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1979 mit 17 habe ich jeweils spät nachts alle Folgen von Holocaust gesehen und erlitten. Seit dann hat sich eines in mir eingegraben: Wir müssen die Erinnerungen an diese schrecklichsten aller Ereignisse immer wach halten, um uns bewusst zu sein, zu was wir Menschen fähig sind.
Macht auch als Artikel sprachlos. - Und zeigt nochmals, wie wichtig es ist bei heutigen, ähnlichen Entwicklungen eben nicht wegzusehen; und da nicht zu schweigen, sondern immer wieder dagegen anzugehen, aufzuzeigen, zu argumentieren. - Danke!
Danke. Auch an Marcel Niggli.
Danke!
Kleine Anmerkung: die Hauptprobe für die späteren Vernichtungslager begann im Schloss Hartheim bei Linz, wo beginnend im Mai 1940 bis August 1941 insgesamt über 18'00 Menschen mit Behinderung ermordet wurden. Ihre Leichen wurden im Schloss verbrannt - die Überreste im nahen Fluss "entsorgt". Schloss Hartheim war Ausbildungsstätte für zukünftige Kommandanten der im Artikel erwähnten Vernichtungslager.
Behinderte Menschen allen Alters wurden - als "unwertes Leben" aus ganz Deutschland und Österreich in Bussen mit verdunkelten Scheiben nach Hartheim gekarrt - grossteils wurde das Abgas der Busse in die Kabine geleitet so dass die Insassen erstickten.
Schloss Hartheim ist heute eine Gedenkstätte.
Danke Ihnen für diese Ergänzung. Die Fassungslosigkeit wird immer grösser.
Wer in der Schweiz wissen will, wie das nationalsozialistische Regime seine Gegener behandelte - lange vor der organisierten millionenfachen Ermordung in Auschwitz - kann sich das nicht weit von der Schweizer Grenze anschauen, z.B. in Dachau bei München oder noch näher in Natzweiler-Struthof im Elsass (zwischen Basel und Strassburg). Das KZ Dachau wurde bereits im März 1933 eröffnet (und existierte bis Kriegsende). Obwohl kein Vernichtungslager, wurden dort über 40'000 Menschen ermordet (etwa jeder 5. Häftling). Das Lager diente ab 1933 als Abschreckung für Oppositionelle (einschliesslich Zwangsarbeit, Folter, Mangelernährung und Ermordung), später als Ausgangspunkt für Gefangenentransporte in die Vernichtungslager. Anfangs diente es aber auch der Propaganda als angeblich gut geführtes "Umerziehungslager". Geflohene Häftlinge vermittelten aber schon ab Mai 1933 der Öffentlichkeit ein realistisches Bild (in der Schweiz erschien 1936 unter dem Pseudonym Walter Hornung "Dachau - Eine Chronik", des hierher geflüchteten Arbeiterschriftsteller Julius Zerfass). Das realistische Bild als "Mörderlager Dachau" (so der Titel einer in Prag erschienenen Broschüre eines Geflohenen) schürte in der Bevölkerung die Angst vor dem Regime - was dieses durchaus wollte. ("Lieber Gott, mach mich stumm, damit ich nicht nach Dachau kumm").
Natzweiler-Struthof existierte nur 4 Jahre, in diesen starben rund 22'000 von etwa 52'000 Häftlingen. Der grösste Teil auf Grund der Haftbedingungen oder durch Hinrichtungen, andere wurden für medizinische Versuche ermordet. 85 Juden wurden vergast (es gab eine "Versuchsgaskammer"), damit sich ein Professor der Uni Strassburg eine Skelettsammlung anlegen konnte. Es macht einen auch heute noch fassungslos.
Die im Artikel gemachte Feststellung, dass die Nazis damals vor allem Spiessbürger waren, sollte man sich unbedingt merken. Gerade heute, wo so manche unter "das wird man doch noch sagen dürfen" wieder Unsägliches von sich geben. Wer wissen will, wie das mit dem alltäglichen Faschismus funktioniert, weil unauffällige, "brave Bürger" sich Vorteile erhoffen und damit die Herrschaft solcher Regime erst ermöglichen, der sollte Irmgard Keuns Roman "Nach Mitternacht" lesen. Das Buch erschien erstmals 1937 (im Handel ist die Auflage von 2002), kurz nach Keuns Flucht aus Deutschland in die Niederlande.
