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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Viele Leute sagen, dass sie ihre Bücher nach Qualität aussuchen und nicht nach dem Geschlecht der Person, die das Buch geschrieben hat. Dabei verkennen sie, dass sie sich meist daran orientieren, was verlegt und rezensiert wird. Die Qualität eines Buches, kann man ja erst beurteilen, wenn man es gelesen hat.

Ich habe vor etwa zwei Jahren beschlossen, nur noch Bücher von Frauen und nicht-binären Menschen zu lesen. Ausserdem habe ich versucht, vermehrt Bücher ausserhalb der gewohnten weissen, westlichen Blase zu lesen.

Dem Lesegenuss hat das überhaupt keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil, ich kann es nur empfehlen.

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Vielen Dank, liebe Frau Schlatter. Da gehen Sie ganz ähnlich vor wie Nicole Seifert, die vor drei Jahren quasi dieselbe Entscheidung gefällt hat. So lässt sich natürlich eine Art persönliches Korrektiv zu verschiedenen Biases gestalten, nicht zuletzt auch eine Gegenbewegung zur eurozentrischen Perspektive. Für mich selbst muss ich sagen, ich hänge letztlich doch viel zu sehr an der Literatur in ihrer ganzen Breite, als dass ich mir irgendeine vergleichbare Regel für länger als eine gewisse Zeit geben könnte. Die Einschränkungen, die man vor allem durch die eigenen begrenzten Sprachkenntnisse hat, empfinde ich schon als schmerzhaft genug, auch deshalb möchte ich immer mal wieder den Übersetzer:innen ein Kränzchen flechten, weil nur sie uns ein klein wenig aus dieser Beschränktheit herausholen können. Aber ich finde Ihre Vorgehensweise ausgesprochen spannend und nachvollziehbar und fände es toll, Sie würden bei Gelegenheit einmal wieder ein wenig berichten, ob Sie die Regel noch beibehalten oder gelockert oder verschärft haben. Und gerne natürlich auch, welche Funde Sie gemacht haben! Das gehört ja zu den schönsten Seiten der Literatur: dass man sich als Leser:in ganz frei durch einen gigantischen Möglichkeitsraum bewegen und sich eben auch ganz eigene Regeln fürs Entdecken geben kann.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Ich muss vorausschicken, dass ich meistens englischsprachige Bücher lese, weshalb meine Tipps oft nicht so nützlich sind. Was mir nach einiger Zeit aufgefallen ist, dass Autorinnen eine andere Perspektive haben und Geschichten anders erzählen als Autoren.

Eines meiner Highlights war zum Beispiel "The Fifth Season" von N.K. Jemisin. Fantasy ist natürlich nicht jedermanns Sache, aber sie erzählt eine Endzeitgeschichte, in dem nicht nur gekämpft wird und in der verschiedene Figuren sehr unterschiedliche - "weibliche" - Überlebensstrategien entwickeln. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass in der Geschichte wahnsinnig viele Frauen vorkommen. Die Verteilung ist aber ungefähr 50/50, es fällt halt nur darum auf, weil bei Autoren sehr wenig weibliche Charaktere auftreten.

Nicht alle Bücher haben mich überzeugt, aber das hat meine Lektüre vorher auch nicht geschafft. Insgesamt habe ich in den letzten zwei Jahren viele Geschichten gelesen, die entweder ein bekanntes Genre gegen den Strich bürsten oder neue Geschichten erzählen.

Für letzteres empfehle ich Akwaeke Emezis "Süsswasser" oder das wohl etwas zugänglichere "Der Tod des Vivek Oji"

Prinzipien sind natürlich dazu da, dass man sie auch mal bricht. Und ja, ich habe auch einige Bücher von Männern gelesen. Dennoch werde ich mir auch weiterhin die Mühe machen, nach Autorinnen zu suchen und Geschichten zu entdecken, die nicht zuoberst auf dem Stapel liegen.

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Lieber Daniel Graf. Danke für diese interessante, fundierte Recherche. Vor allem der letzte Abschnitt lässt hoffen. Aber eben, nicht zu früh freuen, bleiben wir dran!

