Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Danke für diesen Artikel Frau Thomae. Vor kurzen hatte ich schon ihr Interview bei WDR Redezeit gehört. Dieser Artikel unterstreicht nochmal ihre Bemühungen, denn gerne propagierten Keil zwischen Ost und West nicht mehr zu bemühen.

Selbst bin ich in Karl-Marx-Stadt aufgewachsen und trotz allen Widrigkeiten nach der Wende, auch hiergeblieben. Fast alle meiner ehemaligen Klassenkameraden sind damals in die gebrauchten Bundesländer abgewandert. Der Aderlass war enorm aber auch vorhersehbar.

Gefühlt relativiert es sich langsam. Unsere Kinder reden kaum noch über Ost - West. Für sie ist es einfach Deutschland (und nein, auch keine BRD). Ich denke, dass es eher noch ein Trauma ist, was uns Wendekinder betrifft. Die nächste Generation hat schon wieder ganz andere Sorgen und Probleme, die es zu lösen gilt.

Für uns ist allerdings traurig, dass das Treuhand Thema nie wirklich aufgearbeitet wurde, und es keine Stasi Prozesse gab. Ansonsten sollten wir die neuen Probleme endlich mal gemeinsam angehen und aufhören, den anderen mit Dreck zu bewerfen. :)

22
/
0
ichfürchte...
·
· editiert

Eine satirische Aufarbeitung zum Thema Treuhand gab's [kürzlich in der anstalt] (http://podfiles.zdf.de/podcast/zdf_…p20v14.mp4) zu sehen.
p. s. auch mir hat der Artikel außerordentlich gut gefallen

6
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Und auf Arte kam zum Trauma Treuhand die Doku "D-Mark, Einheit, Vaterland: Das schwierige Erbe der Treuhand" - Sehenswert!

4
/
0

der zweiteilige film „wendezeit“ befasst sich zum teil mit der treuhand. zu sehen in der ard mediathek.

0
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Vielen Dank, Jackie Thomae und Republik, für dieses Plädoyer für eine differenzierte Perspektive auf Augenhöhe.

Auf Deutschlandfunk Kultur hörte ich kürzlich einen Beitrag mit einer ähnlichen Stossrichtung. Er fragte:

Vor 30 Jahren ist die Mauer gefallen. Bis heute scheint das Land jedoch gespalten zu sein – auch, weil Medien die alten Klischees befeuern. Warum?

Jackie Thomae macht auf die relevanten Prozesse aufmerksam: Othering, Exotisierung und Essentialisierung.

Der ewige Osten erscheint als gänzlich anderer, fremdartiger, monolithischer Block, der die pauschalisierenden Stereotypen und Vorurteile bestätigt. Unbemerkt bleibt, wie diese Erscheinung bereits auf einer Vor/Ver-Urteilung beruht. Die Bestätigung also eine Selbstbestätigung ist.

Im Grunde ist es ein kolonialistischer, ja in gewisser Weise ein "orientalistischer" Blick: Der Westen in seiner hegemonialen Deutungshoheit definiert sich nicht nur über den Osten, sondern behauptet auch durch dessen angeblicher Inferiorität seine eigene Superiorität.

Es ist ein Chauvinismus des Stärkeren, des Erfolgreichen und des Gewinners. Hier die starken Individuen, dort die schwachen System-Opfer, denn das System determiniert vollkommen die Individuen.

Das Mitgefühl scheint sie zu ehren doch möchten sie nur sich selbst ehren. Hinter der altruistischen Maske versteckt sich jedoch oft Herablassung.

Sehr gut gefiel mir deshalb auch die Paar-Metapher und eine der letzten Passagen:

Das Paar jedenfalls reibt sich nach wie vor an seinen Unter­schieden und über­sieht dabei seine Gemeinsam­keiten. Es über­sieht auch, dass es von aussen längst als Einheit wahr­genommen wird.

Es ist wie bei vielen: Nur gemeinsam als solidarische Einheit werden sie Erfolg haben.