Der Artikel nimmt Anfangs einen Faden auf, den er nicht mehr zu Ende führt: die Toten an der Grenze Europas, zusammen mit der Frage: sind auch wir schuldig? Ich habe sie mir schon öfter gestellt, finde aber keine Antwort und vor allem: Wenn ja, was dann? Gerne stelle ich mir vor, wie ich mich im 2. WK heldenhaft im Widerstand engagiert hätte - aber was kann, sollte, muss ich heute tun?
LiebeR Anonymous, das ist eine der ganz schwierigen und quälenden Fragen: Was tun, um anders zu sein, als die schweigende und aktiv wegschauende Masse von damals? Sich Sorgen machen und aufmerksam sein, das ist vielleicht ein Anfang. Oder wenigstens nicht schweigen. Aber auch ich bin ratlos und hilflos. Es ist ein umgemütliches Gefühl. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Es gab viele die sich heldenhaft gegen die Nazis stellten. Die allermeisten starben sehr schnell und nicht sehr heldenhaft. Bewirkt haben sie kaum etwas.
Alles was wir tun können, ist trotz der Anfeindungen der bequemen Masse, immer wieder auf die unbequeme Tatsache hinweisen, dass wir die Ursache für die Migration über das Mittelmeer sind. Und zwar in mehrfacher Weise. Zum Einen halten wir ein Wirtschaftssystem am Laufen, welches nachweislich und offensichtlich auf Ausbeutung jeglicher Art von Ressourcen basiert. Zum zweiten sind wir Mitglied einer kriminellen Organisation die den Tod von Menschen in Kauf nimmt um die 'Attraktivität' von Europa als Ziel für entwurzelte Migranten senken.
Erst die Unmöglichkeit geregelt in Europa um Aufnahme zu bitten, hat diese Todesroute durch das Mittelmeer möglich, bzw. notwendig gemacht.
Als Einzelne sind wir machtlos gegen das Primat des Egoismus und der Ausgrenzung. Auf der anderen Seite sind es auch nicht all zu viele welche sich aktiv für noch mehr Ausbeutung und noch brutalere Abschreckung stark machen. Wir dürfen einfach nicht aufgeben und weiter versuchen die schweigende Mehrheit aufzurütteln und so diesem beschämenden Treiben ein Ende zu bereiten.
Eine gute Möglichkeit dazu ist die Konzernverantwortungsinitiative. Nach dem rücksichtslosen Durchmarsch der Konzernlobby im Parlament, planen die Verantwortlichen eine Filmprojekt um die Ausbeutungsmethoden der hiesigen Rohstoffkonzerne zu dokumentieren. Spendet dort, damit das Projekt realisiert werden kann, denn die Konzerne wissen um die beschränkten Mittel der Initianten und versuchen sie mit der Verzögerungstaktik finanziell auszuhungern
Die grosse Frage nach der Mitschuld würde ich mindestens teilweise mit ja beantworten. Habe kürzlich Saskia Sassens „Ausgrenzungen“ gelesen und bin immer noch sehr beeindruckt. Und mehr denn je überzeugt, dass die Konzernverantwortungsinitiative wichtig ist, aus verschiedensten Gründen und auf verschiedensten Ebenen: die unrühmlichen Manöver der CS in Mocambique haben Menschenleben ruiniert. Können wir als Bürger weiterhin zulassen, dass Schweizer Firmen Bürger ärmerer Länder zu Flüchtlingen machen? Und können wir weiterhin zulassen, dass der Schweizer Finanzplatz global etwa 20x mehr CO2 finanziert und produzieren hilft, als innerhalb der Landesgrenzen entstehen? (Alle an die Urnen!) An meinem ökologischen Fussabdruck arbeite ich nach Kräften, andere Antworten suche ich auch noch. Wird wohl dauern.
