbruch dieses Krieges zu bringen, wenn wir mehr weltgeschichtliche Einordnung wagen und die Verbrechen Russlands weniger als Singularität darstellen würden.
Aussagen, wie die, dass Russland nicht der einzige moderne Staat ist, der je grausame, völkerrechtswidrige Verbrechen begangen hat, sind keine Entschuldigung für Russlands Verbrechen. Vielmehr anerkennt eine solche Aussage, dass es auch Opfer anderer Kriegsverbrechen gibt. Und das diese nicht etwa nicht mehr zählen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Auch hier liegt wohl ein Missverständnis vor. Jörg Heiser schreibt:

Vergleiche können der Wahrheits­findung dienen – dürfen aber nicht zu Ausflüchten werden.

Nur Letzteres wird berechtigt als «Whataboutismus» bezeichnet. Leider dienen viele Verweise auf «die andere Seite» nicht der Wahrheitsfindung, sondern der Ausflucht, der Relativierung oder gar der Entschuldigung.

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Vielen Dank für diesen Artikel! Es ist schon immer wieder schwierig für mich, die Suche nach Zusammenhängen in einem Gespräch auszutragen. Es ist schwierig, willens der Diskussion die Sicht der anderen Seite einzunehmen ohne sich direkt ins Abseits zu lavieren, wenn die Positionen mit viel Emotionen gehalten werden. Menschen wollen verstanden werden, ihre Sicht der Dinge bestätigt. Und geschrieben ist es noch viel schwieriger.

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Ärztin
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PS: Als ich noch Schiffchen versenken spielte, hat mich interessiert, wieviele Modelle einer Waffengattung wer besitzt - später nicht mehr. Seit einigen Wochen erscheinen Zeitungsartikel, die fast nur aus Aufzählungen von Waffengattungen bestehen, als müsste jeder diese Sprache kennen oder jetzt erlernen wollen. MUSS ich?

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(durch User zurückgezogen)
Citoyenne
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· editiert

Ich erfahre hier gerade sehr viel Wesentliches über Putins Angriffskrieg, nicht nur über Propagandamethoden, sondern auch über Hintergründe, Auswirkungen auf die Menschen, politische Zusammenhänge.
Danke Republik.
Gerade habe ich ein Interview mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehemalige dt. Justizministerin und Hr. Baum gefunden über Möglichkeiten national und international gegen die Kriegsverbrecher in der Ukraine vorzugehen. Sie haben Strafanzeige beim Generalbundesanwalt zu den Vorfällen in der Ukraine erstattet.
Welche rechtlichen Möglichkeiten von den einzelnen Staaten, den Staatengemeinschaften und andern internationalen Institutionen genutzt werden können um diese Kriegsverbrechen zu ahnden, zeigen sie im Interview gut auf.

Wer weiss etwas darüber, was die Schweiz in diesem Zusammenhang tut?

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MissCellaneous
·

Unfassbar dass sie L-S heranziehen, sie hat noch nie was geleistet und das tut sie auch jetzt nicht. Strafanzeige zu stellen ist doch auch nur vom Schreibtisch aus zu moralisieren. Aber wenn’s das eigene Gewissen beruhigt. Kein Wunder dass die Situation ist wie sie ist, wenn die eigene Moral im Mittelpunkt steht.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Wenn jemand juristisch gegen mutmassliche Kriegsverbrecher vorgeht, was hat das dann mit moralisieren zu tun? Oder finden Sie es falsch gegen die mutmasslichen Kriegsverbrecher beim Massaker in Butscha und in anderen Orten juristisch vorzugehen? Merkwürdige Rechtsauffassung.

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Historiker / Politologe
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„Whataboutism“ als Vorwurf, als Schlagwort der Denunziation will Geschichte aus der Diskussion ausklammern: Jeder Hinweis auf irgendwie ähnliche Ereignisse und ihren Kontext wird tabuisiert und damit eine brauchbare Einseitigkeit konstruiert. Die Vertreter der Unvergleichbarkeit verteilen dann „gut“ und „böse“ auf entgegengesetzte Positionen und das erleichtert rigide Haltungen. Der zur Zeit wichtigste intellektuelle Kampfplatz dieser Art ist wohl der Überfall auf die Ukraine:

In den russischen Forderungen für die Friedensverhandlungen gibt es die mehr zur gesellschaftlichen Rechtfertigung nach innen gestellten Forderung („Entnazifizierung“) und die aus strategischen Gründen nach außen gerichtete (Neutralität der Ukraine). Letztere Forderung macht deutlich, dass die russische Sicht auf die NATO-Osterweiterung ein wichtiges Element der Krise ist.

Noch 1990/91 war es Common sense unter den Beteiligten, dass sogar schon eine Einbeziehung Ostdeutschlands in die NATO sowjetische/russische Sicherheitsinteressen berühren würde – und um wieviel mehr dann die Osterweiterung auf die früheren Satelliten-Staaten (deren Status zu der Zeit noch kein Thema war)! Einem Mastermind des Kalten Krieges wie George F. Kennan, aber auch dem früheren US-Außenminister Robert McNamara waren diese Zusammenhänge zur Jahrtausendwende noch bewusst; später wurden sie ignoriert.

George W. Bush machte der Ukraine und Georgien 2008 das Angebot einer Beitrittsperspektive zur NATO. Damit rückte die NATO-Führungsmacht von der Position der Vorjahre ab und trug zur Eskalation bei. Ex-Bundeskanzlerin Merkel warnte darauf bezogen weitsichtig davor, „Russland zu reizen und eine Destabilisierung Osteuropas zu riskieren“. Dann kam 2014 die Annexion der Krim (Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte) und nach der Aufnahme der NATO-Mitgliedschaft in die ukrainische Verfassung dieser schreckliche Krieg. Haben also nicht auch wir Schuld auf uns geladen, weil wir ein bekanntes Interesse der anderen Seite nicht beantwortet haben?

Zugegeben, das ist die Position eines „Russlandverstehers“ (nicht nur Putin, sondern schon Gorbatschow und Jelzin äußerten sich so) und auch die von G.F. Kennan, Robert McNamara, Egon Bahr und vielen anderen - es ist also eher eine Position des Politik-Verstehens. Die zur Zeit populäre Gegenposition impliziert, dass es besser sei nicht zu verstehen, wie ein Feind oder Gegner tickt - kann hinter diesem Skandalisieren der Vernunft mehr stecken als ein kindliches Gemüt?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Nein, da machen Sie m. E. bereits zu Beginn Ihrer Ausführungen einen schweren Interpretationsfehler. Jörg Heiser schreibt:

Vergleiche können der Wahrheits­findung dienen – dürfen aber nicht zu Ausflüchten werden.

Nur Letzteres wird als «Whataboutism» bzw. «Tu-quoque-Argument» bezeichnet. Und leider sind viele Verweise auf «die andere Seite» keine Vergleiche, die der Wahrheitsfindung dienen.

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Historiker / Politologe
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Den Fehler sehe ich noch nicht, da „Whataboutism“ ja in der Regel nicht als die Selbstbeschreibung der Vergleichenden verwendet wird, sondern als Abwehr, als Vorwurf, sich aus der moralisch einzig richtigen Position zu schleichen; aus dem Vergleich und dem Kontext wird dann auf Untätigkeit oder Gleichgültigkeit geschlossen. Logisch notwendig ist aber apriori die Ablehnung historisch erklärender, damit aangeblich „vestehender“/„rechtfertigender“/usw. Kontexte.

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