11
/
0
· editiert

Es gibt von Chimamanda Ngozi Adichie einen TED Talk zum Thema 'The danger of a single story'. Dieser wunderschön geschriebene Artikel erinnert mich an die dort von Adichie beschriebenen Prozesse der Projektion und der Vorurteile. Was ich am Artikel von Thomae besonders schätze ist der Hinweis, wie die Vorurteile den Vorurteilenden das Gefühl bescheren, über den anderen zu stehen. Ich glaube, wir alle kennen dieses Gefühl aus beiden Perspektiven (vorurteilen, vorurteilt werden). Es hat etwas Menschliches, aber auch etwas Entsetzliches an sich.
Und übrigens: Sting hatte in der Tat ein Flair für hässliche Songtexte, 'I'll be watching you' ...

6
/
0
Intellektueller Landarbeiter
·

Hahahaa!
Bei den Ossis gibt es ja auch ein paar Exemplare mit Humor!
Nicht nur lauter "graue Mäuse" des Stasi-Überwachungsstaats!
Ich selber machte in den Jahren nach dem historischen Mauerfall zwischen dem "Ostblock" und dem "Freien Westen" (frei vor allem für königlich-reiche A-Kunden...) folgende Beobachtung:
Auf Ischia, einer Insel in der Nähe von Napoli, die nicht so schön ist, wie andere Insel-Destinationen, aber wohl gerade DESWEGEN noch mit ureigenem. süditalienischen Leben und Flair, tauchte urplötzlich ein neuer Typus des "Deutschen Touristen" auf:
Eine schüchterne Kleinfamilie steckte ihren kleinen Sonnenschirm in der hintersten Reihe in den Sand. Die angenehmen Leute lächelten gesellig und kamen leicht mit Anderen in Kontakt.
Es gab also jenseits des lauten, grosskotzigen deutschen Urlaubers mit seiner penetranten Pfennigfuchserei und seinen Beschwerden über die ungenügende Hygiene vor Ort noch ganz andere, geradezu "undeutsche" Deutsche!
Natürlich gab und gibt es schon vor den "Ossis" "undeutsche Deutsche", zum Beispiel gemütliche Allgäuer, oder den üüüberaaaus laaangsaam spreechenden Willi Brandt.
Aber man hat sie wohl einfach nicht beachtet und nicht gesehen, weil sie sich eben nicht laut und grosskotzig über die Preise und die mangelhafte Hygiene beschwerten!
Was ich damit sagen will:
Über "DIE (BRD)-Westdeutschen" gibt es genauso viele Vorurteile und Clichées, wie über "DIE (DDR)-Ostdeutschen, besonders aus Schweizerischer Perspektive!
Schweizer und Ostdeutsche haben möglicherweise in ihren Beziehungen mit Westdeutschen etwas gemeinsam: Einen gewissen Minderwertigkeitskomplex, angesichts ziemlich dominant und direkt "auf den Punkt kommenden" Deutschen den man dann mit einem Mehrwertigkeits-Gegen-Kult zu kompensieren versucht, die darauf hinauslaufen, dass diese "Super-Deutschen" ja gar nicht so toll und tüchtig sind, wie sie sich in Szene zu setzen verstehen!
Und so ist es ja auch!
Wir sind so, wie wir sind! Und wenn sich arrogante "Siegertypen" über uns lustig machen, dann macht uns das erstens nichts aus, und zweitens fällt diese Arroganz irgendwann wie ein Bumerang auf die Urheber solcher Überlegenheitsphantasien zurück.
Dann nämlich, wenn wir mit ihnen nichts mehr zu tun haben wollen!
Ihr wollt ein Klassentreffen veranstalten?
Ach weisst Du, mir ist da was dazwischen gekommen, ein afrikanisches Konzert.
Na vielleicht klappt's ja beim nächsten Mal in zehn Jahren...

5
/
2

Als Veteran der der europäischen anti-Nachrüstungsbewegung und dann der Bürgerrechtsbewegung der 80er Jahre habe ich miterlebt, wie die KameradInnen im Osten die DDR zuerst noch als moralisch bessere Gesellschaft zu retten versuchten. 1989 versuchten sie noch die Parole "KEIN ANSCHLUSS UNTER DIESER NUMMER" (Anschlussgesetz) durchzubringen. Aber da waren die Miläufer quantitativ schon die erdrückende Mehrheit. Immer hin haben die letzteren auch die DDR-Betonköpfe an den Rand gespült.
Wie es herausstellt zugunsten der Wessi-Stahlbetonköpfe.
MfG
W. T. M.

2
/
0
(durch User zurückgezogen)