Ich hatte mal vor vielen Jahren während einem Geburtstagsessen in der Verwandtschaft eine Diskussion mit Holocaust-Verharmlosern. Die Diskussion - wenn man es denn so nennen will - endete damit, dass mir gesagt wurde, ich wüsste es halt nicht besser, unsere Schulbücher würden auf falschen Fakten beruhen, die Grundlagen dazu seien schon nach dem 2. Weltkrieg geschaffen worden und quasi alles historische Material, das es offiziell gibt, sei jüdisch unterwandert und nicht glaubwürdig. Auch alles, was in den Medien stehe, sei nicht glaubwürdig. Es war surreal, Verschwörungstheorie in Vollendung, aber ich war erschüttert, denn es waren nicht Fremde, sondern mir liebe Menschen, die plötzlich wie eine Maske ablegten! Es beschäftigt mich auch heute immer noch und kommt jedesmal hoch, wenn wie in diesem Artikel die Nazi-Verbrechen des 2. Weltkriegs Thema sind. Das Schlimme ist: Das sind keine Geistesgestörten, solche Leute gibt es tatsächlich unter uns, und manchmal fürchte ich, es sind viel mehr als wir glauben. Ältere, ganz normale und freundliche Menschen, die gebildet und wohlhabend sind. Leute, die den Krieg als 8-10 Jährige noch selbst erlebt haben. Ich verstehe es nicht, es macht mir Angst, und ich weiss nicht, wie ich reagieren soll - schon vor 20 Jahren hätte reagieren sollen.
Die Situation, die Sie schildern, ist wirklich unerträglich. Wie reagieren? Ich weiss es nicht. Wenn immer möglich stehe ich auf und verlasse den Raum. Am liebsten würde ich jedoch schreien, toben und Geschirr zerschlagen. Was auch nicht sehr hilfreich wäre, vermutlich.
Diese Situationen sind widerwärtig und schmerzhaft. Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass schreien, toben und Geschirr zerschlagen, zumindest metaphorisch, die bestmögliche Reaktion ist. Ich sehe für mich schlicht keine andere Option, als solche Aussagen in meiner Umgebung einfach niemals zu akzeptieren. Und wenn dann ein Weihnachtsfest ruiniert ist, wenn pikierte Leute einem sagen "du weisst doch genau, dass ich nicht SO bin" oder "es war doch nur ein Witz", dann ist das Ziel erreicht. Die Aussagen wurden gestoppt, der kleine innere Nazi in den Anwesenden zieht sich fürs erste zurück. Ja es ist keine dauerhafte Lösung, manche versuchen es, in nach meiner Erfahrung immer grösseren zeitlichen Abständen, immer wieder. Es ist aber nicht das Ziel, das Denken dieser Menschen zu verändern, das geht nicht. Es geht darum die Verbreitung dieses Gedankenguts zu stoppen, damit nicht andere, an und für sich anständige Menschen davon infiziert werden.
(Ich will hier nichts Inhaltliches über die Shoa schreiben, dazu weiss ich zu wenig. Ich glaube das, was ich in der Schule dazu gelernt habe. Das reicht übrigens allemal, um die richtigen Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Mein Beitrag gehört auf die methodischen bzw. erkenntnistheoretischen Ebene.)
Haben Sie sich denn überhaupt auf eine sachliche Diskussion der (vermeintlichen) Fakten eingelassen? Konnten Sie Ihre Bekannten widerlegen? Habe Sie überhaupt deren Informationen unvoreingenommen beurteilt? Oder haben Sie Ihren Verstand von vornherein für neue Information verschlossen, weil Sie glaubten, es besser zu wissen? - Ich kenne die Situation nur zu gut, in der Leute (wie vom Mainstream oft vorgemacht) lieber andere Leute als kranke Spinner schubladisieren, als zuzulassen, dass ihr eigenes Weltbild Kratzer abbekommt oder gar erschüttert wird (Kognitive Dissonanz). Ganz unabhängig davon, wie gesichert und unbestritten die Faktenlage ist.