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Vielen Dank, liebe Frau Kuhn! Das Motto aus Ihrem Schluss-Satz würde ich zu 100% unterschreiben.

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Vielen Dank für diesen sorgfältigen und gründlichen zahlenbasierten Überblick. Der Einschub zur Literaturspalte in der Republik zeigt deutlich auf, wo die Grenzen solcher numerischen Bemühungen liegen: es müssen so viele unterschiedliche (Rahmen)Bedingungen berücksichtigt werden, dass das Resultat nicht mehr wahnsinnig viel aussagt. Ausser, dass man sich bei der Republik der Problematik bewusst ist und sich um Ausgeglichenheit bemüht. Was ja schon mal erfreulich ist.
Dass die konkrete Umsetzung von Gerechtigkeit nicht nur in der Genderfrage auch im optimalen Fall schwieriger ist und länger dauert als die entsprechenden Zahlen zu erfassen, mindert deren Wichtigkeit in keiner Weise. Sie bilden den Ausgangs- und nicht den Endpunkt.

Wer gerne Krimis liest, sei ganz am Rand noch auf die Sisters in Crime hingewiesen, die auch einen deutschen Ableger haben: Mörderische Schwestern.

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Liebe Frau J., besten Dank. Es ist, wie Sie sagen: Zahlen sind ein wichtiges Element, aber allein nicht ausreichend. Anders als manchmal von Kritikerseite suggeriert, behauptet ja auch eigentlich niemand ernsthaft, mit Zählen allein sei es getan. Vielen Dank auch für den Hinweis auf die «Sisters in Crime». In der Auszählung der Rostocker Studie waren übrigens nicht nur bei Krimis besonders krasse Unterschiede zu verzeichnen. Bei Fantasy, Horror und Science Fiction sowie bei Comics wurden sogar mit noch höherem Anteil Bücher von Männern rezensiert.

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Wer mal ein hochgeschätztes Werk der Weltliteratur von einer Frau lesen will dem sei “The Tale of Genji” von Lady Murasaki Skikibu empfohlen.
Obwohl das Werk ohne Zweifel aus einer patriarchalen Gesellschaft vor rund 1000 Jahren in Japan stammt ist sein sein Status bis heute unbestritten:
The novelist Yasunari Kawabata said in his Nobel Prize acceptance speech: "The Tale of Genji in particular is the highest pinnacle of Japanese literature. Even down to our day there has not been a piece of fiction to compare with it."
https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_Tale_of_Genji
Ich empfehle das Werk in Englischer Übersetzung zu lesen, am besten von Royall Tyler, eventuell als Ergänzung noch Seitensticker.

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Besten Dank für diesen interessanten Hinweis, liebe Frau P. Besonders schön finde ich übrigens, dass Sie auch auf die Tatsache eingehen, dass das Werk verschiedene Übersetzungen erfahren hat. Gerade die Übersetzer:innen (und der Umstand, dass jede Übersetzung eine individuelle Lesart und Wiedergabe bedeutet) gehen ja gerne mal vergessen.

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...im Sinne dieser Debatte: (fast) Alles von Ursula LeGuin ist ein absoluter literarischer Hochgenuss. Und selten wird die Genderthematik so sensible, poetisch und intelligent aufgegriffen wie in "The Left Hand of Darkness".

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Vielen Dank, lieber Herr M.! Das scheint mir völlig richtig, Ursula K. Le Guin ist sicher eine Autorin, die es in Europa nach wie vor noch mehr zu entdecken gilt.

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...gibt es eigentlich einen Begriff für das Gefühl, wenn man grundsätzlich absolut 100% profeministisch ist, aber von seinen letzten 3-4 freundinnen so derb vorgeführt wurde, dass einem nun, entgegen der ureigensten überzeugung, der themenkomplex feminismus/genderdebatten irrational den Ablöscher auslöst? Wie nennt man das? Es ist ein äusserst paradoxes Sentiment....

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