Jemanden persönlich zu verurteilen oder mit negativen Gefühlen zu behaften, weil er eine andere Perspektive auf die/Wahrnehmug von der Realität hat, macht doch keinen Sinn! Wenn wir uns überhaupt streiten sollten, dann eher wegen normativen Aussagen (Wertvorstellungen, Bewertung von Dingen/Realität), nicht wegen positiven (Beschreibung von Dingen/Realität).
Bleiben Sie offen: Ihre Meinungen sollten nur auf Fakten beruhen, nicht auf vorgebeteten Meinungen und anerzogenen Dogmen anderer. Das ist der Geist der Aufklärung! (Klar, oft muss mensch sich auch auf Expertenmeinungem verlassen, aber auch da kann mensch ja das Gehirn beim Zuhören laufen lassen und muss dieses nicht gleich abschalten.)
Zeigen Sie Grösse: Sie sind nicht Ihre Meinung und Sie sind nicht Ihr Weltbild! Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie Ihre Meinungen und Ihr Weltbild der Realität anpassen (müssen). Das gehört zum Erwachsensein und zum Aufgeklärtsein.
Haben Sie Mut: Ja, die Welt ist voller Wahnsinn. Ja, es wird verrückter, je mehr mensch darüber erfährt. Aber mensch kann trotzdem fröhlich, freundlich und friedlich (mit seinen Mitmenschen) sein. Die meisten anderen sind auch nette Menschen und wollen niemandem etwas Böses.
Es sollte doch immer darum gehen, dazuzulernen. Wenn Sie sich von diesen Leuten nun isolieren und sie als dumm (o. ä.) betrachten, nützt das niemandem etwas. Eher im Gegenteil; es dient nur der Atomisierung, Polarisierung und Verrohnung der Gesellschaft. Es sollte doch unter Freunden/guten Bekannten nicht so schwer sein, eine sachliche Diskussion zu führen (Für wie glaubwürdig hältst du Dokument X, Behauptung Y, Bericht Z?) Und sprechen Sie auch über Ihre Gefühle (wie hier von Ihenen beschrieben), damit die Trennung von Sach- und Gefühlsebene gelingt. Ich bin mir ziemlich sicher, Ihre Bekannten finden z. B. die Shoa genauso abscheulich wie Sie, selbst wenn Ihre Bekannten 90 % davon für erfunden hielten. (Falls dem nicht so wäre, würde ich mir wirklich Sorgen machen, mit wem ich mich da so abgebe.) Klingt einfacher als es ist, aber probieren Sie es doch!
"Der Schoss ist fruchtbar noch aus dem das kroch." Bertold Brecht
Ebenso eindrücklicher wie wichtiger Text! Ich bin sprachlos...
Würde man die Menschheit nicht lieben, so wäre man nicht dauernd enttäuscht von ihr...
Vielen Dank für diesen Artikel, das Thema muss uns auch weiterhin beschäftigen. Nicht ganz zustimmen kann ich bei der letzten Feststellung von Zygmunt Bauman - und zwar bloss beim zweiten Teil, dem ersten stimme ich voll und ganz zu:
Der Genozid stelle weder eine Anomalie noch eine Fehlfunktion dar, sondern demonstriere, wohin die rational-technisierten Tendenzen der Moderne führen könnten.
Klar, die Technik hat den Boden bereitet, und die Vernichtung wurde in dem Sinne rational gestaltet, dass sie möglichst effizient war. Aber die Täter sind in einem toxischen kulturellen Strom mitgeschwommen, in Gleichgültigkeit und eben gerade ohne zu denken. Die Wahl der Mittel ist für die Grausamkeit der Taten zweitrangig.
Ebensowenig sehe ich beim dritten Reich besonders viel Rationalität, weder ideologisch, noch in der Führung, oder bei den einzelnen Tätern. Allzu menschlich, die "Übermenschen".
Einer der Schlüssel liegt für mich deshalb genau in mehr Rationalität, nicht weniger. Wir müssen der eigenen Vernunft insofern vertrauen, dass wir uns, unser Verhalten, und das unserer Mitmenschen auch grundsätzlich in Frage stellen können.
Übrigens scheint mir in diesem Zusammenhang die Klimaerwärmung fast das bessere Beispiel für die heutigen Mechanismen der Gleichgültigkeit zu sein. Die Toten sind weit weg, in der Zukunft, und jede von uns hätte bei sich und im Umfeld ganz konkrete Möglichkeiten einzugreifen.
Was bitte schön habe ich denn für konkrete Möglichkeiten das Sterben im Mittelmeer zu verhindern, was kann ich konkret tun um meinen Enkeln ein lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.
Mein Beitrag ist, dass ich verantwortungsbewusste Parlamentarier wähle. Da diese in der Minderheit sind, muss ich akzeptieren, dass die Mehrheit unsere Verantwortung an den miserablen Lebensumständen, welche zu der lebensgefährlichen Migration in die, von der Werbung noch schönergefärbten, Länder Europas führt, einfach verneinen. Dass die Mehrheit es als ihr ureigenstes Recht hält ein grosses, teures Auto zu besitzen und zu fahren, jedes Jahr zweimal mit dem Flugzeug zu verreisen und die billigsten Dinge zu kaufen, obwohl jeder weiss, dass sie durch Ausbeutung so billig wurden.
Ich kann konkret nur im persönlichen Gespräch alle an die unbequeme Tatsache erinnern, dass wir, ich betone wir, nicht ich, die Macht und die Mittel hätten diese beschämende Praxis des aktiven Wegschauens zu beenden. Das Resultat ist, dass sich die meisten meiner Bekannten nicht mehr auf ein Gespräch über solche Themen einlässt...
Ich denke genau so ging es vielen anständigen Deutschen während der Nazizeit auch.
Es ist nicht die Pflicht der Anständigen noch anständiger zu werden, es ist die Pflicht der unanständigen ihre Schuld einzugestehen und sich zu ändern. Nur das kann weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhindern.
Bloss wie das konkret zu realisieren ist, weiss ich auch nicht.
Erstmal bitte ich um Entschuldigung für das was folgt, ich muss hier beinhart reingrätschen: Aber sicher ist es die Pflicht der Anständigen, noch anständiger zu werden! Im eigenen Gärtchen geht es nicht um Gerechtigkeit oder darum, was andere tun. Man muss sein Handeln einzig vor sich selbst rechtfertigen. Tu ich das richtige, mache ich genug? Kann ich in 30 Jahren hinstehen und ehrlich sagen, ich habe es ernsthaft versucht?
Sobald man sich mit der Mehrheit vergleicht, relativiert man seine Meinung und den eigenen Einfluss auf das ganze. Und das ist vielleicht der Kern meines Kommentars oben, nämlich dass man sich an dem orientieren sollte was richtig (rational) ist, nicht an dem was die Mehrheit tut.
Wozu aber all das, wenn sich der Nachbar einen SUV als Drittwagen kauft, dauernd in die Ferien jettet und 5 Kinder auf die Welt stellt?
Erstens zählt jeder Beitrag, und bei unserem riesigen ökologischen Fussabdruck als Westeuropäer hat jede einzelne von uns überdurchschnittlich viel Einfluss auf die Umwelt.
Zweitens sollten Sie nicht vergessen, dass sich auch andere Menschen an Ihnen und Ihrem Verhalten orientieren. Manchmal hilft diskutieren, manchmal hilft es Vorbild zu sein, manchmal hilft gar nichts. Aber selbst konsequent zu handeln ist in jedem Fall überzeugender.
Ich verstehe Ihren Frust, sehr gut sogar. Ich habe den Grossteil meiner Schulzeit in einer Ortschaft verbracht, in der es absolut unmöglich war mit den Leuten auch nur ansatzweise ökologische Themen anzusprechen. Gehe ich heutzutage in eine Bäckerei und nehme keine Plastiktüte, weil ich selbst eine von zu Hause mitgebracht habe, bin ich nicht mehr der "komische Spinner", sondern der "Finde ich super dass Sie das machen!"-Typ. Wenn ich Glück habe nimmt sich die Verkäuferin sogar ein Beispiel daran.
Ein Detail, schon klar. Aber die Ausgangslage ist ganz eine andere als zu meiner Schulzeit. Die Mehrheit versteht und akzeptiert immerhin schon ökologisches Handeln, auch wenn sie es selbst nicht umsetzt. Das ist kulturell ein grosser Schritt, und die Tür steht heutzutage viel weiter offen als damals.
Zu wenig, zu langsam, ich weiss. Aber nicht hoffnungslos.
Ich muss Ihnen widersprechen, nicht in Ihrer Abneigung gegen Rassisten und Faschisten, aber in Ihrer Beschreibung, dass das dritte Reich nicht rational war: Es war im Gegenteil äusserst rational in Relation zu seiner perversen Ideologie. Es gibt leider diese idee, dass in Nazideutschland der grossteil der Bevölkerung brutal unterdrückt wurde, die wahrheit ist viel perfider: die Nazi Rechtssprechung war unheimlich differenziert und modern solange man nur zur bevorzugten gruppe ("Arier" in diesem Fall) gehörte. Selbst in den Kommandos, die unter anderem Babin Jar verbrochen haben, war die Bansbreite an "Gesinnung" recht gros. Ich halte es für enorm wichtig, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, sonst läuft man Gefahr, die Faschisten zu unterschätzen. Und nichts lieben die Kerle so sehr als unterschätzt zu werden.
ganz weit weg, in der Zukunft ... und im Mittelmeer ...
Als Ergänzung zu diesem ausgezeichneten Text: Neben amerikanischen Filmen und Serien gibt es, wie wir alle wissen, berührende Bücher, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und die von Überlebenden selbst verfasst wurden. Ich empfehle Imre Kertesz, 'Roman eine Schicksallosen' und Ruth Klüger 'weiter leben. Eine Jugend'. Ich fände es schade, wenn die Erinnerung nur über Filmserien wach gehalten würde (Gefahr der Melodramatik, Vereinnahmung, Romantisierung von Helden, Banalisierung).
Danke für diese Empfehlungen, und ich finde auch, die Bücher der Überlebenden sind wichtiger. Oder aber die Dokumentarfilme. Oder Zygmunt Bauman. Oder Hermann Langbein. Oder Eugen Kogon. Marcel Nigglis Literaturliste habe ich noch längst nicht abgearbeitet...
«Any questions?», fragt unser Guide. Wir schweigen. Das Sprechen ist uns vergangen.
Danke, Frau Hürlimann.
Mein Vater hat nach dem Krieg als Fahrer beim schweizerischen Roten Kreuz Arbeit gefunden. Er musste mit andern nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten ehemalige Insassen aus dem KZ Mauthausen in die Schweiz holen. Seinen Kindern hat er erstmals 48 Jahre später, nicht lange vor seinem eigenen Tod, in Bruchstücken davon erzählt. Er sah erschreckend aus dabei.
Liebe Frau J., es gibt Dokumente darüber, wie die Befreier völlig unvorbereitet auf die KZ und die Überlebenden stiessen. Das war ein Schock, die Befreier, oft junge Männer, waren völlig überfordert, gelinde gesagt. In einzelnen KZ haben die Allierten übrigens die angrenzende Bevölkerung gezwungen, durch die Lager zu gehen. Das ist filmisch festgehalten. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann
Und wir müssen uns dagegen wehren. Und zwar jetzt! Und wie lange und wo, wie oft auch immer.
— Das war mein Fazit, ebenfalls um 1979 herum (mit 20), die Serie Holocaust kenne/kannte ich nicht; aber die Gegeenwehr war mein Fazit anhand all der grauenhaft realistischen filmischen Aufarbeitungen zu all den endlosen SS-Hausdurchsuchungen, Häuser-Stürmungen der Nazizeit (immer um drei, vier Uhr nachts - so dass Schlaf bald beinahe unmöglich geworden sein muss - und fürchten mussten sich schon sehr bald letztlich alle; übrigens auch Schergen, die selber noch allerletzte Reste von Menschlichkeit zeigten!) - all die übrigen Verfolgungsaktionen der Nazis, die Deportationen (um drei, vier Uhr nachts, morgens, vom Fleck weg!), die überfüllten Zugwagons mit all den eingeschüchterten, hier schon Todgeweihten, quer durch ganz Deutschland hindurch, aus umliegenden Ländern später ebenfalls, und nach Polen hinein; das gnadenlose Massen-Morden in den Tötungslagern - all diese ganz realistischen, blutgefrierenden Filme, die damals in den grossen Kinosälen liefen ... All die unzähligen Schwarzweissfotos der knochendürren Leichenberge ... der komplette Horrror!! Das war ja damals mehr als dreissig Jahre nach Kriegsende schon (jetzt weitere genau vierzig Jahre zusätzlich noch her), und damals, nach mehr als dreissig Jahren erst richtig möglich, und immer noch der totale Horror, ein einziger riesiger Graus, der beim reinen Schauen uns reihenweise noch fast lahmgelegt hat.
Wie bestimmt die allermeisten anderen damals auch, (es war den vielen Reaktionen im Saaldunkel an zu hören und zu merken) dachte ich jedes Mal dabei die ganze Zeit, die ganzen Filme und historischen Abrisse hindurch : ein nächstes Mal müsste die Gegenwehr viel früher einsetzen! Sie müsste von uns allen kommen, ganz früh. Und gradliniger sein, wortgewandter, klarer!
Und doch sind wir, auch hier in nächster Umgebung der damaligen Gräuel, mitten in Europa, wieder ganz nahe an die erneute Gefahr solcher Gräuel heran geraten, befinden wir uns ganz aktuell wieder am Rande davon.
Wie ist das bloss möglich? Wie konnten wir so vieles wieder so lange ausblenden? Und so fürchterlich viele von uns tun das immer noch. Wie Einiges - auch dank Abwandlungen, Verlagerungen der Taktiken -, auch wieder nicht erkennen? Wie erneut So lange regungslos, teilweise auch so ohnmächtig bleiben?
Uns so wenig dagegen wehren?
Uns wehren müssen wir, anstatt es nur wieder für möglich zu halten - und teilweise noch in uns selbst zu suchen andauernd : dies ist ja gerade Teil der Lähmung, der Taktik im Übrigen auch, ist genau, was einen so grossen Anteil hat an der immer noch allzu oft fehlenden oder nur sehr zaghaften, und allzuoft gar ausserdem noch entschuldigenden Gegenwehr!
Gegenwehr funktioniert zu aller Letzt mit Selbstdemontage und dieser Art Innenschau; das schwächt nur jede Gegenwehr, schwächt das Immunsystem, den Willen.
Da tauchen sie schon wieder auf, diese Phantasmen, die Phantasmen der „opferbereiten Opfer“; so ein Bullshit; für einmal ist das Wort angebracht, welch kompletter Schrott!
—
Gegenwehr braucht Klarheit, Vernunft, Fakten, und eben auch den klaren Willen dazu.
Und es braucht uns alle dazu; alle, die das ebenfalls sehen.
—
Mensch (und die Republik) könnte ja mal damit anfangen, anzuprangern, dass Deutschland die BDS-Kampagne (die sich gegen die Apartheidsgesetze der israelischen Regierung und für die Rechte der arabischen Minderheit einsetzt) nun offiziell als "antisemitisch" diffamiert. - Israel kann doch jetzt nicht teilweise dieselben Methoden bei den Palästinebsern anwenden, weil die Juden selber mal Opfer waren.
Oder mal das Maul aufmachen, wenn "linke" Bands wie die "Antilopengang" Lieder ("Baggersee") veröffentlichen, die Atombomben auf Deutschland fordern und die Existenz Deutschlands als historischen Fehler bezeichnen. - Mensch kann doch nicht jetzt Gleiches über Deutsche sagen, was schon bei den Juden falscher nicht sein konnte. Auch nicht, wenn die Deutschen (oder ihre Grosseltern) die Nazis waren.
Oder sich mal endlich für Julien Assanges verletzten Rechte (gemäss UNO) und dessen öffentliche Rehabilitation sowie die Pressefreiheit einsetzen. Assange ist nichts weiter als ein unbequemer Publizist und wird jetzt dafür dem Imperium ausgeliefert, auch wenn er nichts mit den USA am Hut hat (kein US-Bürger, keine Anstellung beim US-Militär o. ä.) Div. Leitmedien haben seine Vorlage aufgenommen und dieselben Verbrechensbeweise (wie er selber) publiziert. Ein Verdienst an der Menschheit! Jene Journalisten haben aber das Glück, dass an ihnen kein Exempel statuiert werden soll. Deshalb schweigen sie wohl.
Oder mensch könnte einen Aufschrei starten, wenn Journalisten wie Ken Jebsen gewaltätig angegangen und ihre Kinder bedroht werden, weil irgendwelche Idioten auf Wikipedia gelesen haben, dieser sei ein Antisemit (was er nicht ist).
Ich hoffe, ihr macht euch schlau zu diesen Themen...
Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsäusserungsfreiheit, Pressefreiheit etc. sind nichts wert, wenn sie nicht universell gelten, sondern denjenigen verwährt werden, die sie tatsächlich brauchen.
Edit: Hervorhebungen
Es braucht schon ziemlich viel Unverfrorenheit, lieber Herr S., unter diesen Beitrag eine Propaganda-Tirade zu platzieren Spüren Sie auch sowas wie Pietät oder geht Ihnen das völlig ab?
Mein Beitrag führte einen Gedankengang weiter, der in den anderen Kommentaren hier platziert worden war: Wir müssen uns gegen all das wehren, was die Grundlage solcher unvorstellbaren Verbrechen bildet. Und das ist zuerst die Ausgrenzung von (irgendwie definierten) anderen und zweitens dass mensch diese anderen entmenschlicht und ihnen weniger Rechte und Würde zugesteht als allen anderen Menschen. Anschliessend daran zeigte ich auf, wo ich ebensolche Mechanismen, aber keinen angemessenen Aufschrei wahrnehme.
Die US-Drohnen-Morde von Ramstein aus vergas ich dabei z. B. sogar zu erwähnen.
Dass Sie mich (warum auch immer) hier anschwärzen wollen, kann ich mir nicht erklären, tut aber auch nichts zur Sache. Ich steh da drüber. Denn ich mache gerne "Propaganda" für das, was ich als Recht und Menschlichkeit empfinde - auch wenn anderen der Stil möglicherweise nicht gefällt. Das ist dann deren Meinung und auch deren Problem, nicht meines.
Friedliche Grüsse
Ich habe das Konzentrationslager in Auschwitz auch gesehen, vor vielen Jahren.
Vielleicht reagiere ich auch deswegen besonders hellhörig und sensibel auf rechtsnationale Versuche von heute, die grausame Tötungsmaschinerie der Nazis wieder in Gang zu setzen, mit neuen, unverdächtigeren Feindbildern, wie zum Beispiel "DEN Muslimen".
In der Wochen-Kolumne von Daniel Binswanger mit dem Titel "Köppel hat Recht" habe ich dann meinen Gedanken und Gefühlen über "Legale Terroristen" Ausdruck gegeben...
und wurde zurückgepfiffen vom Republik-Ordnungsdienst!
Nun fühle ich mich verraten.
Wenn wir hier nicht deutlich werden dürfen, wo dann?
Wer schützt uns vor solchen "Beschützern"?
Die Leute, um die es in meinem Beitrag geht, wollen lieber anonym zu bleiben. ;)
Nein. Es ist nicht vorbei, und unser Land ist nicht sehr viel weiter als damals, als verfolgte Juden an der Grenze zurückgewiesen wurden.
Beispiel: http://chng.it/Y2kG8jR6TJ
Ich schäme mich für dieses schreckliche Land, das nicht einmal einem verfolgten, bestens integrierten Student aus Iran Asyl bieten kann.
Sie können die Petition noch unterschreiben, aber die Frist für die Ausweisung ist eigentlich schon abgelaufen.
Edit: Post an der falschen Stelle: Ich behaupte, daran war das Republik-Diskussionstool schuld (falls die IT-Abteilung dieses Problem aufnehmen will).
Post angekommen. STOP. IT-Abteilung meint Problem zu kennen. STOP. Convenience gone rogue. STOP. Eingabefeld merkt sich lokal Geschriebenes, aber nicht abhängig von Thread oder Antwortefeld. STOP.
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